Patience geht vorüber

Jetzt kommt das dritte Buch der fünf aus den Neunzehnhundertzwanziger Jahren, die ich vor ein paar Monaten angeboten bekommen habe. Zwei habe ich schon gelesen, das vierte wartet noch auf mich, das fünfte ist nicht gekommen. Dafür das Erste zweimal und ich muß sagen Margaret Goldsmiths “Patience geht vorüber” war eine Überraschung, obwohl ich, ich gebe es zu, zuerst einmal die Nase rümpfte, als ich das orange Büchlein auf den vier Frauenköpfe zu sehen sind, bekommen habe und dann noch etwas von einer lesbischen Beziehung zwischen zwei Mädchen, die im Jahr 1918 ihr Abitur oder Matura machten und das in einer Berliner Konditorei feierten, las.

Margaret Goldsmith entnehme ich dem Nachwort, beziehungsweise “Wikipedia”, war eine amerikanische Journalistin, die 1894 geboren wurde, ihre Jugend in Deutschland verbrachte, hauptsächlich in England lebte und unter anderen Erich Kästner übersetzt.

Das Buch ist der Malerin Martel Schwichteberg gewidmet, von der auch das Cover stammt und ist 1931 das erste Mal erschienen. Ich habe etwas gebraucht, um mich hineinzulesen und irgendwann erstaunt zu denken, interessant interessant und diese Margaret Goldsmith, die 1971 gestorben ist, war offenbar wirklich eine genauso selbstbewußte Frau, wie ihre Protagonistin Patience.

Die ist die Tochter einer Engländerin, wuchs in Berlin auf und ging gleich nach oder auch schon vor der Matura 1918 eine Beziehung zu ihrer Schulkollegin Grete, eine Sozialistin ein. Patience hat einen adeligen Namen nämlich von Zimmern, was ihr Schwierigkeiten in der sozialistischen Gewerkschaft, in der sie vorübergehend arbeitet, macht, es taucht dann auch ein Adeliger, mit einem Kriegstrauma würde man wohl heute sagen, auf, der die junge Patience heiraten will, weil er glaubt, aus dem Krieg nicht mehr zurückzukommen und verspricht ihr, daß sie dann mit ihrer Grete auf dem Gut seiner Eltern wohnen und auch mit ihr Reisen machen kann. Ja, so wars wohl zu Beginn des vorvorigen Jahrhunderts, bei der Courths- Mahler, die ich ja mal viel gelesen habe, kommt sowas uns heute verrückt erscheinendes auch öfter vor. Patience wird aber Journalistin. Der Ehemann kommt aus dem Krieg zurück. Die Mutter zu der es auch Schwierigkeiten gibt, geht nach England und die drei leben kurz in der Wohnung, bevor Patience, die verläßt, verspricht die Miete weiter zu bezahlen und sie geht dann für ihre Berliner-Zeitung nach England, wo die Mutter, die inzwischen Abgeordnete ist, nicht mit dem verheirateten Mann, zu dem sie eine Beziehung hat, leben kann. Patience geht mit dessen Sohn eine kurze Beziehung ein. Die mißlingt, dann geht sie nach Berlin zurück, um Medizin zu studieren. Das alles klingt vielleicht zu phantastisch einfach, aber die Hausmädchen oder die verhärmten Arbeiterfrauen, die jedes Jahr ein Kind bekommen und sich dann schämen mit ihren dicken Bauch neben ihren Mann spazieren zu gehen, werden zumindestens auch thematisiert und was für mich verblüffend war, die neue Sachlichkeit, die ja den Neunzehnhundertzwanziger Jahren beschrieben wird, wo ich ja auch einmal bei einem Vortrag in der “Wien-Bibliothek” war und die auch die fünf Bcher wahrscheinlich thematisieren wollen. Margaret Goldschmith spricht auch das an, beziehungwweise läßt sie ihre Ärztin Patience an dieser Gefühlskälte leiden. Sie hat sich ja in ihrer Jugend ausgelebt, bemerkt dann, daß sie lieber in der Krebsforschung, als mit Patienten arbeiten will und geht, als sie diese Gefühlkälte bemerkt sogar zu einem Psychiater, der rät der “Gnädigen Frau”, daß es schade ist, daß sie Witwe ist, denn sonst würde er ihr ein Kind empfehlen. Gesagt, getan, die neue Sachlichkeit macht es möglich oder auch nicht, denn die noch Studentin sucht sich imHörsaal sofort den passenden Kanditaten, einen schwedischen Studentn aus und lädt ihn über Nacht bei sich ein. Es gelingt nur nicht, was man heute damit interpretieren könnte, daß der Körper oder die Seele daauch ein Mitspracherecht hat. Also studiert sie fertig. Geht ins Labor zu einem Professor, der in Amerika einen Vortrag halten soll, aber nur schlecht Englisch kann. So muß Patience ihn begleiten. Der guten Sitte wegen, wir sind inzwischen Mitte Neunzehnhundertzwanzig, fahren sie getrennt und da trifft Patience, ein Kind, das auf sie zugeht und die Mutter, wieder sehr konstruiert würde ich sagen, auch wenn mich die Kritiker deswegen kristisieren, erleidet am Schiff einen Blindarmdurchbruch und stirbt während der Notoperation, vorher hat sie Patience mit dem deutschen Konsul, der sich auch am Schiff befand, das Adoptionsrecht überschrieben und das Kind, das Patience nach ihrer Mutter Victoria nennt, hüpft lustig mit ihrer “Peschi” herum, die für den Professor übersetzt und diesmal zu dritt mit dem Schiff zurückfährt. Dort wird es aber, wie uns die Geschichte lehrt, höchstwahrscheinlich auch nicht lustig werden. Aber da schließt das Buch, das ich wirklich sehr interessant fand, obwohl man es natürlich auch als kitschig interpretieren könnte, was die wenigen Kritiken, die es nach Erscheinen gibt, wie man dem Nachwort entnehmen kann, auch taten.

Mit Vicki Baum, die ja auch über die neue Sachlichkeit geschrieben hat, war Margaret Goldsmith auch bekannt, beziehungsweise ist ihr Buch, glaube ich, in einem Seitenverlag von “Ullstein” erschienen.

Betrachtungen

Nach den Zuständen des amerikanischen Gesundheitssstem beziehungsweise dem in den US-Krankenhöuser in pandemischen Zeiten, kommt gleich ein neuer Corona-Text. Ein Corona-Essay der1975 in london geborenen und in New York lebenden Zadie Smidt, die 2018 den österreich Staatspreis für europäische Literatur bekommen hat und von deren ich schon einige Romane gelesen haben.

Corona Essays-Betrachtungen über den pademischen Zustand. Ein Thema das ja nicht nur mich sehr interessiert und an dem sich auch andere abschreiben, obwohl über die vielen Corona-Gedichte und Corona- Texte ja von den Verlagen und anderen Vips meist belächelt wird, ich finde es interessant und wichtig für mich zu lesen und auch psychoh

Corona Essays-Betrachtungen über den pademischen Zustand. Ein Thema das ja nicht nur mich sehr interessiert und an dem sich auch andere abschreiben, obwohl über die vielen Corona-Gedichte und Corona- Texte ja von den Verlagen und anderen Vips meist belächelt wird, ich finde es interessant und wichtig für mich zu lesen und auch psychohygienisch wichtig sich damit auseinanderzusetzen und darüber zu schreiben und so habe ich das nicht nur selbst schon von Anfang an getan, sondern auch begonnen Corona-Texte zu lesen und zu sammeln.

