Dschinns

Buch zwei der deutschen Longlist, “Dschinns” von Fatma Aydemir, das, glaube ich, schon im Februar erschienen ist und sogar in der “AS” vorgestellt wurde. Das habe ich aber versäumt und auch das Debut der 1986 in Karlsruhe geborenen Fatma Aydemir nicht gelesen. Sie hat dann einen Sammelband “Eure Heimat ist unser Albtraum” herausgegeben und mir von daher als recht aggreessiv oder aufmüpfing erschienen.

“Dschinns” ist das aber gar nicht, sondern eigentlich ein recht konventionelles und mir durchaus realistisch erscheinendes Buch, obwohl “Dschinns” die inneren Stimmen oder das Böse das in und um uns passiert und in den Häusern lauert, es eigentlich nicht ist oder doch natürlich und jeder hat wohl seine Dschinns egal ob er in Wien, Karlsruhe, Istanbul oder einem anatolischen Dorf geboren wurde.

Da ist einmal Hüsesyn, eigentlich ein Kurde, aber das durfte man in der Türkei nicht sein, ohne verfolgt zu werden, so ist er in den Sechzigerjahren wahrscheinlich nach Deutschland gegangen, um das große Geld zu verdienen. Jetzt ist er sechzig, das Buch spielt 1999, in Pension gegangen und hat sich eine Eigentumswohnung in Istanbul gekauft, um dort mit seiner Frau Emine seinen Lebensabend zu verbringen. Kaum angekommen erleidet er einen Schlaganfall und nun reist die Familie, die Frau Emine und die vier Kinder, sowie die zwei Enkel, um der Beerdigung beizuwohnen.

Das Buch ist in sechs Teilen geschrieben, eines gehört dem Vater, dann haben die Kinder Ümit, Sevda, Hakan und Perihan je eine Stimme und interessant, zwei davon kommen zu spät zum Begräbnis. Ja der Weg von Deutschland nach Istanbul ist weit und ein Flug wahrscheinlich nicht so schnell zu bekommen.

Ümit, der jüngste ist fünfzehn und wurde und das erscheint mir etwas unrealistisch von seinem Sporttrainer zu einem deutschen Therapeuten geschickt, weil er etwas mit einem Jungen hatte, damit er ihn wieder “normal” machen kann. Das ist heute wohletwas anders und Sevda, die Älteste ist Analphabetin oder nie in die Schule gegangen, weil sie bis sie zwölf oder dreizehn war, bei der Großmutter aufwuchs, bevor sie die Eltern nach Deutschland holten. Dann hat sie zwar einen Deutschkurs besucht, sollte aber gleich verheiratet werden. Beim ersten Mann weigerte sie sich. Den Zweiten hat sie genommen. Der hat sich aber als Nichtsnutz erwiesen und seine Abende in Klubs bei Freunden verbracht. So mußte sie in der Nacht als Büglerin arbeiten und die Kinder waren allein zu Haus, als dort die Rechtsradikalen ein Feuer legten. sie floh mit den Kindern zu ihren Eltern. Die schickten sie aber wieder zurück. Sie trennte sich trotzdem, übernahm eine Pizzeria und steckte dem obdachlos gewordenen Mann sogar immer etwas Geld zu.

Perihan, die jüngere Schwester schaffte ein Philosophiestudium, Hakan ist Gebrauchsautohändler und kommt zum Begräbnis zu spät, weil die Polizei ihn zu einem Drogentest zwingt. Es kommt zu einer Aussöhnung zwischen Sevda und der Mutter und am Schluß kommt es, um das Ganze auch dramatisch zu machen, zu einem Erdbeben. Ja die Dschinns lassen einen nicht aus und es hat auch noch ein anderes Kind gegeben, das Emine weggenommen wurde und sie sich nicht wehren konnte.

Der Vater wird als ambivalent geschildert, sich zu Tode arbeitend, nach außen rauh, aber die Entscheidungen hat die Mutter getroffen und die konnte auch nicht aus ihrer Haus heraus und die Dschinns zurücklassen.

Ein sehr realistisches Buch, denn ich habe lang mit einer Türkin gearbeitet, die als Vorbild der Sevda dienen könnte. Sehr spannend über die ehemaligen Gastarbeiterkinder zu erfahren, die es geschafft haben, auf Buchpreislisten stehen oder bei der TAZ arbeiten.

Viele schaffen das noch nicht so problemlos obwohl die türkischen Mädchen, wie ich im laufe meines Praxisleben erfahren konnte, auch schon aufs Gymnasium gehen, auch wenn sie die Matura vielleicht noch nicht schaffen. Ihre Töchter werden es vielleicht und ich könnte mir vorstellen oder wünschen, daß das Buch auf die shortlist kommt, obwohl ich ja bis jetzt nur ein anderes Listenbuch gelesen hat.

Eine Liebe

Einmal noch, bevor es dann wirklich ans deutsche Buchpreislesen geht, wenn ich nicht doch zur Romanrecherche “1984” nochmals lese, bin aber mit dem vorläufigen Rohtext wahrscheinlich schon fertig.

Also eine Vorschau auf die Frankfurter Buchmesse und das Gastland Spanien, das es dort gibt, den Roman, der 1976 in Sevilla geborenen Sara Mesa “Eine Liebe”, den mir “Wagenbach” wieder freundlicherweise schickte.

“Dies ist keine Liebesgeschichte oder etwa doch”, steht am Buchrücken.

“Ein Roman über gemischte Gefühle, ein Dorf auf der Suche nach einem Sündenbock und eine Frau, die auf schmerzhafte Weise in die Eigenbrödlerei findet, beuruhigend, betörend präzise und im besten Sinne merkwürdig.”

