Hanno Millesis und Thomas Stangls Erzählungen

Nach fast drei Wochen Veranstaltungspause, richtig beim Musikprogrmm bin ich vorige Woche in der “AS” gewesen, aber sonst war ich live das letzte Mal bei Oswald Wieners Grundbuch dort und ein paar Veranstaltungen habe ich, weil ich jetzt ja viel in Harland war, oder Stunden hatte, gestreamt.

Also heute wieder eine literarische Veranstaltung. Johannes Tröndl hat moderiert und beide Autoren, die dem österreichischen Mittelfeld angehören, würde ich schätzen und beide schon für den Öst nominiert wurden, kenne ich sehr gut.

Von Hanno Millesi den ich bei Ernst Kostals “Wahnsinnssymposium” kennengelernt habe, bin ich sogar würde ich sagen, eine Fanin, habe einige Bücher von ihm gelesen und war auch bei einigen Veranstaltungen.

Bei dem ebenfalls 1966 geborenen Thomas Stangl ist das ebenso, der hat den ersten “Alpha” gewonnen und ist wie Hanno Millesi ein sehr interessanter Autor und jetzt haben beide Erzählbände geschrieben.

Kürzesterzählungen Thomas Stangl. Hanno Millesi eine längere “Der junge Mann und das Meer” und daraus hat er einige Stellen gelesen und da irrt ein junger Mann in einer Stadt, die am Meer liegt herum. Läßt sich von seiner Zimmervermieterin eine Liste von Sehenswürdigkeiten geben, die in keinen Reiseführer stehen. Landet da am Hafen und bekommt von einem Fischer einen Tintenfisch geschenkt. Der ist dann offenbar recht lebendig und mit dem irrt er dann weiter durch die Stadt, geht ins Heeresgeschichtliche Museum, etcetera.

Thomas Stangl bei “Droschl” erschiene “Diverse Wunder” trägt den Untertitel “Ein paar Handvoll sehr kurzer Geschichten”.

Achtzig sind es, glaube ich und Thomas Stangl nannte sie auch manchmal Romane, die aus nur einen Satz bestehen und erzählte im Gespräch, daß er damit das Absurde ins Ernste und auch das Ernste im Absurde zeigen wollte und das Ganze scheint auch in einem Zusammenhang zu stehen.

So tauchen immer wieder dieselben Personen auf. Tiere spiele eine Rolle. Es gibt einen Schattenpriester, einen Hundemaler, eine Akrobatin, etcetera und das Ganze ist, wie schon erwähnt sehr absurd und offenbar auch sehr lustig.

Jedenfalls gab es viel Gelächter im Publikjum und da ist interessant, daß ich neben Henike Blum und vor Daniela Strigl gesessen bin und jetzt bin ich gespannt, ob ich die beiden Bücher einmal lesen werde und ob sie auf der Öst oder vielleicht auch auf anderen Listen stehen.

Mann im Mond

Jetzt kommt schon der Erzählband der 1986 in Zagreb als Kind serbischer Eltern gebroenen Lana Bastasic, die in Bosnien aufgewachsen ist und der ja vor kurzem im Literaturhaus im Rahmen von “Traduki” vorgestellt wurde.

Zwölf Kindergeschichten oder besser Erzählungen, die Kinder als Protagonisten haben und die aus ihrer vielleicht naiven Sicht die Grausamkeit der Welt erklären.

Die Geschichte “Wald” aus der Lana Bastasic ein Stückchen auf Bosnisch gelesen hat, ist da besonders eindringlich “Ich brauchte ganz schön lange, um Papa zu erwürgen!”, heißt es da. Ganz schön brutal und aufschreckend und dann geht es um den Vater der immer mägerer wird. Die Nachbarinnen im Dorf sprechen die Mutter darauf an, ob sie ihn vielleicht vernachlässigen würde und das Kind geht im nach wenn er im Wald spazieren geht und dann auf einen Stein onaniert und das darf man nicht. Das ist peinlich und verboten und das Kind zieht seine Konsequenz.

“Mann im Mond” heißt die Titelgeschichte und da geht es, um die Mondlandung in den Sechzigerjahren. Der Vater, der als einziger im Dorf einen Fernseher hat, lädt die Nachbarn zur Übertragung ein. Die zwei Söhne werden vor das Haus geschickt, denn drinnen gibt es keinen Patz mehr für sie und die spielen dann mit Murmeln und reflektieren über ihre blauen Flecke, denn der Vater schlägt seine Kinder, um sie zu erziehen. So war es damals offenbar im Dorf und Lana Bastasic deckt das alle sehr schön poetisch aber dennoch unerbittlich auf.

Das “Letzte Abendmahl” ist auch ganz schön brutal. Denn da geht es, um den Besuch bei der Erbtante. Dazu schminkt sich die Mutter, zieht das gelbe Kleid an, wo man ihren Busen sieht, was den Kindern peinlich ist. Der Vater muß sich rasieren und man muß sich gut benehmen und dann mit der Tante auf ihr Schlafzimmer gehen und sich von ihr ihren Busen zeigen lassen. Die Tante stirbt ein paar Stunden darauf und das wird während der ganzen Geschichte reflektiert, denn der Augenblick wann sie den “Löffel” abgibt”, ist bei der Familie ein großes Thema.

“Gott aus Honig” hat die Übersetzerin Rebekka Zeinzinger im Literaturhaus gelesen. Auch sehr beeindruckend. Da geht es um das Schlafwandeln, um das Töten von Ameisen, das die <mutter immer tut, um verschwundene Schildkröten und die Beziehung des kleinen Mädchen zu Gott, das nicht versteht, daß er all das zulässt und ihr auf ihre Fragen keine Antwort gibt, bis es ihn endlich aus dem Fenster lässt.

Die nächste Geschichte “Säure” ist auch sehr grausam und läßt sich auf vielfältige Art deuten, da breitet ein Kind Fische auf den Tisch aus, schaut ihnen beim Sterben zu. Dann wird es von der Mutter in die Musikschule zum Violoncellospielen gebracht. Eine Psychologin kommt dann zweimal in der Woche in die Wohnung, um das altkluge Kind beim Spielen zu beobachten, die trinkt immer Tee, einmal vom Kind zubereiten, worauf sie anschließlend speiben muß.

Psychologisch ausgetüffelt die Geschichten, die die vielseitigen Traumen des Aufwachsens in wahrscheinlich ganz normalen Familien sehr scharf aufdecken. In der Geschichte “Zahnfee”, erinnern wir uns Lana Bastasic stammt aus einer Zahnarztfamilie und will sich offenbar dagegen zu Wehr setzen, sehnt sich ein Mädchen nach seiner abwesenden Mutter, der toten Oma und “verpatzt” seinen Geburtstag. Bettnässen tut es auch und vor der Zahnfee, die seine Milchzähne holen kommt, hat es Angst.

