Buchpreisverleihung per Radio

Heute wird also wieder im Casino Schwarzenberg der österreichische Buchpreis verliehen und seit 2016 war ich dabei, weil mir Charlotte Sucher vom Bundesministerium freundlicherweise eine Einladung dazu schickte, denn die Buchpreisverleihung war eher eine interne Angelegenheit wo sich die Autoren, Verleger und andere wichtige Personen trafen und man anschließend im Radio am nächsten Morgen vielleicht eine kurze Mitteilung hören konnte, wer den Preis gewonnen hat, falsch natürlich die Preisträger traten und treten dann immer auf der “Buch Wien” auf , aber mein Eindruck ist, daß sich der österreichische Buchpreis den es seit 2016 in Anlehnung an den deutschen ,gibt kaum in der Öffentlichkeit abspielt.

Falsch die “Buchinsel” in der Margaretenstraße stellt immer die Bücher in ihrer Auslage aus und es gibt auch so ein kleines Buchpreisbüchlein, das man im Gegensatz zu dem deutschen in Österreich auch bekommt mit den Proben der zehn nominierten Bücher und den drei Debuts und ich lese ja seit ich mich 2015 entschloßen habe den deutschen Buchpreis mitzulesen auch beim österreichischen mit, bin da heuer gerade bei Buch sechs der Longlist und den zweiten der Debutlist, angekommen und im Vorjahr, wo ich das auch getan habe, wurde der Preis ja lockdown bedingt nur irgendwo bekanntgegeben.

Heuer kann man, seit heute nur mit 2G wieder teilnehmen, ich habe mich, da ich das ja nicht haben,, diesmal gar nicht um eine Einladung bemüht und hätte wahrscheinlich auch, wenn ich mich impfen oder testen hätte lassen, keine bekommen, weil die Plätze wahrscheinlich liimitiert waren, aber oh <überraschung habe ich vor einigen Tagen herausbekommen, die Verleihung wird in Ö1 übertragen und das finde ich schön, daß man als kulturlinteressierter Ö1 hörer etwas von dem Buchpreis mitbekommen kann.

Also habe ich mir heuer nicht mein rotes oder schwarzes Kleid angezogen, wie ich das früher tat und bin zum Schwarzenbergplatz gestöckelt, sondern, die vier Bücer die ich noch auf meinen Regalen liegen habe, ins Schlafzimmer getragen, um in die Buchpreisverleihung einzutauchen, die wieder von Philipp Hauss und Dorothea Hartinger moderiert wurden.

Ich kann mich erinnert, daß die einmal in “Torquato Tasso-Kostümen” vom Burgtheater kommend aufgetreten haben und das letzte Mal also 2019 wurden auch “Ohrenkuß-Autoren” vorgestellt.

Diesmal ging es um die Zeit und es wurde auch Xaver Bayer , dem Preistrger vom Vorjahr nochmals gratuliert und darauf verwiesen, daß die nominierten Autoren jetzt wohl die Sekunden zählen würden.

Dann wurde die Jury Tilman Eder, Walter Grond, Manuela Reichert, Daniela Strigl und Peter Zimmermann vorgestellt und danach kamen Renate Anderl von der AK, Benedikt Föger vom Hauptverband und Staatssekretärin Andrea Mayer auf die Bühne und mußten ihre Beziehung zur Zeit bekanntgeben, die Jurymitglieder haben vorher erklärten,wann sie Zeit zum Lesen hätten.

Danach wurden die drei Debutpreisbücher vorgestellt, jeweils eine Probe daraus verlesen und dann wieder Überraschung, ich hätte da ja eigentlich an Anna Felnhofer oder Clemens Bruno Gatzmaga gedacht, aber wieder einmal total verschätzt, denn Anna Abinus wurde mit “Revolver Christi” mit dem ich eigentlich nicht so viel anfangen konne, dafür ausgewählt.

Musik gab es auch immer wieder dazwischen zu hören, bevor es zur Vorstellung der Shortlist kam.

Da habe ich ja vor kurzem bei Daniela Chanas Erzälungen, die Überraschung erlebt, das als das beste von den drei bisher gelesenen Shortlistbüchern zu halten,hätte aber sonst eher auf den Schmalz oder die Olga Flor geschätzt, aber da ich mich ja immer verschätze, wer mag ihn bekommen? Das Buch das mir wieder nicht so gut gefallen hat!

Ja natürlich, da scheine ich Meisterin zu sein! Also gratuliere ich Raphaela Edelbauer, die ja schon zum zweiten Mal auf der Shortlist steht, zum Öst 2021 herzlich.

“Das flüßige Land” hat mir ja viel besseer gefallen aber Raphaela Edelbauer schreibt schon wieder an etwas Neues, wie sie Philipp Hauss erklärte, der von ihr wissen wollte, wieviel Zeit sie sich zwischen den Büchern nehmen würde und dankte ihrer Auterin herzlich, ohne die sie, wie sie meinte, den Preis nicht gewonnen hätte.

Dann gabs nochmals Musik vom “David Helbock`s Random Control-Trio” und ein Gruppenfoto, offenbar Pandemie bedingtt kein Bufett, aber das wird nachgeholt, versicherten die Moderatoren und Ö1 hat dann erwähnt, daß man die beiden Sieger am Donnerstag auf der “Buch-Wien” hören kann, aber ich habe die Bücher ja schon gelesen und freue mich, wenn mans wissen will, auf das “Lieblingstier” und die anderen noch ungelesenen Bücher.

Schweizer Buchpreis

Am Sonntag wurde im Theater in Basel der Schweizer Buchreis vergeben. Vor zwei Jahren waren wir ja dabei und seither lese ich auch die Schweizer Bücher Heuer hätte ich bis jetzt nur Christian Krachts “Eurotrash” gewesen, weil der ja für den Leipziger Buchppreis nominiert war und auch auf der deutschen Shortlist stand. Zu diesem Zeitpunkt hat er seine schweizer Nominierung zurückgenommen, so daß auf der Liste nur mehr vier Bücher von vier mir bisher unbekannten Autoren standen. Nämlich:

1.Martina Clavadetscher “Die Erfindung des Ungehorsams”

2.Veronika Suter “Größer als du”

3.Thomas Duarte “Was der Fall ist” , zwei und drei Debuts und

4.Michael Hugetobler “Feuerland”

Ich habe die Bücher angefragt, die Suter und den Duarte als E Books bekommen. “Feuerland” wurde mir zugesagt, Martina Clavadetschers Buch ist als Print gekommen und weil ich ja eine so lange Leseliste habe, habe ich bisher mit dem deutschen und den österreichischen Buchpreis genug zu tun, beim deutschen bin ich bis auf den Schmalz, der auch auf der Öst steht fertig, beim österreichischen habe ich bis jetzt fünf Bücher gelesen und zwei der Debuts und es wird noch ein bißchen dauern bis ich an die Schweizer Bücher komme, habe mich aber während der Frankfurter Messe auf das “Blaue Sofa” gestreamt und da wurde Martina Clavadetscher allein, die drei anderen Autoren im Rahmen einer “Bauen Stunde” interviewt und da bin ich darauf gekommen, daß mich das Buch über die chinenischen Sexpuppenfabrik sehr interessiert.

