Oberkampf

Jetzt kommt der erste Roman in diesen Jahr und der zweite des 1967 geborenen Hilmar Kute von dem ich schon “Was nachher so schön fliegt” glesen habe, was mir gut gefallen hat. Bei “Oberkampf” bin ich mir nicht sicher, obwohl es spannend zu lesen war, viele aktuelle Bezüge und schöne Bilder hat, aber eigentlich passiert zwar viel, aber das ist vielleicht banaler, als es der Klappentext verspricht.

Da ist Jonas Becker, ein Agenturbesitzer, der eines Tages beschließt, seine Agentur der “Klugen Köpfe”, die er in Berlin betrieb, aufzugeben, seine Freundin Corinna zu verlasssen und nach Paris zu ziehen, um dort das Leben des berühmten aus Wien stammenden Dichters Richard Stein zu beschreiben.

Es fängt spannend an, wie Jonas mit seinen Rollkoffer in Paris ankommt. Es ist mitten in der Nacht, so kommt er zunächst nicht in sein Appartement, das sein Verlag für ihn in der Rue Oberkampf gemietet hat. Er geht in ein Bistro und lernt dort ein paar junge Leute kennen, eine davon ist Christine, die später seine Freundin wird und als er am nächsten Morgen Kaffee in einem Bistro trinkt und da ein schönes Bild eine Frau mit bunten Zigaretten beobachtet, die ihn später anschreit, als er eine von ihr eine schnorren will, erfährt er von seinen früheren Partner Fabian, es ist etwas Schreckliches geschehen und damit ist der Anschlag auf Charly Hebdo gemeint. Er läuft hin und man denkt, das ist jetzt die Handlung, darum geht es in dem Buch, aber es geht nach einigen Anspielungen auf Michel Houellbeques “Unterwerfung” weiter.

Er geht mit den saufenden Stein essen, der scih von ihm Champagner bestellen läßt und ihn dann auffordert mit ihm nach Amerika zu reisen, um dort seinen Sohn zu suchen. Der heißt Elias nach Elias Canetti, ein Freund von Stein, ist aber, wie sich herausstellen wird, nicht sein Sohn sondern, der von einem Herrn Altenberg aus Wien, der einen berühmten Vater hat, sein Freund und Expartner Fabian, der sich inzwischen mit seiner früheren Freundin Corinna befreundet hat, bringt sich um und das Buch, ein Interview, will es Stein, kann er auch nicht schreiben oder hat Schwierigkeiten dabei und mit seiner Freudnin Christine geht er am Schluß in ein Konzert.

Eine ein bißchen zerfledderte Handlung, die im Klappentext, als “Hilmar Klute schreibt über den Zauber der Literatur genauso über die Flüchtigkeit unserer Existenz. Dabei gelingt ihm ein Buch voller Sehnsucht und Melancholie, Komik und Schrecken.”

Das habe ich nicht ganz so empfunden, beziehungsweise ist mir das etwas zu hoch beschrieben. Die Welt der Literatur und die der Bücher, was ich ja sehr mag, ist aber sehr schön beschrieben. Es gibt viele Anspielungen, der Waldheim-Skandal kommt vor und das Attentat von Charl Hebdo, was eigentlich der Aufhänger ist, verschwindet irgendwie in der Banalität des lebens.

Ein Intellektueller trennt sich von seiner Frau, steigt aus, findet eine neue Freundin, fliegt nach Amerika und scheitet schließlich an seinem Auftrag sich als Biograf zu betätigen.

Alles sicher schon vorgekommen und Hilmar Klute hat, glaube ich, auch einige Zeit in Paris gelebt und dort wahrscheinlich auch Studien zu diesem Buch gemacht.

Ein wenig mehr auf das Attentat oder die Pariser Situation bezogener Plot hätte wahrscheinlich nicht geschadet, habe ich ich ja vor zwei Jahren auch die drei Teile “Subotex” gelesen oder wo Charly Hebdo draufsteht, sollte es vielleicht auch enthalten sein oder darum gehen.