ich föhne mir meine wimpern

Buch drei der heurigen öst-Debutlist ist ein Gedichtband und das ist ja das Interessante an der österreichischen Buchpreisliste ist, daß auch Gedichte, Erzählungen und Essays, darin vorkommen und so gibt es bei den Debuts und das ist vielleicht ungewöhnlich, den Gedichtband der 1995 in Oberhausen geborenen Sirka Elspaß, die in Hildesheim kreatives Schreiben und in Wien an der Angewandten, Sprachkunst studierte und der hat mir während der Debutpreislesung in der Arbeiterkammerbibliothek sehr gut gefallen, denn Sirka Elspaß verwendet sehr ungewöhnliche Formulierungen, die vielleicht zwar nicht ins Herz gehen, aber sehr eindrucksvoll sind.

“Sirka Elspaß triff in ihrem Debut einen einzigartigen Ton zwischen Pop und Poesie, existentieller Wucht und müheloser Leichtigkeit. Emotionale Verletzungen, Momente der Einsamkeit und psychische Krisen werden in glasklare pointierte Bilder gefasst. So schön und so traurig, herzergreifend und klug, auch weil die Autorin weiß “niemand steht über den dingen/wir stehen alle mittendrin”, steht im Beschreibungstext.

Das achtzig Seiten Büchlein ist in vier Teile gegliedert, zwei sind der “Mutter” gewidmet, alles in Kleinschreibung, ohne Satzzeichen und manches ist dabei fettgedruckt und bei “Suhrkamp” ist das Ganze auch erschienen.

Beispiele gefällig? Also gleiten wir durch das Buch: “gedankengänge machen die tollsten moves” heißt der erste Teil und da beginnt es gleich mit der Geburt und das ist sehr witzig: “der arzt sagt/ ich sei zu großem imstande/ zum beispiel hunger haben/ich sage danke zur begrüßung/und gehe in den nächsten dönerladen”

Dann kommen ein paar der schönen Gedankenblitze, wie “woher weiss die schmerztablette wo es schmerzt”, “einen körper haben bedeutet enorme verantwortung/und niemand kommt auf die welt/und weiß wie es geht”, “ich hatte kein glück aber hätte ich es gehabt/ich hätte es behalten”, “du sahst nie aus wie romy schneider/aber hast immer so getan” oder “du du kannst nicht tiefer fallen als auf die matratze”

Bei den “MUTTER-Gedichten” heißt es beispielsweise:

“mutter/ wann nimmst du mich/ein zweites mal/auf/ich brauche/dich”

“mutter/komm/es wird dunkel/hol mich/heim” und im zweiten MUTTER-Teil:

“mutter wer macht mich jetzt/ erwachsen”

Einen “es gibt blumen die kommen einfach so/zwischen den steinen hervor” Teil, gibt es auch.

Interessant und spannend, ein frischer, vielleicht unverwechselbarer Ton. Den Debutpreis hat Sirka Elspaß Lyrik nicht gewonnen und jetzt abwarten, ob und was ich von der Autorin noch hören werde?

Luftposter

Jetzt kommt das zweite Debut der heurigen Öst und das Debutlist-Gewinnerbuch, nämlich “Luftpolster” der 1991 in Hamburg geborenen und in Wien lebenden Lena-Marie Biertimpel von der ich schon bei einigen Lesungen war. Ein poetischer Roman über einen Klinikaufenthalt, könnte man so sagen und das Poetische ist einerseits die Sprachweise, “die meine” und “die andere”, werden die namenlos gebliebenen Schwestern genannt. Das Ganze in Keinschreibung und in kurzen Absätzen und Rückblendungen und, daß es früher spielt wird mit “vor tagen” etcetera” angegeben.

Musik spielt eine große Rolle, wie bei der AK-Diskussion erwähnt wurde, deshalb sind am Ende die Soundtracks angegeben, für die ich wohl vierzig Jahre zu alt bin. Beim Lesen geht es. Es gibt zwischen den Teile, die Namen, wie “what can i do?” tragen. Das sind wahrscheinlich auch die Merkmale der Generation “Millenium”, wie es der Moderator nannte und “Luftpolster” ist eine Metapher für das Geschehen in der Psyche würde ich meinen.