“Feuerland” habe ich inzwischen auch bekommen und am Sonntag habe ich kurz vor zwölf nach einem Stream der Verleihung gesucht. Bin nur auf eine Sondersendung gestoßen, wo dann gleich verkündet wurde “Die Erfinung des Ungehorsams” hat gewonnen und die 1979 in Zug geborene Autorin interviewt.

Sie dürfte in der Schweiz schon bekannt sein, aber die Reporter, die die Sendung gestalteten, es war keine Übertragung der Preisverleihung, die war zu diesem Zeitpunkt schon vorbei, mokierten sich über die Auswahl, die auch in der Schweiz eher unbekannte Autren beinhalten dürften.

Denn wo bleibt der Muschg habe ich mich schon gefragt? Benedict Wells ,habe ich dann erfahren lebt auch in der Schweiz, wie auch Dana Grigorcea inzwischen und dann die 1988 in Basel geborene Ariane Koch, auch ein Debut, die den “Aspekte – Literaturpreis” gewonnen hat. Der Juror Daniel Graf, der danach gefragt wurde, sagte etwas von zweiundsechzig Nominierungen und das natürlich das Beste ausgewählt wurde und meinte, daß es vielleicht auch einer längeren Liste bedüfren würde, aber da wird ja bei der deutschen, kritisiert, daß die zwanzig Bücher zu viel wären, weil sie niemand außer mir und dem Otto, füge ich hinzu, alle lesen würde und auf der österreichischen, die ja am Montag, die Preisverleihung hoffentlich und nicht nur das Gespräch darüber, in Ö1 übertragen wird, beträgt, zehn auf der Longlist und fünf auf der Shortlist und drei auf der Debutschiene und da hätte mir ja “Vati” ,sehr gut gefallen was nicht auf der Shortlist steht, von der mir bis jetzt zu meiner Überraschung die Erzählungen der Daniela Chana, am besten, Olga Flor ,nicht so sehr weil sie mir zu kompliziert erscheint. “Dave” hat mir auch nicht so gut gefallen wie das “Flüßige Land”, das das sehr wohl tat und die anderen beiden Bücher, den Schmalz und die Baar habe ich bis jetzt noch nicht gelesen, bin also sehr gespannt.

Neun seltsame Frauen

Buch sechs des Öst und das dritte Shortlistbuch ist ein Erzählband und eine Überraschung, obwohl die 1985 geborene Daniela Chana, die ich auch schon einmal aus einem Gedichtband lesen hörte, ihn in der “AS” vorgestellt hat und das ist ja eine Spezialität des öst Bp ,daß da auch Essaysbände, Erzählungen und manchmal auch Gedichtbände nomniert werden und die Überraschung ist, daß mir die Erzählungen mit den neun Frauengestalten, die, den neun Musen gewidmet sind, erstaunlich gut gefallen, obwohl ich das das nicht erwartet habe und eher dachte, Daniela Chana Shortlistnominierung ist ein Platzhalter, der da offenbar auch immer aufscheinen muß. Jtzt bin ich mir nicht mehr so sicher, denn Monika Helfer ist ja nicht nominiert, “Dave”, hat mir nicht so gefallen. Ein Flor Fan bin ich auch nicht und den Schmalz auf den ich ja hoffe, habe ich noch nicht gelesen, wie auch das Buch der Anna Bar und obwohl Daniela Chana in der “Schmiede” aus der ersten Geschichte “Thaleia – (Komödie)” gelesen hat, ist mir damals nicht so aufgefallen, daß sie so eindrucksvoll ist, obwohl sie, was ein Kritikpunkt wäre, kein wirkliches Ende hat.

Das Seltsame der neun Frauen ist wohl das Geihmisvolle an ihnen, das Daniela Chana perfekt zu beherrschen scheint. Die Aussparungen und die Tellerwäscherin, die da absichtslos in ein Restaurant stolpert, hat offenbar auch keinen Namen, sie spült und läßt ihre Phantasie schweifen. Der Chefkoch kommt in den Pausen gestreßt zu ihr und erzählt ihr, daß er mit ihr in ein Restarant der armen Küche aufmachen will, während in seiner Küche, die Fettlebern und die Lachse garniert werden. Sie will stattdessen mit ihm ins Kino und kauft sich einen dunkelroten Lippenstift, obwohl ihr die Verkäuferin zu einem unscheinbareren orangen geraten hat. In meiner Besprechung damals habe ich geschrieben, das Ende der Story hat Daniela Chana nicht verraten, jetzt schreibe ich dazu, es hat gar kein richtiges und das ist schade, weil ich die Geschichte für sehr spannend halte und so geht es gleich mit “Euterpe (Lyrik)” weiter. Da zieht so ein unscheinbares Mädchen, das diesmal Laura heißt, mit einem Sandwich und einem Päckchen Schokomilch in ein Hotel in Genf ein und beobachtet am Gang ,wie eine Frau mit einem Mann streitet. Das hat die Tellerwäscherin in Geschichte eins auch im Gastraum beobachtet. jetzt spricht sie die Frau, die Luca heißt, Lyrik schreibt, lila haare und spitze Fingernägel hat, an und lädt sie am nächsten Tag zu einem Ausflug ins Schloß der Madama de Stael ein, wobei sie sich in einen Leoparden verwandelt und ein Mönch mit schwarzer Kutte, der die Sense schwingt, spaziert auch immer vorbei. Wirklich seltsam, etwas surreal und auch nicht sehr verständlich.

