Doppelter Kalendermix

Kalender, Kalender, da sammelt sich ja zur Jahreswende immer einiges an.

Die Alten kommen hunter, die neuen hinauf. Und da bekomme ich vom Alfred seit einigen Jahren immer zwei literarische zu Weihnachten. Diesmal waren es der “Arche Literaturkalender – Große Erwartungen” mit Agatha Christie am Titelblatt. Jede Woche ein Bild. Am ersten Jänner sieht man Jakob Wassermann mit zwei Kollegen beim Schifahrenl. Einen Begleittext gibt es auch immer dazu.

Die erste Woche beginnt dann mit einem Foto von Elizabeth Strout von der ich noch einige ungelesen Bücher habe und dann geht es weiter mit Anette Droste-Hülshoff und und und….

Aber ich habe noch den “Aufbau Literaturkalender” und da thront Tove Ditlevsen am Titelblatt von der ich “Kindheit gelesen habe. Sndor Petöfi folgt dann noch mit der letzten Dezemberwoche und beide Kalender werden üblicherweise in der Krongasse aufgehängt.

In Harland hat sich dann noch der Bildkalender der “Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs”, beziehungsweise den “Wege ins Leben”, derselben Organisation.

Der des “Bergrettungsdienstes Österreichs”. Einen Bildkalender der “Mund- und Fußmalenden Künstler mit einem monatlichen Bild kann ich in der Harlander Küche auch aufhängen. Der ÖGB hat einen Stehkalender gestiftet, beziehungsweise habe ich den von der Anna, die Betriebsrätin ist, bekommen und dann gibt es noch einen “Alpenverein-Kalender” mit dem “Wasserreichen Österreichs, wo es im Jänner den Grundlsee mit dem Toten Gebirge zu bewundern gibt.

In Wien gibts dann noch einmal den Bildkalender und den der Fußmaler. SOS-Kinderdorf hat mir zwölf “Traumbilder aus einer friedvollen Welt”, geschickt und dann hängt schon länger ein immer währender Holzbaum-Horoskopkalender “Die Sterne interessieren sich nicht für dich” an meiner Vorzimmerwand.

Denn von “Holzbaum” habe ich schon einige immerwährende Kalender in meinen Vor-und Wartezimmer hängen und das ist, glaube ich, auch der Anlass für meine Kalenderartikel, die es seit zwei Jahren gibt.

Also für die Kurzrezension im Dezember schießt der Schütze seine Pfeile ab und nach dem Jahreswechsel kann ich wieder auf den Jänner zurückdrehen und da steht der Steinbock auf einen Stein des “Kalenders mit 12 niemals nicht aktuellen Horoskopen” von Tessa Sima und man sieht, man kann sich in Kalendern auch gehörig lustig machen.

Nicht nur die Karikaturisten sonder Marco Pogo, der Präsidentschaftskanditat vom letzten Jahr, Arzt, Bierbrauer und Musiker von dem ich dem Alfredn einen Bieradventerkalender kaufte, hat einen Kalender beigelegt, wo man den Helden zwölfmal in den verschiedensten Posen bewundern kann. Das Datum ist aber jeweils nur von Freitag bis Sonntag eingetragen, denn das andere zählt nach Marco Pogo offenbar nicht.

Von der “Buch Wien” habe ich mir zwei christlich angehauchte Bildkalender mitgenommen, denn die haben dort auf einen Wagen Gratismaterial aufgelegt. So habe ich im neuen Jahr im Jänner “bewusst:sein”, im Februar “weit:Blick”, der März ist “wahr:nehmbar”, und nach einem “Wort:gewaltigen” April kann man sich im Mai dann “fremd:schämen” oder sich beim “Kleinen Stück vom Land” an Bibelversen ergötzen.

Den “Augustin -Kalender mit den Konterfeis der “Augustin-Verkäufer” gibt es auch, den hat der Alfred, glaube ich, mitgebracht und Anton Blitzsteina habe ich am Badeschiff sein “Face office” abgekauft, wo es im Jänner den “Transgender boy” im Februar den “Philosophen” nach Friedrich Nietzsche, etcetera zu sehen gibt, weil ich das beim “Augustin Sommerfest” mich noch nicht mit einem Kalender vom nächsten Jahr beschweren wollte.

Dann habe ich noch einen “Arbeitszeit-Kalender” der “AK”, wahrscheinlich auch von der “Buch-Wien nach Hause gebracht, einen Künstlerkalender von “boesner” und die Anna hat mir zum Geburtstag von John Strecky “Mein Jahr im Cafe am Rand der Welt” mitgebracht. Das ist ein Buch, wo ich jeweils ein paar Texte lesen aber auch was selber schreiben kann. Mal sehen was daraus wird?

Für meine Urlaube ist das, glaube ich, ideal ein bleibendes Souvenier daraus zu machen.

Also eine sehr reichliche Kalenderauswahl damit das neue Jahr ein wohl geordnetes werden kann und meine Terminkalender für die Praxis habe ich mir diesmal selbst besorgt bzw. gefunden, weil die “Bank Austria” lieber an die Caritas spendet, als an ihre Kunden Kalender verteilt.

Ein Buch aus der Zukunft

Hurrah, hurrah, das dritte Buch in diesem Jahr, drei sind schon geschrieben oder am Fertigwerden und alles dreht sich wiederum um Corona.

Diesmal sind wir schon im Jahr 2053 und die Drehbuchautorin Joana Bernard fliegt von New York nach Wien um ein Drehbuch über die Pandemie von 2021 zu schreiben.

Es ist mein kürzestes Buch bis jetzt, glaube ich und ich habe es von November und Dezember 2021 geschrieben und danach korrigiert.

Jetzt zu den Fragen aus der Vorschau:

  1. Das Foto befindet sich auf den “Wiener Verhältnis”, denn da fliegt Hanna Richter von Wien nach New York um über Jakob Mandelbaum zu forschen, der 1938 von dort nach New York emigrierte. Sie verliebt sich in dessen Enkel Henry und schreibt ein Buch darüber. Mein erstes Digibuch, das inzwischen leider vergriffen ist.

