Rückwind

Wieder eine Neuerscheinung, der neue Roman des 1956 geborenen Burkhard Spinnen, der lange gefürchteter “Bachmann-Jurysprecher” war und von dem ich erst kürzlich ein Buch über die Frauenfiguren bei Fontane gelesen habe und wieder bleibe ich etwas ratlos oder besser mit einem gewissen Aha-Erlebnis zurück, denn Burkhard Spinnen, kann ich mich erinnern, war in Klagenfurt sehr streng bei seinen Definitionen, was gute Literatur denn ist und nun dieser Roman, wie soll ich ihn benennen, Gesellschaftsroman?

“Roman über  einen furchtbaren Verlust”, steht am Buchrücken und am Cover sind Windräder zu sehen, die ja dereit bei all den Klimaschutzdiskussion sehr aktuell oder in Verruf gekommen, je von welcher Seite man es sieht, sind.

Wenn ich schreibe, es ist eine Anleitung für seine Sprachkunstschüler, wie man einen spannenden Roman  schreiben soll, klingt das für eine wie mich, wahrscheinlich sehr überheblich und da bin ich schon bei der Frage, was einen guten Roman denn angeblich ausmachen soll? Er muß fesseln, spannend sein, unerwartete Wendungen haben und vor allem das neue noch nie Dagewese beschreiben.

Nun, das Letzteres eher unmöglich ist, obwohl es ständig gefordert wird, hat schon der große MRR geschrieben und von der Liebe und dem Tod als Themen gesprochen, die gibt es in dem Roman und ansonsten, denke ich, eher, daß das, was ich da gelesen habe, eher banal und etwas aufgesetzt ist und, daß ich wenn ich das geschrieben hätte, damit wohl sehr verrissen werden würde und Burkhard Spinnen sich wahrscheinlich selbst oder diesen Text nicht eingeladen hätte.

Es geht und da bin ich ja eigentlich auf meiner Linie, um brandtaktuelle Themen, ansonsten wird sehr spannend und mit den geforderten Wendungen und daher etwas unlogisch, eine eher triviale Handlung erzählt.

Da ist Hartmut Trössner und der hat am 9. April 2018 alles verloren. Seine sehr erfolgreich Windräderfirma, seine Frau, sein Kind, sein Haus ist auch noch abgebrannt, das erinnert sehr an das Debut der Nele Pollatschek, wo auf den letzten fünfzig Seiten auch alle sterben. Er hat infolge dessen versucht sich umzubringen, er führt auch ständig eine Glock im Gepäck, war deshalb monatelang in Rehakliniken, wurde mit Medikamenten zugestopft, etcetera und jetzt fährt er am 27. August 2018, also noch nicht so lange her, nach Berlin.

Er tut das nicht allein, seine innere Stimme Coach genannt, begleitet ihn und erzählt sein Leben, wird aber bald von einer junge Frau, die sich auch im Zug befindet, unterbrochen und die heißt einmal Iris, einmal Ismene, einmal Lena, ein vierter Name kommt, glaube ich, auch vor.

Einmal ist sie eine Journalistin, die Trössner interviewen will, dann wieder eine Bankangestellte, etcetera. Sie führt ihn jedenfalls in Berlin zuerst auf den Friedhof, wo sie einer demenzkranken Frau nach Hause hilft, dann in ihre angebliche Wohnung, die eigentlich ihrer Schwester gehört und am Schluß, als Trössner ihr gemeinsam mit dem Coach sein Leben beziehungsweise, die Katastrophen, damit der Leser sich auskennt, erzählt hat, führt er sie auf ein Filmgelände.

Seine verstorbene Frau Charlotte war nämlich Schauspielerin und spielte in einer Serie eine AfD-Politikerin könnte man so sagen. Die Partei heißt hier natürlich anders.

“Christentum ohne Christen”, glaube ich und auf dem Gelände wird die neue Staffel gedreht, die noch eine Nachfolgerin für Charlotte sucht. Ihr Partner war aber ein Klaus Sibleski und der spielte einen Gottesmann, der auch in der Partei seine Rolle hatte und den besucht Trössner nun mit seiner Iris, die hier Lena genannt wird, zieht seine Glock heraus und stellt den Schauspieler die Frage, wieso Gott es zulassen kann, daß man an einem Tag alles verliert? Der weiß, die Antwort natürlich auch nicht, so wird in Charlottes Wohnung gefahren, wo sich deren Agentin befindet und am Schluß ziehen alle ins Finanzministerium, der Flaschmob zieht auch dorthin und Trössner hält am Balkon eine Rede an das Publikim und verschwindet dann irgedwie und das, beziehungsweise, die Leser des Romans bleiben vielleicht ratlos zurück oder lesen am Buchrücken,daß “Rückwind ein Roman über einen furchtbaren Verlust, der als himmlische Prüfung oder göttliche Strafe erscheinen muß, handelt und vor dem Hintergrund deutscher Mentalitätsgeschic hte furios und hautnah an unserer Gegenwart erzählt.”

Graue Bienen

Bienen scheinen derzeit ja Angesichts der Klimakatastrophen und der “Fridays for Future-Bewegung” sehr in Mode zu sein und so hat sich außer Norbert Scheuer auch Andrej Kurkow damit beschäftigt. Auf das Buch hat mich der Blog “Mikka liest”, der mir seit kurzem folgt, aufmerksam gemacht und da ich ja sehr neugierig bin, habe ich das Buch gleich angefragt und ich muß sagen, die “Grauen Bienen” haben mich mehr begeistert, als, die des Winters, was wohl daran liegen mag, daß der 1961 in St. Petersburg geborene und in Kiew lebende Autor, der Klavier spielt und elf Sprachen spricht, ein sehr schelmischer und skurriler ist, das aber mit so feiner Klinge betreibt, daß es auch mir gefällt.

Kennengelernt habe ich ihm durch sein “Picknick auf dem Eis”, das “Diogenes-TB” habe ich mir um den Gutschein besorgt, den ich vor Jahren für eine “Thalia-Kundenrezension” bekommen habe und dann habe ich den Autor mehrmals bei Lesungen getroffen, an eine in der Kunsthalle kann ich mich  erinnern, daß ich mich mit ihm unterhalten habe.