Und dann geht es um die etwa dreißigjährige Nat oder Natalie, die in ein kleines spanisches Dorf zieht, um dort ein Buch zu übersetzten. Das Haus ist verfallen, der Vermieter unfreundlich und kommt selbst monatlich die Miete zu kassieren, obwohl er sich um die Reparatueren nicht kümmert. Er bringt ihr aber einen verwilderten Hund, mit dem sie sich langsam anfreundet. Sie putzt das Haus um die Konzentration für ihre Übersetzung aufzubringen und wird von den übrigen Dorfbewohnern eigentlich freundlich aufgenommen.

Vor allem vor dem “Hippie” Piter, einem Glaser, der aber vielleicht ein bißchen besitzergreifend ist. Es gibt ein Ladenmädchen und einen Laden, eine Romafamilie, ein altes Ehepaar, eine Nachbarfamilie, die nur gelegentlich kommt und den “Deutschen”. Der ist aber eher ein Kurdensohn und baut Gemüse an.

Dann wird das Dach kaputt und muß renoviert werden. Der Vermieter, der einmal unangmeldet in ihrem Haus aufgetaucht ist, weigert sich, es zu renovieren und dann kommt der Deutsche und bietet ihr das an, wenn sie ihn nur voher “in ihn reinlässt”, weil er sehr einsam ist. Sie ist zuerst empört. Dann kommt sie in sein Haus und eine große Liebe oder eine Besessenheit zu Andreas beginnt. Eine Besessenheit wahrscheinlich, denn er ist sehr verschlossen und sie fühlt sich von den Nachbarn ausgestoßen, obwohl das wahrscheinlich nur in ihrem Kopf passiert. Piter hält zu ihr, die Nachbarin verhält sich seltsam und sie fängt Andreas zu stalken an, bis er, sehr freundlich, bei Sara Mesa ist vieles ungewöhnlich, die Beziehung beendet.

Im dritten Teil greift der Hund, während sie spazieren geht, dann die Tochter der Nachbarin an, der Vermieter versucht sie zu vergewaltigen oder droht ihr das an, sie spricht sich mit Andreas aus, bevor es ihr gelingt in den Nachbarort zu ziehen und Piter sich weiter um sie zu kümmern scheint.

Eine metatphernreiche Novelle würde ich sagen, die zum Nachdenken über das Leben zwingt. Denn eigentlich wäre ja alles sehr einfach und man könnte auch mit der Liebe viel unkomplizierter umgehen. Er will Sex von ihr, sie braucht seine Hilfe, aber Pitar oder ein anderer Handwerker hätten ihr das Dach wahrscheinlich auch renoviert.

“Sara Mesa verzichtet auf den Luxus des Details, ihre Sprache besticht durch Knappheit: prägnant entwirft sie eine unheimliche Welt hinter glasigem Dunst – mit doppelten Böden, unscharfen Grenzen und moralischen Grauzonen”, steht noch am Klappentext.

Mit dem Besuch aus Leipzig zur Wannseekonferenz

Dieses Wochenende haben wir wieder Besuch aus Leipzig, das heißt die Ute und der Andreas, bei den wir immer während der Buchmesse gewohnt haben, sind wieder nach Wien gekommen. Das heißt eigentllich am Dienstag nach Harland und heute nach Wien, wo sie bis Montag bleiben werden und der Alfred hat sich vor einem Jahr extra deshalb ein Sofa machen lassen, damit sie übernachten können.

Ich bin ja schon am Montag wieder nach Wien gefahren, um meine Stunden und die Monatsabrechung zu machen und ab heute gibt es wieder ein literarisches Programm.

Die Programm von der “Alten Schmiede”, Literaturhaus und “Gesellschaft”, die nächste oder übernächste Woche beginnen, sind gekommen. Am Wochenende gibt es des Volksstimmefest, auf dem ich nicht lesen wird und die Sommerlesereihe des Gasthaus Sittl gab es auch, aber da sind wir diesen Sommer nicht gewesen.

Aber am ersten September ist der Antikriegstag und da gibt es immer eine Veranstaltung des ersten Wiener Lesetheaters und da bin ich einmal mit Ottwald John auf den Spuren von Berta von Suttner durch Wien gegangen und heute gab es Aufführung im “Arche Theater”, wo auch immer der “Literarische Lenz” stattfindet, des Theaterstücks Film des 1930 geborenen Paul Mommertz über die “Wannseekonzerenz”, denn da haben sich ja im Jänner 1940 Reinhard Heydrich, Adolf Eichmann mit Vertretern der nationalsozialistischen Regierung und einer Sekretärin getroffen, um die Endlösung der Judenfrage zu besprechen und Paul Mommertz hat offenbar das Stück oder den Film aus dem Jahr 1984 aus den damaligen Protokollen zusammengestellt.

Susanna C. Schwarz Aschner hat die Aufführung gestaltet und die Rolle der Sekretärin übernommen. Die Bilder der damaligen Atkteuren waren im Theaterfoyer aufgehängt.

Die Ruth habe ich gesehen, Werner Grüner und meine Hauptschulfreundin Christa U, die ich heuer bei den O-Tönen vermisst haben, waren im <Publikum.

Claudius Kölz, Christian Katt, Martin Auer und der Theaterleiter Jakub Kavin haben unter anderen schwarzgekleidet die Rollen gelesen. Zuerst gab es ein Interview mit Adolf Eichmann, dann sind die zwölf Akteure aufgetreten und haben das Protokoll vergesen. Dazwischen wurde bei der Konferenz offenbar Kognac getrunken und ein Imbiß eingenommen.