2.Jakob Mandelbaum wie schon beschrieben und es ist, glaube ich, der Ururgroßvater

3.Sachertorte und Walzer im Stadtpark, damits ganz schön Wienerisch wird.

Leider hat die Fragen bisher niemand aufgelöst. Es gibt aber hier wieder die Möglichkeit einer Leserunde. Also wer das Buch lesen und hier darüber diskutieren will, bitte melden

und die drei Bücher die noch fertigwerden müßen sind:

“Frauenleben-Frauenleiden”

“Die Uhren haben ihre Zeit verloren oder Fritzi Jelinek schreibt einen Roman – ein Verschwörungsroman in vierzehn Episoden” und

“Die gestohlenen Jahren”, das wäre dann der neunte erzählenden Covid Text. Das “Corona-Texte-Buch” gibt es auch noch und hier noch einen Quiz. Wen den vielleicht jemand auflösen möchte.

Vorschau auf “Arbeitstitel Wien 2021”

Schon wieder ein neues Buch, nach den “Hundert Seiten” und dem “Seitengewitter”,, das dritte in diesem Jahr erschienene und außerdem habe ich, wie meine Leser wissen, in diesem Jahr schon zwei andere Texte, das “Frauenleben-Frauenleiden” und “Die Uhren haben ihre Zeit verloren oder Fritzi Jelinek sucht einen Autor – ein Verschwörungsroman in vierzehn Episoden” geschrieben und bin jetzt bei den “Gestohlenen Jahren”, von denen ich derzeit sechs Szenen, neunzehn Seiten und cirka 9 389 Wörter habe.

Uj, das geht wirklich wie am Fließband zu, könnte man kritisieren oder das Thema Covid interessiert mich wirklich und das läßt sich auch von allen Seiten betrachten oder immer hektischer werden. Die Zeiten und die Umstände, in denen wir leben sind wahrscheinlich schuld daran und nun zum neuen Buch, dem siebenten Corona-Text, wenn man die Blogartikel aus dem “Corona-Texte-Buch” wegläßt, denn da gibt es vor dem “Wo wir waren oder hundert Seiten Depression”, schon “Kein Frühlingserwachen mehr”, “Das braunrot karierte Notizbuch” und die “Mathilde im Coronaland” und als ich meinen ersten Corona-Text geschrieben habe, habe ich die Situation als sehr dystopisch empfunden und wollte das auch so ausdrücken.

Das Problem ist nur, wenn man so Mitten im Wahnsinn steckt, weiß man nicht, wie man das beschreiben soll oder was rund herum passiert und wie es weiter geht. Denn es war ja Wirklichkeit und kein Roman.

Die “Mathilde im Coronaland” schildert dann eine ähnliche Dystopie und endet damit, daß die Mathilde in ein NI-Ghetto zieht, das gab es zugegebnermaßen nicht, nur den Lockdown für Ungeimpfte und das 2G System, wo man seinen impßaß und Ausweis herzeigen mußte, wenn man einen Bleistift kaufen oder einen Kaffee trinken wollte, was in Wien immer noch passiert, das Ausweis zeigen, beim Bleistift kaufen genügt die Maske aber den Paß im Kaffeehaus, was ich nach wie vor für sehr skurril oder dystopisch halte.

Aber wie schreibt man über die Covid-Krise ,wenn man nicht weiß wie sie zu Ende geht?

Richtig man geht in die Zukunft und schreibt von dort zurück. Das ist natürlich auch gefährlich, weil ich ja nicht weiß, ob man 2053, meinem hundersten Geburtstag noch Maske tragen und sich impfen lassen muß und wie das mit der künstichen Intelligenz aussieht, aber diese Idee ist mir im letzten November gekommen, wo ich zuerst nicht wußte, soll ich jetzt beim Nano mitschreiben oder noch den letzten Text korrigieren.Dann wurde ich überraschend fertig und hab zumindestens einen Teilnano geschrieben und Vorsicht, es ist mein kürzestes Buch, also nicht einmal ein halber Nano und dockt auch an mein allerstes Digi an.

Es gibt eine Joana, die gerade in New York ihr Drehbuchstudium beendet hat und jetzt von einem Produzenten nach Wien geschickt wird, um dort ein Drehbuch über die Pandemie ausgehend von einem Zeitungsartikel, wo ein junger Mann eine Tankstellenkassierin mit einer Schreckschußpistole angeschoßen hat, als sie ihm anschnauzt doch seine Maske aufzusetzen, zu schreiben.

Und nun die Fragen, wo man das Buch gewinnen und sich damit, wenn man Lust hat, auch an der Lserunde nach Erscheinen des Buches, das schon an die Druckerei gegangen ist und also bald erscheinen wird, beteiligen kann.

  1. Auf welches meiner Bücher bezieht sich das Titelbild?
  2. Wie heißt der Held aus meinen “Wiener Verhältnissen” und was hat er mit Joana Bernard zu tun und
  3. Welche Mehlspeisen werden in dem Buch gern gegessen und wo wird Walzer getanzt?

Ich wünsche viel Glück und viel Interesse und freue mich über fünfundfünfzigstes Indie-Buch.

Die Frauen von Schönbrunn

Historische Romane um die vorige Jahrhundertwende, vom ersten Weltkrieg aufwärts sind jetzt sehr modern und ich habe schon einige davon gelesen, das erste war glaube ich “Chuzpe” von Andreas Pittler. Dann folgten noch einige Krimis “Schönbrunner Finale” beispielsweise und jetzt die Frauen von Schönbrunn von Beate Maly.

