Wiener Anwaltsterben

Jetzt kommt der dritte “Gmeiner-Krimi” den ich mir in diesem Frühling bestellt habe und Achtung der Fehler im Titel stammt nicht von mir, liebe Kritiker, sondern steht so am Cover und von dem 1953 in OÖ geborenenen Reinhardt Badegruber habe ich schon einen Krimi gelesen und habe auch einmal auf der “Buch-Wien” mit ihm gequizzt.

“Lest die Leseprobe, um herauszufinden, ob man den Schreibstil mag!”, wird bei “Amazon” empfohlen und ich empfehle, tut das nicht, denn das schmeißt ihr das Buch wahrscheinlich weg und das wäre sehr schade und außerdem steht auch irgendwo “Krimisatire”, wenn man sich also einen ganz normalen Kriminalroman erwartet, wird man wahrscheinlich enttäuscht.

Denn das Krimigenre wird ja schon lange zum Aufdecken der gesellschaftlichen Mißstände oder, wie wahrscheinlich hier zum Zeigen des umfangreichen oder recherchierten Wissen des Autors benützt und da kann ich gleich warnen, politisch unkorrekt ist das Buch allemal nicht. Das war aber sicher die Absicht des Autors und für wem ist nun das Buch?

Für den der sich einen soliden Krimi erwartet, wahrscheinlich nicht, denn ich habe die Handlung immer noch nicht verstanden und würde auch vermuten, es gibt gar keine solche und wenn man das Buch in Berlin oder Hamburg liest, wird man sich wahrscheinlich trotz der gelegentlichen Fußnoten nicht auskennen.

Bei mir als Wienerin, die auch den Dialekt und die Klischees herum beherrscht war das nicht so und so würde ich das Buch, als einen alternativen Wien-Führer für Touristen empfehlen. Aber auch wenn man auf alternativen Weg in die österreichische Literatur eintauch will, aber da müß man sich wahrscheinleich auch ein bisschen auskennen und über vieles hinwegsehen.

Also um was geht es? Um das Anwaltssterben wahrscheinlich nicht. Da kommen zwar zwei um, aber am Anfang klebt eine Leiche oder ihr blutiger Abdruck in einer Nobelwohnung in der Tuchlauben und der der aufklären soll, ist der Prototyp des Antihelden.

Versoffen, total unkorrekt nicht nur in der Sprache sondern auch in seinen Handlungen, verfickt, stinkend, etcetera und am Anfang habe ich mich noch weniger, als jetzt ausgekannt, denn da schweift der Autor ununderbrochen ab, geht in die Vergangenheit seiner Figuren zurück, erzählt Nebensächlichkeiten und der Klappentext weicht auch ein wenig von der Handlung ab.

Der Gruppeninspektor Frank Karl wird jedenfalls vom Polizeipräsidenten protegiert oder haßgeliebt, hat viele abgebrochene Studien hinter sich und kennt sich in der Literatur hervorragend aus.

Er geht aucb ständig irgendwo einen saufen und da findet er sich beim Schottentor, glaube ich, in einem Beisl ein, wo er plötzlich neben einer blonden Deutschprofessorin sitzt, die ihn in ihre Lesegruppe eindlädt.

Dann kommt sein Oberst und beschuldigt ihn Poronrografie am Schreibtisch oder sonst wo zu haben und das ist ein Text von Neidhard von Reuental und da beginnt es schon interessant zu werden. Die Tochter des Obersten besucht das Rilke-Gymnasium, hat da die bewusste Deutschlehrerin, als Profesorin und da geht es dann fortan, um den Sex in der österreichischen oder auch anderen Literatur, die den Herrn Papa erzürnt.

Also wird der Inspektor von seinen Fällen abgelöst und muß nun die Schülerinnen und ihre Eltern aufsuchen und sich mit ihnen über den Sex in der Literatur, zitiert an Beispielen unterhalten und da kann ich gleich wieder auf zwei Fakes hinweisen.

Ersteinmal wohnen die Schülerinnen in ganz Wien verstreut. Also jenseits und diesseits der Donau und besuchen trotzdem dasselbe Gymnasium und dann steht am Beginn auch der berühmte Satz “Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.”

Stimmt nicht, würde ich meinen. Denn Ingeborg Bachmann ist wohl wirklich 1973 in Rom an einer Zigarette zu Tod gekommen. Den Roman “Deutschstunde” von Siegfried Lenz gibt es wirklich und ich habe ihn auch gelesen. Die “Blechtrommel” gibt es und “Katz und Maus” von Günther Grass und den hat es auch gegeben und ich nehme auch an, daß die zitierten Stellen stimmen und da kann man gleich noch etwas anfügen, wird ja immer geklagt, daß man derzeit bis zur Matura kommen kann, ohne je ein literarisches Werk gelesen zu haben und zur Matura schreibt man dann eben einen Gebrauchstext.

Bei den Schülerinnen und Schülern der 6B war das anders. Die kennen sich in der Literatur offenbar gut aus. Daß sie dabei auch Sexfotos machten und es von Sex und Crime wimmelt, ist ein anderer Kaffee und da muß man wohl anmerken, daß sich die Leute, die sich für die österreichische Literatur interessieren, wohl nicht immer von pornographen Inhalten in einer starken Sprache lesen wollen und, daß man den Roman wahrscheinlich nicht in der Deutschstunde lesen kann. Denn jugendfrei ist er nicht und politisch korrekt, was ja heute alles sein muß, auch nicht.

Aber Hermann Nitsch war auch nicht prüde und hat mit seinen Schüttbldern, die Gemüter und heute noch die FPÖ erregt.

