Die Arena

Paris ist damit gemeint, im zweiten Roman der 1969 im Iran geborenen Regisseurin Negar Djavardi, die schon mit ihrem Debut “Desorientale” aufgefallen ist. Jetzt hat sie mit ihrem sehr filmlastiges Portrait, die Millionenstadt in eine Arena verwandelt, den Schmelztigel, in dem sich zahllose gestrandete Gestalten verschiedenster Nationen aufhalten, ihr Schicksal durchleben und die Stadt sehr verändert haben.

Am Beginn des Presseexemplars gibt es einige Interviews und dann geht es los mit dem rasant geschriebenen Buch, das durch die Pulvedrstadt hastet und die Schicksale ihrer Bewohner schildert.

Da gibt es Benjamin Grossmann, der glaubt es geschafft zu haben. Als Sohn einer alleinerziehenden Filmemacherin, war er immer schon vom Film Fasziniert, hat da auch einige Exemplare geklaut und unter seinem Bett versteckt. Jetzt ist er Europachef eines amerikanischen Streaminganbieters und gerade dabei, aus Steuergründen wahrscheinlich, von Paris nach Dublin zu ziehen. Er ist mit einer Schauspielerin verheiratet, die gerade einen Roman schreibt und ein Kind erwartet. Die Ehe scheint nicht sehr gut zu sein. Benjamin ist ein Getriebener von den vielen ungeschriebenen Vorschriften, ob er rauchen darf oder joggen soll, die ihn dorthin brachten, wo er gerade ist und kommt gerade vom Besuch bei seiner Mutter, die ihm eröffnete, daß sie einen afghanischen Jugendlichen namens Amir, in seinem Zimmer einquartiert hat. Dann wird ihm in einer Bar sein Handy mit George Cloonys <privatnummer gestohlen und die Katastrophe beginnt.

Denn der Junge, den er verdächtigt, wird tot aufgefunden und Camille Karvel, die sich im Netz @corky nennt, filmt wie die türkisch stämmige Polizistin Asya Bayda, Sam genannt, ihm einen Fußtritt versetzt und stellt das Video ins Netz. Das bringt Stephane Jahanguir Sharif, der die Vereinigung “Bürger zweiter Klasse” gegründet hat auf den Plan. Er tritt im Fernsehen auf, während sein Sohn mit Camille und einigen Freunden, in die ehemalige Wohnung der Polizistin, die längst verhaftet ist, aufbrechen, um es ihr heimzuzahlen.

Es trifft eine Medizinstudentin, die gerade für eine Prüfung lernt, während es im Stadtviertel zu großen Unruhen kommt. Sams Kollege kommt dabei um. Ein Haus steht in Flammen und Ariane, Benjamins Frau, der inzwischen von Chinesen erpresst wurde, damit die ihre Schulden bezahlen können durchmacht und sich nur mit Psychopharmaka aufrechthalten kann, verliert ihr Kind.

Im Nachspann wird es dann ein wenig kryptisch.Benjamin ist eineinhalb Jahre später allein in Dublin und von Ariane getrennt, liest aber ihren Roman bei dem er Vorbild war und eine Serie, die das Geschehen von damals schildert, wird gerade ausgestrahlt.

Ein interessantes Buch, das einen Einblick in das brodelnde Paris von heute gibt. Interessant und aufsehenserregend und spannend eine neue starke literarische Stimme kennengelernt zu haben. Ich bin neugierig, was ich noch von Negar Djavadi hören werde und kann das Buch allen am sozialen Geschehen Interessierten sehr empfehlen.