Im “Ein Tag im Schwimmbad” muß ein Junge mit seinen Vater zum Schwimmtraining gehen. Nachher sitzen sie im Cafe und der Vater bestellt Kaffee für sich und Zitronensaft mit Wasser für den Jungen, weil der zu dick ist. Deshalb gibt er ihm nicht seinen Keks. Scheidungsprobleme gibt es auch und den sehr eindrucksvollen Satz:

“Zweimal pro Woche sitzt Papa im Cafe neben dem Schwimmbad, während der Junge schwimmt. Danach trinken sie Kaffee, Cola und Zitronensaft mit Wasser. Papa liest Zeitung und isst den Zimtskeks. Das nennt man gemeinam verbrachte Zeit.”

Kein Wunder, daß der Junge danach Durchfall bekommt und wahrscheinlich auch keines, daß Spiderman ihn aus der Not, daß es am Klo kein Toilettenpapier gibt, befreit.

Die Geschichte “Brot” kannte ich auch schon aus dem Literaturhaus. Da geht es um ein vierzehnjähriges Mädchen, um die Nöte des Erwachsenwerdens, die Beziehung zum Vater und wie schwierig es ist, wenn man am Samstag Brot holen muß.

“Kreise” ist, glaube ich, die Geschichte die Lana Bastasic ihrem Sportlehrer gewidmet hat. Denn der hetzt die “Mathematikerin” über das Viereck um die Schule, was sie hasst, so daß sie drei Extrarunden drehen muß und bei der dritte bemerkt sie daß der Lehrer gerade einen Schlaganfall erleidet und leider leider hilft sie ihm nicht aus Rache. Das sind wohl die starken jungen Frauen, während ich in “Mein ist die Rache”, die Sache anders löste.

Die nächsten zwei Geschichten sind glaube ich den Kindern alleinerziehenden überforderten Müttern gewidmet, die ihre liebe Not mit den Müttern habe, die nicht auf sich schauen, sich nicht die Haare waschen können, sondern sie nur in den Supermarkt zum Schnaps holen schicken, obwohl die Kinder den gar nicht bekommen, die sich aber auch bemühen, die Tochter für den Musikvorspielabend gut herzurichten, es dann aber nicht schaffen, selber mit gewaschenen Haaren hinzugehen oder die menstruierende Tochter in ihren Blut warten zu lassen, weil sie es nicht rechtzeitig vom Supermarkt zurückschafft.

Geschichten, die die Psychologin schon mal erlebt hat, während die “Papa kommt heim”, wohl auf die bosnische und jetzt wahrscheinlich ukrainische Kriegserfahrung beschränkt ist. Da wird ein Hühnchen gebraten, Raffaellos aus dem D-Mark -Shop besorgt und der Vater stinkt und Kakerlaken kriechen aus seiner Armeetasche, keine angenehme Erfahrung für die Kinder, an die sie sich wohl noch als Erwachsene erinnern.

Starke Geschichten einer jungen Frau, die sie, wie sie bei der Lesung sagte, aus ihren Beobachten aus der Nachbarschaft zusammenklaubte, die auch stark besprochen und beworben wurden, sowie Aufmerksamkeit erregten.

Jetzt bin ich nur gespannt, was ich von Lana Bastasic noch hören werde und mir ihr Debut wahrscheinlich bestellen.

Übersetzertag mit Lana Bastasic

Und jetzt weg von den Hundertjährigen ins Literaturhaus zum Erzählband einer bosnischen Schriftstellerin und deren Buch “Der Mann im Mond” merke ich an, liegt seit einiger Zeit auf meinem Badezimmerbücherstapel.

“S. Fischer” hat ihn mir geschickt nach dem ich die Marlene Streeruwitz angefragt habe und spannend, daß der Erzählband heute im Literaturhaus vorgestellt wurde.

Hinter Annemarie Türk bin ich die Stiegen ins Literaturhaus hinuntergegangen und habe da erst mitbekommen, daß es eine Übersetzerveranstaltung von “Traduki” war, wo Annemarie Türk, ja bevor sie in Pensiono gegangen ist, tätig war.

“Haben Sie das Buch geelesen?”,” habe ich sie gefragt.

“Welches?”, war die Rückfrage.

“Das der Lana Basasic?”

“Nein noch nicht!”

Ich auch nicht, kommt aber bald daran und es ist sicher interessant, außer der 1986 in Zagreb geborenen und in Banja Luka aufgewachsenen Autorin, die jetzt gerade auf einen Writer in Residence Aufenthalt in Berlin ist, die Übersetzerin, die 1992 geborene Germanistik Rebecca Zeinzinger vorgestellt wurde. Beziehungsweise moderierte sie die Veranstaltung und Mascha Dabic hat übersetzt, obwohl die Autorin Deutsch verstanden aber nicht gespochen hat.

Und “Der Mann im Mond” der Erzählband mit zwölf Kindergeschichten, die eigentlich “Milchzähne” heißen hätten sollen, aber das gabs auf Deutsch schon, weil die Autorin aus einer Zahnarztafamilie stammt, ist sicher interessnt oder das isj es, daß eine junge Frau zwölf Geschichte geschrieben hat, die von Kinder handeln, das aber kein Kinderbuch ist und in diesen Geschichten, wo die Protagonisten keine Namen haben, sind ihre Erinnerungen oder die Gewalt enthalten, die Kindern in dieser Welt passieren können.

Die Autorin hat ein Stückchen aus der ersten Geschichte, die “Wald” heißt, in der Originalsprache gelesen. Dann kam die Geschichte “Gott aus Honig” von der Übersetzerin gelesen, die von Ameisen, einem schlafwandelnden Kind und dessen Beziehung zum lieben Gott handelt.

Dann kam das Gespräch, das heißt Fragen an die Autorin, von Mascha Dabic meisterhaft übersetzt, wie sie sich das alles merken und dann so flüssig wiedergeben kann und dann ein Gespräch über die Kunst des Übersetzen und da hat Rebekka Zeinziger nicht das studiert, sondern ist, glaube ich, Sarajevo, wo sie Deutsch als Fremdsprache unterrichtete, zu dem Debutroman der Autorin “Fang den Hasen”, der damals noch anders geheißen hat, hat ihn gelesen und dann zu übersetzen angefangen.

“S Fischer” angefragt, ob sie ein Probeakapitel schicken kann? Referenzen hatte sie keine. Dann hat sie übersetzt und jetzt auch den Erzählband und die Autorin hat ihr Debut selber auf Englisch übersetzt.

So geht das mit den jungen Frauen in der Literatur, die Erfolg haben und die Erzählung, die noch folgte “Brot” hat einen autofiktionalen Background. Den Einzigen, wie die Autorin betonte und dann geht es, um eine Vergewaltigung eines vierzehnjährigen Mädchen, das am Samstag Brot holen soll, das die Mutter dann in der Küche aufschneidet.

“Wenn die Hausfrau wenig spricht, dann verdirbt das Essen nicht”, hat die Übersetzerin gereimt und ich hätte sie gern gefragt, wie das im Original gewesen ist?

Bin aber nicht dazu gekommen und die Autorin betonte, daß es ihr nicht, um die Wort für Wort Übersetzung geht, sondern der Übersetzer ein Gefühl für den Text haben sollte und meinte, daß die Männer weniger, als die Frauen fragen. Aber mit ihrer Übersetzerin hat sie sich öfter in einem Cafe in Sarajevo getroffen und war dann auch im letzten Sommer auf einer kroatischen Insel auf einem Übersetzerseminar.

