Schriftlinien

Das ist eine Reihe die Günter Vallaster offenbar im Rahmen der GAV jedes Jahr veranstaltet und wo es um den Zusammenhang zwischen Literatur und bildender Kunst, Fotografie, Musik, etcetera, geht. So hat es Jana Waldhör in ihrer Einleitung ausgedrückt und dann den 1968 in Schruns geborenen Günter Vallaster ausführlich vorgestellt.

Der stellte dann seine Reihe und die Mitwirkenden noch ausführlicher vor und der erste Lesende war der 1957 geborene Peter Bosch, der außer Autor auch noch Fotograf ist. So gab es eine Fotostrecke, die projeziert werden sollte und auch im Literaturhaus aufgestellt war, “Abwesenheitsportraits” genannt. Peter Bosch hat aber nicht dazu, sondern eine Szene aus seinem neuen Roman gelesen, wo es, wie Günter Vallaster ausführlich erklärte, um die Musik geht und die Stelle war dann ein Gespräch mit einem Ich-Erzähler, wo er einem Stotterer erzählte, wie er einmal eine religiöse Freundin in in einem Pub treffen wollte, aber irrtümlich in einer Kirche gelandet ist. Dort hat er eine Sängerin namens Vibi kennengelernt, mit ihr im Beichtstuhl geküßt und dann die Nacht in der verschlossenen Kirche verbrachte.

Spannend, spannend und gar nicht so experimentell, wie ich die Veranstaltung gehalten habe. Dann kam der Berliner Achim Wagner, der offenbar lange in der Türkei gelebt hat und der seine “Schriftlinien” in der Übertragung türkischer und zypriotischer Autoren verstand. Das heißt, er hat sowohl eigene als auch Gedichte, bzw. Nachschriften von Orhan Veli, Oktay Rifat, Melih Cevded, Nazim Hikmet, Zahrad, Ahmet Arif, Metin Cengiz, Gonca Özem, Fikret Demirag, Gürenc Korkmazel,Tugce Tekhanh, Rasit Pertev und Zafer Senocak unter dem Titel “Orte, die ich nicht anfrage gelesen” und dann kam die 1983 in Villach geborene Angelika Stallhofer, die ich schon bei den “Wilden Worten” hörte und deren “Adrian” ich gelesen habe und präsentierte ihren Gedichtband “Stille Kometen”, der in der “edition ch” erschienen ist und von Andrea Zambori illustriert wurde, die auch im Programm stand und ein Video mit ihren Zeichnungen geschickt hat. Der Band besteht aus fünf Zyklen: “Brennen – Wasserstellen – Surren- Schlingen und Schwebebahn”, den ich auch demnächst lesen werde und oh Überraschung, es gab wieder Wein und Getränke und nur wenige Masken, obwohl die ja von Sigrid Pilz, der Volksanswältin wieder gefordert werden und es angeblich, wie ich hörte schon im Juli wieder schärfere Maßnahmen geben wird.

Also bis daher das Leben genießen und sich ein bißchen in die “Schriftlinien” einlesen, die es, wie Günter Vallaster versicherte, auch im nächsten Jahr wieder geben wird.

Im Auge der Pflanzen

Das zweite Buch aus dem Überraschungspäckchen des Gastlandes Portugal auf der nicht stattgefundenen letzten Leipziger-Buchmesse, stammt von der 1982 in Luanda geborenen Djaimilia Pereira de Almeida, die schon mehrere Literaturpreise gewonnen hat und es führt uns in einen verwunschen Garten, zu einem alten Piraten mit einer Augenklappe, der in seinem Leben schon viele Grausamkeiten begangen hat, ein kleines holländisches Mädchen ,das ihn vorher pflegte mit verbundenen Augen an einen Baum gebundenen zurückgelassen und viele Schwarze, Nege steht auch zweimal in dem von Barbara Mesquita übersetzen Buch ermordet hat. Jetzt ist er alt, hat einen Bart und pflegt, manchmal vom Pfarrer besucht, der ihm zum Beichten überreden will, den Garten. Die Kinder weichen ihn zuerst aus, nennen ihn einen Teufel und fürchten sich vor der Vogelscheuche, die er ihnen im Garten aufgestellt hat. Später besuchen sie ihn, um die Fledermäuse zu sehen und der alte Celestino wird auch vom Schatten der Vergangenheit besucht, eine alte Schwarze mit einem bunten Glockenrock taucht auf und das kleine holländische Mädchen mit den roten Zöpfen oder ist es der Tod ,der viel Zeit für ihn hat und ihn langsam zum Sterben bringen will?

In einer sehr schnöen metaphernreichen poetischen Sprache wird das in hundertfünfundzwanzig Seiten erzählt. Roman steht auf dem im “Unionsverlag” erschienenen Büchlein, das auch Pflanzen im Cover hat, ich würde es wieder Novelle nennen. Gibt es ja Seiten, die aus kurzen Abschnitten bestehen und ich habe mir, ähnlich wie bei Valerie Fritsch wieder viel angestrichen und hätte noch viel mehr der schönen Sätze gefunden, die wahrscheinlich auch von der Übersetzerin stammen.

“Gesegnete Nacht. Er erwachte zu Hause, wiederhergestellt, nach einem erfüllten Leben. – Im Halbdunkel gemahnte die Gestalt der Möbel an Gespenster.” Seite 11

“Die Toten des Hauses gaben ihm die Erlaubnis, wach zu werden.” Seite 13

“Vielleicht möchte er beichten. Meine Tante Aurora hat mir erzählt, dass er behauptet, er habe sechs Kindern die Zunge herausgeschnitten. Wie es scheint, trinkt er Blut und hat sie Seele dem Teufel verkauft. Die Mutter war auch kein guter Mensch, flüsterte der Küster”, Seite 28

“Der Wahnsinn ist das gnadenreichste aller Heilmittel.” Seite 30

“Ich überlegte ihn zu töten, aber ich war zu erschöpft vom Warten.” Seite 33

“Diese Nacht Blut und Licht. Kleine Mäuse in der Jackentasche. Eine Amsel ist unter die Tanne gefallen.” Seite 41

“Im Weinstock habe ich ein Problem entdeckt. Tee mit Padre Alfredo. Widerwärtiges Organ.” Seite 42

“Wissen Sie, Herr Pfarrer, Gott ist wie ein Aprikosenkern, wie Zyanid, Schimmel, giftiges Sekret. Haben Sie je eine Bittermandel gekostet?” Seite 54

“Wäre ich Bäcker, ich vergiftete einen ganzen Ofen voller Brot. Aber was soll ich diesen Seelen sagen. Sie kommen nach Hause und sind weniger als Wasser. Blut und Lcht. Grosse Hitze.” Seite 71

“Gegen acht Uhr abends erklärten die Fledermausmütter den Flugunterricht für beendet.” Seite 74

“Wenn er das Leben damit begonnen hatte, Seemann zu spielen, kopfüber von der Pontonbrücke zu springen, so beendete er es damit, den Gärtner zu spielen.” Seite 80