Geschichte drei ist “Erato” oder der “(Liebe)” gewidmet. Da heißt die Frau Caroline und ißt zum Frühstück immer den Rest vom Dessert vor, das sie am Tag davor ihren Liebhabern gewidmet hat. Sie hat drei davon. Einen Architekten, einen Reporter und einen Philosophen und wünscht sich eigentlich ein normales Familienleben mit einem Mann, der zur Arbeit geht und Kindern, die in der Schule sind. Ihre Liebhaber wollen aber keine und in dem Haus, in dem sie wohnt, reden die Mütter nicht mit den kinderlosen Frauen. Aber einmal spricht sie eine an und gibt ihr ein Buch, das sie von dem Philosophen signieren lassen soll, obwohl sie eigentlich keine Bücher liest, also auch ein bißchen seltsam.

Bei “Melpomene (Tragödie)” geht es um eine Frau namens Silivia die vom Griechenlandurlaub nach Hause kommt. Sie ist erschöpft. Das Kleid ist naßgeschwitzt. Ein Sujet, das in fast allen Geschichten auftaucht und weiß nicht ,ob sie zuerst schlafen, duschen oder etwas essen soll? Das Essen spielt bei Daniela Chana auch eine große Rolle. Die selbstgemachten arme Leute Spaghetti, die hat sie mit Georg im Ferienappartement auch gemacht. Die Nachbarin hieß Jennifer und lud sich dazu ein. Einen Georg und eine Iris treffen sie auch, die hat mehrere Schönheitsoperationen hinter sich und um einsame Frau, die ehr eindrucksvoll ist, geht es in der Geschichte auch.

Carmen ist die Heldin von “Polyhymnia(Gesang)” und die ist eine AHS-Schülerin. Will Ernäbhrungswissenschaftlerin werden, singt in einer Schülerchor, wo die drei Mitmitglieder seltsame Hobbies oder Ängste haben. Die Mutter ist Innenarchitektin und will, daß sie mehr ißt. Die stumme Großmutter kocht aber ungesund und liest nicht die Ernährungsbücher, die Carmen ihr bringt und die Mutter lädt zum Essen einen alten Freund ein, den sie zwanzig Jahre nicht gesehen hat und der von ihr will, daß sie seine Hochzeit verhindert.

In “Urania (Astronomie)” vrsucht eine Frau ihren Mann loszuwerden, was ihr zwar auch nicht wirklich gelingt, in der Geschichte aber wieder Daniela Chanas Stärke auf die kleinen psychologischen Details hinzuweisen, gut herauskommt. Die Frau hat Anglistik und Romanistik studiert, aber trotz Bemühungen keinen Job gefunden. So hat sie geheiratet und dem Mann zuliebe alle ihre Interessen aufgegeben und sich von ihm zu trennen schafft sie sie auch nicht. Er muß sie verlassen und so besinnt sie sich auf ihre Interessen, interessiert sich für Astronomie und hört sich wieder Opern an.

“Kalliope (Epische Dichtung und Philosophie” ist wieder so eine seltsame Geschichte, um ein fünfzehnjähriges Mädchen, das auf einem Berg wohnt. Sie beginnt in die Rathauskonzerte ins Dorf zu gehen, (in einem Dorf wird es wohl kein Rathaus und auch nicht fünf Lehrerinnen geben), die dort für die Apothekerin veranstaltet werden. Die ist seine selbstbewußte Frau, hat vielleicht ein Verhältnis zum Pfarrer und zum Bürgermeister und auch eine Ratte und die Fünfzehnjährige zieht zu den Konzerten ihr schwarzes Begräbniskleid an. Nur kann sie mit den eleganten schwarzen Schuhen nicht den Berg hinuntergehen. So zieht sie dazu weiße Turnschuhe an, die sie dann in ihrer Tasche deponiert, aber Käfer und Schnecken krabbeln heraus und auf dem Weg begegnet ihr auch eine geheimnissvolle alte Frau, die sie in das Geheimnis der Apothekerin einführt.

Wie das Surreale in das Psychologische übergeht, beweisen auch die zwei letzten Geschichten. Bei “Klio (Geschichtsschreibung) geht es gleich von Anfang an, um eine unheimliche Frau, die von einem Mann besucht wird, der ihre Seltsamkeiten, zum Beispiel ihre Telefonangst, therapieren will. Er tut das auch sehr seltsam, sagt ihr nämlich, daß er ein Rollenspiel vorhat, auf das sie unvorbereitet entspannt reagieren soll oder unterbricht sie beim freien Assozieeren, etcetera.

Eine mögliche Therapiekritik, die es auch bei der noch viel geheimnivolleren oder unvollständigen Geschichte “Terpsichore (Tanz)”, da ist der Erzähler Tanzlehrer(in?) und lernt Ines auf einer Party kennen, dem auffällt, daß sie irgendwelche Probleme hat, die sich beim Tanz lösen sollen. Eine seltsame Hundephobie kommt heraus. Der Hund starrt Ines an, als wolle er sich auf ihre Probleme aufmerksam machen, was der Erzähler schon längst erkannte, der die Situation beziehun gsweise die Geschichte, dann auch sehr seltsam oder unverständlich abbricht.

Wirklich seltsam die neun Geschichten, viele erstaunlich gut, manche, wie die letzte oder auch die zweite, erscheinen mir irgendwie unfertig. Spannend die Verbindung zwischen Realität und Surrealität.

Eine Entdeckung, auf die ich erst durch das Lesen aufmerksam wurde oder eigentlich schon beim Streamen, daß es sich hier vielleicht um ein Talent handelt, von dem noch etwas zu hören sein wird. Ob es das Buchpreisbuch wird, ist wahrscheinlich eher unwahrscheinlich, obwohl es mir von der Öst bisher am besten gefallen hat!

Aber mal sehen, ich habe mich schön öfter geirrt und wünsche alles Guteund würde mich mehr, als über eine Olga Flor als Preisträgerin freuen.

Lachen und Sterben

Buch fünf des öst Bps ist wieder eine Essay- oder Textsortensammlung, ja das ist beim österreichischen Buchpreis möglich, zumindest ist Franz Schuh 2017 schon mit seinem “Fortuna.Aus dem Magazin des Glücks” auf der Longlist ,gestanden und ich habe als ich 2005 bei dem Literaturwettbewerb in der Pannaschgasse einen “Thalia Gutschein” gewonnen habe, mir sein “Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche” ausgesucht, das ich zugegeben, nicht verstanden habe. Denn der 1947 Geborene, der Philosophie, Geschichte und Germanistik studierte, ist in seinem Denken sehr theoretisch und springt in seinen Essays leider vom hundertsten ins tausendsten, was es mir, die ich ja immer die Struktur und den Inhalt suche, sehr schwer macht.