Viele junge Leute im Literaturhaus, dann die Frau Schmidt-Dengler und ich. Ein spannender Abend und jetzt muß ich das Buch noch lesen und meinen Eindruck dazu sagen.

Stefan Zweig Werkausgabe

Zu dem 1881 in Wien geborenen und 1942 in Brasilien vertorbenen Stefan Zweig bin ich über Umwege gekommen. Im Bücherkasten meiner Eltern stand die Biografie “Maira Antoinette”und die “Welt von gestern”” wahrscheinlich beide in Büchergilde Gutenberg” Ausgaben. Später habe ich dann im offenen Bücherschrank die “Schachnovelle”gefunden, die mich aber nicht besonders begeistert hat.

Vor oder nachher habe ich im Radio eine Sendung gehört, wo Stefan Zweig und Peter Rosegger aus dem Kanon der Literatur vor 1945 hinausgeschmissen wurden, was zur Folge hatte, daß ich ein paar seiner Bände im Bücherschrank stehen habe lassen.

Aber dann habe ich die “Berührungen” geschrieben und da kam die Idee ein paar Schauspieler ein Stück über Stefan Zweig und Heimito von Doderer spielen zu lassen und ich habe gelesen und gelesen.

Bin darauf gekommen welch großartige Novellen der Weltschriftsteller oder Vielschreiber geschrieben hat. “Die Gouvernante” fällt mir da ein und die, wo der Junge dem Vater seinen Seitensprung nicht verrät. Großartig.

Mit “Amok” habe ich wieder weniger anfangen können. Mit der “Ungeduld des Herzens”, schon und daß die “Welt von gestern” großartig ist habe ich schon früher herausgefunden.

Ein interessanter Schriftsteller. “Die Sternstunden der Menschheit” habe ich nicht gelesen und die Biografien zum Beispiel, “Fouche” würde ich für eher schlechter einschätzen. Auch das Buch “Brasilien” in dem er sein Exil lobte. Dann kam auch der Film “Vor der Morgenröte”, wo ich diesen ambivalenten Schriftsteller vielleicht nocb ein bißchen kennenlernte und die “Gesellschaft für Literatur” präsentiert auch seine Werkausgaben, beziehungsweise hat immer Veranstaltungen zu seinem Todestag.

In Salzburg, wo der Schriftsteller viele Jahre lebte, gibt es das Stefan Zweig Center, das habe ich nicht geschafft, während meiner Salzburger Aufenthalte zu besuchen. Aber jetzt ist Klemens Renoldner, der ehemaligen Leiter, mit Elisabeth Erdem und Werner Michler nach Wien gekommen, um den Band III seiner Erzählungen von 1927 – 1942, die unter dem Titel “Schachnovelle”, weil die die bekannteste ist, vorzustellen und das war sehr interessant, denn die drei Herausgeber erzählten von den verschiedenen Textfassungen und ihren Wunsch eine gesicherte Fassung herauszugeben.

Die “Schachnovelle” ließen sie dabei, weil offenbar zu bekannt, weg, sondern konzentrierten sich auf das eher Unbekannte. Eine Erzählung, wo es um einen Taschendieb geht, der vom Erzähler einen Tag verfolgt wird “Unvermutete Bekanntschaft mit einem Handwerk”, die hat Stefan Zweig Joseph Roth zum Lesen gegeben, was er offenbar öfter mit seinen Freunden machte, der die Erzählung zuerst sehr lobte, dann aber bis aufs letzte Detail zerpflückte, was Stefan Zweig offenbar höflich zur Kenntnis nahm, aber nichts veränderte.

“Spät bezahlte Schuld” heißt eine andere Novelle, wo eine Frau einen alten heruntergekommenen Schauspieler in einem Südtiroler Dorf trifft, der sie einmal davor bewahrt hat, sich ihm hingegeben hat und dem sie jetzt einen besseren Ruf verschaffte. Da gibt es einige Fassungen. Zuerst wird der Schauspieler, der auch mehrere Namen trägt, eher sehr schrullig, später milder beschrieben. Die Erzählung iskt auch zuerst auf Englisch und in Brasilien herausgekommen und dann erst in den Fünfzigerjahren in der “Presse”.

Fragmente gibt es auch, Beispielsweise die Erzählung “Wiederstand der Wirklichkeit”, die auch den Namen “Reise in die Vergangenheit” trägt und darüber haben auch die Herausgeber viel erzählt, daß es da zum Beispiel den Roman “Clarissa” gibt, der von dem Fischer-Lektor zusammengesetzt wurde, während sich jetzt die drei um eine gesicherte Ausgabe bemühen, die im nächsten Jahr, glaube ich, vorgestellt werden soll.

Es gab viele Fragen aus dem Publikum, das aus Ursula Seeber, Frau Schmid-Dengler, Dine Petrik, Helene Hoffmann und anderen bestand. Einer stellte die interessante Frage, ob es sich bei den Ausgaben nicht um ein “Zweig-Mausoleum handelt, weil es ja viele andere Zweig-Ausgaben gibt und das ist eine Frage, die ich mir auch stellte, denn ich käme nicht dazu die Bücher zu lesen und wenn sie noch so kommentiert sind, weil keine Zeit, keine Zeit. weil ich ab August mit dem Buchpreislesen beschäftigt bin, aber ich habe schon viel Zweig gelesen, zwar sicher keine gesicherten Ausgaben, aber doch einen genauen Einblick über sein Werk bekommen und Klemens Renoldner meinte, daß es überall auf der Welt viele Zweig-Spezialisten gibt, die auf die Bücher warten.

Am Osloer Fjord oder der Fremde

Jetzt gehts zum neuen Erzählband des 1938 geborenen Hartmut Lange, den ich mal in Göttweig gehört habe und auch einige Bücher von ihm besitze.

Geschichten übers Sterben oder den Tod von dem ausgefuchsten Erzählmeister psychoanalytisch und sokratisch bestens erzählt, wie ich dem Klappentext entnehme und dann geht es schon los in den Covidzeiten in der Titelgeschichte. Da reist einer um den Katastrophen auszuweichen an den Osloer Fjord und begegnet dort einen geheimnisvollen Fremden in altmodischer Kleidung und einer Guillotine in der Hand, der ihn bis zum Friedhof verfolgt.

Es sind geheimnisvolle unheimliche Geschichten, die uns Hartmut Lange da von seinen unheimlichen Begegnungen erzählt. Da gibt es die Opernsängerin, die “Mimi” in La Bohieme”, die sich von einem Besucher, der ihr einen Brief schreibt, irritieren läßt. Da ist es, glaube ich, die Frage, ob Sie von der Bühne überhaupt die Besucher im Zuschauerraum sehen kann und ebenfalls geheimnisvoll der Schriftsteller, der in der gegenüberliegenden Wohnung, in der niemand wohnt, Licht und seine ehemalige Geliebte herumschwirren sieht.

