Fünf falsche Fährten

In der Zwischenzeit zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr habe ich den dritten Lord Wimsey Krimi gelesen, nämlichBand sechs dieser Reihe der 1893-1957 lebenden Dorothy Sayers, die “Diskreten Zeugen” und “Keines natürlichen Todes” habe ich schon gelesen und ich muß sagen, man kann in der von “Wunderlich” aufgelegten Reihe sehr schön die Veränderungen im Krimischreiben zwischen gestern und heute verfolgen, denn Dorothy Sayers, die als erste Frau in Oxford ein Studium absolvierte, gilt neben Agatha Christie als die berühmteste Krimiautorin und ich muß wieder schreiben ihr Stil wird heute wahrscheinlich als sehr langsam erscheinen.

Da passiert ja nichts oder nicht sehr viel und der Spannungsbogen ist auch eher öd, nach dem was wir dazwischen gelesen haben, könnte man auch ätzen. Aber es passiert schon sehr viel, aber alles im Kopf.

Diesmal nicht in dem von Sherlock Holmes, sondern in dem von Peter Wimsley, dem jungen Adeligen, der ein schönes Leben, viel Geld und dann auch noch einen schlauen Diener hat, der diesmal aber keine sehr große Rolle spielt. Denn der Adelige macht Urlaub in Schottland, in einem Künstlerdorf. Will sich dort erholen und angeln und dann wird da ein Ungustl ermordet oder besser tot im Flüßchen aufgefunden.

Der hieß Campell, war ein Maler und hat sich mit mindestens sechs anderen Maler im Dörfchen angelegt oder in einen Raufhandel verwickelt. Dann stand er an einem Dienstagmorgen, glaube ich, am Fluß und malte ein schönes Bild oder wollte das, denn er wird ja tot im Fluß gefunden und Lord Wimsey und die hiesige Polizeimannschaft ermittelt und tut das sehr genau.

Eine Liste der Verdächtigen und die genauen Fahrpläne werden erstellt, denn die meisten der Maler waren am Dienstag gar nicht vor Ort, sondern in Glasgow in einer Kunstausstellung und wir haben nun sechs verdächtige Maler.

Jeder könnte es gewesen sein. Aber Pech alle haben ein Alibi. Nun na, nun ja, liest sich auf fast fünfhundert Seiten ein bißchen langwierig.

Ein hysterisches Kind, das zwei der Raufbolde beobachtete und glaubte selbst ermordet zu werden gibt es und ein ebensolches Dienstmädchen, das auch einiges beobachtet. Die Frauen spielen der Zeit geschuldet, aber gegen der Biografie der Autorin, auch nur eine eher geringe Rolle. Das heißt zwei Malerinnen gibt es, glaube ich. Die gehören aber nicht zu den Verdächtigen und damit das Ganze nicht doch zu langweilig wird, spielt Sir Peter das Geschehen nach, nachdem er die Polizisten ihre Theorien aufzählen läßt, in der es alle gewesen sein hätte können.

Danach bleibt nur noch einer über, ein John Ferguson und der ist kein Bösewicht, sondern es war nur ein Raufhandel mit unbeabsichtigten Folgen oder Notwehr, denn der betrunkene Campell hat sein Haus gestürmt und ihn angegriffen, so daß ihm keine Wahl blieb, als zurückzuschlagen und er wurde von den Geschworenen daher auch mild beurteilt.

“Der Krimi-Klassiker einer der großen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts in neuer Ausstattung. – Ein Meisterwerk von einem Mordfall – der sechste Fall für Lord Peter Wimsley. – Zum Glück hat der Wunderlich Verlag Lord Peter Wimseys Fälle in neuer Ausstattung herausgebracht”, steht am Buchrücken.

Elf Bände gibt es, also bin ich gespannt, was ich noch zum Lesen bekomme.

Das Gesetz der Natur

Ich gehe bei meiner Bücher-Auswahl ja immer nach den mit bekannten Namen und da habe ich auch nicht gezögert, als ich hörte, daß die Tochter von Leon de Winter und Jessica Durlacher, die 1997 geborene Solomonica de Winter ein Buch geschrieben habe und mir das dann bei “Diognes” bestellt. Da habe ich dann gar nicht mehr nachgefragt, um was es sich dabei handelt und bin auf den ersten Teil einer Sciecne Fiction Serie gestoßen.

Nicht unbedingt mein Leseschema oder doch natürlich, behaupte ich doch immer, ich lese alles und mich kreuz und quer über den Tellerrand und seit 2015 den Zeiten geschuldet, befasse ich mich auch bevorzugt mit Uto- oder Dystopien, also ein in die fremde Welt der in Bloemendaal Geborenen, die in den USA einen Master in Fiction Writing machte und wurde dann enttäuscht oder habe mich eine Woche lang durch sechshundert Seiten gelesen, wo ich nicht wirklich wußte, um was es hier geht und obwohl ich natürlich den Klappentext gelesen habe, keine wirkliche Handlung ausmachen konnte.

Die gibt es natürlich oder wird am Klappentext beschrieben. Da ist also die Welt untergegangen, vier überlebende Stämme bekriegen sich in Neuamerika und die Mutantin Gaia wächst als Verstoßene auf. Aha, interessant und was ist eine Mutantin? Das weiß ich nach den sechshundert Seiten noch immer nicht genau, nur daß sie von einem Jäger und einen Lehrer aufgezogen wurde.

Der Erste hat sie, glaube ich, wenn ich nicht was mißverstanden habe, geschwängert. Der Zweite das Lesen beigebracht. Jetzt schießt sie, wie im Mittelalter mit Armbrüsten herum, denn die Überlebenden nach der Katastrophe leben nach dem Gesetz der Natur und das Besondere an der <mutantin ist, daß sie feuerspeiende Hände hat, so daß sie immer Handschuhe tragen muß.

Dann muß sie fliehen und wird von einem der Stämme als Kämpferin ausgebildet und da kann ich gleich schreiben, was mir an dem Buch besonders mißfallen hat, nämlich, daß das Töten hier zum Hauptzweck der Mutantin gehören scheint.

Sie kämpft sich also um ihr Leben, ihr namenloser Sohn, den sie inzwischen geboren hat, wird von drei Dienerinnen aufgezogen, die, was das Moderne an dem Buch zu sein scheint, auch Betreuerinnen genannt werden und meine Frage war auch, was ist passiert und in welchen Zeiten spielt jetzt das Buch?

Im Mittelalter oder offenbar doch nicht so ganz, denn irgendwann gerät die Mutantin auf ihrer Flucht in das Haus eines ehemaligen Polizisten, wo auch ein Auto steht und findet dort moderne Waffen und auch Bücher mit denen sie sich in den Gebrauch einlesen kann und diese Waffen bringt sie nun ins Mittelalter zurück oder habe ich was mißverstanden?