Ein sehr bedrückendes Stück anlässlich des achtzigsten Jahrestages zur Wannseekonerenz von der ich in der Schule hörte. Das Stück und den Autor aber nicht gekannt habe und wieder daran erinnern kann, daß an den Friedensbemühungen, auch wenn man das heute vielleicht ein wenig anders sieht, nicht zu rütteln ist.

Das Rosen-Experiment

Jetzt kommt noch immer nicht ein deutsches Longlistbuch,obwohl Jan Böttchers “Rosen-Experiment” darauf stehen hätte können und es ist eines das sich mit den Neunzehnzwanzigerjahren und seine Verknüpfung zur Gegenwart beschäftigt.

Vom 1973 geborenen Jan Böttcher habe ich schon einiges gelesen und gehört und das Interessante an dem Buch ist, daß es sich mit Doktorantinnen beschäftigt, die in den Neunzehnhundertzwanzigerjahren am Psychologischen Institut in Berlin, das sich in einem Schloß befand oder vielleicht auch noch immer befindet, forschten.

Und das ist für die Psychologin, die zwischen 1973 und 1979 in Wien Psychologie studierte und sich vorher mit Charlotte Bühlers “Psychologie im Leben unserer Zeit” beschäftigte, natürlich interessant, wie es da in den Neunzehnhundertzwanzigerjahren mit den psychologischen Instituten ausgesehen hat, wo ja unter anderem, die Sozialpsychologie in Experimenten erforscht wurde.

In Berlin, in diesem Schloß war es offenbar ein Professor Lewin, der forschte und dann in die USA emigrierte und er hatte, wie Jan Böttcher in seinem Nachwort schreibt, einige osteuroäische Studentinnen, die meist Jüdinnen waren und später nach Moskau oder auch zu ihm in die USA gingen.

Jan Böttcher hat einen Leonhard Zadek aus Kurt Lewin gemacht und die Doktorantin, eine lettische Apothekerstochter, die mit einem Dima verheiratet ist, heißt Zenia. Böttcher führt noch an, daß damals in dem Institut die Kolloquien im “Schwedischen Cafe”, das dem Institut gegenüberlag, abgehalten wurden. “Quasselstrippe” nannten sie sie und da lernt im Roman Zenia eine Kellnerin namens Helene kennen und beobachtet sie, wie sie sich die Bestellungen merkt und dann gleich darauf vergisst. Sie macht die, die ja nicht studiert, sondern eigentlich die Kinder, der Kaffeehausbesitzerin betreut und bekocht, aber auch noch ein paar Schichten hat, zu ihrer Assistentin und der Professor gibt ihr den Auftrag über die Gefühle “Wut” und “Ärger” zu erforschen. Da plant sie das “Rosenexperiment”, das in Wahrheit eine Tamara Demko so durchführte und eine Bluma Zeigarnik hat über “Das Behalten erledigter und unerledigter Handlungen” geforscht, was sie offenbar auch an einer Kellnerin beobachte.

Das Rosen-Experiment besteht nun darin, daß die VPs drei Lösungen an eine Rose zu gelangen, finden müssen. Es gibt aber nur zwei und der Ärger in den die Probanden dann geraten, besteht blöderweise darin, daß sie Zenia als “Saujüdin” beschimpfen.

Einige Szenen des Romans spielen dann schon 1939 in den USA, wo Prof. Zadek weiterforscht und eine der Assistentinnen schon bei sich hat.

Es wird viel gefeiert und ins Kino gegangen, in dem Roman, der auch eine sehr ungewöhnliche Sprache hat, die mir manchmal mehr literarisch als Psychologisch vorkam.

Ich habe 1975 beim damaligen Assistenten Herkner Sozialpsychologie und da wahrscheinlich genau diese Experimente gehört. Bin aber in das Buch schwer hineingekommen.Das Rosen-Experiment wird, glaube ich, auch erst auf Seite zweihundert erwähnt. Vorher habe ich gedacht, da wird viel dahergeschwafelt und was den Bezug zu der Jetztzeit betrifft, spitzte ich natürlich die Ohren, weil ich mich ja gerade damit beschäftige, “1984” in die Gegenwart oder ins Jahr “2024” zu verlegen und die Zweitausendzwanzigerjahre sind sicher genauso oder eine ähnliche Krisenzeit, wie es die Neunzehnhundertzwanzigerjahre waren. Die Sozialpsychologie und andere Wissenschaftszweige haben sich entwickelt, die Frauen Pagenköpfe getragen und manche haben Beziehungen zu Frauen gehabt und heute wird ja sehr über das Gendern gestritten und darüber, wieviele Geschlechter es gibt und welche Gefühle man verletzt, wenn man sagt, was ich eigentlich auch glaube, eigentlich zwei und damit wurde man ja inzwischen auch schon mit dem Tod bedroht.

Hinterher

Nein, jetzt kommt noch nicht das deutsche Buchpreislesen, obwohl ich mir vorstellen hätte können, daß Finn Jobs Debutroman darauf steht. Auf der des Bloggerdebuts steht es schon. Es ist wieder ein Wagenbach-Quartbuch”, das ich digital gelesen habe und ich bin wieder etwas ratlos, was es ist?

Ein Roadmovie, ein Coming of Age Roman, ein rasantes Debut in den verschiedensten Sprachstilen, wie in der Beschreibung steht?