Bei “Rund um die Burg” hat die Autorin, wenn ich mich nicht irre, etwas von einem Klinikaufenthalt erzählt. Da habe ich gedacht “Aha, das ist ein Selbsterfahrungsbuch!”

Mitnichten, es ist ein experimentell gehaltener Roman über den Klinikaufenthalt einer Ich-Erzählerin, die von ihrem Freund Johnny “Peach” genannt wird und deren Schwester sich umgebracht hat, wie in der Beschreibung steht.

Deshalb begibt sie sich in die Klinik, nennt, die eine Schwester, die eine, die andere, die andere, telefoniert mit Johnny und ihrer Mutter und geht den Klinikalltag durch. Hat eine Bezugsschwester namens Carmen, einen Lieblingsarzt und Therapeuten, macht Bekanntschaften unter ihren Mitpatienten. Zieht mit Willie, als sie schon in der Tagesklinik ist, zusammen, um nicht allein zu sein und in den Rückblenden geht es durh das Leben, durch das Aufwachsen und das Erwachsenwerden.

Da gibt es die Szene mit den Zwetschkenbaum, den Wespen und den Spray, die der Vater dann benützte, die Lena-Marie Biertempel schön öfter gelesen hat und am Schluß geht die Protagonistin wieder ins Leben hinau, wie auch ich in der Beschreibung steht.

Also nicht wirklich viel Neues. Angela Lehner hat so etwas lustiger und mit mehr Handlung erzählt.

“Bananenangst”, gibt es auch und richtig eine Eßstörung scheint die Erzählerin auch gehabt zu haben und man könnte sagen, der Plot und die Handlung fehlen.

Trotzdem ist wahrscheinlich das Neue an dem Buch, das aus der Sprachkunst entstanden ist, der experimentelle Zugang. So gesehen könnte man eine psychische Krise auch erzählen und der Klinikalltag wird auch sehr realistisch erzählt und da hatLena-Marie Biertimpel wahrscheinlich auch ihre Studien gemacht.

Schnittbild

Jetzt kommt das dritte und letzte Buch das auf der öst Debutpreisschiene steht. Anna Felnhofers Episodenroman oder Erzählband “Schnittbild”, das wurde auch bei den O-Tönen vorgestellt. Aber da hat es vorher geregnet, so daß ich es versäumte. Also erst jetzt hinein in die vier Geschichten, die vier Menschen und ihre Ausnahmesituationen schildert.

Interessant, interessant, denn Therapiegeschichten, beziehungsweise Dialoge zwischen Therapeutin und Klienten ist ja was ich schon öfter praktizierte und die 1984 geborene Anna Felnhofer ist auch klinische Psychologin.

“Milch”, “Marzipan”, “Mohn”, “Minze”, also vier “M”, heißen die vier Episoden, die zu verschiedenen Zeiten spielen. Milch spielt 2017 um oder bis zum Silvester und da sitzt der Lehrer Fabjan knapp vierzig und Zahnarztsohn mit seiner Leica am Fenster, denn der “schwarze Hund” hat ihn gefressen oder er hat mit seiner Schülerin Lena ein Verhältnis angefangen. Das war sexuell sehr fordernd, dann hat sie ihn verlassen. Später lädt sie ihn zu ihn zu ihrer Silvesterparty ein. Dazwischen gibt sie ihm die Visitenkarte einer Frau zu der er gehen soll, die Therapeutin, die trifft er, das finde ich ungewöhnlich in einem Cafe, wo sie die Episoden gebende Milch bestellt. Später verliebt er sich in sie. Das soll bei männlichen Therapeuten öfter passieren und, wie der Titel verspricht geht das Ganze schnittbildartig mit einer schönen Sprache und schönen Formulierungen vor sich.