“Ullstein” hat es mir angeboten und interessant, nicht zu verwechseln mit Beate Maxian, die auf mehreren Krimipreislisten stand. Die 1970 in Wien geborene schreibt keine Krimis, sondern einen eine Art Liebesromane, zumindest würde ich die “Frauen von Schönbrunn” so interpretieren und das Buch ist für alle Zooliebhaber, glaube ich, zu empfehlen. Ich bin das wahrscheinlich nicht so sehr, aber trotzdem ist es interessant über den berühmten Tiergarten zu lesen und das Buch beginnt im Prolog 1914, wo gerade Weltkrieg eins begonnen hat. Da geht Tierarzt Karl Moser mit seinen beiden Töchtern Emma und Greta dorthin, weil Greta den zwanzigsten Geburtstag feiert. Emma ist etwas jünger und will Tierärztin werden. Aber damals durften die Frauen nur in Zürich studieren, so beginnt sie als Tierpflegerin in Schönbrunn, um sich das Geld dafür anzusparen, während Greta mit ihrem Verlobten Gustav auf Vater und Schwester in einem Gasthaus warten.

Dann springen wir ins Jahr 1917. Der Vater und Gustav sind an der Front. Greta ist hochschwanger, Emma trainiert im Affengehege den Orang -Utan Fanny und streitet sich mit dem Vizedirektor Hubert von Kochan, der Zoologe ist und am liebsten das Gehirn des Affen sezieren will. Ein Tierarzt muß her. Der heißt Julius Winter, ist von der Front mit einem Granatsplitter im Bein zurückgekommen und hat von da ein Trauma, weil er dort hauptsächlich den Soldaten, die Beine amputieren mußte. Deshalb betrinkt er sich mit seinem besten Freund Johannes mit billigen Fusel, weil der an Front zurück muß. Julius kommt aus der Steiermark. Seine Mutter hat dort ein Gestüt und sein Bruder, der es bewirtschaftet, ist zum Leid der Mutter schwul, denn sie wünscht sich sehnlichst Enkelkinder.

Das Essen ist knapp. Im Tiergarten, wie auch überhaupt, so wird ein Eisbär angeschossen und der Tiergarten, der dem Kaiser gehört, steht ständig vor der Schließung und, daß Frauen dort überhaupt arbeiten können, verdanken sie den Männern an der Front. Es kommt ein Brief vom Kriegsministerium. Gustav wird als gemisst gemeldet, was Greta in so großen Schock versetzt, daß das Kind früher kommt und ausgerechnet zu dieser Zeit ist die Hebamme bei ihren Eltern am Land um Lebensmittel zu hamstern.

Da taucht Julius mit einem Geschenkkorb auf, um sich bei Emma zu bedanken und kann gleich der kleinen Gisela ins leben helfen. Ein Nachbar will das Haus der Schwestern kaufen. Emma muß das Silberbesteck ihrer verstorbenen Mutter verkaufen. Julius kauft es ihr zurück und bis zum Happy end sind noch einige Katastrophen zu überwinden. Man sieht Beate Maly hat die Heldenreise und das Stufenmodell genau studiert. Der Vizedirektor, der Fanny vergiften und Emma vergewaltigen will ,ist ein eindeutiger Antagonist. Direktor Kraus, den es wohl wie Fanny und das Zebra Charlie, das Kutschen durch den Schloßpark zog, wirklich gegeben hat, ist eine eher blasse Neutralfigur, hat aber gewußt, daß Karl Moser für die kranke Frau des Tierpflegers Franz Morphium abzweigte. Von Kochauf will Emma damit erpressen und als die noch von seinem Kuß unter Schok stehend zu ihm will, um ihm um Rat zu fragen, sieht sie ihm eine Frau umarmen.

Uje uje, aber das ist nur die Schwester Johannes, der gefallen ist, genauso wie auch der Vater und, als das Happy end dann in Form der Taufe der kleinen Gisela herangekommen ist, bleibt, um das das Ganze vielleicht nicht zu kitschig machen, Gustav nach wie vor verschollen. Ich hätte gedacht, er kommt zurück und Emma wird vielleicht doch nicht Tierärztin werden, sondern höchstwahrscheinlich Mutter, die den Affen Fanny dann vielleicht nur in ihrer Freizeit weitertrainiert und die Straßenbahnschaffnerinen haben nach dem Krieg ja auch weichen und an den Herd zuückmüssen, bis dann world war II kam.

Trotzdem ein spannendes leicht zu lesenden Buch, in dem man viel über den berühmten Tiergarten erfährt und einen Folgeband habe ich gesehen, gibt es auch schon. Mal sehen, ob er zu mir kommt.

Oberkampf

Jetzt kommt der erste Roman in diesen Jahr und der zweite des 1967 geborenen Hilmar Kute von dem ich schon “Was nachher so schön fliegt” glesen habe, was mir gut gefallen hat. Bei “Oberkampf” bin ich mir nicht sicher, obwohl es spannend zu lesen war, viele aktuelle Bezüge und schöne Bilder hat, aber eigentlich passiert zwar viel, aber das ist vielleicht banaler, als es der Klappentext verspricht.

Da ist Jonas Becker, ein Agenturbesitzer, der eines Tages beschließt, seine Agentur der “Klugen Köpfe”, die er in Berlin betrieb, aufzugeben, seine Freundin Corinna zu verlasssen und nach Paris zu ziehen, um dort das Leben des berühmten aus Wien stammenden Dichters Richard Stein zu beschreiben.

Es fängt spannend an, wie Jonas mit seinen Rollkoffer in Paris ankommt. Es ist mitten in der Nacht, so kommt er zunächst nicht in sein Appartement, das sein Verlag für ihn in der Rue Oberkampf gemietet hat. Er geht in ein Bistro und lernt dort ein paar junge Leute kennen, eine davon ist Christine, die später seine Freundin wird und als er am nächsten Morgen Kaffee in einem Bistro trinkt und da ein schönes Bild eine Frau mit bunten Zigaretten beobachtet, die ihn später anschreit, als er eine von ihr eine schnorren will, erfährt er von seinen früheren Partner Fabian, es ist etwas Schreckliches geschehen und damit ist der Anschlag auf Charly Hebdo gemeint. Er läuft hin und man denkt, das ist jetzt die Handlung, darum geht es in dem Buch, aber es geht nach einigen Anspielungen auf Michel Houellbeques “Unterwerfung” weiter.

