Ohne mich

Jetzt kommt das Debut der 1993 geborenen Esther Schüttpelz, die in Münster Jus studierte und kurz als Rechtsanwältin gearbeitet hat, bevor sie sich dem Schreiben hingab und das ich schon bei einem Diogenes-Talk kennenlernte, das von den teilnehmenden Buchhändlern und Bloggern hochgelobt und gefragt wurde, ob das jetzt eine Familienroman ist? Eine Frage, die ich damals nicht verstanden habe und jetzt erst recht nicht verstehe, sondern das Buch eher als eines, das Krisen und Depressionen der Endzwanzigjährigen in Zeiten wie diesen schildert, beschrieben würde.

Das haben schon andere getan, Helene Hegemann zum Beispiel oder nein, die war viel jünger bei ihrem Debut und ich würde sagen, es ist irgendwie ein lustiges Buch, trotz seiner Trostlosigkeit mit einer überraschenden Wende auf die ich erst ziemlich am Schluß draufgekommen bin, denn während des Talks dachte ich es geht um etwas ganz anderes und während des Lesens, um was geht es da eigentlich, außer um die Alltagsbeschreibung einer Endstudentin.

Es geht um eine junge Frau, Mitte oder Ende zwanzig, die jung geheiratet und dann ihren Mann den sie immer der Ehemann nennt, ganz am Schluß kommt heraus, daß er Jonathan heißt, wie sie heißt ist mir immer noch nicht klar, obwohl, glaube ich, mal ein Kosename genannt wird, verlassen hat oder er sie, das ist auch etwas das sie zu Weihnachten zum Weinen bringt, denn sie dachte bisher,a sie hätte das getan, wie man das eben macht, wenn es nicht ganz passt und das ist auch der lockere Ton des Buches, das beim Talk hochgelobt wurde, die frische legere Sprache der orientierunglosen Endzwanziger, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben und jetzt nicht wissen, wie es in Zeiten wie diesen, weitergehen soll?

Die Erzählerin zieht also locker durch ihr depressives leben, säuft und drogt sich herum und nebenbei schließt sie ihr Jusstudium ab oder hat zumindestens vor das zu tun oder vielleicht auch nicht und man vermutet, da ist wahrscheinlich viel oder einiges Autobiografisches dabei, deshalb bin ich auch sehr gespannt, wie es mit der literarischen Karriere Esther Schüttpelz weitergeht, denn mich hat der Schluß überrascht, vorher habe ich gedacht, da wird ziellos vor sich hingeschrieben.

Also sie oder er haben sich verlassen, treffen sich aber ständig, obwohl er vor hat nach Berlin zu gehen, und das war offenbar einer der Trennungsgründe, weil sie nicht dorthin wollte. Sie ist jetzt jedenfalls allein in der großen Wohnung oder zieht vorübergehend in die WG ihrer Freundin Laura. Später bekommt sie eine Mitbewohnerin, besucht ihre Eltern, macht ihr Referendariat.

Da soll sie in einem zu großen Talar Staatsanwältin spielen oder einige Zeit in einem Städtchen ,die Verwaltung erlernen, dann soll das für das Examen und tut das nicht richtig, sondern druckt sich herum, geht spazieren, trifft ihre Freunde, vögelt sich ein bißchen herum, bis sie dann am Schluß, ich spoilere wieder einmal, ihren Jonathan zu Silvester wieder trifft.

Das Interessante an dem Buch ist, glaube ich, der lockere Ton und dann die Erkenntnis, daß es doch eine Struktur darin gibt, junge Frau Ende zwanzig, die ihren Sinn im Leben noch nicht gefunden hat, macht ihre Erfahrungen und dann würde ich noch die Vermutung anstellen, ob sie nach dem sie ihren Jonathan wiedergefunden hat, nun ihr Studium doch abschließt und im Gegensatz zu ihrer Autorin eine erfolgreiche Rechtsanwältin, Staatsanwältin oder Richterin werden wird und richtig, flapsig lockere Bemerkungen über die Rechtswissenschaft und deren Paragraphen gibt es in dem Buch immer wieder auch.

Kremulator

Von dem 1984 in Minsk geborenen und derzeit in der Schweiz lebenden Sasha Filipenko habe ich dank “Diogenes” schon viel gelesen und er wurde glaube ich, auch im Vorjahr bei den “Fried-Tagen” ,im Literaturhaus vorgestellt.

Da konnte ich nur streamen, aber jetzt ist sein neuer Roman zu mir gekommen in dem es über einen Pjotr Nesterenko geht, der Direktor der Moskauer Krematorien in der Stalin-Zeit war, und da 1941 verhaftet und verhört wird und um die verschiedenen Verhöre geht es im ersten Teil der den größten Teil des Buches ausmacht.