Also spannend, spannend und ich habe, obwohl ich keine unbedingte Freundin der deftigen Sprache und der gewollten Unkorrektheiten bin, das Lesen des Buches sehr genossen, obwohl ich Anfangs schwer hineingekommen bin und dachte, da werde ich damit gar nicht fertig, weil das Lesen auch für eine Wienerin sehr mühsam ist und noch etwas hat mir nicht gefallen, lieber Reinhardt Badegruber, die Klischees, die da auch hineinmussten. Aber bitte, zeigen Sie mir die Sandler, die knicksen und “Euer Gnaden!”, sagen. Ich habe solche noch nicht gesehen. Also wird vielleicht doch ein Kunstbild und nicht das realistische Wien, das ich bevorzuge, beschrieben.

Rondo Veneziano

Ein Venedig-Krimi von Susanne Ayoub, die ich vor Jahrzehnten, glaube ich, in der Szene Margareten kennengelernt und dann beim Siemens-Literaturpreis wiedergetroffen habe.

Mit ihrem Roman “Engelsgift” ist sie glaube ich berühmt geworden. Dann kamen Bücher und Filme über ihre irakische Kindheit. Sie wurde 1956 in Bagdad geboren und ist dann mit ihrer Mutter nach Wien gekommen. Filme über Paul Celan gibt es auch. Ich habe am Volksstimmefest mit ihr gelesen und vielleicht auch bei der Poet Night und jetzt gibt es einen “Gmeiner-Krimi” der in Wien und in Venedig spielt.

Da gibt es Adele eine sechzigjährige Zahnärztin. Susanne Ayoub ist eine Zahnarztgattin, kennt sich also hier aus, die zu ihrer Wahltante Pauline nach Venedig reisen soll. Sie hat eine schwierige Mutter, die von einer vierundzwanzigstunde Hilfe betreut wird und einen Ex-Freund Josef, der mir nicht ganz klar war. Aber vielleicht hat es ein Vorläuferbuch gegeben.

Adele übergibt also ihre Ordi ihrer Assistentin, fährt nach Venedig und trifft die Tante im Palazzo nicht an, sondern nur einen umgefallenen Rollstuhl und einen Neffen der ihr erklärt, daß sie gestorben ist. Im Vaporetto trifft sie dann zwei ehemalige Schulfreundinnen und die die drei Frauen vertreiben sich die Zeit mit Essen und Venedig Sightseeing. Dann gehen sie zum Begräbnis der Tante und fahren wieder nach Wien zurck.

Dort begleiten wir Adele in ihre Praxis, wo es etwas chaotisch zugeht,während die Freundinnen, eine pensionierte Bibliothekarin und eine Ex Boutique Besitzerin im Fernsehen den Neffen in einer Galerie sehen. Der wird dann tot im Donaukanal aufgefunden und seine Spuren verwischen sich. Denn es geht wieder nach Venedig zurück und zu dem Verdacht, daß Paulie doch nicht gestorben ist.

Doch wo ist sie? Es gibt eine Spur zu einem armenischen Kloster, denn Pauline, die Kunstsammerlin hat einen armenischen Glasfabrikbesitzer geheiratet und Aufzeichnungen der alten Dame, die über ihr Leben berichtet, gibt es auch.

Bei einer Führung in dem armenischen Kloster in Venedig wird Adele verfolgt und von der Assistentin des Galeriebesitzers niedergestochen. Sie finden dann die Tante, die nur verwundet wurde und die beschließt nun ihren Lebensabend in Wien bei ihrer Freundin und Adele, die ihre Praxis einem jüngeren Zahnarzt verkauft, zu verbringen.

Interessant, interessant obwohl die Handlung eigentlich nicht so spannnend undauch ein bisschen unvollstänidg ist. Denn, wie war das jetzt mit diesen Neffe? Seine Spur verwischt sich, dafür kann man viel von Venedig und auch von Wien erfahren. Es gibt kulinarische Tips und auch über die armenische Geschichte kann man eintauchen, ein Crossover Krimi einer vielseitigen Autorin also und interessant zu lesen.

Der Taucher

Das zweite Buch aus dem “Mare-Verlag”, der sich mit dem Meer beschäftigt, ist ein Krimi und zwar der zweite Fall in dem der sogenannte Holländer Liewe Cupido ermittelt, des 1962 geborenen Mathijs Deen, ist ein eher ruhiges Werk, das den Fall eines toten Tauchers, der mit Handschellen an ein Wrack gefesselt ist, sehr behutsam aufdeckt.

Da gibt es Jan Matz, der in Förn lebt und mit seinem Sohn Johnny wieder einmal auf Tauchtour gehen will und Johnny, der mit seinem Bruder Paul bei der geschiedenen Mutter Christina lebt, ist in größeren Schwierigkeiten, hat er doch seinen Schufreund Henk niedergeschlagen, der seither bleibende Schäden hat und in einer Rehaklinik beziehungsweise auf der Intensivstation lebt.

Warum das geschehen ist, kommt eigentlich gar nicht so klar heraus. Er hat aber auch einen Malatowcocktail auf Henks Familie werfen lassen und nennt alle “Looser”. Jetzt wird er von der Polizei gesucht und da wird die Leiche seines Vaters in dem erwähnten Wrack Hanne, das in den Fünzigerjahren untergegangen ist, gefunden. Dort gibt es eine Kupferladung, die Jan Matz nach und nach hinaufbrachte und, wie ein Gespräch auf einem Friedhof erwies, Henks Eltern zukommen lassen soll, damit die keine weiteren Anzeigen machen.