Einer der Ersten war von Paulo Giordano von dem ich auch schon einige Bücher gelesen habe “In Zeiten der Ansteckung”, sehr früh in dem Corona gebeutelten Italien geschrieben und hat für mich nicht so besonders neue Erkenntnisse enthalten.

Corona-Essays oder Betrachtungen über die Lage also von Zadie Smith und sie packt das Thema auch auf ihre Art und Weise an, in dem sie tief in die Vergangenheit und in die Literatur zurückgeht. Marc Aurel in die Hand nimmt und sich Gedanken über das Leben in der Krise macht und das auch noch mit vielen Zitaten belegt. Eindrücklich ist das Bild, wo sie in New York hinter einem Gitter Tulpen sieht und dabei beobachtet, daß die auch noch von anderen Frauen angestarrt und wahrgenommen werden, um sich in Zeiten der Krise etwas Hoffnung zu geben und sich an etwas Schönen zu erfreuen. Interessant dabei, daß Zadie Smith in ihren “Betrachtungen” Pfingstrosen aus den Tulpen macht und ich habe über Pfingsten in Corona-Zeiten, wenn nicht schon einen Essay dann doch einen Artikel geschrieben.

Der beste Präsident aller Zeiten, wie er sich wahrscheinlich selber nennt, kommt in den “Betrachtungen” natürlich auch vor, beziehungsweise zwei seiner Zitate “Wir wollen unser altes Leben zurück” und “In Amerika gibt es keinen Tod”, das führt dann, wie schon bei Timothy Snyder zu der Feststellung, daß man in Amerika sterben kann, wenn man die falsche Krankenversicherung hat oder die Polizei am falschen Fuß erwischt, beziehungsweise ein Schwarzer, ein Hispanic ist oder an der Armutsgrenze lebt.

Dann kommt es zu den Priveligen, die man hat oder nicht hat und mit denen man den Lockdown leichter als andere übersteht. Etwas was mich, die Maskenverweigerin oder Ribellin ja auch sehr beschäftigt, weil ich, die ich mich ja für sehr benachteiligt halte, es für ein Privilegium halte, daß mein Mann gern einkauft, ich immer schon zu Fuß gegangen bin, keine Mutter in einem Altersheim und kein schulpflichtiges Kind habe und daher ein maskenloses Leben führen kann. Die systemrelvanten Berufen sind der nächsten Punkt, der Zadie Smidt beschäftigt.Ja die waren auf einmal sehr wichtig, die Krankschwestern, die Suermarktkassiererin, die Herren von der Müllabfuhr etcetera, die zwar beklatscht wurden, aber wohl immer noch nicht ihre Extraprämie erhalten haben. Während andere Berufsgruppen eingesperrt im Lockdown sich für einmal für sehr unwichtig halten mußten, was für die Pysche ja auch nicht gut ist. Ich habe mich daraus mit dem Lesen und dem Schreiben und auch mit den Betrachtungen über die Lage gerettet und das führt Zadie Smith zu der berühmten Frage, die Cornelia Travnicek, glaube ich, so gar nicht leiden kann, nämlich zu der, warum man schreibt und sie hat auch eine Antwort parat, damit man wenigstens beschäftigt ist. Das würde in einem College wahrscheinlich zu einem Lacher führen, stimmt aber in den pandemischen Zeiten sehr wohl, deshalb gibt es ja soviele Corona-Gedichte, Tagebücher und Gedichte, die ich, ich wiederhole mich, für systemrelvant halte und auch unseren Nachkommen ein gutes Bild über die Lage vermitteln können. Und was machen dann die, die nicht schreiben wollen oder können? Sie backen, kochen, renovieren ihre Wohnung, stricken Deckchen, etcetera. Was die Psychologin in mir wieder zu der berühmten Tagesstruktur führt, die ich nicht nur in Zeiten, wie diesen für besonders wichtig halte.

Dann kommen einige Erlebnisse, die Zadie Smith, während des ersten Lockdowns, hat es soetwas in Amerika gegeben, die Essays wurden, glaube ich, im Mai geschrieben, machte. Sie berichtet von dem Nagelstudio in dem sie sich regelmäßig massieren läßt und überlegt, wieviel Maniküren, Pediküren, etcetera, die Kosmetikerinnen machen müssen, um die Miete zu bezahlen. Geht dann, weil sie New York verlassen will, auf die Bank um Geld zu holen, Maske und Ärmel über die Hand beim Berühren des Liftknopfes, werden erwähnt und hört eine ihrer fiktiven Figuren schimpfen, daß sie sich von einer “Grippe” nicht vertreiben lassen will und eine alte Frau hofft, daß sich doch die Hausbewohner, um sie kümmern werden, weil sie einen Rollator braucht.

Es folgen noch eine Reihe von Beispielen und Vergleiche und es ist sehr interessant die Covid-Betrachtungen einer in in London geborenen und in New York lebenden Autorin mit denen von Österreich und Deutschland zu vergleichen. Ein paar weitere Covid-Bücher stehen auch noch auf meiner Leseliste.

Von schlechten Eltern

Jetzt komt das fünfte Buch der Schweizer Buchpreisliste, Tom Kummers “Von schlechten Eltern” und ich muß sagen, es ist eine Überraschung und ich bin nicht ganz sicher, würde es aber wahrscheinlich doch als das “beste” oder auf jedenfall ungewöhnlichste Buch des Jahres interpretieren und ihm den “Buchpreis” gewünsch, obwohl ich da bisher ja eher für den Charles Lewinsky gewesen wäre. Von dem 1961 in Bern geborenen Tom Kummer habe ich das erste Mal etwas gehört, als er mit einem Japitel aus dem Buch beim “Bachmannpreis” gelesen hat. Da wurde erwähnt, daß er früher Journalist war und mit seinen Artikel aufgeflogen ist, weil er wie Claas Relotius, die Fiktion mit den Facts vermischt hat und das tut er, wie ich glaube, auf sehr geniale Art auch in dem Buch, in seinen Büchern, denn der Protagonist des Romans heißt Tom. Tom Kummer und er hat seine Frau namens Nina an Krebs verloren und der wirkliche Tom Kummer, der Faktenvermischer hat schon vorher einen Roman geschrieben, der “Nina und Tom” heißt und wo es genau darum geht und am Ende des Buches, das ist auch interessant, gibt es sogar eine Leseprobe daraus, so daß man nachlesen kann, was man vielleicht wissen sollte.

Es geht und das ist auch sehr interessant, um dasselbe Thema, als in dem Buch der Schweizer Buchpreisträgerin. Es geht, um den Verlust eines geliebten Menschen. Um das Sterben und die Trauerarbeit und das Spannende ist für mich, die zwei verschiedenen Arten, wie das thema behandelt wird.

Ich weiß nicht, ob es meine Leser erahnen, aber mir gefällt der Stil von Tom Kummer mehr. Er ist die Art, wie ich mich dem Thema annähern würde oder auch nicht. Denn Tom Kummer spielt dafür wahrscheinlich zusehr mit den Facts und den Ficts. Spielt das genüßlich aus, läßtt dabei auch keine Tabus ungeschoren und sagte in einem Interviews. Ich habe mir die Gespräche von zwei Lesungen angehört, daß er eigentlich keinen Spannung- und keinen Handlungsbögen und den Leser in die Irre führen will.

Das will ich eigentlich nicht, aber trotzdem ist es wahrscheinlich das Spiel, das mich fasziniert, so daß ich das Buch seiner Radikalität wegen auch für sehr gut halten würde.

