Stille Kometen

Wieder ein bißchen Lyrik, da habe ich meine zwei letzten Wochenenden bei experimentellen Lyrikfestivals verbracht, denn die Lyrik in Österreich scheint sehr experimentell zu sein, in der “Gesellschaft” bin ich auch vor kurzem bei einem Lyrik-Abend gewesen und vor zwei Wochen im Literaturhaus bei einer GAV-Veranstaltung, wo unter anderen Angelika Stallhofer ihren Gedichtband vorstellte, der von Andrea Zambori sehr schön illustriert wurde. Das blaue Buch ist in der “Edition ch” erschienen und Günter Vallaster, der Herausgeber hat es mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt, Angelika Stallhofer, deren “Adrian” , ich gelesen habe, wie auch bei den “Wilden Worten” hörte, hat es mir auch für das “Literaturgeflüster” signiert.

Das Buch ist in fünf Teile geglieder “Brennen – Wasserstellen-Surren-Schlingen-Schwebebahn” und enthält meist sehr kurze Texte.

So finde ich bei “Brennen” “Vorsichtig setze ich ein Wort vor das andere” oder “Alle Lungen sind farbgleich alle Nieren alle Herzen und Hirne”, “Aus meinem Kopf wachsen Amseln aus meinem Mund fliegen Drosseln losgerissen singt der ewige Vogel”

Bei den “Wasserstellen” finde ich “Was ich werden wollte Groß und nieniert (nicht klein und kariert”, das hat mir schon bei der Lesung sehr gut gefallen, sowie unter “Herkunft: Der Schlaf ist mein Vater -die Müdigkeit meine Mutter -vielleicht bin ich nur geträumt” oder “Ich bin so müde ich bin ein Berg ihr könnt mich nicht versetzen ob ihr glaubt oder nicht”, sowie “Womöglich gibt es keinen roten Faden- vielleicht ist er grün oder gelb oder blau”

Bei “Surren” gibt es “Fragen- Was sag was schreib ich über den Krieg- mit welchem Wort soll ich mich vor den Frieden stellen – und soll ich es laden”

Bei “Schlingen” findet man die “Letzte Nacht: Ich habe letzte Nacht von Italien geträumt- es war schön aber ich habe mich darin verfahren” und dann gibt es “Paliano”, wo sich glaube ich, eine österreichische Stipendiumswohnung befindet, wo Angelika Stallhofer, vielleicht einmal war “Auf der Terasse tummeln sich die Eidechsen- das Rasen und Rennen- bin zu lanngsam für ihren Tanz”.

In der “Schwebebahn” gibt es die titelgebenden “Stillen Kometen: Wer liebt schon die stillen Kometen den glatten Stein die fahrige Bahn das Zickzack der Hände das Scherengeschlecht die Spitzen ungebundener Enden”.

Sehr schön ist auch das “Und vice versa- Einer hat das Salz -der andere die Wunde”. Die “Wildnis” gibt es auch “Ich denke jeden Tag an die Füchse und Eulen in deinem Haus und setze mich zwischen sie wenn ich nicht mehr kann”. Zum Schluß kommen noch die “Zweifel: Es gibt Tage da will ich dir einen Bären aufbnden -und Tage da habe ich Angst es ist schon geschehen”

Ein schönes Buch sowohl von der Ästhetik, als auch inhaltlich jeden sehr zu empfehlen, der sich ein bißchen in die moderne und auch allzu experimentelle Larik einlesen will.

Die Arena

Paris ist damit gemeint, im zweiten Roman der 1969 im Iran geborenen Regisseurin Negar Djavardi, die schon mit ihrem Debut “Desorientale” aufgefallen ist. Jetzt hat sie mit ihrem sehr filmlastiges Portrait, die Millionenstadt in eine Arena verwandelt, den Schmelztigel, in dem sich zahllose gestrandete Gestalten verschiedenster Nationen aufhalten, ihr Schicksal durchleben und die Stadt sehr verändert haben.

Am Beginn des Presseexemplars gibt es einige Interviews und dann geht es los mit dem rasant geschriebenen Buch, das durch die Pulvedrstadt hastet und die Schicksale ihrer Bewohner schildert.

Da gibt es Benjamin Grossmann, der glaubt es geschafft zu haben. Als Sohn einer alleinerziehenden Filmemacherin, war er immer schon vom Film Fasziniert, hat da auch einige Exemplare geklaut und unter seinem Bett versteckt. Jetzt ist er Europachef eines amerikanischen Streaminganbieters und gerade dabei, aus Steuergründen wahrscheinlich, von Paris nach Dublin zu ziehen. Er ist mit einer Schauspielerin verheiratet, die gerade einen Roman schreibt und ein Kind erwartet. Die Ehe scheint nicht sehr gut zu sein. Benjamin ist ein Getriebener von den vielen ungeschriebenen Vorschriften, ob er rauchen darf oder joggen soll, die ihn dorthin brachten, wo er gerade ist und kommt gerade vom Besuch bei seiner Mutter, die ihm eröffnete, daß sie einen afghanischen Jugendlichen namens Amir, in seinem Zimmer einquartiert hat. Dann wird ihm in einer Bar sein Handy mit George Cloonys <privatnummer gestohlen und die Katastrophe beginnt.

Denn der Junge, den er verdächtigt, wird tot aufgefunden und Camille Karvel, die sich im Netz @corky nennt, filmt wie die türkisch stämmige Polizistin Asya Bayda, Sam genannt, ihm einen Fußtritt versetzt und stellt das Video ins Netz. Das bringt Stephane Jahanguir Sharif, der die Vereinigung “Bürger zweiter Klasse” gegründet hat auf den Plan. Er tritt im Fernsehen auf, während sein Sohn mit Camille und einigen Freunden, in die ehemalige Wohnung der Polizistin, die längst verhaftet ist, aufbrechen, um es ihr heimzuzahlen.

Es trifft eine Medizinstudentin, die gerade für eine Prüfung lernt, während es im Stadtviertel zu großen Unruhen kommt. Sams Kollege kommt dabei um. Ein Haus steht in Flammen und Ariane, Benjamins Frau, der inzwischen von Chinesen erpresst wurde, damit die ihre Schulden bezahlen können durchmacht und sich nur mit Psychopharmaka aufrechthalten kann, verliert ihr Kind.