Da gibt es fünf oder sechs Verhöre und Pjotr Nesterenko erzählt in diesen, dem Ermittler, der nicht Genosse genannt werden will, sein Leben.

Da geht es hoch her. Es gibt einige Ohrfeigen, sonst ist der Protagonist, der aus adeligen Haus stammt, aber sehr souverän und er hat auch schon einiges erlebt.

Mit seinem Vater, der den Sohn zu einem starken Burschen machen wollte, gab es Schwierigkeiten. Dann diente er während der Revolution und im ersten WK in verschiedenen Armeen, floh dann ins Ausland, war als Pilot und in Paris auch als Taxifahrer tätig und außer den Verhören, gib es auch verschiedene Tagebücher und dann gibt eine Vera, die große Liebe seines Lebens mit der er Selbstgespräche führt oder ständig an sie denkt.

Die ist Schauspielerin und tritt ständig mit verschiedenen Mäännern, die sie fördern auf. In Paris gibt es aber eine heftige Beziehung zwischen den Beiden.

Nesterenko geht da auch täglich ins Theater, wo sie für ihn spielt. Dann entschließt sie sich aber wieder nach Moskau zurückzukehren, um in ihrer Karriere nicht behindert zu werden und da folgt ihr Nesternko nach und wird Direktor der Kreamtorien.

Da gibt es viel zu tun, denn in der Stalin-Zeit wurde ja viel erschossen und am Abend geht er ins Theater, um nach seiner Vera zu suchen.

Die findet er dann auch, aber leider unter den Toten. Unter den ebenfalls Erschossenen, obwohl sie sich damit prüstete von Stalin protegiert zu werden und sie deshalb ihren Pjotr auch verraten hat.

Der glaubt aber ein langes Leben zu haben und sich über den Tod hinweg visualisieren zu können. Es kommt trotzdem zu einer Verurteilung. Die passiert im zweiten Teil, im sehr kurzen dritten steht dann nur, daß er 1992 rehabilitiert werden soll.

Vor allem in Zeiten, wie diesen ein sehr interessantes Buch, das sehr witzig und mit allen Varianten der Schreibkunst ein wichtiges Kapitel der russischen Geschichte aufarbeitet.

Diogenes Talk mit Esther Schüttpelz

Und wieder eine “Diogenes” online Buchpräsentation, wieder eine Neuerscheinung, wieder ein Debut, der 1993 geborenen Esther Schüttepelz, die in Münster Jura studierte, wie sie erzählte schon immer geschrieben hat und jetzt mit ihrem Debut, dem am zweiundzwanzigsten Februar erscheinenden “Ohne mich”, ihren Anwaltjob aufgab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen.

An die fünfzig Buchhändler und Blogger haben an dem Talk teilgenommen. Die Lektorin Margaux de Weck moderierte und schwärmte von dem großartigen Gefühl, ein Buch von einer unbekannten Autorin in der Hand zu halten und es dann zu entdecken.

Es geht, wie schon der Titel sagt, um eine Trennung und, um eine Jurastudentin, die sie gerade erlebt oder hinter sich hat und die Lektorin sagte zu der Autorin, die dann ein Stück aus dem Buch gelesen hat, daß ihr jurastudium schon wichtig gewesen wäre, denn sonst hätte das Buch anders ausgesehen und andere Protagonisten gehabt.

Die schöne Sprache wurde gelob, die, wie die Lektorin betonte, sehr ausgefeilt ist, obwohl sie sehr frisch und hinausgeflossen wirkt.

Die Autorin schreibt auch Liedtexte und interessant ist auch die Geschichte, wie Esther Schüttpelz zu “Diogenes” gekommen ist. Das heißt zuerst kam sie nach Berlin, um als Anwältin zu arbeiten und war dann mit dem Job nicht zufrieden. Deshalb ist der Text nebenbei und ohne Absicht einen Verlag zu suchen entstanden. Dann saß sie einmal in einer Bar neben einen Schriftsteller, der dann den Text oder ein paar Proben davon an eine Agentin schickte und die dann an “Diogenes”.

Lieblingsautoren scheint es nicht zu geben. Esther Schüttpelz mag auch keine langen Erzählungen und Beschreibungen und hat auch keinen Lieblingsstil. Den ihren hat sie durch Abgrenzung gefunden. Sie wurde dann nach ihrer Art zu schreiben gefragt, sie braucht sie die richtige Stimmung dazu, um in einen Sprachrausch und zum intuitiven Schreiben zu kommen, hat aber trotzdem keine Schwierigkeiten mit dem Abgabeterminen.