Es geht also um einen etwa zwanzigjährigen Ich-Erzähler, der von seinem Freund Chaim, der zurück nach Israel gegangen ist, verlassen wurde. Vorher hat er in einer WG, aber auch in einer kleinen Wohnung in Neukölln geworden und jetzt hat ihn ein Francesco, ein Künstler, nach Frankreich mitgenommen, der dort in einer Kirche eine Kunstinstallation machen will.

Das Buch springt vollkommen unchronologisch hin und her, so daß es ein Weile braucht, um alles mitzubekommen, wahrscheinlich habe ich immer noch nicht alles verstanden, was vielleicht gar nicht möglich ist, weil sich die Beiden vollkommen bekiffen und betrinken, wie das in einem Coming of Age Roman heutzutage offenbar so sein muß.

Sie landen in Frankreich, schwierig ist auch, daß ganze Passagen in Englisch oder Französisch geschrieben sind, die nicht übersetzt werden, in einer komischen Villa oder besser gesagt, einer schönen alten Villa, die der Besitzer Gedeon, ein äußerst verrückter Typ , der mal einen Hund, mal eine Katze spielt und sich auch ständig besäuft in ein Art Hotel umgewandelt werden soll und sie dabei äußerst verschandelt. Die Kirche wird auch mit Alufolie überdeckt, damit man statt Gott, sich selbst sehen soll, es geht aber ohnehin niemand hin und was ist jetzt da in Neukölln geschehen?

Der Koffer und der Ausweis des Erzählers liegen offenbar noch in der WG bei einem Peter. Der Erzähler hat auch seine Arbeit verloren, offenbar hat er gekellnert und noch kein wirkliches Ziel im Leben. Er hatte eine Beziehung zu einer Sophia, dann zu einer Hatice, die aus nach Neukölln gekommen ist, weil sie kein Kopftuch mehr tragen will, sie wird von ihrer Familie deshalb verfolgt, weil sie wie eine deutsche Hure lebt. Da wird das Buch politisch und das finde ich sehr interessant, weil der 1995 in Hannover geborene Finn Job hier sehr direkt ist, direkter als ich es bisher in Romanen gelesen habe. Schließlich hat er dann eine Beziehung zu diesem Chaim angefangen und ihn in Neukölln, obwohl man das nicht darf oder soll, sehr vorsichtig auf der Straße geküßt. Da kamen dann sofort die “Allahu Akbar! schreienden Jugendlichen aus allen Richtungen und verfolgten die Beiden, die sich gerade noch in die WG flüchten könnte. Der Erzähler beschimpfte die Angreifer als “Pack!”, worauf er von den WG Bewohnern als rassistisch beschimpft wurde, denn er hätte die Gefühle der Angreifer verletzt.

So realistisch habe ich das in einem Roman noch nicht gelesen und kann nur fragen, ist es wirklich schon so arg in Neukölln und sind die Jugendlichen von heute, die rauchen und kiffen und keinen Sinn im Leben haben, wirklich so dumm, Dinge nachzuplappern, ohne nachzudenken, ob das jetzt stimmt und der Situation angepasst ist?

Dieser Francesco ist jedenfalls sehr reich, gibt dem Erzähler Geld, kauft ihm Kleider. Proust und überhaupt die Literatur spielt in dem Buch auch eine große Rolle. Also ist alles doch nicht ganz so banal und der Erzähler ein Proust-Fan. Es wird auch rückgeblendet auf eine Reise, die der Erzähler mit diesem Chaim, dem er immer noch nachzutrauern scheint, einmal machte, um das Grab von Klaus Mann zu besuchen. Ansonsten weiß er Erzähler nicht was er will, geht nicht ans Telefon, schmeißt sein Handy ins Meer und in der Kirche kommt es dann noch zu einer absurd grotesken Schlußszene, wo alles in Flammen aufgeht oder sich vielleicht zu Guten wendet? Wer weiß das schon und wer weiß, was das überhaupt ist? Soll er nach Deutschland zurckgehen, einen Entzug machen, studieren oder einen Job suchen? Alles ist ungewiß und vielleicht auch nicht so einfach zu beantworten.

“Hört er es denn nicht, das gellende Schweeigen der Sirenen?”, ist jedenfalls der letzte Satz und wir bleiben vielleicht ratlos zurück und können darüber philosophieren, was wir da gelesen haben?

Covid ist jetzt doch vorbei

In meinem derzeitigen Romanprojekt, in der Wirklichkeit wahrscheinlich doch nicht so ganz. Obwohl Österreich jetzt schon auf gelbgrün geschaltet wurde und die Schule offensichtlich ohne Masken- und Testpflicht beginnen wird. Im Hintergrund lauern aber wahrscheinlich die möglichen neuen Corona-Wellen und auf jeden Fall ist jetzt schon die nächste oder sogar schon übernächste Angstwelle da. Seit Februar gibt es Krieg in der Ukraine, alles wird teurer und teurer und es wird ein kalter Winter werden. Die Klimakatastrophe gibt es auch, was mich befürchtet läßt, daß meine “Gestohlenen Jahre”, die ja noch nicht erschienen sind, aber im Jahr 2025 spielen, einen unrealistischen Hintergrund haben, denn da ist Corona zwar wahrscheinlich auch vorbei, das Leben ist aber ziemlich normal und so wird es in drei Jahren höchstwahrscheinlich nicht sein.

Aber ich habe mich ja, als ich meinen neunten oder zehnten Corona-Text geschrieben hatte und dieses Thema, das mich ja sehr bewegt, von allen seien Seiten, von hinten und von vorn und von links und nach rechts, das sich ja in den letzten Jahren sehr verschoben hat, betrachtet habe, wann ich endlich etwas anderes als über Corona schreiben werde?