Im Nachspann wird es dann ein wenig kryptisch.Benjamin ist eineinhalb Jahre später allein in Dublin und von Ariane getrennt, liest aber ihren Roman bei dem er Vorbild war und eine Serie, die das Geschehen von damals schildert, wird gerade ausgestrahlt.

Ein interessantes Buch, das einen Einblick in das brodelnde Paris von heute gibt. Interessant und aufsehenserregend und spannend eine neue starke literarische Stimme kennengelernt zu haben. Ich bin neugierig, was ich noch von Negar Djavadi hören werde und kann das Buch allen am sozialen Geschehen Interessierten sehr empfehlen.

Tante Ernas letzter Tanz

Jetzt kommt ein kleines gelbes Büchlein, das die Vielleserin wegen dem Genre oder auch wegen der leichten Sprache ein wenig ratlos machte.

Habe ich den 1969 Geborenen doch vor einigen Jahren, glaube ich, beim “Bachmannlesen” kennengelernt. Da hat er aus dem “Zimmermädchen” gelesen, das ich mir später bei “Wagenbachs-Hotelserie” bestellen

hätte könne, es dann aber gelassen habe.

Die “Hirngespinste” habe ich aber gelesen. Große Literatur also, dann ist das Büchlein aber sehr leicht geschrieben und auch dem Genre des Unterhaltungsroman zuzuordnen, obwohl das Thema ein sehr ernstes ist und eines das mich sehr interessiert, denn ich beschäftige mich ja sowohl in der Literatur als auch beruflich gern und viel mit dem Älterwerden und dem Sterben. ein Thema also für mich, obwohl es schief gehen hätte können, denn mit dem Humor und dem sich über ein ernstes Thema lustig machen, habe ich es nicht so sehr.

Aber keine Angst, Markus Orths ist nicht geschmacklos, obwohl manches vielleicht gewöhnungsbedürftig ist und die leichte Sprache habe ich eher der Buchbeschreibung entnommen, wenn da etwa steht “Markus Orths mag es nicht, wenn Lteratur und Leben verwechselt werden.”

Dann steht noch etwas, daß das Vorbild für die Irma seine Großmutter ist und bei “Amazon” gibt es ein Interview, so man lesen kann, daß “Tante Ernas letzter Tanz”,der Auftakt einer Reihe ist, die in Niederkrüchten” spielt und dorthin kommt der Ich-Erzähler, Benno, ein vierzigjähriger, um seine Eltern Irma und Paul zu besuchen. Die wohnen in einem Reihenhaus mit Tante Klärchen und deren Tante ist Tante Erna, schon neunundneunzig. Die liegt den ganzen Tag im Bett und Klärchen muß sie betreuen. Dann gibt es noch den Bestatter Magolei, den der Vater besucht um ihm seinen Regenschirm zu bringen und dann wieder mitnimmt ,weil es regnet. Es gibt den Pastor Kasper und zu Mittag werden Hefeknödel gegessen. Da kommt dann das Klärchen und beklagt sich, daß ihre Tochter Sibille, eine Lektorin, deren Chef Lendle heißt, nie auf Besuch kommt, weil sie Niderkrüchten nicht mag und da witzeln die Eltern “Zu deiner Beerdigung wird sie schon kommen!” und die Idee ist geboren. Die Tante ruft die Tochter an und sagt, Tante Erna ist gestorben und sie soll bei der Beerdigung helfen. Dann wird ein Tisch in einem feinen Restaurant bestellt, wo Benno, Irma, Klärchen und Sibille essen wollen. Der Vater soll dazwischen die Tante hüten. Eine etwas groteske Szene ist, als die Mutter mit dem alten Auto ins Nachbardorf fährt, dabei von der Polizei aufgehalten wird, keine Papiere mithat und angeschnallt ist sie auch nicht und im Restaurant fallen sie auch beim Bestellen auf, während sich der Vater inzwischen mit Tante Erna Vampierfilme, seine Leidenschaft ansieht.

Dabei wird Wein getrunken, den der Pastor immer zu seinen Krankenbesuchen mitbringt und Benno klärt Sibille, als er sie abholt auf, daß die Tante noch lebt. Die flunkert dann von einem teuren Grabstein, den sie bestellt hat und die Mutter bestellt beim Kellner eine “Tote Tante”, das ist ein Kakao mit Rum und der Kellner serviert das mit einem Handie, denn Paul hat inzwischen angerufen und teilt mit,Tante Erna ist tot, ruft dann den Bestatter, den Pfarrer und den Arzt an. Die kommen dann auch, aber die Tante war nicht tot, sondern nur betrunken. Der Vater will sich endlich einmal in einen Sarg probelegen und alles ist grotesk und durcheinander, hat mir aber trotzdem gut gefallen, obwohl es dann plötzlich aus ist und nur noch “Mutter Irmas letzte Sätze” kommen, die das schon Bekannte wiederholen und man weiß nicht recht, was ist jetzt passiert und wer ist jetzt gestorben und wie ist das mit dem letzten Tanz?

Ein leicht lesbares Buch, das zeigen kann, daß man speziell in Zeiten des “Bachmannlesens” auch durchaus so schreiben kann, daß man es versteht, weil die großen Probleme, des Sterbens und des Todes werden damit auch angesprochen und auf diese Art und Weise kann man sie vielleicht auch besser verstehen.

Amsel-Strähnchen und der Killer

Jetzt kommt für mich eigentlich ungewöhnlich ein Thriller, aber Georg Bruckmann hat mir freundlicherweise angeboten mich in seine neue Serie einzulesen, die mich vom Titel her, einmal verwirrte, denn “Amsel” klingt nicht sehr thrillermäßig und was hat es mit dem “Strähnchen” auf sich?

Das erfährt man oder habe ich erst am Ende des ersten Bandes begriffen, denn es beginnt für einen Thriller sehr bedächtig, in einen Zug. Da informiert ein Enthüllungsreporter mit seinem Chef über seine Enthüllung, die er über einen Reeder Sohn gemacht hat und brissante Daten enthellt und bemerkt dabei nicht, daß er beobachtet wird.

