Von schlechten Eltern

Jetzt komt das fünfte Buch der Schweizer Buchpreisliste, Tom Kummers “Von schlechten Eltern” und ich muß sagen, es ist eine Überraschung und ich bin nicht ganz sicher, würde es aber wahrscheinlich doch als das “beste” oder auf jedenfall ungewöhnlichste Buch des Jahres interpretieren und ihm den “Buchpreis” gewünsch, obwohl ich da bisher ja eher für den Charles Lewinsky gewesen wäre. Von dem 1961 in Bern geborenen Tom Kummer habe ich das erste Mal etwas gehört, als er mit einem Japitel aus dem Buch beim “Bachmannpreis” gelesen hat. Da wurde erwähnt, daß er früher Journalist war und mit seinen Artikel aufgeflogen ist, weil er wie Claas Relotius, die Fiktion mit den Facts vermischt hat und das tut er, wie ich glaube, auf sehr geniale Art auch in dem Buch, in seinen Büchern, denn der Protagonist des Romans heißt Tom. Tom Kummer und er hat seine Frau namens Nina an Krebs verloren und der wirkliche Tom Kummer, der Faktenvermischer hat schon vorher einen Roman geschrieben, der “Nina und Tom” heißt und wo es genau darum geht und am Ende des Buches, das ist auch interessant, gibt es sogar eine Leseprobe daraus, so daß man nachlesen kann, was man vielleicht wissen sollte.

Es geht und das ist auch sehr interessant, um dasselbe Thema, als in dem Buch der Schweizer Buchpreisträgerin. Es geht, um den Verlust eines geliebten Menschen. Um das Sterben und die Trauerarbeit und das Spannende ist für mich, die zwei verschiedenen Arten, wie das thema behandelt wird.

Ich weiß nicht, ob es meine Leser erahnen, aber mir gefällt der Stil von Tom Kummer mehr. Er ist die Art, wie ich mich dem Thema annähern würde oder auch nicht. Denn Tom Kummer spielt dafür wahrscheinlich zusehr mit den Facts und den Ficts. Spielt das genüßlich aus, läßtt dabei auch keine Tabus ungeschoren und sagte in einem Interviews. Ich habe mir die Gespräche von zwei Lesungen angehört, daß er eigentlich keinen Spannung- und keinen Handlungsbögen und den Leser in die Irre führen will.

Das will ich eigentlich nicht, aber trotzdem ist es wahrscheinlich das Spiel, das mich fasziniert, so daß ich das Buch seiner Radikalität wegen auch für sehr gut halten würde.

Da ist also Tom, der Protagonist. Er hat, wie sein Autor viele Jahre in Los Angeles gelebt. Jetzt ist er nach dem Tod seiner Frau Nina nach Bern zurckgekommen und arbeitet als Vip-Taxifahrer, in der Nacht. Das heißt, er kutschiert Vips und Diplomaten meist aus Afrika, das ist auch sehr interessant, von einer Stadt zur anderen, weil er die Schweiz am Tag nicht erträgt. Er hat auch zwei Söhne, einer heißt Frank, ist achtzehn und in Los Angeles zurückgeblieben. Der Zweite ist zwölf und heißt Vince und Schwierigkeiten mit einem Nachbar und dem Jugendamt gibt es auch und eine Nähe zwischen dem teitenrauenernde Vater und dem Sohn die in Zeiten, wie diesen wahrscheinlich wirklich die Nachbarn und das Jugendamt alamieren könnte.

Das meinte ich mit den Tabubruch, wo ich zwar ein Fragezeichen dahinter setzen würde, aber denke, Tom Kummer traut sich was. Es geht, um die Trauer und das Sterben und manchmal erscheint der gute Tom auch ein wenig paranoid und Tom Kummer sagte in dem Gespräch auch, daß erseine Trauer durch das Buch verarbeiten mußte, daß er die Schweiz haßt, das verstehe ich auch nicht so ganz, er wird aber seine Gründe haben und, daß er tatsächlich viel in der Nacht mit dem Auto herumgefahren ist, weil er die Schweiz am Tag nicht ertrug, aber dadurch sehr gut kennenlernte, was wohl auch einer der Widersprüche ist.

Ein sehr interessantes Buch und ein Gewinn, wenn mir vielleicht auch wieder ein bißchen zu hoch und zu abgehoben, denn allzusehr möchte ich von Tom Kummer nicht in die Irre geführt werden, gefällt mir aber sehr das Buch und das Lesen war ein Gewinn.