Hanno Millesis und Thomas Stangls Erzählungen

Nach fast drei Wochen Veranstaltungspause, richtig beim Musikprogrmm bin ich vorige Woche in der “AS” gewesen, aber sonst war ich live das letzte Mal bei Oswald Wieners Grundbuch dort und ein paar Veranstaltungen habe ich, weil ich jetzt ja viel in Harland war, oder Stunden hatte, gestreamt.

Also heute wieder eine literarische Veranstaltung. Johannes Tröndl hat moderiert und beide Autoren, die dem österreichischen Mittelfeld angehören, würde ich schätzen und beide schon für den Öst nominiert wurden, kenne ich sehr gut.

Von Hanno Millesi den ich bei Ernst Kostals “Wahnsinnssymposium” kennengelernt habe, bin ich sogar würde ich sagen, eine Fanin, habe einige Bücher von ihm gelesen und war auch bei einigen Veranstaltungen.

Bei dem ebenfalls 1966 geborenen Thomas Stangl ist das ebenso, der hat den ersten “Alpha” gewonnen und ist wie Hanno Millesi ein sehr interessanter Autor und jetzt haben beide Erzählbände geschrieben.

Kürzesterzählungen Thomas Stangl. Hanno Millesi eine längere “Der junge Mann und das Meer” und daraus hat er einige Stellen gelesen und da irrt ein junger Mann in einer Stadt, die am Meer liegt herum. Läßt sich von seiner Zimmervermieterin eine Liste von Sehenswürdigkeiten geben, die in keinen Reiseführer stehen. Landet da am Hafen und bekommt von einem Fischer einen Tintenfisch geschenkt. Der ist dann offenbar recht lebendig und mit dem irrt er dann weiter durch die Stadt, geht ins Heeresgeschichtliche Museum, etcetera.

Thomas Stangl bei “Droschl” erschiene “Diverse Wunder” trägt den Untertitel “Ein paar Handvoll sehr kurzer Geschichten”.

Achtzig sind es, glaube ich und Thomas Stangl nannte sie auch manchmal Romane, die aus nur einen Satz bestehen und erzählte im Gespräch, daß er damit das Absurde ins Ernste und auch das Ernste im Absurde zeigen wollte und das Ganze scheint auch in einem Zusammenhang zu stehen.

So tauchen immer wieder dieselben Personen auf. Tiere spiele eine Rolle. Es gibt einen Schattenpriester, einen Hundemaler, eine Akrobatin, etcetera und das Ganze ist, wie schon erwähnt sehr absurd und offenbar auch sehr lustig.

Jedenfalls gab es viel Gelächter im Publikjum und da ist interessant, daß ich neben Henike Blum und vor Daniela Strigl gesessen bin und jetzt bin ich gespannt, ob ich die beiden Bücher einmal lesen werde und ob sie auf der Öst oder vielleicht auch auf anderen Listen stehen.

Quecksilberlicht

Jetzt kommt Buch acht der österreichischen Longlist, Thomas Stangls Quecksilberlicht”, das leider nicht auf die Shortlist gekommen ist. Ich hätte es hinauf getan, obwohl ich eigentlich kein Fan des 1966 in Wien geborenen bin, von dem ich “Was kommt” gelesen habe und den ich immer für sehr kompliziert gehalten habe und das stimmt auch sicherlich.

Thomas Stangl ist sehr kompliziert, ein sorgfältiger Sprachkünstler und man kann viel zu seinem neuen Roman sagen, den ich schon bei den O -Tönen hörte. Zum Beispiel stelle ich mir auch die Frage, was die drei Handlungsstränge, seine Großmutter, an die er sich nicht mehr erinnern kann, weil sie 1967 gestorben ist, der Kaiser von China, der die Terra Cotta-Armee erschuf, sehr gewalttätig war, nicht sterben wollte und sich selbst mit Quecksilber vergiftete und der Bruder der Bronte Sisters, miteinander zu tun haben.