Für einen Enthüllungsreporter vielleicht etwas naiv. Dann kommen wir zu einem Robert Capou, einen Serienkiller, der eigentlich auch sehr bedächtig agiert und Fehler macht. Der hat zwei Wohnungen in einer und lebt eigentlich sehr gesundheitsbewußt und wird vom Chef von Jan Oppermann aus Kapitel eins, beauftragt nach dem Reporter zu suchen, denn der ist verschwunden. Wenn der Preis stimmt, macht er es und dann kommen wir zur zweiten Hauptperson, einer Jugendlichen namens Elli, die Probleme mit ihrer Mutter hat. Denn die säuft sich zu Tode und kümmert sich nicht um ihre Tochter. So wird Elli zu einer Streunerin und hängt mit ihren obdachlosen Freunden am Brunnen herum oder verbringt ihre Zeit in einem Abbruchhaus. Da wird sie von drei Burschen angegriffen und fast vergewaltigt, so daß sie Rache schwört und nach einigen Alpträumen sich zu bewaffnen beginnt.

Zwei Handlungsstränge, die auf dem ersten Blick gar nichts miteinander zu tun haben, der eine thrillermäßig, der andere sozialkritisch und die jetzt kann ich das Geheimnis der “Amsel” auch verraten, denn, als Robert Capou klein war und mit seinem Bruder in einem Waisenhaus lebte, wollte er eine Amsel retten, wurde aber von einem Mitzögling daran gehindert, den trifft er, als er nach dem Reeder und dessen Sohn forscht, als Gegenauftragskiller wieder und entledigt sich ihm und, als alles erledigt ist, trifft er auf Elli und spricht sie mit “Sei nicht so aggressiv, Strähnchen!” an, obwohl die sich längst die Haare abrasiert und am Ende des Teil 1, Fortsetzung folgt oder kann man sich schon bei “Amazon” herunterladen, gibt es als Bonuspunkte noch zwei ältere Robert Capou-Geschichte, wo es in der ersten um einen illegalen Mülltransport, in der zweiten um einen Vergewaltiger und da fallen wieder die recht brutalen Methoden auf, die Superman Capou dabei verwendert. Dann gibt es noch einige Leseproben von Brückmann-Büchern, der schon einige von ihnen geschrieben hat, der Autor warnt, nicht weiterzulesen, wenn man es so brutal nicht will, so daß ich es unterlassen habe.

Salonfähig

Hurrah, hurrah, jetzt komme ich im Juli endlich zum Backlistlesen, beziehungsweise zu einem meiner Geburtstagsbücher zu Elias Hirschls “Salonfähig”, der beim letzten “Bachmannlesen” mit meiner Stimme den Publikumspreis gewonnen hat und über einen rasanten Sprachstil verfügt und wo mir lange nicht klar war, ob es sich dabei um einen Schlüßelroman über Sebastian Kurz und die türkise ÖVP handelt, die ist jetzt vorbei und Sebastian Kurz Geschichte. Der Korruptionsskandal ist noch da und ich, die ich ja auch sehr politisch schreibe, habe mich vor meiner Covid-Phase ja auch einmal mit Sebastian Kurz und auch mit den Identitären versucht, beziehungsweise schon in “Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt”, in der “Reise nach Odessa” und “Mathilde im Coronaland” mit den jungen ÖVP-Politikern versucht.

Zugegeben, ich habe keinen so rasanten Schreibstil, wie der noch nicht dreißigährige junge Mann, den man seine Poetryslam-Vergangenheit anhört oder ablesen kann. Trotzdem hat mich das Buch ein bißchen ratlos gemacht und es war auch meiner Meinung nach nicht ganz strigent. Es ist eher so, als wären rasante Szenen an rasante Szenen aneinandergereiht, die dann der eigentlichen Handlung widersprechen und so ganz logisch erscheint mir dieser junge ÖVP–Funktionär auch nicht, denn ob diese junge gestylten Supermänner wirklich alle einen Psychotherapeuten haben und ob sie, wie wenn man den Inhalt ernst nimmt dann psychotisch werden, weil sie so extrem unsicher sind?, sei dahin gestellt.

Es ist also kein Buch über Sebastian Kurz, der in dem Buch Julius Varga heißt, während der rasant rasende Ich-Erzähler keinen Namen hat. Er ist Funktionär in den hinteren Reihe der “Jungen Mitte”, gießt also seinem Idol Julius Varga, der im Laufe des Romans Bundeskanhzler wird, die Blumen und interessant ist auch und da würde mich interesseieren, wann Elias Hirschl das buch geschrieben hat, daß der Ich-Erzähler und Julius Varga, der eigentlich nur eine Nebenrolle spielt, einen Gehstock haben und leicht hinken. Aber den verwendet ja Norbert Hofer nach einem Flugzeugunfall und nicht Sebastian Kurz und der Erzähler hat sich seinen Unfall zugezogen, als er in Shaghai zu Silvester war und dort jemand Geldscheine von einem Hochhaus schmiß und ihn die daraufhin entstehende Maßenpanik erdrückte. Dann sind wir aber in Wien und da geht der Antiheld zu Silvester glaube ich auf den Stephansturm und schmeißt da die Geldscheine hinunter und auf einmal ist er selbst der Shanghai-Täter und das ganze wird dann noch Julius Varga in die Schuhe geschrieben, während ihm die Rhetoriktrainerin erklärt, wie man die Wirklichkeit verändert.

Rasant verwirrend. Beginnen tut es vergleichsweise langsam, in dem der Held seine Morgenhygiene betreibt und erzählt, daß er ein guter Mensch sein will. Seine Rhetoriktrinerin hat ihm einige Sätze in den Mund gelegt und weil er das werden will, gibt er täglich einem Bettler zwanzig Cent und belohnt sich dafür mit einem Stück Sachertorte. Dann stellt er das ein und zu seiner Freundin ist er besonders fies oder neurotisch unsicher. Die besucht ihm nämlich. Er läßt sie warten und dann doziert er stundenlang über Thomas Glavinicn und spult da eingelernte Sätze hiunter bevor er Moni hinausschmeißt, weil er Zeit für sich braucht.

Beesonders skurril die Szene, wo die Wahl stattfindet. Der Held betritt die Wahlkabine. Da hat jemand “Varga muß sterben!,” hingekritzelt und er gerät in Panik, versucht verzweifelt das wegzukratzen, fällt damit auf, die Polizei und die Rettung wird geholt und statt im Steinhof geht es und im nächsten Kapitel, wie gewohnt weiter.

Er schreibt unzählige Mails oder SMS an sein Idol, das ihm nicht antwortet, entschuldigt sich dafür besorgt sich dann die ganze Auflage der Varga-Biografie und gerät noch einmal und noch mehr in Rage. Er stellt die Bücher um sich auf und verwandelt sich immer mehr in die Person seines Idols. Am Ende zerstückelt er ihn und man weiß nicht, ist er jetzt der neue Bundeskanzler und wie es es weitergehen wird? Es geht ins Hotel Sacher weiter und dann fliegt er nach China und wandelt dort herum.

