Pandemia

Im April 2021 ist der 1960 in Wels geborene Grünpolitiker und ausgebildeter Volksschullehrer Rudi Anschober als Gesundheitsminister wegen gesundheitlicher Überlastung zurückgetreten und hat irgendwann später angekündigt ein Buch über die Pandemie zu schreiben.

Zuerst habe ich, glaube ich, gehört, daß es eine Art Krimi werden soll. Jetzt ist ein fiktives Sachbuch daraus geworden und Bücher über die Pandemie interessieren mich natürlich sehr, habe ich selbst ja schon zehn darüber geschrieben. Acht sind davon schon veröffentlicht und unzählige “Literaturgeflüster-Artikel” gibt es bei m ir über dieses Thema und ich habe auch schon einige Covid-Bücher gelesen.

Fiktive, wie die “Mauern” oder “Corona in Buchenwald”. Das Erste war das von Paulo Giordano gewesen. Dann kam “Corona-Fehlalarm”, an dem ich ganz ehrlich nicht viel auszusetzen habe und das sich mit meiner Meinung über die Pandemie deckt.

Die “Pandemischen Zeiten” habe ich gelesen, den “Lockdown 2020” und die “Neue (Ab)Normailtät” von Robert Misik.

Also wie auch bei meinen übrigen Leseverhalten, ein Springen von links nach rechts und ein Blicken über den Tellerrand, denn ich bin ja an Vielen interessieren und bezüglich Pandemie interessieren mich alle Sichtweisen, wie ich auch außerhalb Covid denke, daß es wichtig ist, sich alles anzuhören und mit allen zu sprechen. Bei Covid und der gespaltenen Gesellschaft in die wir durch sie gekommen sind, gilt das ganz besonders.

Vor kurzem habe ich auch noch ein Sachbuch über die neue Volksskrankheit “LongCovid” gelesen und jetzt das neue Buch von Rudi Anschober, den ich für sehr symphathisch finde, das, wie ich gerade in einem Interview höre, eine ungewöhnliche Schreibweise hat und schwer in der Form einzuordnen ist.

Das finde ich an dem Buch sehr interessant, denn ich habe mir gedacht, daß es wohl nicht möglich ist, als ehemaliger Gesundheitsminister, der die Freiheits- und Grundrechte einschränken mußte oder das zu müssen glaubte, denn Schweden hat das ja viel weniger getan, aus der Schule zu plaudern. Daß er bedroht wurde und Personenschutz benötigte, steht auch in dem Text.

So ist das Buch also, was wahrscheinlich auch zu der harmonisierenden Persönlichkeitsstruktur Anschobers, wie ich einschätzen würde, passt, ein Versuch geworden, die letzten zwei Jahre oder die Zeit seiner Ministertätigkeit zusammenzufassen und am Schluß noch Ausblicke, wie man es besser machen könnte, zu geben.

Es beginnt also beschreibend, fiktive Erlebnisberichte gibt es auch und immer wieder mit genauen Datum versehen, die “Berichte aus dem Maschinenraum”.

Ganz schnell wurde er ins kalte Wasser geworfen, im März 2020 mußte er Entscheidungen treffen, die Freiheitsrechte beschränken, den Lockdown immer mit dem Wunsch Menschenleben zu retten, beschließen und stand dabei auch in Konkurrenz mit dem damaligen Bundeskanzler Kurz, als seine Beliebtheitswerte größer wurden.

So geht es durch das Jahr 2020, wo es noch das ursprüngliche Wuhan-Virus gab und man noch nicht viel über des Virus wußte, beginnend mit dem Krankheitsbericht, einer Frau, die an Covid erkrankte, wobei unklar war, wo sie sich ansteckte, war sie ja weder in Italien noch in China. Sie merkte aber schnell, eine normale Grippe ist das nicht und wurde später zur Long Covid-Patientin. Dann gibt es eine Buchhändlerin, die versucht online ihre Bücher auszuliefern und Onlinelesungen für Kinder veranstaltet, was mich sehr an die “Seeseiten Buchhandlung” erinnerte, die das im Frühling 2020 tatsächlich so machte und ich mir öfter auch ihre Videos angehört hatte.

