Jetzt kommt etws zum Ukraine-Schwerpunkt, den ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, das neue oder letzte Buch des 1961 in St. Petersburg geborenen und auf Russisch schreibenden Andrej Kurkow, von dem ich schon einiges gelesen habe und den ich auch schon an verschiedeenn Orten hörte. So ist er, glaube ich, Stammgast auf der “Buch Wien” war bei der “Literatur im Herbst” und einmal in der Kunsthalle vor vielen Jahren bei einem Ukraine-Schwerpunkt hätte ich ihn fast zu meinen Geburtstagsfest eingeladen, mich das dann aber doch nicht getraut, obwohl ich mich intensiv mit ihm unterhalten habe.
Das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe, war “Picknick auf dem Eis”, dann kam der “Volkskontrolleur” und jetzt “Samson und Nadjeschka” und der Stil in dem Kurkow schreibt, könnte man wahrscheinlich phantastischen Realismus benennen.
“Ein später Bulgakov, ein ukrainischer Murakami, steht am Buchrücken und der Roman oder der erste Teil davon, spielt 1919 in Kiew. Da ist der junge Elektrotechnikstudent Samson, der gleich zu Beginn des Buchs mit seinem Vater von Rotarmisten überfallen wurden. Der Vater wird getötet, Samson verliert ein Ohr und das besondere auch skurille an der Geschichte ist, daß er mit diesem abgeschnittenen Ohr hören kann. Ein Einfall Kurkows, überall erwähnt, aber eigentlich nicht das Hauptstück des Buchs. Samson bleibt jedenfalls allein in seiner großen Wohnung zurück, wird von der Portiersfrau betreut, die ihm rät, das er heiraten soll und dafür die strenge Nadjeschda aussucht, die in einer Art statistischen Zentralamt arbeitet.
Samson wird von einem Augenarzt betreut, der seine Verbände wechselt und in seine Wohnung dringen zwei Rotarmisten, Anton und Fjodor ein, die bei ihm wohnen wollen. Sie hauen den Schreibtisch aus dem Arbeitszimmer seines Vater hinaus. Der kommt auf die Milizstation und Samson wird dort gleich als Polizist eingestellt, weil er gut schreiben kann.
Dann passieren wieder ein paar skurille Dinge und welche die ganz realistisch sind, zum Beispiel, das Essen in der sowetischen Kantine und die Hafergrütze, die es dort auf Bons, aber ohne Brot gibt.
Dann bemerkt Samson, daß seine zwei Rotgardisten requirierte Säcke in seine Wohnung schleppen und abhauen wollen.
Er läßt sie verhaften und findet in den Säcken Silber und seltsam zusammengeheftet Stoffstücke. Die Spur führt dann zu einem deutschen Schneider und einen Belgier namens jakobson mit einer Knochenkrankheit, der von einem Arzt gesagt bekommen hat, daß ihn Silberknochen heilen könnten.
Nadjeschda zieht inzwischen bei Samson ein, der befördert wird und Fortsetzung folgt. Also haben wir etwas, auf das wir uns freuen können. Aber ich habe ja noch den zweiten Tel des “Volkskontrolleur” und ein “Ukrainisches Tagebuch” ungelesen in meinen Regalen liegen.