Er geht mit den saufenden Stein essen, der scih von ihm Champagner bestellen läßt und ihn dann auffordert mit ihm nach Amerika zu reisen, um dort seinen Sohn zu suchen. Der heißt Elias nach Elias Canetti, ein Freund von Stein, ist aber, wie sich herausstellen wird, nicht sein Sohn sondern, der von einem Herrn Altenberg aus Wien, der einen berühmten Vater hat, sein Freund und Expartner Fabian, der sich inzwischen mit seiner früheren Freundin Corinna befreundet hat, bringt sich um und das Buch, ein Interview, will es Stein, kann er auch nicht schreiben oder hat Schwierigkeiten dabei und mit seiner Freudnin Christine geht er am Schluß in ein Konzert.

Eine ein bißchen zerfledderte Handlung, die im Klappentext, als “Hilmar Klute schreibt über den Zauber der Literatur genauso über die Flüchtigkeit unserer Existenz. Dabei gelingt ihm ein Buch voller Sehnsucht und Melancholie, Komik und Schrecken.”

Das habe ich nicht ganz so empfunden, beziehungsweise ist mir das etwas zu hoch beschrieben. Die Welt der Literatur und die der Bücher, was ich ja sehr mag, ist aber sehr schön beschrieben. Es gibt viele Anspielungen, der Waldheim-Skandal kommt vor und das Attentat von Charl Hebdo, was eigentlich der Aufhänger ist, verschwindet irgendwie in der Banalität des lebens.

Ein Intellektueller trennt sich von seiner Frau, steigt aus, findet eine neue Freundin, fliegt nach Amerika und scheitet schließlich an seinem Auftrag sich als Biograf zu betätigen.

Alles sicher schon vorgekommen und Hilmar Klute hat, glaube ich, auch einige Zeit in Paris gelebt und dort wahrscheinlich auch Studien zu diesem Buch gemacht.

Ein wenig mehr auf das Attentat oder die Pariser Situation bezogener Plot hätte wahrscheinlich nicht geschadet, habe ich ich ja vor zwei Jahren auch die drei Teile “Subotex” gelesen oder wo Charly Hebdo draufsteht, sollte es vielleicht auch enthalten sein oder darum gehen.

Kanzleimord

Nun kommt zu “Rund um die Burg” passend, wo ja auch einige vorgestellt wurde, ein historischer Krimi, Wien Ende des neunzehnten Jahrhunderts, aber nicht von Gerhard Loibelsberger, Andreas Pittner oder Edith Kneifel geschrieben, sondern von der in Ostösterreich geborenen in Kärnten lebenden Gudrun Smole, die  bei “TEXT/RAHMEN” schon 2016 “inspektor Cohns ersten Fall  herausgegeben hat.

“TEXT/RAHMEN” ist ein mir eher unbekannter Verlag, auf der letzten “Buch-Wien” hat an Bloggern aber ein Buch vergeben, da mir die am Stand ausgestellten Neuerscheinungen, ich gehe ja eher von den Autorennamen aus, nichts sagten, habe ich den Krimi gewählt.

Ihn dann vorerst liegengelassen. Danach in die Leseliste aufgenommen, ja irgendwie ein Rezensionsexemplar und auch nach Salzburg und jetzt am Muttertagswochenende in Harland gelesen und ich muß sagen, das Buch war interessant, das schon in der äußeren Aufmacheung, weißes Cover mit blauer Umrandung und schwarzer Schrift wohl eher in die konkrete Galerie des Herrn Lindners als zu einem historischen Krimi passte und Gudrun Smole schreibt sehr langsam und sehr genau.

Man denkt, sie müßte eigentlich viel schneller mit dem Erzählen fertig sein, denn eigentlich passiert ja nicht sehr viel, außer, daß zu Pfingsten zu Ende des Neunzehntenjahrhunderts in einem Haus in der Reichsrathstraße, der Rechtsanwalt Friedrich Rothenberg und seine Haushälterin Frau Woyda erstochen aufgefunden werden.

Das heißt gefunden wurden sie erst später, als es schon im ganzen Haus entsetzlich stank und der Chefinspektor, der im Moment Strowitwer ist, weil seine Frau Milena und seine kleine Tochter bei den Schwiergereltern aushelfen muß, befragt zuerst das Dienstmädchen Franzi einer senilen Frau Baronin, die im dritten oder vierten Stock des Hauses lebt. Das ist, glaube ich, sehr gut recherchiert und auch erzählt und man kann sich die damalige Athmospäre ganz gut vorstellen.

Der chefinspektor hat drei Subinspektoren, darunter einen jungen, den er einweisen muß. Er trinkt gern Bier und geht mit seinen Leuten oft in die Lokale Mittagessen. Er muß sich auch mit seinem Chef herumschlagen und über andere Vorgesetze ärgern.

Seine Verhörmethoden bestehen im Wartenlassen der Delinquenten und da ist der Hauptverdächtige ein Walter Lechner, der Sekretär des Rechtanswaltes, der ist ehemaliger Offizier und Spieler, hat eine schöne junge Frau, die ihm geistig über ist und wurde an dem bewußten Wochenende auf den Semmering geschickt, wo der Rechtsanwalt ein Hotel hatte.

Der befaßte sich mit Immobilien und Spekulationen und hatte mit den meisten Frauen seiner Klienten ein Gspusi.

Er hatte auch eine alte Mutter, die ihn unterdrückte und kaufte im Vorort Hernals, wo ich ja aufgewachsen bin, sämtliche Zinshäuser auf oder ließ sie billig bauen. Gudrun Smole erzählt hier auch von den Bettgehernn und der Wohnungsnot und eine Spur führt auch nach Hernals.

Denn da wurde ein armes Paar, das nicht zahlen konnte von der Haushälterin Frau Woyda, deren Küche übrigens auffällig dreckig war, delogiert. Der Mann kommt bei einem Fluchtversuch ums Leben. Der junge Inspektor Pokorny ist  daran schuld und es gibt in der eher langsam vor sich hinschwappelten Handlung auch einige originelle Momente.