Interessant, interessant, die Frage, wie schreibt man ein Buch über lebendige Personen? Da war ich ja erst kürzlich einer diesbezüglichen Veranstaltung. Man tut es offenbar in dem man sehr verfremdet. Die Rollen wechselt und die anderen offenbar interpretieren läßt, was man jetzt gelesen hat und das jetzt bedeutet und als ich mich schon fragte, wieso das Buch ausgerechnet “Salonfähig” heißt, finde ich das Wort dann auf Seite zweihundertfünfundvierzig: “Ich bin salonfähig. Mein Hugo-Boss Anzug, slim fit betont beiderseitig meine schlanke Figur und den Ansatz an wohltrainierter Muskelmasse.” und wer es jetzt wissen will “250 Seiten unterhaltsamer Irrsinn auf ziemlich hohen Niveau”, hat Cathrin Kahlweit, von der “Süddeutschen Zeitung” auf den Buchrücken geschrieben.

Weiter mit der Pandemie?

Wie geht es weiter mit dem Schreiben?, ist die Frage, die mich momentan beschäftigt. Dabei bin ich in diesem Jahr äußerst produktiv gewesen. Drei zwar eher kürzere Corona-Texte, das “Frauenleben”, “Die Uhren” und die “Gestohlenen Jahre” habe ich in diesem Jahr schon geschrieben.

“Das Frauenleben” ist erschienen, die “Uhren” habe ich gerade wieder durchgesehen und drei Fehler gefunden, am Cover müssen wir auch noch experimentieren. Es hat ja eine langen Titel, so daß wir da kein Foto brauchen, aber vielleicht einen farbigen Umschlag oder eine fettere Schrift.

“Die gestohlenen Jahre” muß er noch durchsehen. Das wäre dann vom “Corona-Texte-Buch” abgesehen, mein neunter Corona-Text. Die Ersten waren ja noch sehr dystopisch, ja so habe ich es Anfang 2020 empfunden.

Die letzten drei spielen in der Zukunft oder fast. Jedenfalls ist Corona schon vorbei und es wird zurückgeblickt. Aber so ist es ja nicht. Wir stecken, wie ich es überall höre, noch mitten drin, obwohl wir ja schon bei Stufe drei oder vier der neuen Horrorszenarien sind. Die Zweite ist der Angriffskrieg gegen die Ukraine mit den Sanktionen, der Kriegsangst und der, daß es ein kalter Winter werden wird, weil das Gas nicht kommt. die Teuerung ist dann der nächste oder schon der vorige Schritt und da wird dann nicht mehr von Panikmache gesprochen, sondern nur, daß der Strom um das Fünfhundertfache teurer wird, das Brot um zwanzig, der Strom um hundert Prozent und wie soll man das mit einem Gehalt oder Pension von vielleicht fünfzehnhundert Euro zahlen? So daß man überlegen muß, ob man essen oder heizen soll?

So höre ich es ständig in den Medien. Wenn ich dann auf die Straße gehe, sehe ich, die Restaurants und die Geschäfte sind voll. Aber das hat mich schon vor zwei Jahren gewundert und das ist die Ausgangslage für den neuen Text.

Wie schreibe ich weiter? Nicht mehr über Corona, weil man da ja, wie ich auch an den Gesprächen am Wanderwochenende, bei den IG-Autoren oder im “Werkl” merkte, sehr schnell ins rechte Eck gerückt wird und das bin ich ja nicht und meine Bücher kann ich auch anmerken, sind jetzt auch vollständig bei der GAV und bei Wikipedia eingetragen. Aber trotzdem oder obwohl zwei noch nicht erschienen sind, habe ich schon genug über Corona geschrieben, also etwas anderesm aber wie oder was?

Geht wahrscheinlich noch nicht, weil das Thema ja noch nicht abgeschlossen ist. Wir stecken noch mitten drin und, wie es weitergeht keine Ahnung und so habe ich im Mai, als ich mit den “Gestohlenen Jahren” fertig war, wahrscheinlich zu schnell mit meinem Erlebnis in der Konditorei Aida auf der Mariahilferstraße angefangen. Über das soziale Kreditsystem wollte ich schreiben. Das klingt sicher interessant. Aber ist das jetzt ein utopischer Roman und hat das was mit Corona zu tun? Das war die Zeit der Lockdowns in Shanghai. Da habe ich mir ein paar Videos angeschaut und dann noch eines über die Einkindpolitik so ist dann die Sun-Jong entstanden und Buch sechzig wieder nach dem alten Muster, die fünfundsechzigjährige Steffi Schuster, die immer in die Konditorei Aida frühstücken geht, wie ich das als Studentin machte und jetzt nach langer Zeit wiedermal am Nachmittag, geht in Pension und will jetzt etwas Sinnvolles tun, also über das soziale Kreditsystem schreiben.

Aber wie ist das jetzt mit der Pandemie? Ist die jetzt vorbei oder noch nicht. Das war, glaube ich, die Frage, an der ich bisher vielleicht scheiterte.

Sie ist geimpft, denn immer über Maskenphobiker schreiben ist ja vielleicht auch fad und die “Mathilde im Coronaland” gibt es auch schon.

Also eine eher angepasste Figur, die Steffi Schuster und vielleicht zu wenig alter Ego und so habe ich die vier bis sieben Szenen, die ich bis jetzt hatte drei bis viermal korrrigiert, um den Biß hineinzubekommen. Sun-Jog bekommt zum Putzen und erzählt, daß sie wenig Ahnung vom sozialen Kreditsystem an, weil ja mit drei Jahren aus China ausgereist, bekommt aber einen Brief von ihrem großen Bruder, eine “Ode an die kleine Schwester”, weil ich mich ja im Experimentieren versuchen wollte und habe die ganze Zeit gedacht, ich weiß eigentlich nicht, worüber ich schreiben soll und betrachtete die achtzehn Seiten als gescheitert.

