Was über Frauen geredet wird

Jeetzt kommt, bevor ich die österreichische Liste mit Monika Helfers “Bettgeschichten” abschließe, der neue Roman von Mieze Medusa oder der 1975 geborenen Doris Mitterbacher, die ich, glaube ich, seit 2008 kenne. Denn da ist sie mit “Freischnorcheln”, ein Buch das ich inzwischen gefunden, aber noch nicht gelesen habe, bei “Rund um die Burg” aufgetreten, dann habe ich se auf der “Buch-Wien” beim “Milena-Stand” gesehen und seither immer wieder, bei ihren Poetry Slams oder den Moderationenin der “Alten Schmiede”

2021 hat mich ihr letzter Roman inspiriert einen Roman über alte Frauen in der Literatur zu schreiben, ein Buch über drei Generationen Feminismus in der Pandemie .ist daraus geworden. Jetzt habe ich während des “Nanos” über die Depression einer Fünfundsiebzigjährigen geschrieben und Mieze Medusa hat sich in “Was über Frauen geredet wird” auch mit dem Feminismus beschäftigt oder über das Leben der Frauen in der Gesellschaft von heute, von den Müttern, Töchtern, Schwestern, die meist Träume haben, die sich mehr oder weniger erfüllen und ansonsten in prekären Verhältnissen obben und in Bars vor sich hinchillen.

Die Handlung könnte man vielleicht sagen, fehlt in dem Buch. Der Spannende Plot und das was hier passiert. Es passiert natürlich etwas mit Fred, Laura, Marlies und den anderen Heldinnen des Romans, die in zwei Städten leben. Innsbruck und Wien hat sich Mieze Medusa dafür ausgewählt und das Verbindungsglied ist natürlich, es kann offenbar nicht anders sein, ein Mann namens Hubert, der ist in Innsbruck Rechtsanwalt hat, eine Kanzlei und heiratet im Laufe des Buchs Isi, deren Schwester Laura hat offenbar gerade maturiert und soll studieren, bis es soweit ist jobbt sie in Huberts Kanzlei und bereitet seine Hochzeit vor. Huberts Schwester ist eine Marlies, die einmal nach Wien in die Wohnung ihrer Großtante gezogen ist.

Da lebt sie jetzt mit der vierzigjährigen Fred, die mit ihrem Auto Umzüge organisiert, in einer Bar Freundninnen hat oder dort aushilft, einen AMS-Kurs macht sie auch. Dort lernt sie die Rapperin Milla Yollobitsch kennen und für die Mieze Medusa bei der Präsentation in der “AS” ihren Soundtrack präsentierte.

Fred verliebt sich in Milla und chauffiert sie zu ihren Auftritten. Marlies wird schwanger und will eigentlich, daß sich Fred, um das Kind kümmert. Bei der Hochzeit in Innsbruck schmeißt Marlies Fred dann hinaus, bzw. gibt sie ihr ein paar Tage Zeit ihre Sachen zu packen und in ein neues Leben aufzubrechen. Das ist eine Substandstardwohnung am Gürtel bei der Hauptbücherei” deshalb schmeißt sie als erstes ihre Bücher hinaus, denn “Wer braucht Bücher, wenn die Hauptbücherei ein paar U-Bahn Stationen entfernt ist”, bricht dann nach Venedig während des Hochwassers dort auf und kommt wieder nach Wien zurück, um ihr leben weiter selbstbestimmt in die Hand zu nehmen, denn wie steht am Buchrücken “Und wenn auch nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, so legt Mieze Medusa hier doch ein flammendes Plädoyer dafür, daß Frauen alles sein, werden und wollen dürfen”

Wünschen werden sie wohl, die Realität ist momentan wahrscheinlich immer noch ein bisschen prekär und konventionell, auch wenn die “Buberlpartie”, die man bekämpfen muß in dem Buch vorkommt und die Demonstrationen dagegen und geredet wird eigentlich gar nicht so viel über die Frauen.

Sie ziehen eher durch Wien und Umgebung und eigentlich könnte man das Buch als einen herrlichen Wien-Führer der Szene betrachten.