Auf der “Buch-Wien”, hat er mehrmals gelesen, den “Wahrhaftigen Volkskontrolleur”, habe ich mir von ihm dort signieren lassen, den “Unbeugsamen Pagagei”, glaube ich, bei einem der Literaturhaus-Flohmärkte gekauft, aber noch nicht gelesen und in meinem Bibliothekskatalog habe ich gesehen, daß ich auch das “Ukrainische Tagebuch” in meinen Regalen habe, aber daran kann ich mich nicht erinnern, wohl aber, wo ich Andrej Kurkow das letzte Mal gehört und gesehen habe, das war anläßlich der letzten “Buch Wien” in der “Gesellschaft für Literatur”, da hat er aus der “Katografie der Freiheit”, gelesen und das Buch hat, glaube ich, wenn ich mich nicht irre, Cornelius Hell auch bei der “Winter-Lesart” empfohlen.

Das Buch habe ich ebenfalls nicht gelesen, so daß ich es nicht beurteilen, sondern nur von den “Grauen Bienen” schwärmen und es allen an dem Krieg in der Ukraine interessierten, mit dem ich mich ja auch sowohl in meinem Lesen als auch im Schreiben beschöftigt habe, empfehlen kann.

Es geht um ein kleines Dorf  in der Nähe von Donezk, eingeklemmt zwischen der russischen und der ukrainischen Kampfzone, dort gibt es nur drei Straßen und es leben auch nur noch zwei Menschen in ihm.

Sergej, der Protagonist und sein Freundfeind Paschka. Die Kirche ist zerbomt von dort holt Sergej sich die Kerzen, denn es gibt keinen Strom im Dorf, auch keinen Laden und eigentlich nichts, außer den beidenMännern und den Bienen, denn Sergej ist Bienenzüchter und hat sechs Stöcke.

Er wird von dem Soldaten Petro besucht, der sein Handy auflädt und ihm eine Granate schenkt. Er findet im Schnee, das Buch beginnt im Winter, einen toten Soldaten, bedeckt ihn und findet seinen Rucksack, in dem sich Süßigkeiten befinden.

Weil er schon lange keine Eier mehr gegessen hat, geht er ins nächste Dorf, um sie gegen Honig einzutauschen. Dort fragen ihn Kinder nach dem Weihnachtsmann, der ihnen Süßigkeiten versprochen hat. So trägt er den Rucksack zu ihnen. Dafür bekommt er Schmalz geschenkt und weil ihm im  Dorf langweilig ist, tauscht er auch die Straßennamen, die Lenin- und die Schwetschenkostraße, beziehungsweise, deren Schilder aus.

Der Sommer kommt und da müßen die Bienen aus den Stöcken und weil sie das aber nicht in einer so unruhigen Gegend, wo Nachts die Granaten fliegen, tun können, verlädt er die Stöcke auf sein altes Auto und fährt mit ihnen in frielichere Gegenden.

Dort campiert er  in einem kleinen Städtchen, freudet sich mit der Verkäuferin des Ladens an, die ihn mit Essen und Lebensmittel versorgt und ihn auch bei sich duschen läßt.

Die Fenster seines Autos werden aber eines Nachts von einem traumatisierten betrunkenen Ex- Soldaten eingeschlagen, da, daß er mit den Bienen an die Krim flüchtet.

Da ist aber die russische Zone. So hat er Einreiseschwierigkeiten, bekommt aber von den Journalisten, die seine Geschichte hören sollen, das Geld für die Autorreperatur geschenkt, die nie geschieht, denn in der Krim, will er einen tatarischen Bienenzüchter besuchen, den er einmal auf einer solchen Tagung kennengelernt hat.

Der wurde aber schon vor zwei Jahren von den Russen abgeholt und als ihn dessen Frau zur Polizei schickt, um nach ihm zu fragen, erfährt er, daß er tot ist. Und als Sergej, als in dem Städtchen der Strom ausfällt, der Witwe, die ihn freundlich aufnimmt und seine Biene neben den ihren aufstellen läßt, seine Kerzen schenkt, wird ihr Sohn wegen Kirchenraubs verhaftet und erpresst, in die Armee einzutreten.

So bittet ihn die Witwe, die Tochter über die ukarinische Grenze zu bringen. Sie soll dort studieren, wo Sergejs Ex-Frau mit seiner Tochter Angelina lebt und Sergej kehrt wieder zurück in sein Dörfchen, weil dort die kostenlose Kohlenlieferung kommt, die aber nur an Anwesende ausgegeben wird.

Ein skurilles Buch, das sich leicht und angenehm liest und einem trotzdem viel über die Zustände in den ukrainischen Dörfern und den Spannungen, die dort herrschen, aufmerksam machen und mich die scheinbar naiven Gedanken des Sergej Sergejitsch mit denen er sich mit Gott und die Welt und den Zuständen, die in ihr herrschen, beschäftigt, sehr beeindruckt haben, so daß ich sehr froh über die Empfehlung und, daß ich es noch vor meinem Urlaub lesen konnte, bin.

Gemma Habibi

Jetzt kommt das Hauptprogramm der O-Töne vom fünfzehnten August nämlich Robert Prossers dritter, vierter oder fünfter Roman “Gemma Habibi”, wie die “Phantome” bei “Ullstein” erschienen und die unentschiedene Angabe läßt darauf schließen, daß ich bezüglich der Gattungsbezeichnungen der bei “Klever” erschienen Bücher nicht sicher bin, das dritte war wahrscheinlich ein Roman und so wären wir bei drei angelangt und ich kenne den 1983 in Tirol Geborenen schon lange, war bei seinen Anfängen in der “Gesellschaft für Literatur” dabei, bei einigen anderen Lesungen, bei der “Priessnitzpreis-Verleihung” und würde auch bestätigen, daß Robert Prosser ein Ausnahemeschriftsteller ist. Am Buchrücken steht etwas von “einem der wortgewaltigsten Schriftsteller seiner Generation”.