Dabei kenne ich ihn schon sehr lange und von seiner literarischen Seite, war der doch vor meiner Zeit 1976-1980 Generalsekretär der GAV, hat da “Wespennest” mitbegründet und ich habe ihn auch bei den verschiedenen Vorträgen gehört. In “Ex Libris” hatte er eine Kolumnse und jetzt ein Buch über “Lachen und Sterben” geschrieben.

Zuerst habe ich, als ich die Liste gesehen habe, “Uje!”, gedacht, dann, als ich im Auszug aus dem Leseprobenbüchlein, das Wort “Corona” und “Risikopatient” gelesen habe, gedacht, das ist vielleicht ein Corona-Buch dann könnte man es ja auch für ein Buch passend zu Allerseelen halten.

Als ich aber, um mich auf meine Besprechung vorzubereiten, bei “Wikipedia” nachgesehen habe, habe ich den Satz “Seit 2020 verbringt Franz Schuh krankheitsbedingt viel Zeit in Krankenhäusern als “Pflegefall”, sehr interessant gefunden, und das Buch von dem ich bis dahin ein Viertel gelesen hatte, besser verstanden, denn es beginnt mit dem Gedicht:

“In diesem Winter und in dem Winter davor habe ich kein einziges Mal meinen Wintermantel getragen. /Das war vielleicht ein Glück! Denn ich bin wieder einmal dicker geworden, dicker, als ich damals war, in dem Jahr, in dem ich den Mantel kaufte. /Vielleicht hätte er mir nicht mehr gepasst, obwohl ich jeden Mantel größer kaufe, als gerade angemessen wäre. “In weiser Voraussicht”, wie man sagt./ Die Frage ist in diesem Frühling ohnedies überholt. Es kursiert die Nachricht, dass manche leute zur “Risikogruppe” gehören. Die muss man entweder schützen oder ihrem Schicksal überlassen.”

Und da war ich schon mal hingerissen und dann kam die Anekdote vom “Tod in Wien” wo aus einem Auto, das eine Leiche vom Krankenhaus auf den Friedhof bringen soll, hinausgefallen ist und dann noch ein Gedicht, das vom Tod handelt und die Erklärung, daß es schon vor Corona geschrieben wurde. Dann kommen Essays, die vom Wiener Schmäh, von Canetti und Karl Kraus handeln, den Schuh für sein größtes Idol hält, dann geht es zu Sebastian Kurz, das Buch ist im Frühling erschienen, enthält also nicht die letzten Ereignisse, zu Wolfgang Schüßel, also wieder vom Hundersten zum Tausendsten und ich dachte wieder, wie soll ich das zusammenfassen, habe nachgegoogelt und bin auf ein Gespräch zwischen Armin Thurnher und Franz Schuh im “Kreisky-Forum” gekommen, wo er über die Entstehung des Buches erzählte, das offenbar im Krankenhaus oder danach entstanden ist und wo er sich ähnlich oder auch ganz anders, als Peter Paul Wiplinger mit seiner Krankheit und sich in dem Gespräch auch darüber lustig machte, daß man jetzt, wenn man genesen ist, sogar in ein Restaurant darf, während Nietzsche etwas anderes darunter verstanden hat.

Es gibt die Fragmente der Eitelkeit und die der Einsamkeit und in diesen kommt Franz Schuh zur Eigenverantwortlichkeit, wobei er sowohl den Philosophhen Max Stirner als auch die Philosophin Liz Hirn zitiert und mitten im Corona-Thema ist. Er zitiert den Unterschied zwischen allein und einsam und weist darauf hin, daß man allein geboren wird und auch alleine stirbt.Und dann gibt es noch aus der Stifterschen Erzählung den “Hagestolz”, als Paradetypus für den einsamen Mann.

Es gibt ein Gedicht, das sich mit dem “Tod des Vaters” beschäftigt und den Versuch über den Radioliebling Heinz Conrad, dessen Radiosendung sich bei Franz Schuh sehr eingeprägt hat.

Ein zweites Idol scheint Franz Schuh in dem 1986 verstorbenen Schauspieler und Kabarettisten Helmut Qualtinger zu haben, der mit Carl März den “Herrn Karl” geschrieben hat, diesem österreichischen Typen ist auch ein ausführliches Kapitel gewidmet. Qualtinger den Schuh für sehr österreichisch hält, hat aber auch “Mein Kampf” vorgetragen, “Der Papa wird schon richten”. gesungen und hat glaube ich. als Schauspieler in einen Krimi gespielt, den ich einmal gesehen habe. Er war darüber hinaus noch, glaube ich, ein begnadeter Stimmenimitator, der manche Poltiiker, wie ich gehört habe, sehr verwirrte.

Franz Schuh kommt indessen zur Schauspielkunst und meint, daß auch der Autor oder Philosoph in der Verwandlung zur Kunst kommt. Das soll auch Friederike Mayröcker so gesagt haben. Sie hat einen Einfall, dann transformiert sie ihn und so wird Kunst daraus.

Jetzt habe ich das Kapitel über den Kabarettisten Lukas Resetarits, der im gleichen Jahr, wie Schuh geboren ist und mit fünf Jahren vom burgendländischen Ort Stinaz, wo kroatisch gesprochen wurde, nach Wien Favoriten gekommen ist, vergessen und Der Arzt Georg Ringswandl, der aus diesem Beruf ausgestiegen ist, um Kabarettist zu werden, wird auch erwähnt.

Der Tod kommt, wie schon der Titel sagt immer wieder vor und auch das Lachen, der Witz, der Humor und die politische oder unpolitische Korrectnessen, wird nach dem Schmäh noch in einem eigenen Kapitel erwähnt und das Thema Corona scheint den Intensivpatienten auch sehr beschäftigt zu haben, obwohl er da wahrscheinlich nicht so kritisch, wie ich ist, setzt er sich, manchmal auch sehr humorvoll, damit auseinander und am Schluß gibt es noch ein Drama das bezeichnenderweise “Todesengel” heißt. Lesetheater wird es genannt und setzt sich sowohl mit der Covid-Situation als auch mit den “Todesengeln von Lainz” in den Achtizgern auseinander, wo damals, die Stationsgehilfen wie sie damals noch hießen und über die Pflegehelfer heute politsch korrekter zu Pfegeassistenten wurden, ihre Überforderung in “Mundpflege” ausdrücken und Franz Schuh hat, wie man liest, das Covidjahr 2020, das er größtenteils im Spital und in Pflelgestationen verbrachte, sehr beschäftigt und so ist das Buch eine, wie ich finde sehr gelungene Mischung zwischen persönlicher Betroffenheit und intellektuellen Spitzfindigkeiten.