Mieze Medusa hat auch eine Sprache von der ich nicht alles verstanden habe, was ist beispielsweise ein “Gig” oder ein “Dude”? und ich der man ja auch manchmal vorwirft, daß nichts passiert, daß die Handllung fehlt oder man sich für den tristen Alltag nicht so sehr interessiert, bleibe etwas ratlos zurück. Der Umschlag ist jedenfalls sehr fetzig bunt und einen Soundtrack gibt es auch. Dafür müßte man wahrscheinlich ein Handy haben, aber ein Textbeispiel kann ich hier geben:

“Ich sag dir,, was ich will, was i wirklich wirklich will

ja, sag mir, was du willst, was du wirklich wirklich willst

Was will i? Was will i? Was will i? Was will i?

I will halt wirklich richtig will ich, was ich wirklich will.”

Aus dem Leben einer Wiener Feministin

Nach der “Vorschau” ,ist das Buch schon aus der Druckerei gekommen. Ja, das ist jetzt schnell gegangen und wenn man an der Corona-Sicht einer Corona kritischen Autorin interessiert ist, kann ich das Lesen meiner Corona-Reihe sehr empfehlen. Denn “Wo wir waren oder Hundert Seiten Depression” ist der vierte erzählende Text, der das Thema Corona behandelt.

Da gibts schon das “Frühlingserwachen”, das den Beginn der Krise schildert, wo die Protagonistin Roswitha noch mit einem Schal um den Hals auf die Bank oder zum Stelldichein ins Wien-Museum geht. Da war eigentlich die Geschichte einer Dreieckbeziehung geplant und Corona ist dazu gekommen.

“Beim braunrotes Notizbuch” war das schon andern oder auch nicht so ganz, denn da habe ich das Notizbüchlein tatsächlich in der “See-Dosenbücherzelle” gefunden. Es war der fast Corona freie Sommer 2020, wo man allerdings schon hörte, die Maske muß wieder her! Trotzdem bin ich viel mit dem Rad zur Seedose gefahren, habe einen Kaiserspritzer getrunken und an dem Buch geschrieben.

“Mathilde im Coronaland” schildert dann schon einen düstereren Corona-LockdownWinter. Da war Corona eindeutig das Thema.

Dazwischen wurden dann die “Literaturgeflüster-Texte” als “Corona-Texte-Buch” konzipiert. Und im vorigen Februar habe ich mich glaube ich in die “Schmiede” gestreamt und Mieze Medua sagen hören, es gäbe keine alten Frauen in der Literatur und vorher hat Ruth Aspöck Brigitte Kronauer vorgestellt.

So habe ich es verstanden und es hat mich inspiriert, eine Großmutter-Sohn-Geschichte daraus zu machen und eigentlich würde ich dazu kein Corona brauchen. Oder auch nicht, denn das Ganze spielt ja in der Gegenwart. So hat die Enkeltochter Amelia, die bei ihrer Großmutter Lore in Weitra wohnt gerade ihre Corona-Matura gemacht und will nach Wien studieren gehen. Gender schwebt ihr vor, denn die Großmutter ist eine alte Feministin, die auch die “Auf” mitbegründet hat und dadurch vielleicht ihren Sohn Richard etwas vernachläßigte.

Der ist schon als “Männerhassender Feminist” im Blog zu finden, denn eigentlich wollte ich das Stück beim Volksstimmefest lesen, woher auch das Cover stammt, durfte ich dann nicht, weil zu feministisch, zu wenig oder zu viel links oder zu Corona kritisch habe ich noch immer nicht so ganz verstanden. Aber der Richard, ein erfolgreicher Journalist hat seinen Job verloren, weil er auf einer Corona-Demo gesehen wurde und die Amelia die gerade die Rave Parties am Karlsplatz und am Donaukanal erwischt, beschließt am Ende des Buches doch nicht Gender zu studieren, sondern will Sozialarbeiterin werden. Den Uli ,wird das sicher freuen, sie bleibt aber, merke ich an, trotzdem Feministin oder wird eine solche.