Der holländische Kommissar Liewe Cupido dessen Vater auch ein Fischer war, soll den Fall gemeinsam mit Judith Schulz aufklären, der ist mit einem Hund unterwegs und hat da immer Schwierigkeiten ihn in den Hotels unterzubringen, bis er sich mit der Hundepensionsbesitzerin Miram anfreundet und die Geschichte führt auch noch in einen Rachenklub, der von einem oder zwei Beonazis geführt wird, der Jan Matz Plünderzug rächen will.

Eine spannende Geschichte, weil sie, wie in den Rezensionen steht, die Ostseeluft in der sie spielt, deutlich spürbar macht. Sie ist auch sehr sozialkritisch und spannend zu lesen, weil alles, wie schon beschrieben sehr langsam und bedächtig aufklärt.

Fünf falsche Fährten

In der Zwischenzeit zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr habe ich den dritten Lord Wimsey Krimi gelesen, nämlichBand sechs dieser Reihe der 1893-1957 lebenden Dorothy Sayers, die “Diskreten Zeugen” und “Keines natürlichen Todes” habe ich schon gelesen und ich muß sagen, man kann in der von “Wunderlich” aufgelegten Reihe sehr schön die Veränderungen im Krimischreiben zwischen gestern und heute verfolgen, denn Dorothy Sayers, die als erste Frau in Oxford ein Studium absolvierte, gilt neben Agatha Christie als die berühmteste Krimiautorin und ich muß wieder schreiben ihr Stil wird heute wahrscheinlich als sehr langsam erscheinen.

Da passiert ja nichts oder nicht sehr viel und der Spannungsbogen ist auch eher öd, nach dem was wir dazwischen gelesen haben, könnte man auch ätzen. Aber es passiert schon sehr viel, aber alles im Kopf.

Diesmal nicht in dem von Sherlock Holmes, sondern in dem von Peter Wimsley, dem jungen Adeligen, der ein schönes Leben, viel Geld und dann auch noch einen schlauen Diener hat, der diesmal aber keine sehr große Rolle spielt. Denn der Adelige macht Urlaub in Schottland, in einem Künstlerdorf. Will sich dort erholen und angeln und dann wird da ein Ungustl ermordet oder besser tot im Flüßchen aufgefunden.

Der hieß Campell, war ein Maler und hat sich mit mindestens sechs anderen Maler im Dörfchen angelegt oder in einen Raufhandel verwickelt. Dann stand er an einem Dienstagmorgen, glaube ich, am Fluß und malte ein schönes Bild oder wollte das, denn er wird ja tot im Fluß gefunden und Lord Wimsey und die hiesige Polizeimannschaft ermittelt und tut das sehr genau.

Eine Liste der Verdächtigen und die genauen Fahrpläne werden erstellt, denn die meisten der Maler waren am Dienstag gar nicht vor Ort, sondern in Glasgow in einer Kunstausstellung und wir haben nun sechs verdächtige Maler.

Jeder könnte es gewesen sein. Aber Pech alle haben ein Alibi. Nun na, nun ja, liest sich auf fast fünfhundert Seiten ein bißchen langwierig.

Ein hysterisches Kind, das zwei der Raufbolde beobachtete und glaubte selbst ermordet zu werden gibt es und ein ebensolches Dienstmädchen, das auch einiges beobachtet. Die Frauen spielen der Zeit geschuldet, aber gegen der Biografie der Autorin, auch nur eine eher geringe Rolle. Das heißt zwei Malerinnen gibt es, glaube ich. Die gehören aber nicht zu den Verdächtigen und damit das Ganze nicht doch zu langweilig wird, spielt Sir Peter das Geschehen nach, nachdem er die Polizisten ihre Theorien aufzählen läßt, in der es alle gewesen sein hätte können.

Danach bleibt nur noch einer über, ein John Ferguson und der ist kein Bösewicht, sondern es war nur ein Raufhandel mit unbeabsichtigten Folgen oder Notwehr, denn der betrunkene Campell hat sein Haus gestürmt und ihn angegriffen, so daß ihm keine Wahl blieb, als zurückzuschlagen und er wurde von den Geschworenen daher auch mild beurteilt.

“Der Krimi-Klassiker einer der großen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts in neuer Ausstattung. – Ein Meisterwerk von einem Mordfall – der sechste Fall für Lord Peter Wimsley. – Zum Glück hat der Wunderlich Verlag Lord Peter Wimseys Fälle in neuer Ausstattung herausgebracht”, steht am Buchrücken.

Elf Bände gibt es, also bin ich gespannt, was ich noch zum Lesen bekomme.

Fünf falsche Fährten

In der Zwischenzeit zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr habe ich den dritten Lord Wimsey Krimi gelesen, nämlichBand sechs dieser Reihe der 1893-1957 lebenden Dorothy Sayers, die “Diskreten Zeugen” und “Keines natürlichen Todes” habe ich schon gelesen und ich muß sagen, man kann in der von “Wunderlich” aufgelegten Reihe sehr schön die Veränderungen im Krimischreiben zwischen gestern und heute verfolgen, denn Dorothy Sayers, die als erste Frau in Oxford ein Studium absolvierte, gilt neben Agatha Christie als die berühmteste Krimiautorin und ich muß wieder schreiben ihr Stil wird heute wahrscheinlich als sehr langsam erscheinen.

Da passiert ja nichts oder nicht sehr viel und der Spannungsbogen ist auch eher öd, nach dem was wir dazwischen gelesen haben, könnte man auch ätzen. Aber es passiert schon sehr viel, aber alles im Kopf.

Diesmal nicht in dem von Sherlock Holmes, sondern in dem von Peter Wimsley, dem jungen Adeligen, der ein schönes Leben, viel Geld und dann auch noch einen schlauen Diener hat, der diesmal aber keine sehr große Rolle spielt. Denn der Adelige macht Urlaub in Schottland, in einem Künstlerdorf. Will sich dort erholen und angeln und dann wird da ein Ungustl ermordet oder besser tot im Flüßchen aufgefunden.