Das würde ich angesichts der Herren Gauss, Ransmayer, Menasse, etcetera, nicht so sehen und würde eher bei der Ausnahme bleiben und bleibe bei “Gemma Habibi”, ich gebe es zu, auch etwas überfordert zurück, wie auch in der “Fix-Poetry Rezension”, die ich gelesen habe, die Frage gestellt wird, ob der Wortgewaltige seine Leser damit nicht überfordert?

Wenn man von der üblich angesehenen Romankonzeption: Anfang, Mitte, Schluß ausgeht, dann würde ich sagen, ohne Zweifel.

Denn Handlung gibt es keine und Prosser springt theoretisierend von einem aktuellen Thema unserer Zeit zum nächsten.

“Ein fulminantes Portrait der Jetztzeit”, steht auch noch am Buchrücken und meinem Leseexemplar war eine Presseinformation beigelegt, wo Robert Prosser erklärte, daß er 2017 zu Rechercehezwecken nach Lesbos in ein Flüchtlingslager gefahren sei und in der Danksagung steht etwas, daß er schon lange boxt und die “Bedingungslosigkeit des Kampfsportes” erforschen wollte.

Neugierig geworden oder keine Ahnung, um was es hier geht?

Es geht um den Studenten Lorenz, der wie Robert Prosser Sozialantroplogie studierte und da von seinen Dozenten für seine Diplomarbeit zuerst nach Syrien und dann später in einen Boxclub geschickt wird.

So könnte man es vielleicht formulieren, aber ich fürchte, es stimmt nicht und wird dem Buch nicht gerecht.

Am Klappentext wird auch noch eine Passage des Buches wiedergegeben, wo sich Lorenz mit seiner Freundin Elena, der Fotografin und, ich glaube,  auch mit seinem syrischen Freund Z., 2015 auf die “Demo für Menschlichkeit” begeben hat, auf der ich ebenfalls war und eine Demo gegen des Akademikerball wird auch beschrieben.

Das Buch beginnt aber mit einer Boxkampfszene. Dann erzählt Lorenz ein bißchen was über sich, reist nach Syrien, wo er Elena kennenlernt. Wieder zurück in Wien, beginnt er sein Studium zugunsten des Boxkampfen zu vernachläßigen. Er will Staatsmeister werden, was aber mißlingt, so reist er mit Elena nach Afrika, schaut dort den Vodooritualen zu und gräbt ein Loch. In besagter Rezension habe ich noch gelesen, daß dabei die Rituale mit dem Kampfsport verglichen werden. Wieder zurück in Wien wird er zusammengeschlagen, wobei ihm Elena nicht hilft, sondern seine Niederlage fotografiert und der Protagonist beschließt am Schluß  nicht aufzugeben, sondern morgen weiterzumachen.

“Womit?” könnte ich fragen und wiederhole meine Ratlosigkeit, denn ohne Zweifel Robert Prosser verfügt über eine starke Sprache und  hat auch die aktuellen Themen der Zeit aufgegriffen.

Ich denke aber doch, ein Roman braucht eine Handlung. Die theoretische Aneinanderrreihung von Ereignissen ist es wohl nicht, habe ich in meinen eher erfolglosen Schreiberleben gelernt und gebe zu, ich hätte mir davon mehr von Robert Prosser gewünscht, bin aber trotzdem sehr gespannt, wie der Roman, der ja erst kürztlich erschienen ist, von der Rezeption aufgenommen wird und ob und auf welche Longlist er kommt?

Das goldene Palais

Jetzt kommt ein Gesellschaftsroman des Fin Sciecle, der in den ersten Weltkrieg mündet, geschrieben von der 1980 geborenen englischen Autorin Satasha Solomons, die Drehbücher und schon fünf Romane geschrieben hat.

Es beginnt in Wien, im April 1911, wo die angesehene Bankiersfamilie  Goldbaum ein rauschendes Fest veranstaltet, da die zwanzigjährige Greta, Tochter des Hauses, an ihren Cousin, Albert, den sie noch nie gesehen hat,  nach England verheiratet werden soll, denn das Bankhaus Goldbaum ist in ganz Europa verstreut und heiratet unter sich.

Greta will das zwar nicht sehr, sucht sich aber auf die Frage, wie sie sich ihre Hochzeit wünscht, nur die Sorte der Blumen für den Brautstraußes aus, die es dann in England nicht gibt und ist für ein Mädchen aus den besten Kreisen sehr übermüdig und eigenwillig, so zieht sie sich, die von der Mutter zu klein besorgten Ballschuhe aus und planscht mit ihrem Bruder Otto, der sich für die Sterne interessiert, aber natürlich in die Bankgeschäfte einsteigen muß, im Springbrunnen herum, während hinter dem Palais sich der obdachlose Karl, der in den Kanälen lebt, anstellt, als die Reste des Diners, an die Armen verteil werden.

Gretas Eigenwilligkeit geht so weit, daß sie einen Brief an Albert schreibt, in dem sie ihn auffordert, da er auf die Ehe  verzichten soll. Dann heiratet sie ihn doch. Es dauert aber über ein Jahr bis sie ihre Jungfräulichkeit verliert und zwei Kinder zur Welt bringt.

Albert ist ein Schmetterlingsforscher, die Mutter Adelheit auch aus Ögterreich oder Deutschland stammend, hegt und pflegt ihre Gärten und Greta tut ihr das nach, dazu engagiert sie Gärtnerinnen, die in Reithosen auftreten, was Lord Goldbaum sehr erzürnt, der hat aber noch mit seinem anderen Sohn, dem dicken Clement, Schwierigkeiten, als der sein Geld verspielt und Schulden macht.

Der erste Weltkrieg naht und bringt Veränderungen in die jüdische Bankiersfamilie.

Albert muß für die finanhzierung des Krieges sorgen, Otto wird eingezogen, bekommt den obdachlosen Karl, der inzwischen sein jüdisches Geschlecht entdeckte, als Offiziersburschen,  wird verwundet und später in die russische Kriegsgefangenschaft geschickt.