Neugierig geworden? Dann lesen, lesen, würde ich empfehlen.

Ich hab das Buch wieder an die “Alte Schmiede” geschickt. Die “Textvorstellungen”, gibt es, glaube ich, nicht mehr, aber am fünften März soll man, wenn ich es richtig verstanden habe und die Zahlen herhalten wieder ohne G und ohne Maske in die “Alte Schmiede” dürfen. Also bin ich gespannt, obs eine Lesung geben wird?

Vorschau auf “Wo wir waren oder Hundert Seiten Depression”

Schon wieder ein neues Buch, werden meine Leser sagen.

Richtig, hurrah hurrah, das vierte Corona-Buch, wenn man die “Literaturgeflüster- Texte” wegläßt und wenn ich richtig gerechnet habe, das zweiundfünzigste selbstgemachte Buch und eigentlich hätte es gar nicht um Corona, sondern um die Frauenbewegung gehen sollen.

Aber um nicht zuviel zu verraten, will ich doch wieder ein Gewinnspiel machen, also Leser ratet bitte:

  1. Wo ist mir die Idee zu dem Buch gekommen und was war der Auslöser?

2. Wo hätte ich eine Szene daraus lesen sollen? und

3. Wo wurde das Coverfoto aufgenommen?

Wer das errät gewinnt das Buch. So schwer ist das für meine regelmäßige Blogleser wahrscheinlich nicht und die Schreibberichte, wo man mehr über die Buchentstehung erfahren kann, verlinke ich natürlich auf, bin ich in meiner Buchvermarktung doch schon sehr professionell, obwohl ich gar nicht so erfolgreich damit bin.

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Drei Textproben gibt es auch schon im Blog zu finden

“Rückkehr nach Wien

“Ein männerhassender Feminist”

“Geburtstagsfest mit Streß”

Viel Spaß beim Lesen und freut euch neugierig geworden auf das Buch, das schon an die Druckerei gegangen ist.

Ein männerhassender Feminist?

Wieder ein Stück aus “Wo wir waren oder hundert Seiten Depression”, nämlich die Szene zwei. Den Beginn gibt es hier und dann gibt es noch die sechste Szene.

Hier nochder Beschreibungstext:

“Was hat die Frauenbewegung gebracht, die in den Neunzehnhundertsiebzigerjahren so hoffnungsvoll begonnen oder fortgesetzt wurde, könnte man sich fragen?

Lore Spielmann, die in Kürze ihren siebzigsten Geburtstag feiert und sich nach ihrer Pensionierung in ihr Elternhaus nach Weitra zurückgezogen hat, dort den Garten pflegt, Gemüse zieht und ihre Memoiren schreiben will, fragt sich das.

Will doch ihre Enkeltochter Amelia, die gerade ihre “Corona-Matura” hintersich gebracht hat, in ihre Fußstapfen steigen und in Wen bei ihrem Vater Richard, Gender studieren, die nach dem Selbstmord ihrer Mutter hauptsächlich von der Großmutter aufgezogen wurde, während Richard, ein erfolgreicher Journalist, seinen Job verloren hat, weil er bei einer der Corona-Demonstrationen gesehen wurde und nun ein Online-Portal aufbaut, unter der Emanzipation seiner Mutter sehr gelitten hat und sich als Jugendlicher oft von ihr vernachläßigt fühlte.

2.

Richard Spielberg seufzte als er aus der U-Bahn stieg. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, daß er verdammt spät daran war, wenn er das Töchterlein rechtzeitig abholen wollte. Sie hatte, da sievon Weitra zu ihm übersiedelte, wohl einiges zu schleppen. Da wollte er helfen und ein guter Vater sein, obwohl er sie die letzten Jahre verdammt wenig gesehen hatte und daher höchstwahrscheinlich ein schlechter war und er Angst hatte, daß Mela ihm das einmal vorwürfen würde.