Da ist also Tom, der Protagonist. Er hat, wie sein Autor viele Jahre in Los Angeles gelebt. Jetzt ist er nach dem Tod seiner Frau Nina nach Bern zurckgekommen und arbeitet als Vip-Taxifahrer, in der Nacht. Das heißt, er kutschiert Vips und Diplomaten meist aus Afrika, das ist auch sehr interessant, von einer Stadt zur anderen, weil er die Schweiz am Tag nicht erträgt. Er hat auch zwei Söhne, einer heißt Frank, ist achtzehn und in Los Angeles zurückgeblieben. Der Zweite ist zwölf und heißt Vince und Schwierigkeiten mit einem Nachbar und dem Jugendamt gibt es auch und eine Nähe zwischen dem teitenrauenernde Vater und dem Sohn die in Zeiten, wie diesen wahrscheinlich wirklich die Nachbarn und das Jugendamt alamieren könnte.

Das meinte ich mit den Tabubruch, wo ich zwar ein Fragezeichen dahinter setzen würde, aber denke, Tom Kummer traut sich was. Es geht, um die Trauer und das Sterben und manchmal erscheint der gute Tom auch ein wenig paranoid und Tom Kummer sagte in dem Gespräch auch, daß erseine Trauer durch das Buch verarbeiten mußte, daß er die Schweiz haßt, das verstehe ich auch nicht so ganz, er wird aber seine Gründe haben und, daß er tatsächlich viel in der Nacht mit dem Auto herumgefahren ist, weil er die Schweiz am Tag nicht ertrug, aber dadurch sehr gut kennenlernte, was wohl auch einer der Widersprüche ist.

Ein sehr interessantes Buch und ein Gewinn, wenn mir vielleicht auch wieder ein bißchen zu hoch und zu abgehoben, denn allzusehr möchte ich von Tom Kummer nicht in die Irre geführt werden, gefällt mir aber sehr das Buch und das Lesen war ein Gewinn.

Anette, ein Heldinnenepos

Jetzt gehts zum letzten Buch der deutschen Buchpreisliste, das gleich das Siegerbuch geworden ist, Anne Webers Heldinnenepos, den Witzel, habe ich 2015 auch zuletzt gelesen.

“Archipel” dagegen eher früh und ich muß sagen, ich bin mit dem Buchpreis einverstanden, obwohl ich eigentlich auf Thomas Hettche tippte, ja ich habe es mit den berühmten Namen und die in Frankreich lebende 1964 geborene Anne Weber schon in der”AS” gehört und auch schon was von ihr gelesen.

Die 1923 in der Bretagne geborene Anne Beaumanoir hat AnneWeber vor ein paar Jahren kennengelernt und nun aus ihrem Leben ein Versepos gemacht. Bei einem Versepos denkt man, denke ich, wahrscheinlich an etwas altmodisches, schweres, komplizierte, Anne Weber bringt es aber erstaunlich leicht zusammen. Erstaunlich modern und gut und schnell zu lesen, das Leben der alten Franzlösin, die in ihrer Jugend im kommunistischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung tätig war. Jüdische Kinder oder Jugendliche rettete, Medihzin studierte und später im Algerienkrieg zu zehn Jahren Haft verurteil wurde,weil sie da wieder im Widerstand tätig war. Ein Heldinnenleben eben und interessant, von deralten Dame etwas zu hören, die ohne AnneWeber höchstwahrscheinlich nie kennengelernt hätte.

Interessant aber auch, daß sich die alte Dame in dem von Anne Weber beschriebenen Leben nicht wiederkannte und es nicht als ihres akeptierte.

Ich bin, wie schon geschrieben mit dem heurigen Buchpreis sehr einverstanden, fand die ganze Liste sehr spannend, nicht so viele Debuts wie im vergangenen Jahr, nicht soviele Midlifekrise Männer, die von ihren Ängsten vor dem Tod und dem Pech mit den Frauen erzählen, sondern eine durchaus interessante Mischung und bin mit dem deutschen Buchpreislesen jetzt fertig geworden. Mit der österreichischen Liste war ichs schon. Jetzt muß ich nur noch den Tom Kummer lesen, um die wirklich kurze Schweizer Liste zu beenden und dann kommen noch ein paar andere Neuerscheinungen bevor es an das Bloggerdebutpreislesen geht, da warten ja auch noch drei Bücher auf mich und richtig meine Bücherbestenliste des verrückten Jahres 2020 wird es pünktlich vor Silvester auch noch geben.

Das Palais muß brennen

Hurrah, hurra, ich bin fertig mit der österreichische Buchpreisliste, nachdem ich jetzt auch das dritte Debut, Mercedes Spannagels “Das Palais muß brennen”, gelesen habe und die 1995 geborene, habe ich ja schon im Sommer fast live bei den O-Tönen gehört. Fast live bedeutet, weit hinten auf der Bank und ist man zu weit nach vorn ans Absperrgitter gekommen, hat einem der Securitguard weggescheucht. Nun ja, wir leben in Corona-Zeiten. So habe ich die nächshten zwei Lesungen nur per Livestream gehört. Aber da hatte ich schon das Buch auf meinen knien und konnte mitlesen und der klappentext liest sich ja vorallem, für mich, die ich mich ja sehr für politische Literatur interessiere, sehr spannend. Da geht es um die Tochter einer rechtkonservativen Bundespräsidentin die neun Windhunde hat. Die Mutter hat sie, die Tochter, den Mops namens Marx und da denkt man, spannend. Noch dazu, wo ich mich ja mit dem “Bibliotheksgespenst” und der “Unsichtbaren Frau” und wahrscheinlich noch in anderen Büchern mit der Politik versucht habe. Geht man zu “Amazon” liest man die Enttäuschungen, denn da schreibt einer oder eine, geht es ja nur um Sex und ums Kiffen und ich muß gestehen, ich habe mir auch ein bißchen schwer getan, in das Buch hineinzukommen. Aber spannend und interessant ist es allemal und man kann ja nachdenken, wie man es selbst besser machen hätte können?

Da ist Lu oder Luise, die Tochter der Präsidentin, die Rechtswissenschaft studiert, eine Schwester namens Yara hat, eine Freundin Lili, die von der Mutter nur die “Proletin” genannt wird, aber die stammt ja selbst aus dem Plattenbau. Jetzt residiert sie in dem titelgegebenen Palais und Luise, die auch dort wohnt, rennt von Zimmer zu Zimmer. Einen Ferdi, der die Hunde betreut gibt es auch, der ist ein Burschenschaftler und die Mutter will ihn mit Lu verkuppeln, aber die rebelliert. Schwingt Zitate und Sprüche, plant eine Kunstaktion gegen die Mutter am Opernball. Dazu kommt es dann leider nicht. Denn ein Henry hat vorher schon in dem türkisen Zimmer gefilmt, wo sich die Mutter einer Korruption nicht abgeneigt zeigte. So müßen sie und ihre Töchter das Palais schließlich verlassen und richtig, fast hätte ichs vergessen, am Opernball ist Lu noch mit Sef im Frack aufgetaucht und hat die Mutter mit ihrer lesbischen Freundin brüskiert. Die nimmt dann ein Angebot an, nach Russland ins mittlere Mangement zu gehen und Yara zieht in das Tatoostudio in dem sie schon vorher arbeitete. Lu plant auch eine Reise und die Revolution ist vollzogen?