Am Schluß wird noch erwähnt, daß einige Artikel, wie beispielweise, die über Heinz Conrad oder Helmut Qualtinger schon früher geschrieben und erschienen sind und ebenfalls am Schluß ist sich Fran Schuh nicht sicher, ob Freud recht hat, wenn er den Witz an das Unbewußte bindet.

Der hat ihn, glaube ich, als Abwehrmechanismus bezeichnet, mit dem ich, die ich ja nicht so viel lustig findei, am Anfang meines Studiums und vielleicht immer noch Schwierigkeiten habe, jetzt aber damit umgehen kann.

Ein interessantes Buch also, das ,das Covid und Spitalsjahr des Franz Schuh sowohl persönlich als auch höchst intellektuell beschreibt, also lesen, lesen, kann ich nur empfehlen. Schade, daß es nicht auf die Shortlist gekommen ist und was die und die restlichen noch nicht gelesenen österreichischen Buchpreisbücher betrifft, bin ich gespannt.

Der versperrte Weg

Buch neunzehn des dBps ist der Roman des oder über den Bruder des 1928 geborenen GeorgeArthur Godschmidt “Der versperrte Weg” in dem er über dessen Leben oder die Beziehung der Brüder schreibt. Am Cover des “Wallsteins-Buchs” sind die beiden Jungen, wie aus einer alten Fotografie herausgeschnitten, zu sehen. Der Kleinere, als Jürgen-Arthur geboren, sieht mit der lockigen Pagenfrisur und dem braunen Kleid oder Hosenrock fast wie ein Mädchen aus, der 1924 geborene Ältere trägt die damals üblichen Kniehosen und das Buch ist, was das Lesen fast ein wenig schwierig machte, aus der Sicht des Bruders, was aber nicht ganz eingehalten wurde.

Der erlebt in der Reibeckchen Bürgervilla ein Trauma, als 1924 der schreiende kleine Jürgen-Arthur geboren wird. Der Vater ist Rechtsanwalt, die Mutter hoffenbar eine leidende Hausfrau. Beide evangelisch getauft und so erlebt Erich, der sich als ein glühender Deutscher fühlt und sein Vaterland liebt ,eine Verunsicherung, als er plötzlich “Judenbub” genannt wird und vom Gymnasium ausgeschloßen wird.

Der Vater verliert offenbar seine Stelle und die Eltern eröffnen den Kndern, daß sie nach England in ein Internat sollen. Das geht schief. So kommen sie nach Italien zu einer freundlichen Dame und dann nach Frankhreich zu einer reichen Cousine der Eltern, die sie aber in ein Iternat schickt. Erich schließt sich zwanzigjährig, als die Deutschen nach Frankreich kamen, der Resistance an. Geht später, weil er sich entwurzelt fühlt und Schwierigkeiten hat, die französische Staatsbürgerschaft zu bekommen, zur Fremdenlegion. Wird Offizier und der Kontakt zu den Brüdern ist offenbar abgerissen und George Arthur Goldschmidt, der auch in Frankreich geblieben ist und viel über seine Familie geschrieben hat, eines der Bücher wurde auch in der “Gesellschaft” bei der “Leseauslese” vorgestellt, schreibt im Nachwort, daß er zu der Idee des Buches kam, als er danach gefragt wurde, wieso der Bruder in seinen Autobiografien bisher nicht vorgekommen ist.

Blaue Frau

Buch achtzehn des dBps, das letzte der Shortlist und das Siegerbuch, außerdem gehört es noch zu den der fünf aufmüpfigen diversen Frauen, ist auf meiner Shortlist und ich denke auch, daß es meinen bisherigen Favoritentip nämlich “Identit” verdrängt. Ferdinand Schmalz habe ich noch nicht gelesen, mal sehen ob er auf meine Shortlist kommt?

Und die 1974 in Potsdam geborene Antje Ravic Strubel, die wahrscheinlich auch einmal in Klagenfurt gelesen kann, kenne ich, weil ich einmal ein paar ihrer Bücher aus der “Buchlandungs-Averkaufsliste” fand, sie gelesen oder überflogen habe. Sehr beeindruckt haben sie mich, glaube ich, nicht. Dann hat sie in Leipzig als ich gerade “Paul und Paula” geschrieben habe, aus den “Wäldern des menschlichen Herzen” gelesen und vor kurzem war sie in der “Gesellschaft” und hat dort über die “Blaue Frau” gesprochen.

Weil das Buch erst spät zu mir gekommen ist, habe ich vorher schon einiges darüber gehört. Einigen Bloggern hat es gefallen, anderen glaube ih auch nicht. Ich habe es eher für ein Transbuch gehalten, weil sich Antje Ravic Strubel ja, glaube ich, auch dazu bekennt, es ist aber ein Buch über die Gewalt an Frauen und da wird das Thema sicher literarischer, als bei Bettina Wilpert und es spricht sich auch gegen die Diskriminierung aus.

Vor allem ist es, glaube ich, hervorragend geschrieben, poetisch und literarisch und die Hauptperson Adina, eine junge Tschechin ist schon in “Unter Schnee” vorgekommen. Die ist als die letzte oder einzige Jugendlichen in einem kleinen tschechischen Ort im Riesengebirge aufgewachsen. Nennt sich in Chats “Der letzte Mohikaner” und geht dann nach Deutschland, um zu studieren. Lernt dort eine Fotografin kenne und macht ein Praktikum in der Uckermarck. Dort erlebt sie sexuelle Gewalt, flüchtet damit, weil das niemand ernst nimmt, nach Helinski ,verkriecht sich dort in einen Plattenbau und die Geschichte beginnt.

Sie wird also von hinten nach vorne aufgewickelt und dazwischen gibt es immer wieder die “Blaue Frau-Passagen”, wo sich eine Schriftstellerin, ich interpretiere sie als die Autorin über das Schreiben unterhält, also so etwas wie das “Kaffeetrinken mit der Poesie” der Simone Hirth.