“Du bist ein verdammt schlechter Vater, Pa, denn du hast dich nicht um mich gekümmert! Dein Beruf und deine zeitung waren immer wichtiger, als ich ich! Wenn sich die Oma nicht meiner angenommen hätte und zu uns gezogen wärre, als die Ma in ihrer postnatalen Depression oder, wie das heißt, den Medikamentenschrank geplündert und sich die Handgelenke aufgeschnitten hat, wäre ich wohl verhungert!”

Er fürchtete, daß er ihr nicht glaubhaft “Unsinn, Mela, verhungert wärst du nicht, obwohl ich dir die Brust nicht geben konnte!”, antworten könnte.

“Die Oma konnte das ebenfalls nicht und was sollte ich tun? Ich mußte in die Redaktion, um das Geld, das wir zum Leben brauchten, zu verdienen!”

Das würde nicht sehr glaubhaft klingen und er einen roten Kopf bekommen, wenn er die Verteidigungsfloskeln hervorstammeln würde, denn er würde daran denken, daß ihm die Mutter vor fünfunddreißig Jahren dasselbe geantwortet hatte, als er ihr vorwarf, eine schlechte Mutter zu sein, die sich nicht um ihn kümmerte und ihm zuviel alleine ließ.

“Tut mir leid, Richi, aber das stimmt nicht ganz!”, hatte sie wohl selbstbewußter gekontert und das hatte den Pubertierenden geärgert, wenn ihm die anderen verächtlich “Schlüßelbubi!”, hänselten und die Klassenvorständin fragte, ob er nichts vermisse, wenn er den Schlüßel, den er tatsächlich, um den Hals trug, hervorgezogen hatte, um die Wohnung aufzusperren und aus dem Eiskasten, das oft nicht vorgekochte Essen herauszunehmen. Denn er hatte von Kaltem und Tiefkühlsachen gelebt und sich über das Achselzucken der Mutter, wenn er gefragt hatte, warum sie nicht eine normale Familie wären, geärgert.

“Was soll ich denn machen, Richi?”, hatte sie immer wieder geantwortet.

“Du weißt doch, dein Vater hat mich, als ich von ihm schwanger wurde, verlassen, weil ihm sein Studium wichtiger war und mit Zwanzig war ich nicht so weit an Verhütungsmittel zu denken, als ich ihn bei einer Studentenparty kennenlernte und war auch noch so naiv, mich in ihn zu verlieben, so daß ich gar nicht nachdachte, daß ich mich verweigern hätte könen!”

Später hatte sie sich mehr an Frauen gehalten und ihre Freundinnen Angie und Elfi, die beide engagierte Feministinnen waren, waren oft genug mit der Mutter im Wohnzimmer gehockt, um an Arbeitsprotokollen zu tüfteln oder Transparente für die nächste Demo zu malen und hatten ihn verächtlich angesehen, wenn er den Fernseher aufdrehen wollte. Platz war in dieser Frauen-WG für seine Freunde nicht gewesen. Denn die Damen waren Männerhasser, die in ihren Sitzungen, keine solchen, egal, wie alt sie waren, duldeten und so hatte die Mutter, was sie ihm wohl auch vorgeworfen hatte, die ersten Jahre zu Hause bleiben müßen, weil die Feministinnen keine männlichen Babies in ihren Räumen duldeten. Das war jetzt vorbei und war es auch gewesen, als Paula für ihn völlig überraschend, sich sechs Woche n nach Melas Geburt vergiftete, weil sie das schreiende Baby überfordert hatte. Gut, sie war schon früher depressiv gewesen. Das hatte er gewußt. Sie hatte sich aber auf das Kind gefreut und er hatte sie auch nicht verlassen, sondern geheiratet und sich auf die gemeinsame Zukunft gefreut. Dann war Paula mit aufgeschnittenen Hände, vollgepumpt in der Badewanne gelegen, als er erschöpft von der Redaktion nach Hause gekommen war und vom Schreien des Babies, das schon am Gang zu hören war, beunruhigt, die Wohnung aufsperrte. Da hatte er die Mutter angerufen und sie war sofort gekommen, hatte die WG in der sie mit ihren Freundinnen lebte, verlassen und war zu ihm gezogen, um ihm beim Aufziehen der Kleinen zu helfen.