Natürlich nicht und jede zwanzigjährige macht wohl eine rebellische oder phiosophische Krise durch und der Präsidentintochter ist es in dem Palais ja eigentlich ganz gut gegangen und inzwischen haben sich die Zeiten ohnehin verändert. Jetzt stehen die Rechten auf den Anti Corona-Demonstrationen und ich habe schon überlegt, ob ich nicht die “Stoppt den Corona-Wahnsinn-Petiton” der FPÖ unterschreiben soll?

Wo gibts meine Texte?

“Ich habe noch nichts von Ihnen gelesen?”, schreiben mir meine Kritiker manchmal und daran knüpft sich vielleicht die Frage “Wo gibts Ihre Bücher?”

Im normalen Buchhandel, da ich sie mir ja zu einer fünfzig Stückanzahl selber drucken lasse, nicht, was manche, wie beispielsweise dem Martin, ein alter Freund vom Alfred, einmal sagte, für ein illegales Buch halten.

Verboten natürlich nicht, denn schreiben ist ja erlaubt, das selber drucken auch. Es hat halt trotz des Selfpublishing noch immer einen schlechten Ruf. Früher hat man das ja einmal Vanitypress genannt. Die Druckkostenverlage haben sich darauf gestürzt, oft horrende Summen von den scheinbar Unbedarften verlangt, sie dann unterschreiben lassen, daß sie ihnen nun alle Bücher geben müssen und dann im schlimmsten Fall ein paar Bücher gedruckt, die man sich dann in den Keller stellen konnte.

Das hat sich durch das Selfpublishing, wo jeder ja sein Buch bei “Amazon” einstellen kann, ein bißchen geändert. Obwohl die Zuschußverlage, wie ich höre immer noch ihr Geschäft mache, was ich nicht verstehe und ich habe mich nach kurzem Zögern auch gegen Amazon entschieden und mache meine Bücher noch immer selbst.

Also fünfzig Mal drucken und seit ich den Blog habe, kann ich sie ja dort auch bewerben, also eine Vorschau machen, ein Gewinnspiel und eine Leserunde ausrufen, etcetera.

Der Erfolg hält sich in Grenzen, weil ich mit meinen Blog offenbar ja nicht die literarisch interessierten Massen erreiche. Die sind bei Blogs und selber machen offenbar noch immer kritisch und natürlich würde ich es nicht selber machen, wenn ich zu “Suhrkamp” oder “Drosch”l gehen könnte, kann ich nicht und ich denke eigentlich noch immer, daß, das was ich so mache eigentlich interessant sein müßte. Mich würde es jedenfalls interessieren, wenn ich auf jemanden stoße, der es ähnlich macht und das Tolle beim Bloggen ist ja auch, daß ich nicht nur Bücher und Veranstaltungen besprechen kann, sondern auch Leseproben ins Netz stellen kann.

So habe ich zum Beispiel, als ich noch Reisen machte, auch Reisengeschichte in den Blog gestellt und Leseproben oder kürzere oder längere Texte gibt es auch immer wieder und dann im Jahr 2011 als ich bezüglich Schreiben ja in einer Krise war und dachte “Wozu tue ich mir das an, wenn das, egal wieviel Mühe ich mir auch gebe, das keiner lesen will?”, ist das “Literaturgeflüstertextebuch” entstanden, wo ich die literarischsten Texte, die seit 2008 entstanden sind zusammenfaßte und als Buch herausgab und diese Texte sind hier auch zu finden. Im Buch ist es korrigiert und ein bißchen abgewandelt, die Kommentare wurden beispielsweise weggelassen.

Aber das“Literaturgeflüstertextebuch” ist das erste Buch, das man komplett im Netz finden kann.

Das “Literaturgeflüsterbuch II Mein Schreiben meine Bücher” folgte im zeitlichen Abstand. Denn da gab es ja schon Texte übers Schreiben und ich habe irgendwann 2012 wars, glaube ich, auch begonnen über mein Schreiben zu berichten. Die Themen meiner Bücher zusammenzufassen und weil seit 2008 bis zum Erscheinen des zweiten Literaturgeflüsterbuch auch siebenundzwanzig selbstgemachte Bücher, hui, wirklich so viele, erschienen sind, gibts im” Literaturgeflüsterbuch II” auch die diesbezüglichen Lseproben, die man sonst auf meinen Blog finden kann. Da werden auch die anderen Bücher vorgestellt. Von den Ersten gibts noch keine Leseproben. Jetzt wird aber alles vorgestellt und die Bücher kann man, sofern noch vorhanden, auch bei mir berstellen und beispielsweise eine Rezension darüber schreiben oder sich bei den jeweiligen Vorschauen noch immer an einer Leserunde beteiligen.

Annika Bühnemann, die ich im Netz kennengelern habe hat einmal im Sommer 2017 zu einer Kurzgeschichten-Callenge aufgerufen, da sollte man innerhalb eines Monats zehn Geschichten schreiben und ich habe gedacht “Na gut!” und mir immer ihre Schreibimpulse genommen und daraus das eher kurz Buch “Besser spät als nie” daraus gemacht. Die Texte kann man hier finden und wieder für alle Perfektionisten, im Buch ist es korrigiert. Hier gibts ein paar Fehler, denn ich bin immer noch berufstätig, lese und schreibe viel und dann schaue ich über meine Texte halt einmal drüber und lasse sie dann stehen, so daß ein paar Flüchtigkeits- beziehungsweise Legastheniefehler, wenn ich sehr schnell schreibe, drinnen sind, wenn ich darauf komme, korrigiere ich es, ein Sekretariat, das das für mich tut, stelle ich aber nicht an.

Also buch Drei im Netz zu finden ist “Besser spät als nie”, das Buch und die Vorschau kann man sich hier anschauen und dann gibt es im Advent besonders aktuell die “Nika, Weihnachtsfrau”

Da hatte ich ja schon lange die Idee einmal über die Erlebnisse eines Weihnachtsmannes zu schreiben, der im Dezember auf der Mariahilferstraße steht und Zettel verteilt. Dann ist eine Weihnachtsfrau daraus geeworden. In der Schreibgruppe habe ich die ersten Texte dazu geschrieben. Den Bücheradventkalender gibt es auch und dann habe ich mich 2015 dazu aufgerafft im Rahmen des “Nanowrimos” das Buch zu schreiben und habe schon 2015 die ersten Kapitel dazu in den Blog gestellt und das dann jedes Jahr erweitert. Vor zwei Jahren war ich, glaube ich, durch meinen Bücherstapel so überfordert, daß es keine neuen Fenster gab. Heuer ist es durch den Lockdown und den Veranstaltungsstop wahrscheinlich lockerer.

Bücher habe ich zwar genug zu lesen, aber eines täglich schaffe ich nicht. Also gabs schon zwei neue Fenster und werLust hat sich in das Jahr2015 zurückzulesen, den lade ich herzlich ein sich in die “Nika” einzulassen. An der Leserunde kann man sich auch beteiligen und ein paar Bücher habe ich für Interessierte vielleicht auch noch.

Mein siebenter “Nanowrrimo” war ja dem “Fräulein No” gewidmet. Da habe ich mir, ich war da ja sowohl auf der “Buch Wien” als auch auf der “Buch Basel” also im Streß, ein Beispiel an Julia K. Stein genommen, die ja vielleicht für Leute, die noch nicht soviel Schreibroutine, als ich haben. den Ratschlag gaben, man könnte ja einfach Szenen unabhängig von der Linearität schreiben um das geforderte Wörtersoll zusammenzubekommen. und dann war ich mit der Geschichte fertig und hatte glaube ich, vierzigtausend Worte, so habe ich einige Szenen im Anhang angefügt, die ich dann nicht im Buch enthalten sind. Als aber im Frühling der Lockdown war und ich vielleicht Schwierigkeiten hatte, den täglichen Artikel zu finden, habe ich die vier nicht im Buch enthaltenden Szenen ins “Geflüster” gestellt und dann habe ich gleich das “Frühlingserwachen” geschrieben, das jetzt als Buch vorhanden ist, aber ein paar Szenen gabs schon vorher als Leseproben im Netzt und auch ein paar Coronona-Geschichten kann man hier finden.