Er und Albert gelten als vermißt, als seine Schecks, die die russischen Ärtze von ihm erpressen, nicht mehr ankommen. Albert scheint auf der Schiffsfahrt von Amerika nach England zu ertrinken, kommt aber doch zurück, so daß er seine kleine Tochter und seinen Sohn kennenlernen und die Geschicke des Bankhauses weiter und, füge ich hinzu, in einen zweiten Krieg führen kann, der ja alsblad kam und die Familie wahrscheinlich auch in Schwierigkeiten brachte.

Natasha Solomons scheint für ihr Buch sehr gut recheriert zu haben, so kann ich, wenn unter dem goldenen Palais das Haus des Barons Goldbaum in Wien gemeint gemeint ist, das Palais wilczek in der Herrengasse, wo sich die “Gesellschaft für Literatur” befindet, recht gut erkennen.

Allerdings scheint es in der Nähe eines flußes angesiedelt zu sein und die Donau sowie deren Kanals, sind ja etwas weiter entfernt.

Der Untergang der Titanic , der die Gesellschaft irritierte, wird geschildert, aber natrlich auch das Treiben der Pflanzen und der Schmetterlinge, die Greta sogar fängt, um ihren Gemahl zu imponieren und ihn in ihr Bett zu bringen, denn Nachfolger müssen ja sein, obwohl die Baronin ihrer Tochter am Hochzeitstag zur Sicherheit ja beigebracht hat, daß sie das “Unerfreuliche” an einer Ehe schon überstehen wird, wenn sie ihn, wie eine gute Frau das tut, jedes dritte Mal abweist.

Und über den ersten Weltkrieg habe ich ja vor kurzem erst etwas aus russischer Sicht gelesen.

Radio Activity

Wieder eine Neuerscheinung, wieder aus dem “C.H.Beck-Verlag”, wieder als E-Book gelesen und diesmal ist es von einer besonderen Autorin, mit einem besonderen Schreibstil, würde ich so sagen, hat doch die 1965 geborenene KarinKalisa mit ihrem Debut “Sungs Laden” einen Bestseller gelandet. Das Buch habe ich einmal, mit Rechnung, im Schrank gefunden, es dann eine Zeitlang liegen lassen und schließlich, als Karin Kalisa damit bei der letzten “Literatur im Herbst” mit dem Thema “Utopie” eingeladen, mit meinen Freund Uli gelesen.

So war ich natürlich sehr interessiert, als ich erfahren habe, es gibt ein zweites Buch und das jetzt gleich ein paar Tage nach Erscheinen gelesen. Anna Jeller hat es auch auf ihrer Facebookseite vorgestellt und als neues Lieblingsbuch bezeichnet. Ich würde sagen, Karin Kalisa hat eine sehr lockere Art zu schreiben, berührt ein sehr aktuelles Thema, auch wenn ich über manches drübergelesen habe, gibt es  sehr berührende und sehr dicht geschriebene Stellen, die hängenbleiben.

Das Buch ist in drei Teilen gegliedert.

“on”, “stay”, off”, heißen sie und berührend ist auch der Klappentext, auch wenn der dann in weiterer Folge, wie ich finde, nicht mehr so viel mit dem Inhalt zu tun hat oder die Spannung, die da aufgebaut wurde, nicht ganz gehalten werden konnte.

Ist da doch von einer Nachrichtensprecherin mit einer verlockende Stimme, einer Art Lorelei, die alle in ihre Fänge lockt, die Rede und von einem verjährten Verbrechen, das sie damit aufklären will.

Das ist der Mißbrauch, den die Mutter der Nachrichtenspreherin, als Kind erleben mußte. Die hatte in Latein Schwierigkeiten, wurde zum Apotheker des Städtchens zur Nachhilfe geschickt und der mißbrauchte sie und noch andere junge Mädchen mit dieser Tour. Die Mutter erzählte das erst ihrer Tochter Nora im Sterbebett und die läuft zu einem Rechtsanwalt, um zu erfahren, daß die Sache “Leider leider!”, verjährt sei und man nichts machen könne.

Das ist kurz gespoilert, der Inhalt des zweiten Teiles und wie der Mißbrauch an der Mutter, die sich nicht wehren und auch nicht darüber sprechen kann, weil man ihr ohnehin nicht glauben würde, geschildert wurde, das ist wirklich sehr packend und alsolut lobenswert.

Beim ersten Teil, wo erzählt wird, wie drei junge Leute, Nora und ihre Freunde, einen Nachrichtensender, als start up, aufbauen und dabei ein etwas verunglücktes Quiz veranstalten, bin ich manchmal ausgestiegen.

Nora verbündet sich mit einem jungen Rechtsanwalt mit Hörgerät, der riecht Lunte an der Sache und im dritten Teil versuchen sie die Verjährung im Internet aufzuheben und zu fälschen.

Durchaus spannend  und ein aktuelles Thema, obwohl ich nicht sicher bin, ob das mit der Verjährung so stimmt und ob Mißbrauch an Kindern wirklich in manchen Fällen straffrei ist, beziehungsweise nicht belangt werden können?

Es gibt, da das Buch erst vor ein paar Tagen erschienen ist, bei “Amazon” noch keine Rezensionen. Nur ein Interview mit der Autorin in einem Radiosender habe ich gefunden. Es ist Anna Jellers neues Lieblingsbuch, was ich sehr spannend finde und auch neugierig darauf bin, was ich von ihm sonst noch so alles hören und lesen werde.

Winterbienen

Nun kommt wieder eine Neuerscheinung, Norbert Scheuers “Winterbienen”, bei C. H. Beck erschienen und von mir als E-Book gelesen, was ich ja nicht so gerne mache, weil E-Books ja keine richtigen Bücher sind, obwohl man das beim Lesen und beim Besprechen gar nicht so bemerkt.

Den 1951 geborenen Norbert Scheuer habe ich wahrscheinlich kennengelernt, als er mit “Übers Rauschen” 2009 auf der dBp-Liste stand.

“Peehs Liebe” habe ich mal gefunden oder aus einer Abverkaufskistegezogen, aber noch nicht gelesen und “Winterbienen” ist wieder, wie das Buch von Arno Geiger oder das von Ralf Rothmann eines aus den letzten Kriegstagen und da es darüber schon so viele Bücher gibt, werden die diesbezüglichen Helden wohl auch immer skurriler und widersprüchiger, denn das ist der ehemalige Latein- und Geschichtslehrer Egidius Arimon, wie schon sein Name sagt, auf jeden Fall.

