Unter Strom

Weiter gehts mit der Schweizer Literatur. Nach der “Welt” geht es jetzt zum “Strom” und von Arno Camenisch zu Tom Kummer, den ich neben Christian Kracht, für einen sehr ungewöhnlichen Autor handelt, der bei mir auch zu Kopfschütteln und Fragezeichen führte.

Denn von den 1961 in Bern geborenen Tom Kummer habe ich zum ersten Mal beim “Bachmannlesen” gehört. Und dann sein Buchpreis Buch “Von schlechten Eltern” gelesen, das mir, wie ich jetzt nachgelesen habe, sehr gut gefallen hat.

Was ich bei “Unter Strom” nicht behaupten würde und dann geht es, und das ist auch interessant, wieder um die Frage, was ist jetzt autobigrafisch und was nicht?

Denn Tom Kummer hat schon einen Roman geschrieben der “Nina & Tom ” heißt und die “Schechten Eltern” würde ich so interpretieren, daß Tom Kummer darin den Tod seiner Frau Nina abreagiert und jetzt sind wir Ende der Neunzigerjahre und da reist eine Nina von Los Angeles nach Zürich, um sich zu entscheiden, ob sie bei ihrem Mann oder Partner Tom bleiben oder zu ihrer Jugendfreundin Sarah zurückkehren soll?

Und es beginnt gleich sehr seltsam und das ist schon etwas, war mir nicht gefällt. Nina hat kurze Haare, sowie eine männliche Nase und wird von den Stewadessen “Sir!”, genannt.

“Hui, was ist das?”, habe ich da gedacht. Dann sperrt sie sich in die Flugzeugtoilette ein und erlebt einen Anfall, so daß sie vom Sicherheitspersonal im Rollstuhl in die Lobby geführt wird, wo sie Sarah, einen Adelige und erfolgreiche Menschenrechtsanwältin abholt, die sie sehr begehrtund mit ihr eine Party am Bielersee feiern will.

Dann wird mit einem Motorrad gefahren, Nina wird Sarahs Praxis vorgestellt und dann mit einer Luxuslimonine von einem afrikanischen Chauffeur in das Bieler Anwesen gefahren. Da gibt es einen interessanten Dialog und dann in der Villa eine monströse Party, die nur von Frauen besucht wird, die kiffen, Sex und anderes betreiben, dann gestehen einige Unfälle, so daß die Polizei auftaucht und Sarah verhört. Nina schnappt sich Sarahs Pistole, flüchtet mit dem Motorrad und kehrt dann wieder zu Tom nach Los Angeles zurück.

Dialoge mit Tom ziehen sich durch das ganze Buch und dann werden auch sehr aktuelle Dinge, wie die Genderproblematik in die späten Neunzigerjahre transferiert. Judith Butler und Simone de Beauvoir werden thematisiert und der Psychologin stellt sich die Frage, ist das jetzt ein Nonsenroman, weil den Autoren einfach nichts mehr einfällt, weil ja schon alles geschrieben wurde, wie ich in letzter Zeit einige las oder die Aufarbeitung von Tom Kummers Traumatisierungen und da kommen wir wieder zu der Frage, darf man ein Buch mit seinen Autor verwechseln oder nicht?

Und so bin ich schon gespannt, ob das Buch auf die deutsche, auf die Schweizer oder auch auf beide Listen kommt?