Irgendwann wird auch erklärt, wie Gaia ihre Eltern verloren hat und, wie sie zu dem Jäger und den Lehrer, der später zum Kämper wird, gekommen ist.

Es gibt auch eine Julie Bonaparte, Menschenmädchen genannt, die heftet sich auch auf ihre Spuren und verliert sie wieder und Gaia holt ihren Sohn irgendwann aus der Obhut des Herrschers holt sich dann auch noch das Geheimnis der Leser und hastet und tötet sich weiter durch die neue Weltb beziehungsweise bricht sie auf um nach den letzten Büchern zu suchen. Einen Bären bekommt sie einmal als Gefährten, dann einen Alligator und am Schluß findet sie sie Bibel und damit endet der erste Teil.

Handlungsanleitungen an den Leser gibt es zwischendurch auch und das Ganze ist ziemlich distanziert im Konjunktiv geschrieben und ich denke interessant, was es alles gibt und bin auch immer wieder über die Klappentexte gestolpert, wo erklärt wird, daß sich die Mutantin immer wieder zwischen Gut und Böse entscheiden und herausfinden muß, wie weit sie geben kann und denke, daß ich das überlesen habe, weil ich den roten Faden in dem Buch, das meiner Meinung nach keine wirkliche Handlung hat, nicht gefunden habe.

Aber irgendwo habe ich gelesen, das erfährt man erst in den nächsten Teilen, also seien wir gespannt.

Am Osloer Fjord oder der Fremde

Jetzt gehts zum neuen Erzählband des 1938 geborenen Hartmut Lange, den ich mal in Göttweig gehört habe und auch einige Bücher von ihm besitze.

Geschichten übers Sterben oder den Tod von dem ausgefuchsten Erzählmeister psychoanalytisch und sokratisch bestens erzählt, wie ich dem Klappentext entnehme und dann geht es schon los in den Covidzeiten in der Titelgeschichte. Da reist einer um den Katastrophen auszuweichen an den Osloer Fjord und begegnet dort einen geheimnisvollen Fremden in altmodischer Kleidung und einer Guillotine in der Hand, der ihn bis zum Friedhof verfolgt.

Es sind geheimnisvolle unheimliche Geschichten, die uns Hartmut Lange da von seinen unheimlichen Begegnungen erzählt. Da gibt es die Opernsängerin, die “Mimi” in La Bohieme”, die sich von einem Besucher, der ihr einen Brief schreibt, irritieren läßt. Da ist es, glaube ich, die Frage, ob Sie von der Bühne überhaupt die Besucher im Zuschauerraum sehen kann und ebenfalls geheimnisvoll der Schriftsteller, der in der gegenüberliegenden Wohnung, in der niemand wohnt, Licht und seine ehemalige Geliebte herumschwirren sieht.

Ins “Nagelstudio” geht immer eine junge Frau mit einer Wunde, auf die, die asiatischen Angestellten immer Pflaster kleben. Da erscheint dann einmal ein Mann mit Geldscheinen und Mila taucht nie wieder im Nagelstudio auf.

Das ist überhaupt etwas, mit dem einige Geschichte enden, daß die Protagonisten den Ort des Geschehens nie wieder betrieten.

Beim Lortztindenkmal, viele Geschichten spielen in Berlin, wo auch ihr Autor lebt, gibt es eine Linde, die sich bewegt, beziehungsweise Rache nimmt.

Eeine Frau, die sich in ihrer Ehe langweilt gibt es, die dann die Wohnung ausräumt. Noch einen Unbekannten und wieder eine unheimliche Begegnung am Osloer Flord. Diesmal ist es eine Regine Olsen, die vielleicht von Kierkegard verlassen wurde, weil der Gott suchte und dann Munchs berühmten Schrei ausstößt und der Erzähler war eigentlich bei der Eröffnung des Museums eingeladen, wo das berühmte Gemäde fehlte und das dann auch nicht mehr betreten.

Am Schluß wird es dann noch philosophisch. Es geht aber auch, um Rilke und um Matthias Claudius und ich habe wieder ein sehr interessantes Buch gelesen, das in die Welt von gestern einführt, aber trotzdem sehr gegenwärtig ist.

Um mich herum Geschichten

Die 1990 geborene und in Damaskus aufgewachsene Luna Al-Mousli habe ich schon in der Hauptbücherei gehört, als sie dort ihr Buch “Eine Träne, ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus” vorstellte, mit dem sie auch den österreichischen Kinder und Jugendbuchpreis gewonnen hat und jetzt hat sie bei der “Edition W” von der ich schon zwei Bücher gelesen habe, ihre “Um mich herum Geschichten” herausgegeben, die wieder als Roman ausgeschrieben werden, obwohl es keiner ist, sondern sich die Autorin ähnlich, wie bei Reinhardt Wegerth in ihren Texten Gegenstände, die Welt und ihre Sichtweise darauf erklären läßt und bei Luna Al-Mousli, die in Österreich lebt ,ist es die Verbindung Damaskus-Wien und da kommen in den Texten oft auch arabische Schriftzeichen vor, beziehungsweise sind die Geschichten so übertitelt und die erste wird gleich von einem Laptop erzählt. Denn den hat eine alte Frau, die in Damaskus als eine wenige Frauen studierten und jetzt mit ihrer Familie in Österreich lebt, bekommen um ihre Welt zu ordnen und jetzt versinkt sie in Facebook, Whatsapp oder wie das heißt, schreibt sich die Finger wund in ihren Chatgruppen und den Hilfsaufrufen, die aus Syrien oder von Geflüchteten kommen, geht ihr Leben durch und verliert dabei fast den Kontakt zu ihrer Familie, ihren Töchtern und Enkeltöchtern, die die Aktivität der Oma nicht verstehen und sich fragen, ob sie jetzt depressiv oder internetsüchtig ist?

Eine eingerahmte Promotionsurkunde, ein Anzug aus italienischen Stoff, eine Oud, ein syrisches Musikinstrument, ein Schüßel erzählen die Geschichte ihrer Besitzer. Männer und Frauen, die den Krieg erlebten, flüchten mußten, gefoltert wurden und irgendwann nach Wien kamen, während die Frauen Medikamente in Binden verpackten, um sie in die improvisierten Krankenstationen zu schmuggeln.

Geschichten vom Aufstieg und vom Scheitern in der neuen und in der alten Welt werden da von der jungen Frau erzählt, die auch als Graphikerin und Ilustratorin tätig ist.