Also wer an meinen Schreiben interessiert ist, dem kann ich das Stöbern in meinen Blog empfehlen, auf der Website gibts die Bücher im Blog, die Vorschauen und dann das Buch als Bild. Ich habe ja schon sehr viel geschrieben, fast fünfzig selbstgemachte Bücher oder sogar mehr davon.

Corona hat meine Schreibfreudigkeit auch sehr erhöht. Ich korrigiere gerade meinen achten “Nanowirmo”, beziehungsweise mein drittes Corona-Buch und weil ich ja immer schreibe, daß ich ein weing ausgeschrieben bin, kann ich für meine Kritiker wieder schreiben, daß ich nicht recht weiß, ob ich nach dem dritten Corona- Text noch etwas Neues einfallen wird.

“Hören Sie zu schreiben auf!”, haben mir ja schon einige Kritiker geraten. Ich denke manchmal, da ich ja schon genug geschriebenhabe und mich eigentlich auch schon im Pensionsalter befinde, könnte ich das tun. Ob ich das dann wirklich mache, weiß ich nicht! Das wird sich sicher hier zeigen! Seien wir also gespannt und über Interesse an meinen Büchern im und Texten, ob im Netz oder in gedruckter Form, freue ich mich sehr und vielleicht gibts im “Wortschatz” während des Advent auch was von mir zu finden?

das alles hier, jetzt.

Jetzt kommt das Siegerbuch des Schweizer-Buchpreises und das vierte, das ich schon von der Shortlist, die ja nur aus fünf Büchern besteht, gelesen habe. Anna Sterns sehr experimenteller und sprachfreudiger Roman, den ich, meine Leser wissen es, die geringsten Chancen auf den Preis gegeben hätte, aber damals am achten November habe ich ja nur den “Halbbart” und “Aus der Zuckerfabrik” gelesen, weil sie auch auf der deutschen Longlist standen und von der 1990 in Rorschach geborenen und in Zürich lebenden kurzhaarigen jungen Frau habe ich 2018 das erste Mal gehört, als sie in Klagenfurt gelesen hat, da wurde ihr Text gar nicht so besonders von der Jury goutiert und dann stand sie auf einmal auf der Shortlist und hat einen Preis gewonnen, was vor allem Wolfgang Tischer sehr empörte, der darauf Transparenz bei der Shortlistlfestlegung forderte, was inzwischen auch geschieht und bei “das alles hier, jetzt.” , wo wieder alles kleingeschrieben ist, was, glaube ich, Wolfgang Tischer auch sehr ärgert, ich bin das von den österreichischen Experimentellen eher gewohnt, geht es um die Trauerarbeit und das ist schon mal ein interessantes Thema. Da ist eine oder ein ananke früh gestorben und Anna Stern betonte auch bei Lesung aus dem Züricher- Literaturhaus, die man sich als Video ansehen kann, daß sie die Geschlechterpronomen er und sie in das du ausgehen lassen wollte, etwas was jetzt sehr modern ist, ich aber auch nicht so ganz nachvollziehen kann, beziehungsweise macht es das Lesen schwer und das hat mich und wahrscheinlich auch andere Leser im ersten Teil sehr verfolgt, denn das gibt es zwei Textteile, eine fett und eine dünn gedruckt und auf der fetten Seite bewältigt ein oder eine ichor, die Trauer und auf der anderen Seite geht es in die Jugenderlebnisse. Anna Stern sagte im Gespräch bei der Lesung, daß sie die Namen erfunden hat, indem sie die Buchstaben aneinanderreihte, wieder um eine Zuordnung zu erschweren ananke und ichor stammen aber aus der griechischen Mythologie, die beiden Textteile hat sie, weil bei ihr auch eine Person jung gestorben ist, in ihrem Notizbuch aufnotiert, also wieder sehr konstruiert, was das Verständnis erschwert, obwohl es bei “Lovely Book” den Tip gibt, das Ganze laut zu lesen, damit man es besser versteht.

Anna Stern war dann die viele Trauer selbst zu viel und so beschloß sie am Ende der Geschichte ein wenig konkreter zu werden, so sitzen das erzählede du, vienna, eden und cato betrunken in einer Bar und schmieden den Plan einen adenauer, das ist offenbar das alte Auto, das am Cover zu sehen ist, auszuborgen und damit zum Gab zu fahren. anankes Urne auszugraben und sie im Meer zu versenken.

Das habe ich wieder sehr spannend, originell und ungewöhnlich empfunden und denke Anna Stern ist vielleicht doch nicht so streng experimentell, wie sie es vorgibt und ein interessantes Buch ist es allemal.

Also Gratulation zum Preis und ich bin gespannt, was ich von der jungen Frau, die auch eine Dissertation über Antbiotikaresistenz schreibt, noch so hören oder lesen werde.

Dienstag 8. Dezember

Ein Feiertag, im Jahr 2020 werden am Ende des “harten Lockdowns” wohl die Geschäfte mit oder ohne Sicherheitsabstand gestürmt, um die Geschenke, für die Oma, die man eigentlich nicht besuchen darf, einzukaufen.

Im Jahr 2015 gab es eine Flüchtlingskrise und in der “Nika Weihnachtsfrau” stand die Nika auf der Straße um an die Kinder Zuckerl zu verteilen und die Mütter in das Kaufhaus zu locken und wer statt einzukaufen oder sich testen lasen in meinem Adventkalender lesen will, für den gibts ein neues Kapitel.

Das 1. 2. 5. 7. Fenster gibts schon hier und jetzt

“Am Dienstag, an dem Nika fast verschlafen hätte, wurde es tatsächlich hektisch auf der Mariahilferstraße. Gegen elf begann sie sich zu füllen, so daß Nika gar nicht nachkam, ihre Zettel und ihre Süßigkeiten aus dem Jutesack zu nehmen und sie in die sich ihr entgegengestreckten Hände zu legen.

“Ich will auch, Frau Weihnachtsfrau!”

“Sage deiner Schwester, daß ich mich um meine Tochter kümmern werde!”, hatte der Schauspieler Joe Prohaska dagegen am gestrigen Montag, der etwas ruhiger war, zu ihr gesagt und sie bedrohlich angefunkelt. So lange hatte er auf sie eingeredet, bis Rade Jovanovic in seinem grauen Magazineurmantel auf der Straße erschienen war und sie fragte, ob sie Nachschub brauche, weil er sein Magazineursbüro verlassen und sich um einen Leitungsschaden kümmern müsse.

“Ja, bitte!”, hatte sie erleichtert genickt und “Entschuldigung!”, zu Joe Prohaska gesagt.

“Ich bin im Einsatz und mein Dienst geht vor!”

Hatte den noch halbvollen Sack geschultert und war ins Kaufhaus verschwunden. Als sie ihn nach einer Viertelstunde gefüllt hatte, sie war noch aufs Klo gegangen, waren sowohl der Schauspieler, als auch der Deckenmann verschwunden. Sein Platz beim Kaufhauseingag war leer. Dafür stand Fatma Challaki mit tief ins Gesicht geschobenem Kopftuch, roten Wangen und wie es schien, verlegen auf den Boden blickend, auf der anderen Seite. Als sie ihr Kommen bemerkte, atmete sie auf und ging ihr entgegen.