“Damit du keine Schwierigkeiten mit dem Jugendamt bekommst! Das einem alleinerziehenden Vater vielleicht nicht zutraut mit einem Säugling zurecht zu kommen!”

So war aus der kleinen Mela ein Oma-Kind geworden und hatte immer warmes Essen vorgefunden, wenn sie aus der Schule kam, auch wenn Elfi und Angela oft genug das Wohnzimmer mit ihm teilten, wenn die Oma im Institut, wo sie eine Halbtagsstelle hatte, länger bleiben mußte und die Sommer hatte sie mit der Kleinen in dem Gartenhaus bei Weitra, das sie von ihren Eltern geerbt hatte, verbracht. Da hatte er sie am Wochenende besucht. Manchmal war er auch mit einer kurzzeitigen Freundin in die Toskana oder nach Griechenland geflogen. Hatte ein paarmal Mela mitgenommen, die, als die Mutter mit Sechzig in Pension ging und aufs Land zog, mitkommen wollte. Er hatte nichts dagegen gehabt. War die Arbeit in der Redaktion doch anstrengend und eine Zeitlang hatte auch Sonja bei ihm gewohnt, die ihm offen zu verstehen gab, daß sie keine Heranwachsende bei sich haben wollte. So war er der Mutter dankbar, aber auch erfreut, als Amelia ihm zu Weihnachten verraten hatte, daß sie nach der Matura nach Wien ziehen wollte, um Gender zu studieren und, ob er etwas dagegen hätte, wenn sie bei ihm wohneß

“Deine Sonja ist ja nicht mehr da!”, hatte sie etwas spitz gesagt, was er geflissentlich überhört, “Natürlich, Töchterlein!”, geantwortet und sie an sich gedrückt hatte.

“Das darfst du eigentlich nicht Papa oder hast du dich getestet?”, hatte Amelia brav, als Schülerin des Weitraer-Gymasium, die damals noch im Homeschooling war, gefragt. Ob sie das ganz Ernst gemeint hatte, war er sich nicht sicher! Er hatte schon damals Zweifel an der Corona-Politik gehabt, obwohl er in der Redaktion dafür schreiben hatte müßen. – Er mußte sich beeilen, um den Bahnsteig, wo der Zug bestimmt schon eingefahren war, zu erreichen und das Töchterlein nicht zu verfehlen, damit sie ihn nicht für einen schlechten Vater hielt. Die verdammte Maske, die man in allen Innenräumen tragen mußte, drückte auch. Er hatte eine Kollegin, die sich konsequent weigerte, sie zu tragen. Aber die lebte mit einer Nichte, die für sie einkaufte und konnte es sich auch leisten alles im Homeoffice zu erledigen. Er war nicht so priveligiert, denn er mußte in den Supermarkt, sich sein Bier, Brot und seine Dosenravioli zu besorgen und weil er die nicht so oft essen wollte, mußte er auch manchmal in die Betriebskantie und jetzt auf den Bahnsteig, um Mela beim Tragen zu helfen.

“Hallo, Paps!”, hörte er schon ihre helle Stimme, die mit einem Trolley, einer Reisetasche und einem vollen Rucksack, auf ihn zustolperte. Fast hätte er sie mit ihrer schwarzen FFP2-Maske, die sich gar nicht so sehr von ihrem scharzen Pagenkopf abhob nicht erkannt. War das Töchterlein in der Gruftiephase? Es mochte so sein, denn sie trug ein schwarzes Shirt und ebensolche Jeans und schaute ihn an. Rügte ihn aber nicht, weil er zu spät gekommen war, sondern fragte “Du bist nicht in der Redaktion, Papa oder müßt ihr immer noch Homeoffice schieben? Fein, daß du gekommen bist! Ich habe mir schon Sorgen gemacht, wie ich das Zeug in deine Wohnung bringe, da ich mir, wie ich fürchte, keine Taxi leisten kann, weil ich mit der Waisenrente, die ich beziehe, sehr sparen muß!”