Dann bin ich in im Mai in die Konditorei “Aida” in die Mariahilferstraße gegangen, die vage Idee über das chinesische Sozialkreditsystem, wo ich ein paar Videos gesehen habe, zu schreiben, war schon da und ich habe tapfer damit angefangen.

Damit bin ich aber nicht sehr weit damit gekommen, habe von einer Schreiblockaden gesproche und habe das, was ich hatte, korrigiert und korrigiert. Das Problem war, daß ich ja nicht wußte, wie es mit der Pandemie weitergehen wird? Damals im Mai wurde ja gerade gelockert und dann wieder verschärft. Die Teuerungen warren auch schon zu spüren, daß es aber ein kalter Winter werden wird und wir die Zähne zusammenbeißen müssen und wenn wir dann vielleicht auf Demos gehen, schon wieder rechte Schwurbler und sogar Volksfeinde sind, davon war noch keine Rede.

Inzwischen hat sich viel verändert. Auf der politischen Ebene und mich hat mein Kroatienurlaub wirkch auf neue Ideenstränge gebracht.

Der von der Sun-Jong, dem chinesischen Mehrkind, das zur Adoption nach Wien gebracht wurde, war schon da und die Serviererin Rosa Horvath, was vielleicht nicht wirklich neu war und auch, daß eine pensionierte Psychologin, die über das chinesische Sozalkreditsystem, von dem sie nicht wirklich was versteht, schreibe will, war nichts Neues.

Deshalb bin ich wahrscheinlich auch so dahingetümpelt und habe mir gedacht, soll ich jetzt auf hören oder weiterschreiben und in Senj ist mir dann die Idee mit der Johanne Amundsen gekommen, die die Bücher meines Alter Egos Eja Augustin findet und ich dachte, die schicke ich nach Wien. Davon gibt es im Blog schon drei Goodies, wie ich das in meinen Text integrieren will, ist mir noch nicht so ganz klar. Aber seit ich aus dem Urlaub zurück bin, habe ich weitergeschrieben und halte jetzt bei 24 713 Worten, fast neunnundvierzig Seiten und vierundzwanzig Szenen und irgendwann habe ich geschrieben, es bleibt bei der Pandemie und fange damit vielleicht noch einmal neu an oder verändere etwas.

Das hat sich inzwischen auch geändert. Denn jetzt hat mich die allgemeine Stimmung, die Pandemie ist aus, wenn man sie läßt, wir sind aber in der zweiten oder dritten Krise und haben nichts davon. Und da ist mir wahrscheinlich schon in Kroatien “1984” eingefallen, den berühmten Roman, den ich einmal gelesen und im Workshop mit Stephan Teichgräber auch besprochen habe und der, wenn ich ihn auch noch nicht wiedergelesen habe, leider inzwischen erstaunlich aktuell ist.

Daß das Handy den Televisor von damals ersetzen könnte, ist mir auch schon eingefallen und dann hat die Steffi in der Konditorei “Aida” auch einen Winston Smith getroffen, einen Engländer der im British Council Englisch unterrichtet und der schreibt ein “1984 revisted”, das ins Jahr 2020 verlegt wurde.

Also viele Handlungsstränge, die das Ganze vielleicht länger als die berühmten dreißigtausend Worte meiner letzten Texte werden lassen kann. Man kann auch sagen eine Materialsammlung aus der noch etwas werden kann, wenn ich mir Zeit lasse und mit den zeitlichen Veränderungen schreibe, dann wirds vielleicht ein ganz interessanter aktueller Roman.

Das Ganze ist jetzt noch ziemlich vage und unausgegoren und ich werde es wahrscheinlich noch gründlich überarbeiten müssen, um einen brauchbarren Roman herauszubekommen.

Ich bin aber sehr zuversichtlich und motiviert. Die Hemmung ist weg, das habe ich schon geschrieben, werde darüber berichten und freue mich bei meinen Lesern natürlich über Rückmeldungen, Anregungen, Tips und konstruktive Kritik und der vorläufige Arbeitstitel wird sich höchstwahrscheinlich auch noch verändern. Ich bin gespannt und mal sehen, in welche Richtung es noch gehen wird.
















Johanne Amundsen trinkt zweimal Kaffee

“Shut up!”, dachte Johanne Amundsen ärgerlich, als sie das Cafe Hummel verließ, in dem sie sich mit Toves Günthi getroffen hatte. Der Liebste ihrer Freundin hatte jetzt doch angerufen und ihr angeboten sie auf einen Kaffee zu treffen.

“Ein kleines Zeitfenster geht sich aus!”

Und mit ihr über die österreichische Literatur zu plaudern und dann hatte der Rundfunkjournalisten sie abblitzen lassen, als sie ihn gefragt hatte, wer wohl auf der österreichischen Buchpreisliste stehen würde, die in zwei Wochen bekanntgegeben würde.

“Das kann ich dir nicht verraten, Johanne!”, hatte er überheblich geantwortet und arrogant die Achseln gezuckt.

“Das ist Amtsgeheimnis und hier wird nicht gespoilert!”

“Warum?”, hatte sie zurückgefragt.

“Bist du etwa in der Jury und hast ein Schweigelübde unterschrieben!”, hatte sie aufmüfig gekontert. Er hatte den Kopf geschüttelt und die Namen Edith-Ulla Gasser und Stefan Gmündner genannt. Die anderen hatte sie vergesen und auch nicht nachfragen können, denn Günthi hatte auf die Uhr geschaut, dann einen zehn Euroschein aus der Tasche gezogen, der Kellnerin gewinkt und sich verabschiedet, weil er schleunigst wegen eines wichtigen Termins in den Rundfund mußte.