Aus dem Schuldienst wurde er frühzeitig entlassen. Das Buch spielt ab 1944 und ist, ebenfalls ungewöhnlich, in Tagebuchform geschrieben und der ehemalige Lateine besitzt auch Bienenstöcke, die er von seinem Vater übernommen hat, die er pflegt und betreut und von dessen Honig er lebt.

Er schmuggelt in den Bienenstöcken aber auch Juden über die belgische Grenze. Das tut er, glaube ich, nicht nur des Gutmenschentums wegen, sondern wegen Geld, das er braucht, um sich sein Luminal zu besorgen, denn er ist Epileptiker und weil es schwer ist, im Krieg an die Medikamente zu kommen, nehmen seine Anfälle zu.

Man sieht ganz schön widersprüchlich und daher wahrscheinlich nicht sehr realistisch. Es kommt aber noch einiges dazu, denn obwohl von den Nazis sterilisiert, ist er ein Frauenheld und schäckert nicht nur mit seiner Cousine Sanny, die in dem Dorf ein Gasthaus betreut, sondern auch mit einer Maria, Anna und einer Charlotte, das sind verheiratet Frauen, deren Männer im Kriegseinsatz sind.

Charlotte ist die Frau eines Kreisleiters und außerdem in der Bibliothek beschäftigt, die sich in einem ehemaligen Bergwerk befindet, dort hat Arimond nicht nur seine verbotenen Bücher versteckt, er geht auch regelmäßig hin, um Aufzeichnungen über einen Benediktinermönch aus dem fünfzehnten Jahrhundert zu verfassen, den er zu seinen Vorfahren zählt und der sich auch mit Bienen beschäftigt hat.

Aus diesem Grund gibt es auch immer wieder lateinische Zitate in dem Buch, die man nachschlagen kann. Bei einem E-Book ist das ganz einfach, da braucht man nur darauf klicken und schon kommt man in den Anhangteil und dort steht auch, daß Norbert Scheuer von einem alten Mann mit dem er sich immer in einem Cafehaus traf, Aufzeichnungen über einen seltsamen Bienenzüchter mit der Bitte darüber ein Buch zu schreiben, bekommen hat.

Wahr oder erfunden, ich weiß es nicht. Noch etwas habe ich vergessen, in dem Buch gibt es auch, was mir zwar nicht ganz passend erschien, bei Norbert Scheuer aber offenbar üblich ist, Zeichnungen über amerikanische Flugzeuge, die sein Sohn angefertigt hat, denn während Egidius Arimond das Jahr 1944 beschreibt, kreisen amerikanische Flieger über seinen Köpfen und sein Bruder, der ihm immer Medikamente schickte ist, auch ein Kriegsflieger, sendet aber immer seltener Botschaften.

Ein interessantes Buch könnte man schreiben. Ich bin gespannt, wie es von der Rezeption aufgenommen wird und ob es auf die heurige dBp-Liste kommt, denn dann hätte ich weniger zu lesen.

Saison der Wirbelstürme

Jetzt kommt noch ein Debut, allerdings eines der 1982 in Mexiko geborenen Fernanda Melchor, die sich in ihrem Buch mit der Gewalt an Frauen beschäftigt, in Zeiten wie diesen ein sehr wichtiges Thema, wo die Unterdrückung an Frauen sowohl von den muslimischen Kulturen als auch von den Rechten kommt und Mexiko macht mit seinen Frauenmorden auch immer wieder Schlagzeilen.

Im Vorwort steht, daß Teile der Geschichte auf wahren Tatsachen beruht, am Schluß wird einigen Journalisten gedankt und dazwischen zieht es sich in sieben Kapitel hin zwischen dem bekannten lateinamerikanischen magischen Realismus und einer sehr auffälligen brutalen schonungslosen Sprache der Autorin, wo vor sich hin geflucht und geschimpft wird, wie man es literarisch vielleicht noch nicht so gehört hat.

“Die Vergessenen oder Die Medusa von La Matosa” titelt der “Falter” seine Kurzrezension und es beginnt am Mord einer “Hexe”, einer alten Frau, die umgeben von Schmutz und Müll in einem heruntergekommenen Haus eine Art esoterische Heilerpraxis betrieb, in der sie sicher auch Abtreibungen vornahm und von deren unsagbaren Reichtum man munkelt.

Das beschreibt das erste Kapitel in der schon erwähnten deftigen Sprache. Dann geht es zu den verdächtigten Jugendlichen. Jungs um die vierzehn, die die Gewalt, die sie erlebten an ihre Schwestern und Cousinen weitergeben, die sie von ihren Müttern habe, die von ihren Männern längst verlassen wurden oder sich das Leben durch Prostitution erkauften.

die Gegend in der das Ganze spielt ist arm und heruntergekommen. Die Jungs träumen von billigen oder auch teueren Addias-Schuhen oder billigen vermischten Koks. Die Frauen wahrscheinlich von der Liebe, die sie nie bekommen haben und höchstwahrscheinlich auch nicht annehmen können und das Ganze spielt in dem Haus der Hexe, einem heruntergekommenen Krankenhaus, wo man nach der Vergewaltigung oder Abtreibung von der Sozialarbeiterin noch angebunden wird, in der Kirche, der Katholizismus mit seinem Reichtum und den billigen Madonnen die in den Häusern der Armen stehen, spielt in Mexiko ja  eine große Rolle und natürlich auch im Gefängnis.

Dazwischen wird es immer mal ein bisschen magisch durchtränkt und wir bleiben mit offenen Mund vor der Gewalt, der Armut und den Terror, den es auf der Welt noch gibt und  den man hierzulande längst überwunden glaube, nach dem Lesen zurück.

So ist das bei “Wagenbach” erschienene Buches sehr zu empfehlen und wer die Autorin kennenlernen möchte. Sie kommt am ersten April nach Wien und liest um neunzehn Uhr in der Hauptbücherei am Urban Loritz Platz.