“Kommt her, Kinder, her zu mir, der ich Kehlen durchgeschnitten habe und den Schlaf der Gerechten schlafe. Wollt ihr wissen, wen ich alles getötet habe? Ich habe Affen und Pferde getötet. Schlangen, Wespen, einen Elefanten.” Seite 93- 94

“Und so schloss der Kapitän Freundschaft mit dem Tod, ohne zu wissen, ohne zu ahnen, dass er ihn rief.” Seite 106

“Mein kleiner Pirat, brachte er halb scherzhaft zwischen den Zähnen hervor. Die Worte hatten etwas Begehrliches. Unter seinen Händen gingen alle Pflanzen ein.” Seite 125

Das war ein poetischer Rundgang durch das Buch, das mir sicherlich entgangen wäre, hätte mir Buchkontakt nicht das Überraschungspakt zugesandt, beziehungwweise mich zum Infogespräch eingeladen und natürlich kann man darüber philosophieren, wie gewaltsam unser Leben und die Menschen sind und eigentlich auch ein bisschen pervers, das in wunderschöne Sprache zu verpacken.

“In Amerika”, sagte Jonathan

Während Katja Gasser und Benedikt Föger sich auf den Gastland Österreich Auftritt in Leipzig nächstes Jahr konzentrieren und Frankfurt wahrscheinlich auf das Gastland Spanien, gehe ich noch einmal zum Gastland Portugal zurck, denn da bin ich zwar nicht in Leipzig gewesen und die Messe hat überhaupt nicht stattgefunden, ich habe aber zwei Pressekonferenzen beziehungsweise Infoveranstaltungen gezoomt und da war das erste das, wo den Buchhändlern, die neben den Bloggern eingeladen waren, ein Goodiepaket versprochen wurde. Ich bin aber keine Buchhändlerin, also wieder nichts, habe ich gedacht. Dann ist das Päckchen mit einer schönen schwarzen Leinentaschen, einen kleinen Block, ein paar Karten und Lesezeichen und zwei Büchern doch zu mir gekommen und das erste habe ich gelesen und muß sagen, es war sehr interessant, ästhesich schön gestaltet und auch sehr ungewöhnlich und so steht auch am Buchrücken “Tavares hat kein Recht, im Alter von 35 Jahren so gut zu schreiben. Man möchte ihn schlagen”, unterzeichnet von Nobelpreisträger Jose Saramago geschrieben, das wurde, glaube ich, auch bei der Bloggersession so erwähnt und inzwischen ist der 1970 in Luanda, Angola, alle portugiesischen Autoren, die ich jetzt lese, scheinen von dort zu kommen, auch ein bißchen älter geworden und es ist, das Buch ist bei “kupido travelouge” erschienen, daher ein Reisebuch, aber ein sehr ungewöhnlich, denn da ist der Erzähler mit einem Jonathan und einem, wie es heißt “naiven Portrait Kafkas” nach Amerika gereist und hat es dort an den verschiedenen Orten fotografiert.

Am Klappentext wird natürlich das “Amerika” Buch Kafkas, das inzwischen, glaube ich “Der Verschollene” heißt, erwähnt. Im Text, der aus vielen kleinen Sequenzen, alle mit Ort und Datumsangabe versehen, findet man nicht viel davon und die meisten der Sequenzen beginnen mit dem titelgebenden Satz “..sagte Jonathan” und so geht es durch Kaliforinien, zum Grand Canyon, nach South Dakota bis nach Florida und wir finden immer wieder das Portrait. Mal wird es in einem Walmart ausgesetzt, mal auf einen Sessel, mal in einem Helm fotografiert, “Projekt Kafka” genannt und interessant ist die Geschichte, wo Jonathan sich in L.A befindet und dort aufgefordert wird, sich seiner Prothesen zu entledigen. So schnallt er zuerst ein Bein ab, dann das andere, dann ein Ohr und die Nase und als er beim Herz angekommen ist, wird er nicht mehr in die Studios hineingelassen. Das erinnert an Kafka könnte man sagen.

Tagebucheintragungen gibt es immer wieder auch und dann die “Spielarten von Bosheiten – durch elektrischen Strom – mit Schlaginstrumenten (akustische Bosheit) – mit Nahrung – mit heißen Gegenständen – mit eiskalten Gegenständen” und so weiter und so fort.

In “Idaho” geht es ins Kino. “Stell dir Kafka im Kino vor, sagte Jonathan. Kafka mit der Karte in der Hand, wie er im Saal einen Platz sucht. Reihe D, Platz 17. Kafka bittet um Entschuldigung, weil Leute aufstehen müssen, die bereits in derselben Reihe Platz genommen haben. Rücksichtsvoller Kafka.”

Im “Yellowstone Nationalpark”, in dem ich auch schon mal war, sind wir ja 1989 mit der damals kleinen Anna auch fünf Wochen dort gewesen und sowohl in New York, als auch in L. A, San Francisco, beim Grand Canyon, etcetera gewesen, wird Jonathan, wie das auch bei uns so war, vor den Bären gewarnt und der Ranger macht dann auch, als Jjonathan keinen getroffen hat, “einen Scherz, den er mit allen Kindern macht.”

Und am “Flughafen von Rapid City”, von wo nach Florida geflogen wird”, sagt ein Kind, während es den eben gekauften, verpackten Kuchen herzeigt: Oma, Oma schau auf das Verfallsdatum. Das ist morgen. “Dann iss schnell”, antwortet die Großmutter. Das fand ich lustig. Es ist sechs Uhr abends, das Kind muss schnell essen. Nach Mitternacht ist die Zeit abgelaufen. Jonathan lacht. “iss schnell, iss schnell”, sagt er.”

Ein interessantes, ungewöhnlichrs Reisebuch, kein wirklicher Führer, eher ein Stück Kunst mit originellen Aufnahmen und ich kann mich erinnern, daß ich 1989, als ich dort war, auch Tagebuch geschrieben habe. So künstlerisch ist es natürlich nicht geworden, denn ich schreibe nicht so so gut, wie Goncalo M. Tavares, obwohl ich damals schon sechsunddreißig war .

“Eine Entdeckungsreise der Gegenwart, nach Amerika, in die USA. Mit im Gepäck, ein naiv gemaltes Portrait von Franz Kafka”, steht noch am Buchrücken. Ich kann noch anmerken, daß ich einmal Wolfgang Koeppens “Amerikafahrt”, der ungefähr die gleiche Route, wie wir damals unternommen hat, in einer Abverkaufskiste fand.

Von den IG-Autoren zum Kuba-Sommerfest am Pfingstwochenende

Die letzten zwei Jahre war ich ja nicht bei der GV der IG-Autoren. 2020 gab es wahrscheinlich keine und 2021 mußte man mit Maske und 2G etcetera, antreten. Da waren dann glaube ich nur fünfzehn Leute anwesend, die sich mit Maske und Impfausweis hineingesetzt hätte. Es ist aber oder in den Vorstandssitzungen eine Statutenänderung beschlossen worden und die wurde nun in einer außerordentlichen Generalversammlung mit vier Tagesunkten eben der Besprechung und Abstimmung der Änderung die, die Geschäftsordnung und die Statuten betrafen.