Das habe ich im Jahr 1984, als ich schwanger war und über die Psychose der Elfi schreiben wollte und damit nicht weiterkam, auch so gemacht. Aber der Teufel schläft nicht und mein Ehrgeiz, obwohl ich ja immer schreibe, daß ich ausgeschrieben bin und mit den sechzig Büchern eigentlich schon genug geschrieben habe, offenbar ebenfalls nicht und so habe ich mich, als mein Urlaub in der Phase eins in Harland angefangen hat, als ich am Samstag vom Markt zurückgekommen bin, auf die Terrasse gesetzt, die “Zeit” nochmals durchkorrigert und dann das bisher Vorhandene nochmals durchgesehen.

Da war ich bei Szene acht bei der Steffi, die von der Sun-Jong den Rat bekommt, vielleicht doch über die Kolleratschäden, die Corona erzeugte, zu schreiben und habe mich dann hingesetzt und in der nächsten Szene zusammengefaßt, wie es es weitergehen kann?

Im Mai fiel ja gerade die Maskenpflicht und die Steffi stellte erschreckt fest, daß sie beim “Thalia” bevor sie eine Schwurblervisitenkarte in die Hand gestereckt bekam, eine aufgesetzt hatte. Inzwischen ist in den sechs Wochen, wo ich am Text herumdocktere, die Maskenpflicht im Supermarkt gefallen, das Covidmaßnahmengesetz, um die Verkehrsbeschränkung erweitert worden und das Impfpflichtgesetz gefallen, in Wien wurden die Maßnahmen wieder verschärft und die Maskenpflicht höre ich überall, kommt spätestens in August wieder, weil wir wollen und können ja nicht loslassen und Hilfspakete, die den Menschen bei der Inflation helfen sollen, wurden auch erlassen.

Das ist der Staus quo und die Sun-Jong geht wieder auf die Impfstraße, denn der vierte Stich soll jetzt auch gesetzt werden. Freiwillig, aber die vulnerablen Gruppen, ab fünfundsechzig sollen wahrscheinlich dazu überzeugt werden. Das wär schon was, woraus sich ein Roman schreiben läßt, habe ich gedacht und weitergeschrieben.

Die Pause wird dann in Kroatien und Ungarn kommen und wenn ich da vielleicht auf andere Ideen komme, kann das auch nicht schaden. Mal sehen, ich gespannt und ich gebe, glaube ich, nicht auf, denn wenn ich jetzt schon fast oder eigentlich schon über fünfzig Jahre schreibe, brauche ich das nicht, auch wenn das niemanden außer mir interessiert.

Selbstbestimmt leben

“Erzählungen aus dem Leben mit Persönlicher Assistenz”. Den 1966 in Kärnten geborenen Franz-Joseph Huanigg, der nach einer Impfung im Babyalter mit gelähmten Beinen, mit Elektrorollstuhl, Beatmungsgerät und Persönlicher Assistenz lebt, habe ich, glaube ich im Radio Kulturcafe im Rahmen der “Sozialmarie” oder sonstiger Preisvergabe kennengelernt, als ich mich gerade auf meinen WGPV- Vertrag vorbereitete.

Damals war er, glaube ich, Kinderbuchautor, der auf das Leben mit Behinderung aufmerksam machte. 2007 hat er anläßlich seines vierzigsten Geburtstag den “Ohrenschmaus” gegründet, in deren Jury ich j durch den Otto bin. Er war, glaube ich, auch Behindertenvertreter der ÖVP, deshalb fanden viele Jursitzungen im Parlament statt und ist jetzt, glaube ich, Behindertenbeauftragter im ORF. Ein sehr engagiertes Leben also und in einem seiner Büros hängt auch ein Foto wo er im Rollstuhl durch die Lüfte oder Klippen springt und während der Pandemie hat er sich entschlossen ein Buch über das Leben mit Persönlicher Assistenz zu schreiben.

Einen personal Essay oder personalisiertes Sachbuch könnte man so sagen und das Buch hat mir auch neue Seiten auf Franz-Joseph Huainigg, den ich bisher als sehr verbindlich eingeschätzt hätte, eröffnet. Er hat auch viel Humor, muß er wohl, kann manchmal, was mich erstaunte, bissig sein und beschreibt sich selbst als ungeduldig. Das untermauert auch das Vorwort, wo er schreibt, was er sich durch seine Behinderung alles erspart. So muß er beispielsweise keinen Müll hinunterschleppen, will es also gar nicht anders.

“Scherz!”, fügt er gleich hinzu und interessant auch, daß in seiner Patientenverfügung steht, daß er mit allen Mitteln medizinisch versorgt werden will. In meiner steht etwas anderes. Aber ich bin ja nicht körperlich behindert. Kann mir das auch nicht vorstellen und hätte höchstwahrscheinlich, die größten Schwierigkeiten damit, was man ja schon an meiner Weigerin eine Maske zu tragen, was höchstwahrscheinlich auch neurotisch ist, sehen kann, als ich mir aber damals den Knöchel gebrochen habe, hatte ich nichts gegen eine Spitalseinweisung und habe mich auch widerspruchslos gegen Tetanus impfen lassen.

Ein sehr interessantes und wichtiges Buch, auf das ich aufmerksam wurde, als mich Franz-Joseph Huainigg zu seiner Präsentation und Geburtstagsfeier, fünfzehn Jahre selbstbestimmtes Leben oder so, ins Badeschiff am sechzehnten Juni einlud. Aber da waren wir in Harland und einen Tag vorher hatte die Lia ihren dritten Geburtstag. Also habe ich “Vielleicht kann ich das Buch besprechen!”, zurückgeschrieben und die “Bibliothek der Provinz”, die auch die “Ohrenschmaus-Bücher” macht, hat es mir freundlicherweise geschickt.

Am Anfang gibt es ein Vorwort, in dem Franz-Joseph Huainigg, der eine Frau und zwei Kinder hat, das alles beschreibt und schildert, wie sich seine Lähmung fortschritt. Am Anfang ist er mit Krücken gegangen und konnte auch Autofahren. Er hat Germanistik studiert und immer herausfordernde Aufgaben gehabt. Dann mußte er beatmet werden und brauchte ständige Persönliche Assistenz, um sich.

Wo bekommt man die her und was für Ausbildungen haben die?, habe ich mich auch schon gefragt. Es sind meist Studentinnen, die wie bei Frau Fallenstein, etwas anderes als Medizin studieren, werden aber eingeschult und müßen, was den Umgang mit den Beatmungsgräten betriff, auch eine Prüfung machen und auch dann können sie nur an dem von ihnen betreuten Patienten arbeiten.