Ein Glas Wein gibt es, glaube ich, nachher auch.

Der Blumensammler

Jetzt kommt wieder ein Buch aus der vierten Kategorie meines heurigen Herbstmonsterlesevorhabens, nämlich der zweite Roman des 1981 geborenen, englischen Schriftstellers David Whitehouse, der im “Blumensammler” drei Leben in einem Roman verbindet und das  sehr spannend und gekonnt kombiniert. Ein wenig Mystik und Surrealismus, wie man sich das vielleicht so wünscht, ist auch dabei und so steht am Buchrücken “Eine fantastische Expedition in die Welt der Blumen: Spektakulär, verblüffend, herzergreifend” und wenn man, wie ich zuerst den Klappentext liest, ist man am Anfang verwirrt. Denn das Buch beginnt gar nicht mit dem dort erwähnten Blumensammler und seinem Alter Ego, sondern mit einem Professor Cole, der irgendwo in einem U-Boot sitzt und dann aus einem Wal einen Flugschreiber herausholt.

Nun ja, ich gebe zu, daß ich irgendwann nach vor geblättert habe, um nachzuschauen, ob ich wirklich das richtige Buch in der Hand habe oder eines mit einem falschen Umschlag?

Ich hatte, denn es im nächsten Kapitel geht es mit einem Dove weiter und da ist dann schon von Moorveilchen die Rede. Also richtig. Dove war, glaube ich, Journalist, arbeitet jetzt aber bei einer Rettungsorganisation im Telefondienst und hat plötzlich starke Kopfschmerzen und nicht nur das. Erinnerungen tauchen in ihm auf, an einen Peter  Manyweather aus New York, obwohl er noch nie in New York war und dorthin geht es gleich im nächsten Kapitel und auch dreißig Jahre zurück, nämlich ins Jahr 1984 und da lebt dieser Peter etwas vereinsamt vor sich hin. Er hat eine Schwester und ein Reinigungssunternehmen. Das heißt, er putzt Wohnungen, wo die Leute lang hinausgestorben sind und viel Dreck hinterlassen und dort findet er eine schöne Blume.

Da geht er dann in die Bibliothek holt sich ein Lexikon und findet dort einen Brief, wo einer seiner Liebsten, von den schönsten Blumen der Welt erzählt und die phantastische Reise beginnt. Denn Peter, der inzwischen einen anderen Blumenforscher kennengelernt hat, macht sich auf auf die Expedition, um die Welt, nach China, Afrika, Sumatra und so weiter, findet dort seine große Liebe und der Dove, ein Adoptivkind, der seine Eltern nie gesehen hat, geht inzwischen weiter in die Vergangenheit dieses Peters und dann ruft noch eine Frau in der Rettungszentrale an, die sich, um einen ihrer Patienten in einem Altersheim Sorgen zu machen, der den ga nzen Tag am Fenster steht, die Blumen im Garten ansieht und auch Kopfschmerzen hat.

Abwechselnd werden die drei Erzählstränge miteinander verbunden. Der Professor geht auf Pressekonferenzen und  versucht die Absturzurrsache des Fluges PS570 vor dreißig Jahren herauszufinden, aus dem sich offenbar ein Mann aus dem Meer gerettet hat und der Mann in dem Altersheim, der angeblich Zachariah Temple heißt, wurde eines Tages verwirrt von der Polizei auf der Straße aufgegriffen und ins Heim gebracht.

Dove erkennt den Vater in ihn und ganz am Schluß stellt sich noch heraus, daß Professor Cole es einstmals war, der seiner Liebsten, um sie zu beeindrucken, den Brief geschrieben hat, obwohl er nichts von Blumen versteht

Sehr spannend und ein bißchen ungewöhnlich die Verbindungen der drei Personen, die an sich nichts miteinander zu tun haben, der “spektakuäre roman über Liebe und Verlust sowie über die ungezähmte Macht der Erinnerung”, wie im Klappentext steht. Mich hat er ein bißchen, sowohl an “Orchis” als auch an den “Vogelgott” erinnert.

Und besonders haben mir darin die kleinen Seitenhiebe an das soziale Geschehen dieser Welt gefallen und auch, daß die Protagonisten ganz normale Berufe, wie Reinigungsfachkraft oder Mitarbeiter einer Rettungszentrale haben.

Amerika

Weiter geht es mit der Parallelliste und das ist ja das spannende am heurigen Herbstlesen, daß ich einen Einblick geben kann, was so abseits der Mainstreamlisten passiert und das Buch, das jetzt folgt, Kai Wielands “Amerika” ist in mehrerer Weise interessant.

Erstens ist der 1989 in Backnang geborene einer der Shortlistfavoriten des vorjährigen “Blockbuster-Preises”, wo sich ja die prominenten Literaturblogger, um sich zu profilieren, unter Denis Schecks Oberjury einen Forum schafften, ein unentdecktes Literaturgenie zu finden.

Daß sie dabei meiner Meinung nach die Latten viel zu hoch setzen und man wahrscheinlich schon besser als ein dBp-Favorit sein muß, um da überhaupt vorgeschlagen zu werden ist ein anderer Kaffee und etwas was mir nicht gefällt.

Ich habe mir aber im Vorjahr die Preisermittlung im Internet angesehen, wo es drei Favoriten gab und ein Buch über B.Traven gewann, daß ich mir auf der letzten “Buch-Wien” fast gekauft hätte, wenn es noch auf dem “Thalia-Stapel” der Messebuchhandlung gelegen wäre.  Daß alle der Finalisten einen Verlag verdienen, was für ein seltsames Wort, habe ich bei mehren Kommentaren gelesen, Gunnar Kaisers “Unter der Haut” ist dann auch bei “Piper” erschienen und ich habe es gelesen, weil die mir ihre Vorschau schickten.

Bei Kai Wieland bin ich schon beim “Blogbuster-Leseproben-Buch” oder vorher aufmerksam geworden, weil ich ihn, wie es mir öfter passtiert, mit Kai Wayand verwechselt habe, der ja mit “Applaus für Broniskowski”, 2015 auf der “dBp-Longlist” stand, schau an, wie prominent, habe ich gedacht, gemerkt, das ist ein anderer und dann auf Buch und  Autor vergessen, das in der Leseprobe ja noch “Ameehrikah”, hieß und statt in dem gelobten Land in einem schwäbischen Provinzdörfchen spielt.