In “Mohn” geht es zuerst zu John Lennon und dem Attentat von Dezember 1980 das Mark David Chapman verübte und dann wahrscheinlich ins Wiener AKH und zu einem Kind, das sich aber bald als ein vierzehnjähriges hochintelligentes Mädchen mit einer polnischen Mutter entpuppt und das sich ein paar Monate später in Heiligenstadt vor einem aus Linz kommenden Zug geworfen hat. Die blonde Therapeutin will aus ihr herausbekommen, was in dieser Nacht geschehen ist und gibt ihr auch den Auftrag alles aufzuschreiben.

Die dritte Geschichte “Minze” schildert wieder eine ungewöhnliche über die Grenzen gehende Therapiebeziehung, die sehr geheimnisvoll von hinten aufgerollt wird. Da fährt ein fünfzigjähriger, offenbar übergewichtig und dem Schlaganfall nahe Universitätsprofessor ,der sehr spät seine Dissertation geschrieben hat, mit dem Zug nach Alpbach und glaubt während ein ebenso dicker neben ihm sitzt, ein deja vue mit einer Frau zu haben, die hinter ihm einen Kaffee bestellt.

Vor sieben Jahren war er mit seiner Frau Eva und seinen Töchtern Jana und Julia in Grado. Dann ist Eva verschwunden, er wurde ein paar Tage in Untersuchungshaft genommen. Später nässen und koten die Töchter ein oder sammeln Müll. Er hat einen Autounfall, kommt in ein Krankenhaus, trifft dort die “Frau” und eine ungewöhnliche Therapiebeziehung beginnt. Jetzt ist er in Alpbach schwitzt und geht erst spät in den Wald, obwohl er von Hotel gewarnt hat. Aber die Therapeutin, die doch, offenbar unter einem anderen Namen nach Alpbach gekommen ist, rettet ihn und bei der Rückfahrt nach Wien kommt er in Innsbruck ins Krankenhaus, geht von Spital zu Spital, wird von den Töchtern besucht und geht in Gedanken sein Leben durch.

In “Marzipan” geht es dann zu der Therapeutin Hanna. Jetzt sechzig und vor Silvester 2017. Sie steht in ihrem Haus am Schafberg, blickt über Wien und das Wiener Becken, sowie auf das Bild ihres Jugendfreundes Damian, dem berühmten Maler, mit dem sie einmal, bevor er verstorben ist ein Wochenende am Attersee verbrachte. Sie ist die Frau eines Ministers und hat fünf Nächte nicht geschlafen.

Wie lange hält man das aus? Die Ratten angeblich sieben Tage. Ich habe mal etwas von zwei gehört. Sie geht ihr Leben durch. Matura in Linz, dann Psychotherapieausbildung in der Schweiz. In Wien Psychologiestudium mit summa com laude. Dann Arbeit in der Kinderklinik, wo sie Rahel von der zweiten Geschichte trifft. Erik trifft sie wieder in der U- Bahn und seit sie eine seltsame Begegnung im Lift ihres Praxishauses hatte, trifft sie ihre Patienten nur mehr im Cafe, was zur ersten Geschichte führt. Rahel trifft sie auch wieder. Sie erzählt ihr von ihren Kindern. Schneidet sich aber immer noch. Dann gibt es eine Isabella, eine Patientin, die ein Buch über sie geschrieben hat und die wieder schön geschriebene, etwas ungewöhnliche Geschichte, führt zu der Frage, ob und wie Therapien gelingen können und welche Fehler man dabei macht?

Eine Frage, die mich auch beschäftigt. Bei “Amazon” gibt es eine vernichtende Kritik, die ich nicht nachvollziehen kann, obwohl ich mich über die ungewöhnliche Therapiebeschreibung auch etwa wunderte.

Aber vielleicht ist das das Interessante an dem Buch und das Spannende, daß sich die knapp vierzigjährige Psychologin so zu schreiben traut. Literaturbezüge gibt es im Anhang auch und jetzt bin ich sehr gespannt was ich noch alles von Anna Felnhofer lesen und hören werde?

Jacob träumt nicht mehr

Jetzt das zweite Buch der Debutschiene des österreichischen Buchpreises.