Im Chat wurde dann diskutiert, ob das Buch ein Generationenroman ist und wie das mit der Familie ist? Und einige Teilnehmer erklärten auch, daß sie das Buch auf Empfehlungen gelesen haben, der Klappentext allein hätte sie nicht begeistert, aber dann waren sie durch die Sprach fasziniert. Spannend, spannend und macht auch mich neugierig, das Buch und die Autorin zu entdecken, das aber erst zu mir kommen muß.

Samson und Nadjeschda

Jetzt kommt etws zum Ukraine-Schwerpunkt, den ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, das neue oder letzte Buch des 1961 in St. Petersburg geborenen und auf Russisch schreibenden Andrej Kurkow, von dem ich schon einiges gelesen habe und den ich auch schon an verschiedeenn Orten hörte. So ist er, glaube ich, Stammgast auf der “Buch Wien” war bei der “Literatur im Herbst” und einmal in der Kunsthalle vor vielen Jahren bei einem Ukraine-Schwerpunkt hätte ich ihn fast zu meinen Geburtstagsfest eingeladen, mich das dann aber doch nicht getraut, obwohl ich mich intensiv mit ihm unterhalten habe.

Das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe, war “Picknick auf dem Eis”, dann kam der “Volkskontrolleur” und jetzt “Samson und Nadjeschka” und der Stil in dem Kurkow schreibt, könnte man wahrscheinlich phantastischen Realismus benennen.

“Ein später Bulgakov, ein ukrainischer Murakami, steht am Buchrücken und der Roman oder der erste Teil davon, spielt 1919 in Kiew. Da ist der junge Elektrotechnikstudent Samson, der gleich zu Beginn des Buchs mit seinem Vater von Rotarmisten überfallen wurden. Der Vater wird getötet, Samson verliert ein Ohr und das besondere auch skurille an der Geschichte ist, daß er mit diesem abgeschnittenen Ohr hören kann. Ein Einfall Kurkows, überall erwähnt, aber eigentlich nicht das Hauptstück des Buchs. Samson bleibt jedenfalls allein in seiner großen Wohnung zurück, wird von der Portiersfrau betreut, die ihm rät, das er heiraten soll und dafür die strenge Nadjeschda aussucht, die in einer Art statistischen Zentralamt arbeitet.

Samson wird von einem Augenarzt betreut, der seine Verbände wechselt und in seine Wohnung dringen zwei Rotarmisten, Anton und Fjodor ein, die bei ihm wohnen wollen. Sie hauen den Schreibtisch aus dem Arbeitszimmer seines Vater hinaus. Der kommt auf die Milizstation und Samson wird dort gleich als Polizist eingestellt, weil er gut schreiben kann.

Dann passieren wieder ein paar skurille Dinge und welche die ganz realistisch sind, zum Beispiel, das Essen in der sowetischen Kantine und die Hafergrütze, die es dort auf Bons, aber ohne Brot gibt.

Dann bemerkt Samson, daß seine zwei Rotgardisten requirierte Säcke in seine Wohnung schleppen und abhauen wollen.

Er läßt sie verhaften und findet in den Säcken Silber und seltsam zusammengeheftet Stoffstücke. Die Spur führt dann zu einem deutschen Schneider und einen Belgier namens jakobson mit einer Knochenkrankheit, der von einem Arzt gesagt bekommen hat, daß ihn Silberknochen heilen könnten.

Nadjeschda zieht inzwischen bei Samson ein, der befördert wird und Fortsetzung folgt. Also haben wir etwas, auf das wir uns freuen können. Aber ich habe ja noch den zweiten Tel des “Volkskontrolleur” und ein “Ukrainisches Tagebuch” ungelesen in meinen Regalen liegen.

Diogenes Bloggertreff und Frühjahrsprogrammvorschau

Als Klaus Cäsar Zehrer mit seinen Genie 2017 auf der Bloggerdebutshortlist gestanden ist, bin ich in Kontakt mit dem “Diogenes Verlag” und Susnne Bühler gekommen, die mir seither immer getreulich ihre Bücher schickt.

Ich habe für 2019 mit ihr in Leipzig ein Treffen ausgemacht, das ich dann, weil ich mir ja den Knöchel gebrochen habe und nicht zur Messe gefahren bin, absagen mußte.

2020 war das, glaube ich, auch geplant. Dann kam aber bekanntlich Corona und seither gibt es die Bloggertreffen mit den Vorschauen und den Überraschungsgästen online und so konnte ich heute nachdem wir nach Harland gefahren sind, in das Frühlingsprogrmm einlesen und meine Auswahl treffen.

