das alles hier, jetzt.

Jetzt kommt das Siegerbuch des Schweizer-Buchpreises und das vierte, das ich schon von der Shortlist, die ja nur aus fünf Büchern besteht, gelesen habe. Anna Sterns sehr experimenteller und sprachfreudiger Roman, den ich, meine Leser wissen es, die geringsten Chancen auf den Preis gegeben hätte, aber damals am achten November habe ich ja nur den “Halbbart” und “Aus der Zuckerfabrik” gelesen, weil sie auch auf der deutschen Longlist standen und von der 1990 in Rorschach geborenen und in Zürich lebenden kurzhaarigen jungen Frau habe ich 2018 das erste Mal gehört, als sie in Klagenfurt gelesen hat, da wurde ihr Text gar nicht so besonders von der Jury goutiert und dann stand sie auf einmal auf der Shortlist und hat einen Preis gewonnen, was vor allem Wolfgang Tischer sehr empörte, der darauf Transparenz bei der Shortlistlfestlegung forderte, was inzwischen auch geschieht und bei “das alles hier, jetzt.” , wo wieder alles kleingeschrieben ist, was, glaube ich, Wolfgang Tischer auch sehr ärgert, ich bin das von den österreichischen Experimentellen eher gewohnt, geht es um die Trauerarbeit und das ist schon mal ein interessantes Thema. Da ist eine oder ein ananke früh gestorben und Anna Stern betonte auch bei Lesung aus dem Züricher- Literaturhaus, die man sich als Video ansehen kann, daß sie die Geschlechterpronomen er und sie in das du ausgehen lassen wollte, etwas was jetzt sehr modern ist, ich aber auch nicht so ganz nachvollziehen kann, beziehungsweise macht es das Lesen schwer und das hat mich und wahrscheinlich auch andere Leser im ersten Teil sehr verfolgt, denn das gibt es zwei Textteile, eine fett und eine dünn gedruckt und auf der fetten Seite bewältigt ein oder eine ichor, die Trauer und auf der anderen Seite geht es in die Jugenderlebnisse. Anna Stern sagte im Gespräch bei der Lesung, daß sie die Namen erfunden hat, indem sie die Buchstaben aneinanderreihte, wieder um eine Zuordnung zu erschweren ananke und ichor stammen aber aus der griechischen Mythologie, die beiden Textteile hat sie, weil bei ihr auch eine Person jung gestorben ist, in ihrem Notizbuch aufnotiert, also wieder sehr konstruiert, was das Verständnis erschwert, obwohl es bei “Lovely Book” den Tip gibt, das Ganze laut zu lesen, damit man es besser versteht.

Anna Stern war dann die viele Trauer selbst zu viel und so beschloß sie am Ende der Geschichte ein wenig konkreter zu werden, so sitzen das erzählede du, vienna, eden und cato betrunken in einer Bar und schmieden den Plan einen adenauer, das ist offenbar das alte Auto, das am Cover zu sehen ist, auszuborgen und damit zum Gab zu fahren. anankes Urne auszugraben und sie im Meer zu versenken.

Das habe ich wieder sehr spannend, originell und ungewöhnlich empfunden und denke Anna Stern ist vielleicht doch nicht so streng experimentell, wie sie es vorgibt und ein interessantes Buch ist es allemal.

Also Gratulation zum Preis und ich bin gespannt, was ich von der jungen Frau, die auch eine Dissertation über Antbiotikaresistenz schreibt, noch so hören oder lesen werde.