“Jakob träumt nicht mehr”, des in Düsseldorf geborenen und in Wien lebenden Clemens Bruno Gatzmagas. Geburtsdatum habe ich keines gefunden. Er dürfte aber um die Dreißig sein und ich schreibe gleich dazu er hat mir gut gefallen, der hundertfünfzig Seiten Roman, der sowohl ins Phantastische abgleitet und dann wieder erstaunlich realistisch und in der typischen Sprach des hypermodernen Agenturlebens schildert.

Es beginnt mit einer Rahmenhandlungund Clemens Bruno Gatzmaga, der sich bei der Debutpreislesung in der AK-Bibliothek durch das ganze Buch gelesen hat, so daß es mir schwer fiel, den roten Faden zu behalten.

Jetzt habe ich ihn. Zuerst robbt der Ich-Erzähler namens Jacob durch einen Wald und dann erzählt er scharf gestochen, das, was sechs Monate vorher passierte. Da war er auch so um die dreißig mit abgebrochenen Lehramtsstudium und einer Freundin namens Stella, die Lehrerin ist, Abteilungsleiter einer Werbeagentur und wahrscheinlich einem Burnout nahe.

Siebzig Stunden Wochenarbeitszeit, Urlaub verschoben, die Pizza nur angebissen und dann weggeschmissen und in dieser Situation kommt der CEO zu ihm und erzählt ihm, daß er einen Pitch übernehmen müßte. Da hätte ich gedacht, das ist die Kurzzusammenfassung eines Romans für den Klappentext oder den Verlag, hier ist aber eine Ausschreibung gemeint und Jacob sagt zu, obwohl seine Abteilung überlastet ist und er auch absagen hätte können. Denn die Firma ist ungewöhnlich menschenfreundlich oder fast unwirklich esoterisch, wird sie doch von einem Achtsamkeitslehrer ständig begleitet und der CEO bemüht sich um Menschlichkeit.

Die Abteilung entwickelt den Pitch das Projekt für eine Bank. Es gibt nur einen Konkurrenten. Am Tag der Präsentation will der CEO mitkommen und da hat Jacob seltsame Erscheinungen. Im Bankgebäude treffen sie den Konkurrenten der vor ihnen dran war und nach der Präsentation wird Jacob krank.

Seine Abteilung übernimmt für ihn die Arbeit und als Jacob zurückkommt, verkündet ihn der CEO, daß der Pitch lost gegangen ist, ja in dem Buch wimmelt es von englischen Ausdrücken, wie das offenbar in Agenturen üblich ist, er soll sich nicht kränken.

Jacob kündet aber. Die Freundin fährt allein nach Thailand und Jakob in den Wald zu seiner zweiundneunzigjährigen Großmutter, die eine touffe Frau zu sein scheint. Da erfährt man auch ein bißchen was von Jacobs bisherigen Leben.

Er hat als Kind seine Mutter am Kebs verloren und hat dann ein Jahr bei der Großmutter in dem Dorf gelebt. Die ist eine verständnisvolle Frau und erzählt Jacob von seinen früheren Träumen, die er nach dem Tod der Mutter hatte. Jacob erzählt ihr von seinen Erscheinungen am Tag der Präsentiation und der Nachbarin, daß er nicht recht weiß, wie es in seinem Leben weiter gehen soll?

Dann verirrt er sich im Wald, um später wieder in das Haus der Großmutter zurückzukommen, die ihn schon erwartet.

Keine Midlifegeschichte natürlich, denn dazu ist der Jacob noch zu jung, ein Coming of age-Roman vielleicht auch nicht und ob es wirklich eine Burnoutgeschichte ist, ist auch nicht so ganz klar, auf jedenfall aber eine spannende Vermischung zwischen dem modernen Arbeitsleben, wo man nach dem Studium hineinkommt und der Natur im Wald, vielleicht als ironische Satire auf die Arbeitswelt, in das die Dreißigjährigen üblicherweise hineinschlittern und das Unbewußte oder auch das Bewußte vom Aussteigen träumt, daß man sich dann doch nicht leisten kann.

Eine spannende Geschichte mit der man wahrscheinlich mit dem Autor dieskutieren müßte, wie es gemeint ist, aber diese Chance hat man ja nicht in Zeiten, wo die Debutpreislesungen digital und die Preisverleihungen übers Radio stattfinden.