Der heutige Überraschungsgast war die 1980 in Trinidad geborene Ayanna Lloyd Banwo , die glaube ich, in London lebt und ein Buch mit einen sehr bunten Cover und dem Titel “Als wir Vögel waren” geschrieben hat, aus dem sie kurz auf Englisch las und dann ein Gespräch mit Stephanie Uhlig über ihr Schreiben und die Bücher, die sie inspirierten führte und dabei sehr freundlich wirkte. Bin gespannt auf das Buch, denn das wäre ein Debut das über den deutschsprachingen Raum hinausführt und dann ging es im Schnellverfahren durch das Verlagsprogramm mit seinen speziellen Higlights und den Leseempfehlungen.

Das ist John Irivng am Cover mit seinen, glaube ich, tausend Seiten Buch “Der letzte Sessellift” und Susanne Bühler war sicher, daß die etwa siebzig Teilnehmer schon mal was von Irving gelesen haben. Habe ich, einiges sogar und der liebe Klaus Khittl hat mir, als ich “Paul und Paula” geschrieben habe, sein “In einer Person” sehr empfohlen.

Im Katalog ging es weiter mit Sasha Filipenkos “Kremulator”, der, glaube ich, inzwischen in Zürich lebt und von dem ich drei Bücher gelesen habe.

Das neue Buch von Anthony Mc Carten “Going Cero” hat Susanne Bühler auch sehr empfohlen und da habe ich auch einige Bücherschrankfunde in meinen Regalen stehen.

Die junge Autorin Esther Schüttpelz wird ihre Trennungsgeschichte “Ohne mich”, beim nächsten Bloggertalk Anfang Februar vorstellen, zu dem ich mich schon angemeldet habe.

Ich habe mich meinen historischen Interesse geschuldet, dann für den 1901 in Budapest geborenen Janos Szekely und sein “Eine Nacht die vor 700 Jahren begann” interessiert, “ein sensationeller Fund”, steht in der Vorschau und dann für die Taschenbuchneuauflage von Ulrich Bechers “Herz mit Hai”, bin ich ja, seit ich einmal “den Nachtigallenzyklous”, in einer Bücherkiste gefunden habe und mit dem Autor nicht viel anfangen konnte, ein Ulrich Becher Fan und habe schon viel von ihm gelesen und dann gibt es bei “Diogenes” natürlich die entsprechenden Krimis.

Donna Leon hat glaube ich wieder einen geschrieben, aber da habe ich mit dem Lesen schon aufgehört, weil ich ja nicht alles schaffe und mich auch bescheiden muß.

Banana Yoshimoto -hat ein neues Buch, eine Sachbuch und eine Kinderbuchschiene, sowie Kalender gibt es auch.

Also lesen, lesen, lesen, wenn man nicht, wie ich auch schreiben will und da warten auf mich auch einige Neuerscheinungen aus anderen Verlagen, hat doch Milena Michiko Flasar ein neues Buch geschrieben, das Anfang Februar im Literaturhaus vorgestellt wird und mich der “Wagenbach-Verlag” sogar mit einem Brief von der Post geschickt zu einem Abend mit japanischen Spezialitäten eingeladen und die ersten Bloggerdebutshortlistbücher sind auch schon gekommen, also lesen lesen lesen….

Am Sonntag gibts noch was von der Jurenka Jurk und ihren Romanausbildung und sonst werde ich am Samstag am Markt wahrscheinlich die liebe Doris Kloimstein treffen und mich mit ihr auch literarisch austauschen und am Sonntag wieder auf die Rudolfshöhe wandern und die nächste Woche hat auch einige literarische Schmankerl bereit.

Was den “Diogenes Verlag” und das Herbstprogramm betrifft, hinke ich ein wenig nach, weil die Besprechung des letzten oder vorletzte Anrej Kurkow erst am Samstag erscheinen wird.

Das Gesetz der Natur

Ich gehe bei meiner Bücher-Auswahl ja immer nach den mit bekannten Namen und da habe ich auch nicht gezögert, als ich hörte, daß die Tochter von Leon de Winter und Jessica Durlacher, die 1997 geborene Solomonica de Winter ein Buch geschrieben habe und mir das dann bei “Diognes” bestellt. Da habe ich dann gar nicht mehr nachgefragt, um was es sich dabei handelt und bin auf den ersten Teil einer Sciecne Fiction Serie gestoßen.

Nicht unbedingt mein Leseschema oder doch natürlich, behaupte ich doch immer, ich lese alles und mich kreuz und quer über den Tellerrand und seit 2015 den Zeiten geschuldet, befasse ich mich auch bevorzugt mit Uto- oder Dystopien, also ein in die fremde Welt der in Bloemendaal Geborenen, die in den USA einen Master in Fiction Writing machte und wurde dann enttäuscht oder habe mich eine Woche lang durch sechshundert Seiten gelesen, wo ich nicht wirklich wußte, um was es hier geht und obwohl ich natürlich den Klappentext gelesen habe, keine wirkliche Handlung ausmachen konnte.