“Ein leuchtend schönes Buch, hinter jeder Ecke, hinter jeder Tür wartet ein kleines Universum aus Alltagswundern”, schreibt ein Pierre Jarawan. Die Wunder habe ich vielleicht nicht so gesehen, stimme aber zu, daß “Luna Al-Mousli einmal mehr beweist. dass sie es wie keine Andere, versteht, die syrische Lebenswierklichkeit zwischen Melancholie und purer Lebensfreude einzufangen und spürbar zu machen.

Ein interessantes Buch und allen zu empfehlen, die in den syrischen Alltag oder dem derer, die von dort oder aus Afghanistan geflüchtet sind oder in von dort stammenden Familien geboren wurden, weil die Welt nicht nur aus afghanischen Vergeweltigern und Frauenmörder besteht, wie man uns derzeit gerne weismachen will.

Pommfritz aus der Hölle

Nachdem ich mit der heurigen deutschen und der österreichischen Buchpreisliste fertig bin, geht es jetzt in die Schweiz, die ich seit einigen Jahren auch lese und das geht schneller, sind ja immer nur fünf Bücher die zur Auswahl und da habe ich das Buch, das dann den Preis gewonnen hat, nämlich Kim de L`Horizons “Blutbuch”auch schon gelesen und von den vier anderen waren mir drei Autoren unbekannt.

Das heißt das stimmt nicht ganz, habe ich einige davon doch auf dem “Blauen Sofa”, das es in Frankfurt gab kennengelernt und auf der “Buch-Wien” haben zwei Autoren auch gelesen und so habe ich die 1957 in Aschaffenburg geborene, in Berlin und in Lausanne lebende Lyrikerin Lioba Happel schon zweimal aus ihrem Buch lesen und erzählen gehört und das ist in dem kleinen feinen “pudelundpischer-Verlag” erschienen. Eine kleines rosafarbenes Büchlein Jan Koneffke hat das Nachwort bzw. den Klappentext geschrieben und das Buch herausgegeben, das, wie auch sein Umschlag und der Titel sehr ungewöhnlich ist.

Liona Happel war, glaube ich, auch Sozialarbeiterin, hat sich also mit Randgruppen beschäftigt und ihnen, wie das heißt eine Stimme gegeben. Da bin ich vielleicht ein wenig skeptisch, ob einer, der die Fingerkuppe seiner Mutter gegessen hat, sich wirklich mit Arthur Rimbaud beschäftigt und ob er wirklich so denkt, wie es seine Autorin will, war ich mir schon bei “Blauschmuck” unsicher.

Bei Lioba Happel hat sich das dann gegeben, denn sie hat ihren Pomelius Fridericus nicht nur idealisiert, sondern man kann sich in sein Leben auch gut einleben. Wahrscheinlich gab es da reale Vorbilder und die Sprache ist wirklich sehr schön. Also ein interessantes ungewöhnliches Buch, das vielleicht auch auf meine best of-Liste gehört, obwohl ich die schon geschrieben habe.

Pomelius Fridericus, Pommfritz genannt, schreibt also aus dem Gefängnis oder aus der Hölle, wie der Untertitel lautet, dreiundzwanzig Briefe an seinen “Vatter” den er nie oder nur einmal gesehen hat und halt, lieber Uli, bevor du jetzt aufschreist und “Korrigiere diesen Fehler!”, rufst, es gibt nicht nur die “Großmeer” in der Schweiz sondern auch den “Vatter” und jener Pommfritz wird gleich gespoilert, hat mit Dreißig seine Mutter getötet und sie dann nicht ganz, sondern nur ihre Fingerkuppe gegessen und da erzählt er nun uns oder seinem Vatter, in den dreiundzwanzig Briefen, wo es immer wieder Rückblenden und auch Vorsprünge gibt.

Die Mutter war sehr dick und hat sich nur von Grillhähnchen und Pommes ernährt, deshalb der Name des Söhnchen, die wurden vom Kioskmann gebracht. Das Söhnchen war am Stuhl oder Tischbein festgebunden und hat sich mit seiner Mutter nur durch das Wort “Beschissen” unterhalten, hat es doch auf diese Art und Weise drei Jahre nicht sprechen und gehen können.

Die Angelina vom Sozialamt kam zwar regemäßig zur Kontrolle, wurde aber ausgetrickst. Später flog der Schwindel auf und der Junge kam zuerst ins Heim, dann in die “Spezialschule” später in den Jugendknast und da hat er dann auch irgenwann die idee geboren, daß er seine Mutter umbringen soll.

Das war offenbar sein Erwachsenwerdenritual. Den Rimbaud, den er Arthur nennt, hat er von einer Lehrerin geschenkt bekommen, aber die wurde von den Jungs und vielleicht auch Mädchen in der Spezialschule sehr gequält. Es gab auch die üblichen Drogenexesse und Jugenstraftaten und mit Achtzehn ist er dann zur “Prügellilly” gekommen. Eine sadomasochistische Liebe hat begonnen und als er glaubte seine Lilly erschossen zu haben, es waren nur Schreckschußpatronen in der Pistole, ist er zur Mutter gegangen und hat sie umgebracht. Jetzt sitzt er im Gefängnis und bringt die Insaßen, die Wärter und auch den Priester, der die Beichte hören muß, zum Kotzen, denn es ist ja harte Kost, die der Pommes da aufzutischen hat und harte Kost, die uns Lioba Happel da serviert.

Ein ungewöhnliches Buch mit einer schönen Sprache, einer ungewöhnlichen Thematik und eine Entdeckung. Also war es doch sehr gut mich auch mit der Schweizer Literatur und ihren Neuerscheinungen zu beschäftigen. Zwei Bücher warten da noch auf mich, denn eines habe ich nicht bekommen.

Der kleine Adventsbegleiter

Hurrah, hurra, der erste Dezember ist da. Da beginnt die Adventkalenderzeit. Man kann Weihnachtsbücher lesen, Kekse backen, Punsch trinken, auf Weihnachtsmärkte gehen etcetera.

Die besinnliche Zeit ist ja inzwischen sehr laut und sehr geschäftig geworden und Kinder klagen schon ihre Eltern, weil ihnen der Weihnachtsmann zuwenig gebracht hat.

Ich habe hektische Erinnerungen an die stillste Zeit des Jahres. Meine Mutter hat die ganze Nacht lang geputzt, weil sie ja berufstätig war und der Vater hat gedroht, wenn du nicht ans Christkind glaubst, gibt es keine Geschenke!