Dann habe ich meiner heurigen Buchpreis-Vorausschau geschrieben und einen “Gefällt mir” von einem Kai Wieland bekommen und bin darauf gekommen, daß der nicht nur in der Stadt oder dem Dorf lebt in dem Alfreds Tante Edith, die Zahnärztin aus der DDR, lebte oder arbeitete und das ich in den Neunzigerjahren mehrmals besuchte, sondern daß sein Buch “Amerika” Ende August erscheint.

Da habe ich es angefragt, gleich bekommen und kann jetzt einen weiteren Einblick in das ungeheure Schaffensreichtum der deutschsprachigen Literatur geben.

“Ein eigener Ton, eine eigen Weltsicht, ein schwäbischer William Faulkner, der zur Endteckung eindlädt”, hat Schirmherr- Scheck auf das Buch schreiben lassen, das kann ich, weil ich in Faulkner nicht sehr eingelesen bin, zu wenig beurteilen. Das mit dem Ton stimmt aber, obwohl es wieder eines der unzähligen Bücher ist, das in den letzten Kriegstagen spielt oder nein, stimmt gar nicht, denn der Chronist, kommt erst in der Jetztzeit in das kleine Dorf, setzt sich in das herunterkommene Wirtshaus und läßt sich von seiner Wirtin und den drei Stammgästen, alle über sechzig, seine Geschichte erzählen, die ja, wie so oft von den Kriegserfahungen handelt und die meisten der Protagonisten damals Kinder waren und mit ihren Eltern und Großeltern, die da Oberscharführer oder etwas Ähnliches waren, leben mußten.

Eine weitere Eigenwilligkeit des Buches ist wahrscheinlich der Titel und irgendwo habe ich auch etwas von den noch vorhandenen Unfertigkeiten des jungen Verlagsangestellten gelesen oder gehört, denn so ganz klar, wieso das Buch so heißt, ist mir das nicht geworden.

Gu,t es gibt eine amerikanische Flagge und einer der Protagonisten, der alte Alfred, der im zweiten Stock des Wirtshauses lebt, war, glaube ich, auch in den Neunzigerjahren mit seiner Frau in dem gelobten Land und hat dort die Grabstätten der Familie Kennedy aufgesucht.

Ansonsten geht es auch viel um das Sterben und das dürfte auch eine der Metaphern sein, mit denen der junge Autor spielt. Es passieren sehr viele Selbstmorde in dem kleinen Dörchen Rillingsbach, das nur zwei Straßen, das heruntergekommene Wirtshaus, das einmal ein Hotel war und eine aufgelassene Schule hat und, wie das so ist, werden da auch einige Morde vertuscht über die man lebenslang rätsel kann.

Das wäre jetzt wieder ein Grund für das unerwünschte Spoilern, zu sagen, wer den Ungustl Erwin, der glaube ich, auch die kleine Wirtstochter Martha vergewaltigen wollte, umbrachte und ich kann auch, wie weiland Sasha Mariana Salzmann im “Literarischen Quartett” sagen, auf Seite 223 steht es. Aber vielleicht der Reihe nach:

Da kommt also der nicht weiter beschriebene Chronist in das Wirtshaus, setzt sich zu Alfred, Frieder und der “wilden Hilde”, läßt sich von Martha ein Fanta servieren und die Ereignisse der letzten Jahre erzählen, die waren, daß Erwin eines Tages tot in einem Schuppen aufgefunden wurde.

Selbstmord sagen, die noch amtierenden Besatzungspolizisten und kümmern sich nicht weiter darum, daß das Gewehr dafür nicht an der richtigen Stelle liegt.

Seine Frau, die später sowohl das “Amerikahaus” in Murrhardt betreut, könnte es gewesen sein, denn sie blüht auf,  geht fortan auffällig oft in die Kirche und löchert den Pfarrer damit, wie es in der Hölle aussieht. Auch gottlieb, der Vater Marthas, der damals noch ein Hotel betrieb oder die anderen Dorfbewohner.

Da gibt es den eehmaligen Oberscharführer Wilhelm, den Nazilehrer Mangelhardt und auch einen Nazidichter, der zu Kriegsende in dem damaligen Hotel wohnte und sogar ein Gedicht für dien kleinen Alfred geschrieben hat, von dem vielleicht seine Amerikaobsession kommt.

Die wilde Hilde, 1949, nach dem Tod ihres Vaters Erwin geboren, verließ mit mit neunzehn das Dorf, ging im Kreisstädtchen auf die Polizei und verlangte daß der Tod des Vaters untersucht werden muß. Der Polizist wehrt ab und Hilde verließ die Heimat und kehrte erst mit Sechzig wieder nach Rillingsbach zurück. Dazwischen hat sie “Heilbronn, Stuttgart und sogar Freiburg gelebt und der Mutter immer erst dann Briefe geschrieben, wenn sie die jeweilige Adresse schon wieder verlassen hat.

Außer Amerika gibt es noch ein Thema, das sich durch das Buch durchzieht und das auch mir sehr sympathisch ist, nämlich die Bücher und das Schreiben. Sowohl Martha, als auch Hilde haben das versucht.Martha hat es, obwohl ihr einmal, noch als Schulmädchen, ein amerikanischer Soldat, einen Erzähband von Hemingway gegeben hatte, den sie nicht lesen konnte und sich den Autor auf “Ernst “Heimweg” übersetzte, gleich aufgegeben. Sie hat aber, bevor sie nur mehr Wirtin wurde, Elisabeth im “Amerikahaus” sehr geholfen und auch Hilde schrieb, glaube ich, ihre Memoiren, die der Bürgermeister im Rathaus, neben dem Nazibuch, aufbewahrt.

Ein sehr interessantes Buch also, in dem man die Schreibprozesse und das Autorwerden gut nachvollziehen kann. Kai Wieland meint in seinem Nachwort, daß er ohne den “Blogbusterpreis” keinen Verlag gefunden hätte.