Ins “Nagelstudio” geht immer eine junge Frau mit einer Wunde, auf die, die asiatischen Angestellten immer Pflaster kleben. Da erscheint dann einmal ein Mann mit Geldscheinen und Mila taucht nie wieder im Nagelstudio auf.

Das ist überhaupt etwas, mit dem einige Geschichte enden, daß die Protagonisten den Ort des Geschehens nie wieder betrieten.

Beim Lortztindenkmal, viele Geschichten spielen in Berlin, wo auch ihr Autor lebt, gibt es eine Linde, die sich bewegt, beziehungsweise Rache nimmt.

Eeine Frau, die sich in ihrer Ehe langweilt gibt es, die dann die Wohnung ausräumt. Noch einen Unbekannten und wieder eine unheimliche Begegnung am Osloer Flord. Diesmal ist es eine Regine Olsen, die vielleicht von Kierkegard verlassen wurde, weil der Gott suchte und dann Munchs berühmten Schrei ausstößt und der Erzähler war eigentlich bei der Eröffnung des Museums eingeladen, wo das berühmte Gemäde fehlte und das dann auch nicht mehr betreten.

Am Schluß wird es dann noch philosophisch. Es geht aber auch, um Rilke und um Matthias Claudius und ich habe wieder ein sehr interessantes Buch gelesen, das in die Welt von gestern einführt, aber trotzdem sehr gegenwärtig ist.

Bettgeschichten und andere

Hurrah, hurrah, jetzt kommt schon das zehnte österreichsche Buchpreisbuch. Monika Helfers Erzählband in der “Bibliothek des Alltags” bei “bahoe books” erschienen, das mir der Verleger bei der Josef Schützenhofer-Ausstellung freundlich zu Verfügung stellte und ich kann mich nur wiederholen, die Öst ist diesmal sehr interessant, meine Shortlistwünsche würden ja aus Robert Menasse bestehen und mir den auch als Preisträger, die Preisträgerin Verena Rossbacher, Thomas Stangl, Anna Kim und Reinhard Kaiser-Mühlecker wünschen und das Interessante an der Öst ist ja, daß sie auch Personal Essays, Gedichte und Erzählungen und einiges eher Unbekanntes enthält. Zwei Erzählbände haben auch einmal den Preis gewonnen und jetzt stand die 1947 in Vorarlberg geborene Monika Helfer, die Frau von Michael Köhlmeier mit ihren “Bettgeschichten” auf der langen Liste, die ja schon mit “Vati”, der “Bagage” und auch mit “Schau mich an, wenn ich mit dir rede” auf den Listen gestanden hat und Monika Helfer bringt sicher einen eigenen unverwechselbaren Ton, der mich auch manchmal nervte, in die Literaturgechichte ein. Erzählt sie doch langsam und bedächtig von ihrer Familie und in dem schönen rosaroten Erzählband, geht es auch um Familiengeschichten.

So dreht sich die Erste um eine “Kitti”, das ist ein junges Mädchen, das ein Verhältnis zu einem verheirateten Mann mit zwei Kindern hat und da fährt nun die betrogene Ehefrau mit den Kindern zu den Eltern des Mädchens Das reißt inzwischen zu ihrem Liebhaber aus, in dessen Fitnessstudio sie auch arbeitet. Dort schläft sie auch, zeitweise dient sie der Famiie auch als Au Pair. Der Mann verspricht ihr immer wieder die Trennung und die Heirat und hält sein Versprechen nicht und die Ehefrau schwindelt ihr eine Schwangerschaft vor.

Interessant, interessant, wie man dieses altbekannte Thema auch erzählen kann.

Die zweite Geschichte heißt “Luca”, in der eine Frau der Erzählung auf der Reise nach Berlin ihre Geschichte erzählt und das Bett ist sicher ein wichtiger Gegenstand, in dem man sein Leben verbringt, liest, schläft aber auch seine Frau betrügt, wie am Buchrücken steht.

Es gibt das Mädchen, das sich zum Nachdenken in einen Brunnen zurückzieht und die kleine Paula, die von ihrer Mutter verlassen wurde, alleine vom Kindergarten nach Hause geht und schließlich eine neue Mutter bekommt.

Es geht um Zerbrechlichkeit, das heißt um einen Mann, der nicht aus dem Spital entlassen werden will, weil zu Hause niemand da ist, der sich um ihn kümmert und um das Lachen einer Nachbarin, das das Ehepaar sehr durcheinanderbringt.

Wahrscheinlich kommt das Bett in jeder der Geschichte in dem einen oder anderen Zusammenhang vor. Nur darum, obwohl der Beschreibungstext das vermuten läßt, geht es aber nicht, sondern mehr oder weniger hintergründig, um das gesamte Leben.

Da gibt es das Banale, wie den Mann, der von seiner Frau betrogen wird und am Ende das Leben “ähnlich wie früher, aber nicht ganz so” weitergeht oder wie es, vieeicht doch wieder , wie früher wird, obwohl nicht klar ist, wie das war oder sein könnte.

Ein “Schwarzes Schaf” gibt es auch und eine selbstbewußte Frau. Das ist die ehemalige Schulkollegin, der Schriftstellerin namens Monika, die das eigentlich nur theoretisch ist, aber einen toleranten Mann hat, der sich auf Lesereise befindet und als die Tochter Paula einen Bergunfall hat, ruft sie sie an.

Also die ganze Spannweite des Lebens, die von der Pakistanin, die mit ihren Kind auf die Polizeistation kommt, auf ihr Geschlecht zeigt und “Kaputt” sagt, dem Kind, das bei einem Hotelgast in Zimmer schläft und dafür schönen Glasschmuck bekommt und vom Zimmermäädchen, das einen Gast tot im Bett findet und sich dann ein paar Geldscheine aus der Brieftasche nimmt, das schlechte Gewissen ist natürlich dabei und die Geschichte von der Heilerin, die in den Montafoner Bergen lebt und die Erzählerin ordentlich durcheinanderbringt.

Manche Geschichte wirken märchenhafte, so daß sie in Zeiten, wie diesen als Weihnachtsgeschenk gut zu verwenden sind. Aber Vorsicht, sie sind ganz schön hintergründig und regen zum Nachdenken an. Ein schönes kleines Büchlein, das auch graphisch schön gestaltet ist. Klein aber fein und vielleicht nur vordergründig naiv, die Bettgeschichten der Monika Helfer aus Vorarlberg, deren Sprachstil ich vielleicht erst jetzt richtig verstanden habe.

Hotel Seattle

Und jetzt zu einem Erzählband, obwohl ich Erzählungen eigentlich nicht so mag, weil ich lieber im Längeren schweife, aber ich bin, der liebe Uli wirft mir das manchmal vor, ein wenig schlampert. So habe ich bei Lily Kings “Hotel Seattle” nicht auf die Unterschrift “Erzählungen” geachtet und mir das Buch bestellt, weil ich von der 1963 in Massachusets Geborenen, schon “Writers & Lovers” gelesen habe.

Am Buchrücken steht “Eine unserer großen Kurzgeschichten-Autorinnen” und die haben ja auch schon den “Nobelpreis” gewonnen”, obwohl ich die Erzählungen für eher konventionell und etwas altmodisch halten würde.