Ich glaube auch nicht an Gott, bin nicht katholisch und mag weder einen Christbaum noch einen Adventkranz haben. Trotzdem gibt es den Bücheradventkal, die “Nika, Weihnachtsfrau” und seit ich blogge auch einen besinnlichen Monat Dezember, wo ich getreulich alle Adventaktionen aufliste. “Leselustfrust” oder war es jemand anderer, hat mich wohl auf die Idee gebracht im Dezember Weihnachtsbücher zu lesen.

Da findet sich ja manches in den offenen Schränken, aber seit ich Buchpreis blogge, keine Zeit, keine Zeit.

Trotzdem hat sich auf meiner Leseliste, ein “Piper-Büchlein” mit einem Adventkalendercover auf dem die Türchen schon geöffnet sind mit “24 Geschichten zur Weihnachtszeit” gefunden, wo ich jeden Morgen eine lesen werde und am heiligen Abend, den Artikel veröffentlichen zu können.

Ja und die letzten zwei Jahre mit den ungemütlichen Weihnachten, die der letztjährige Kurzbundeskanzler den Ungewünschten wünschte, hat es Coronabedingt auch gegeben.

Das ist jetzt vorbei, die Weihnachtsmärkte sind wieder geöffnet und man kann auch als Ungeimpfter einen Punsch trinken gehen und seinen Kindern Geschenke kaufen.

Also kann das auch die kleine Lena tun, die jetzt schon fünfeinhalb wäre und also schon geimpft sein könnte. Aber eine Impfpflicht gibt es ja nun doch nicht, wenn auch eine etwas seltsame Impfkampagne der Stadt Wien, wo es in den Kinos plötzlich einen Lockdown gibt oder der Booster, die Ungeimpften auf die Impfstraße zerrt und nun kann ich in die erste Geschichte eintauchen, die von 1897 bis zur ihrer Einstellung jedes Jahr in der New Yorker Tageszeitung “Sun” abgedruckt war und zwar hat da die achtjährige Virginia O`Hanlon die Redaktion gefragt ob es “Einen Weihnachtsmann gibt?”. Der Chefredakteur Francis Church hat ihr geantwortet und diese auf die Titelseite abgedruckt.

Am zweiten Dezember erzählt die Nobelpreisträgerin von 1909 Selma Lagerlöf von einem Mäusefallenhändler der eigentlich ein Landstreicher ist, der auf seiner Wanderschaft einem armen Mann dreißig Kronen stiehlt, da hat er schon ein schlechtes Gewissen. Dann wird er von einem Gutsherren verwechselt und von ihm zu Weihnachten eingeladen und reich geschenkt. Er schläft sich aus und als er geht hinterläßt er die dreißig Kronen und eine Mausefalle, um sie zurückzugeben.

Der Fantasy zugezählten Kurzgeschichten hat laut “Wikipedia” Lord Dunsany, der Ire, der eigentlich Edward Plunkett hieß, geschrieben und da berichtet einer von der schwersten Aufgabe seines Lebens, nämlich dem “Doppelten Weihnachtsessen”, er war bei Freunden eingeladen und die Gastgeberin hatte darauf vergessen, daß sie auch den Pfarrer eingeladen hat. So haben sie getafelt, es gab Fischkrötensuppe, Fisch, Hammelrücken, Truthahn, dann den Weihnachtspudding und noch einige Nachspeisen, alles mit den dazupassenden Weinen und Champagner. Dann ging man in es in den Salon hinüber, als es läutete. Es war der Pfarrer, der offensichtlich auf die Zeit vergessen hatte und alles wurde wiederholt und der Erzähler wird das ganze nie vergessen und ich kann mich nur wundern wie skurill und unverständlich das Alltagsleben sein kann.

Am “Barbaratag” hat sich die 1986 in Berlin verstorbene Ingeborg Drewitz von der ich das “Hochhaus” gelesen habe, immer in die Laube geschnitten, um dort heimlich unter ihrem Mantel verborgen, Kirschzweige nach Hause zu bringen, damit sie zu Weihnachten blühen. Ein bäuerlicher Brauch, den sie erst als Erwachsene kennenlernte. Im Sommer hat sie dann am Markt Kirschen gekauft, wo ihr erlaubt wurde, ruhig im Dezember wiederzukommen und sie dann auch in die Laube zu Pferfferkuchen eingeladen wurde. Das ging solange bis die Laubengärten niederissen wurden und ihr der Besitzer versprach ihr aus dem Westen zu schreiben, wenn er wieder einen Kirschbaum habe, was aber nie geschah.

Der 1997 verstorbene Kinderbuchautor James Krüss erschuf für den Krampustag, die “Weihnachtsmaus”, die nur zu Weihnachten erscheint und alle Süßigkeiten vom Christbaum oder sonstwo nascht:

“Ein drittes Mal verschwand vom Baum, an dem die kleinen Kugeln hingen, ein Weihnachtsmann aus Eierschaum nebst anderen leckeren Dingen./ Und Ernst und Hans und der Papa, die riefen welche Plage! Die böse Maus ist wieder da, und just am Feiertage!/ Nur Mutter sprach kein Klagewort. Sie sagte unumwunden: Sind erst die Süßigkeiten fort, ist auch die Wort verschwunden.”

Am sechsten Dezember hat der Weihnachtsmann keine Lust mehr in seinen Anzug zu schlüpen, weil die Kinder nicht mehr an ihn glauben und nur Geschenke von ihm wollen und wer beschenkt den Weihnachtsmann, so machen sich die betrunkenen Renntiere auf die Suche nach Geschenken, uje-.

Obwohl erst der siebente Dezember ist die 1907 geborene und 1989 verstorbene Daphne du Maurier in Zeiten, wie diesen erstaunlich aktuell, denn sie führt uns am Weihnachtstag in das Haus der durchschnittlichen Familie Lawrence. Da kommt der Papa früher vom Büro heim, Mrs Lawrence läßt den Bridgenachmittag aus und schmückt das Zimmer mit einer Girlande, die Kinder streiten sich darum, wer die größeren Geschenke bekommt. Da läutet das Telefon und eine Flüchtlingsfamilie wird eingewiesen. Es ist niemand mehr da, bei dem man sich beschweren kann, also wird das kalte Garagenzimmer schnell umgerüstet und die jüdische Frau wünscht sogar, was Mrs. Lawrence wundert “Frohe Weihnachten” Am nächsten Morgen dann große Aufregung, denn ein Kind wurde geboren, aber noch eher Mr Lawrence einen Krankenwagen bestellen kann, fahren sie selbst mit einem Taxi weg und lassen ein unbehagliches Gefühl zurück, was sich wohl auf die Weihnachtsfestlichkeiten auswirken wird.

Der 1934 verstorbene Joachim Ringelnatz hat das Gedicht “Schenken” geschrieben.

“Schenke groß oder klein, aber immer gelegen! Wenn die Bedenken der Gaben wiegen, sei dein Gewissen rein.”