Revolver Christi

Obwohl noch fünf deutsche Bücherpreisbücher auf mich warten mache ich einen Schwenk auf die österreichische Lste und widme mich da den Debuts ,nämlich Anna Albinus achtundsiebz Seiten starke Novelle “Revolver Christ”, weil sich das Print leicht in der Badewanne lesen ließ und es am 20. a die Debutpreis-Lesung in der AK-Bibliothek gab, wo die drei Bücher vorgestellt wurde und die 1986 in Mainz geborene und in Wien lebende Theolgin war mir bisher unbekannt. Ich habe auch von ihrem Büchlein noch nie etwas gehört.

I der “edition foto TAPETA” ist es erschienen und fällt erstens durch ihren bedächtigen altmodischen Stil auf und zweitens durch die Idee die Kirchengeschichte in eine Art mystischen Krimi zu verwandeln, auf.

Sonst bin ich als Atheistin eher ratlos geblieben und habe die meisten theologischen Zusammenhänge und Anspielungen wahrscheinlich nicht verstanden. Es geht aber um Gewalt und wahrscheinlich auch darum aufzuzeigen, daß die nicht nur im Islam zu finden ist, sondern auch die Kreuzzüge, der dreißigjährige Krieg, etcetera, gewalttätig waren und um einen angeblichen Revolver Christi, eine Reliquie, die in einer Kathedrale ausgestellt ist, wohin es regelmäßige Wallfahrten gibt.

Das ist einmal ein Elektriker erschoßen worden und nun passiert es wieder. Eine Johanna Wächter erscheint mit einem zweiten Revolver in der Kathedrale, wird festgenommen, der Kulturverein routiert, weiß nicht, was er mit der Wallfahrt anstellen soll? Ein Kommissar soll aufklären, gerät aber selbst in die Geschichte hinein, hat er doch eine Frau, die ihre Mutter früh verloren hat und eine Tochter, sowie ein Haus auf Kreta, das auch eine Rolle spielt.

Johanna Wächter, eine Rechtsanwaltangestellte wird entlassen und taucht mit Briefen, die ihr Großvater seinem Schwiegervater geschrieben hat, bei ihm auf. Sie trägt einen langen weiten Mantel und in diesem geht sie auch der Tochter Mara nach. Dann wird sie tot aufgefunden. Der Kommissar deponiert die Briefe beim Pfarrer, seine Frau erkrankt, er gerät in Erschöpfungszustände und die Tochter übernachtet heimlich im Haus des verstorbenen Großvaters, geheimnisvolle Fotos gibt es auch. Dann fährt die Familie nach Kreta, wo es ebenfalls eine Schießerei gibt und der Kommissar von einem alten Mann, weil er deutsch spricht, beschimpft wird.

Geheimnisvoll und dennoch erstaunlich wenig spannend geladen. Zumindest gibt es keine richtige Krimihandlung und auch keine wirkliche Aufklärung. Stattdessen geht der Versuch einer Theologin, die Kirchengeschichte, in einen Krimi zu verpackend fast anachronistisch langsam vor sich.

“Anna Albinus nimmt in ihrem klassischen, eleganten Erzählton unmerklich Anlauf, als wäre nichts, und unversehens findet man sich in einer anderen Welt. Christus? Es gibt Tote und einen Kommissar, und doch hat die Novelle wenig von einer Crime Story. Sie streift wie selbstverständlich allerlei ernsten Stoff: das Spektakel der Kirchen, die Inszenierung des Musealen; das Existentielle im Glauben mancher, die glauben wollen, die Zereißprobe zwischen Gewalt und Glauben. Oder vielleicht ist das alles doch nicht so ernst gemeint”, steht am Kappentext und hilft auch nicht wirklich weiter.

Interessant, daß das dünne Büchlein auf die öst Debutpreislistet gekommen it und ich bin jetzt auf die Preisverleihung, beziehungsweise auf die beiden anderen Debuts, von denen ich ebenfalls noch nicht sehr viel gehört habe, gespannt.