Die gibt es natürlich oder wird am Klappentext beschrieben. Da ist also die Welt untergegangen, vier überlebende Stämme bekriegen sich in Neuamerika und die Mutantin Gaia wächst als Verstoßene auf. Aha, interessant und was ist eine Mutantin? Das weiß ich nach den sechshundert Seiten noch immer nicht genau, nur daß sie von einem Jäger und einen Lehrer aufgezogen wurde.

Der Erste hat sie, glaube ich, wenn ich nicht was mißverstanden habe, geschwängert. Der Zweite das Lesen beigebracht. Jetzt schießt sie, wie im Mittelalter mit Armbrüsten herum, denn die Überlebenden nach der Katastrophe leben nach dem Gesetz der Natur und das Besondere an der <mutantin ist, daß sie feuerspeiende Hände hat, so daß sie immer Handschuhe tragen muß.

Dann muß sie fliehen und wird von einem der Stämme als Kämpferin ausgebildet und da kann ich gleich schreiben, was mir an dem Buch besonders mißfallen hat, nämlich, daß das Töten hier zum Hauptzweck der Mutantin gehören scheint.

Sie kämpft sich also um ihr Leben, ihr namenloser Sohn, den sie inzwischen geboren hat, wird von drei Dienerinnen aufgezogen, die, was das Moderne an dem Buch zu sein scheint, auch Betreuerinnen genannt werden und meine Frage war auch, was ist passiert und in welchen Zeiten spielt jetzt das Buch?

Im Mittelalter oder offenbar doch nicht so ganz, denn irgendwann gerät die Mutantin auf ihrer Flucht in das Haus eines ehemaligen Polizisten, wo auch ein Auto steht und findet dort moderne Waffen und auch Bücher mit denen sie sich in den Gebrauch einlesen kann und diese Waffen bringt sie nun ins Mittelalter zurück oder habe ich was mißverstanden?

Irgendwann wird auch erklärt, wie Gaia ihre Eltern verloren hat und, wie sie zu dem Jäger und den Lehrer, der später zum Kämper wird, gekommen ist.

Es gibt auch eine Julie Bonaparte, Menschenmädchen genannt, die heftet sich auch auf ihre Spuren und verliert sie wieder und Gaia holt ihren Sohn irgendwann aus der Obhut des Herrschers holt sich dann auch noch das Geheimnis der Leser und hastet und tötet sich weiter durch die neue Weltb beziehungsweise bricht sie auf um nach den letzten Büchern zu suchen. Einen Bären bekommt sie einmal als Gefährten, dann einen Alligator und am Schluß findet sie sie Bibel und damit endet der erste Teil.

Handlungsanleitungen an den Leser gibt es zwischendurch auch und das Ganze ist ziemlich distanziert im Konjunktiv geschrieben und ich denke interessant, was es alles gibt und bin auch immer wieder über die Klappentexte gestolpert, wo erklärt wird, daß sich die Mutantin immer wieder zwischen Gut und Böse entscheiden und herausfinden muß, wie weit sie geben kann und denke, daß ich das überlesen habe, weil ich den roten Faden in dem Buch, das meiner Meinung nach keine wirkliche Handlung hat, nicht gefunden habe.

Aber irgendwo habe ich gelesen, das erfährt man erst in den nächsten Teilen, also seien wir gespannt.

Am Osloer Fjord oder der Fremde

Jetzt gehts zum neuen Erzählband des 1938 geborenen Hartmut Lange, den ich mal in Göttweig gehört habe und auch einige Bücher von ihm besitze.

Geschichten übers Sterben oder den Tod von dem ausgefuchsten Erzählmeister psychoanalytisch und sokratisch bestens erzählt, wie ich dem Klappentext entnehme und dann geht es schon los in den Covidzeiten in der Titelgeschichte. Da reist einer um den Katastrophen auszuweichen an den Osloer Fjord und begegnet dort einen geheimnisvollen Fremden in altmodischer Kleidung und einer Guillotine in der Hand, der ihn bis zum Friedhof verfolgt.

Es sind geheimnisvolle unheimliche Geschichten, die uns Hartmut Lange da von seinen unheimlichen Begegnungen erzählt. Da gibt es die Opernsängerin, die “Mimi” in La Bohieme”, die sich von einem Besucher, der ihr einen Brief schreibt, irritieren läßt. Da ist es, glaube ich, die Frage, ob Sie von der Bühne überhaupt die Besucher im Zuschauerraum sehen kann und ebenfalls geheimnisvoll der Schriftsteller, der in der gegenüberliegenden Wohnung, in der niemand wohnt, Licht und seine ehemalige Geliebte herumschwirren sieht.

