Der Held

Buch drei der Schweizer Buchpreisliste, die ja nur aus fünf Büchern besteht, die ersten zwei Dorothee Emingers “Zuckerfabrik” und Charles Lewinskys “Halbbart” habe ich schon früher gelesen, weil sie ja auch auf der deutschen Longlist standen und von dem 1959 geborenen Karl Rühmann, der eigentlich Mladen Jandrlic heißt habe ich noch nie etwas gehört, trotzdem ist sein Roman, obwohl oder weil, wie in den “Amazon-Rezensionen” steht, leicht lesbar oder eigentlich des Thema wegen, obwohl ich mir am Anfang dachte “Der Held, was soll das sein?”

Der Held ist ein General eines ungenannten wahrscheinlich ehemaligen jugoslawischen Staates. Er war fünf Jahre in Den Haag inhaftiert und wurde freigesprochen. Jetzt kehrt er als Held in sein Heimatland zurück, wird am Flughafen von der Präsidentin empfangenu und will in sein Haus am Land. Dort bekommt er Polizeischutz, den er nicht will. Denn er will eigentlich nur seine Wildbienen beobachten, Tierbücher lesen und die Sportseiten der Zeitung. Er führt aber auch einen Briefwechsel mit einem Oberst eines feindlichen Staates mit dem er sich in Den Haag befreundet hat und mit ihm Schach spielte.

Der wurde verurteilt und sie haben am Anfang einen sehr freundschaftlichen Ton, was sich im Laufe des Buches ändert. Er bekommt noch einen anderen Brief, nämlich von einer Ana, deren Mann im Krieg umgekommen ist und die nun ihren zwölfjährigen Sohn allein aufzieht. Der General lädt sie ein und stellt sie als Haushälterin an.

Das Buch ist zum Teil als Briefroman geschrieben, zum anderen Teil besteht es aus Gesprächen Anas zu ihrem toten Mann und um den, Marko Tironi dreht es sich auch in den Briefen. Ana die das Geheimnis um den tod ihres Mannes herausbekommen will, liest die Briefe und wendet sich schließlich, da der General zwar freundlich und zuvorkommend aber schweigsam ist, an Oberst Bartok und bekommt die Antwort von seinen Rechtsanwalt, der sie nach Zürich, wo ihre Schwster lebt, bittet und dann zwingt gegen den General auszusagen. Der soll zur großen Siegesfeier eine Rede halten, erklärt sich nach langen Zögern auch bereit dazu, wird aber vorher verhaftet und Ana sucht schließĺich in der Schweiz um Asyl an.

Ein eher konventionell geschriebenes, interessantes Buch, das sich um Schuld und Sühne und um die philosophischen Fragen des Krieges auseinandersetzt.

Ilija Trojanow beschäftigt sich in einer eher dokumentarischen Weise mit ähnlichen Themen und über den Jugoslawienkrieg habe ich auch bei Damir Ovcina in “Zwei Jahre Nacht” gelesen und wenn ich dann zum Schweizer Siegerbuch komme wird es wahrscheinlich wieder sprachexperimenteller werden.

Das Loch

Das dritte bei “Kremayr&Scheriau” erscheinene Buch der 1985 in Freudenstadt geborenen Simone Hirth, die das “Leipziger Literaturinstitut” besuchte und offenbar mit Kind als Lektorin und freischaffende Autorin in Kirchstetten lebt.

Ich schreibe offensichtlich, denn in dem Briefroman “Das Loch”, geht es um Briefe, die eine offensichtlich in das “Mutterloch” gefallene Frau an Gott und die Welt schreibt. um von dort wiederherauszukommen,.

Auf den etsten Seiten steht aber gleich “Handlungen und Personen in dem Buch sind erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlich existierenden Personen ist nicht beabsichtigt und wäre daher Zufall.” und dann sind diese Briefe an den Kanzler, an die Frauenministerin, an Jesus, Buddha, Mohamed, gerichtet.

Gut, könnte man sagen, der Kanzler und die Frauenministerin trägt keinen Namen und Jesus und Buddha hat es vielleicht nicht gegeben, den “Werther” auch nicht, denn der ist eine Romanfigur, die Ulrike Meinhof, schon, und die Madonna, die Popikone, nicht die “Maria”, die Mutter Jesus, die auch noch vorkommt und dann gibt es noch den “Frosch”, das “Mumeltier”, und und , daß Simone Hirth sehr originell ist und ungewöhnliche Einfälle hat, weiß ich schon von ihrem Debutroman, obwohl das, was da in den Briefen vom 31. Dezember 2017 bis 31. Dezember 2018 da beschrieben wird, gar nicht so originell ist, sondern das, was wahrscheinlich jede Mutter im ersten Lebensjahr ihres Kindes erlebt und ich das Buch, die Doppelszusendung, ich habe es zweimal bekommen, wahrscheinlich der Anna geben werde, die zwar eine Tochter und keinen Sohn hat, aber vielleicht ebenso empfindet oder doch nicht so ganz, denn die namenlose Briefschreiberin, das heißt, sie unterschreibt ihre Briefe manchmal mit “Henriette”, dann aber wieder mit “eine Gläubige”, “eine Mutter”, “eine Fernseherin”, etcetera, hat das “Literaturinstitut in Leipzig” absolviert.

Das steht auch in einem der Briefe, hat eine Lesung und eine Stipeniuumswohnung, die sie mit Sohn und Mann Jakob, bezieht und auf eine Buchmesse geht es auch.