Gerhard Ruiss hat dann noch ein bißchen was zu den Plänen der nächsten Zeit erzählt und da ist die Leipziger-Buchmesse 2023 interessant, die im April stattfinden wird und da wäre Österreich das Gastland und das betrifft auch die IG-Autoren, die da einen noch größeren Stand und einige Aktionen haben werden.

Um elf hat die Versammlung angefangen. Es waren weniger Leute als sonst dabei. Ich habe die Elfi Resch gesehen, die ich ja auch gestern im Werkl getroffen habe, die Ruth, die Christl Greller, die Sylvia Treudl, die Margit Hahn, Peter Paul Wiplinger, der, glaube ich, zum Ehrenvorstandmitglied ernannt wurde und noch einige die ich nicht kenne.

Erika Kronabitter war auch da und die hatte mich auch zu einer Lesung in einer Gartenbuchhandlung am Flötzersteig eingeladen. Aber am Nachmittag war auch das Sommerfest der österreich-kubanischen Gesellschaft, wo der Alfred hinwollte und Flötzersteig wäre auch ein bißchen weit, obwohl ich zu meinen Steinhof Supervisionen auch immer zu Fuß gegangen bin.

Aber vorher gab es noch ein gemeinsames Essen in der Neubaugasse. Mittagessen kann man nicht sagen, denn es war um vier angesagt.Die Sitzung hatte um elf begonnen. Wir waren schon nach halb drei fertig. Es hat aber länger gedauert bis die Bestellungen aufgegeben waren.

Ganz früher in den Neunzigerjahren fand am Samstag nach der GV immer ein Essen in der “Goldenen Glocke” in der Kettenbrückengasse statt, das nicht mehr im Betrieb ist. Dann gabs immer ein Würstl- und Käsebuffet. Aber das Literaturhaus hat noch die Corona Regeln, wo es nur Kaffee und Getränke in verschlossenen Behälter gab.

Warum weiß ich nicht wirklich, weil es ja schon Veranstaltungen mit Wein und Buffet gibt. Aber die großen Häuser haben offensichtlich ihren Corona-Regeln und so war es im Literaturhaus auch sehr kalt, weil die offenbar vorgeschriebene Klimaanlage sehr abkühlte und das ist eigentlich nicht sehr umweltfreundlich, wie auch die Müllberge, die das Impfen, Testen, die Masken und das gelieferte Essen erzeugen, sicher ein Problem darstellen, über das sich eigentlich die Umweltministerin Gedanken machen sollte. Man hört aber nicht viel darüber.

Aber zurück zur “Goldenen Glocke” und zum verspäteten Mittagessen. Ich habe Plejskavica genommen und bin dann in die Seisgasse gegangen, wo schon das Zelt aufgestellt war und ich einige Bekannte getroffen habe. Literarisch war es nicht so sehr, aber interessant zu plaudern und sich zu unterhalten und so bin langsam in das Pfingstwochenende gerrückt und da werden wir morgen zuerst nach Harland fahren und dann mit dem Rad zum Pfingstfest nach Nußdorf an der Traisen. Hoffentlich hält das Wetter aus und das wäre dann mein heuriges Pfingstprogramm, das diesmal normaler, als das der letzten zwei Jahre sein wird, seien wir gespannt.

“Geh!” – Eine Text-Sound-Collage

Diese Woche habe ich ein Mail von Judith Gruber-Rizy, von der ich schon länger nichts gehört habe, die mich zu einer interessanten “Zwei Oberösterreicher in Wien-Veranstaltung” aufmerksam machte, wo ich zuerst an meinen Blog dachte, weil ich ja schon einige Veranstaltungen so bezeichnet habe. Aber Kurt Mitterndorfer, den ich sowohl beim “Tag der Freiheit des Wortes” als auch bei der “Lyrik im M..b” hörte, wo er sich beide Male sehr für die syrischen Flüchtlinge einsetzte und meinte, daß die gegenüber denen aus der Ukraine diskriminert wären, weil er seit 2015 ehrenamtlich in einen diesbezügliche Verein arbeitet und jetzt eine Text-Sound-Collage mit Chris Herman im “Werkl am Goethehof,wo ich zweimal gelesen aber jetzt Pandemie bedingt länger nicht gewesen oder aus dem Verteiler herausgefallen bin, ist sicher interessant, aber der Weg in den Goethehof, dort, wo der “Kaisermühlenblues” gedreht wurde, ist sehr weit und in Wien kann man immer noch nicht ohne Maske mit der U-Bahn fahren. Das habe ich der Judith Gruber ,gemailt und gedacht daß ich zum “Slam-B” ins Literaturhaus gehen werde, war dann aber unsicher, weil da sind ja sehr viele Leute. Vielleichts gibts da Sonderregelungen und dann ist mir eingefallen, ich könnte mit dem Alfred im Auto hinfahren.

Das wäre dann ein Nebeneffekt, statt der Öffis mit dem Auto fahren, obwohl ja die Spritpreise angestiegen ist und man das in Wien eigentlich nicht soll und wir fahren auch kaum in Wien damit, sondern immer nur nach St. Pölten hinaus.

Aber wieder eine Ausnahme und es war eine schöner Abend und die Collage mit den Sounds von Chris Herman war dann sehr interessant. Es gab auch eine Videoprojektion, wo man gehende Füße gesehen hat, und “Geh!”, steht auf der Einladung “schildert, was im Kopf eines Mannes auf seinem Weg von Damaskus durch Syrien in die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Österreich vorgeht”. Ich habe gar nicht gewußt, daß es Menschen gibt, die wirklich den ganzen Weg zu Fuß gehen oder gegangen sind und habe da eher an die Bootsflüchtlinge gedacht, wo ja viele untergehen und nie ankommen.

Aber offenbar gibt es solche, denn eine Frau aus dem “Werkl” hat von einem Kellner erzählt, der jetzt alles mit dem Taxi fährt, weil er sich nicht mehr diese Zeit erinnern will und ich habe in “Sommererlebnissen” ja auch eine Flucht aus Damaskus geschildert und früher einmal für den Primar Soukop die Asylwerberdiagnostik gemacht, das war aber vor 2015, da habe ich eher Tschetschenen getestet.

Sehr beeindruckend, obwohl die Syrienflüchtlinge inzwischen fast aus den Köpfen verschwunden und durch den Angriffskrieg auf die Ukraine ersetzt werden und da jetzt die Frauen mit den Kindern zu uns kommen.

