Im Menschen muß immer alles herrlich sein

Buch sechzehn des dBps ist der zweite Roman der 1985 in Wolgograd geborenen Sasha Marianna Salzmann, die schon 2017 mit “Außer sich” ich glaube sogar auf der Shortlist gestanden hat, ich kann mich erinnern, daß ich Schwierigkeiten mit dem Buch hatte, weil ich es als sehr kompliziert emfpand.

Dieses hat mir zumindest zu beginne besser gefallen, vor allem, die wirklich gut gezeigten Stellen sind mir bei der Theaterautorin aufgefallen, so daß ich dachte, endlich kann ich mal das berühmte Show not tell wirklich in einem Text finden. Am Schluß ist es mir dann aber als zu wenig strukturiert erschienen.

Von dem Buch habe ich inzwischen viel gehört. Auf der FBM ist die Autorin, die sich, glaube ich, als divers bezeichnet, mehrmals interviewt worden. Sie scheint sehr selbstbewußt zu sein und das Buch erzählt von vier Frauen, zwei Mütter und zwei Töchter. So habe ich im Vorfeld öfter gehört und das ist es auch, was ich als zu wenig struktiert empfand.

Beginnt es doch, daß Edi, das ist die Tochter von Lena, zusammengeschlagen wird. Dann geht es, glaube ich, in die Siebzigerjahre und in die Ukraine zurück, wo Lena in Gorlowka aufwächst. Die Mutter arbeitet, glaube ich, als Chemikerin, der Vater ist Lehrer und Lena hat Schwierigkeiten mit der Mutter. Mit dem Vater versteht sie sich besser. Sie verbringt ihre ersten Sommer immer bei der Großmutter in Sotschi und hilft ihr da bei der Haselnußernte.

Bevor sie in die Schule kommt, erzählt ihr der Vater, während er ihr ein Eis kauft, das ist so eine dichte Show not tell Stelle, daß es diesmal anders wird. Denn er muß sie auf die Schule vorbereiten. So kommt die Großmutter zu ihnen. Da wird es dann aber eng in der Wohnung und für die Schule muß Lena auch lernen und in den Sommern ins Pionierlager fahren.

In der Ukraine herrschte damals die größte Korruption. Alle muß man schmieren. Lena muß oft der Ärztin ihrer Mutter Kuverts bringen, die sie dann trotzdem falsch behandelt und Lena will Medzin studieren, schon um die Mutter behandeln zu können. Aber ohne Beziehungen oder ohne Geld fällt man durch bei der Aufnahmsprüfung oder kann nur Zahnärztin werden. Lena will aber Neurologin werden. Also arbeitet sie ein Jahr bei einem Professor in der Klinik, als Sekretärin, der sie dann empfiehlt.

Inzwischen stirbt die Mutter und die Neurologin empfiehlt Lena in die Dermotologie auszuweichen. Dort muß sie aber nur die Geschlechtskrankheiten von Parteigenossen behandeln. So emigriert sie Ende Achtzigern oder Anfang Neunziger, als die Perestoika den Juden die Aureise ermöglicht mit ihrem ständig Witze erzählenden Mann nach Deutschland emigireirt, den Vater holt sie 2015 nach, auch eine sehr dichte Stelle und arbeitet als Krankenschwester. Das ist ein großer Teil des Buches den ich sehr interessant und dicht erzählt fand, mich ein wenig über die Korruption wunderte und das ganze im Vergleich zu “Außer Atem” als eher konventionell erzählt fand.

Dann geht es in die Jetztzeit oder zum fünfzigsten Geburtstag von Lena, die die Familie, m sich haben will. Wir sind in Berlin bei Edi, eine Journalistin, die prekär jobt, eine Frau oder Freundin hat, bzw. sucht und ebenfalls Schwierigkeiten mit der Mutter, die von ihr will, daß sie sich um Tatjana kümmern soll. Das ist eine Cousine von einer Kollegin, die Lena samt ihrem Kind bei sich aufnahm als sie ebenfalls nach Deutschland kam. Die liegt im Krankenhaus und will, daß Edi niemanden etwas von ihrer Krankheit verrät Dann fahren sie nach Jena zum Familienfest und erst am Schluß geht es bei ein paar Seiten, um Tatjanas Tochter Nina, ein paar jahre jünger als Edi, so daß sie immer ihre Strampler auftragen mußte.

Man erfährt viel über die Ukraine in den Sechziger- siebziger- achtzigerjahre und den Sorgen der jüdischen Emigranten und Sasha Marianna Salzmann erzählte auch bei ihren Interveiws daß sie sich viel mit ausgewanderten ukrainischen Frauen unterhalten hat und antwortete auf die Fragen, was sie als nächstes schreiben würde, daß sie sich nicht nur mit sowetischen Auslwanderern beschäftigen wolle.

Und ehe ichs vergesse der Buchtitel ist ein Zitat von Tschechow aus dem “Onkel Wanja”, den Sasha Marianna Salzmann vielleicht schon einmal inzensierte.

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