“Er heißt Hassan Arawani und kommt aus dem Irak!”

Dann brach sie ab, strich sich mit der Hand über die Stirn, wie, um sich zu vergewissern, daß das Kopftuch richtig saß und fragte, ob sie störe oder erzählen solle, was sie erfahren habe?

“Tu das, bitte!”, hatte Nika neugierig geantwortet.

“Ich muß zwar meine Sachen verteilen! Es interessiert mich aber sehr! Er ist jetzt weg, ich hoffe, wir haben ihn nicht vertrieben!”

“Das hoffe ich ebenfalls!”, antwortete Fatma hastig und strich sich wieder mit der Hand über die Stirn.

“Wie ich ist er mit einem Boot nach Europa gekommen. Er war aber nicht allein, seine Eltern und sein Bruder haben ihn begleitet!”, sagte sie und brach ab, beziehungsweise hatte sich ihre Stimme überschlagen und ihre Augen begannen feucht zu schimmern.

“Entschuldige!”, sagte sie hastig.

“Ich mußte an meinen Bruder denken, der erschossen wurde, weshalb mich mein Vater hergeschickt hat! Seine Familie wurde im Irak verfolgt. Der Vater hat alles verkauft und den Erlös seines Geschäftes dem Schlepper übergeben. Dafür hat er ein kaputtes Boot bestiegen und ist mit seiner Frau im Mittelmeer ertrunken, weil das Schiff lange nicht für die fünfzig Personen seetauglich war, die die Schlepper auf es geladen haben. Hassan und sein Bruder Ahmed konnten sich retten! Wurden von einem Boot aufgegriffen, auf eine griechische Insel gebracht und sind hergekommen, weil sie zu einem Onkel wollten, der in einem bayrischen Dörfchen lebt! Der Tod ihrer Eltern, sie sind beide achtzehn, ist ihnen aber nicht aus dem Kopf gegangen! Hassan und seinem Zwillingsbruder nicht, der sich vor einer Woche, als Hassan noch in dem “Caritas-Zelt”, in dem sie Unterschlupf gefunden haben, schlief, auf die U-Bahnschienen in der Station Meidlinger Hauptstraße geworfen hat. Die Polizei ist zu ihm gekommen, hat ihn aufgeweckt und ihn die Nachricht überbracht! Seither traut er sich nicht mehr in das Zelt, weil er Angst hat, daß die Polizisten ihn schnappen und zurück in den Irak bringen, wo er nicht sicher ist und die IS einen Teil seiner Familie und seiner Freunde verschleppt und ermordet hat. So kommt er, der kein Deutsch und nur schlecht Englisch versteht, hierher, verbringt die Tage vor dem Kaufhaus, denkt an seinen Bruder und seine Eltern und am Abend schläft er unter Brücken oder in einem Abbruchhaus! Ich habe ihm geraten zurück zu dem “Caritas-Lager” zu gehen und sich den Sozialarbeitern anzuvertrauen! Ich habe ihm auch angeboten, als Dolmetscherin zu fungieren und ihm gesagt, daß ich glaube, daß er nicht abgeschoben wird, obwohl ich das so genau nicht weiß! Aber ich habe, das konnte ich ihm versichern, gute Erfahrungen mit der Polizei und auch im Erstaufnahmelager in Traiskirchen in dem ich ein paar Wochen war, gemacht! Das war zwar sehr überfüllt, es hat Schweinfleisch zu essen gegeben und ich habe auch in einem Zelt geschlafen! Dann hat mich Sandra in ihre WG geholt, ich habe Professor Eberhard kennengelernt, der so freundlich ist, mit mir Deutsch zu üben und mit dem ich mich durch die österreichische Literatur lese. Das ist ein netter alter Mann, der sehr traurig ist, weil seine Frau gestorben ist, der sich sicher auch um Hassan kümmern und ihm Deutschunterricht geben wird! Als ich ihm das sagte, ist er mißtrauisch geworden und weggelaufen! Vielleicht kann ich aber im Internet herausfinden, um welches “Caritas-Lager” es sich handelt und ihn besuchen!”, sagte sie wieder etwas schüchtern und wurde rot.

“Mein Vater wird zwar nicht wünschen, daß ich so viel mit fremden Männern spreche, aber er erinnert mich an meinen Bruder Fahrid und ich glaube auch, daß er mir nichts tut, sondern nur an seinen Bruder und seine Eltern denkt! Professor Eberhard kann ihn vielleicht auch beruhigen! Deshalb darf ich vielleicht ins Lager gehen und mich nach ihm erkundigen. Sandra kann mitgehen, damit mein Vater beruhigt ist! Mit ihr bin ich auch manchmal am Bahnhof und da muß ich bei Männern dolmetschen, die kein Deutsch verstehen!”, sagte sie und Nika beeilte sich zu versichern, daß sie glaube, daß ihr Vater nichts dagegen hätte.

“Vielen Dank für Ihre Vermittlung! Wenn ich ihn wieder sehe, rufe ich Sandra an!”, bot sie an. Fatma hatte erleichtert genickt.

“Das wäre fein!”, geantwortet” und schien sich kurz darauf nicht mehr sicher zu sein, ob sie das wirklich wollte! So hatte sie sich schnell verabschiedet, weil sie mit Professor Eberhard in der Nationalbibliothek verabredet war, um mit ihm in der “Kapuzinergruft” zu lesen, die sich mit Professor Schachinger in Damaskus nicht durchgenommen hatten. Dann war sie verschwunden und jetzt waren sie auch auch nicht da. Weder Fatma Challaki, noch der Deckenmann, von dem sie nun wußte, daß er Hassan Arawani hieß, aus dem Irak stammte und, wie es der Zufall wollte, der Bruder von dem Burschen war, der vor einer Woche auf die Schienen sprang und sie sich deshalb fast verspätet hatte. Aber heute hatte es keinen Unfall gegeben und jetzt war die Straße voll. Die Passanten rissen sich um ihre Flyer und ihre Süßigkeiten, als lebten sie in seiner heilen Welt und es würde keine Selbstmorde und keine Massenflucht geben.

“Hallo, Frau Weihnachtsfrau, hast du für mich noch etwas Süßes!”, hörte sie ein dünnes Stimmchen und sah in Jessica Nikolics aufgewecktes Gesicht, die ihren gelben Anorak trug und ihr grauens Mützchen auf den roten Haarschopf gestülpt hatte.