Da beginnt es mit dem Erfahrungsbericht eines vierzehnjährigen Mädchen, dessen Eltern gerade geschieden wurde und deren Mutter mit einer ihrer Kundinnen ausmacht, Carol oder Cara soll vierzehn Tage in ihrem Herrenhaus wohnen und da auf ihre Enkelkinder aufpassen. Es gibt ein Dienerehepaar, einen Sohn und eine Tochter und die zweijährige Elsie und den vierjährigen Stevie, der auch über einen großen Wortschatz verfügt. Der Ehemann der Tochter ist nicht anwesend, weil er offenbar viel arbeiten muß und das passiert offenbar auch “Molly Bloom” oder Raven, die Ehefrau des Sohnes Hugh, in den sich Carol gleich verliebt. Sie schreibt das an ihre Freundin Gina, denkt sich Phantasien aus und als er sie verführen will, beißt sie ihn in die Schulter und die Vierzehnjährige ist auch sehr literaturaffin, schließlich wird sie später Schriftstellerin. So phantasiert sie sich auch in die “Jane Eyre” hinein, die ja, glaube ich, auch als Erzieherin in ein Herrenhaus gekommen ist.

Weiter gehts mit der ungefähr genauso alten Paula, der Tochter eines, wie sie behauptet, introvertierten Buchhändlers, dem das Sprechen über seine Gefühle schwer fällt. Er traut er sich auch nicht mit seiner Angestellten Kate darüber zu reden, so daß Paula sie als Spanischnachhilfelehrerin engagiert. Am vierzehnten Februar, dem Valentinstag, hat Kate Geburtstag. Da kommen die Zwei sich dann näher. Die Geschichte heißt “Fünf Dienstage im Winter”, denn da fanden die Spanischstunden i statt und “In die Dordogne” fahren die Eltern eines namenslosen vierzehnjährigen Jungen. Es ist das Jahr 1986, also wieder eine Rückerinnerung und engagieren zwei Studenten Ed und Grant, um auf ihn und das Haus aufzupassen. Da gab es schon vorher ein Drama, nämlich offensichtlich einen Selbstmordversuch des Vaters.In eine Becca ist der Knabe auch verliebt und traut sich das ebenfalls nicht zu zeigen. Da helfen ihm die beiden Studenten, besiegen ihn auch im Tennis, obwohl sie das nicht spielen können und am sechzehnten August ,als die Eltern wieder kommen, gestehen sie sich ihre Gefühle. Der Junge sieht die Beiden niemals wieder. Liest nur Eds Bücher, die er später geschrieben hat, in der Hoffnung eine Anspielung auf diesen Sommer zu finden.

In “Nordsee” fährt eine Mutter mit ihrer zwölfjährigen Tochter auf eine Insel, einen Urlaub zu machen, den sie sich nicht leisten kann und den die aufmüpfige Hanne auch nicht will. Aber ihr Vater ist gestorben und hat der Familie kein Geld hinterlassen. Die Mutter zahlt Hanne, um ihre Ruhe zu haben schließlich Reitstunden, die ihr halbes Monatsgehalt kosten und die Spannung löst sich erst, als Hanne auf die Kinder der ober ihnen logierenden Familie aufpassen soll. Dann gibt es eine Schwester-Bruder Geschichte, wo ich den roten Faden nicht ganz gefunden habe. Sie zieht zu ihrem Bruder, nimmt einen Job in einen Restaurant an, was ich so ähnlich schon in “Writer & Lovers” gelesen. Es gibt die Hochzeit einer Freundin und einen Sorgerechtsstreit, um die Kinder, die mit ihrer Mutter unter ihnen wohnen.

Im “Hotel Seattle” treffen sich zwei Männer wieder, die im College ein gemeinsames Zimmer hatte. Der Erzähler ist schwul und hätte, als er das begriffen hat, gern mit Paul gevögelt. Jetzt ist er verheiratet und hat Kinder und nimmt den Erzähler im Hotelzimmer brutal her.

Dann geht es um eine Begegnung zwischen einen Großvater und der Enkeltochter in einem Spital. Der Großvater ist über neunzig, die Enkeltochter hatte einen Skiunfall und liegt im Koma und der Großvater denkt über sein und ihr Leben nach.

Mit “Mansarde” konnte ich wieder nicht viel anfangen. Es geht da jedenfalls um den Besuch eines Vaters, der große Aufregung auslöst.

Dann geht es in den “Süden”, denn dorthin will Marie-Claude, offensichtlich eine Französin mit ihren Kindern Flo und Tristan fahren. Sie ist auch geschieden und die Kinder wollen Geschichten von ihr hören. Da gibt es eine wo sie einmal in einem österreichischen Schloß einem Gespenst begegnete und die letzte Geschichte ist noch geheimnisvoller. Da wird eine Autorin mit einem Baby von einem Mann besucht, der mit ihr über ein Buch, das noch gar nicht veröffentlicht ist, sprechen will. Er hält ihr das Vorabexemplar vor die Nase und geht dann in die Küche um sich mit Martini zu betrinken und Rückerinnerungen an ihre Eltern gibt es auch. Für die realistische Leserin schwer zu verstehen und zusammenfassend kann ich schreiben, daß ich ein interessantes Buch gelesen habe. Einige Geschichte haben mir sehr gut gefallen, mit anderen konnte ich weniger anfangen und habe sie auch unverständlich oder nicht ganz ausgearbeitet empfunden.

Lily King ist aber wahrscheinlich, wie auch im Klappentext steht, “Eine große Chronistin emotionaler Extremzustände” oder wie ich es ausdrücken würde, eine Meisterin der Andeutungen von Gefühlszuständen und Zwischentönen.

Milch Blut Hitze

Jetzt kommt wieder ein Debüt, nämlich die elf Erzählungen der 1979 in Florida geborenen Dantiel W. Moniz, die Assistenzprofessorin für Englsch an einer Uni ist.

“Dantiel W. Monitz ist eine der aufregensten literarischen Entdeckungen aus den USA. Ihre gefeierten Erzählungen “Milch Blut Hitze” sind intime Portraits von Menschen aus den untersten Gesellschaftsschichten Floridas. Monitz nimmt uns mit auf die Schattenseite des Sunshine State, in die Alterswelten von Figuren, in denen es keinen Platz für große Träume gibt.”, steht in der Buchbeschreibung und damit sind wohl und das ist wahrscheinlich neu schwarze Frauen und Mädchen gemeint und all das wird mit einer sehr direkten neuen sehr n Sprache etwas Hintergründig erzählt.

Die Titelgeschichte erzählt von zwei dreizehnjährigen Mädchen, Ava und Kiera, die sich meistens bei Kiera treffen, weil deren Mutter offener, als die von Ava ist, sie spielen dürfen was sie wollen und nicht auf Ordnung und Sauberkeit achten müßen, wie ess Avas Mutter wünscht. So spielen sie Monster und Ava ist ein sexyes, wie Kiera meint. Die Mutter die Ava abholen kommt, rügt dann die schmutzigen Schuhe und schickt sie auf die Poolparty von Chelsa Zucker, damit sie andere Freundinnen findet. Die findet in einem Hotel statt, wo Avas Cousin mal Homeboy war und so fährt sie mit ihr aufs Dach hinauf und dort spielen die Mädchen ihr “Was ist wenn- Spiel” – “Was wäre wenn man vom Dach fiele?”, fragt Kiera und tut es. Ava kann dann die Antwort, daß ihre “Blutschwester” es tat, weil sie wissen wollte, “wie es sich anfühlt”, nicht formulieren.