“War schön mit dir zu plaudern, jetzt werde ich erwartet!”, hatte er gesagt und dann noch wissen wollen, ob sie ihre Autorin schon gefunden hatte?

“Ja!”, hatte die genickt.

“Eja Augustin, das Netz hat mir die Adresse verraten und ich habe auch ein Date mit ihr!”

Dorthin war sie jetzt unterwegs und klingelte an der Gegensprechanlage und bald einer braunhaarigen Frau mit Jeans und Pagenkopf gegenübergestanden, die sie freundlich anlächelte, in ihr Wohnzimmer bat und ihr auch einen Kaffee anbot!”

“Sie haben meine Bücher, die ich am Campingplatz von Senj vergessen habe, gefunden und bringen Sie mir zurück! Vielen Dank dafür!”2″, sagte sie, um gleich hinzuzufügen, daß Johanne sie gern behalten könne wenn sie ihr dafür eine Rezension schreiben würde.

Vom “Nobelpreis” für den sie sie vorschagen könne, erwähnte sie nichts, schien sich das aber zu denken, so daß Johanne Amundsen schnell durchatmete, sich fast die Zunge an dem Kaffee verbrannte und, um vom heiklen Thema abzulenken nach dem österreichischen Buchpreis fragte?

“Denn ich interessiere mich für die österreichische Literatur, obwohl ich mich nicht sehr auskenne! Haben Sie eine Ahnung, wer darauf stehen könnte?”, fragte sie ohne besondere Hoffnung, eine zufriedenestellende Antwort zu bekommen, womit sie sich täuschte, denn die Augen der Selfpublisherin blitzen auf und antwortete, daß sie sich diese Frage auch schon gestellt hatte.

“Denn wissen Sie, ich lese mich immer gerne durch die Liste! Also danke für die Frage, überlegen wir gemeinsam, was ich in diesen Jahr von den Kollegen gelesen habe und wer darauf stehen könnte?”, sagte sie ein wenig neidisch und auch angestrengt und fügte dann den Namen Doron Rabinovici hinzu.

“Der hat eine “Einstellung” geschrieben! Dann gibt es, glaube ich, ein neues Buch der Marlene Streeruwitz! Kaska Brylas “Eistaucher” habe ich gelsen und Cordula Simons “Wölfe von Pripjat”. Tomer Gardis “Eine runde Sache” hat schon den “Leipziger Buchpreis” gewonnen und Marie Gamilschegg steht schon mit ihren “Meerestieren” auf der deutschen Liste. Dort steht auch Reinhard Kaiser-Mühlecker, den würde ich auch für einen guten Kanditatn halte, obwohl ich das Buch nicht gelesen haben! Haben wir schon zehn Treffer? Zählen Sie nach und dann wird es auch drei Debutanten geben! Die wurden im Sommer auch bei den O-Tönen vorgestellt. Da habe ich auch noch nicht viel gelesen! Also bleiben wir bei Thomas Stangl, Anna Kim und Margit Schreiner, wenn Wolf Haas “Müll” weil ein Krimi vielleicht nicht in Frage kommt und dann-!”, sagte sie und wurde ein wenig rot “gäbe es noch meine Bücher “Die gestohlenen Jahre” und “Die Uhren haben ihre Zeit verloren -Ein Verschwörungsroman in vierzehn Episoden”, habe ich in diesem <jahr geschrieben. Da ich sie mir aber selber drucken lassen, habe ich leider keine Chance!”n sagte sie, um wieder hinzuzufügen, daß sie sich sehr überJohannes Interesse freue.

“Wenn Sie mir eine Rezension schreiben könnten, wäre das sehr toll!”

Das Wasser des Sees ist niemals süß

Die Italienische Literatur hat den Ruf sehr sozialkritisch zu sein, gibt es ja Alberto Moravia, der, manchmal etwas konservativ und frauenfeindlich, im vorigen Jahrhundert von den sozialen Mißständen in Rom erzählte.

“Wagenbach” hat eine Reihe Romane italienischer Kommunisten herausgebracht, die ich mir einmal vor Jahren aus einer Abverkaufkiste, um einen Euro oder waren es noch zehn Schilling, kaufte. einen habe ich davon gelesen.

“Wein und Brot” egibt es auch und dann eine junge italinische Stimme, die 1988 in Rom geborene und am Lago di Bracciano aufgewachsene Guilia Caminito, die Bei “Wagenbach” schon “Ein Tag wird kommen” herausgebracht, mit dem ich, glaube ich, nicht so viel anfangen konnte und jetzt wurde von “Wagenbach” “Das Wasser des Sees ist niemals süß”, als “Quartbuch” herausgebracht und ich muß sagen, eine Überraschung, Thematik und Sprache hat mich überrascht und es ist, obwohl es am Schluß negiert wird, wahrscheinlich auch viel Autobiografisches dabei.

Es geht um die Klasse, ein Bildungsroman, der wieder zeigt, wie schwer es die Unterschicht hat, aufzusteigen, so sehr sie sich auch anstrengt und bemüht.

Elena Ferrante hat es mit ihrer “Neapoletanischen Saga, von dem ich einen Teil gelesen habe, auch versucht und dann gibt es noch Michela Murgia, die ich ein wenig altmodisch empfand.

Deniz Ohde hat das mit “Streulicht” versucht, mit dem ich auch nicht so viel anfangen konnte und Fernanda Melchor,auch eine “Wagenbach-Autorin”, wie Giogrgio Bassani , beschreibt die mexikanische Situation, tut das aber viel brutaler, womit ich meine Schwierigkeiten hatte.