Die Collage mit den eindrucksvollen Sätzen, die er, Kurt Mitterndorfer erzählte, von den von ihm Betreuten so erzählt bekommen hat, hat cirka eine Stunde gedauert und die “Erinnerungen, Ängste, schrecklichen Erlebnisse,” das was einem so durch den Kopf geht, wenn man drei Tage und drei Nächte ununderbrochen vor sich hingeht, waren sehr beeindruckend. Man geht und geht, hinter einem eine Frau und irgendwann merkt man, sie ist verschwunden. Man traut sich nicht, um essen zu betteln und wenn man endlich angekommen ist, ist man erschöpft oder krank. Ein interessanter Abend, der allen Rechten die sich gegen die “Übervölkerung” aussprechen sehr zu empfehlen ist. Interessant ist auch, daß der neue Innenminister heute eine Pressekonferenz gegeben hat, wo er sich gegen die Schleppertätigkeit aussprach, die ja einige tausend Euro von den Flüchtlingen auspressen und das hat Kurt Mitterndorfer auch thematisiert, wie da die Leute ausgenommen wurden.

Jetzt bin ich wieder im Verteiler. Vorläufig kann ich nur mit dem Auto hinfahren, wenn ich nicht gehen will, das wären wahrscheinlich zweimal zweieinhalb Stunden, also eigentlich zu schaffen, obwohl meine Kondition in den zwei Jahren Pandemie gelitten hat und ich die erst wieder aufbauen muß.

Trotzdem habe ich mich schon im September für einen Open Mike angemeldet. Da kann ich fünfzehn Minuten warhschienlich aus einem meiner Covid-Bücher lesen und kann nur hoffen, daß im September nicht schon das neue Virus angekommen ist, so daß man noch ohne Maske lesen darf und für die Poetnieght im Oktober, glaube ich, im Weinhaus Sittl habe ich mich auch schon angemeldet und wer wissen will, wie es mir mit meinem Sozialkredit-Text geht, muß ich sagen, daß ich derzeit feststecke und schon zum dritten Mal, die viereinhalb Szenen, die ich habe, korrigiere, weil ich nicht weiß, wie es weitergeht und über was ich eigentlich schreiben will?

zuAber vielleicht fällt mir noch ein pappiger Plot ein. Das wäre wünschen und da nehme ich auch Empfehlungen gern entgegen, die darüber hinausgehen, daß ich einen Rechtschreibkurs besuchen soll. Daß ich aber solange mir nichts einfällt, mich in Kurzgeschichten versuche, daran habe ich schon vor dem Uli gedacht und das schon vor einigen Jahren praktiziert.

Kleine Formen

So hat Annalena Stabauer heute die beiden Bücher, eines von “Ritter” eines von “Klever”, die in der “AS” präsentiert wurden, vorgestellt. Keine Formen in zwei experimentellen Verlagen erschienen und als erstes stellte der 1949 geborene Gerhard Jaschke, der “Freibord-Herausgeber” und langjähriges GAV–Vorstandsmitglied sein “wie nie danach” vor, das sind alphabetisch geordnete Kurztexte von A-bis Z, die in der Pandemie geschrieben, diese was mich sehr überraschte und auch freut, auch zum Thema hatte “Zuerst die Mülltrennung, dann das Rauchverbot, jetzt Ausgangssperren und Maskenpflicht, wo gehen wir da hin?”, oder so ähnlich und dann ging es auch um die “Frankfurter-Buchmesse” und deren “Auf und Abbau”, um beim Buchstaben “A” zu verbleiben. Es ging um James Joyce und um Ilse Kilic, Gerhard Jaschkes Literaturvorlieben, wie Annalena Stabauer im Gespäch thematisierte und Gerhard Jaschke betonte die Einladungen, die er sowohl vom “Fröhlichen Wohnzimmer”, als auch Lukas Cejpek der im Publikum saß, bekomm, sich an deren Anthologien zu beteiligen.

Wie hat er die Pandemie empfunden, fragte Annalena Stabauer weter und Gerhard Jaschke meinte, das hätte ihn nicht so sehr tangiert, weil er sowieso, er hat vor ein paar Jahren einen Schlaganfall gehabt, seine Wohnung kaum mehr verläßt. Es ist der dritte Band nach “Gemischte Freuden-Sätze” und “Geliehene Leben-Nachsätze” und das führte zu der Frage, wie es zu dem Buchtitel und der Textreihenfolge kam.

Dann kam der 1948 im Kanton Zürich geborene Urs Allemann, der 1991 mit seinem “Babyficker” beim “Bachmann-Preis” Aufsehen erregte. Jetzt geht es um die “Carruther-Variationen” und da wird in sechzehn Teilen mit dem Satz “Ich hatte den alten Carruther mit dem Spaten niedergeschlagen” und in der ersten Variation geht es einunddreißigmal, um diesen Satz und ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis ich mir dachte, daß ich das eigentlich nicht hören will.

“Das ist auch Literatur!”, habe ich am Ende zur Ruth gesagt, die auch nicht klatschte und ebenfalls ziemlich betropitzt drein geschaut hat und das in Beziehung zu meinen Freund Uli gesetzt, der sich wieder einmal über meine Sätze aufgeregt hat, die bei ihm angeblich Schüttelfrost auslösen würden. Das löste offenbar nichts aus und Annalena Stabauer moderierte auch sehr freundlich und eines muß ich dem Autor lassen, daß er seine Sätze großartig vorgetragen hat. Manchmal hat er dabei geschrien, da bin ich dann zusammengezuckt und Urs Allemann erzählte, daß er sich zehn Jahre lang mit den Variationen beschäftigte und froh war, daß er den Carruther endlich beerdigen konnte. Auf die Idee ist er in der Toskana gekommen, durch das Buch “Der dritte Polizist”, wo ein ähnlicher Satz enthalten ist und in diesen zehn Jahren hat er nichts anderes, als das schreiben können und als jemand einen Text für eine Tier-Anthologie haben wollte, hat er eine Fabelfigur erfunden und, die als zweite Variation eingebaut.

Nach dem Gespräch kamen noch drei andere Textteile und die Ruth hat das Ganze, als eine Mißbrauchsphantasie interpretiert. Soweit will ich nicht gehen, sondern mir ganz friedlich die Frage stellen, warum Literatur beklatscht wird, die so gewaltsam ist? Da wird mit der Sprache gespielt. Jawohl, es gibt Sonette und andere Textteile und am Schluß eine Litanei, die mir bekannt erschien und alle sitzen gebannt da, hören zu und klatschen. Der Autor hat auch sehr sympathisch ausgesehen. Das ist also Literatur, meine nicht. Das Leben ist sehr widersprüchig, die Literatur ist es offenbar auch.