Der hieß Campell, war ein Maler und hat sich mit mindestens sechs anderen Maler im Dörfchen angelegt oder in einen Raufhandel verwickelt. Dann stand er an einem Dienstagmorgen, glaube ich, am Fluß und malte ein schönes Bild oder wollte das, denn er wird ja tot im Fluß gefunden und Lord Wimsey und die hiesige Polizeimannschaft ermittelt und tut das sehr genau.

Eine Liste der Verdächtigen und die genauen Fahrpläne werden erstellt, denn die meisten der Maler waren am Dienstag gar nicht vor Ort, sondern in Glasgow in einer Kunstausstellung und wir haben nun sechs verdächtige Maler.

Jeder könnte es gewesen sein. Aber Pech alle haben ein Alibi. Nun na, nun ja, liest sich auf fast fünfhundert Seiten ein bißchen langwierig.

Ein hysterisches Kind, das zwei der Raufbolde beobachtete und glaubte selbst ermordet zu werden gibt es und ein ebensolches Dienstmädchen, das auch einiges beobachtet. Die Frauen spielen der Zeit geschuldet, aber gegen der Biografie der Autorin, auch nur eine eher geringe Rolle. Das heißt zwei Malerinnen gibt es, glaube ich. Die gehören aber nicht zu den Verdächtigen und damit das Ganze nicht doch zu langweilig wird, spielt Sir Peter das Geschehen nach, nachdem er die Polizisten ihre Theorien aufzählen läßt, in der es alle gewesen sein hätte können.

Danach bleibt nur noch einer über, ein John Ferguson und der ist kein Bösewicht, sondern es war nur ein Raufhandel mit unbeabsichtigten Folgen oder Notwehr, denn der betrunkene Campell hat sein Haus gestürmt und ihn angegriffen, so daß ihm keine Wahl blieb, als zurückzuschlagen und er wurde von den Geschworenen daher auch mild beurteilt.

“Der Krimi-Klassiker einer der großen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts in neuer Ausstattung. – Ein Meisterwerk von einem Mordfall – der sechste Fall für Lord Peter Wimsley. – Zum Glück hat der Wunderlich Verlag Lord Peter Wimseys Fälle in neuer Ausstattung herausgebracht”, steht am Buchrücken.

Elf Bände gibt es, also bin ich gespannt, was ich noch zum Lesen bekomme.

Verschwörung

Jetzt kommt eine Überraschung, nämlich ein Krimi von Petrus Markaris, der sich mit der “Pandemie” beschäftigt und offenbar im vorigen Jahr geschrieben wurde oder dort handelt.

Und ich habe den 1937 in Istanbul geborenen gut Deutsch sprechenden griechischen Autor, einmal, glaube ich, bei der “Literatur im Herbst” im Odeon-Theater kennengelernt und das erste Mal bin ich mit ihm, bzw. seiner Literatur einmal in Leipzig in Berührung gekommen. Das war lange vor der Zeit, als ich akkreditiert war und Kontakt zum Verlag hatte. Da habe ich beim “Diogenes-Stand” gesehen, wie dort Bücher ausgeteilt wurden, bin hingegangen und wollte auch eines haben.

“Das ist nur für Buchhändler!”, hat mir mir gesagt. Ich habe dann doch eines bekommen und meinen ersten Markaris-Krimi gelesen. Inzwischen, glaube ich, noch ein paar. Eines über die Krise “Finstere Zeiten”, habe ich schon gebloggt und wahrscheinlich noch ein paar andere gefunden und jetzt ein Buch über die Pandemie.

Hurrah, hurrah, da mich dieses Thema, wie meine Leser wissen, sehr interessiert und ich schon viel darüber gelesen und geschrieben habe und mich auch die Frage beschäftigt, darf man über dieses Thema schreiben oder gilt man für unliterarisch oder sogar für schwurblerisch, wenn man man das tut?

Diese Frage hat mich auch beim Lesen des Buches sehr beschäftigt, beziehungsweise, ob das jetzt ein Krimi ist, denn eigentlich geschieht am Anfang gar nichts Verbotenes dabei, zumindestens nach den Vor- Corona-Vorstellungen.

Denn es beginnt mit den Abendessen bei den Charitos beziehungsweise deren Tochter und dem kleinen Enkel Lambros, der um vom Virus nicht angesteckt zu werden, nicht mehr von seiner Kinderfrau aus dem Obdachlosenheim betreut werden darf. Der Vater ein Arzt, will das nicht. Deshalb übernimmt das Adriani, Kommissar Charitos Frau und was für österreichische Begriffe seltsam scheint, es wird viel geküßt dabei, obwohl Masken getragen, die Kleider gewechselt werden, es eine Ausgangsperrte gibt, die natürlich nicht für Polizisten gilt.

Und Fanis, der Schwiergersohn ist in seinen Spital sehr überlastet. So kommt es zum Streit mit seiner Frau Katerina, einer Rechtsanswältin und der zweijährige Enke wird dadurch traumatisiert.

Dann geschieht ein Selbstmord. Ein alter Linker hat sich umgebracht und in seinen Abschiedsbrief darauf hingewiesen, daß er die Menschen aufrütteln will, sich nicht alles gefallen zu lassen.

“Es lebe die Bewegung der Selbstmörder!”, endet der Brief und die Polizei bzw. die Minister drehen durch. Denn was ist wenn es zu Demonstrationen kommt? Es kommrt auch dazu und zwar stellen sich da die Geschäftsinhalber in ihre geschlossene Geschääfte und haben Plakate “Wir haben Hunger!”, in der Hand.