“Mach dir keine Sorgen, Kindchen! Natürlich nehmen wir ein Taxi!”, versprach er und drückte einen Kuß auf ihre Stirn, den sie sich widerspruchslos gefallen ließ. Nur die ältere Dame, die gerade ihren Koffer an ihm vorbeischob, funkelte ihn böse an und stieß “Können Sie nicht Abstand halte? Wir haben immer noch Corona! Da sollten sie auch bei ihrer kleinen Freundin aufpassen!”, heraus und Amelia warf fast übermütig ein “Das ist mein Papa und den Babyelefanten habe ich in Weitra bei der Oma vergessen! Sie können ihn aber, wenn Sie Sorge haben, gerne holen! Die Oma braucht ihn ebenfalls nicht! – Danke Papa, ich freu mich sehr in Wien zu sein! Aber mit den Parties wird es wohl schwierig werden, wenn ich die Tante recht verstanden habe!”, fügte sie hinzu und erkundigte sich zum zweiten Mal, ob er nicht in der Redaktion sein müße?

“Da bin ich nicht mehr, Schätzchen!”, beeilte er sich zu erklären und etwas kleinlaut hinzuzufügen “Denn stell dir vor, sie haben mich vor zwei Tagen entlassen, weil sie herausbekommen haben, daß ich auf einigen dieser Demos war und das geht doch nicht, hat mein Chef gekontert, daß sein Stellvertreter ein Corona-Leugner ist und sich noch erkundigt, ob ich ein Nazi bin?”

“Das bist du doch nicht, Papa, denn du bist ein alter Kommunist oder hat sich das geändert?”, fragte Amelia forsch und fügte “Uje, Papa! Das tut mir leid!”, hinzu. Dann sah se ihm so erschrocken an, als würde sie fürchten, daß er auch in den Medikamentenschrank und zum Rasiermesser greifen würde, so daß er entschloßen “Keine Angst, Kindchen, das hätte ohnehin nicht mehr hingehaut! Ein Kommunist bin ich noch immer! Aber die Maßnahmen und das, was ich im Auftrag des Chefs schreiben mue, hätte ich nicht mehr lang ertragenen! So ist es ehrlicher und ich mache eine Online-Redaktion auf! Ich bin schon dabei, die Vorarbeiten dafür zu leisten und plane einen Kanal über die “Fünfhundert Tage des Corona-Wahnsinns” und der vielleicht doch zu überzogenenMaßnahmen, die die Wirtschaft zusammenkrachen ließ, herauszubringen! Wenn das Erste zu radikal sein sollte, nenne ich ihn “Fünfhundert Tage Depression”. Das müßte doch durchgehen!”, sagte er und wunderte sich, daß Mela in die Hände klatschte.

“Wow, Papa, das ist ein Clou! Die Oma schreibt mit ihren Busenfreundinnen ihre Memoiren unter ähnlichen Titel und du planst einen solchen Kanal! Ich habe eine wirkliche rebellische Familie und weißt du, ich freue mich auf Wien und gebe dir deshalb noch einen Schmatz auf die Wange! Auch wenn sich der Taxifahrer weigern sollte, zwei Corona-Leugner mitzunehmen!”

So das ist der Text, den ich eigentlich auf dem Volksstimmefest lesen wollte. Meine Leser können beurteilen, ob er zu wenig links oder zu Corona kritisch ist und um nichts zu verschweigen, ich hätte auf dem Volksstimmefest den Beginn des “Frühlingserwachen” lesen können. Aber leider leider ist mir da dann noch die 3G- Regel dazwischen gekommen und ich bin ja eine widerständische Person und ein Corona-Opfer!

