“In Amerika”, sagte Jonathan

Während Katja Gasser und Benedikt Föger sich auf den Gastland Österreich Auftritt in Leipzig nächstes Jahr konzentrieren und Frankfurt wahrscheinlich auf das Gastland Spanien, gehe ich noch einmal zum Gastland Portugal zurck, denn da bin ich zwar nicht in Leipzig gewesen und die Messe hat überhaupt nicht stattgefunden, ich habe aber zwei Pressekonferenzen beziehungsweise Infoveranstaltungen gezoomt und da war das erste das, wo den Buchhändlern, die neben den Bloggern eingeladen waren, ein Goodiepaket versprochen wurde. Ich bin aber keine Buchhändlerin, also wieder nichts, habe ich gedacht. Dann ist das Päckchen mit einer schönen schwarzen Leinentaschen, einen kleinen Block, ein paar Karten und Lesezeichen und zwei Büchern doch zu mir gekommen und das erste habe ich gelesen und muß sagen, es war sehr interessant, ästhesich schön gestaltet und auch sehr ungewöhnlich und so steht auch am Buchrücken “Tavares hat kein Recht, im Alter von 35 Jahren so gut zu schreiben. Man möchte ihn schlagen”, unterzeichnet von Nobelpreisträger Jose Saramago geschrieben, das wurde, glaube ich, auch bei der Bloggersession so erwähnt und inzwischen ist der 1970 in Luanda, Angola, alle portugiesischen Autoren, die ich jetzt lese, scheinen von dort zu kommen, auch ein bißchen älter geworden und es ist, das Buch ist bei “kupido travelouge” erschienen, daher ein Reisebuch, aber ein sehr ungewöhnlich, denn da ist der Erzähler mit einem Jonathan und einem, wie es heißt “naiven Portrait Kafkas” nach Amerika gereist und hat es dort an den verschiedenen Orten fotografiert.

Am Klappentext wird natürlich das “Amerika” Buch Kafkas, das inzwischen, glaube ich “Der Verschollene” heißt, erwähnt. Im Text, der aus vielen kleinen Sequenzen, alle mit Ort und Datumsangabe versehen, findet man nicht viel davon und die meisten der Sequenzen beginnen mit dem titelgebenden Satz “..sagte Jonathan” und so geht es durch Kaliforinien, zum Grand Canyon, nach South Dakota bis nach Florida und wir finden immer wieder das Portrait. Mal wird es in einem Walmart ausgesetzt, mal auf einen Sessel, mal in einem Helm fotografiert, “Projekt Kafka” genannt und interessant ist die Geschichte, wo Jonathan sich in L.A befindet und dort aufgefordert wird, sich seiner Prothesen zu entledigen. So schnallt er zuerst ein Bein ab, dann das andere, dann ein Ohr und die Nase und als er beim Herz angekommen ist, wird er nicht mehr in die Studios hineingelassen. Das erinnert an Kafka könnte man sagen.

Tagebucheintragungen gibt es immer wieder auch und dann die “Spielarten von Bosheiten – durch elektrischen Strom – mit Schlaginstrumenten (akustische Bosheit) – mit Nahrung – mit heißen Gegenständen – mit eiskalten Gegenständen” und so weiter und so fort.

In “Idaho” geht es ins Kino. “Stell dir Kafka im Kino vor, sagte Jonathan. Kafka mit der Karte in der Hand, wie er im Saal einen Platz sucht. Reihe D, Platz 17. Kafka bittet um Entschuldigung, weil Leute aufstehen müssen, die bereits in derselben Reihe Platz genommen haben. Rücksichtsvoller Kafka.”

Im “Yellowstone Nationalpark”, in dem ich auch schon mal war, sind wir ja 1989 mit der damals kleinen Anna auch fünf Wochen dort gewesen und sowohl in New York, als auch in L. A, San Francisco, beim Grand Canyon, etcetera gewesen, wird Jonathan, wie das auch bei uns so war, vor den Bären gewarnt und der Ranger macht dann auch, als Jjonathan keinen getroffen hat, “einen Scherz, den er mit allen Kindern macht.”

Und am “Flughafen von Rapid City”, von wo nach Florida geflogen wird”, sagt ein Kind, während es den eben gekauften, verpackten Kuchen herzeigt: Oma, Oma schau auf das Verfallsdatum. Das ist morgen. “Dann iss schnell”, antwortet die Großmutter. Das fand ich lustig. Es ist sechs Uhr abends, das Kind muss schnell essen. Nach Mitternacht ist die Zeit abgelaufen. Jonathan lacht. “iss schnell, iss schnell”, sagt er.”

Ein interessantes, ungewöhnlichrs Reisebuch, kein wirklicher Führer, eher ein Stück Kunst mit originellen Aufnahmen und ich kann mich erinnern, daß ich 1989, als ich dort war, auch Tagebuch geschrieben habe. So künstlerisch ist es natürlich nicht geworden, denn ich schreibe nicht so so gut, wie Goncalo M. Tavares, obwohl ich damals schon sechsunddreißig war .

“Eine Entdeckungsreise der Gegenwart, nach Amerika, in die USA. Mit im Gepäck, ein naiv gemaltes Portrait von Franz Kafka”, steht noch am Buchrücken. Ich kann noch anmerken, daß ich einmal Wolfgang Koeppens “Amerikafahrt”, der ungefähr die gleiche Route, wie wir damals unternommen hat, in einer Abverkaufskiste fand.