Aber dann ist es schon aus, denn die Tagesmutter in dem Ort, er wird “Unterfelden” genannt, ist über Jahre ausgebucht. Der Bürgermeister hat keinen Kindergartenplatz für die zweite Mutter, die sie dann doch kennenlernt. Der Mann Jakob scheint sich zu vertschüßen und ist nie da, wenn der Sohn schreit und die Schweigermutter stellt ihr ein Glas Nutella in den Eiskasten, das dann auch einige Briefe bekommt, bevor es verschimmelt weggeschmissen wird.

“Liebes Loch, du kannst deine Koffer packen du bist raus, gute Reise!”, steht als versöhnlichesEnde auf einer Ecke der orangen hinteren Vorumschlagseite und ich kann das Buch jeder jungen Mutter oder auch den anderen, die sich für das erste Jahr mit Kind, das schreit und schreit und doch sehr geliebt wird, sehr empfehlen.

Eine interessante Lektüre, obwohl mich am Anfang der Titel abgeschreckt hat, was aber eigentlich unverstänlich ist, denn ich habe ja auch schon von einem “Pensionsloch” geschrieben.

Katharina, Marie & ihre vier Männer

Nun kam eine kleine LL-Lesepause, obwohl ich da im Stress bin und sich die Bücher schon im Badezimmer türmen, aber Literaturtest hat mir auch eine “Neuerscheinung” geschickt, die gelesen werden will.

“Katharina, Marie & ihre vier  Männer, ein “Goldmann TB”, ein Briefroman oder fast schon ein Sachbuch in Sachen Liebe, Ehekriese, unerfüllter Kinderwunsch und erfüllte oder unerfüllte Seitensprünge.

Katharina und Marie sind zwei Frauen Mitte Dreißig, beide verheiratet, beide Kinderlos, beruflich mehr oder minder erfolgreich, Banangestellte, die eine, in einer Pharmafira, die andere tätig und sie schreiben sich Briefe oder besser Mails, wie man das ja heutzutage macht und das viel schneller geht.

Es beginnt damit, daß sie feststellen, daß es in ihren Ehen nicht so absolut glücklich zu geht, obwohl sie das voneinander nicht erwartet hätten.

Katharina, die als Kind ihren Vater verlor und sich deshalb nach Stabilität sehnt, hat das zwar mit ihrem Simon, aber der geht auf ihren Kinderwunsch nicht ein, vertagt ihn auf das nächste oder übernächste Jahr und da ist Carsten, OA, erfolgreicher Handchirurg, zwar natürlich verheiratet, aber davon will er nichts erzählen und er will Kinder mit Katharina und Marie ist mit ihren Michael auch nicht glücklich.

Theorien werden ausgetauscht, wieviel Prozent Glück man sich in einer Ehe erwartet darf, etcetera und Srüche der Oma  “Willst du, gelten, mach dich selten!”

Das finde ich das theoretische an dem Buch und dann kommt in die Bank, ein Unternehmensberater, um die Fehler der Chefs wieder auszubügeln, steht vor Marie. Er heißt Tom, ist auch verheiratet, hat zwei Kinder in Berlin. Marie lebt und arbeitet, glaube ich, in Frankfurt, aber seine Ehe ist nicht glücklich, weil er Sandra nie heiraten wollte, die dann, als er das vorsichtig sagte, gleich schwanger wurde und das Haus in Berlin ist auch viel zu groß und zu teuer, so daß er sie nie verassen kann. Er führt aber ohnehin eine Wochenendehe, weil er ja soviel umstrukturieren muß und verliebt sich in Marie.

Es kommt bei beiden, zuerst zaghaft, dann tatsächlich zu sexuellen Beziehungen., Marie kündigt ihre Stelle, geht nach Berlin. Tom verläßt seine Frau, das ist eine Kathastrophe, weil die zuerst die Kinder entführen will, dann finanzielle Forderungen stellt und Tom will die Kinder bei sich haben, so sucht er eine Wohnung, die zu groß ist für Marie und hat auch keine Zeit für sie und Simon bemüht sich, aber als er nachgeben will, findet er die SMSs von Carsten und schmeißt sie aus der Wohnung.

Langsam langsam kommt dieses Paar wieder zusammen, während Marie endgültig ausrastet, weil, was auch ein wenig übertrieben ist, Tom zu Weihnachten natürlich mit Sandra und den Kindern, wie immer irgendwo eine Woche hinfahren will, dabei ist ohnehin schon eine gemeinsame Kambodschareise der beiden Freundinnen geplant und ein Kollege, eine Ex-Bezieung, der Ehemann Michael ist sang und klanglos nach Australien verschwunden,  ist auch in Sicht.

Der Briefform macht es vielleicht ein wenig schwer zu lesen und ich brauchte lange mir zu merken, daß die mit dem Simon und den Carsten, die Katharina und nicht die Marie ist, weil ich irgendwie auch finde, daß das besser gepasst hätte.

Es ist auch kein ChickLit, sondern eher eine narrative Abhandlung sich zu überlegen, wie es mit der eigenen Ehe weitergehen kann und  wie man es mit den Seitensprüngen und den Dreier oder Vierbeziehungen machen soll?

Das Buch haben zwei Journalistinnen,  Tine Ratig und Hannah Wilhelm geschrieben und mich würde interessieren, ob die eine den Katharina-, die andere den Marie-Strang übernahm, weil das ja gut passen würde.