Ins “Nagelstudio” geht immer eine junge Frau mit einer Wunde, auf die, die asiatischen Angestellten immer Pflaster kleben. Da erscheint dann einmal ein Mann mit Geldscheinen und Mila taucht nie wieder im Nagelstudio auf.

Das ist überhaupt etwas, mit dem einige Geschichte enden, daß die Protagonisten den Ort des Geschehens nie wieder betrieten.

Beim Lortztindenkmal, viele Geschichten spielen in Berlin, wo auch ihr Autor lebt, gibt es eine Linde, die sich bewegt, beziehungsweise Rache nimmt.

Eeine Frau, die sich in ihrer Ehe langweilt gibt es, die dann die Wohnung ausräumt. Noch einen Unbekannten und wieder eine unheimliche Begegnung am Osloer Flord. Diesmal ist es eine Regine Olsen, die vielleicht von Kierkegard verlassen wurde, weil der Gott suchte und dann Munchs berühmten Schrei ausstößt und der Erzähler war eigentlich bei der Eröffnung des Museums eingeladen, wo das berühmte Gemäde fehlte und das dann auch nicht mehr betreten.

Am Schluß wird es dann noch philosophisch. Es geht aber auch, um Rilke und um Matthias Claudius und ich habe wieder ein sehr interessantes Buch gelesen, das in die Welt von gestern einführt, aber trotzdem sehr gegenwärtig ist.

Onlinetalk mit Charles Lewinsky

Nachdem ich heute einen dichten Praxistag hatte, von neun bis neunzehn Uhr mit einer Stunde Unterbrechung, Klienten und dazwischen meine Abrechnung machte, blieb Zeit für einen “Diogenes-Online Talk” mit Charles Lewinsky über sein neues Buch “Sein Sohn” und mit dem 1946 in Zürich geborenen bin ich 2014 über sein Longlistbuch “Kastelau” das ich damals beim Longlistenlesen das von “Buzzaldrin” damals veranstaltet wurde, vom Hauptverband bekommen und auch rezensiert habe.

Den “Stotterer”e habe ich glesen als ich mit meinen gebrochenen Knöchel im Spital von St. Plölten lag und dann habe ich noch den “Halbart” der 2020 glaube ich auf der deutschen Longlist stand.

Um den “Sohn” habe ich mich, glaube ich, nicht so gekümmert. Als die “Diogenes Herbstvorschau” präsentiert wurde, habe ich mir einige Bücher bestellt, wo ich zwei schon gelesen habe, zwei andere heute bekommen habe, ob ich damals an den Lewinsky dachte, weiß ich gar nicht, obwohl es ja ein Buch ist, das auch auf der “Schweizer Buchpreisliste”stehen hätte können.

Also jetzt erst während ich meine Rechnungen zusammengezählt habe, an den “Sohn” gedacht und da erfahren, daß es da um eine historische Person, einen Louis Chabos geht, der in einem Kinderheim in Mailand aufwuch, dann an Napoleons Russlandfeldzug teilnimmt und später auf der Suche nach seinen Eltern ist, wo der Vater ein französischer König, die Mutter, glaube ich, eine Köchin war.

Die Figur ist historisch, das andere erfunden und Charles Lewinsky erzählte ein bißchen wie er zu der Idee gekommen ist oder nein, diese Frage hat er den teilnehmenden Bloggern und Buchhändlern verboten, hat aber irgendwie, glaube ich, erzählt, daß aus historischen Büchern auf diesen Namen gekommen ist.

Das Buch wurde vor der Pandemie begonnen oder geschrieben. War die Cholera, die damals in Paris herrschte, die Verbindung zu Corona war die Frage der Lektorin, die von Charles Lewinsky verneint wurde. Corona Bücher, die jetzt zu Hauff geschrieben ist, interessieren ihn und die Leser nicht.

Die Sätze und die Kapitel in dem Buch sind sehr kurz, wurde von der Lektorin erwähnt und Charles Lewinsky hat ein Kapitel daraus gelesen, wo der Junge, der bald vom Waisenhaus zur Arbeit geschickt wurde, da hungrig über den Markt, streift, einen Apfel stiehlt, deshalb verhaftet und dann in den Krieg geschickt wird. Napoleon hatte eine Armee, die aus lauter kleinen Leuten bestand, die auf ein Pferd aufspringen mußten und der Protagonist war sehr klein. Hier erwähnte Charles Lewinsky wieder, daß er auch einer ist, der keinen wirklichen Plot hat, wenn er zu schreiben beginnt. Ein Bauchschreiber halt, wie die meisten Profis, während man in der “Romanschule” ja das Plotten lernt und so ist diese Armee entstanden, die es wirklich gegeben hat. Er zieht dann, weil es zu wenig Pferde gab, zu Fuß in den Krieg, verliert dabei drei Finger und macht sich auf die Suche nach seinen Vater.