Es gibt auch noch einen Leonides, einen estnischen Europaabgeordneten, mit dem Adina ein Verhältnis hat und der will an ihren Peiniger einen Menschenrechtspreis vergeben, worauf sie ihn verläßt, das führt wieder zu der Frage, ob man das Werk von der Person trennen darf?

Bei einem Menschenrechtspreis würde ich sagen, der gehört vielleicht nicht an einem Grapscher, aber da haben sich schon mehrer “weiße ältere Politiker” an jungen Frauen vergriffen oder die sind vielleicht fünf jahre später kurz vor der Wahl daraufgekommen, daß sie das thematisieren könnten. Man sieht das Thema ist vielschichtig und ich denke immer noch, daß die Weinheber-Gedicht trotzdem großartig bleiben, auch wenn er ein überzeugter Nazi war und generell denke ich, wenn sich alle an den Hausverstand oder die zehn Gebote halten, wäre die Welt viel besser.

Dann gäbe es aber vielleicht auch keine Bücher, wie dieses und Andina kreist auch um die Frage, ob sie das zur Anzeige bringen soll? Die Anwältin rät ab, weil die Aussichten, daß ihr geglaubt wird, sehr gering und Antje Ravic Strubel hat, glaube ich, bei der Preisverleihung auch gesagt, daß sie während des Schreibens, sie hat acht jahre für das Buch gebraucht, daraufgekommen ist, wie häufig Gewalt an Frauen passiert.

Also auch ein sehr politisches Buch, wo ich wieder schreiben werde, daß es mir das literarischer, als bei Olga Flor ausgedrückt, vorkommt.

Morituri

Jetzt ein Sprung in die österreichische Buchpreisliste und hier das vierte Longlist und zweite Shortlistbuch “Morituri” , der 1968 in Wien geborenen und, wie, ich glaube, in Graz lebenden Olga Flor mit dem Canetti-Stipendium geschrieben und wieder sehr kompliziert und sehr theoretisch in sprachlich schöner Sprache ausgedrückt.

Trotzdem ist Olga Flor was vielleicht gar nicht so leicht zu merken ist, eine sehr politische Autorin, die sich vor den aktuellen Themen nicht scheut und ist das auch bei dem neuen Buch, dem siebenten Roman, glaube ich, da ist der Titel schon etwas verwirrend oder hoch gedeutet, denn man könnte ihn ja allgemein erklären, daß er die Vergänglichkeit des korrupten Alltagsleben bedeutet oder sich Olga Flor mit der korrupten Gegenwartsgesellschaft beschäftigt und bräuchte den Cäsar und die Gladiatioren nicht, aber dann wäre es vielleicht zu einfach.

Es gibt jedenfalls vier oder ein paar mehr Hauptpersonen. Da ist einmal Maximillian, Aussteiger, gewesener Architekt, geschieden, eine Tochter Ruth. Er verläßt seinen Architektenberuf oder ist darin gescheitert, lebt jetzt am Land in einem Dorf neben dem Moor und züchtet Hühner und Bienen.

Am Anfang jedenfalls. Denn da gibt es eine rechte Bürgermeisterin mit dem schönen Namen Susanne Krblicek, die packelt mit Maximillians Nachbarn, der Baunternehmerin Jacky und ihrem Mann Alfons, der ein Verhältnis zu ihr hat.

Unter dem Moor solle eine Verjüngungs oder Anti Age-Klini errichtet werden, darüber habe ich 2012 im Rahmen des “Nanowrimos” auch schon geschrieben und Maximillian soll dazu als Versuchsperson, mit Bezahlung selbstverständlich, auserkoren werden. Was im Klartext ,aber etwas kompliziert ausgedrückt bedeutet, er soll mit dem afrikanischen Flüchtling Maurice Rücken an Rücken und mittels Blutübertragung verschmolzen werden. Das heißt sie haben ein Doppelzimmer und Ausgang gibt es nur gegen Revers, wenn man nicht vorher davor flüchtet./literaturgefluester.wordpress.com/2019/05/15/sebastian-ferien-im-kanzleramt/

Die behandelnde Ärztin heißt Frau Dr.in Muhr und eine Redenschreiberin, die nur “Gummistiefel” genannt wird gibt es auch.

Das alles wird in sehr kurzen Kapteln, die meistens, die Namen der handelnden Personen tragen, manchmal auch anders heißen, beschrieben.

Am Schluß soll es ein großes Finale mit der Eröffnung des Centers durch den jungen schönen medien affinen Präsidenten geben, das geht aber schief und da könnte man Olga Flor ein großes Komplement ausstellen, ist das buch doch schon im Frühling erschienen. Sebastian Kurz ist aber erst jetzt zur Seite getreten. Die korrupte Gesellschaft, die Oga Flor so schön theoretisch beschreibt, wird aber vermutlich bleiben.

Olga Flor, die, glaube ich, große Chancen auf den österreichischen Buchpreis hat und auch sonst sehr gelobt wird, hat bei “Amazon”, aber sowohl fünf als auch eins Stern Rezensionen bekommen, wovon ich eine der Letzteren zitieren möchte:

“Das Erzählte ist eine Ansammlung von Belanglosigkeiten.Ein Höhepunkt worauf die Erzählstränglein zusteuern könnten, ist nicht erkennbar. Lese-Mehrwert: Null. Lesespaß: ebenfalls Null.”

So streng würde ich es, die ich ja auch meine Schwierikeiten mit dem theoretischen Stil Olga Flors habe, nicht beurteilen, hat mir das Buch doch sogar am Anfang ganz gut gefallen und abgebrochen habe ich das Buch auch nicht.

Zandschower Klinken

Buch siebzehn des dBps und das fünfte Shortlistbuch, das ich gelesen habe, das zweite experimentelle, so habe ich jedenfalls gehört, als ich gerade den experimentellen Dath gelesen habe und da war ich natürlich schon gespannt und bin jetzt nach dem Lesen ein bißchen erstaunt über die Art, wie man Bücher machen kann, die dann auf der Shortlist stehen.

Der 1965 geborene Thomas Kunst, von dem ich, glaube ich, noch nicht sehr viel gehört und gelesen habe, ist auch Lyriker und hat in “Strandkörbe ohne Venedig” schon einen Helden, Bengt Claasen, den er dann in seinen “Klinken “weiterführt und interessant ist auch, daß er mit einem Auszug aus dem Roman beim “Wartholzer Literaturpreis” 2018 schon gewonnen hat und als ich die erste Beschreibung darüber hörte, habe ich eigentlich nicht gedacht, daß das Buch experimentell ist, sondern hätte es eher für sozialkritisch gehalten und habe “Interessant!”, gedacht.