“Tut etwas!”, fordern die Minister die Polizei auf. Aber die kann nichts tun, denn allein in der Auslage stehen, ist nicht verboten.

Es folgen noch einige Selbstmorde und das wird dann auch in Facebook gepostet. Die Polizei beginnt zu beobachten. Es kommt noch zu einigen Demonstrationen, wo eigentlich nicht viel Ungesetzliches passiert. Aber dann meldet sich die “Kämpfer von 2021” und halten Impftransporter mit ihren Motorrädern auf, schlagen die Fahrer zusammen und es wird auch ein Arzt ermordet, der sich sehr für die Herdenimmunität einsetzte.

Und das ist jetzt interessant, weil wir ja inzwischen wissen, daß es gar keine Herdenimmunität geben wird, weil man trotz Impfung auch angesteckt werden kann. Aber die Kämpfer regen sich über das Wort auf, wollen nicht zu einer Herde werden, ich dachte an die Sprache in Coronazeiten und da finde ich es schön, daß die Leiterin der Impfstraße im Austria Center jetzt nicht mehr von Impflingen und Patienten, sondern von Patienten spricht.

Und eigentlich wäre es ja gut, wenn die Impfung weitere Ansteckungen verhindert, was sie leider nicht kann.

Da wären wir also bei den Verschörungstheorien und da denke ich, die ich mich am Anfang fragte, was will Makaris mit dem Krimi sagen und ich, die ich mich ja anfangs sehr gewundert haben, wieso die Linken da nicht protesieren, sondern das offenbar die Rechten tun oder ihnen zugeschoben wird, habe das sehr gut gefunden, daß da die Menschen zum Handeln aufgerufen wurden.

Das mit der Herdenimmunität klingt aber etwas naiv und nicht richtig, ist aber wahrscheinlich der Trick von Petrus Makaris einen harmlosen Krimi aus diesem heiklen Thema zu machen und ich habe mich am Anfang auch gefragt, wie die Leser das Buch aufnehmen werden? Ob sie, noch dazu, da jetzt in Österreich ja auch ein Selbstmord einer Ärztin passe, “Schwurbler!”, schreien und den Autor so ausbuhen, wie Dietmar Füssel am “Tag der Freiheit des Wortes” ausgebuht wurde?

Aber am Ende wird das Buch ein ganz normaler aufgeklärter Krimi. Petrus Makaris schildert auch viel Familienglück und alles findet ein harmonisches Ende.

Wie das Buch ankommen wird, will ich noch immer gerne wissen. Leider habe ich da bei “Amazon” noch nichts gefunden, weil das Buch ja erst im Juli erschienen ist.

Das Buch wurde übrigens Andrea Camilleri gewidmet und wurde von Michaela Prinzinger übersetzt.

Thronfall

Jetzt kommt der dritte historische Krimi, den ich in letzter Zeit gelesen habe und alles geht schön zurück, von 1945 wo ein Präsident über die westdeutsche Grenze entführt wurde, ins Jahr 1920 wo die Sozialisten Berlin und Leipzig unsicher machten und dann zurück ins deutsche Kaiserreich und ins Jahr 1889.

Ich habe zuerst 1989 gelesen und an den Mauerfall gedacht, aber nein, es gibt noch den jungen Kaiser Wilhelm, der viel auf Reisen geht und den August Bebel, der ein Buch über die “Frau im Sozialismus” geschrieben hat und noch sehr vieles anderes, denn “Thronfall” ist schon der dritte historische Krimi, den Axel Simon geschrieben hat und daher braucht man wohl ein bißchen länger um sich bei den handelnden Personen auszukennen. Da gibt es einen Gabriel Landow, genannt Gabi, was auch ein bißchen verwirrend ist, der ist Privatermittler der Regierung, hat eine Detektei und einen Kompagnos namens Orsini, sowie eine Geliebte namens Elba Runge zu der ein eher wechselhaftes Verhältnis hat.

Am Anfang passieren gleich ein paar Morde, die von einer Frau ausgeführt werden, die asiatische Augen hat. Die Köpfe der Kaiserdenkmäler rollen dann als nächstes und Botschaften wie “Den Arbeiter holt der Typus, den Kaiser holt der Teufel.

Bis es aber soweit ist, wird noch die Detektei durchsucht, weil Orsini, der einarmige, den Arm wahrscheinlich in einem Krieg verloren, betätigt sich auch als Taschendieb und hat da ein Notizbuch mit einer Zahlenkombination gefunden, als er das zurückgeben will, wird der Überbringer erschossen und drei Revolutipnäre Marat, der eigentlich aus Hollabrunn stammt, Saint Just und Desmoulins, die mit Dynamitstangen hantieren und Kisten bei sich verstecken, gibt es auch, wie die Spielzeugfabrikantenwitwe Grün, die eine Freundi Ebas und ebenfalls Revoultionärin ist und von einem Heiratsschwindler verfolgt wird, der sich in sie verliebt, aber der wird in Auftrag Elbas von Orsini verfolgt und einen Affen namens Franz gibt es inzwischen auch, der von Oorsini während seiner Verfolgungsarbeit im Kinderwagen herumgeführt wird.

Ganz langsam kommen wir ins Geschehen oder fahren nach Norwegen, weil sich dort der Kaiser mit seinem Freund Graf Eulenburg auf eine Schiffsreise begeben hat, aber der hat ein junges Kaiserdouble an Bord geschmuggelt und der wird während eines Picknicks erschossen.

Da kommt Landow auch auf, die Fogorafie die sich gerade entwickelt hat und besucht mehrere Fotografen und, um die Spielzeuge, die in dieser Zeit en Vogue waren, da gibt es einen Superkreisel, geht es auch.