Zum B,eispiel die wo die Inspektoren vom fetten Dienstmädchen der alten Frau Rothenberg von ihr unbemerkt zu den Akten geführt werden und die dann auffälligen Lärm machen, vom Dienstmädchen aber beruhigt werden, das seiner Herrin einfach ein schlafmittel gibt, so daß sie sich an das Geschehen nicht mehr erinnern kann.

Ein interessanter farbenprächtiger Krimi, der mich, wie ja auch Andreas Pittlers “Chuzpe”, die ich ja gerne in das Wien des vor oder sogar schon vorvorigen Jahrhundert eintauchte, trotz oder vielleicht sogar wegen seiner Langsatmigkeit beeindruckt hat und für mich eine große Überraschung war.

Ob es schon einen zweiten Fall gibt, weiß ich nicht, er würde mich aber  interessieren.

Hedy Lamarr

Jetzt kommt eines der Bücher, das ich als Bloggerin von der letzten “Buch-Wien” bekommen habe, denn da gab es ja spezielle Bloggeraktionen, bei zwei Verlagen konnte man sich ein Buch holen, darunter bei “Styria” und da ist die bei “Molden” erschienene Biografie, die die Wien-Museums Mitarbeiterin Michaela Lindinger über, die 1914 geborene und 2000 gestorbene Hedwig Kiesler, die als Hedy Lamarr, “Filmgöttin, Antifaschistin und Erfinderin” in die Geschichte eingegagen ist.

Inzwischen gibt es auch einen Hedy Lamarr -Preis und einen Hedy Lamarr-Weg im zwöften Wiener Gemeidebezirk und Michaela Lindinger zeichnet ein durchaus kritisches Bild von der “Schönsten Frau der Welt”, wie sie von Max Reinhardt einmal genannt wurde.

Geboren ist sie in Wien, in der Osterleitengasse, in dem auch Paula von Preradovic einmal lebte, ihr Vater war Bankdirektor und hat laut Michaela Lindinger die kleine Hedy, die gerne schwimmen ging, sehr verwöhnt.

Sie ging kurzfristig ins Billrothgymnasium, war aber laut ihrer Biografin eine nicht sehr bemühte Schülerin, wollte Schauspielerin werden, war sechsmal verheiratet und hatte viele Liebhaber.

Mit Sechzehn drehte sie, glaube ich, den Sexfilm “Extase” wo sie nackt durch die Lleinwand beziehungsweise einen Wald rannte und mit dem männlichen Darsteller mit dem sie auch befreundet war, echten Sex praktizierte.

Das brachte den Herrn Papa wohl zur Verzweiflung. Sie flüchtete 1937 vor ihrem ersten Ehemann nach Amerika, wurde dort Hollywooddiva, mehrere Ehen folgte und die Erfinung, eine Frequenzsprungtechnik zur Spionageabwehr, wurde  wohl  auch berühmt. So habe ich den Namen, glaube ich, auch 2003 kennengelernt.

Sie hatte zwei Kinder, die unter der exentrischen Mutter wohl zu leiden hatten, der Sohn Antony versuchte sie aber zu vermarkten, war medikamentenabhängig und später in den Sechzigerjahren wurde sie auch wegen Ladendiebstahls mehrmals verurteilt.

Es gab mehrere Schönheitsoperationen, die die schöne Frau laut Michaela Lindinger zuletzt sehr verschandelten. Ein Ehrengrab am Zentralfriedhof und vorher  eine Autobiografie oder eine  Biografie von zwei Ghostwritern geschrieben, die das Skandalöse noch einmal herausstrichen und sehr viele schöne Fotos von der schönen Frau, schon deshalb ist das Buch wahrscheinlich sehr zu empfehlen, dem auch eine Postkarte beilegt ist, auf dem ein Lamarr Zitat “Ich hasse Konventionen” zu lesen ist.

Eine sicher interessante Frau, eine interessante Biogragfie, ein auch optisch auffallendes interessantes Buch und Peter Turrini ha,t glaube ich, auch ein Theaterstück über Hedy Lamarr oder Hedwig Kiesler, dem “Weltstar aus Wien” geschrieben.

Das goldene Palais

Jetzt kommt ein Gesellschaftsroman des Fin Sciecle, der in den ersten Weltkrieg mündet, geschrieben von der 1980 geborenen englischen Autorin Satasha Solomons, die Drehbücher und schon fünf Romane geschrieben hat.

Es beginnt in Wien, im April 1911, wo die angesehene Bankiersfamilie  Goldbaum ein rauschendes Fest veranstaltet, da die zwanzigjährige Greta, Tochter des Hauses, an ihren Cousin, Albert, den sie noch nie gesehen hat,  nach England verheiratet werden soll, denn das Bankhaus Goldbaum ist in ganz Europa verstreut und heiratet unter sich.

Greta will das zwar nicht sehr, sucht sich aber auf die Frage, wie sie sich ihre Hochzeit wünscht, nur die Sorte der Blumen für den Brautstraußes aus, die es dann in England nicht gibt und ist für ein Mädchen aus den besten Kreisen sehr übermüdig und eigenwillig, so zieht sie sich, die von der Mutter zu klein besorgten Ballschuhe aus und planscht mit ihrem Bruder Otto, der sich für die Sterne interessiert, aber natürlich in die Bankgeschäfte einsteigen muß, im Springbrunnen herum, während hinter dem Palais sich der obdachlose Karl, der in den Kanälen lebt, anstellt, als die Reste des Diners, an die Armen verteil werden.

Gretas Eigenwilligkeit geht so weit, daß sie einen Brief an Albert schreibt, in dem sie ihn auffordert, da er auf die Ehe  verzichten soll. Dann heiratet sie ihn doch. Es dauert aber über ein Jahr bis sie ihre Jungfräulichkeit verliert und zwei Kinder zur Welt bringt.

Albert ist ein Schmetterlingsforscher, die Mutter Adelheit auch aus Ögterreich oder Deutschland stammend, hegt und pflegt ihre Gärten und Greta tut ihr das nach, dazu engagiert sie Gärtnerinnen, die in Reithosen auftreten, was Lord Goldbaum sehr erzürnt, der hat aber noch mit seinem anderen Sohn, dem dicken Clement, Schwierigkeiten, als der sein Geld verspielt und Schulden macht.