Es gibt die Berichte einer Wissenschaftlerin, die versucht ihr Wissen über diese Krankheit weiterzugeben, was mir manchmal etwas unverständlich war, die einer Ärztin und noch unzählige Fallberichte, wie es beispielsweise in Ischgl und Beispiele von Menschen, die es nicht schafften, sondern an Covid gestorben sind. So geht es durch das Jahr und durch das, was da passierte. Die Einführung der Maskenpflicht, die Lockerung der Maßnahmen, Verschärfung ab Herbst, Einführung der Ampel, neuerlicher Lockdown, bis zur ersten Impfung Ende Dezember.

Rudi Anschober sieht natürlich vieles anders als ich, die ich ja sehr kritisch bin, versucht sich aber auch mit seinen Gegnern auseinanderzusetzen und hat die, die ihn beschimpften, auch angerufen um sie zu verstehen und ist jetzt auch sehr viel auf Lesereise, um sein Buch vorzustellen, wo er versucht, die Leute zusammenzubringen.

Das zweite Jahr beginnt mit dem Druck und der Unzufriedenheit bezüglich des Impffortschrittes. Hier kommt auch Kritik an Kanzler Kurz auf, der Anschober ja in Stich gelassen hat, als der im Krankenhaus lag und den russischen Impfstoff nach Österreich bringen wollte. Von den Massentests wird zu den Zugangstests, um zu den Dienstleisternzu dürfen, umgeschwenkt. Die Restaurants waren ja noch zu und Anschober versuchte verzweifelnd weitere Öffnungen, wie von der ÖVP gefordert, zu verhindern.

Im April kommt es, wie schon erwähnt zum Rücktritt mit Tränen, vielen Blumen und Mohnstrudel, Anschobers Lieblingsmehlspeise und Anschober kann endlich mit Partnerin und Hund spazierengehen, der wie ich bei dem schon erwähnten Interview hörte, inzwischen gestorben ist.

Dann geht es weiter mit den fiktiven bzw. anonymisierten Fallbeispielen. Da wird ein neunundsechzigjähriger Impfgegner angeführt, der auf Demos geht. Die sehe ich, die ich ja auch dort gewesen bin, anders, als der Ex-Minister und habe auch nicht gewußt, daß Heriberts Kickls Infizierung zu einem Spitalsaufenthalt führte, was mich, als ich das gelesen habe, erstaunte.

Es gibt ein rührendes Kapitel dreier Krankenschwestern, die sich Jahre nach ihrer Ausbildung in einer Konditorei bei Kaffee und Kuchen treffen. Einer ist es, wie Anschober gegangen. Sie hat, um sich selbst nicht kaputt zu machen, gekündigt. Die andere wurschtelt weiter und versucht mit ihrem Team sich gegenseitig zu unterstützen. Die Dritte hat das Kündigungsschreiben auch geschrieben, nimmt es täglich auf die Station mit und trägt es dann wieder nach Haus.

Als Anschober das Buch geschrieben hat, hat das dritte Pandemiejahr schon begonnen und am Schluß kommt es zu den Ausblicken.

Da empfiehlt Anschober zur weiteren Pandemiebekämpfung den dritten Weg. Es kann nicht mehr allein weiter gewurschtelt werden und ein Laufen lassen ist es auch nicht. Es braucht stattdessen gesamteuropäische Strategien.

Bei den Weltweiten hätte ich Schwierigkeiten, wenn ich an den Weg Chinas und den Lockdowns in Shanghai denke und das Buch schließt mit dem Beispiel einer Schule, wo sich alle Lehrer und Schüler solidarisch gegen Grippe impfen ließen, um einen immunsupprimierten Schülern den weiteren Schulbesuch zu ermöglichen.

Da hätte ich, so schön das auch klingt, auch meine Schwierigkeiten.

Aber Omikron ist inzwischen schon durchgelaufen und die Zahl der Covid-Patienten auf den Spitälern und Intensivstationen hat sehr abgenommen.

Vielleicht wird oder könnte es im dritten Jahr besser werden, die spanische Grippe hat auch einmal geendet. Warten wir, obwohl es jetzt offenbar schon ein neues Affenpockenvirus gibt, vor dem gewarnt wird, also ab und ich habe das Buch sehr interessant gefunden.

Vieles habe ich schon gewußt, einiges war neu für mich und einiges, wie die Impfpflicht und die Lockdowns für die Ungeimpften wurde nicht thematisiert und natürlich wünsche ich Rudi Anschober für seinen weiteren Lebensweg, seine Gesundheit und seine journalistische Karriere, die er anzustreben scheint, alles Gute!

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