Sabine Scholls Festrede auf Elfriede Gerstl

Noch einmal Sabine Scholl ,obwohl ich sie ja schon am Montag live und am Dienstag per Stream in der “Alten Schmiede” hörte und diesmal hat sie die Festrede auf die 2009 verstorbene Elfriede Gerstl gehalten, die am 16 . Juni, einen Tag nach dem dritten Geburtstag meiner Enkeltochter Lia, neunzig geworden wäre und die Festrede “Autorinnen feiern Autorinnen”, wo eine Autorin eine verstorbene Kollegin würdigt, hat Julia Danileczyk eingeführt, als sie das Literaturreferat der Stadt Wien übernahm. Da hat Marlene Streeruwitz Berta von Suttner gewürdigt, der Eröffner hat auf ein Glas Wein eingeladen, das es nicht gegeben hat, während unten im Hof ein großes FPÖ-Fest gefeiert wurde, zu dem umgeleitet wurde und Marlene Streeruwitz, die Couragierte hat dazu aufgefordert, sich den Wein dort zu holen, aber ich habe mich das nicht getraut, die Security hätte mich wahrscheinlich auch abgehalten.

Dann hat Marlene Schachinger Betty Paoly gewürdigt, 2016 die inzwischen verstorbene Ruth Klüger Marie von Ebner Eschenbach, Juia Rabinowitsch hat Mela Hartwig gewürdigt, 2018 Petra Ganglbauer Jeannie Ebner, 2019 Margit Schreiner über Caroline Pichler, da hat es dann schon Wein gegeben und 2019 auch vorher ein Symposium mit einem Buffet. Dann kam Corona und ich war weg vom Fenster, so habe ich Bettina Balaka über Eugenie Schwarzwald versäumt und Teresa Präauers Rede über Ilse Aichinger, die da ja hundert wurde.

2022 am Tag, wo die Maskenpflicht in den Supermärkten gefallen ist, war alles wieder normal und Julia Danilcyck hat bei der letzten Wien-Reihe schon auf die Veranstaltung hingewiesen und bei der “KritLit”, als sie die eröffnet hat, noch einmal, also wieder eine Festrede und diesmal auf Elfriede Gerstl , die ich ja gekannt habe und die ich sehr mag und auch schon bei sehr vielen diesbezüglichen Veranstaltungen gewesen ist, ich würde fürs nächste Mal Else Feldmann empfehlen und Friederike Mayröcker, die ja im letzten Jahr gestorben ist, kommt wahrscheinlich auch mal dran, denn die war eine sehr erfolgreiche Dichterin, während die 1932 geborene Elfriede Gerstl, die Tochter eines jüdischen Zahnarztes, von dem sich ihre Mutter aber bald scheiden ließ und die sich dann während des Holocaust verstecken mußte, die Diskrimierung und die Mißachtung schon sehr früh erlebte. So hat sie, glaube ich, die Wiener Gruppe nicht sehr anerkannt, in Berlin, wo sie offenbar einige Zeit lebte, fühlte sie sich nicht wohl und als sie einmal, um eine Gemeindewohnung ansuchte, hat ihr ein Beamter erklärt, daß man auch im Kaffeehaus schreiben kann.

Sie war dann mit Gerald Bisinger eine Zeitlang verheiratet, hat später in der Kleeblattgasse gewohnt, Herbert j. Wimmer war ihr Lebensmensch., 1999 hat sie sowohl den “Fried-” als auch den “Trakl-Preis” erhalten. Elfriede Jelinek hielt eine Laudatio und “Droschl” hat nach ihren Tod eine Gesamtausgabe ihrter Werke herausgebracht. So bin ich die Stufen in den Wappensaal hinter Anette Knoch und Henrike Blum hinaufgegangen, habe dann gleich die Ruth getroffen, die sich wunderte, daß so wenig GAV-Kollegen gekommen wäre. Ein Eindruck ,den ich nicht teilte, denn ich habe mich über die vielen bekannten Gesichter gewundert, Bettina Balaka war da, Michaela Hinterleitner, Klaus Haberl, Theodora Bauer, Helmut Peschina und und und.

Die Angela und der Josef, die ich eigentlich erwartet hätte, waren nicht da.Vielleicht haben sie nichts von der Veranstaltung gewußt. Barbara Novak hat eröffnet und die Kulturstadträtin entschuldigt, die in Sachen Festwochen unterwegs war. Der Bürgermeister war auch nicht da, aber der ist noch nie zu der Veranstaltung gekommen und Julia Danielczyk hat in ihrer Festrede auch sehr viel über Elfriede Gerstl erzählt und Sabine Scholl die unentwegte hat sich auf den “Kleiderflug” bezogen. Das ist ein Langgedicht an Hand dessen man die Biografie, der immer sehr modisch gekleideten kleinen Frau, die die Kaffeehäuser und die Straßen Wien sehr frequentierte, gut nachvollziehen kann.

Sie hat Kleider gesammelt und ich habe sie einmal in ihr Depot in der Kettenbrückengasse bekleidet und einmal hat sie mich auch auf ein Fest mitgenommen, zu dem ich, weil ich ein noch größerer Außenseiter des Literaturbetriebs bin, keine Einladung hatte. Enmal hat sie bei meinem Geburtstagsfest gelesen und sie war sicher eine sehr interessante Rand- oder besser Kultfigur mit ihren Textkrüml des Literaturbetriebs.

Nachher gab es, was mich auch sehr freute, wieder den Wein, denn bei der “Wien-Reihe” und auch im Literaturhaus gibt es denm glaube ich, noch nicht. Ich habe mich mit Kaus Haberl, der Ruth, Eva Dithe und noch ein paar anderen unterhalten. Eine Publikation im “Mandelbaum-Verlag” und einen Abdruck der Festrede in der “Furche”, die aufgelegen ist, hat es auch gegeben und der Alfred hat inzwischen den Otto getroffen, der ein Zeitlang mein literarischer Verstärker war,getroffen und Franz Schuller, ein ehemaliger Freund von ihm, der aber auch im Kulturamt tätig ist, war auch anwesend.

Literatur und Klasse

Ein interessantes Thema, da gab es ja einmal, glaube ich, so einen Artikel “Lassen sie mich durch, ich bin Arztsohn!”, wo es darum ging, daß Personen aus Bildungsschichten leichter Aufnahme in den Lteraturinstituten finden und Sabine Sholl, die “Priessnitz-Preisträgerin” und Mitbegründerin der Hochschule für Sprachkunst hat zu diesem Thema eine zweiteilige Veranstaltung in der “AS” geplant und ich die ich ja aus einer Arbeiterfamilie stamme, wie ich immer sage, obwohl mein Vater, glaube ich, gelernter Buchhalter war und bis zu seiner Pension in der WGKK in der Statistikabteilung arbeitete, die Mutter war gelernte Stickerin hat später als Kindergartenhelferin, eine Zeitlang auch als Bedienerin gearbeitet, kann das auch bei mir nachvollziehen, obwohl ich nach der Hauptschule die sogenannte “Knödelakademie” besuchte und dann Psychologie studierte.