Aber gut, ich habe in meinen sprachlich sicher weniger schönen Texten, meistens auch drei Handlungsstränge, aber ich schreibe sie in einzelnen Szenen hintereinander, während Thomas Stangl alles verbindent und im selben Kapitel hin- und herspringt und einen vierten Handlungsstrang hat er auch, denn eigentlich und das war ja Thema der letzten Tage kann man, das Buch als eine sehr anspruchsvolle Autofiction interpretieren. Denn der Autor kommt in dem Buch auch immer wieder vor. Er sitzt am Schreibtisch, hat ein Ikea-Regal, dann wird er philosophisch, überschreitet die Zeit und die Personengrenze und obwohl ich nicht alles verstanden habe und das Experiment alles gleichzeitig zu schreiben und alles miteinander zu verbinden, auch nicht für so gelungen halte. Ich hätte da lieber ein Buch über seine Großmutter, ihr Aufwachsen in Simmering in der Zwischen- und Nachkriegszeit und auch die obligatorische NS-Bewältigung, dann eines über die Bronte Geschwister, die Schwestern Charlotte, Anne, Emily, die allesamt im neunzehnten Jahrhundert Schriftstellerinnen waren und ob dieser Branwell wirkich so erfolglos war, wie ihn Thomas Stangl schildert, bei “Wikepedia” habe ich das anders gelesen, weiß ich auch nicht und der Kaiser von China ist mir eigentlich egal. Über ihn würde ich wahrscheinich keinen historischen Roman lesen wollen.

Mir hat das Buch aber gefallen und was die Sbortlist betrifft. Da habe ich vor ihrer Verkündung, wo ich noch nicht viel gelesen hatte, eine Schätzung abgegeben und bin da von den Namen her auf sechs Favoriten gekommen.

Das waren alle die auf der Shortlist stehen und eben Thomas Stangl. Dann habe ich “Fretten” gelesen, mit dem ich nicht so viel anfangen konnte und habe geschrieben, daß ich mir stattdessen die “Kuratorin” auf die Shortlist wünsche.

Jetzt würde ich Thomas Stangl gegen “Fretten” austauschen und den Norbert Kröll mit der “Atemhaut” und denke es ist ein künstlerisch sehr anspruchsvolles Buch, das sicher nicht sehr leicht zu lesen ist, aber auf die Shortlist gehört.

Mein Favorit ist immer noch Robert Menasse. Aber das Gewinnerbuch habe ich noch nicht gelesen. Mal sehen, was ich dann dazu schreibe? Inzwischen bin ich über den Stangl überrascht, denn ich habe eigentlich nicht gedacht, daß mir der Roman gefallen wird.

Man sieht wieder, man lernt nicht aus und es ist wichtig mehr von einem Autor zu lesen, denn nach der ersten Seite weiß man noch nicht sehr viel und nach einer Lesung daraus wahrscheinlich auch nicht.

Korrespondenzen über das Schreiben

Im Jahr 2016 hat die “Alte Schmiede” die Saison mit einer Reihe “Was ist gute Literatur?” begonnen, wo Kurt Neumann verschiedene Autoren und Literaturwissenschaftler, mich natürlich nicht, einlud über die gute Literatur zu diskutieren.

Was das ist, habe ich noch immer nicht verstanden, obwohl ich mich ja nachweislich sehr damit beschäftigte, nur daß meine offenbar nicht dazu zählt oder auch nicht, ich sehe das anders und jetzt ist bei “Matthes und Seitz” ein Buch darüber entstanden.

Über gute und schlechte Literatur” was den Dialog zwischen Thomas Stangl und enthält und das wurde heute in der “AS” vorgestellt. Der Doyen ist erschienen und hat mit Anne Weber darüber geplaudert, daß Reisen jetzt eine schlechte Idee ist, weil wegen einem Cluster bei der “Aua” werden viele Flüge abgesagt, aber da Anne Weber in Paris lebt, wird ihr das nicht erspart geblieben sein.

Was ist gute und schlechte Literatur? Das werde ich wohl nie wissen , sondern einfach alles quer durch den Gemüsegarten lesen. Aber das Thema über das sich Thomas Stangl und Anne Weber ausgetauscht haben, war sehr interessant und da kann ich, die schlechte Schreiberin, auch einiges dazu sagen und werde das auch tun.

Der 1966 geborene Thomas Stangl, der den ersten “Alpha” ,gewonnen hat, versteht sich glaube ich, als politischer Autor, obwohl ich ihn sehr kompliziert empfinde und die in Frankreich lebende 1964 geborene Anne Weber hat 2020 mit “Anette ein Heldinnenepos” den vorletzten “Deutschen Buchpreis” gewonnen und jetzt den der Leipziger BM in der “Sparte Übersetzung” und das war auch das Thema über das die Beiden geschrieben haben. Wie schreibt man über gelebt habende Figuren?