In “Festmahl” geht es zu Rayna, die ist mit dem weißen Heath verheiratet, hat vor acht Monaten ihr Baby verloren und kann noch nicht so loslassen, wie es sich die anderen wünschen und es noch einmal probieren, weil das ja eine “ganz normale Sache” ist.

“Zungen” erzählt, wie es ist in einer bapistischen Gemeinde aufzuwachsen, wo Zey am Sonntag mit Eltern und Bruder in den Gottesdienst geht, der Pfarrer sie in sein Büro bittet, seine Hand auf ihr Knie oder ihre Schulter legt und fragt, ob sie “ein gottesgefälliges untertäniges reines und leises Mädchen ist?” Sie schüttelt die Hand weg. Der Pfarrer verbreitet Lügen, die Eltern glauben ihr nicht, des Pfarrers Sohn schlägt den Bruder zusammen und erzählt, daß Zey “mit dem Teufel fickt” und Zey weiß sich zu rächen.

“Den Himmmel verloren”, hat Fred und da stimmt die Buchbeschreibung nicht so ganz, denn es sind durchaus nicht nur die unteren Schichten, über die erzählt wird, sondern vielleicht die psychischen Ausnahmezuständen. Denn Fred hat viel Geld in der Tasche, gibt der Kellnerin Hilda, in der Bar, die er immer Dienstag besucht, pro bestelltes Glas reichlich Trinkgeld, hat eine teure Uhr und eine Frau namens Gloria, der er mit seinem Geld auch ihre Chemo- und Bestrahlungstherapien, wir sind in Amerika, bezahlen würde. Das <problem ist nur, Gloria will das nicht, sie will ihr Leben gut zu ende leben. Das heißt trotz ihrem Karzinoms rauchen. Sie verläßt ihn auch am Wochenende, um ihre Familie zu besuchen und da geht Fred wieder in die Bar. Da hat die Kellnerin aber weniger Zeit für ihn, so vertraut er sich einem Jungen namens Tony an und betrinkt sich. Als er zum Auto wankt, wird er von ihm überfallen, Geld und Autor ist weg und die Kellnerin hat auch keine Zeit für ihn, sondern geht mit dem Koch nach Hause. Sehr hintergründig die Geschichte, wie die anderen auch, das ist wahrscheinlich Dantiel Monitzs Spezialität.

Das trifft auch bei “Die Herzen unserer Feinde” zu, denn das ist ebenfalls eine sehr hintergründige Familien- beziehungsweise Mutter-Tochtergeschichte. Da ist Frankie, die hat ihren <mann irgendwie betrogen oder auch nicht so ganz. Der Mann ist aber ausgezogen und scheint nur noch das Geld zu überweisen und so bemüht sich Frankie um ihre Tochter Margot, die sie aus diesem Grund zu bestrafen zu scheint, beziehungsweise hat Frankie Schuldgefühle. Kocht und wäscht für die Tochter und deren Freundin, entdeckt in ihrer Wäsche Zettel mit französischen Nachrichten und ein großes Versöhnungsessen scheint es auch zu geben.

Um Religiösität beziehungsweise um die Fragen von Gut und Böse, Schuld und Sühne geht es in der nächsten Geschichte auch. Das ist Shayla, neun und die verbringt ihre Sommer gerne bei der Großmutter und ihrer Cousine Tweed, die dort aufwächst, weil ihre Eltern im Gefängnis sitzen. Shaylas Mutter vermutet daher das Böse auch bei Tweed und Shayla überlegt, wo das Böse bei ihr ist? Fährt dann mit ihrem Vater und seinen zwei jüngeren Geschwistern ans Meer und dort kommt es zu einem fast tödlichlichen Unfall, der sie noch lang begleiten wird.

In “Schnee” geht es um Trintiy, die ist dreiundzwanzig. Barfrau und frisch verheiratet. Der Sex klappt nicht so und sehr ausführlich wird die Beziehung, die die Barfrauen zu ihren Kunden haben beleuchtet. Die erzählen ihnen ihr Leben, Psychotherapie zum Spartarif wird das genannt. Die Barfrauen hören zu und der Umsatz steigt. Da kommt Snow ins Lokal blond, blauäugig, braune Haut und erzählt etwas von Spiritualität. Einen Kollegen ,der ebenfalls “Schnee” anbietet, gibt es auch und Trinity fährt statt zur Party nach Hause zu ihrem Mann.

In der nächsten Geschichte geht es um einen eingefärbten Teich bei dem Billie mit ihrem Mann Lyan wohnt. Sie fährt zum Lunch zu ihrer Mutter, denn die wird bald fünfzig und da soll eine Party steigen. Die selbstbewußte Käsesticks essende Mutter erzählt ihr, daß sie von Fischen geträumt hat. Das ist ein Fruchtbarkeitssymbol.

“Wann bekommst du ein Baby?”, fragt sie Billie. Die redet sich heraus, ist aber schon schwanger und hat nun zu überlegen, ob man in diese klimagebeutelte Welt ein Kind setzen soll oder nicht?

Es gibt eine Geschichte wo zwei Geschwister die Urne ihres Vaters nach Santa Fe bringen können. Noch eine, wo zwei Freundinnen sich bei der Großmutter der einen treffen, die mir ebenso ein wenig unverständlich war, wie die von den Dinnerclub, wo die Reichen und die Schönen offenbar in Tiergestalt auftreten.

Aber eine interessante Mischung und eine neue frische Stimme des amerikanischen Marktes, wo ich mit den großen Amerikanern ohnehin meine Schwierigkeiten habe. Bei den Amerikanerinnen scheint das wohl anders zu sein und interessant erschienen mir wieder die Namen, da gibt es einige die mit bisher unbekannt erscheinen, wie Shaya, Kit, etcetera. Manche erscheinen mir trotz der brisanten Themen wieder etwas altmodisch wie dender Cecilia.

Und was die Erzählungen betrifft, die mir ja eigentlich nicht so liegen, weil ich manchmal Schwierigkeiten habe, so schnell von einem Sujet zum anderen zu wechseln und ich dann nicht so schnell mitkomme.

Möchte aber einen österrreichischenen Erzählband zitieren, der mir sehr gefallen hat und vielleicht ähnlich seltsame Frauenschicksale behandelt, aber weil in einem kleinen Verlag erschienen, wohl nicht so bekannt werden wird.

Grösser als du

Jetzt gehts schon zum “Schweizer Buchpreis”, wo da einzige Buch das ich bis jetzt gelesen habe, nicht mehr auf der Liste steht. Die anderen vier Autoren waren mir, obwohl ich mich ja ein bißchen mit der Schweizer Literatur beschäftigt habe, unbekannt, was auch kritisiert wurden.