Für ein Leben

Ich sage immer, daß man man oft das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt erwischt und so ist es auch mit “Für ein Leben”, des 1960 geborenen Ulrich Woelk, der 2019 mit “Der Sommer meiner Mutter”, auf der Longlist des dBps gestanden ist, beschäftige ich mich doch gerade in meinem neuen Projekt mit dem Feminismus und dem Gendern und Ulrich Woelk tut das in seinem Monsterroman, der über sechshundert Seiten besitzt auch und das ist ihm wohl ein ironischer Schachzug zwischen den Genres gelungen. Denn was ist der Roman? Ein feministischer Erotikroman, so könnte man es wohl am besten bezeichnen,der manchmal etwas ktschig ist oder haarscharf daran vorbeischifft. Kein noch so plattes Thema ausläßt oder docheines,wasichamSchlußanführen würde,wie ich den Romanbeendet hätte und der dabei höchst spannend und auch leicht lesbar ist, obwohl man mehrmals sagte könnte “Stop, Halt, spar deine Phantasie ein, das geht denn doch zu weit!”

Um was geht es? Um zwei Frauen in Berlin nach der Wende. Um Niki oder Nikisha Sri Lamont,1989 fünfundzwanzig Jahre alt, die als Kind von Hippieeltern in Afghanistan geboren wurde. Gezeugt wurde sie in Lourdes füge ich noch an.Vier Jahre in einem Ashram lebte, dann mit ihren Eltern nach Mexiko ging, dort Medizin studierte und 1989 als Ärztn in einem Weddinger Krankenhaus zu arbeiten anfängt und dort gleich einmal eine Fehldiagnose stellt und um Ljubina Sellen, genannt Lu, Kind einer kroatischen Mutter, die als sie, glaube ich, Dreizehn ist, an Lungenkrebs stirbt, worauf ihr Vater ausrastet und sie hintereinander zu zwei Mietern des Wohnhauses flüchtet.

In zwanzig Kapitel, die Namen tragen, wie “Die Töchter Egalias”, “Die Erfindung des Paradieses” wird das erzählt und erzhltechnscht ist hier interessant, daß jedes Kaptel eigentlich in sich abgeschlossen ist und zu Beginn ein bißchen weiter ist, so daß die Handlung dann rückläufig aufgerollt wird und da ist viel zu erzählen.

Es beginnt also, daß Niki fünfundzwanzig ist und da gleich, während die Ostberliner die westdeutschen Spitäler stürmen, einen Patienten mit einer Hodenentzündung hat. Dem stellt sie die falsche Diagnose und heiratet ihn später. Auch das erfährt man gleich auf der ersten Seite. Niki hat ein Helfersndrom, wurde von ihren Hippieeltern, wie beschrieben in Lourdes gezeugt, als die von Paris kommend nach Indien aufbrachen. In Mexiko wurde sie dann für einen Engel gehalten. Deshalb konnte sie sich auch ihr Studium finanzieren, hat sie doch den Sohn eines Bauern geheilt und den dann zu einem Kind verholfen. Der kann ihr nichts als einen Lottoschein als Dank schenken mit dem gewinnt sie dann aber gleich einmal 123 574,87 DM gewinnt, was für das Studium reicht und man sieht schon, wohin es geht.

Es passiert wirklich viel in diesem Buch und manches ist, wie erwähnt sehr übertrieben, so daß man denkt, jetzt hör mal auf und man kann es zuläßig sein, daß sich ein Mann auf diese Art und Weise lustig über den Feminsmus und die Lesbenbewegung macht?

Lu flüchtet, nach dem Tod der Mutter, als der Vater in seiner Verzweiflung zu trinken beginnt und dann alles zusammenschägt, zuerst in die Nachbarwohnung zu dem Musiker Hans, der Katzen hat, die Musikernamen tragen und sich mit der Stille in der Musik beschäftigt und weil sie das nicht aushält etwa sspäter einen Stock hinunter zu Victor Belkow, der aus dem Osten geflohen ist oder abgeschoben wurde und der sie einmal erschreckte, weil sie seinen Penis sah, als er einen Ventilator verrückte. Das führte zu ihrem Entschluß niemal Sex mit Liebe zu haben, aber vielleicht war daran auch ihr Vater schuld, der sich immer Frauen aus dem Osten bolte, sie dann in seine Draga zu verwandeln versuchte und später wieder alles kurz und klein zuzsammenschlug,was zu einem Koma führte, so daß er in das Krankenhaus kam, wo Niki Ärztin war.

