Saison der Wirbelstürme

Jetzt kommt noch ein Debut, allerdings eines der 1982 in Mexiko geborenen Fernanda Melchor, die sich in ihrem Buch mit der Gewalt an Frauen beschäftigt, in Zeiten wie diesen ein sehr wichtiges Thema, wo die Unterdrückung an Frauen sowohl von den muslimischen Kulturen als auch von den Rechten kommt und Mexiko macht mit seinen Frauenmorden auch immer wieder Schlagzeilen.

Im Vorwort steht, daß Teile der Geschichte auf wahren Tatsachen beruht, am Schluß wird einigen Journalisten gedankt und dazwischen zieht es sich in sieben Kapitel hin zwischen dem bekannten lateinamerikanischen magischen Realismus und einer sehr auffälligen brutalen schonungslosen Sprache der Autorin, wo vor sich hin geflucht und geschimpft wird, wie man es literarisch vielleicht noch nicht so gehört hat.

“Die Vergessenen oder Die Medusa von La Matosa” titelt der “Falter” seine Kurzrezension und es beginnt am Mord einer “Hexe”, einer alten Frau, die umgeben von Schmutz und Müll in einem heruntergekommenen Haus eine Art esoterische Heilerpraxis betrieb, in der sie sicher auch Abtreibungen vornahm und von deren unsagbaren Reichtum man munkelt.

Das beschreibt das erste Kapitel in der schon erwähnten deftigen Sprache. Dann geht es zu den verdächtigten Jugendlichen. Jungs um die vierzehn, die die Gewalt, die sie erlebten an ihre Schwestern und Cousinen weitergeben, die sie von ihren Müttern habe, die von ihren Männern längst verlassen wurden oder sich das Leben durch Prostitution erkauften.

die Gegend in der das Ganze spielt ist arm und heruntergekommen. Die Jungs träumen von billigen oder auch teueren Addias-Schuhen oder billigen vermischten Koks. Die Frauen wahrscheinlich von der Liebe, die sie nie bekommen haben und höchstwahrscheinlich auch nicht annehmen können und das Ganze spielt in dem Haus der Hexe, einem heruntergekommenen Krankenhaus, wo man nach der Vergewaltigung oder Abtreibung von der Sozialarbeiterin noch angebunden wird, in der Kirche, der Katholizismus mit seinem Reichtum und den billigen Madonnen die in den Häusern der Armen stehen, spielt in Mexiko ja  eine große Rolle und natürlich auch im Gefängnis.

Dazwischen wird es immer mal ein bisschen magisch durchtränkt und wir bleiben mit offenen Mund vor der Gewalt, der Armut und den Terror, den es auf der Welt noch gibt und  den man hierzulande längst überwunden glaube, nach dem Lesen zurück.

So ist das bei “Wagenbach” erschienene Buches sehr zu empfehlen und wer die Autorin kennenlernen möchte. Sie kommt am ersten April nach Wien und liest um neunzehn Uhr in der Hauptbücherei am Urban Loritz Platz.

Ein Glas Wein gibt es, glaube ich, nachher auch.

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