Das ist so, wie ich meinen Vater damals Insulin spritzte. As Angehöriger darf man das alles, glaube ich, auch ohne Einschulung tun und Franz- Joseph Huainigg schult seine Betreuerinnen auch selber genau ein. Das heißt, er lädt sie zu einem Kennenlerngespräch. Am Anfang hat er ein Inserat “Junger Mann im Rollstuhl sucht eine Studentin zur Begleitung durch den persönlichen Alltag” aufgegeben. Da habe ich mir schon gedacht, das kann im Sinn der Me too debatte anders aufgefaßt werden und die Assistentin, die sich meldete, kam auch in Begleitung ihrer Freudnin, die ein Messer im Rucksack hatte.

Jetzt formuliert er genauer und lädt die Bewerberin, es sind meistens Frauen, die sich melden, auch zu Schnuppertagen ein, wo sie dann den betreuenden Assistentinnen zuschauen und überlegen können, ob sie das machen wollen. Man kann aber, wenn die Chemie stimmt, alles lernen.

Das Buch ist aber eine Einschulung in die Persönliche Assistenz, wo die veschiedenen Betreungsstufen genau erklärt werden, unterbrochen von vielen schwarzweiß Fotos mit Franz-Joseph Huainigg und seinen Betreuerinnen, die auch jeweils einen Essay geschrieben haben, wo sie über ihre Erfahrungen, Ängste, Zweifel, Gefühle, etcetera, berichten.

Ein Problem ist die Abgrenzung der Assistenz von der Betreuung durch Pflegefachkräfte. So berichtet Franz-Joseph Huainigg von einer U-Bahnfahrt mit seiner Assistentin, wo ihm eine Pflegerin angepflaumt hat, weil er im Parlament die Persönliche Assistenz durchsetzte und sie um ihren Berufsstand fürchtete. Sie verschwand aber bald als Franz-Joseph Huainigg sie aufforderte sie abzusaugen. Denn das können auch die normalen Krankenschwestern nicht und immer eine Diplomkraft, um sich herum zu haben, wäre zu teuer und die würde dann auch nicht kochen oder die Kinder betreuen.

Es gibt ein Beispiel, wie Frau Huainigg zu einem Spitalsaufenthalt eine Menge Polster mitbrachte, um blaue Flecken zu vermeiden, die Diplomschwester lehnte ab, war aber später dankbar dafür, als sie die Blessuren sah.

Es geht dann um die Frage, wie weit sich die Assistentinnen abgrenzen oder in die Familie eingliedern können oder sollen? Franz-Joseph Huainigg hat schon einige von ihnen zu seinen anderen Mitarbeitern gemacht, beziehungsweise einer eine Polizeiausbildung durch eine Gesetzesänderung ermöglicht, weil sie eineinhalb Zentimeter zu klein war, als früher verlangt wurde.

Am Schluß werden dann noch Fragen beantwortet, wie man zu einer Persönlichen Assistentin kommt, wer das fördert, wo man sich hinwenden muß und welche Arten von persönlicher Assistenz es gibt.

Wichtig ist das selbstbestimmte Leben, das Leute, die beatmet werden müssen, durch persönliche Assistenz führen können, während sie in einem Pflegeheim wahrscheinlich schnell ihre Eigenverantwortlichkeit verlieren und sich entmündigt fühlen.

“Ich führe ein Leben inmitten der Gesellschaft, wo Pflege zwar wichtig ist, aber nicht meinen Alltag bestimmt.”, steht so am Buchrücken und Franz-Joseph Huainigg ist wegen seines Engagements und seiner Entschlossenheit sicher zu bewundern.

Die erste Juli-Woche

Der Sommer mit der Hitzewelle ist da, ich sitze vom Wanderwochenende in der Steiermark zurückgekommen auf der Wiener-Terrasse und gehe in mein fünfzehntes Literaturgeflüster-Jahr. Die “Alte Schmiede”, das Literaturhaus und die “Gesellschaft” haben ihre Pforten geschlossen.

Dafür begannen am Donnerstag die O-Töne im wieder normalen Modus. Eine Praxiswoche noch und dann hinein in die Ferien. Der Alfred, der ja sehr reiselustig ist, will nach der Corona-Reisepause unbedingt nach Kroatien fahren.

Ich bin ja nicht so reiselustig und würde den Sommer auch in Harland mit dem Schreiben und den Lesen verbringen. Da wartet ja eine lange Backlist auf mich, bevor im August die deutsche Buchpreisliste bekanntgegeben wird. Die ersten Neuerscheinungen sind auch schon angekommen und warten auf das Gelesenwerden und das Schreiben?

Da war ich ja im ersten Halbjahr äußerst produktiv. Drei zugegeben sehr kurze Corona-Bücher sind da im ersten Halbjahr entstanden, von den eines, das “Frauenleben” schon erschienen ist.

Das zweite “Die Uhren haben ihre Zeit verloren” hat jetzt schon ein vorläufiges Cover und muß von mir noch durchgesehen werden, bevor es an die Druckerei gehen kann. Dann warten noch die “Gestohlene Jahre”, die vom Alfred noch gesetzt werden müssen und ich trödle mit dem nächsten Projekt, der Steffi Schuster und ihrer chinesischen Patentochter “In den Wolken leben oder die Verkehrsbeschränkung” hieße jetzt der Arbeitstitel, nach wie vor herum.

Habe da jetzt siebzehneinhalb Seiten, die ich nochmals durchgegangen bin, acht Szenen und 8 244 Worte, um den richtigen Schwung zu bekommen. Nach wie vor weiß ich aber nicht wirklich über was ich schreiben will?

Die Steffi Schuster ist in Pension und schwappt derzeit durch die Sommercoronawelle und was macht sie jetzt? Schreibt sie darüber oder über etwas ganz anderes?

Momentan komme ich kaum dazu, weil da die Gesundheitskasse ihr Kontingent geöffnet hat, wieder mehr Klienten und ansonsten schwappe ich durch die Krisen.

Da ist zwar die Impflicht weil nicht verhältnismäßig aufgehoben worden, dafür wurde aber schon vorher das Epidemiegesetz noch einmal verändert und eine Verkehrsbeschränkung auf Verdacht ermöglicht, so daß man vielleicht, wenn ungeimpft nicht mehr demonstrieren gehen kann. Die Zahlen steigen wieder an und man muß auf den Herbst schauen, wo es ja immer Grippewellen gegeben hat, aber die Pandemie muß nach wie vor in den Griff bekommen werden, obwohl man das wohl gar nicht kann, denn das Virus wird wahrscheinlich nicht verschwinden. Man könnte nur anders damit umgehen und ich könnte wahrscheinlich endios darüber schreiben, bin aber nicht sicher, ob ich das soll?