Der 2012 verstorbene Herbert Rosendorfer, das Buch ist schon älter, so daß dort nur 1934 als Geburtsjahr steht, hat wieder einen Brief eines Mandarins aus dem 10. Jahrhunderts geschrieben, der sich mit einer Zeitmaschine in das heutige oder eher gestrige München versetzt hat und da beschreibt er jetzt die Weihnachtsrituale der “Großnasen”, das lustlose Geschenke kaufen, die niemand braucht und dann weiterverschenkt wird, die “Fern-Blick-Maschine” und andere Blödheiten unseres Lebens, die man kritisieren kann.

Der 1948 verstorbene Karl Valentin berichtet von seinen “Winterstreichen”. so war er 1892 der erste Schifahrer in München und “Schwankeleisfahren” ist für Ade leider tödlich ausgegangen.

Der 2006 in Frankfurt verstorbene Robert Gernhardt nimmt mit seiner “Falle” auch die verlogenen Weihnachtsrituale auf die Schaufel. Da will einer ganz schnell, schnell, bevor die Gäste kommen, einen Weihnchtsmann bestellen und ruft da beim Studentenservice an. Der kommt auch mit Bart und Mantel muß aber telefonieren. Dann läßt er die Eltern “Stille Nacht” singen und nach und nach tauchen noch viele andere Weihnachtmänner auf, die sich ans Buffet und den Whiskey machen und der Kinder wegen darf der Vater nichts sagen. Darf sich nur von der Plage loskaufen und die Weihnachtsmänner vertrinken dann das Geld.

Anton Pawlowitsch Tschechow schildert das Leben in Rußland im neunzehnten Jahrhundert, wo der neunjährige Schusterlehrling Wanka zu Weihnachten einen Brief an seinen Großvater schreibt, der in einem Gut Verwalter ist, ihn von seinen Leiden in Moskau schildert und bittet ihn zurück zu holen. Das Kuvert hat er gekauft und der Brief wird wahrscheinlich nie ankommen, weil er keinen vollständige Adresse darauf geschrieben hat.

Italo Calvino, 1923-1985 nimmt in “Die Kinder des Weihnachtsmanns” auch die übertriebene Weihnachtsgeschenkehektik und die Provitgier, die dahinter steckt, auf die Schaufel und läßt die Geschichte fatal enden.

In Werner Bergengruens “Kaschubinisches Weihnachtslied” wird etwas versprochen, an das ich nicht ganz glaube:

“Niemals würde eine Scheune brennen,/ sonntags nie ein trunkener Schädel bluten,-/ wärst du Kindchen, im Kaschubenlande,/wärst du Kindchen, doch bei uns geboren!”

“Die Weihnachtsansprache” von O`Henry beginnt mit dem bedeutungsvollen Satz “Es gibt keine Weihnachtsgeschichten mehr”. Dann wird von einer verlorenen Puppe erzählt, die ein Millionärskind sehr unglücklich macht, so daß nach ihr gefahndet wird und ein Landstreicher ist es, der sie zurückbringt.

Janusch berichtet vom fröhlichen Schneemann Will, der sein Leben lassen muß, weil er zum Geburtstagsfest der kleinen Lea eingeladen wird, die es ihm schön warm machen will.

Und bei Ludwig Thoma will ein Oberstaatsanwalt zu Weihnachten seine drei schon etwas angewutzelten Töchter mit je einen Mann beschenken. Drei Kanditaten werden ausgesucht. Ein Staatsanwalt, ein Landesgerichtssekretär und ein Postadjunkt. Die Töchter streiten sich darum, wer wen bekommen soll? Am Weihnachtsabend sagen dann zwei der Kanditaten ab. Der dritte kommt, wird reich beschenkt und bewirtet und beschließt am Heimweg sich mit der Witwe Reisenauer zu verloben.

Stefan Andres führt uns in die “Dörfliche Moselweihnacht” ein, in der es noch keinen “Rummelplatz halbechter Gefühle und kein “Weihnachtsgeschäft” gab, sondern beim Bäcker gekaufte Lebkuchen, selbstgebackene Kekse und aus dem Wald geholte Christbäume.

Thomas Hardy erzählt uns, wie ein Junge an einem kalten Weihnachtsabend drei Diebe mit Schnupftabak überlistete. Dann kommt der Stern von Wilhelm Busch: “Hat einer auch fast mehr Verstand/als wie die drei Weisen aus Morgenland/…”

Die 1904 verstorbene amerikanische Schriftstellerin Kate Chopin schildert in “Madame Marteils Weihnachtsabend” eine Frau, die nachdem ihr Mann verstorben ist, Weihnachten immer in tiefster Trauer und allein verbringt und dann doch wieder zu ihren Kindern und der Liebe zurückfindet.

Der 1926 in Ostpreußen geborene und 2014 in Hamburg verstorbene Sigfried Lenz von dem ich “Deutschstunde” gelesen habe, schildert in “Fröhliche Weihnachten oder “Das Wunder von Striegeldorf”, wie sich zwei Ganoven schöne Weihnachten machen wollen und dann Schwierigkeiten haben ins Gefängnis zurückzukommen.

Bertold Brecht hat, man höre und staune auch ein Weihnachtsgedicht geschrieben, das sich die “Gute Nacht” betitelt und von einem Fisch eingeleitet wird:

“Der Tag, vor dem der große Christ/ zur Welt geboren worden ist/ war hart und wüst und ohne Vernuft./ Seine Eltern, ohne Unterkunft/ fürchteten sich vor seiner Geburt/ die gegen Abend erwartet wurd.”

Der flämische Schriftsteller und Maler Felix Timmermans, der 1947 gestorben ist, malt in seiner Weihnachtsgeschichte ein Tryptiychon beginnend mit der Mitte, dem linken und rechten Flügel, wo sich ein Hirte, ein Bettler und ein Aalfischer, die Suskewiet, Pitjevogel und Schrobberbeek heißen, jeden Jahr als drei heilige drei Könige verkleiden, durch das Land ziehen und das gesammelte Geld dann vertrinken. Da treffen sie einmal aber die heilige Familie in einem Kirmeswagen und haben dann recht seltsame Begegnungen, die zur Bekehrung führen.

Und hier mein jährlicher Adventkalender, die “Nika, Weihnachtsfrau”, den ich 2015 im Rahmen des “Nanowrimos” geschrieben habe und wenn möglich Jahr für Jahr hier ein Türchen öffne:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 viel Spaß beim Lesen und schöne Weihnachten wünsche!

Die restlichen Monatsfenster selber suchen, zwei Hinweise dazu gibt es noch.