Der erste Weltkrieg naht und bringt Veränderungen in die jüdische Bankiersfamilie.

Albert muß für die finanhzierung des Krieges sorgen, Otto wird eingezogen, bekommt den obdachlosen Karl, der inzwischen sein jüdisches Geschlecht entdeckte, als Offiziersburschen,  wird verwundet und später in die russische Kriegsgefangenschaft geschickt.

Er und Albert gelten als vermißt, als seine Schecks, die die russischen Ärtze von ihm erpressen, nicht mehr ankommen. Albert scheint auf der Schiffsfahrt von Amerika nach England zu ertrinken, kommt aber doch zurück, so daß er seine kleine Tochter und seinen Sohn kennenlernen und die Geschicke des Bankhauses weiter und, füge ich hinzu, in einen zweiten Krieg führen kann, der ja alsblad kam und die Familie wahrscheinlich auch in Schwierigkeiten brachte.

Natasha Solomons scheint für ihr Buch sehr gut recheriert zu haben, so kann ich, wenn unter dem goldenen Palais das Haus des Barons Goldbaum in Wien gemeint gemeint ist, das Palais wilczek in der Herrengasse, wo sich die “Gesellschaft für Literatur” befindet, recht gut erkennen.

Allerdings scheint es in der Nähe eines flußes angesiedelt zu sein und die Donau sowie deren Kanals, sind ja etwas weiter entfernt.

Der Untergang der Titanic , der die Gesellschaft irritierte, wird geschildert, aber natrlich auch das Treiben der Pflanzen und der Schmetterlinge, die Greta sogar fängt, um ihren Gemahl zu imponieren und ihn in ihr Bett zu bringen, denn Nachfolger müssen ja sein, obwohl die Baronin ihrer Tochter am Hochzeitstag zur Sicherheit ja beigebracht hat, daß sie das “Unerfreuliche” an einer Ehe schon überstehen wird, wenn sie ihn, wie eine gute Frau das tut, jedes dritte Mal abweist.

Und über den ersten Weltkrieg habe ich ja vor kurzem erst etwas aus russischer Sicht gelesen.

Selbstbild mit russischen Klavier

Weiter gehts mit der allgemeinen Literatur, wir bleiben in Österreich, sogar in Wien, obwohl der 1943 geborene Wolf Wondratschek, ein deutscher Autor ist. Er lebt aber in Wien und sein neuestes Buch spielt auch dort.

Das Letzte das ich vor neun Jahren von ihm gelesen habe, “Mozarts Friseur” spielt auch dort und es ist mir beim Lesen ein wenig seltsam gegangen. Denn eine sehr schöne poetische Sprache führen durch die Kapitel und das Buch, in dem es um einen Schriftsteller oder ein Ich, das wird gar nicht so so genau erklärt, geht, der in einem Wiener Kaffeehaus oder eigentlich ist es die Pizzeria “La Gondola” am Siebenbrunnenplatz, einen alten russischen Musiker namens Suvorin trifft und der eine erzählt, daß der andere ihm sein Leben erzählt.

Beides in der Ich-Form, so daß es gar nicht so leicht ist, die Erzählebenen zu unterscheiden und sich auszukennen und Handlung hat das Buch ebenfalls eigentlich keine. So daß ich zwar nicht soviel spoilern kann, aber vielleicht wieder eine Rüge bekomme, daß ich wesentliche Dinge ausgelassen mich nur im Details festgehalten habe.

Es ist ein leichtes lockeres Plaudern über Gott und die Welt könnte man so sagen und manchmal ist es auch ein Geschimpfe, beispielsweise über Wien, daß dort die Post zwei Wochen braucht, um Briefe zuzustellen und, daß die Fenster in den Wohnungen so zügig sind, daß man mit Westen schlafen muß.

Das betrifft, denke ich, höchstens die Altbauwohnungen und es ist in gewißer Weise auch ein “altmodisches Buch”, das viel von Musik handelt, denn jener Suvorin, ein alter kranker, ich glaube auch ungepflegter Mann, dem die Ärzte das Trinken und das Rauchen verboten haben, war ein, ich glaube wieder, berühmter Pianist, der das Klavierspielen längst aufgeben mußte, aber immer noch von Bach, Beethoven und Heinrich Schiff schwärmt.

Sehr beeindruckt hat mich, um bei den Details zu bleiben, die Stelle, wo der Musiker, “in Wien habe man das Gefühl, daß es nur zwei Sorten Russen gebe, Millionäre und Musiker”, wird zitiert,  den Applaus nach einem Konzert haßt. was ich verstehen kann, daß das einen sensiblen Menschen irritieren kann, wenn er sich in seine Musik vertieft und dann auf einmal geht der Lärm und das Geklatsche, das Bravo rufen los. Das kann einen wahrscheinlich  aus der Stimmung herausreißen. Deshalb will er es bei seinen Konzerten verbieten lassen, was wohl möglich ist, beim “Parsifal” darf man das eigentlich auch nicht und der Pianist könnte es auch am Anfang sagen oder ins Programmheft drucken lassen, aber im Arbeiter- und Bauernstaat der SU, wo Savorin herkam, war das nicht möglich und da besuchten ihn auch die Funktionäre und ließen ihn wissen, daß das von der Obrigkeit nicht erwünscht ist.

Schostakowitsch hat ja unter der Wilkür Stalins sehr gelitten und unser Held war acht, als der gestorben ist. Die Funktionäre hat es aber noch immer gegeben, so hatte er Fluchtgedanken, wünschte sich nach San Remo oder stellte sich vor, daß er ab nun mehr nur unbeliebte Musik spielen würde, denn dann klatscht man nicht.