Die Lektorin fragte dann noch, ob Charles Lewinsky eine Vorliebe für Waisenhauskinder hat, weil der “Halbbart” ja auch ein Waisenkind ist, was Charles Lewinsky ebenfalls energisch verneinte.

Jetzt muß ich das Buch noch lesen, mal sehen ob es zu mir kommt, aber ich bin ja momentan sehr mit dem, Buchpreislesen beschäftigt und die Buchhändler und die Blogger, die sich zu Wort meldeten und Fragen stellten, waren wieder, wie bei den Talk über das neue Buch von Stefanie van Schulte, das ich inzwischen gelesen habe, sehr begeistert.

Lifetalk mit Stefanie vor Schulte

Stefanie vor Schultes “Junge mit schwarzen Hahn” ist auf der Shortlist des Bloggerdebuts ,gestanden und da habe das erste Mal von der 1974 in Hannover geborenen Autorin etwas gehört. Das Buch hat mir nicht so gut gefallen, es war mir, glaube ich, zu phantastisch, ich habe aber, als ich mich vor ein paar Wochen bei den Bloggern umgesehen habe, was da wohl auf die deutsche Longlist kommen wird, ist Stefanie vor Schultes “Schlangen im Garten” darauf gestanden und über dieses Buch wurde heute im “Diogenes Talk” vorgestellt, beziehungsweise hat die Lektorin Martha Schoknecht mit Stefanie von Schultes darüber gesprochen und die hat einige Stellen aus dem Buch gelesen in dem es um Tod und Trauer geht und das im Gegensatz zum “Schwarzen Hahn” in der Jetztzeit spielen dürfte.

Die “Diognes Talks”, wo man per “Zoom” sich über die Verlagsprogramme informieren oder einige Autoren mit ihren neuen Büchern, kennenlernen kann, gibt es glaube ich, seit den Corona – Lockdowns, zumindestens werde ich seither dazu eingeladen.

Eine Veranstaltungsreihe, die an Buchhändler und Blogger glaube ich gerichtet ist und ich habe mir, obwohl ich ja mit dem “Buchpreislesen” momentan sehr beschäftigt bin, das Buch schicken lassen ohne genau zu wissen, worum es darin geht, denn der Titel klingt ja eigentlich auch sehr phantastisch, aber das Thema Tod und Trauer interessiert mich berufs- und selbsterfahrungsbedingt sehr und ich habe auch einiges darüber gelesen und einmal gab es ja auch einen Talk wo es um die Erfahrungen einer Trauerrednerin, ging und das Buch habe ich weil in dieser ZZeit ja auch meine Schwiegermutter gestorben ist, gut gebrauchen können und der Talk ist auch aus einem anderen Grund unerwartet aktuell, denn als ich mich gerade bei Zoom eingelockt habe, ist die Nachricht gekommen, die Queen of England ist sechundneunzigjährig gestorben. Also auch sehr viel Tod und Trauer und das wird gerade in OE 24 TV das ich im Hintergrund höre, übertragen.

Aber zurück zu “Diogenes” und Stefanie vor Schulte. Da wurden zuerst die Verlagsvertreter begrüßt. Caterine Schlumberger hat moderiert und dann die Lektorin das Buch vorstellen lassen, wo es um den Tod der Mutter von Familie Mohn und ihren Nachbarn, die sehr aufdringlich sind und wissen, wie die Hinterbliebenen trauern sollen, geht.

Es gab eine Lesestelle und dann konnten die Teilnehmer, meistens Frauen, Fragen stellen, die alle von dem Buch sehr begeistert waren und es auch schon gelesen zu haben schienen. Die starken Bilder und die schöne Sprache wurden sehr gelobt und Stefanie vor Schulte gefragt, wann das nächste Buch käme und ob sie schon daran schreibe?

Sie tut es, hat aber noch nicht sehr viel darüber verraten, wurde aber gefragt, wo sie so lange geblieben wäre? Worauf die Antwort kam, sie war immer da, wurde aber offenbar noch nicht entdeckt.

“Diogenes” hat es getan, was die Autorin sehr freute und der Verlag feiert heuer auch sein siebzigjähriges Bestehen, wie auf den Büchern auch aufgedruckt ist und da wird es in Frankfurt auf der Messe auch einen großen Talk geben. Stefanie vor Schulte wird, wie sie erklärte, auch dort anwesend sein und lesen und der Schluß des Buches, das wurde auch gefragt, ist wieder sehr magisch. Stefanie vor Schulte meinte, daß man über das Thema Tod und Trauer vielleicht nur so schreiben könne und eine Buchhändlerin meinte, daß man, wenn man den Leuten sagt, daß es in dem Buch, um das Trauern geht, neunzig Prozent der Lesenden verschreckt. Es ist aber, füge ich an, ein sehr wichtiges Thema, auch wenn man es gern verdrängt, das aber jeden von uns in der einen oder anderen Art betreffen wird.

