Schlangen im Garten

Jetzt kommt nicht das neue fünfte deutsche Longlistbuch, obwohl Stefanie vor Schultes “Schlangen im Garten” darauf stehen könnte und die mit “Junge mit schwarzen Hahn” auf der Bloggerdebutshortlist gestanden ist und auch einen Preis dafür bekommen hat. Über das Buch habe ich ja vor kurzem im “Diogenes-Talk” ngehört und die 1974 geborene und in Hanover lebende Autorin kennengelernt und dann das Buch vorgezogen, weil ich wieder mal baden und im Auto ein Print-Buch lesen wollte und interessanterweise habe ich sehr viele deutsche oder österreichische Longlistbücher entweder vom Verlag oder über die Netgalley als E-Pubs bekommen.

Also das Buch über Tod und Trauer, wie ich dem Talk entnommen habe und etwas erstaunt darauf reagierte, denn das Debut war ja sehr phantastisch und spielte im Mittelalter. Jetzt also ein so reales Thema, zumindest würde ich oder habe ich dieses Thema sehr realistisch behandelt. Nicht aber Stefanie vor Schulte, denn die versucht es mit dem magischen Realismus oder wie man es nennen will. Behandelt das Thema auf jedenFall sehr phantastisch und ich muß sagen, Hut ab, spannend, spannend und ich hätte nie gedacht, daß man dieses Thema auf diese Art und Weise behandeln kann.

Da ist also die Familie Mohn, der Vater Adam, der Sohn Steve etwa zwanzig, sowie die Kinder Lnne und Micha, elf und zwölf, glaube ich und die Mutter Johanne ist gestorben. Das thematisiert, glaube ich, auch Mareike Fallwickl in ihrem letzten Buch, daß da eine Mutter Selbstmord begangen hat und tut es, glaube ich, weniger phantastisch und ob Johanne Selbstmord beging, weiß man nicht. Sie ist jedenfalls in einem Spital gestorben und die Familie muß weiterleben. Denn das Leben geht weiter. Also muß die Trauerarbeit in der vorgesehenden Art und Weise absolviert leben, damit man wieder weiterlieben, weiterarbeiten, weiterlernen kann.

So gibt es ein Traueramt und einen Trauerbeamten, der beobachtet und protkolliert, ob das auch wirklich schnell genug passiert und, daß man in den Spitälern von mehr oder weniger psychologisch ausgebildeten Ärzten eine sogenannte Erinnerungsbox mit der Aufforderung Bilder oder letzten Dinge der Verstorbenen hineinzutun bekommt, habe ich auch schon gehört.

Ich würde da ja darauf antworten, das tue ich selber, wie ich will und brauche dazu keine Aufforderung und Tagebücher gehören natürlich auch dorthinein und Johanne hat ein ganzes Regal davon hinterlassen und die ißt die Famlie nun Abend für Abend auf.

Es gibt Nachbarn ,die sich mehr oder weniger liebevoll nach dem Befinden erkundigen oder auffordern doch endlich das Fahrrad im Hof zu entfernen und die Familie reagiert nicht so schnell, wie es von ihr erwartet wird. Der Vater kündigt seine Stelle, das darf man nicht, denn man muß ja weiterfunktionieren. Steve bricht sein Studium ab und kommt nach Haus und Linne und Micha haben auch Schwierigkeiten in der Schule und nun begegnen sie irgendwanneinmal andere Menschen. Da ist einmal der Trauerbeamte Ginster, der DDR ähnlich seine Berichte schreibt, aber auch die obdachlose Bille, die einen Hund, den es nicht gibt, an einer Schnur mit einem Ball spazierenführt, bezieungsweise an einer Autobushaltestelle sitzt, wo Adam sie kennenlernt.

Es gibt noch eine Autobushaltestelle, wo gar kein Autobus hält, sondern zu einem Pflegeheim gehört, wo sich deren Insaßen, die ausreißen wollen, einfinden und dann vom Pflegepersonal wieder eingesammelt werden.

Das ist oder war realistisch und eigentlich sehr traurig, daß die Dementen wieder nach Hause oder in ihre Vergangenheit zurückwollen und Micha besucht am Anfang auch eine alte Dame in Pflegeheim mit einer Pralienenschachtel, um ihr vorzulesen, wird aber von ihrer Tochter hinausgeschmissen.

Linne oder Micha treffen einen Riesen namens Brassert, der an einem Seee Schwäne füttert, die dann nicht kommen und Steve wird von einer Marlene angesprochen und die Drei kehren jetzt alle in die Wohnung der Mohns ein, der diese inzwischen gekündigt wurde.