Er war auch verheiratet und hatte zwei Kinder und unter dem Tod seiner Frau sehr gelitten. Jetzt sitzt er allein in Wien, darf nichts mehr trinken und rauchen und sitzt offenbar die ganze Zeit bei einem Glas Wasser oder höchstens einer Melange in dem Cafe oder geht mit dem Schriftsteller auch manchmal die Margaretenstraße hinunter, was ich sehr spannend finde, weil ich ja in diesem Bezirk wohne und die Protagonisten in meinen Büchern, das auch manchmal tun und ich mir auch die Frage stellte, ob Wolf Wondratschek vielleicht ebenfalls in diesem Bezirk wohnt?

Der Musiker verschwindet gegen Schluß und der Schriftsteller muß  ihm suchen, geht aus diesem Grund sogar aufs Friedhofsamt und läßt sich von einer netten Dame dort erklären, daß er nicht gestorben ist, aber die Rechnung für sein Grab nicht bezahlt hat.

So überlegt er, die nette Dame nach der Adresse zu fragen, tut es dann nicht und der alte Musiker war ein Ansichtskartensammler und hat von seinen Reisen, die er ins Ausland machen durfte, immer einige mitgebracht, aber nie solche geschrieben.

Von solchen Details lebt das Buch, das eigentlich kein wirklicher Roman ist, sondern ein leichtes lockeres Geplauder mit  vielen Details in schöner Sprache. Philosophische Gedankensplitter könnte man fast sagen und es liest sich einerseits leicht, andererseits wieder für eine, die gewohnt ist, die Handlung zusammenzufassen, wieder nicht.

“Kann man gott zum Lachen bringen?” lautet so einer dieser philosophischer Gedankensplitter, die sogar am Buchrücken stehen.

“Wer gefallen will, hat auf einem Konzertpodim nichts verloren”, ein anderer und so geht es durch das  Buch und durch das Leben des alten kranken russischen Suvorin. Wahrscheinlich auch durch das Leben von Wolf Wondratschek und ich habe ein interessantes Buch mit interessanten Fragen gelesen und bleibe am Schluß noch am Einstiegsmotto “Weiß der Zufall was er will?”, hängen und weiß auch hier die Antwort nicht.

Autolyse Wien

Jetzt kommt mein drittes Geburtstagsbuch, das ich mir im Vorjahr vom Alfred wünschte, nämlich Karin Peschkas “Autolyse Wien”, die “Erzählungen vom Ende”, das 2017 auf der LL des östBp stand und das ich gerne lesen wollte, weil ich ja sozusagen eine Karin Pschka Experitin bin, beziehungsweise von ihr schon sehr viel gelesen und gehört habe. Dabei kann ich nicht einmal sagen, daß mir ihre beiden Bücher, so besonders gefallen haben, sie  haben aber einen speziellen Ton und das findet man auch in der “Atolyse” wieder, von der ich, obwohl ich ja beim “Bachmannpreis” daraus hörte und auch bei den O Tönen war, jetzt erst mitbekommen habe, daß es Erzählungen sind und zwar sehr viele kurze Geschichten und kein Roman und das ist ja auch etwas mit dem ich eigentlich keine sehr große Freude habe.

Aber ein roter Faden hält das Buch zusammen und das ist interessant, das Ende, Wien ist irgendwie und irgendwann zerstört worden. Die Apokalypse hat stattgefunden. Das wie und das wann, spielt wie im Kappentext steht, keine so besondere Rolle, denn Karin Peschka erzählt von den Menschen, die übergeblieben sind und das auf eine sehr spezielle eindrucksvolle Art, die eigentlich sehr interessant ist.

Es gibt drei Teile, im ersten werden auf  über hundert Seiten, kurz von den Menschen und dem, wie sie nach der Katastrophe leben, erzählt.

Da steht immer ein Name, wie Erik, Olja, Rose und und und daneben “Wien leergeräumt” oder “Wien ohne Wien?” und das ist auch sehr geheimnisvoll und scheint eine Spezialität Karin Peschkas zu sein, die mir, glaube ich, auch mehr zusagt, als die Apokalypse im “Watschenmann”, das auch ein ähnliches Thema hat und in einem zerstörten Nachkriegs-Wien spielt.

In den kurzen Geschichten werden wir in die Zerstörung eingeführt. Da wankt der Mann ohne Namen, beispielsweise, der früher von den Obdachlosenküchen lebte, in ein zerstörtes Geschäft oder eine Frau läßt sich von ihrem Freund für ihre Menstuation Binden holen, der wundert sich, daß sie noch eine hat, geht dann in einen zerstörten Eissalon und holt dort Servietten,  abgelaufene Waffeln und Obersbecher, wo die Frau dann das Obers auf die Waffeln tropft.

Poetisch zart diese Geschichten vom Weltuntergang, wobei dieser wahrscheinlich bei jeder der handelnden Personen  ein ganz anderer und ein sehr Persönlicher war.

Da gibt es Imre, der mit zwei Hunden, die sich gegenseitig beäugen und bewachen und gelegentlich sogar ein Reh zerlegen, wie kommt ein Reh in die Stadt, Karin Peschka verrät es uns nicht, aber es gibt in Wien ja den Wiener Wald, Schönbrunn und den Lainzer Tiergarten, das Imre dann zerlegen und auswaiden muß und hat als Bibliothekar, der in seiner Bibliothek das Theoretische erlernte hat, nun Gelegenheit sich dem Praktischen zuzuwenden, während Sugar, die alternde Schauspierlin ihrem Publikum noch immer große Vorstellungen in die Welt der Sylvia Plath, ihrem Vorbild gibt und sich dabei mit ihrem Mann Johann, dem Regisseur streitet.

Und die vier Brüder, die alle einen Vornamen mit dem Buchstaben H tragen, ziehen mit dem kleinen behinderten Hans, der Zollstöcke sammelt herum, haben sich in einem zerfallenen Wirtschafts-Hotspot an der Donau und in Praternähe, ob das wohl die Wirtschaftsuni ist, bequem gemacht, denn die drei Nichtbehinderten waren Handwerker <installateur, Elektriker und Maurer von Beruf und die Supermärkte haben sie rechtzeitig auch geplündert, weswegen auch ein paar von Hans Zollstöcken verlorengingen.