Der nächste kommt dann schon morgen mit einer Weihnachtsgeschichte aus der “Flora Faun” und zum “Corona-Weihnachtsmärchen”, das vor zwei Jahren aktuell war, geht es schon jetzt!

Gin zu Ende, achtzehn Uhr

Knapp vor Weihnachten noch ein paar Gedichte, nämlich das Leseexemplar von Alexander Peer, das er mir Ende September in der “Alten Schmiede” übergeben hat.

Dank meiner Buchpreis-Listen hat das Lesen etwas gedauert, aber in der letzten Adventwoche passt es das Tempo etwas langsamer zu drehen und sich in die Gedichtewelt des 1971 in Salzburg Geborenen einlesen, dessen “Land unter ihnen” ich im “Wortschatz” gefunden habe, als ich vor einigen Jahren zum “Adventrundgang” aufgebrochen bin, den es nicht mehr gibt und es ist jetzt das zweite Leseexemplar in dem ich blätterte. Sogar das Zettelchen der damals gelesen Gedichte liegt darin. Bei “Limbus” dem kleinen feinen Lyrikverlag ist das Buch erschienen, ein Nachwort von Daniela Chana, von deren Erzählungen, ich sehr begeistert war, gibt es auch und immer wieder Fotografien des Autors von seinen Stipendienaufenthalten in Schottland, Wiepersdorf und seinen Reisen. So ist Alexander Peer auch einmal vor dem Thomas Mann-Haus in Nnida geestanden oder wahrscheinlich im Gegensatz zu mir hineingegangen und wenn man den Gin um achtzehn Uhr beendet hat, bleibt wahrscheinlich Zeit für die philosophischen Gedanken und die kann man in den kleinen feinen Büchlein finden. Also ziehen wir hindurch, lassen uns durch die schöne Sprache in der sie eingefangen sind, inspirieren und Alexander Peer ein wenig bei seinen Reisen begleiten und in seine Gedankenwelt eindringen.

“Wer für Gott lebt, lebt heute für Medien/oder Archive, Preise, Lobesreden”, heißt es da beispielsweise und dann kommen wir zu den Gedichten, die laut Alexander Peer “in der Mulde” hocken: “Einige trauen sich einfach nicht näher./ Soll ich mich vor dem Schreiben rasieren?”, endet es mit einer interessanten Frage und läßt mich spekulieren, ob die dann entstandenen Gedichte besser sind?

Aber wie machen es dann die Dichterinnen? Die haben “Frauenpower” entgegnet jetzt wahrscheinlich Alexander Peer und bekennt am Ende “Es gab Frauen, denen ich nachlief,/ ich wünschte, es wäre bei hundert Metern geblieben.”

Vorher wollte er schon wissen, ob die “Venus je ihr Willendorf” verlassen hat und “Hippokrates von seinem Eid” wußte? Wieder eine philosophische Frage denke ich und erfahre dann, daß “Wenn Architektur – wie Schelling meinte -/gefrorene Musik ist, ist dann/Lyrik verdammte Raumplanung?”

“Als Kind schraubte ich eine Uhr auf,/um darin die Zeit zu finden”, reimt Alexander Peer weiter und “So red ich mit gespalt´ner Zunge/ mein Leben lang”, heißt es in einen anderen Gedicht weiter.

“Wer bin ich?” heißt es im “Sinnsucher I”, da gibt die “Psychologie” die Antwort und dann geht es in der “Soziologie” und in der “Philiosophie” im Plural weiter.

Im “Elfenbeinwurm” heißt es “Die Vokale klingen auch mal anders,/wenn er schmatzt und/herzhaft kaut./ Dabei sind der Jürgen Habermas/und die Rosamunde Pilcher/ihm einerlei.”

Dazu gibt es ein schönes Bild der “Tafelfunde der vergessenen Bücher”, das Alexander Peer von seinem Schottland-Aufenthalt aufgenommen hat.

Die “Doppelte Doppel-Klimax” gibt es auch:

“Gescheit/Grscheiter/Gescheitert/ Gescheitert/Gescheiter/Gescheit”

“Mozart heilt alle Wunden./ Beethoven schlägt sie wieder” heißt es weiter, weil “Der Schlaganfall nicht nur/ ein medizinisches Ereignis/ ist”.

Dann heißt es in “Abdankungen”: “Erst schoss er sich öffentlich ins Knie,/ dann privat in den Kopf.”

Sozialkritisch, wie auch Daniela Chana bemerkte wird es im “Blumenbett” auch “Die Nelken passten schlecht ins Knopfloch/ der Working Poor im digitalen Rausch/ der neuen Zeit./Cyber-Präkariat/allezeit bereit./ Die Ich-AG schüttet/keine Dividenten aus.”

Interessant, interessant der philosophische Rundgang durch Aleanders Peers Gednken und seine Reise und schade, daß der Gin um achtzehn Uhr zu Ende ist oder vielleicht auch sehr gut, denn dann läßt es sich wahrscheinlich besser formulieren:

“Bevor der Tod kommt,/lass uns noch einmal in Bett gehen/ und Kinder zeugen, Essen zubereiten,/tanzen gehen, Filme sehen/ und uns so streiten, daß wir/uns verstehen.”

Gute Idee finde ich, Weihnachten läßt sich auf diese Art und Weisee vielleicht auch feiern.

Verdammt heiß

Kenner meiner Leseliste werden bemerkt haben, daß ich heuer noch keinen einzigen “Holzbaum Cartoon Band” besprochen habe. Da gab es in den letzten Jahren ja sehr viel Cartoons über Weihnachten, Hunde, Katzen, Wien, Kunst, Fußball, Corona etcetera.

Aber wie könnte man sagen, das beste hebt man sich zum Schluß auf und zu Weihnachten läßt es sich ruhig ein wenig lustig sein. Ich bin ja kein so besonderer Freund der Ironie, aber in Sache Klimakrise kann man das wahrscheinlich brauchen.

Also “Cartoons for future” und jetzt durchgeblättert durch die Zeichnungen von Bettina Schipping, Elisabeth Semrad, Katharina Greve, Markus Grolik, Martin Zak, Nicolas Mahler, Ruedi Widmer, Wolfgang Ammler, etcetera.

“Die Pole schmelzen und im Sommer kommt mit dem Schwitzen nicht mehr hinterher… Vor dem Klimawandel kann sich niemand verstecken! Gnadenlos zynisch wendet sich dieses Cartoon-Buch einem Problem das uns alle betrifft!”, steht am Buchrücken und am Cover marschieren drei Pinguine in den Eiskasten hinein “Okay, aber nur fünf Minuten!”, brummt der Besitzer.

