Ohne mich

Jetzt kommt das Debut der 1993 geborenen Esther Schüttpelz, die in Münster Jus studierte und kurz als Rechtsanwältin gearbeitet hat, bevor sie sich dem Schreiben hingab und das ich schon bei einem Diogenes-Talk kennenlernte, das von den teilnehmenden Buchhändlern und Bloggern hochgelobt und gefragt wurde, ob das jetzt eine Familienroman ist? Eine Frage, die ich damals nicht verstanden habe und jetzt erst recht nicht verstehe, sondern das Buch eher als eines, das Krisen und Depressionen der Endzwanzigjährigen in Zeiten wie diesen schildert, beschrieben würde.

Das haben schon andere getan, Helene Hegemann zum Beispiel oder nein, die war viel jünger bei ihrem Debut und ich würde sagen, es ist irgendwie ein lustiges Buch, trotz seiner Trostlosigkeit mit einer überraschenden Wende auf die ich erst ziemlich am Schluß draufgekommen bin, denn während des Talks dachte ich es geht um etwas ganz anderes und während des Lesens, um was geht es da eigentlich, außer um die Alltagsbeschreibung einer Endstudentin.

Es geht um eine junge Frau, Mitte oder Ende zwanzig, die jung geheiratet und dann ihren Mann den sie immer der Ehemann nennt, ganz am Schluß kommt heraus, daß er Jonathan heißt, wie sie heißt ist mir immer noch nicht klar, obwohl, glaube ich, mal ein Kosename genannt wird, verlassen hat oder er sie, das ist auch etwas das sie zu Weihnachten zum Weinen bringt, denn sie dachte bisher,a sie hätte das getan, wie man das eben macht, wenn es nicht ganz passt und das ist auch der lockere Ton des Buches, das beim Talk hochgelobt wurde, die frische legere Sprache der orientierunglosen Endzwanziger, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben und jetzt nicht wissen, wie es in Zeiten wie diesen, weitergehen soll?

Die Erzählerin zieht also locker durch ihr depressives leben, säuft und drogt sich herum und nebenbei schließt sie ihr Jusstudium ab oder hat zumindestens vor das zu tun oder vielleicht auch nicht und man vermutet, da ist wahrscheinlich viel oder einiges Autobiografisches dabei, deshalb bin ich auch sehr gespannt, wie es mit der literarischen Karriere Esther Schüttpelz weitergeht, denn mich hat der Schluß überrascht, vorher habe ich gedacht, da wird ziellos vor sich hingeschrieben.

Also sie oder er haben sich verlassen, treffen sich aber ständig, obwohl er vor hat nach Berlin zu gehen, und das war offenbar einer der Trennungsgründe, weil sie nicht dorthin wollte. Sie ist jetzt jedenfalls allein in der großen Wohnung oder zieht vorübergehend in die WG ihrer Freundin Laura. Später bekommt sie eine Mitbewohnerin, besucht ihre Eltern, macht ihr Referendariat.

Da soll sie in einem zu großen Talar Staatsanwältin spielen oder einige Zeit in einem Städtchen ,die Verwaltung erlernen, dann soll das für das Examen und tut das nicht richtig, sondern druckt sich herum, geht spazieren, trifft ihre Freunde, vögelt sich ein bißchen herum, bis sie dann am Schluß, ich spoilere wieder einmal, ihren Jonathan zu Silvester wieder trifft.

Das Interessante an dem Buch ist, glaube ich, der lockere Ton und dann die Erkenntnis, daß es doch eine Struktur darin gibt, junge Frau Ende zwanzig, die ihren Sinn im Leben noch nicht gefunden hat, macht ihre Erfahrungen und dann würde ich noch die Vermutung anstellen, ob sie nach dem sie ihren Jonathan wiedergefunden hat, nun ihr Studium doch abschließt und im Gegensatz zu ihrer Autorin eine erfolgreiche Rechtsanwältin, Staatsanwältin oder Richterin werden wird und richtig, flapsig lockere Bemerkungen über die Rechtswissenschaft und deren Paragraphen gibt es in dem Buch immer wieder auch.

Diogenes Talk mit Esther Schüttpelz

Und wieder eine “Diogenes” online Buchpräsentation, wieder eine Neuerscheinung, wieder ein Debut, der 1993 geborenen Esther Schüttepelz, die in Münster Jura studierte, wie sie erzählte schon immer geschrieben hat und jetzt mit ihrem Debut, dem am zweiundzwanzigsten Februar erscheinenden “Ohne mich”, ihren Anwaltjob aufgab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen.

An die fünfzig Buchhändler und Blogger haben an dem Talk teilgenommen. Die Lektorin Margaux de Weck moderierte und schwärmte von dem großartigen Gefühl, ein Buch von einer unbekannten Autorin in der Hand zu halten und es dann zu entdecken.

Es geht, wie schon der Titel sagt, um eine Trennung und, um eine Jurastudentin, die sie gerade erlebt oder hinter sich hat und die Lektorin sagte zu der Autorin, die dann ein Stück aus dem Buch gelesen hat, daß ihr jurastudium schon wichtig gewesen wäre, denn sonst hätte das Buch anders ausgesehen und andere Protagonisten gehabt.

Die schöne Sprache wurde gelob, die, wie die Lektorin betonte, sehr ausgefeilt ist, obwohl sie sehr frisch und hinausgeflossen wirkt.

Die Autorin schreibt auch Liedtexte und interessant ist auch die Geschichte, wie Esther Schüttpelz zu “Diogenes” gekommen ist. Das heißt zuerst kam sie nach Berlin, um als Anwältin zu arbeiten und war dann mit dem Job nicht zufrieden. Deshalb ist der Text nebenbei und ohne Absicht einen Verlag zu suchen entstanden. Dann saß sie einmal in einer Bar neben einen Schriftsteller, der dann den Text oder ein paar Proben davon an eine Agentin schickte und die dann an “Diogenes”.

Lieblingsautoren scheint es nicht zu geben. Esther Schüttpelz mag auch keine langen Erzählungen und Beschreibungen und hat auch keinen Lieblingsstil. Den ihren hat sie durch Abgrenzung gefunden. Sie wurde dann nach ihrer Art zu schreiben gefragt, sie braucht sie die richtige Stimmung dazu, um in einen Sprachrausch und zum intuitiven Schreiben zu kommen, hat aber trotzdem keine Schwierigkeiten mit dem Abgabeterminen.

Im Chat wurde dann diskutiert, ob das Buch ein Generationenroman ist und wie das mit der Familie ist? Und einige Teilnehmer erklärten auch, daß sie das Buch auf Empfehlungen gelesen haben, der Klappentext allein hätte sie nicht begeistert, aber dann waren sie durch die Sprach fasziniert. Spannend, spannend und macht auch mich neugierig, das Buch und die Autorin zu entdecken, das aber erst zu mir kommen muß.