Zandschower Klinken

Buch siebzehn des dBps und das fünfte Shortlistbuch, das ich gelesen habe, das zweite experimentelle, so habe ich jedenfalls gehört, als ich gerade den experimentellen Dath gelesen habe und da war ich natürlich schon gespannt und bin jetzt nach dem Lesen ein bißchen erstaunt über die Art, wie man Bücher machen kann, die dann auf der Shortlist stehen.

Der 1965 geborene Thomas Kunst, von dem ich, glaube ich, noch nicht sehr viel gehört und gelesen habe, ist auch Lyriker und hat in “Strandkörbe ohne Venedig” schon einen Helden, Bengt Claasen, den er dann in seinen “Klinken “weiterführt und interessant ist auch, daß er mit einem Auszug aus dem Roman beim “Wartholzer Literaturpreis” 2018 schon gewonnen hat und als ich die erste Beschreibung darüber hörte, habe ich eigentlich nicht gedacht, daß das Buch experimentell ist, sondern hätte es eher für sozialkritisch gehalten und habe “Interessant!”, gedacht.

So kann man sich irren oder auch nicht, denn in den Buchpreisfilmen sagt der etwas behäbige wirkende Autor lächelnd, daß er es liebt seine Leser in die Irre zu führen und, daß er keiner ist, der sich an Plots und Handlung hält, sondern einfach vor sich hinschreibt.

Ja so könnte man es auch machen.Das gilt bei den Romanschulen zwar nicht für professionell, aber wie man sieht, lassen sich Literaturpreise damit gewinnen.

Die Engangsszene hatte ich bei einigen Besprechungen auch schon gehört, da steigt einer der besagte Bengt Claasen aus oder will das tun, klemmt das Halsband des offenbar verstorbenen Hundes an das Amaturenbrett des Autor und nimmt sich vor, dort stehen zu bleiben, wo es hinunterfällt um dort sein neues Leben zu beginnen.

Das klingt schon einmal interessant und spannend, nur wenn die Handlung fehlt und das Buch aus sehr vielen Wiederholungen und wechselnden Perspektiven besteht, bei “Amazon” wurde ausgerechnet, daß das halbe Buch daraus besteht, tut man sich schwer.

Also weil es keine Handlung gibt, kann ich weder nacherzählen noch spoilern, sondern nur die Sätze oder Satzteile zitieren, die immer wieder auftauchen.

Er fährt also bis Zandschow und bleibt da stehen, braucht aber dennoch drei Monate bis er aus (dem Auto) steigt, das ist einer dieser Wiederholungen.

Und in Zandschow diesen erfundenen ostdeutschen Ort, offensichtlich eine Art Aussteigerkolonie gibt es einen “Getränke-Wolf”, das ist offenbar der Boss und der hat zwei Sklaven, was oder wer die sind, habe ich nicht wirklich herausbekommen und gibt das Bier zu Schleuderpreisen her. Er hat afrikanische Biersorten und wenn man das Bier kauft, kann man eine Weile nach “Sansibar” gehen oder streamen.

Es gibt in dem Ort einen Feuerlöschteich, darauf schwimmen offenbar Plastikschwäne und besagter Wolf veranstaltet jährlich ein “Darajani Fest” und ansonsten gibt es sreng strukturierte Wochenrituale. Das ist eine Stelle, die auch immer wieder vorkommt, wie die “Briefe aus dem zwanzigsten Jahrhundert, die mal verlassen, mal zerrissen mal zurückgelassen werden”.

Dann gibt es noch ein Reh oder eine Taxifahrerin, die mal in Kolumbien, mal im Ostdeutschland herumfährt.

“Der Starttarif beträgt einundzwanzig Euro oder hunderttausend Pesos. Man muß ja sehen, wo man bleibt” und mit dem “Schwesterchen im Wald lebte.”

Auch das wird mehrmals wiederholt und so habe ich mich in dem Bemühen die Handlung zu erfassen eher schnell durch das Buch gelesen und war, als ich den Text am Schluß, der wohl der war, den ich anfangs hörte, las wieder sehr erstaunt:

“Mit unbändiger Fantasie und viel Witz erzählt Thomas Kunst in “Zandowscher Klinken” von einer solidarischen Gemeinscchaft, die sich am eigenen Schopf aus der Misere zieht -trotzig und stur, frei und eigensinnig. Er entwirft eine Utopie in unserer globalisierten Gegenwart und findet für sie eine Sprache von bezwingender Musikalität.”

Aha, das habe ich gelesen, interessant und ich frage mich wieder, was passiert wäre, wenn ich einen Text mit so vielen Wiederholungen und so wenig Handlung nach “Wartholz” geschickt hätte?

2 thoughts on “Zandschower Klinken

  1. Ich fand das Buch wunderbar. Die Eintönigkeit des Landlebens, die Versuche, diesem Trott zu entkommen, aber auch die Wonne, sich in diesem Trott zu befinden, entstand in mir wie eine fröhliche Sonne. Ich empfinde es als literarische Bereicherung, das diese Bücher beachten finden und mag auch die Rezension sehr gern. Bücher wie “Zandschower Klinken” öffnen Sprachwelten. Warum nicht 🙂

    • Finde ich wunderbar, daß Sie das Buch so fanden, denn es ist bestimmt nicht nur so auf die Shortlist gekommen! Ich habe, wie geschrieben nicht so viel damit anfangen können und die Sprachwelten nicht verstanden, beziehungsweise mir wahrscheinlich nicht die Zeit genommen, mich in sie zu versenken, ich brauche da wahrscheinlich mehr Struktur und Realismus! Bin aber jetzt auf den Ferdinand Schmalz sehr gespannt! Wahrscheinlich werde ich mir damit leichter tun, weil ich ja sowohl den Bernhardschen, als auch den Nestroyschen Sound gewohnt bin! Haben Sie das Buch gelesen und was sagen Sie daszu ?
      Und das Buchpreisbuch, das ich inzwischen gelesen habe, hat mir sehr gefallen und denke, daß es wahrscheinlich etwas verständlicher, aber sprachlich auch sehr anspruchsvoll ist!
      Vielen Dank fürs Lesen und für den Kommentar!

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