Die Frauen von Schönbrunn

Historische Romane um die vorige Jahrhundertwende, vom ersten Weltkrieg aufwärts sind jetzt sehr modern und ich habe schon einige davon gelesen, das erste war glaube ich “Chuzpe” von Andreas Pittler. Dann folgten noch einige Krimis “Schönbrunner Finale” beispielsweise und jetzt die Frauen von Schönbrunn von Beate Maly.

“Ullstein” hat es mir angeboten und interessant, nicht zu verwechseln mit Beate Maxian, die auf mehreren Krimipreislisten stand. Die 1970 in Wien geborene schreibt keine Krimis, sondern einen eine Art Liebesromane, zumindest würde ich die “Frauen von Schönbrunn” so interpretieren und das Buch ist für alle Zooliebhaber, glaube ich, zu empfehlen. Ich bin das wahrscheinlich nicht so sehr, aber trotzdem ist es interessant über den berühmten Tiergarten zu lesen und das Buch beginnt im Prolog 1914, wo gerade Weltkrieg eins begonnen hat. Da geht Tierarzt Karl Moser mit seinen beiden Töchtern Emma und Greta dorthin, weil Greta den zwanzigsten Geburtstag feiert. Emma ist etwas jünger und will Tierärztin werden. Aber damals durften die Frauen nur in Zürich studieren, so beginnt sie als Tierpflegerin in Schönbrunn, um sich das Geld dafür anzusparen, während Greta mit ihrem Verlobten Gustav auf Vater und Schwester in einem Gasthaus warten.

Dann springen wir ins Jahr 1917. Der Vater und Gustav sind an der Front. Greta ist hochschwanger, Emma trainiert im Affengehege den Orang -Utan Fanny und streitet sich mit dem Vizedirektor Hubert von Kochan, der Zoologe ist und am liebsten das Gehirn des Affen sezieren will. Ein Tierarzt muß her. Der heißt Julius Winter, ist von der Front mit einem Granatsplitter im Bein zurückgekommen und hat von da ein Trauma, weil er dort hauptsächlich den Soldaten, die Beine amputieren mußte. Deshalb betrinkt er sich mit seinem besten Freund Johannes mit billigen Fusel, weil der an Front zurück muß. Julius kommt aus der Steiermark. Seine Mutter hat dort ein Gestüt und sein Bruder, der es bewirtschaftet, ist zum Leid der Mutter schwul, denn sie wünscht sich sehnlichst Enkelkinder.

Das Essen ist knapp. Im Tiergarten, wie auch überhaupt, so wird ein Eisbär angeschossen und der Tiergarten, der dem Kaiser gehört, steht ständig vor der Schließung und, daß Frauen dort überhaupt arbeiten können, verdanken sie den Männern an der Front. Es kommt ein Brief vom Kriegsministerium. Gustav wird als gemisst gemeldet, was Greta in so großen Schock versetzt, daß das Kind früher kommt und ausgerechnet zu dieser Zeit ist die Hebamme bei ihren Eltern am Land um Lebensmittel zu hamstern.

Da taucht Julius mit einem Geschenkkorb auf, um sich bei Emma zu bedanken und kann gleich der kleinen Gisela ins leben helfen. Ein Nachbar will das Haus der Schwestern kaufen. Emma muß das Silberbesteck ihrer verstorbenen Mutter verkaufen. Julius kauft es ihr zurück und bis zum Happy end sind noch einige Katastrophen zu überwinden. Man sieht Beate Maly hat die Heldenreise und das Stufenmodell genau studiert. Der Vizedirektor, der Fanny vergiften und Emma vergewaltigen will ,ist ein eindeutiger Antagonist. Direktor Kraus, den es wohl wie Fanny und das Zebra Charlie, das Kutschen durch den Schloßpark zog, wirklich gegeben hat, ist eine eher blasse Neutralfigur, hat aber gewußt, daß Karl Moser für die kranke Frau des Tierpflegers Franz Morphium abzweigte. Von Kochauf will Emma damit erpressen und als die noch von seinem Kuß unter Schok stehend zu ihm will, um ihm um Rat zu fragen, sieht sie ihm eine Frau umarmen.

Uje uje, aber das ist nur die Schwester Johannes, der gefallen ist, genauso wie auch der Vater und, als das Happy end dann in Form der Taufe der kleinen Gisela herangekommen ist, bleibt, um das das Ganze vielleicht nicht zu kitschig machen, Gustav nach wie vor verschollen. Ich hätte gedacht, er kommt zurück und Emma wird vielleicht doch nicht Tierärztin werden, sondern höchstwahrscheinlich Mutter, die den Affen Fanny dann vielleicht nur in ihrer Freizeit weitertrainiert und die Straßenbahnschaffnerinen haben nach dem Krieg ja auch weichen und an den Herd zuückmüssen, bis dann world war II kam.

Trotzdem ein spannendes leicht zu lesenden Buch, in dem man viel über den berühmten Tiergarten erfährt und einen Folgeband habe ich gesehen, gibt es auch schon. Mal sehen, ob er zu mir kommt.

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