“Ich bin wieder da, denn ich muß noch etwas einkaufen, beziehungsweise das für Onkel Max tun, der nicht mehr so gut gehen kann, weil er eine Krankheit hat, die “Parkinson” heißt, die ihn zittern und seine Jacken schlecht schließen läßt und wenn er gehen will, wankt er oft über die Straßen, so daß die Leute glauben, daß er betrunken ist und in beschimpfen! Ermuß aber einkaufen, weil seine Frau gestorben ist und er keine Kinder hat! Er ist ganz allein und hat niemanden, der ihm hilft! Aber wir haben heuer in der Schule eine Wichtelaktion in Religion! Da haben wir Zettel in eine Schachtel geworfen. Jedes Kind hat einen herausgezogen und war dann der Wichtel für das Kind, das es gezogen hat. Weil wir aber eine ungerade Klasse sind, bin ich übergeblieben! Die anderen haben blöd gelacht und die Frau Meister hat gesagt, daß sie nicht so doof sein sollen und mir der liebe Gott schon einen Fingerzeig geben wird, wer mein Schützling ist, den ich bewichteln soll! Den habe ich nun in Onkel Max gefunden und werde mich um ihn kümmern, obwohl es der Mama gar nicht recht war, als ich ihr davon erzählte! Die scheint Angst bekommen zu haben, daß es sich bei ihm um einen Kinderschänder handelt, der mir Böses will und mir deshalb verboten in seine Wohnung zu gehen! Was soll ich aber machen? Wenn der “Parkinson” so stark ist, kann er nicht die zwei Stöcke hinunterfahren und wenn er zu Hause hungert, ist das nicht gut und zu Advent soll man fromme Taten setzen und den anderen helfen! Onkel Max hat mich, als ich ihm am Samstag den Adventkranz und den Einkaufsack nach oben getragen habe, auch nicht vergewaltigt, sondern mir fünf Euro gegeben, für die ich jetzt dem Dominik, damit sich der Papa freut, ein Spielzeug kaufen kann! Das ist auch eine gute Tat und wenn ich jetzt nach oben fahre und ihn frage, ob er etwas braucht, kann ich ihm auch ein bißchen aufräumen! Da hat er nämlich ebenfalls Schwierigkeiten! Ich habe wieder eine gute Tat gesetzt, Frau Meister wird sich freuen und den anderensagen, daß ich in den Himmel komme, wo ich zwar nicht hinwill, aber dann ist mir nicht langweilig, denn ich mag nicht den ganzen Tag allein zu Hause bleiben! Die Mama darf ich nicht bei ihrer Arbeit stören, weil sie sonst Ärger mit ihrem Chef bekommt und ihre Arbeit verliert und Sie darf ich sicher auch nicht stören, weil die Kinder Ihre Zuckerln haben wollen!”, hatte sie wieder altklug eingeworfen und Nika hatte ihr ein “Stollwerck” in die Hand gedrückt und gemeint, daß sie glaube, daß sie dem alten Max schon trauen könne!

“Sehen Sie!”, rief Jessica triumphierend aus und fügte hinzu, daß es schön wäre, wenn sie das der Mama sagen könne!

“Damit sie das auch von der Weihnachtsfrau hört, wo das doppelt zählt!”

Dann fragte sie, ob sie auch ein Schokoladestückchen haben dürfte, bedankte sich dafür und rief “Ich muß los!”, bevor sie über die Straße lief. Nika schob ihe Weihnachtsmütze zurecht und griff wieder in den Sack. Es war nicht leicht, die Mariahilferstraße sehr voll und sie würde noch sechs lange Stunden auf ihr stehen und ihre Sachen verteilen, bis Harald Schwabeneder kam, den sie von Joe Prohaskas Besuch erzählen würde. Bei Ruth hatte sie das auch getan, die geseufzt und “Der gute Joe läßt nicht nach, mir auf die Nerven zu gehen!”, geantwortet hatte.

“Jeden Tag steht er vor meiner Tür! War auch bei meinem Chef und hat ihm versichert, daß er mich nicht in Stich läßt und sich selbstverständlich um Zoe-Philipa kümmern wird! Beim Jugendamt hat er das auch getan und die haben mir eine Sozialarbeiterin ins Haus geschickt, die mir erklärte, daß ein Kind selbstverständlich Vater und Mutter braucht. Daß es mit einer Adoption von Frauen nicht so leicht ist und Vera, noch dazu, wo sie jetzt Schwierigkeiten hat, keine Genehmigung dafür bekommt! Dabei ist Vera doch keine schlechte Mutter, nur weil ein Kient von ihr einen Schlaganfall am Klo erlitten hat! Harald hat mir versichert, daß es ein Schlaganfall war! Das hat der Amtsarzt eindeutig herausgefunden! Er weiß es von einem Schulfreund, der bei der Polizei Jurist ist und ihn manchmal mit Informationen versorgt. Es war eindeutig ein Schlaganfall, auch wenn er sich an diesem Leucher angeschlagen hat, von dem Vera keine Ahnung hat, wie er auf ihr Klo gekommen ist! Frau Sibelinski weiß das auch nicht! Aber das ist kein Verbrechen und es ist auch keines, daß Vera Mißbrauchstäter behandelt! Sie muß das sogar, hat Kronauer doch die Auflage bekommen, sich in Theapie zu gebeben und mußte seinem Bewährungshelfer die diesbezüglichen Bestätigungen vorlegen! Warum darf ich also mein Kind nicht mit ihr aufziehen? Ich beginne es schon zu bereuen, daß ich bei Prohaska so blauäugig gewesen bin und gedacht habe, daß er sich freuen wird, wenn er sich nicht um mein Kind kümmern muß! So kann man sich irren, Schwesterchen und die Zeitungsreporter mit ihren blöden Schlagzeilen gehen mir auch auf den Geist! Sie scheinen nicht aufzuhören, Unsinn zu verbeiten, auch wenn Harald einen sehr vernünftigen Gegenartikel geschrieben hat, scheint das nichts zu nützen!”, hatte Ruth gesagt, noch einmal geseufzt und Nika bemerkte, daß ihr Sack leer war. Sie mußte ins Magazineursbüro, neue Zettel und Zuckerln holen. Aufs Klo mußte sie auch. Dann konnte sie gleich, da es schon zwölf vorbei war, in die Personalkanitine fahren, ihren Essengutschein eihnlösen und Mittagspause machen.”

Das war und morgen am 9. und dann am 10. 14. 19. 20. 23. 24. 25. 29. und 30. Dezember geht es weiter.

Der Held

Buch drei der Schweizer Buchpreisliste, die ja nur aus fünf Büchern besteht, die ersten zwei Dorothee Emingers “Zuckerfabrik” und Charles Lewinskys “Halbbart” habe ich schon früher gelesen, weil sie ja auch auf der deutschen Longlist standen und von dem 1959 geborenen Karl Rühmann, der eigentlich Mladen Jandrlic heißt habe ich noch nie etwas gehört, trotzdem ist sein Roman, obwohl oder weil, wie in den “Amazon-Rezensionen” steht, leicht lesbar oder eigentlich des Thema wegen, obwohl ich mir am Anfang dachte “Der Held, was soll das sein?”

Der Held ist ein General eines ungenannten wahrscheinlich ehemaligen jugoslawischen Staates. Er war fünf Jahre in Den Haag inhaftiert und wurde freigesprochen. Jetzt kehrt er als Held in sein Heimatland zurück, wird am Flughafen von der Präsidentin empfangenu und will in sein Haus am Land. Dort bekommt er Polizeischutz, den er nicht will. Denn er will eigentlich nur seine Wildbienen beobachten, Tierbücher lesen und die Sportseiten der Zeitung. Er führt aber auch einen Briefwechsel mit einem Oberst eines feindlichen Staates mit dem er sich in Den Haag befreundet hat und mit ihm Schach spielte.

Der wurde verurteilt und sie haben am Anfang einen sehr freundschaftlichen Ton, was sich im Laufe des Buches ändert. Er bekommt noch einen anderen Brief, nämlich von einer Ana, deren Mann im Krieg umgekommen ist und die nun ihren zwölfjährigen Sohn allein aufzieht. Der General lädt sie ein und stellt sie als Haushälterin an.