Von schlechten Eltern

Jetzt komt das fünfte Buch der Schweizer Buchpreisliste, Tom Kummers “Von schlechten Eltern” und ich muß sagen, es ist eine Überraschung und ich bin nicht ganz sicher, würde es aber wahrscheinlich doch als das “beste” oder auf jedenfall ungewöhnlichste Buch des Jahres interpretieren und ihm den “Buchpreis” gewünsch, obwohl ich da bisher ja eher für den Charles Lewinsky gewesen wäre. Von dem 1961 in Bern geborenen Tom Kummer habe ich das erste Mal etwas gehört, als er mit einem Japitel aus dem Buch beim “Bachmannpreis” gelesen hat. Da wurde erwähnt, daß er früher Journalist war und mit seinen Artikel aufgeflogen ist, weil er wie Claas Relotius, die Fiktion mit den Facts vermischt hat und das tut er, wie ich glaube, auf sehr geniale Art auch in dem Buch, in seinen Büchern, denn der Protagonist des Romans heißt Tom. Tom Kummer und er hat seine Frau namens Nina an Krebs verloren und der wirkliche Tom Kummer, der Faktenvermischer hat schon vorher einen Roman geschrieben, der “Nina und Tom” heißt und wo es genau darum geht und am Ende des Buches, das ist auch interessant, gibt es sogar eine Leseprobe daraus, so daß man nachlesen kann, was man vielleicht wissen sollte.

Es geht und das ist auch sehr interessant, um dasselbe Thema, als in dem Buch der Schweizer Buchpreisträgerin. Es geht, um den Verlust eines geliebten Menschen. Um das Sterben und die Trauerarbeit und das Spannende ist für mich, die zwei verschiedenen Arten, wie das thema behandelt wird.

Ich weiß nicht, ob es meine Leser erahnen, aber mir gefällt der Stil von Tom Kummer mehr. Er ist die Art, wie ich mich dem Thema annähern würde oder auch nicht. Denn Tom Kummer spielt dafür wahrscheinlich zusehr mit den Facts und den Ficts. Spielt das genüßlich aus, läßtt dabei auch keine Tabus ungeschoren und sagte in einem Interviews. Ich habe mir die Gespräche von zwei Lesungen angehört, daß er eigentlich keinen Spannung- und keinen Handlungsbögen und den Leser in die Irre führen will.

Das will ich eigentlich nicht, aber trotzdem ist es wahrscheinlich das Spiel, das mich fasziniert, so daß ich das Buch seiner Radikalität wegen auch für sehr gut halten würde.

Da ist also Tom, der Protagonist. Er hat, wie sein Autor viele Jahre in Los Angeles gelebt. Jetzt ist er nach dem Tod seiner Frau Nina nach Bern zurckgekommen und arbeitet als Vip-Taxifahrer, in der Nacht. Das heißt, er kutschiert Vips und Diplomaten meist aus Afrika, das ist auch sehr interessant, von einer Stadt zur anderen, weil er die Schweiz am Tag nicht erträgt. Er hat auch zwei Söhne, einer heißt Frank, ist achtzehn und in Los Angeles zurückgeblieben. Der Zweite ist zwölf und heißt Vince und Schwierigkeiten mit einem Nachbar und dem Jugendamt gibt es auch und eine Nähe zwischen dem teitenrauenernde Vater und dem Sohn die in Zeiten, wie diesen wahrscheinlich wirklich die Nachbarn und das Jugendamt alamieren könnte.

Das meinte ich mit den Tabubruch, wo ich zwar ein Fragezeichen dahinter setzen würde, aber denke, Tom Kummer traut sich was. Es geht, um die Trauer und das Sterben und manchmal erscheint der gute Tom auch ein wenig paranoid und Tom Kummer sagte in dem Gespräch auch, daß erseine Trauer durch das Buch verarbeiten mußte, daß er die Schweiz haßt, das verstehe ich auch nicht so ganz, er wird aber seine Gründe haben und, daß er tatsächlich viel in der Nacht mit dem Auto herumgefahren ist, weil er die Schweiz am Tag nicht ertrug, aber dadurch sehr gut kennenlernte, was wohl auch einer der Widersprüche ist.

Ein sehr interessantes Buch und ein Gewinn, wenn mir vielleicht auch wieder ein bißchen zu hoch und zu abgehoben, denn allzusehr möchte ich von Tom Kummer nicht in die Irre geführt werden, gefällt mir aber sehr das Buch und das Lesen war ein Gewinn.