Was aber nichts macht, denn das Haus fällt, wieder ein bißchen fantastisch sowieso zusammen und wird von der Polizei evakuiert. Inzwischen erzählen die Drei oder Vier, denn der Trauerbeamte taucht auch noch auf, alle ihre Geschichten, die sie einmal mit Johanne hatten.

So kann man es auch machen. So kann das Trauern und das Loslassen passieren und ich denke es passiert auch so ganz ohne Traueramt und Aufforderung sich zu beeilen, auch wenn man es nicht so phantastisch erlebt. So geht es auch und so hat mir das Buch auch gut gefallen, obwohl es mir, ich gebe es zu, vielleicht manchmal ein wenig zu phantastisch war und von der Sprache war ich auch nicht so entzückt, wie die Blogger und Buchbändler beim Talk, obwohl ich mir einige schöne Stellen angestrichen habe.

Wie die Schlangen in den Garten kamen habe ich auch nicht ganz verstanden, obwohl die an mehren Stellen vorkamen.

Von schlechten Eltern

Jetzt komt das fünfte Buch der Schweizer Buchpreisliste, Tom Kummers “Von schlechten Eltern” und ich muß sagen, es ist eine Überraschung und ich bin nicht ganz sicher, würde es aber wahrscheinlich doch als das “beste” oder auf jedenfall ungewöhnlichste Buch des Jahres interpretieren und ihm den “Buchpreis” gewünsch, obwohl ich da bisher ja eher für den Charles Lewinsky gewesen wäre. Von dem 1961 in Bern geborenen Tom Kummer habe ich das erste Mal etwas gehört, als er mit einem Japitel aus dem Buch beim “Bachmannpreis” gelesen hat. Da wurde erwähnt, daß er früher Journalist war und mit seinen Artikel aufgeflogen ist, weil er wie Claas Relotius, die Fiktion mit den Facts vermischt hat und das tut er, wie ich glaube, auf sehr geniale Art auch in dem Buch, in seinen Büchern, denn der Protagonist des Romans heißt Tom. Tom Kummer und er hat seine Frau namens Nina an Krebs verloren und der wirkliche Tom Kummer, der Faktenvermischer hat schon vorher einen Roman geschrieben, der “Nina und Tom” heißt und wo es genau darum geht und am Ende des Buches, das ist auch interessant, gibt es sogar eine Leseprobe daraus, so daß man nachlesen kann, was man vielleicht wissen sollte.

Es geht und das ist auch sehr interessant, um dasselbe Thema, als in dem Buch der Schweizer Buchpreisträgerin. Es geht, um den Verlust eines geliebten Menschen. Um das Sterben und die Trauerarbeit und das Spannende ist für mich, die zwei verschiedenen Arten, wie das thema behandelt wird.

Ich weiß nicht, ob es meine Leser erahnen, aber mir gefällt der Stil von Tom Kummer mehr. Er ist die Art, wie ich mich dem Thema annähern würde oder auch nicht. Denn Tom Kummer spielt dafür wahrscheinlich zusehr mit den Facts und den Ficts. Spielt das genüßlich aus, läßtt dabei auch keine Tabus ungeschoren und sagte in einem Interviews. Ich habe mir die Gespräche von zwei Lesungen angehört, daß er eigentlich keinen Spannung- und keinen Handlungsbögen und den Leser in die Irre führen will.

Das will ich eigentlich nicht, aber trotzdem ist es wahrscheinlich das Spiel, das mich fasziniert, so daß ich das Buch seiner Radikalität wegen auch für sehr gut halten würde.

Da ist also Tom, der Protagonist. Er hat, wie sein Autor viele Jahre in Los Angeles gelebt. Jetzt ist er nach dem Tod seiner Frau Nina nach Bern zurckgekommen und arbeitet als Vip-Taxifahrer, in der Nacht. Das heißt, er kutschiert Vips und Diplomaten meist aus Afrika, das ist auch sehr interessant, von einer Stadt zur anderen, weil er die Schweiz am Tag nicht erträgt. Er hat auch zwei Söhne, einer heißt Frank, ist achtzehn und in Los Angeles zurückgeblieben. Der Zweite ist zwölf und heißt Vince und Schwierigkeiten mit einem Nachbar und dem Jugendamt gibt es auch und eine Nähe zwischen dem teitenrauenernde Vater und dem Sohn die in Zeiten, wie diesen wahrscheinlich wirklich die Nachbarn und das Jugendamt alamieren könnte.