Alle Bilder muß ich bekennen, habe ich nicht verstanden, einige waren aber sehr witzig, obwohl das ungute Gefühlt bestimmt hinterher kommt:

So witzelt Bettina Schipping beispielsweise “Zumindest gibt es keinen Streit mehr, ob wir ans Meer oder in die Berge fahren” und zu sehen ist eine Urlauberfamilie in einem Boot, die in Richtung Kitz-Steinhorn” fährt.

Wenn die Kinder zu Weihnachten den Christbaum anzünden, spielen sie “Klimawandel” und die Mutter ist entsetzt.

Burkh zeigt wie sich die Wälder verändern, wenn da plötzlich Kakteen statt Tannen stehen. Die Tiere haben sich auf den Wiesen auch und Clemens Ottawa zeigt auf, daß sich sogar die Wetterfrösche in ihren Gläsern erhängen.

Dominik Joswig zeigt uns dann, wie man an den Stränden trotzdem Schatten bekommt und die sauberen Strände sind auch schon längst vorbei.

Im Jahr 2061 ragt dann bei der Kreuzfahrt gerade noch die Stephansturmspitze und das Riesenrad über Wien hinaus.

Erika Liebermann läßt einen Schneemann mit dem Sessellift fahren: “Droben vom Gletscher komm ich her, ich muß euch sagen, den gibts nicht mehr!”

Und Gernot Budweiser zeigt uns listig, wie das Corona-Virus der Klimakrise die Staffel übergibt und das Virus behauptet zumindestens Harm Bengen hat das Klima gerettet oder doch nicht so ganz, denn da sitzen 2060 der Enkel und der Opa auf dem Dach und der Enkel klagt, daß die Oldies nichts für den Schutz taten “Nun mach mal einen Punkt”, sagt der Großvater “Wir haben Greta Thunberg immerhin den Alternativ Nobelpreis verliehen!”

Aber vielleicht hilfts der Umwelt, wenn man zu Fuß die acht Stockwerke zum “Friday for future-Treffen” geht.

Wenn die Fliegenpilze zum Riesen mutieren, kann man sich wenigstens unterstellen, wie uns Katharina Greve zeichnet.

Die leiwanden Grafiken gibts natürlich auch, die uns verraten, “Wann der Bus am Land fährt” oder ob das Zug oder das Autofahren besser ist?

Und wenn es einmal 43% im Schatten hat, läßt die Mutter das Töchterlein nicht mehr zum “Friday for future-demonstrieren” hinaus.

Die Arche Noah gibts natürlich auch. Markus Grolik hat ihr einen Cartoon gewidmet und am Beschreibungstext wird auch gefragt, ob es sich lohnt, wieder eine Arche zu bauen?

Dann ist es auch die Frage, ob man für den “Black friday” oder den “for future” demonstrieren soll?

“Was tust du eigentlich gegen den Klimawandel?” fragt eine Frau die andere, bei Michael Duffek.

“Ich trinke stilles Wasser, da ist weniger Co2 drin!” ist die Antwort.

Und Ruedi Widmer fragt die Passanten “Warum sie rechts wählen?”- weil es “Bei den Rechten nur das Abendland untergeht, bei den Linken aber die ganze Welt!”

Spannend spannend die Cartoon, sehr lustig, aber manchmal auch makaber. Zum Nachdenken regen sie aber allemal an. Also lesen, anschauen und beobachten, wie es mit der Umwelt und dem Klima weitergeht?

Bettgeschichten und andere

Hurrah, hurrah, jetzt kommt schon das zehnte österreichsche Buchpreisbuch. Monika Helfers Erzählband in der “Bibliothek des Alltags” bei “bahoe books” erschienen, das mir der Verleger bei der Josef Schützenhofer-Ausstellung freundlich zu Verfügung stellte und ich kann mich nur wiederholen, die Öst ist diesmal sehr interessant, meine Shortlistwünsche würden ja aus Robert Menasse bestehen und mir den auch als Preisträger, die Preisträgerin Verena Rossbacher, Thomas Stangl, Anna Kim und Reinhard Kaiser-Mühlecker wünschen und das Interessante an der Öst ist ja, daß sie auch Personal Essays, Gedichte und Erzählungen und einiges eher Unbekanntes enthält. Zwei Erzählbände haben auch einmal den Preis gewonnen und jetzt stand die 1947 in Vorarlberg geborene Monika Helfer, die Frau von Michael Köhlmeier mit ihren “Bettgeschichten” auf der langen Liste, die ja schon mit “Vati”, der “Bagage” und auch mit “Schau mich an, wenn ich mit dir rede” auf den Listen gestanden hat und Monika Helfer bringt sicher einen eigenen unverwechselbaren Ton, der mich auch manchmal nervte, in die Literaturgechichte ein. Erzählt sie doch langsam und bedächtig von ihrer Familie und in dem schönen rosaroten Erzählband, geht es auch um Familiengeschichten.

So dreht sich die Erste um eine “Kitti”, das ist ein junges Mädchen, das ein Verhältnis zu einem verheirateten Mann mit zwei Kindern hat und da fährt nun die betrogene Ehefrau mit den Kindern zu den Eltern des Mädchens Das reißt inzwischen zu ihrem Liebhaber aus, in dessen Fitnessstudio sie auch arbeitet. Dort schläft sie auch, zeitweise dient sie der Famiie auch als Au Pair. Der Mann verspricht ihr immer wieder die Trennung und die Heirat und hält sein Versprechen nicht und die Ehefrau schwindelt ihr eine Schwangerschaft vor.

Interessant, interessant, wie man dieses altbekannte Thema auch erzählen kann.

Die zweite Geschichte heißt “Luca”, in der eine Frau der Erzählung auf der Reise nach Berlin ihre Geschichte erzählt und das Bett ist sicher ein wichtiger Gegenstand, in dem man sein Leben verbringt, liest, schläft aber auch seine Frau betrügt, wie am Buchrücken steht.

Es gibt das Mädchen, das sich zum Nachdenken in einen Brunnen zurückzieht und die kleine Paula, die von ihrer Mutter verlassen wurde, alleine vom Kindergarten nach Hause geht und schließlich eine neue Mutter bekommt.

Es geht um Zerbrechlichkeit, das heißt um einen Mann, der nicht aus dem Spital entlassen werden will, weil zu Hause niemand da ist, der sich um ihn kümmert und um das Lachen einer Nachbarin, das das Ehepaar sehr durcheinanderbringt.

Wahrscheinlich kommt das Bett in jeder der Geschichte in dem einen oder anderen Zusammenhang vor. Nur darum, obwohl der Beschreibungstext das vermuten läßt, geht es aber nicht, sondern mehr oder weniger hintergründig, um das gesamte Leben.