Thomas Stangl hat das einmal getan und Anne Weber in ihrem “Heldinnenepos”.

Ja, wie schreibt man darüber und kann man oder darf man das? Eine interessante Frage und da kann ich aus meiner Erfahrung anmerken, daß ich mich am Anfang sehr stark an reale Vorbilder gehalten habe. So bin ich beispielsweise mehrmals mit der Bruni auseinandergeraten, weil ich sie als Vorbild für eine meiner Figuren verwendet habe. Sie war dann empört und in den “Hierarchien” habe ich die WG des Martins und der Gerlinde verwendet. Aber das war kein Roman über die Bruni ,sondern sie war nur das Vorbild einer meiner fiktiven Figuren und über real lebende Personen habe ich auch geschrieben.

In den “Dreizehn Kapitel” über Ernst Schwarz, auf den ich über das Buch das “Gesprengte Grab” gestoßen bin und da treffe ich sicher auf die Beerkung von Anne Weber, daß sie Johann Wolfgang Goethe in einem Roman oder Biografie über ihn womöglich nicht erkennt oder aufschreit, das war doch ganz anders und da fällt mir die Biennale vor ein paar Jahre im Breitenseer Kino ein, wo eine Runde von Starliteraturkritiker auf dem Podium saß und über Gerhad Rühm diskutierten und der saß im Publium und wollte dazu etwas sagen, durfte das aber nicht.

Wenn ich über eine reale existierende Person schreibe, werde ich, auch wenn ich das nicht will, immer subjektiv sein, geht ja gar nicht anders. So habe ich der “Unsichtbaren Frau” auch über Sebastian Kurz ,geschrieben und ihn so beschrieben, wie ich denke, daß er ist.

Interessant war auch die Feststellung, daß ich, wenn ich über historische Person, beispielsweise über August von Goethe, wie das Anette Weber einmal tat, schreibe, wahrscheinlich scheitere, wenn ich ihn so beschreiben will , wie er war. Irgendwo fiel der Satz, es ist einfacher ihn in die heutige Zeit zu verlegen. Das meine ich, wird wahrscheinlich so passieren, ob ich es will oder nicht, sollte aber nicht angestrebt werden und Anette Weber merkte noch an, daß sie sich in August von Goethe verliebt hätte und das sie einmal etwas über ihren Vater geschrieben hat, was der nicht wollte.

Thomas Stangl scheint ein Kafka-Fan zu sein und hat seine Bografien gelesen und noch etwas war interessant, nämlich die Frage, daß manche Autoren behaupten, daß ihre Figuren machen was sie wollen. Also quasi ein Eigenleben haben. Das habe ich, glaube ich, einmal bei der Präsentation von “Kolibri” erlebt und nicht verstanden.

Interessant, daß Anne Weber sagte, sie würde das auch nicht tun, sie ist aber keine wirkliche Romanautorin und Thomas Stangl meinte dann, das, was wahrscheinlich stimmt, daß das nicht die Figuren sind, sondern sich die <handlung während des Schreibens einfach verändert.

Ich hätte es für Koketterie gehalten und “Quatsch!” dazu gesagt. Also ein interessantes Thema über das man sich seine eigenen Gedanken machen kann, für eine selber Schreibende und interessant ist auch, daß Thomas Stangl gerade einen Roman über seine Großmütter geschrieben hat und da Schwierigkeiten hatte, alles preiszugeben, während er da bei einem chinesischen Kaiser keine Hemmungen hatte und Anne Weber merkte am Schluß an, daß sie morgen mit Sabine Scholl ihr “Heldinnenepos” in der “Schmiede” präsentiert haben.

“Wenn Sie Zeit haben kommen Sie!”, forderte die Moderatorin Johanna Öttl auf. Ich merke gleich an, werde das wahrscheinlich nicht tun, denn Erstens habe ich das Buch schon gelesen und dann auch noch von der lieben Doris zum Geburtstag bekommen und zweitens wird im Literaturhaus Sasha Marianna Salzman lesen, die den “Preis der Literaturhäuser” bekommen hat, die auch schon auf den dBp-Listen stand.