Es waren auch zwei Debuts dabei. Eines ist der Gedichtband der 1958 geborenen Veronika Sutter, die als Buchhändlerin arbeitete, sich im Frauenhaus engagiert und das merkt man ihren Geschichte, die Frauen und Männernamen tragen und wieder kunstvoll zu einer Art Roman verbunden sind, denn einige Personen kommen mehrmals vor, auch an.

Es beginnt mit Helen “Unbehaust” heißt die Geschichte, die ich sehr berührend fand, weil sie versöhnlich endet. Da zieht eine Frau nach der Trennung von Remo in eine Wohnung und fühlt sich nicht wohl. Sie fühlt sich wahrscheinlich einsam, auf jeden Fall verfolgt. Am Klo gibt es einen Schacht, wo man früher offenbar Wäsche hinuntergeworfen hat, der Ex ruft an und stalkt ein bißchen, dann kommen Anrufe, wo einer immer wichst und am Balkon gibt es Schritte zu hören. Uje, denkt man schon bis sich alles entspannt, einer seinen Nachbarn sucht, mit dem man dann herrlich Wein trinken und sprechen kann.

Der Nachbar heißt Aexander und hat, Veronika Sutter machts schön surreaal, eine Mutter, die bei einem Restaurantbesuch verstarb, in dem sie mit dem Kopf in die Gurkensuppe fiel und der Sohn muß sie zu Hause aufbahren und möglichst kühlhalten.

Melanie hat, wie einige Frauen in dem Buch einen gewalttätigen Mann, der sehr eifersüchtig ist und in einer der Geschichten schafft sie es dann ihm den Betrug, den sie mit einem Handwerker hatte, einzugestehen und Gloria schafft es sich von ihren Aldo zu trennen, während Walter Eigenmann, der bald in den Ruhestand tritt, in seiner Mittagspause eine Frau bestellt, die ihm Fragen für eine Art Nachruf stellen soll. Da gibt es dann eine Panne, da sie ihm dabei als Spanner entlarvt.

Vivi erfährt von ihrer Gynäkologin, daß sie Syphilis hat, aber woher hat das Kevin ihr Freund, der sie angesteckt hat.

In “Freesien” geht es um Glorias Großmutter, die im Sterben liegt. Sie hat diese Blumen geliebt, sie sind auch bei ihrem Begräbnis zu finden, die eine Tochter hat angekündigt erst zum Begräbnis zu kommen, die andere, Selma, Glorias Mutter ist froh, daß die sich um alles kümmert und die erinnert sich, an die Freesien, die sie und die Großmutter vorbereiten, als die Mutter von der Entzugsklinik zurückkam, aber die wollte sie nicht haben.

In “Royal Palace” erinnert sich Helen an die Zeit, als sie, um Französisch zu lernen, als Buffetmädchen in Montreux arbeitete und da Madame St. John kennenlernte, die eine Schundheftschreiberin war und sich zweimal wöchentlich von Lausanne in das Hotel zum dinieren chauffieren ließ und ihr Zimmer sehen wollte. Auch eine geheimnisvolle Geschichte, obwohl ich bezweifeln würde, daß man mit Heftchenromanen so viel Geld verdienen kann.

Es ist vielleicht ein bißchen schwierig, die zeitlichen und beziehungsmäßigen Zusammenhänge der Geschichten, die zwischen feministischer Gesellschaftskritik und Surrealität schwanken und daher höchst eindrucksvoll sind, zu erfaßen.

Aber die Urusla, Walters Eigenmanns Frau, will, wie immer eine Woche nach Ligurien fahren, um dort ihren Liebhaber zu treffen, da versäumt sie seine Pensionierung. Aber der Lebhaber sagt ab, so folgt sie einen, der ihr bei einer verklemmten Schnalle hilft ins Hotelzimmer und verkündet dann ihrem Ehemann, daß sie ihren Mädchennamen wieder annehmen will.

Aldo, Glorias Ex-Ehemann hat sehr beeindruckende Träume, so kämpfen zwei Mäuse in einem Milchtopf ums Überleben. Die eine säuft ab, die andere strampelt die Milch zur Butter, kann über den Rand dann aber doch nicht heraus und während Aldo das sieht, geht seine Ex Gloria zum Frauenstreik. Diese Stelle hat Veronika Sutter bei der “Blauen Stunde” in Frankfurt, glaube ich, gelesen, das wird aber behindert, weil eine Frau ermordet wurde, weil sie auch dorthin wollte und der Täter war ihr Ex-Ehemann.

“Größer als du”, ist dann die letzte Geschichte, da ist Caro, Glorias Freundin, die Potagonistin und die hat Schuldgefühle, weil ihr Mann als er in die Limmat sprang, um seine Angst zu überwinden, an einem Herzanfall verstarb und das natürlich einen Mann erzählt.

Ein interessantes Buch, obwohl ich Erzählungen eigentlich nicht mag und hier auch meine Schwierigkeiten wieder merkte, mich erstens nicht recht auszukennen und manchmal bei einem Text nicht mitkam, weil ich in Gedanken noch beim vorigen war.

Neun seltsame Frauen

Buch sechs des Öst und das dritte Shortlistbuch ist ein Erzählband und eine Überraschung, obwohl die 1985 geborene Daniela Chana, die ich auch schon einmal aus einem Gedichtband lesen hörte, ihn in der “AS” vorgestellt hat und das ist ja eine Spezialität des öst Bp ,daß da auch Essaysbände, Erzählungen und manchmal auch Gedichtbände nomniert werden und die Überraschung ist, daß mir die Erzählungen mit den neun Frauengestalten, die, den neun Musen gewidmet sind, erstaunlich gut gefallen, obwohl ich das das nicht erwartet habe und eher dachte, Daniela Chana Shortlistnominierung ist ein Platzhalter, der da offenbar auch immer aufscheinen muß. Jtzt bin ich mir nicht mehr so sicher, denn Monika Helfer ist ja nicht nominiert, “Dave”, hat mir nicht so gefallen. Ein Flor Fan bin ich auch nicht und den Schmalz auf den ich ja hoffe, habe ich noch nicht gelesen, wie auch das Buch der Anna Bar und obwohl Daniela Chana in der “Schmiede” aus der ersten Geschichte “Thaleia – (Komödie)” gelesen hat, ist mir damals nicht so aufgefallen, daß sie so eindrucksvoll ist, obwohl sie, was ein Kritikpunkt wäre, kein wirkliches Ende hat.