Da gibt es das Banale, wie den Mann, der von seiner Frau betrogen wird und am Ende das Leben “ähnlich wie früher, aber nicht ganz so” weitergeht oder wie es, vieeicht doch wieder , wie früher wird, obwohl nicht klar ist, wie das war oder sein könnte.

Ein “Schwarzes Schaf” gibt es auch und eine selbstbewußte Frau. Das ist die ehemalige Schulkollegin, der Schriftstellerin namens Monika, die das eigentlich nur theoretisch ist, aber einen toleranten Mann hat, der sich auf Lesereise befindet und als die Tochter Paula einen Bergunfall hat, ruft sie sie an.

Also die ganze Spannweite des Lebens, die von der Pakistanin, die mit ihren Kind auf die Polizeistation kommt, auf ihr Geschlecht zeigt und “Kaputt” sagt, dem Kind, das bei einem Hotelgast in Zimmer schläft und dafür schönen Glasschmuck bekommt und vom Zimmermäädchen, das einen Gast tot im Bett findet und sich dann ein paar Geldscheine aus der Brieftasche nimmt, das schlechte Gewissen ist natürlich dabei und die Geschichte von der Heilerin, die in den Montafoner Bergen lebt und die Erzählerin ordentlich durcheinanderbringt.

Manche Geschichte wirken märchenhafte, so daß sie in Zeiten, wie diesen als Weihnachtsgeschenk gut zu verwenden sind. Aber Vorsicht, sie sind ganz schön hintergründig und regen zum Nachdenken an. Ein schönes kleines Büchlein, das auch graphisch schön gestaltet ist. Klein aber fein und vielleicht nur vordergründig naiv, die Bettgeschichten der Monika Helfer aus Vorarlberg, deren Sprachstil ich vielleicht erst jetzt richtig verstanden habe.

Was über Frauen geredet wird

Jeetzt kommt, bevor ich die österreichische Liste mit Monika Helfers “Bettgeschichten” abschließe, der neue Roman von Mieze Medusa oder der 1975 geborenen Doris Mitterbacher, die ich, glaube ich, seit 2008 kenne. Denn da ist sie mit “Freischnorcheln”, ein Buch das ich inzwischen gefunden, aber noch nicht gelesen habe, bei “Rund um die Burg” aufgetreten, dann habe ich se auf der “Buch-Wien” beim “Milena-Stand” gesehen und seither immer wieder, bei ihren Poetry Slams oder den Moderationenin der “Alten Schmiede”

2021 hat mich ihr letzter Roman inspiriert einen Roman über alte Frauen in der Literatur zu schreiben, ein Buch über drei Generationen Feminismus in der Pandemie .ist daraus geworden. Jetzt habe ich während des “Nanos” über die Depression einer Fünfundsiebzigjährigen geschrieben und Mieze Medusa hat sich in “Was über Frauen geredet wird” auch mit dem Feminismus beschäftigt oder über das Leben der Frauen in der Gesellschaft von heute, von den Müttern, Töchtern, Schwestern, die meist Träume haben, die sich mehr oder weniger erfüllen und ansonsten in prekären Verhältnissen obben und in Bars vor sich hinchillen.

Die Handlung könnte man vielleicht sagen, fehlt in dem Buch. Der Spannende Plot und das was hier passiert. Es passiert natürlich etwas mit Fred, Laura, Marlies und den anderen Heldinnen des Romans, die in zwei Städten leben. Innsbruck und Wien hat sich Mieze Medusa dafür ausgewählt und das Verbindungsglied ist natürlich, es kann offenbar nicht anders sein, ein Mann namens Hubert, der ist in Innsbruck Rechtsanwalt hat, eine Kanzlei und heiratet im Laufe des Buchs Isi, deren Schwester Laura hat offenbar gerade maturiert und soll studieren, bis es soweit ist jobbt sie in Huberts Kanzlei und bereitet seine Hochzeit vor. Huberts Schwester ist eine Marlies, die einmal nach Wien in die Wohnung ihrer Großtante gezogen ist.

Da lebt sie jetzt mit der vierzigjährigen Fred, die mit ihrem Auto Umzüge organisiert, in einer Bar Freundninnen hat oder dort aushilft, einen AMS-Kurs macht sie auch. Dort lernt sie die Rapperin Milla Yollobitsch kennen und für die Mieze Medusa bei der Präsentation in der “AS” ihren Soundtrack präsentierte.

Fred verliebt sich in Milla und chauffiert sie zu ihren Auftritten. Marlies wird schwanger und will eigentlich, daß sich Fred, um das Kind kümmert. Bei der Hochzeit in Innsbruck schmeißt Marlies Fred dann hinaus, bzw. gibt sie ihr ein paar Tage Zeit ihre Sachen zu packen und in ein neues Leben aufzubrechen. Das ist eine Substandstardwohnung am Gürtel bei der Hauptbücherei” deshalb schmeißt sie als erstes ihre Bücher hinaus, denn “Wer braucht Bücher, wenn die Hauptbücherei ein paar U-Bahn Stationen entfernt ist”, bricht dann nach Venedig während des Hochwassers dort auf und kommt wieder nach Wien zurück, um ihr leben weiter selbstbestimmt in die Hand zu nehmen, denn wie steht am Buchrücken “Und wenn auch nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, so legt Mieze Medusa hier doch ein flammendes Plädoyer dafür, daß Frauen alles sein, werden und wollen dürfen”

Wünschen werden sie wohl, die Realität ist momentan wahrscheinlich immer noch ein bisschen prekär und konventionell, auch wenn die “Buberlpartie”, die man bekämpfen muß in dem Buch vorkommt und die Demonstrationen dagegen und geredet wird eigentlich gar nicht so viel über die Frauen.

Sie ziehen eher durch Wien und Umgebung und eigentlich könnte man das Buch als einen herrlichen Wien-Führer der Szene betrachten.

Mieze Medusa hat auch eine Sprache von der ich nicht alles verstanden habe, was ist beispielsweise ein “Gig” oder ein “Dude”? und ich der man ja auch manchmal vorwirft, daß nichts passiert, daß die Handllung fehlt oder man sich für den tristen Alltag nicht so sehr interessiert, bleibe etwas ratlos zurück. Der Umschlag ist jedenfalls sehr fetzig bunt und einen Soundtrack gibt es auch. Dafür müßte man wahrscheinlich ein Handy haben, aber ein Textbeispiel kann ich hier geben:

“Ich sag dir,, was ich will, was i wirklich wirklich will

ja, sag mir, was du willst, was du wirklich wirklich willst

Was will i? Was will i? Was will i? Was will i?

I will halt wirklich richtig will ich, was ich wirklich will.”