Ivelina ist von Beruf Krankenschwester und arbeit in St. Pölten, einmal im Monat setzt sie sich nach Mitternacht ins Auto um nach Wien zu ihrer Tochter und Schwiegersohn zu fahren und dort zu übernachten. Sie ist schon geduscht, die Zähne sind geputzt, den Pyjama hat sie auch schon zur Hälfte an, nur leider hat sie das Unglück mit einem “Trommelwirbel” auf der Autobahn überrascht, sie hat sich dabei den Arm gebrochen, den sie sich zwar selbst verarzten, verbinden und sich gut zureden kann. Das Auto ist aber ein Wrack geworden “Don` t you know that I love you Baby”, summe Ivelina, die Szene betrachtend, verunfallte Autos vor sich, darin war sicher kein Leben mehr.”

Und die Gläubigen gibt es in dieser Szenerie auch, von jeder Kirche einer, vegetieren sie so vereinzelt vor sich hin, versuchen Statuen zu retten, die andere vorher erschlagen haben, suchen nach dem göttlichen Prinzip oder verlieren ihren Glauben, während Karl im Stadtpark die Bank wieder aufgestellt hat, in der er seiner Frau vor Jahren aus Bequemlichkeit kein Herz der Liebe hineingeritzt hat.

Sie sind mal kürzer und mal länger die einunddreißig Namensgeschichten, mal mehr und mal weniger intensiv ausgeführt. Da wird von Wohngemeinschaften, Unfällen, Mißbrauch etcetera, mehr oder weniger lang geschrieben.

Beeindruckend die Geschichte des Wohnberaterlehrlings Anna, die in einer solchen Zweckgemeinschaft lebt und vor der großen Katastrophe fast ausgelernt gewesen wäre. Da sah sie eine große Zukunft als Wohnberaterin vor sich, jetzt sucht sie nach dem Möbelhaus, um sich vielleicht ein paar gute Möbelstücke in die Zweckgemeinschaft zu transportieren und findet es nicht.

Frau Widehopf, die Siebenundsechzigjährige, die mit ihrer Friseurin Frau Helga vereinbart hatte, sich ab fünfundneunzig nicht mehr dieHaare zu färben, wird in ihrer gemütlichen Wohnung eingeklemmt. Sie kann nicht mehr ins Vorzimmer hinaus, wo die Tasche mit dem Handy liegt, denn Frau Widehopf ist eine agile Alte, die sich auskennt, in der Welt der Smartphoneltelefonie. Leider ist ihr die Kommode auf das Bein gefallen. Jetzt sitzt sie da mit ihren Medikamenten am Schoß, rechnet sich die Blutvergiftung und den Wundbrandt aus und bereitet sich aufs Sterben vor.

Ähnlich eindrucksvoll, die Geschichte von dem demente Alkoholiker, der entlassen und besachwaltert in einer betreuten Wohngemeinschaft, sich auf seinen Selbstmord vorbereiten wollte. Die Medikamente hat er angespart und vergessen, als er sich den Schnaps mit dem er sich betrinken kaufen wollte. Dann kam die Katastrophe. Der Zerfall Wiens ist seinem Selbstmord zuvorgekommen, sein Gehirn regeneriert sich und er beginnt mit Äpfel und mit Nüssen zu überleben.

Dann geht es an das “Ich”, das in sieben Abschnitte aufgeteilt ist. Eine Frau mit einer Autoimunerkrankung, für die sie Medikamente benötigt, hat sich im Sternwartepark eingebunkert, das heißt eigentlich hat sie sich hinausgesperrt, denn die Tore alle zu mit Schlößern, die sie aus dem “Libro” plünderte. Dort vergräbt sie Lebensmittelreserven und bereitet sich auf ihr Sterben beziehungsweise ihre Verwesung vor. Eine Beziehung zu Hunden, wie auch im “Wiener Kindl”, das Stück aus dem Buch, das Karin Peschka in Klagenfurt gelesen hat, gibt es auch.

Das “Wiener Kindl” hat drei Teile und Wolfgang Tischer vom “Literaturcafe” hat sich, glaube ich, im letzten Jahr sehr darüber mokiert, daß man der Autorin das “Kindl” nicht weglektorierte, aber das ist ein Wiener oder vielleicht auch Oberösterreichischer Ausdruck und das Kindl hat auch eine Behinderung oder chronische Krankheit, mußte Medikamente mit einem Silberlöffel nehmen, eine Windel tragen, hat Ergotherapie bekommen, dann kam die Katastrophe. Haus zerstört, Eltern und Brüder verschwunden. Das Kindl steigt aus dem Gitterbett, schleppt sich in den Garten, wo schon die Hunde warten, in dessen Gesellschaft es fortan leben und die Herrschaft über sie erheben wird.

Eine tolle Geschichtensammlung über den Tod, das Sterben und den Zerfall in denen mir Karin Peschkas skurrile Phantasie mit der sie genüßlich, die unglaublichsten Szenen zelebriert, glaubhafter, als in “FanniPold”, beispielsweise, das mir trotz mehrerer Lesungen, immer noch ein wenig unverständlich ist, erschien.

So über die Apokalypse und den Weltuntergang zu erzählen, so poetisch und skurril erscheint mir als das Neue in der Literatur, wie die Kritiker ja immer verlangen, daß sie das haben muß.

Schade, daß es im Vorjahr nicht auf die Shortlist des Öst gekommen ist, dennHand aufs Herz Karin Peschkas Hunde und Menschengeschichten, die nur wenig Kommunikation zueinander haben, haben mir besser als Eva Menasses “Tiere für Fortgeschrittene” gefallen, was auch für manche andere Shortlistbücher gilt. Ausgenommen das dBp-Siegerbuch,  Brigitta Falkners “Strategien der Wirtsfindung” habe ich nicht glesen und das Longlistbuch des Doron Rabinovici hat mir auch sehr gut gefallen.

Jetzt ist Karin Peschka  Stadtschreiberin in Klagenfurt und soll sich dort, wie ich gelesen habe, den Klagenfurtern regelmäßig für Texthilfen zur Verfügung stellen, was auch  einungewöhnlicher Einfall der Autorin ist.