Da kann ich mich auch an einen Dialog mit einer Mutter einer Schulkollegin erinnern, die meinte, daß ich ja meinen “Doktor” auch heiraten könne. In der Unterschicht ist das nicht so einfach. Ich habe ihn aber selber gemacht und empfinde mich jetzt mit fast siebzig, eher klassenlos und in den Lteraturbetrieb habe ich es leider nicht geschafft, weil ich wahrscheinlich zu schüchtern war oder noch immer bin, keine Beziehungen habe und außerdem bezüglich der Rechtschreibung ein wenig rebellisch bin und das ist wahrscheinlich ein Problem, denn die im Verlag, die ja in fünf Minuten auf der ersten Seite entscheiden müßen, stolpern wahrscheinlich über das erste scharfe “ß”.

Ist halt so, da ich im nächsten Jahr fünfzig Jahre Matura und fünfzig Jahre literarisches Schreiben feiern werde, Freunde freut auch schon darauf, ist mir das inzwischen egal. Ich habe meine fünfzig oder so selbstgemachte Bücher, bald vierzehn Jahre meinen Blog, merke aber, jetzt kommen die jungen Frauen, die eine Literaturzeitschrift “P.S politisch schreiben” gründen oder Romane über ihre “Migra-Vergangenheit” schreiben und einen Verlag finden.

Sabine Scholl, die erwähnte, daß sie auch aus einer bildungsfernen Schicht stammt, hat daraus einen Themaabend gemacht und sich da zuerst mit Renee Gadsen, die ich von der “Schule für Dichtung” kenne, über dieses Thema unterhalten oder eigentlich mit ihr über ein Buch der 1952 in Kenntucky geborenen Lteraturwissenschaftlerin bell hooks, die sich mit antirassistischer feministischer kapitalistischen Ansätzen beschäftige.

“Die Bedeutung der Klasse” heißt das Buch, das schon vor zwanzig Jahre erschienen ist und das mit Renee Gadsden, die wie sagte, in New York in einer eher bürgerlichen Familie aufgewachsen ist, immer noch sehr aktuell ist, als ob es heute geschrieben worden wäre und die Schwarzen ohne Bildung haben es schwer. Noch mehr die armen Weißen und so versuchen alle mit Bildung aufzusteigen und verdrängen dann wohl die anderen “Lassen Sie mich durch, ich bin Arztsohn!” oder die schreiben halt “daß” mit zwei “ss”, wenn sie sich an der Hochschule für Sprachkunst bewerben. Falsch nicht alle, Tomer Gardi hat das nicht getan. Aber der hat sich dort, glaube ich, auch nicht beworben, sondern beim “Bachmann-preis” “Broken German” gesprochen und damit den “Leipziger-Buchpreis” gewonnen.

Danach gab es zwei Lesungen von jungen Frauen mit Migrationeshintergrund, die beide, Zufall oder nicht, ihre Bücher bei “Residenz” verlegten, die erste war die in Wien geborene aber offenbar aus einer polnischen Familie stammende Kaska Bryla, die “PS-Politisch” schreiben gegründet hat und die ich bei der Krilit kennenlernte. Ihr zweiter Roman heißt “Der Eistaucher” und da geht es um “Migras”, wie es Kaska Bryla nannte, die eine katholische Privatbschule besuchen und es da mit der einheimischen Elite nicht so leicht haben. Die zweite war die 1980 in Belgrad in geborene Barbi Markovic“, die seit 2006 in Wien lebt, auch beim “Bachmann-Preis” las und glaube ich beim “Alpha” mit ihren “Superheldinnen” gewonnen hat, den “Priessnitz-Preis” bekam und deren “Verschissene Zeit” die vorgestellte wurde, ich gelesen habe. Darin wollte sie sich an Neunzigerjahre, die in Belgrad sehr kriegsgeprägt waren, erinnern und darin wird ja sehr geschimpft.

Dann wurde darüber diskutiert. Aber beide junge Frauen haben ja studiert und ihre Klasse, wenn sie sich überhaupt in einer schlechten befanden, erfolgreich überwunden und am Dienstag ging es dann mit der “Autosoziobiografie” weiter, die Sabine Scholl mit Eva Schörkhuber, die ja auch bei “PS -Politisch schreiben aktiv ist , an Hand der Bücher von Anke Stelling und Annie Ernaux diskutierten.

Auotsoziobiographie ein Begriff, der mir bis daher fremd war. Es geht, um die Probleme, die man hat, wenn man vom Land in die Großstadt kommt und da nicht genau weiß, wie man sich verhalten soll, ob man den Apfel schälen oder hineinbeißen soll?

Da denkt die Psychologin es mangelt am Selbstbewußtsein, denn wenn ich das habe ist es egal, ob ich mit Konsalik-Büchern Deutsch lernte oder nicht. Aber da hat man wahrscheinlich nicht, wenn man aus der Unterschicht kommt und aufsteigen will und Sabine Scholls Credo war, glaube ich, zu zeigen, wie wichtig Bildung ist, daß man die Schichten überwindet.

Dann gab es das Beispiel, wo ich wieder an Tomer Gardi dachte, von einem Franzosen, der bewußt “schlechtes” Französisch verwendete und Iris Radisch, die das Buch dann rezensierte hat das nicht verstanden und das Buch heruntergemacht, weil sie von Büchern die perfekte Sprache erwartet und da sehe ich mich mit meinem “Die Rechtschreibung und die Grammatik ist egal! und dann werde ich beispielsweise im Blog heruntergemacht, weil ich Rechtschreibfehler habe.

Daran schließt sich die Frage, wer über was schreiben darf? Eine Heterosexuaeller nicht über Transgender, wie ich ja hörte als ich “Paul und Paula” geschrieben habe, eine Weiße darf keine Dreadlocks haben und hat sie sie wird sie bei gewissen Veranstaltungen nicht mehr eingeladen und da sind wir wieder bei den Vorurteilen, die es ja, glaube ich, zu überwinden gilt.

Interessant, interessant und ich schließe mit dem Wunsch, daß man einfach schreiben soll und, daß es toll ist, daß man das tut. Aber das Problem ist dann wahrscheinlich immer noch der Arztsohn, der in Leipzig aufgenommen wird, während das selbstbewußte Arbeiterkind vielleicht abgelehnt wird.

Nach der Pause gab es wieder Textbeispiele, das erste stammte aus dem Theaterstück “Einfache Leute” von Anna Gschnitzer, die ich, glaube ich, bei der ersten “Studentenlesung” kennenlernte und die jetzt in München lebt und Theatertexte schreibt. Bei dem Vorgestellten hat die Dramaturgin Alex, den gleichen soziokulturellen Hintergrund, wie in der Diskussion beschrieben wurde.

Dann kam Verena Mermer mit ihren “Autobus Ultima Speranza”, wo ein Autobus vor Weihnachten die Vierundzwanzigstundenbetreuerinnen und andere Arbeitsmigranten von Wien nach Rumänien fährt und Verena Mermer im Gespräch die Schwierigkeiten erläuterte, die sie beim Recherchieren hatte.

Eine interessante Veranstaltung bei der, wie Sabine Scholl am Schluß erklärte, es wahrscheinlich noch viel Arbeit gibt, bis die Klassenunterschiede fallen. Ich werden in diesem Sinn weiterschreiben und am Mittwoch werde ich Sabine Scholl wahrscheinlich im Rathaus wiedersehen, wo sie die Festrede zu Elfriede Gerstl hält.