Also in den Sommer. So ganz unbeschwert wird das nicht gehen, denn es wird ja alles teuer und die Gaszufuhr womöglich abgesperrt. Also frieren für den Frieden und weniger duschen. Die Klimakatastrophen sind auch im Aufschwung, obwohl man das im täglichen Leben, waren wir da ja erst vor kurzem in einen Luxusrestaurant, noch nicht so spürt. Meine Betriebskosten sind aber um sechzig Euro angestiegen und eine Nachzahlung hat es auch gegeben.

Überall Krisenstimmung. Zwei Jahre Corona-Angst, die ja nach wie vor noch geschürt wird .Jetzt kommt noch die Angst vor den Kriegsauswirkungen und der Wahnsinnsinflation, beziehungsweise der Kimakrise, den Überschwemmungen oder Waldbränden dazu und die Flügen fallen auch aus, weil kein Sicherheitspersonal vorhanden, was mich, da ich schon zwanzig Jahren nicht geflogen bin, am wenigstens stört.

Entspannt in den Sommer wird also gar nicht möglich sein und die Sommerfrischenwochenenden fallen heuer auch ziemlich auch aus, obwohl ich diese Woche wieder eines haben werde. Also am Freitag nach Harland fahren. Da habe ich noch einige Stunden. Dann vielleicht die Doris Kloimstein wieder einmal am Markt treffen und am Sonntag auf die Rudolfhöhe. Dann geht es schon in den Urlaub. Der erste nach drei Jahren und dann wird es spannend, wie es Corona mäßig weitergehen wird und wann die nächste Maskenpflicht wieder kommt?

Da war ich vor kurzem in einem Supermarkt, um Champginons, eine Avocado, Milch und einen Blätterteig für das Mittagessen einzukaufen und habe da nicht nur keine Leute mit Masken sondern eigentlich überhaupt keine gesehen, wo soll man sich da also anstecken können?

Wir müßen lernen mit den Virus leben, hört man zwar jetzt öfter, aber so wirklich wird das wohl nicht praktiziert , weil da sofort jemand schreit, die Maskenpflicht muß wieder her und wir können es nicht einfach durchlaufen lassen, sondern müssen alles korrigieren.

Also auf in einen Krisenherbst, aber vorher einen schönen Sommer erleben.Das wäre das Ziel, obwohl ich zugeben muß, daß ich wahrscheinlich alternbedingt mehr unter der Hitze leide. Es hatte aber auch noch nie so früh über fünfunddreißig Grad und daran muß sich der Körper wohl gewöhnen.

Also vielleicht ein nicht so planbarer Sommer mit vielen Krisenphantasien und unsicher, wie es im Herbst weitergehen wird? Da habe ich ja zwei Lesungsgtermine, ausgemacht und bin gespannt ob ich sie maskenlos absolvieren kann und das Volksstimmefest wird, was ich ja schade finde, wieder ohne Lesung stattfinden. Zumindestens werde ich dort nicht lesen, weil es da ja andere Organisatoren gibt. Wir werden aber wenn es geht, hingehen und nach dem Urlaub auch noch zwei Sommerfrischenwochenenden haben und dann sehen, wie normal oder abnormal es weitergeht und wie ich es mit dem Schreiben machen werde? Da bin ich gespannt, ob ich die Steffi Schuster durch die vielen Krisen schiffen lasse oder über etwas anderes schreiben werden und da wäre positives Feedback natürlich fein.

Vom Wiener Kultursommer zu den O-Tönen

Gabriela Hegedüs und Christoph Möderndorfer

Heute habe ich wieder mit einem Buch ins MQ gehen wollen, wie ich es früher mal so tat und mich zwischen sechs und sieben zu den O-Tönen setzte, um einen guten Platz ganz vorne zu bekommen, aber in den letzten zwei Jahren war das anders, 2020 mußte man sich die Maske aufsetzen um durch das Absperrgitter gehen zu können, im Vorjahr seinen Impf- oder Testnachweis, zeigen, etwas das mir, wenn ich so zurückdenke, absurd vorkommt, umso mehr da ich immer höre, wie problemlos die letzten zwei Sommer waren, während wir jetzt ja mitten in einer Sommerwelle sind und dringend wieder Regeln oder Eigenverantwortung brauchte. Letzteres finde ich gut und auch, daß man wieder normal zu Veranstaltungen gehen kann und da gibt es offenbar auch den “Wiener Kultursommer,” wo es jeden Tag an einem anderen Ort Bezirkskulturveranstaltungen gibt und da haben heute am Wiener Naschmarkt Clemens Marschall und Anton Tantner Texte zum “Widerstand und Strategien des Entziehens” und Robert Misik “Das große Beginnergefühl” vorgestellt.

Klingt auf dem ersten Blick ein wenig Spanisch. Was sind Strategien des Entziehens und was ist das Beginnergefühl? Die ersten beiden Autoren waren mir auch unbekannt. Robert Misik natürlich nicht. Da habe ich ja seine “Neue (Ab)normalität” gelesen und höre mir auch regelmäßig seine OE-24 Diskussionen anund im “Kreisky-Forum” habe ich ihn auch einmal gehört.

Also wieder etwas gelernt, als ich auf dem Weg ins MQ Halt am Wiener Naschmarkt machte und da war auch alles abgegrenzt und Security war ebenfalls da. Ma brauchte aber keine Maske und kein G obwohl der Wiener Bürgermeister heute darüber beraten hat, ob er die nicht wieder einführen soll?

Es gab ein paar Ansprachen, der Bezirksvorsteher war da und freute sich, daß die Kultur dem Bezirk nichts kostet und die ehemalige Bezirksrätin Zoumboulakis-Rottenberg, die ich einmal bei den Bezirks-Kulturfestwochen kennengelernt habe, habe ich auch getroffen. Die Texte, die der Journalist Clemens Marschall und der Historiker Anton Tantner gelesen haben, waren sehr interessant, obwohl ich immer noch nicht ganz verstanden habe, was das mit dem Titel zu tun hat?