Über allem und nichts

Jetzt kommt das erste Buch, das auf der Debut-Schiene des österreichischen Bchpreises steht.

Gunther Neumanns “Über allem und nichts”, von dem ich schon auf der Debutschiene der O-Töne hörte und zur Debutlesung in der Arbeiterkammer-Bibliothek habe ich mich ja auch schon gezoomt.

Gunther Neumann scheint ein älterer Debutant zu sein. Einer, der nach einer erfolgreichen Berufslaufaufsbahn in der Pension literarisch zu schreiben begonnen hat.

Geburtsdatum habe ich keines gefunden, konnte hier also nicht genauer recherchieren.

Es ist aber auch egal, denn es ist ein Buch das von der globalisierten Lebenswelt, die Gunther Neumann wohl in seiner Berufswelt gekannt hat, berichtet und die, und das ist auch sehr interessant, jetzt ein bißchen vorbei sein dürfte oder am Wendepunkt steht.

Günther Neumann deutet da einiges an, obwohl das Buch schon im Frühling erschienen ist und hat als Heldin eine etwas untypische Frau erwählt und schildert sie in allen ihren Schwierigkeiten und Problematiken, die man in dieser Welt nun einmal hat, um seinen Träumen irgendwie wenigstens im Ansatz näherzukommen.

Da ist also Clara, die schon als Kind sehr untypisch war, die Anführerin spielte, die schwächeren Kindern ihren Ritualen auslieferte, sie auf Ameisen legen ließ, etcetera.

Die Großmutter stammte aus der Vojvodina, sprach immer hochdeutsch und verleugnete immer ihr Serbisch undungarisch. Clara liebte das Wasser und wollte Pilotin werden. Das war für eine Frau in den Achtziger- und Neunzigerjahren und wohl auch jetzt nicht sehr einfach. Zuerst also Stewardesse oder Flubgebleiterin, wie das heute heißt. Einen Robert gab es auch und eine Schwester. Dann einen Privatpilotenschein, bevor sie es als Co-Pilotin auf einer Billigairline schaffte und ewig auf ihren Pilotenkurs warten mußte.

Es gibt zwei Männer, Gabriel, den Piloten, bei dem sie lange lebt und ihm was jetzt wieder ein bißchen untpisch oder doppelt umgedreht ist, die Hemden bügelte, bevor sie ihm anzeigte und seine Papiere verbrannte, um von ihm loszukommen und Matthias, den Juristen.

Zu Beginn des Buches, das immer wieder in Rückblenden geschrieben ist, fliegt Clara nach Sri Lanka, um dort einen Urlaub zu verbringen. Sie mietet sich ein Motorrad, um auf der insel herumzufahren, was auch ein wenig schwierig ist, bis ihr derVermieter herausrückt. Macht dort einige Begegnungen mit einer sizilianischen Krankenschwester, beispielsweise, die zwar im Op steht, aber traumaisierten Mädchen nach ihrer Vergewaltigung trotzdem seelisch helfen muß und einen Tamilien der sie zum Essen einlädt und dann eine Gegenleistung von ihr will.

Am Schluß kommt sie nach Madrid zurück, wo sie eine Wohnung hat, der Kapitänkurs ist genehmigt. Die Fluglinie aber pleite gegangen, so daß sie sich nach etwas anderem umsehen muß und hoffnungsvoll zu einem Vorstellungsgespräch reist.

Ein interessantes Buch in dem man in die weite Welt eintauchen und auch sehen kann, wie weit wir auch schon vor Corona überwacht wurden, zumindest bei den Piloten war das so, die dauernd Blut- und andere Tests machen mußten, aber auch mehr von der Welt, ihren Unruhen und Ungerechtigkeiten gesehen haben, als Eva Normalverbraucherin, die das alles nur aus Büchern kennt.

Und noch etwas ist interessat, hat doch Gunther Neumann seinem so modernen Buch, immer wieder Blaise Pascal-Zitate, dem französischen Mathematiker, der 1662 gestorben, ist, vor die einzelnen Kapitel gestellt.