Das Buch ist zum Teil als Briefroman geschrieben, zum anderen Teil besteht es aus Gesprächen Anas zu ihrem toten Mann und um den, Marko Tironi dreht es sich auch in den Briefen. Ana die das Geheimnis um den tod ihres Mannes herausbekommen will, liest die Briefe und wendet sich schließlich, da der General zwar freundlich und zuvorkommend aber schweigsam ist, an Oberst Bartok und bekommt die Antwort von seinen Rechtsanwalt, der sie nach Zürich, wo ihre Schwster lebt, bittet und dann zwingt gegen den General auszusagen. Der soll zur großen Siegesfeier eine Rede halten, erklärt sich nach langen Zögern auch bereit dazu, wird aber vorher verhaftet und Ana sucht schließĺich in der Schweiz um Asyl an.

Ein eher konventionell geschriebenes, interessantes Buch, das sich um Schuld und Sühne und um die philosophischen Fragen des Krieges auseinandersetzt.

Ilija Trojanow beschäftigt sich in einer eher dokumentarischen Weise mit ähnlichen Themen und über den Jugoslawienkrieg habe ich auch bei Damir Ovcina in “Zwei Jahre Nacht” gelesen und wenn ich dann zum Schweizer Siegerbuch komme wird es wahrscheinlich wieder sprachexperimenteller werden.

Was möglich ist

Jetzt geht es in die Schweiz, zwar noch nicht zu den heurigen Buchpreisbüchern, sondern zu einem das nicht auf der Liste gestanden ist, “Lenos”, den ich, glaube ich, durch den dBp kennenlernte, hat es mir zugeschickt, der zweite Roman des 1975 geborenen Werner Rohner de rin Biel studierte und von dem ich noch nichts gehört habe.

Roman ist wieder einmal übertrieben, denn es sind drei Frauengeschichten, die wohl durch die Klammer “Liebe” zusammengehalten werden, da gibt es ja auch Erzählbände, die durch solche Klammern auch als Romane interpretiert werden können. Aber Romane verkaufen sich besser, glauben wohl die Verlage, obwohl diese Bezeichnung durch ihre inflationäre Verwendung wohl nicht mehr immer glaubhaft ist.

Die erste Frauengeschichte trägt den Titel “Edith” und geht, um eine einundsechzigjährige Kellnerin, die nie Zürich verlassen hat, wohl auch nicht besonders gebildet ist, dann aber plötzlich mit einem Gast, Christoph, der immer kommt und Apfelstrudel bestellt und ihr dabei erzählt, wie er als Rettungsschwimmer einmal eine Frau beatmete, obwohl sie schon längst gestorben war, nach Marokko folgte, dort ein Haus kaufte und eine Penison aufmachte.

Nach einem Jahr bekommt die Freundin ihres Sohnes ein Kind und sie kehrt zurück, obwohl der kleine Miguel zu allen sehr distanziert war und Chris ihre oder sie seine große Liebe war, bricht sie den Kontakt ab und zieht schließlich in ein Altenheim.

Das Interessante an der Geschichte war für mich nicht ihr Inhalt, sondern die Schreibweise, nämlich der Perspektivenwechsel im Fließtext, ich wechsel da ja szenenweise ab. Aber da beginnt es zuerst mit Christoph, den großen Reisenden, der einen Winter in Zürich verbringt, dort zum Bademeister umgeschult wird, das erfährt man während er die Frau beatmet. Dann geht die Perspektive zu Edith und schließlich zu ihrem Sohn Martin über, zwischendurch wird da noch einige Male gewechselt.

Als ich das Buch bekommen, das Cover, den Klappentext und die Rezensionen dazu gesehen habe, habe ich mich gewundert, daß “Lenos” ein so konventionelles Buch mit einem so konventionellen Thema und einer so konventionellen Sprachweise verlegt, aber man muß wohl hinter die Kulisse und in den Text hineinblicken, um herauszubekommen, was alles möglich oder unmöglich ist und dann ist in der zweiten “Vera” genannten Geschichte auch viel “unmögliches” oder bisher nicht gesagtes dabei und der Clou ist vielleicht auch, wofür Werner Rohner nichts kann, daß ich in der “Nika” und in den “Dreizehn Kapitel” auch so eine Geschichte habe, wo zwei Frauen zusammenleben, eine bekommt ein Kind und will partout nicht, daß sich der Vater darum kümmert und der besondere Clou ist, daß die Frau Vera heißt.

Die “Dreizehn Kapitel” wurden 2013, glaube ich, geschrieben, die “Nika” 2015 und bei Rohner ist Vera eine Bibliothekarin verheiratet mit einem Gregor, einen überkorrekten perfekten Historiker und im fünften Monat schwanger, als sie sich in Nathalie, die gerade weil geschieden und zwei Kinder, endlich ihre Studium abschließen will. Vera und sie haben sich, glaube ich, schon länger gekannt und auch die Schwester Marion, die auf die Kinder aufpasst, kannte Vera, glaube ich, schon und es hat, Bezug zu der ersten Geschichte, da kommt, obwohl die Geschichte zwei ja in Berlin spielt auch einmal das Cafe vor in dem Edith arbeitete und in der Pension in Marokko waren sie auch einmal, auch eine Totgeburt gegeben und eine postnatale Depression. Jetzt küßt Nathalie Vera, die schläft zwar und das ist etwas bizaarr, dabei ein, verliebt sich aber dennoch. Die beiden Frauen reisen nach New York spritzen den Kongreß und Vera schafft es dann nicht es ihrem Gregor zu sagen. Das Kind kommt zur Welt, wird ein Bub, statt des erwarteten Mädchens. Nathalie vergißt ihren Bh in Veras Zimmer. Marion droht auf die Kinder nicht mehr aufzupassen und Gregor ruft bei Nathalie an, um zu fragen, ob sie nicht die Patentante des kleinen Albert werden will? Dann sieht er ganz am Schluß an Nathalies Tränen, um was es da geht und was im letzten Jahr geschehen ist. Ein genialer Schlußsatz denke ich, über den ich erst ein paar Minuten nachdenken mußte.

Bei “Lena” ist es ähnlich, Perspektivenwechsel, Bezüge zu den vorigen Geschichen, der Held ist eigentlich Michael, ein Schriftsteller, der schon mal als Bademeister arbeitet und einen Roman unter dem Pseudonym Andrea Dietsche geschrieben hat, erinnern wir uns, das ist die Frau die in der ersten Geschichte ertrank und er ist der beste Freund von Lena, frisch getrennt und noch sehr verstört von Sophie, eine Isabel gibt es auch und Lena ist mit Lorenz verheiratet, es gibt zwei Kinder. Da fährt sie nach Neapel zu einem Carlos und Lorenz kommt in der Nacht zu Michael, erzählt ihm das und bittet ihm ihr nachzufahren. Die weiß gar nicht genau warum sie Lorenz verlassen hat oder doch, um sich vorzustellen, wie sie das bei ihren Kinder täte. Dann kommt sie zurück, aber noch nicht zu Lorenz, sondern zu erst zu Michael, bis alles wieder seinen normalen Gang nehmen wird, oder auch nicht. Das wissen wir nicht, denn der “Roman” ist damit aus.

Meistens sind es Erzählbände, die solche Klammern haben umd “Einfühlsam und unaufgeregt erzählt Werner Rohner von Sehnsucht und Begehren von Aufbruch und Verlust”, steht noch am Klappentext und ich füge hinzu, daß ich auf jeden Fall eine interessante Begegnung mit einem mir bisher unbekannten Schriftsteller machte, der seine Themen wirklich ungewönlich wählte und auch eine ungewöhnliche Erzählweise hat.