Caffe in Triest

Historische Krimis scheinen derzeit ja sehr in Trend zu sein, so habe ich gerade den vierten gelesen und wanderte da von der Monarchie und Kaiser Wilhelm, ebenfalls zur Monarchie aber nach Triest ins Jahr 1907 hinauf oder hinunter.

“Caffe in Triest” heißt das Buch, das von Günter Neuwirth geschrieben wurde, der schon einige diesbezügliche Romane verfaßte. Schlampig oder legasthen, wie ich bin habe ich ihn mit Günter Neumann verwechselt und mir das Buch bestellt.

Es war aber ein Gewinn, obwohl es sehr langsam und bedächtig beginnt und ich mir ziemlich lang die Frage stellte, wo da jetzt die Krimihandlung ist?

Die gibt es, wird aber ein bißchen gespoilert erzählt und man braucht zu Beginn auch einige Vorkenntnis der vorigen Fälle, um die Handlung zu verstehen. Das Besondere an dem Buch sind aber die historischen Details, da erfährt man, was die Damen 1907 bezüglich ihrer Monatsblutung verwendeten und ,daß die Damen, die höheren wahrscheinlich, in Wien schon die Cafes allein oder mit ihren Freundinnen frequentierten, was in Triest noch ein bißchen ungewöhnlich war.

Historische Krims, die in Triest spielen, scheinen auch en vogue zu sein, so wurde ein solcher von Christian Klinge “Ein Giro in Triest” bei “Rund um die Burg”, vorgestellt und, um was geht es?, werden meine ungeduldigen Leser jetzt vielleicht fragen.

Es geht um Jure Kuzmin, das ist ein Slowene, der im Slowenenviertel der Stadt lebt, ja die Nationalitätenfrage und die Kämpfe zwischen den Donaumonarchisten, Italienern und Slowenen, spielt auch eine große Rolle und Jure ist aufgestiegen und hat sich jetzt vorgenommen Kaffee nach Triest zu importieren und damit sein Geschäft zu machen. Verliebt ist er auch in die Signorina Elena, die Tochter eines Geschäftmannes, die an der berühmten Berlitz Sprachschule Englisch studiert und dabei von James Joyce oder seinem Bruder Stanislaus unterrichtet wir. Er hat auch einen Nebenbuhler, das ist Dario Mosetti, ein Nichtstuer, der nationale Gedanken hegt, seine Tage bei Spiel und Billard im Cafe Tommaseo verbringt und Elena unbedingt heiraten will.

Dann gibt es wahrscheinlich bekannt schon aus den vorigen Fällen, den Inspektor Bruno Zabini, dessen Privatleben ich ein bißchen unrealistisch finde. Er unterhält nämlich Beziehungen zu zwei verheiraten Frauen, einer Baronin, die Novellen schreibt und der Gattin eines Seemanns, die er schon seit Jugendtagen kennt. Das ist noch nicht so ungewöhnlich. Eher, daß die beiden Damen Luise und Fedora nicht aufeinander eifersüchtig sind, sondern sich sogar gegenseitig einladen und unterstützen.Das heißt Baronessa Luise tut das und stellt den Beiden während sie familiären Angelegenheiten nachgeht, sogar ihre Villa zur Verfügung. Interessant ist auch, daß beiden Frauen von ihren Männern die Kinder weggenommen wurden und zu den Großeltern oder Verwandten in Pflege gegeben wurde, so daß man sieht, daß es die Frauen zu Beginn des vorigen jahrhunderts nicht leicht hatten, auch wenn sie der Oberschicht angehörten.

Fedoras Gatte bekommt Wind von der Affaire, verstößt die Frau zuerst, versöhnt sich aber später mit ihr und gibt ihr auch vielleicht die Söhne wieder zurück. Es droht dem Inspektor aber eine Anklage, als Ehebrecher und zwischen all dem wird Jures Bruder Joze mit diesen verwechselt, denn Dario hat seine Freunde angwiesen, ihn zusammenzuschlagen, weil er italieneische Frauen betapschte. Aber der wehrt sich, denn er ist ein Boxer und stößt den Angreifer ein Messer in den Bauch, der daran stribt, weil er nicht ins Spital gegangen ist. Joze versteckt sich zuerst, will sich dann stellen, weil sein Bruder schon zur Polizei gegangen ist und Bruno alles erzählte, wird aber von der Bande ermordet.

Das ist die Krimihandlung, die Bruno aufklären muß und der Thronfolger Franz Ferdinand kommt mit seiner Gattti nSophie auch auf Besuch nach Triest, was natürlich auch organisert und überwacht werden muß.

Ein sehr interessantes Buch vor allen wegen seiner Details des Alltagsleben von 1907. Ob man damals wirklich so freizügig war und so tolerant, wage ich, wie beschrieben, zu bezeiweifeln. Freizügig wahrscheinlich schon, so offen wurde aber wahrscheinlich nicht darüber gesprochen und auffällig ist vielleicht auch, daß manche Passagen und Dialoge sehr umständlich geschrieben scheinen, es gibt aber, was ich als sehr hilfreich empfand, am Beginn ein Personeninventar, in dem ich mich öfter informierte.

Pandemia

Im April 2021 ist der 1960 in Wels geborene Grünpolitiker und ausgebildeter Volksschullehrer Rudi Anschober als Gesundheitsminister wegen gesundheitlicher Überlastung zurückgetreten und hat irgendwann später angekündigt ein Buch über die Pandemie zu schreiben.

Zuerst habe ich, glaube ich, gehört, daß es eine Art Krimi werden soll. Jetzt ist ein fiktives Sachbuch daraus geworden und Bücher über die Pandemie interessieren mich natürlich sehr, habe ich selbst ja schon zehn darüber geschrieben. Acht sind davon schon veröffentlicht und unzählige “Literaturgeflüster-Artikel” gibt es bei m ir über dieses Thema und ich habe auch schon einige Covid-Bücher gelesen.

Fiktive, wie die “Mauern” oder “Corona in Buchenwald”. Das Erste war das von Paulo Giordano gewesen. Dann kam “Corona-Fehlalarm”, an dem ich ganz ehrlich nicht viel auszusetzen habe und das sich mit meiner Meinung über die Pandemie deckt.

Die “Pandemischen Zeiten” habe ich gelesen, den “Lockdown 2020” und die “Neue (Ab)Normailtät” von Robert Misik.

Also wie auch bei meinen übrigen Leseverhalten, ein Springen von links nach rechts und ein Blicken über den Tellerrand, denn ich bin ja an Vielen interessieren und bezüglich Pandemie interessieren mich alle Sichtweisen, wie ich auch außerhalb Covid denke, daß es wichtig ist, sich alles anzuhören und mit allen zu sprechen. Bei Covid und der gespaltenen Gesellschaft in die wir durch sie gekommen sind, gilt das ganz besonders.