Das Seltsame der neun Frauen ist wohl das Geihmisvolle an ihnen, das Daniela Chana perfekt zu beherrschen scheint. Die Aussparungen und die Tellerwäscherin, die da absichtslos in ein Restaurant stolpert, hat offenbar auch keinen Namen, sie spült und läßt ihre Phantasie schweifen. Der Chefkoch kommt in den Pausen gestreßt zu ihr und erzählt ihr, daß er mit ihr in ein Restarant der armen Küche aufmachen will, während in seiner Küche, die Fettlebern und die Lachse garniert werden. Sie will stattdessen mit ihm ins Kino und kauft sich einen dunkelroten Lippenstift, obwohl ihr die Verkäuferin zu einem unscheinbareren orangen geraten hat. In meiner Besprechung damals habe ich geschrieben, das Ende der Story hat Daniela Chana nicht verraten, jetzt schreibe ich dazu, es hat gar kein richtiges und das ist schade, weil ich die Geschichte für sehr spannend halte und so geht es gleich mit “Euterpe (Lyrik)” weiter. Da zieht so ein unscheinbares Mädchen, das diesmal Laura heißt, mit einem Sandwich und einem Päckchen Schokomilch in ein Hotel in Genf ein und beobachtet am Gang ,wie eine Frau mit einem Mann streitet. Das hat die Tellerwäscherin in Geschichte eins auch im Gastraum beobachtet. jetzt spricht sie die Frau, die Luca heißt, Lyrik schreibt, lila haare und spitze Fingernägel hat, an und lädt sie am nächsten Tag zu einem Ausflug ins Schloß der Madama de Stael ein, wobei sie sich in einen Leoparden verwandelt und ein Mönch mit schwarzer Kutte, der die Sense schwingt, spaziert auch immer vorbei. Wirklich seltsam, etwas surreal und auch nicht sehr verständlich.

Geschichte drei ist “Erato” oder der “(Liebe)” gewidmet. Da heißt die Frau Caroline und ißt zum Frühstück immer den Rest vom Dessert vor, das sie am Tag davor ihren Liebhabern gewidmet hat. Sie hat drei davon. Einen Architekten, einen Reporter und einen Philosophen und wünscht sich eigentlich ein normales Familienleben mit einem Mann, der zur Arbeit geht und Kindern, die in der Schule sind. Ihre Liebhaber wollen aber keine und in dem Haus, in dem sie wohnt, reden die Mütter nicht mit den kinderlosen Frauen. Aber einmal spricht sie eine an und gibt ihr ein Buch, das sie von dem Philosophen signieren lassen soll, obwohl sie eigentlich keine Bücher liest, also auch ein bißchen seltsam.

Bei “Melpomene (Tragödie)” geht es um eine Frau namens Silivia die vom Griechenlandurlaub nach Hause kommt. Sie ist erschöpft. Das Kleid ist naßgeschwitzt. Ein Sujet, das in fast allen Geschichten auftaucht und weiß nicht ,ob sie zuerst schlafen, duschen oder etwas essen soll? Das Essen spielt bei Daniela Chana auch eine große Rolle. Die selbstgemachten arme Leute Spaghetti, die hat sie mit Georg im Ferienappartement auch gemacht. Die Nachbarin hieß Jennifer und lud sich dazu ein. Einen Georg und eine Iris treffen sie auch, die hat mehrere Schönheitsoperationen hinter sich und um einsame Frau, die ehr eindrucksvoll ist, geht es in der Geschichte auch.

Carmen ist die Heldin von “Polyhymnia(Gesang)” und die ist eine AHS-Schülerin. Will Ernäbhrungswissenschaftlerin werden, singt in einer Schülerchor, wo die drei Mitmitglieder seltsame Hobbies oder Ängste haben. Die Mutter ist Innenarchitektin und will, daß sie mehr ißt. Die stumme Großmutter kocht aber ungesund und liest nicht die Ernährungsbücher, die Carmen ihr bringt und die Mutter lädt zum Essen einen alten Freund ein, den sie zwanzig Jahre nicht gesehen hat und der von ihr will, daß sie seine Hochzeit verhindert.

In “Urania (Astronomie)” vrsucht eine Frau ihren Mann loszuwerden, was ihr zwar auch nicht wirklich gelingt, in der Geschichte aber wieder Daniela Chanas Stärke auf die kleinen psychologischen Details hinzuweisen, gut herauskommt. Die Frau hat Anglistik und Romanistik studiert, aber trotz Bemühungen keinen Job gefunden. So hat sie geheiratet und dem Mann zuliebe alle ihre Interessen aufgegeben und sich von ihm zu trennen schafft sie sie auch nicht. Er muß sie verlassen und so besinnt sie sich auf ihre Interessen, interessiert sich für Astronomie und hört sich wieder Opern an.

“Kalliope (Epische Dichtung und Philosophie” ist wieder so eine seltsame Geschichte, um ein fünfzehnjähriges Mädchen, das auf einem Berg wohnt. Sie beginnt in die Rathauskonzerte ins Dorf zu gehen, (in einem Dorf wird es wohl kein Rathaus und auch nicht fünf Lehrerinnen geben), die dort für die Apothekerin veranstaltet werden. Die ist seine selbstbewußte Frau, hat vielleicht ein Verhältnis zum Pfarrer und zum Bürgermeister und auch eine Ratte und die Fünfzehnjährige zieht zu den Konzerten ihr schwarzes Begräbniskleid an. Nur kann sie mit den eleganten schwarzen Schuhen nicht den Berg hinuntergehen. So zieht sie dazu weiße Turnschuhe an, die sie dann in ihrer Tasche deponiert, aber Käfer und Schnecken krabbeln heraus und auf dem Weg begegnet ihr auch eine geheimnissvolle alte Frau, die sie in das Geheimnis der Apothekerin einführt.

Wie das Surreale in das Psychologische übergeht, beweisen auch die zwei letzten Geschichten. Bei “Klio (Geschichtsschreibung) geht es gleich von Anfang an, um eine unheimliche Frau, die von einem Mann besucht wird, der ihre Seltsamkeiten, zum Beispiel ihre Telefonangst, therapieren will. Er tut das auch sehr seltsam, sagt ihr nämlich, daß er ein Rollenspiel vorhat, auf das sie unvorbereitet entspannt reagieren soll oder unterbricht sie beim freien Assozieeren, etcetera.

Eine mögliche Therapiekritik, die es auch bei der noch viel geheimnivolleren oder unvollständigen Geschichte “Terpsichore (Tanz)”, da ist der Erzähler Tanzlehrer(in?) und lernt Ines auf einer Party kennen, dem auffällt, daß sie irgendwelche Probleme hat, die sich beim Tanz lösen sollen. Eine seltsame Hundephobie kommt heraus. Der Hund starrt Ines an, als wolle er sich auf ihre Probleme aufmerksam machen, was der Erzähler schon längst erkannte, der die Situation beziehun gsweise die Geschichte, dann auch sehr seltsam oder unverständlich abbricht.

Wirklich seltsam die neun Geschichten, viele erstaunlich gut, manche, wie die letzte oder auch die zweite, erscheinen mir irgendwie unfertig. Spannend die Verbindung zwischen Realität und Surrealität.

Eine Entdeckung, auf die ich erst durch das Lesen aufmerksam wurde oder eigentlich schon beim Streamen, daß es sich hier vielleicht um ein Talent handelt, von dem noch etwas zu hören sein wird. Ob es das Buchpreisbuch wird, ist wahrscheinlich eher unwahrscheinlich, obwohl es mir von der Öst bisher am besten gefallen hat!

Aber mal sehen, ich habe mich schön öfter geirrt und wünsche alles Guteund würde mich mehr, als über eine Olga Flor als Preisträgerin freuen.