So kann man sich irren oder auch nicht, denn in den Buchpreisfilmen sagt der etwas behäbige wirkende Autor lächelnd, daß er es liebt seine Leser in die Irre zu führen und, daß er keiner ist, der sich an Plots und Handlung hält, sondern einfach vor sich hinschreibt.

Ja so könnte man es auch machen.Das gilt bei den Romanschulen zwar nicht für professionell, aber wie man sieht, lassen sich Literaturpreise damit gewinnen.

Die Engangsszene hatte ich bei einigen Besprechungen auch schon gehört, da steigt einer der besagte Bengt Claasen aus oder will das tun, klemmt das Halsband des offenbar verstorbenen Hundes an das Amaturenbrett des Autor und nimmt sich vor, dort stehen zu bleiben, wo es hinunterfällt um dort sein neues Leben zu beginnen.

Das klingt schon einmal interessant und spannend, nur wenn die Handlung fehlt und das Buch aus sehr vielen Wiederholungen und wechselnden Perspektiven besteht, bei “Amazon” wurde ausgerechnet, daß das halbe Buch daraus besteht, tut man sich schwer.

Also weil es keine Handlung gibt, kann ich weder nacherzählen noch spoilern, sondern nur die Sätze oder Satzteile zitieren, die immer wieder auftauchen.

Er fährt also bis Zandschow und bleibt da stehen, braucht aber dennoch drei Monate bis er aus (dem Auto) steigt, das ist einer dieser Wiederholungen.

Und in Zandschow diesen erfundenen ostdeutschen Ort, offensichtlich eine Art Aussteigerkolonie gibt es einen “Getränke-Wolf”, das ist offenbar der Boss und der hat zwei Sklaven, was oder wer die sind, habe ich nicht wirklich herausbekommen und gibt das Bier zu Schleuderpreisen her. Er hat afrikanische Biersorten und wenn man das Bier kauft, kann man eine Weile nach “Sansibar” gehen oder streamen.

Es gibt in dem Ort einen Feuerlöschteich, darauf schwimmen offenbar Plastikschwäne und besagter Wolf veranstaltet jährlich ein “Darajani Fest” und ansonsten gibt es sreng strukturierte Wochenrituale. Das ist eine Stelle, die auch immer wieder vorkommt, wie die “Briefe aus dem zwanzigsten Jahrhundert, die mal verlassen, mal zerrissen mal zurückgelassen werden”.

Dann gibt es noch ein Reh oder eine Taxifahrerin, die mal in Kolumbien, mal im Ostdeutschland herumfährt.

“Der Starttarif beträgt einundzwanzig Euro oder hunderttausend Pesos. Man muß ja sehen, wo man bleibt” und mit dem “Schwesterchen im Wald lebte.”

Auch das wird mehrmals wiederholt und so habe ich mich in dem Bemühen die Handlung zu erfassen eher schnell durch das Buch gelesen und war, als ich den Text am Schluß, der wohl der war, den ich anfangs hörte, las wieder sehr erstaunt:

“Mit unbändiger Fantasie und viel Witz erzählt Thomas Kunst in “Zandowscher Klinken” von einer solidarischen Gemeinscchaft, die sich am eigenen Schopf aus der Misere zieht -trotzig und stur, frei und eigensinnig. Er entwirft eine Utopie in unserer globalisierten Gegenwart und findet für sie eine Sprache von bezwingender Musikalität.”

Aha, das habe ich gelesen, interessant und ich frage mich wieder, was passiert wäre, wenn ich einen Text mit so vielen Wiederholungen und so wenig Handlung nach “Wartholz” geschickt hätte?

Im Menschen muß immer alles herrlich sein

Buch sechzehn des dBps ist der zweite Roman der 1985 in Wolgograd geborenen Sasha Marianna Salzmann, die schon 2017 mit “Außer sich” ich glaube sogar auf der Shortlist gestanden hat, ich kann mich erinnern, daß ich Schwierigkeiten mit dem Buch hatte, weil ich es als sehr kompliziert emfpand.

Dieses hat mir zumindest zu beginne besser gefallen, vor allem, die wirklich gut gezeigten Stellen sind mir bei der Theaterautorin aufgefallen, so daß ich dachte, endlich kann ich mal das berühmte Show not tell wirklich in einem Text finden. Am Schluß ist es mir dann aber als zu wenig strukturiert erschienen.

Von dem Buch habe ich inzwischen viel gehört. Auf der FBM ist die Autorin, die sich, glaube ich, als divers bezeichnet, mehrmals interviewt worden. Sie scheint sehr selbstbewußt zu sein und das Buch erzählt von vier Frauen, zwei Mütter und zwei Töchter. So habe ich im Vorfeld öfter gehört und das ist es auch, was ich als zu wenig struktiert empfand.

Beginnt es doch, daß Edi, das ist die Tochter von Lena, zusammengeschlagen wird. Dann geht es, glaube ich, in die Siebzigerjahre und in die Ukraine zurück, wo Lena in Gorlowka aufwächst. Die Mutter arbeitet, glaube ich, als Chemikerin, der Vater ist Lehrer und Lena hat Schwierigkeiten mit der Mutter. Mit dem Vater versteht sie sich besser. Sie verbringt ihre ersten Sommer immer bei der Großmutter in Sotschi und hilft ihr da bei der Haselnußernte.

Bevor sie in die Schule kommt, erzählt ihr der Vater, während er ihr ein Eis kauft, das ist so eine dichte Show not tell Stelle, daß es diesmal anders wird. Denn er muß sie auf die Schule vorbereiten. So kommt die Großmutter zu ihnen. Da wird es dann aber eng in der Wohnung und für die Schule muß Lena auch lernen und in den Sommern ins Pionierlager fahren.

In der Ukraine herrschte damals die größte Korruption. Alle muß man schmieren. Lena muß oft der Ärztin ihrer Mutter Kuverts bringen, die sie dann trotzdem falsch behandelt und Lena will Medzin studieren, schon um die Mutter behandeln zu können. Aber ohne Beziehungen oder ohne Geld fällt man durch bei der Aufnahmsprüfung oder kann nur Zahnärztin werden. Lena will aber Neurologin werden. Also arbeitet sie ein Jahr bei einem Professor in der Klinik, als Sekretärin, der sie dann empfiehlt.