Giulia Caminitos Ich-Erzählerin tut es leiser oder sprachlich prägnanter, obwohl ganz so passiv zahm und ungeordnet, ein Opfer, wie die Heldinnen bei Moravia, ist diese junge Frau nicht.

Um drei Frauen, geht es in dem Buch, die Mutter Antonia, dann die Erzählerin iund ihre Freundin Iris. Das heißt, sie hat einige solche und einige Freunde und rächt sich erstaunlich brutal, wenn die sie betrügen.

Es gibt ein Nachwort, wo Giulia Caminito, die Vorbilder ihrer Heldinnen erwähnt und auch betont, daß es natürlich nicht Autofiktion ist, obwohl es Ähnlichkeiten zwischen ihr und ihrer Heldin gibt.

Es beginnt mit der Mutter Antonia, die hat einen Sohn aus einer früheren Beziehung, Mariano, dann die Erzählerin und noch zwei Zwillingsbrüder. Ihr Mann hatte einen Unfall ist als Schwarzarbeiter vom Gerüst gefallen, sitzt jetzt im Rollstuhl und Antonia muß die Familie erhalten. Sie tut es in dem sie bei reichen Familien putzt. Sie ist resch und streng zu ihren Kindern und will natürlich, daß es ihrer Tochter besser geht. Sie ist erstaunlich ehrlich, fremdes Eigentum wird nicht angegriffen, bringt aber die gebrauchten Fahrräder und die gebrauchten Fernseher nach Haus, die ihr ihre Familie dann schenken und es beginnt äußerst originell, daß sich Antonia ein Kostüm anzieht, eine Aktentasche nimmt und dann in das Büro einer Anwältin eindringt, denn sie braucht eine Wohnung für ihre Familie.

Sie bekommt dann eine Sozialwohnung am Lago di Branzziano und dort wächst die Heldin auf. Der große Bruder geht Anfang des Jahrtausends auf eine Demo nach Genua. Da schmeißt die Mutter ihn hinaus und die Heldin fährt mit dem Bus zuerst in die Mittelschule, dann ins Gymnasium und fühlt sich wie Deniz Ohdes Heldin unter den reicheren Kindern benachteiligt. Es gibt zwei Freudninnen Agata und Carlotta und einige Freundin aus reicheren Häusern. Als Carlotta sie mit einem ihrer Freunde betrügt, brach die Heldin die Beziehung ab und geht vorher oder nachher mit einem Freund zu einem Schießstand, läßt sich das Ticket bezahlen und schießt dann solange, bis sie den größten Bären als Trophäe bekommt.

Antonia regt sich deshalb auf: Meine Tochter schießt nicht!”

Sie setzt sich aber durch und der Bär in ihrem Zimmer, bis die Familie aus der Wohnung geschmissen wird. Bis dahin lernt und lernt sie sich durch das Leben. Studiert Philosophie zum Leidwesen ihrer Mutter und nicht Medizin oder Jus, wo man etwas anfangen kann und auch nicht auf Lehramt. Nein es muß schon das Orchideenstudium sein, auch wenn sie dann nur in einer Drogerie arbeiten kann, die auf esoterisch macht.

Die Freundin Iris stirbt irgendwann an Krebs. Das ist wohl eine autobiografische Ähnlichkeit und als Luciano sie betrügt, schließt sie sich einem Einbruch bei ihm an oder gibt die Informationen dazu und als ihr früher schon ein Junge den Tennisschläger, den sie endlich einmal gekauft bekommen hat, zerstört, schlägt sie ihn zusammen und nimmt ihm seinen weg. Das tut sie dann noch bei einer anderen Freundin und am Schluß wird sie wahrscheinlich trotzdem über bleiben und nicht so sozial aufsteigen können, ,soviel sie sich auch angestrengt hat und das ist wohl die Quintessenz des sehr frisch und modern geschriebenen Buch, das mehrmals die Perspektiven wechselt undj auch schon viele Preise gewonnen hat.

Und wer jetzt nach dem Titel fragt, irgendwann wird der See in dem angeblich eine Krippe verborgen ist, als süß beschrieben. Da fühlt sich die Heldin stark und glücklich, das bleibt aber nicht so, denn das <leben ist in Italien oder auch sonstwo auf der Welt, hart und unerbittlich, wenn man nicht aus der richtigen Familie kommt und der Mittelstand, das kann ich noch anfügen, wird bei uns gerade auch zerstört.

Dein Land in Schutt & Asche

Bevor es ans Buchpreisbloggen geht, kommt noch ein Buch, das ein bißchen außerhalb meines Schemas ist, aber der 1964 geborene Georg Adamah hat es mir freundlicherweise angeboten und da ich ja sehr neugierig bin und gerne über den Tellerrand schaue und außerdem klang der Titel und die Inhaltsangebe sehr spannend, habe ich zu zugegriffen.

Deutschland ist im Krieg mit den Russen und den Chinesen, die Reichsbürger machen es kaputt und so wird nach Afrika geflohen. Eine Umkehrung der wirklichen Situation und ich bin ja, wie ich immer schreibe, eine realistische Autorin und Leserin. Es scheint sich aber auch, wenn es so was gibt, um eine phantastische Utopie zu handeln und wieder einmal viel zu viel und alles durcheinander. Spannend war es aber auch.