Das meinte ich mit den Tabubruch, wo ich zwar ein Fragezeichen dahinter setzen würde, aber denke, Tom Kummer traut sich was. Es geht, um die Trauer und das Sterben und manchmal erscheint der gute Tom auch ein wenig paranoid und Tom Kummer sagte in dem Gespräch auch, daß erseine Trauer durch das Buch verarbeiten mußte, daß er die Schweiz haßt, das verstehe ich auch nicht so ganz, er wird aber seine Gründe haben und, daß er tatsächlich viel in der Nacht mit dem Auto herumgefahren ist, weil er die Schweiz am Tag nicht ertrug, aber dadurch sehr gut kennenlernte, was wohl auch einer der Widersprüche ist.

Ein sehr interessantes Buch und ein Gewinn, wenn mir vielleicht auch wieder ein bißchen zu hoch und zu abgehoben, denn allzusehr möchte ich von Tom Kummer nicht in die Irre geführt werden, gefällt mir aber sehr das Buch und das Lesen war ein Gewinn.

das alles hier, jetzt.

Jetzt kommt das Siegerbuch des Schweizer-Buchpreises und das vierte, das ich schon von der Shortlist, die ja nur aus fünf Büchern besteht, gelesen habe. Anna Sterns sehr experimenteller und sprachfreudiger Roman, den ich, meine Leser wissen es, die geringsten Chancen auf den Preis gegeben hätte, aber damals am achten November habe ich ja nur den “Halbbart” und “Aus der Zuckerfabrik” gelesen, weil sie auch auf der deutschen Longlist standen und von der 1990 in Rorschach geborenen und in Zürich lebenden kurzhaarigen jungen Frau habe ich 2018 das erste Mal gehört, als sie in Klagenfurt gelesen hat, da wurde ihr Text gar nicht so besonders von der Jury goutiert und dann stand sie auf einmal auf der Shortlist und hat einen Preis gewonnen, was vor allem Wolfgang Tischer sehr empörte, der darauf Transparenz bei der Shortlistlfestlegung forderte, was inzwischen auch geschieht und bei “das alles hier, jetzt.” , wo wieder alles kleingeschrieben ist, was, glaube ich, Wolfgang Tischer auch sehr ärgert, ich bin das von den österreichischen Experimentellen eher gewohnt, geht es um die Trauerarbeit und das ist schon mal ein interessantes Thema. Da ist eine oder ein ananke früh gestorben und Anna Stern betonte auch bei Lesung aus dem Züricher- Literaturhaus, die man sich als Video ansehen kann, daß sie die Geschlechterpronomen er und sie in das du ausgehen lassen wollte, etwas was jetzt sehr modern ist, ich aber auch nicht so ganz nachvollziehen kann, beziehungsweise macht es das Lesen schwer und das hat mich und wahrscheinlich auch andere Leser im ersten Teil sehr verfolgt, denn das gibt es zwei Textteile, eine fett und eine dünn gedruckt und auf der fetten Seite bewältigt ein oder eine ichor, die Trauer und auf der anderen Seite geht es in die Jugenderlebnisse. Anna Stern sagte im Gespräch bei der Lesung, daß sie die Namen erfunden hat, indem sie die Buchstaben aneinanderreihte, wieder um eine Zuordnung zu erschweren ananke und ichor stammen aber aus der griechischen Mythologie, die beiden Textteile hat sie, weil bei ihr auch eine Person jung gestorben ist, in ihrem Notizbuch aufnotiert, also wieder sehr konstruiert, was das Verständnis erschwert, obwohl es bei “Lovely Book” den Tip gibt, das Ganze laut zu lesen, damit man es besser versteht.

Anna Stern war dann die viele Trauer selbst zu viel und so beschloß sie am Ende der Geschichte ein wenig konkreter zu werden, so sitzen das erzählede du, vienna, eden und cato betrunken in einer Bar und schmieden den Plan einen adenauer, das ist offenbar das alte Auto, das am Cover zu sehen ist, auszuborgen und damit zum Gab zu fahren. anankes Urne auszugraben und sie im Meer zu versenken.

Das habe ich wieder sehr spannend, originell und ungewöhnlich empfunden und denke Anna Stern ist vielleicht doch nicht so streng experimentell, wie sie es vorgibt und ein interessantes Buch ist es allemal.

Also Gratulation zum Preis und ich bin gespannt, was ich von der jungen Frau, die auch eine Dissertation über Antbiotikaresistenz schreibt, noch so hören oder lesen werde.