Am Schluß kommt noch der russische Zar auf Besuch und Landow kann ein Attentat auf ihn verhindern, dafür liegt er zwar bandagiert im Spital, kann aber aber wahrscheinlich weitere Fälle lösen, so daß wir auf einen Folgeband gespannt sein können und Axel Simon hat wirkich einen frischen ungewöhnichen Ton und so liest man sich durch das Buch, das eigentlich weniger ein Krimi ist, sondern sich an Hand absurder Situationen, wie beispielsweise, das mit dem Affen durch das vorvorige Jahrhundert und wenn vielleicht auch nicht alles so authentisch ist, daß es außer Dienstmädchen soviel berufstätige Frauen gegeben hat, wage ich zu bezweifeln, hat man trotzdem viel gelernt und so sind historische Krimis, die jetzt ja, wie die Schwammerln aus dem Boden spriessen, sicher sehr interessant.

Das Nest

Zwischen Weihnachten und Neujahr läßt es sich gemütlich Krimis lesen, auch wenn sie im April spielen, den Katrine Engbergs “Nest” hatte ich, weil ich es mir wegen des Bloggertalks nach Harland mitgenommen und da habe ich gleich zwei Fragen. Erstens verstehe ich den Titel, da gibt es, glaube ich, ,auch andere Bücher mit diesem Namen nicht ganz, obwohl Vögel spielen eine gewisse Metaphernrolle und man kann es auch als Synoym für die tatsächliche oder mangelnde Geborgenheit in der Familie nehmen und die zweite Frage betrifft das Cover. Pillen, die ein bißchen, wie Autos aussehen, sind darauf abgebildet und das hat meiner Meinung nach noch viel weniger Bezug zum Inhalt. Der ist vielschichtig und die 1975 in Kopenhagen geborene und gut Deutsch sprechende Katrin Engberg scheint eine sehr sympathische Frau zu sein, wie ich beim Bloggertalk merkte und das Buch ist der vierte Teil der Kopenhagener-Serie mit Anette Werner und Jeppe Körner und bei “Amazon” streiten sie sich darum, ob es was macht, wenn man die vorigen Teile nicht gelesen hat?

Ich habe mir etwas schwer damit getan, denn Katrine Engberg geht es sehr bedächtig an und so liest man sich zuerst durch die verschiedenen Handlungsstränge bis sie geschickt alles zusammenfügt und die Familienprobleme der Ermittler, das ist wahrscheinlich so eine skandinavische Spezialität, spielen auch eine Rolle.

Also, da wird erst einmal ein Junge entführt oder ist er verschwunden? Das weiß man nicht so genau. Er ist jedenfalls der Sohn einer Galeristen- oder Aktionshausfamilie und die ist etwas seltsam. Schlafen doch alle Kinder und, die sind bis siebzehn, mit den Eltern in einem großen Familienbett und die Familie schwurbelt auch etwas, daß sie schon einmal Schwierigkeiten hatte und erpresst wurde und ziehen Zusammenhänge.

Oscar er ist fünfzehn, ein begabter Zeichner und hinterläßt ein Zitat von Oscar Wilde, hätte eigentlich bei einer Freundin schlafen sollen und hat sich mit seinem Lehrer getroffen. Dann wird und das hat Katrine Engberg ja den Prolog gelesen, wird eine Leiche in einer modernen Müllverbrennungsanlage gefunden. Es ist aber nicht Oscar, sondern der Lehrer und seltsam, der Vater von der Freundin arbeitet in der Anlage, als Ingenieur und führt sich sehr seltsam auf.

Oscar wird gefunden und kommt in ein Spital und seine Mutter ist auch recht seltsam, weil sie gleich den Ermittler umarmt, dafür ist der Vater immer verschwunden und eine Schwester, Jenny Kalibian gibt es auch. Die war eine begabte Künstlerin, hat durch die Schwierigkeiten des Schwagers ihre Karriere beendet. Jetzt ist sie Aufseherin im Thorvaldsen-Museum, hat immer Geldnöte, unterrichtet aber Oscar im Zeichnen.

Jeppe hat noch eine Freundin die siebzigjährige Ester, die ein Buch über eine Anthropologin schreiben will und mit einem alten Herrn zusammenlebt, der ein wenig dement wirkt, Angst vor dem Sterben hat und dann noch an Krebs erkrankt.

Das ist die Vielschichtigkeit von Katrine Engberg. Anette verliebt sich auch noch in einen Tierpräparator, der ihr beim Ermitteln hilft, obwohl sie verheiratet ist und eine kleine Tochter hat und Jeppe lebt mit einer Kollegin, die alleinerziehnde Mutter ist und als er die elfjährige Tochter um zehn Uhr abends auf der Straße trifft und die dann nach Bier stinkt, bricht die Beziehung auseinander.

Ganz schön kompliziert und viel Themen werden angeschnitten. Denn es geht natürlich um Kindesmißbrauch und um einen Pädophilienring, die der Lehrer, jung und noch sehr gewissenhaft, aufklären wollte. Die Tante hat den Neffen nicht nur unterrichtet, sondern in geschminkten Posen fotografiert und die Fotos dann verkauft und die kleine Schwester rächt sich an der Tante und wenn man von der Krimihandlung absieht, bleibt wahrscheinlich über, wie kompliziert dieses Leben ist und dabraucht man gar nicht Sars Cov 19 dazu.