Es war eine Reise von Wien nach London und Paris und wieder zurück. Einer der Texte handelte von Muriel Gardiner die auf Sigmund Freud Couch gelegen hat und mit ihm, glaube ich, nach London flüchtete, einer von der französischen Revolution, der dritte über einem Fritz Sax, der eine Bibliothek vor den Nazis rettete und nach London brachte und dann ging es noch ins Wiener Neugebäude.

Robert Misik Buch habe ich auch ein wenig unverständlich gefunden. Eine Art radikale Literaturgeschichte die von Elfriede Jelinek , Balzak und Flaubert handelte und dann ging es zu den O-Tönen, wo sich Gabriela Hededüs darüber freute, daß sie keine Corona-Beauftragte mehr sein und keine Kontaktdaten mehr einsammeln mußte. Daniela Strigl und Klaus Kastberger haben wieder das Programm zusammengestellt. Daniela Strigl “hat diesmal moderiert und zuerst die Debutantin Magdalena Schrefel und ihren bei Suhrkamp” erschienenen Erzählband “Brauchbare Menschen” vorgestellt und der Text, den die 1984 in Korneuburg Geborene gelesen hat, war wirklich interessant. Handelte er doch von einer Vater- Tochter Beziehung. Der Vater ruft die Tochter immer an, um ihr zu erzählen wer schon wieder gestorben ist? Die Christa Wolf, der Osama bin Laden, der Ray Bradbury, etcetera und einmal ist es die Mutter. Da weint er in das Telefon und die Tochter nimmt den nächsten Zug und reist zu ihm hin.

Interessant die “Brauchbaren Menschen”, bei denen es sich, wie Daniela Strigl einleitete, oft um Außenseiter oder Typen von der Arbeitswelt handelte, obwohl Daniela Strigl wie sie erwähnte, die Literatur der Arbeitswelt nicht so mag und dann kam der Star Wolf Haas, der, glaube ich, schon öfter bei den O-Tönen gelesen hat mit seinem neuen Brenner “Müll”, den hat Daniela Strigl mit Klaus Nüchtern schon in der Hauptbücherei vorgestellt und diesmal ist der Brenner zum Müllmann hinabgestiegen und wohnt in einer fremden Wohnung und dann wird in der Mülldeponie eine Leiche gefunden. Die Stellen, die Wolf Haas gelesen hat, waren sehr spannend und auch sehr lustig. Die Leute haben gelacht, als die Leichenteile gefunden wurden. Das finde ich ja nicht so lustig. Wolf Haas, der, glaube ich, auch Germanistik studiert hat, ist aber ein großartiger Schreiber, hat alle Nuancen drauf und jongliert sehr gekonnt mit der Sprache und den Genres.

Daniela Strigl hat ihm nach der Lesung darauf angesprochen, daß er zwischen seinen Brenner-Romanen auch andere Bücher, geschrieben hat und jetzt wieder auf den Brenner, den er schon einmal sterben hat lassen, wieder auferstehen ließ.

Sehr spannend der Wiener Kultursommer mit viel Literatur und das betonte Gabriel Hegedus in ihrer Begrüßung auch, daß Wien großartige Literaturveranstaltungen anzubieten hat und ich finde die O-Töne, zu denen ich wegen meiner Sommerfrische, ja erst später gekommen bin, auch sehr spannend, weil man da einen guten Einblick bekommt, was im Herbst vielleicht auf den Buchpreislisten stehen wird, aber ich werde da wohl eine kleine Pause machen und erst zu den beiden letzten Veranstaltungen wieder hingehen.

Ebbe und Flut im Quentin

Angelika Stallhofer
Margret Kreidl

Heute habe ich eigentlich zu Hause bleiben und in der Badewanne weiter in der “Arena” lesen wollen, die das quirelige Leben in Paris beschreibt. Dann hat mich der Alfred wieder auf eine Famulus-Lesung aufmerksam gemacht, da hat er, glaube ich, schon vor ein paar Wochen hingehen wollen, aber da habe ich die “Pandemischen Zeiten” im Republikanischen Clubl vorgezogen und jetzt gabs wieder eine Veranstatung von dem Club, den glaube ich Luis Stabauer vor drei Jahren damals im Cafe Westend gegründet hat.

Da habe ich aus der “Unsichtbaren Frau” gelesen, war ein paar Mal zuhören und dann im Jänner 2020 glaube ich noch einmal im “Siebenpunkt” bevor der Lockdown, und 3G-Kontrollen kamen.

Jetzt also wieder von Angelika Stallhofer moderiert von der ich vor kurzen ihre “Stillen Komenten” gelesen habe und gelesen haben Margret Kreidl und Lukas Cejpek.Petra Ganglbauer ist am Programm gestanden, wurde aber von Norbert Kröll, deren neues Buch im Herbst bei “Kremayr und Scheriau” erscheint, ersetzt und die Cafebar Quentin in der Kaiserstraße ist ein uriges Lokal mit Bücherstelen, alten Sofas, Blder an den Wänden, Gitarren am Boden und so weiter. Die Gäste sind draußen im Schanigarten gesessen, die Literaturinteressierten vor der Bühne. Außer uns waren wieder wenige Leute da und die wurden dann von Margret Kreidl, die wieder aus ihrer “Schlüssel zum Offenen” gelesen hat. Das ist der Band, wo jedes Gedicht mit dem Wort Gedicht beginnt oder aus den Buchstaben die daraus entstehen, als die echten “Literaturinteressierten”, bezeichnete.

Die Bücher konnte man natürlich kaufen. Ein paar Gedichte aus dem Kreidl-Band sind auch dabei gelegen und die habe ich schon damals in der “AS” und ich glaube auch bei der Biennale gehört.

Dann folgte Norbert Kröll mit einem Stück aus seinem neuen Roman, bin gespannt ob ich es mal lesen werde, Dann kam Lukas Cejpek mit einem Essay, der sich auf das Schreiben und die verschiedenen Formen der Literatur bezog.

Lucas Cejpek
Norbert Kröll

Interessant, interessant, bei einem oder zwei Kaiserspritzer wieder in die experimentelle Liiteratur einzutauchen. Michael Fischer ist auch gekommen und Angelika Stallhofer hat allen dann noch einen schönen Sommer gewünscht. De nächste Famulus-Lesung wird im September sein. Mal sehen wer da lesen wird und ob ich hingehe werde.

Was das Ganze mit “Ebbe und Flut” zu tun hat, habe ich nicht vergessen.