Nun man kann es ja inzwischen selber machen und hat dann vielleicht auch nicht viel weniger Leser, als wenn man auf einer der Buchpreislisten steht, geht ja, wie man überall nachlesen kann, das Leseverhalten der Leute stark zurück.

Es ist aber eine sehr interessante Neuerscheinung, die sonst wahrscheinlich an mir vorbei gegangen wäre, so bin ich Kai Wieland für sein “Gefällt mir” sehr dankbar und neugierig, ob er auch das hier liest und ob Edith Neumann vielleicht seine Zahnärztin war?

Das Kala Experiment

Bevor es zu dem Schweizer Lesen geht, noch etwas vom Neuerscheinungsbücherstapel und diesmal geht es, glaube ich, um einen Wissenschaftsthriller, beziehungsweise um das dritte Buch, das ich von dem 1960 geborenen Karl Olsberg, der über künstliche Intelligenz promovierte und den ich vor circa zehn Jahren, glaube ich, bei einer Diskussion beim Literaturcafe kennengelernt habe.

“Mirror” und “Das System” habe ich gelesen. “Schwarzer Regen” steht noch auf meiner 2018 Liste und wird, wie ich fürchte ungelesen bleiben, was soll man aber machen, wenn das neue Angebotene nicht unbeachtet lassen will?

Es ist wieder ein wissenschaftliches Buch und ich fand es sehr spannend, obwohl bei “Amazon” steht, daß es ein eher schwacher Olsberg sein soll, weil zuviele verschiedene Stränge aneinandergereiht sind.

Das finde ich eigentlich nicht, beziehungsweise hatte ich keine Schweirigkeiten mit dem Sinnerfassen und denkem Karl Olsberg hat es auch sehr sehr spannend verknüpft.

Da beginnt es schon einmal sehr spannend, daß ein Kommissar zu einem Mann geht, um ihm die traurige Nachricht zu überbringen, daß seine Frau und seine Kinder bei einem Autounfall ums Leben kamen und der schaut ihn an und beginnt zu lachen, denn die Kinder spielen im Nebenzimmer, die Frau ist in der Küche, das Auto unbeschädigt.

Dann interviewt eine Videobloggerin einen Physiker, der ihr etwas von schwarzen Löchern und der Relativitätstheorie erzählt. Ihre Zuschauer finden das zwar eher langweilig. Spannend wird es erst, als sich der Wissenschaftler umbringt.  Nina Bornholm, so heißt die Bloggerin, glaubt nicht an den Selbstmord und beginnt zu recherchieren. Die Spuren führen nach New Mexiko, denn da hat Hans Ichting mit einem anderen Professor geforscht, doch der bestreitet ihn zu kennen. Nina läßt nicht locker und reist zu der Universität, dann soll sie aber von einem Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, einem ehemaligen Afghanistankämpfer außer Land gebracht werden.

Der, John Sparrow hat eine Tochter, die an einer Immunschwäche leidet und deshalb ihr Leben abgeschirmt in einer Klinik verbringen muß. So zieht sie sich in eine virtuelle Welt zurück und der Vater muß, um die Klinik zu bezahlen, krumme Sachen machen. Denn das Buch scheint ein bißchen in der Zukunft zu spielen, wo es in Amerika keine Krankenversicherung mehr gibt. Das Geld wird auch gerade abgeschafft, die Autos fahren selber und wenn man in die USA einreisen will, muß man durch einen spezielle Sicherheitskontrolle.

John sparrow hat einen Auftrag vergeigt, so bekommt er einen besonders schwierigen, er muß Sachen von einem Flugzeugabsturz in der Wüste holen und da findet er bei dem abgestürzte Anwalt eine Zeitung mit einem Datum, das in der zukunft liegt und noch ein paar seltsame Dinge passieren in Albuquerque, wo die Haupthandlung spielt.

Da gibt es noch eine dritte Hauptperson nämlich einen Reverend, der seinen Glauben an Gott verloren hat und in einer abgewirtschafteten Kirche bei ein paar alten leuten predigt. Eine davon ist die achtzigjährige Consuela Messante, eine interessante aufmüpfige Frau und die wird vom Pfarrer tot in der Kirche aufgefunden. Es wird das Begräbnis organisiert. Auf einmal öffnet sich die Kiirchentür und Consuela kommt herein und alles an ihr ist mit der Leiche im Sarg identisch. Sogar die Geldscheine in der Handtasche tragen dieselbe Nummer und die Uhr ist zu einer bestimmten Zeit stehengeblieben.

Daran knüpft sich nun das Szenario, die beiden Wissenschaftler haben an der Zeittheorie geforscht, wo man in die Vergangenheit zurückgeschoßen werden kann. Das heißt zu diesem bestimmten Zeitpunkt wird die Welt untergehen, das habe ich nicht ganz logisch nachvollziehen können. Aber der Wissenschaftler hat Nina schon beim Interview erklärt, daß eigentlich niemand die wissenschaftlichen Theorien ganz verstehen kann.

Nina tut es doch ein bißchen, denn sie hat sich mit einem Physiker aus Cern angefreundet und versucht mit ihm die Sache aufzuklären, während John Sparrow sich mit Reverend Kessler zusammentut und am Ende wird das Experiment gestoppt. Sparrrow kommt dabei zwar um, aber sonst geht das Leben weitergeht und ich muß sagen, sehr unterhaltsam und sehr spannend, obwohl ich mich mit den schwarzen Löchern und den physikalischen Theorien  nicht so auskenne, aber nachvollziehen kann, daß Einstein und Alfred Nobel an ihren eigenen Erfindungen, wie auch Hans Ichting verzweifelten, beziehungsweise über das, was sie anrichten konnten. Hans Iichting hat sich deshalb umgebracht, Alfred Nobel den Nobelpreis gestiftet  und ich weiß nicht mehr so genau, wie mir die zwei anderen Olsberg Bücher gefallen haben, halte das “Kala Experiment” aber nicht für das schwächste Buch und bin jetzt nur gespannt, wann ich zum Lesen vom “Schwarzen Regen” komme.