Metropolis

Über die 1920 Jahre gibt es sehr viele Bücher, die ich zum Teil schon im Vorjahr gelesen habe, vor kurzem eines über den Februar 1933 in Berlin, das sich speziell mit der Rolle der Dichter, wie Thomas Mann, Alexander Döblin, Heinrich Mann, etcetera beschäftigte und jetzt, Zufall, wie es sie gibt, ist mir ein Krimi des 2018 verstorbenes Philip Kerrs, den ich einmal in der Hauptbücherei gesehen und zwei Bücher von ihm gelesen habe, in dem er mit seiner Bernie Gunther Reihe bis ins Jahr 1928 zurückgeht und da teilweise Personen, wie in “Berlin 1933” vorkommen und ich muß sagen, das ist das Buch von Philip Kerr, das mir bisher am besten gefallen hat, obwohl es auch da einige sehr ungewöhnliche Ermittlungsweisen und einiges nicht wirklich logisch ist, sowie, glaube ich, Handlungslücken gibt, aber es ist wahrscheinlich das Thema und das Berlin, in den Neunzehnzwanzigerjahren, was wieder sehr dicht und beeindruckend beschrieben wird, das mir sehr gefiel.

Den vorletzten Bernie Gunther Krimi habe ich ja gelesen. Der jetztige, den Philip Kerr kurz vor seinen Tod fertiggestellt haben dürfte, beschreibt den jungen Bernhard Gunter, der gerade in die Mordkommission kommt. Beim lesen habe ich mir gedacht, wenn es da schon eine ganze Reihe von Bernie Gunther Bücher gibt, muß der im letzten, den ich gelesen habe, schon eine ganze Reihe Ungesetzlichkeiten auf den Buckel haben und spannend auch, daß sich Kerr in seinem Romanen mit dem historischen Berlin beschäftigte und sich da gut auszukennen schien.

Also Berlin 1928. Der erste Weltkrieg ist zehn Jahre vorbei, auf den Straßen Berlin laufen die “Krüppel” “in ihren verschliessenen Uniformen auf denen noch die Orden hängen und betteln, weil sie ihre Beine im Krieg verloren haben und die Frauen, die ihre Arbeit verloren haben, müssen sich prostituieren.

Auch sehr interessant, das Buch ist in drei Teilen, wie ein Tryptichon gegliedert und das gibt es von Otto Dix, der in dem Buch auch vorkommt, nach dem Prolog von Ian Rankin zu sehen, der erste Teil “Frauen” zeigt einen solchen “Krüppel”, Teil zwei “Niedergang”, zeigt eine Jazzclubszene und Teil drei heißt “Erotik”.

Im Teil drei geht es um Prostituiertenmorde, da wurden vier oder fünf Frauen von einem “Winnetou” genannten Mörder skalpiert und Bernie Gunther wird von der Sitte in die Mordkommission berufen, um bei der Aufklärung zu helfen. Der war auch im Krieg, ist daher kriegsgeschädigt und säuft sich seine Traumen weg. Eigentlich hätte ein Inspektor Reichenbach die Stelle bekommen sollen. Aber der ist nicht nur Jude, sondern geht auch recht gewalttätig bei seinen Ermittlungen um. Der Chef der Mordkommission ist ein Dr . Weiß, sein Stellvertreter heißt Ernst Gennat und beide sind historische Personen und man kann im Anhang über ihr weiteres Schicksal lesen.

Die Polizisten unterbezahlt halten die Gesetze auch nicht so ganz ein, sondern leeren am Tatort manchmal auch die Geldbörsen der Opfer aus oder dealen vielleicht ein bißchen.

Also ein starkes Sittenbild Berlins und das ist sehr dicht beschrieben. Dann kommt es zu einem Schnitt, denn “Winnetou” verwandelt sich in einen “Dr. Gnadenschuss”. Bernie Gunther beginnt bald zu ahnen, daß das das vielleicht dieselbe Person sein könnte, denn die Frauenmorde hören auf, stattdessen werden plötzlich die Bettler umgebracht und Dr. Gnadenschuß, wie er sich nennt, hat Bekennerschreiben an Zeitungen wie beispielsweise das “Tageblatt”, die ja in “Berlin 1933” auch vorkommt, wo er sich dazu bekennt Berlin von den “unnötigen Krüppel” zu befreien und wieder schön sauber machen.

Dr. Weiss kommt auf die Idee, daß sich Bernie Gunther als Lockvogel mit einem “Krüppelknarren” auf die Straße stellt, um den Mörder zu fassen. Er geht mit einer Saxophonspielerin, die in seiner Pension wohnt, auch ins “Sing-Sing”, das ist ein Lokal, das es auch gegeben hat, wo es einen elektrischen Stuhl gibt und Bernie Gunter wird auserwählt das Opfer zu spielen, das sich vor den Schaulustigen guiilitieren lassen muß. Da kommt Gunther mit dem Vater des letzten Frauenopfers in Kontakt. Der mischt sich in die Aufklärung ein und Gunther wird als Bettler verkleidet von einer Jugendbande angriffen und blöderweise hat er vorher die Pistole verloren, so daß er froh sein kann, daß plötzlich sein Kurt Reichenbach kommt, ihm hilft und ihm seine Pistole gibt.

Einen Mordfall kann Gunter auch noch beobachten, den soll Reichenbach aufklären. Aber der verschwindet und ist, stellt sich heraus, der Prostituierten- und Bettlermörder. Aber statt die Sache aufzuklären und ihn festzunehmen, hat der Vater ihn entführt und ermorden lassen, beziehungsweise vor ein Gericht bestellt und überredet Gunther, die Sache zu vertuschen. Denn wem hilft es, wenn die Witwe plötzlich die Gattin eines Mörder war?

Einen eigenen Mord oder Notwehr, als Dr. Weiss angegriffen wurde und die Kollegen holte wollte, hat er auch vertuscht. Dafür klärt er den schon erwähnten Mord auf, was ich sehr seltsam finde und mich stört.