Da ist also ein Ismael, mit den Namen scheint es der Autor auch zu haben. Ein Wissenschaftler, Dozent oder Assistent an der Uni und neben der kritischen Landesituation, das Buch scheint in Würzburg zu spielen, auch noch im persönlichen Dilemma. Er hat nämlich eine Frau und eine Tochter und eine Geliebte die ihm drängt, die beiden zu verlassen, so daß er sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren kann.

So geht er in eine Bar auf ein Bier und lernt da einen alten Penner namens Elias kenne, der ihm rät das Land zu verlassen. Seine Frau tut das auch. Sie geht mit der Tochter nach Algerien und er sitzt im zweiten Kapitel im Lockdown oder in der Ausgangssperre. Der Autor hat im Nachwort noch angegeben, daß er den Roman während der Pandemie geschrieben hat und sieht auf einmal den Penner vor dem Haus sitzen. Er geht hinaus ihm zu helfen, da kommts dann zu einer Explosion und sie müssen flüchten. Sie kommen dann in eine Fabrik und treffen da auf eine Gruppe Männer, die mit Schwertern jonglieren, da beginnts dann mystisch zu werden und ich habe “Ha?”, gedacht.

Es gibt einen Hauptmann, der Wehrübungen verordnet und kein Pardon kennt und noch einige andere, die sich der Gruppe anschließen und sie wollen mit den Schwertern und anderen Waffen über Österreich nach Lybien flüchten.

Dann wird ordentlich gewalttätig, Augen werden herausgerissen, Nonnen werden ermordet und brave Männer müßen sie erschießen, um nicht selbst erschoßen werden und wenn einer der Männer anderen helfen will, sagt der Hauptmann, das hilft nichts und fängt mit dem der es versucht, zu kämpfen an.

Dazwischen gibts dann immer Einschübe in die Vergangenheit. Da verliebt sich ein Samuel, ein Arzt in eine Soraya, verläßt deshalb seine Braut und macht bei deren Vater, einem Schamanen, eine Kampfausbildung, der stellt sich schließlich, als der Hauptmann heraus und Sophia, Ismails Geliebte, taucht irgendwann einmal auch auf. Der Hauptmann vergewaltigt sie, Ismail stellt sich ihm entgegen und sie verschwindet dann irgendwann, was ich nicht ganz verstanden habe.

Am Schluß wird noch Elias grausam, dessen Geschichte ich auch nicht ganz verstanden habe, ermordet, bis Ismail in Algerien landet. Natürlich findet er Frau und Tochter dort nicht, hat dieselben Troubles, den auch die Flüchtlinge bei uns haben und trifft am Schluß noch den Hauptmann in einer Bar, der ihm ein unverschämtes Angebot macht.

Also eine Mischung aus drei Genres, mit dem realpolitischen Touch habe ich am meisten angefangen und ich beschäftige mich ja jetzt für das “Soziale Kreditsystem” wieder ein bißchen mit den utopischen Romanen und sollte, wenn es die Zeit zuließe, auch “1984” wieder lesen und so habe ich in diesem Buch, auch wenn ich mit den Fantasyszenen nicht sehr viel anfangen konnte, einige Anregungen bekommen, also vielen Dank dafür.

Druckfrisch bei den O-Tönen

Klaus Kastberger, Bettina Scheiflinger

Das ist ja die berühmte Literatursendung des berühmten Literaturkritikers Denis Scheck, aus Köln, glaube ich und der ist heute nach Wien gekommen, um Heinrich Steinfest druckfrischen Roman “Der betrunkene Berg” vorzustellen und es waren die letzten O-Töne in diesem Sommer und da kann ich mich erinnern, daß ich einmal vor Jahren von der Schreibgruppe kommen, Heinrich Steinfest gerade noch in den letzten Sätzen erlebte und da ist es glaube ich um ein Flugzeug gegangen . Jetzt ging es um einen “Betrunkenen Berg”. Arno Geiger war da und wahrscheinlich noch einiges an Prominenz. Wir sind in der zweiten Reihe gesessen. Früher bin ich ja immer zwei Stunden früher hingegangen, um einen guten Platz zu bekommen. Heuer ging das auch um halb acht. Aber zuerst kam Klaus Kastberger mit Bettina Scheiflinger, eine Sprachkunststudentin, wie sich herausstellen sollte. Deshalb war auch Frieda Paris da und ihr Buch “Erbgut”, das mir bei “K& S” entgangen ist, obwohl ich von dort ja fast alles lese, ist wie Kaus Kastberger einleitete, ein Familienroman oder auch nicht.Jedenfalls keiner mit den üblichen Perspektiven, wie er weiter plauderte und die junge Frau hat drei Stellen daraus gelesen.

Denis Scheck, Heinrich Steinfest

Dann kam der Star, wo man den Kritiker aber auch den Autor meinen konnte, den ich ja erst vor kurzem im Literaturhaus glaube ich, hörte Ob da über dieses Buch gesprochen wurden, weiß ich gar nicht, denn wir sind früher weggegangen, weil ich mich nicht so gut fühlte. So habe ich nur mitbekommen, daß es sich dabei, um eine Buchhandlung auf einen Berg handelte und jetzt, da die O-Töne beendet sind, gehts dann zum Buchpreislesen und da bin ich wieder gespannt, ob Heinrich Steinfeld auf die österreichische Liste kommt? Mit der “Büglerin”, die mir sehr gut gefallen hat, ist er ja schon einmal darauf gestanden.

Viermal bin ich in diesen Sommer, wo ich ja zwei Reisen machte, im MQ gewesen und da ist interessant, daß ich die Veranstaltungen mit Marie Gamilscheg und Reinhard Kaiser-Mühlecker versäumte, aber die stehen ja auf der Longlist. Also werde ich die Bücher lesen.