Saisoneröffnung mit Thomas Stangls Körper

Saisoneröffnung in der “Alten Schmiede”, in der “Gesellschaft” ist es schon vorvorige Woche so weit gewesen, das Literaturhaus werde ich morgen besuchen und eigentlich war die Präsentation von Thomas Stangls Erzählband” die “Geschichte des Körpers” gar nicht so spekulär neu, wurde es ja schon in der Leseauslese in Juni von Cornelius Hell oder Katja Gasser empfohlen.

Ich hätte es mir auch auf die östBpListe gewünscht. Auf die Deutsche kommen ja nur Romane , aber trotzdem war heute in der “Alte Schmiede” etwas anders oder schon vorher, hat das Programm ja ein neues Design, an das ich mich erst gewöhnen muß und Daniel Terkl, der neue Leiter trat gemeinsam mit Johanna Öttl auf, erzählte etwas von einem schönen Ort, der die “Alte Schmiede” wäre und ließ seine Kollegin dann das Programm der nächsten Saison aufzählen, bevor er den aus dreißig mehr oder weniger langen Erzählungen bestehenden bei “Droschl” erschienen Band, einleitete.

Ich kenne den 1966 in Wien geborenen,  “Alpha- und Fried-Preisträger”,schon lange, habe ihm mehrmals in der “Alten Schmiede” gehört, sein “Alpha-Preisbuch” gelesen.

Ich bin vielleicht gar nicht so begeistert in die “AS” gegangen oder doch natürlich, habe ich ja andere Veranstaltungen diesbezüglich abgesagt und wurde auch nicht enttäuscht, denn Thomas Stangl hat eine wirklich sehr dichte Sprache und er las zuerst die Geschichte, wo die “Monster kommen” oder die Hausbewohner, Flüchtlinge wahrscheinlich, die ihre Bücher und ihre Spielsachen verloren habe, die bei einer Anna mit aufgeklebten Bart untergekommen sind, dann gar nicht finden.

Nach der Geschichte gab es ein Gespräch, wo Daniel Terkl, den Autor nach den Regeln fragte, die in dem Text vorkommen und Thomas Stangl etwas über die Entstehung des Erzählbandes und die Klammern, die ihn zusammenhalten, beziehungsweise seine Geheimnisse und Ausparungen, erzählte.

Dann folgte die “Als ob Geschichte”, “Das Sterben in Zimmer 105, wo Thomas Stangl wohl versuchte seine Erfahrungen als Zivildiener in einem Pflegeheim sprachlich dicht aufzuarbeiten und darüber zu philosophieren, ob und, wie das gelingen kann.

Eine sehr dichte Geschichte, der Arzt und die Stationsschwester sagen: “Man stirbt nicht im Parterre!”, natürlich nicht. Das tut man gewöhnlich im Spital und es kommen dann nur die Söhne und die Töchter, um die Zimmer auszuräumen und ich dachte die ganze Zeit an meine Maria Mattuschek, die sich ja auch in ihre Erinnerungen und in ihre Vergangenheit zurückzieht und war dann sehr verwundert, als Daniel Terkl nicht über das Sterben und die Demenzen, sowie die Eindrücke, die das auf einen zwanzigjährigen, der plötzlich in ein Pflegeheim gesteckt wird, sondern nach den Perspektiven und den Hierarchien der sprachlichen Analyse fragte.

Da sieht man wohl den Unterschied zwischen den Literaturwissenschaftlern und den Psychologen und Psychotherapeuten.

Thomas Stangl antwortete auch da geduldig, verwies aber auf seine eigene Zivildienstzeit und die Musik, die er damals hörte, aber nicht ganz verstand, weil es noch keine Booklets und kein Internet gegeben hat.

Ein interessanter Abend und eine interessante Saisoneröffnung, obwohl mich ja meine Bücherberge meines nun schon dreifachen Buchpreislesens eigentlich keine Zeit dazu lassen, aber das “Literaturgeflüster” war ja schon immer dreifach angelegt und eine Mischung zwischen Veranstaltungsprogramm lesen und dem eigenen Schreiben, das derzeit ja aus meiner eigenen Schreibwerkstatt mit dem Korrigieren von meinem “Schreiben und meinem Büchern” besteht.