Inzwischen stirbt die Mutter und die Neurologin empfiehlt Lena in die Dermotologie auszuweichen. Dort muß sie aber nur die Geschlechtskrankheiten von Parteigenossen behandeln. So emigriert sie Ende Achtzigern oder Anfang Neunziger, als die Perestoika den Juden die Aureise ermöglicht mit ihrem ständig Witze erzählenden Mann nach Deutschland emigireirt, den Vater holt sie 2015 nach, auch eine sehr dichte Stelle und arbeitet als Krankenschwester. Das ist ein großer Teil des Buches den ich sehr interessant und dicht erzählt fand, mich ein wenig über die Korruption wunderte und das ganze im Vergleich zu “Außer Atem” als eher konventionell erzählt fand.

Dann geht es in die Jetztzeit oder zum fünfzigsten Geburtstag von Lena, die die Familie, m sich haben will. Wir sind in Berlin bei Edi, eine Journalistin, die prekär jobt, eine Frau oder Freundin hat, bzw. sucht und ebenfalls Schwierigkeiten mit der Mutter, die von ihr will, daß sie sich um Tatjana kümmern soll. Das ist eine Cousine von einer Kollegin, die Lena samt ihrem Kind bei sich aufnahm als sie ebenfalls nach Deutschland kam. Die liegt im Krankenhaus und will, daß Edi niemanden etwas von ihrer Krankheit verrät Dann fahren sie nach Jena zum Familienfest und erst am Schluß geht es bei ein paar Seiten, um Tatjanas Tochter Nina, ein paar jahre jünger als Edi, so daß sie immer ihre Strampler auftragen mußte.

Man erfährt viel über die Ukraine in den Sechziger- siebziger- achtzigerjahre und den Sorgen der jüdischen Emigranten und Sasha Marianna Salzmann erzählte auch bei ihren Interveiws daß sie sich viel mit ausgewanderten ukrainischen Frauen unterhalten hat und antwortete auf die Fragen, was sie als nächstes schreiben würde, daß sie sich nicht nur mit sowetischen Auslwanderern beschäftigen wolle.

Und ehe ichs vergesse der Buchtitel ist ein Zitat von Tschechow aus dem “Onkel Wanja”, den Sasha Marianna Salzmann vielleicht schon einmal inzensierte.

Revolver Christi

Obwohl noch fünf deutsche Bücherpreisbücher auf mich warten mache ich einen Schwenk auf die österreichische Lste und widme mich da den Debuts ,nämlich Anna Albinus achtundsiebz Seiten starke Novelle “Revolver Christ”, weil sich das Print leicht in der Badewanne lesen ließ und es am 20. a die Debutpreis-Lesung in der AK-Bibliothek gab, wo die drei Bücher vorgestellt wurde und die 1986 in Mainz geborene und in Wien lebende Theolgin war mir bisher unbekannt. Ich habe auch von ihrem Büchlein noch nie etwas gehört.

I der “edition foto TAPETA” ist es erschienen und fällt erstens durch ihren bedächtigen altmodischen Stil auf und zweitens durch die Idee die Kirchengeschichte in eine Art mystischen Krimi zu verwandeln, auf.

Sonst bin ich als Atheistin eher ratlos geblieben und habe die meisten theologischen Zusammenhänge und Anspielungen wahrscheinlich nicht verstanden. Es geht aber um Gewalt und wahrscheinlich auch darum aufzuzeigen, daß die nicht nur im Islam zu finden ist, sondern auch die Kreuzzüge, der dreißigjährige Krieg, etcetera, gewalttätig waren und um einen angeblichen Revolver Christi, eine Reliquie, die in einer Kathedrale ausgestellt ist, wohin es regelmäßige Wallfahrten gibt.

Das ist einmal ein Elektriker erschoßen worden und nun passiert es wieder. Eine Johanna Wächter erscheint mit einem zweiten Revolver in der Kathedrale, wird festgenommen, der Kulturverein routiert, weiß nicht, was er mit der Wallfahrt anstellen soll? Ein Kommissar soll aufklären, gerät aber selbst in die Geschichte hinein, hat er doch eine Frau, die ihre Mutter früh verloren hat und eine Tochter, sowie ein Haus auf Kreta, das auch eine Rolle spielt.

Johanna Wächter, eine Rechtsanwaltangestellte wird entlassen und taucht mit Briefen, die ihr Großvater seinem Schwiegervater geschrieben hat, bei ihm auf. Sie trägt einen langen weiten Mantel und in diesem geht sie auch der Tochter Mara nach. Dann wird sie tot aufgefunden. Der Kommissar deponiert die Briefe beim Pfarrer, seine Frau erkrankt, er gerät in Erschöpfungszustände und die Tochter übernachtet heimlich im Haus des verstorbenen Großvaters, geheimnisvolle Fotos gibt es auch. Dann fährt die Familie nach Kreta, wo es ebenfalls eine Schießerei gibt und der Kommissar von einem alten Mann, weil er deutsch spricht, beschimpft wird.

Geheimnisvoll und dennoch erstaunlich wenig spannend geladen. Zumindest gibt es keine richtige Krimihandlung und auch keine wirkliche Aufklärung. Stattdessen geht der Versuch einer Theologin, die Kirchengeschichte, in einen Krimi zu verpackend fast anachronistisch langsam vor sich.

“Anna Albinus nimmt in ihrem klassischen, eleganten Erzählton unmerklich Anlauf, als wäre nichts, und unversehens findet man sich in einer anderen Welt. Christus? Es gibt Tote und einen Kommissar, und doch hat die Novelle wenig von einer Crime Story. Sie streift wie selbstverständlich allerlei ernsten Stoff: das Spektakel der Kirchen, die Inszenierung des Musealen; das Existentielle im Glauben mancher, die glauben wollen, die Zereißprobe zwischen Gewalt und Glauben. Oder vielleicht ist das alles doch nicht so ernst gemeint”, steht am Kappentext und hilft auch nicht wirklich weiter.

Interessant, daß das dünne Büchlein auf die öst Debutpreislistet gekommen it und ich bin jetzt auf die Preisverleihung, beziehungsweise auf die beiden anderen Debuts, von denen ich ebenfalls noch nicht sehr viel gehört habe, gespannt.