Vor kurzem habe ich auch noch ein Sachbuch über die neue Volksskrankheit “LongCovid” gelesen und jetzt das neue Buch von Rudi Anschober, den ich für sehr symphathisch finde, das, wie ich gerade in einem Interview höre, eine ungewöhnliche Schreibweise hat und schwer in der Form einzuordnen ist.

Das finde ich an dem Buch sehr interessant, denn ich habe mir gedacht, daß es wohl nicht möglich ist, als ehemaliger Gesundheitsminister, der die Freiheits- und Grundrechte einschränken mußte oder das zu müssen glaubte, denn Schweden hat das ja viel weniger getan, aus der Schule zu plaudern. Daß er bedroht wurde und Personenschutz benötigte, steht auch in dem Text.

So ist das Buch also, was wahrscheinlich auch zu der harmonisierenden Persönlichkeitsstruktur Anschobers, wie ich einschätzen würde, passt, ein Versuch geworden, die letzten zwei Jahre oder die Zeit seiner Ministertätigkeit zusammenzufassen und am Schluß noch Ausblicke, wie man es besser machen könnte, zu geben.

Es beginnt also beschreibend, fiktive Erlebnisberichte gibt es auch und immer wieder mit genauen Datum versehen, die “Berichte aus dem Maschinenraum”.

Ganz schnell wurde er ins kalte Wasser geworfen, im März 2020 mußte er Entscheidungen treffen, die Freiheitsrechte beschränken, den Lockdown immer mit dem Wunsch Menschenleben zu retten, beschließen und stand dabei auch in Konkurrenz mit dem damaligen Bundeskanzler Kurz, als seine Beliebtheitswerte größer wurden.

So geht es durch das Jahr 2020, wo es noch das ursprüngliche Wuhan-Virus gab und man noch nicht viel über des Virus wußte, beginnend mit dem Krankheitsbericht, einer Frau, die an Covid erkrankte, wobei unklar war, wo sie sich ansteckte, war sie ja weder in Italien noch in China. Sie merkte aber schnell, eine normale Grippe ist das nicht und wurde später zur Long Covid-Patientin. Dann gibt es eine Buchhändlerin, die versucht online ihre Bücher auszuliefern und Onlinelesungen für Kinder veranstaltet, was mich sehr an die “Seeseiten Buchhandlung” erinnerte, die das im Frühling 2020 tatsächlich so machte und ich mir öfter auch ihre Videos angehört hatte.

Es gibt die Berichte einer Wissenschaftlerin, die versucht ihr Wissen über diese Krankheit weiterzugeben, was mir manchmal etwas unverständlich war, die einer Ärztin und noch unzählige Fallberichte, wie es beispielsweise in Ischgl und Beispiele von Menschen, die es nicht schafften, sondern an Covid gestorben sind. So geht es durch das Jahr und durch das, was da passierte. Die Einführung der Maskenpflicht, die Lockerung der Maßnahmen, Verschärfung ab Herbst, Einführung der Ampel, neuerlicher Lockdown, bis zur ersten Impfung Ende Dezember.

Rudi Anschober sieht natürlich vieles anders als ich, die ich ja sehr kritisch bin, versucht sich aber auch mit seinen Gegnern auseinanderzusetzen und hat die, die ihn beschimpften, auch angerufen um sie zu verstehen und ist jetzt auch sehr viel auf Lesereise, um sein Buch vorzustellen, wo er versucht, die Leute zusammenzubringen.

Das zweite Jahr beginnt mit dem Druck und der Unzufriedenheit bezüglich des Impffortschrittes. Hier kommt auch Kritik an Kanzler Kurz auf, der Anschober ja in Stich gelassen hat, als der im Krankenhaus lag und den russischen Impfstoff nach Österreich bringen wollte. Von den Massentests wird zu den Zugangstests, um zu den Dienstleisternzu dürfen, umgeschwenkt. Die Restaurants waren ja noch zu und Anschober versuchte verzweifelnd weitere Öffnungen, wie von der ÖVP gefordert, zu verhindern.

Im April kommt es, wie schon erwähnt zum Rücktritt mit Tränen, vielen Blumen und Mohnstrudel, Anschobers Lieblingsmehlspeise und Anschober kann endlich mit Partnerin und Hund spazierengehen, der wie ich bei dem schon erwähnten Interview hörte, inzwischen gestorben ist.

Dann geht es weiter mit den fiktiven bzw. anonymisierten Fallbeispielen. Da wird ein neunundsechzigjähriger Impfgegner angeführt, der auf Demos geht. Die sehe ich, die ich ja auch dort gewesen bin, anders, als der Ex-Minister und habe auch nicht gewußt, daß Heriberts Kickls Infizierung zu einem Spitalsaufenthalt führte, was mich, als ich das gelesen habe, erstaunte.

Es gibt ein rührendes Kapitel dreier Krankenschwestern, die sich Jahre nach ihrer Ausbildung in einer Konditorei bei Kaffee und Kuchen treffen. Einer ist es, wie Anschober gegangen. Sie hat, um sich selbst nicht kaputt zu machen, gekündigt. Die andere wurschtelt weiter und versucht mit ihrem Team sich gegenseitig zu unterstützen. Die Dritte hat das Kündigungsschreiben auch geschrieben, nimmt es täglich auf die Station mit und trägt es dann wieder nach Haus.

Als Anschober das Buch geschrieben hat, hat das dritte Pandemiejahr schon begonnen und am Schluß kommt es zu den Ausblicken.

Da empfiehlt Anschober zur weiteren Pandemiebekämpfung den dritten Weg. Es kann nicht mehr allein weiter gewurschtelt werden und ein Laufen lassen ist es auch nicht. Es braucht stattdessen gesamteuropäische Strategien.

Bei den Weltweiten hätte ich Schwierigkeiten, wenn ich an den Weg Chinas und den Lockdowns in Shanghai denke und das Buch schließt mit dem Beispiel einer Schule, wo sich alle Lehrer und Schüler solidarisch gegen Grippe impfen ließen, um einen immunsupprimierten Schülern den weiteren Schulbesuch zu ermöglichen.

Da hätte ich, so schön das auch klingt, auch meine Schwierigkeiten.

Aber Omikron ist inzwischen schon durchgelaufen und die Zahl der Covid-Patienten auf den Spitälern und Intensivstationen hat sehr abgenommen.

Vielleicht wird oder könnte es im dritten Jahr besser werden, die spanische Grippe hat auch einmal geendet. Warten wir, obwohl es jetzt offenbar schon ein neues Affenpockenvirus gibt, vor dem gewarnt wird, also ab und ich habe das Buch sehr interessant gefunden.

Vieles habe ich schon gewußt, einiges war neu für mich und einiges, wie die Impfpflicht und die Lockdowns für die Ungeimpften wurde nicht thematisiert und natürlich wünsche ich Rudi Anschober für seinen weiteren Lebensweg, seine Gesundheit und seine journalistische Karriere, die er anzustreben scheint, alles Gute!