Ansonsten ein sehr interessantes Buch, das mir aber manchmal etwas zu lang und auch unlogisch vorkam. So hatte Kurt Reichenbach in seinem Auto ein scharfes Messer, einen Hammer und eine Perücke liegen, die ihn an Mörder auswiesen. Das denke ich, wird die Witwe wohl gefunden haben, als sie sich um den Nachlaß kümmerte oder das Auto verkaufen wollte.

Und der Titel, bezieht sich auf Fritz Langs Film und mit dessen Frau, die Drehbuchautorin Thea von Harbou, die Nationalsozialistin war, trifft sich Bernie Gunter auch, um sie bei einem Drehbuch zu beraten.

Also interessant, wie es in Berlin in den Zwanziger und Dreißigerjahren aussah und wieder interessant, wieviele Bücher es darüber gibt.

Diskrete Zeugen

“Rowohlt” betziehungsweise “Wunderlich” hat die Kriminalromane der1893 geborenen Dorothy L. Sayers neu herausgegeben und so habe ich in Zeiten in denen der hundertste Geburtstag einer anderen berühmten Krimiautorin, nämlich Patricia Highsmith, gefeiert wurde, mich in den zweiten Band der Lord Peter Wimsey-Reihe eingelesen und dabei interessante Erfahrungen gemacht.

Ich mag, wie meine Leser wissen, ja gerne Krimis, obwohl ich wegen der Gewalt, die darin ja vorkommen muß, nicht so gerne welche schreibe oder mich um die Morde herumschummle. Von Dorothy Sayers habe ich noch nichts gelesen und das Erstaunliche an dem Buch ist wohl auch die diskrete Ironie mit der sich die Autorin über die damaligen Gesellschaft lustig macht.

Denn das Buch ist, wie ja schon der Reihentitel verrät, im Hochadel angesiedelt und für heutigen Krimileser wird der Stil auch erstaunlich einfach und unraffiniert erscheinen, was kein Wunder ist, sind inzwischen ja eine Unzahl Krimis entstanden. Hier erstaunt, daß die Spannung oft von Zeitungsberichten oder Dialogstellen, was heute wohl nicht mehr so gehen wird, ersetzt wird. Spannend ist es aber trotzdem, wenn es vielleicht auch als ein wenig langmatig empfunden werden kann und die Handlung ist eigentlich auch ganz banal, liest sich aber, füge ich wieder hinzu, durchaus spannend.

Was ist also geschehen? Da man das auch bei “Wikipedia” nachlesen kann, darf ich also spoilern. Es beginnt banal, in einem gemieteten Landhaus wird ein Toter aufgefunden und der herzog von Denver, der als ein wenig dümmlich aber durchaus korrekt, wie englischen Adeligen eben sind, wird von seiner Schwester dabei ertappt, wie er sich über den Toten beugt, der ist ihr Verlobter und wieder interessant, die Geschichte beginnt schon früher, nämlich im Hotel Meurice, in Paris, glaube ich, denn da ist der Bruder des Herzogs, eben jener Lord Peter, der Held der Krimireihe, der schon einen Fall aufgeklärt hat, auf der Rücksreise von Korsika, wo er einen dreimonatlichen Urlaub verbrachte, abgestiegen, duscht oder badet gerade, als ihm sein Diener, die Zeitung vorliest und auch erklärt, daß er schon das Flugzeug für die schnellereRückkehr gebucht hat.

Die Geschichte spielt in den Neunzehnhundertzwanzigerjahren. Der erste Weltkrieg ist vorbei und erstaunlich ist das amicale Verhältnis zwischen Herr und Diener, der manchmal etwas schneller als Lord Peter ist und einen Kriminalinspektor mit dem der Lord aufklärt, gibt es auch.

Aber zurück zum Fall, Peters Bruder ist verhaftet worden und weigert sich auszusagen. Das heißt, er sagt aus, er hätte einen Brief bekommen, wo der Verlobte als Falschspieler entlarvt wurde, worauf er ihn, weil die Engländer ja viel moralischer als die Franzosen sind, mit denen der Verlobte aufgewachsen ist und auch in Paris lebte, zur Rede stellt.

Die Schwester Lady Mary, die zuerst “Du hast ihn umgebracht!”, ausgerufen hat, wird oder stellt sich krank um nicht aussagen zu müssen. Der zurückgekommene Peter oder sein Diener entdecken einen Koffer und Blutspuren an ihren Kleidern und auch Spuren, die auf einen Motorradfahrer hinweisen. Lord Peter wankt dann durch das Moor zu einem Bauern, der ihn sehr brutal anfaßt. Seine Frau scheint ihn mit seinen Bruder zu verwechseln und bittet ihn zu verschwinden und wir bekommen heraus, daß Lady Mary gar nicht so dümmlich ist, wie sie scheint. Sie war im Krieg sogar Krankenschwester und hat mit einem Kommunisten im Sowjetclub verkehrt und mit diesen stellt sich heraus, wollte sie abdampfen und der Herzog war, was ich ein wenig unglaubhaft finde, bei einem Tete at tete bei der Frau des Bauern und will ihre Ehre nicht preisgeben und der Verlobte, der eigentlich eine andere Geliebte hatte, aber kein Geld mehr, um sie weiter auszuhalten hat sich schließlich doch selbst umgebracht, was in den schon erwähnten Dialogpassagen der Gerichtsverhandlung ein wenig ungewöhnlich, aber doch sehr spannend aufgeklärt wird und so kann ich das Buch trotz der manchmal etwas unrealistischen Passagen, was wohl die diskrete Gesellschaftskritik sein soll, sehr empfehlen oder wenn ich nicht so eine lange Leseliste hätte, auch die zehn weiteren Bände lesen.