Die Welt

Jetzt kommt ein Reiseroman, zumindest steht Roman unter dem Titel. Dann geht es aber, um die Reisen, die der 1978 geborene Schweizer Schriftsteller Arno Camenisch, der auf Deutsch und Rätoromanisch schreibt und der mit seinen “Goldenen Jahren” schon auf der Longlist des dBps stand, in seinem Leben unternommen hat. Und er hat, wie schon der Titel sagt, so ziemlich die ganze Welt bereist und ich würde das eher dünne “Diogenes-Büchlein” als poetischen Reisebericht verstehen in dem es noch philosophische Betrachtungen des Lebens gibt.

Und das Poetische ist, der Ich-Erzähler oder Autor steht Vierundvierzigjährig eines Morgens auf der Terrasse, schaut auf den See und denkt über sein Leben und seine Reisen nach.

Denn als er Zwanzig war, so um die Jahrtausendwende, das Militär war absolviert, ein Job gefunden, wo er aufsteigen hätte können, was er aber nicht wollte. Also verkaufte er seine Güter und brach mit ein bißchen Geld und einem Gepäckstück auf die große Reise, das heißt nach Hongkong, Australien und Südamerika auf.

Später hat er auch einige Jahre in Spanien gelebt und Spanisch hat er in Südamerka gerlernt, als er dort den Menschen zuhörte und sich mit Taxifahrern anfreundet. Eine Maria gab es auch, mit der er sich einige Monate seines Lebens teilte und mit ihr im Taxi Studenhotels besuchte.

Als er nach einem Jahr zurückkam, hatte seine Mutter eine Psychose, verbrachte einige Zeit in der Klinik. Er unterrichtete inzwischen als Sprachenlehrer in Chur und fühlte sich durch seine Reisen sehr verändert. Da bringt er das Beispiel eines Mantels, den man ein Jahr im Kasten hängen hat und der, wenn man ihn herausnimmt, nicht mehr passt. Das passiert aber wahrscheinlich jeden Wintermantel denke ich und das Leben ist auch für den Erzähler weitergegangen.

Der Sommer 2003 wird von Arno Camenisch als sehr heiß beschrieben, die Klimaveränderung zeigt sich an und er beginnt eine unverbindliche Beziehung zu einer Amelie. Denn Freiheit und Unverbindlichkeit ist ihm sehr wichtig, so fliegt er Ende des Jahres, im Sommer hat er viel Zeit mit seiner Mutter verbracht und hat mit ihr Ausflüge unternommen, wieder nach Südamerika und beschließt dann im nächsten Sommer für drei Jahre nach Madrid zu ziehen. Amelie sieht er sieben Jahre später in einem Cafe in Zürich wieder und zwanzig Jahre später steht er auf der Terrasse seines Hauses, blickt auf den See und denkt über sein Leben nach.

Wieso das Buch Roman genannt wird, ist mir immer noch unklar, obwohl es sehr poetisch geschrieben ist und ein roter Faden durch die Kapitel zieht.

Memoir würde ich es nennen, aber als in einem Interview das ich hörte, die Moderatorin den Literaturkritiker fragte, ob das vielleicht Autobiografisch sei, reagierte der sehr empört und erklärte man dürfe keine Schlüsse von Text auf den Autor ziehen!

Worauf sich die Moderatorin fast entschuldigte. Wieso man das nicht darf, ist mir auch nicht so klar. Das scheint fast wie das Spoilern zu sein, das ja angeblich out ist. Dann habe ich aber auf den Buchrücken gesehen und dort steht “Arno Camenisch erzählt von den Jahren, als er in seinen Zwanzigern war, sein Leben auf den Kopf stellte und über die Kontinente zog, die Sorgen fern waren und das Leben um die Liebe kreiste.”

Also darf man es vielleicht doch. Geht es in dem Buch doch um die Freiheit und die Unabhängikeit die man sich in seinen Zwanzigern wünscht und die viele dann genauso wenig schaffen, wie die südamerikanischen Kindern, die in den Slums Fußball spielen und von der großen Karriere träumen. Arno Camenisch oder der Ich-Erzähler hat das auch getan und aufgegeben. Am Buchcover ist ein Auto zu sehen. Ein solches hat sich der Erzähler im Sommer 2003 auch gekauft und ist mit seiner Mutter durch das Land gefahren.