Die wohnte inzwischen bei einem Maler in Untermiete, wo sie ein Vagina-Diptychon in ihrem Zimmer hatte, das sie mit Büchern verstellte, der Niki ständig fragte, ob sie vielleicht lesbisch sei und vermutete, daß mit ihrer Sexualität etwas nicht in Ordnung sei. Um das aufzuklären, reiste sie nach Lourdes, macht da die Bekanntschaft mit einem Pater Leo, der sie einteilte, die behinderte Bernarda, die nach einem Impfschaden im Rollstuhl saß, zu betreuen. Die sollte, um die Aufmerksamkeit der Presse zu erregen, auf einer Bahre zur Prozession getragen werden. Dasklappte aber nicht, also legte sich die hilfsbereite Niki darauf, flüchtete aber kurz darauf, weil, die Sanitäter, die Bahre fallen ließen und das neue Wunder von Lourdes war geboren, das natürlich in die Zeitung kam. Die las Clemens Rubener, der sich als ein ausgebrannter Schriftsteller entpuppte, der mit seinem zweiten Roman nicht und nicht weiterkam, in seiner Writer in Residence Wohnung in Aix en Provence. Erinnerte sich an seineÄrztin und reiste nach Berlin, um sie zuheiraten,was sie auch prompt tat.

Zur Hochzeit ließ sie sich ganz nach indischen Brauch den ganzen Körper bemalen, wurde aber auf der Hochzeitsfeier ins Spital zurückgerufen,denn der Komapatient Herbert Sellen war plötzlich wach gdeworden, stand am Dach und wollte hinunterspringen und das Krankenhaus war ratlos. Mutig pirschte Niki sich im Hochzeitskleid an ihn heran, wo Herbert Sellen dann vor ihre Füße fiel und versuchte ihr Strumpfband zu küßen, weil er glaubte, sie wäre Draga und man das nach kroatischen Brauch so machte. Kurz darauf fiel er wieder ins Koma. Niki verließ aber ihren Ehemann, um eine Beziehung mit Lu zu beginnen, die inzwischen Schauspielerin geworden ist und in einem alternativen Theater im Sommernachtstraum statt dem Lysander eine Lysandra spielte. Dazu war sie auch am ganzen Körper mit Henna bemalt und stand, als die Nachricht aus dem Krankenhaus kam, gerade nur mit einem Mantel bekleidet, in der Pause vor dem Theater. Die Beiden zogen zusammen und ein besonderes Detail ist Ulrich Woelk auch noch eingefallen, ließ er Niki doch schwanger sein und das war dann eine unbefleckte Empfängnis, denn die Ehe wurde ja nicht vollzogen und Sex vor der Trauung wird von der Kirche ja nicht anerkannt.

Die beiden Frauen reisten mit dem kleinen Pablo ein paar Jahre später nach Mexiko zu Nikis Eltern, wo Lu wieder bei einem Film mitzuspielen begann. Sie verließ,weil sie ja nicht glücklich werden durfte, Niki, verheiratete sich in LA, begann noch einmal in einem Film zu spielen und bekam dann auch noch den Morbus Wilson, den Niki diesmal richtig diagnostizierte und wir sind mit Ulrich Woelk durch ein halbes Jahrhundert der Lesben- und Frauengeschichte gewandert und ich kann nur wiederholen, sehr gut recherchiert, das Ganze sicher auch ironisch zu interpretieren. Aber leicht und gut zu lesen, obwohl es manchmal, wie schon geschrieben haarscharf an der Grenze zum Kitsch dahinschrammt und auch wieder viel zuviel des Guten ist.

Es hat mir wirklich gut gefallen, wieder eines der 2021 Highlighst, neben den “Vögel” und der “Muttermilch” und da geht es ja auch um Sex und lesbische Liebe und ich bin jetzt nur neugierig, ob das Buch wieder auf die deutsche Buchpreisliste kommt? Ich würde es empfehlen, denn “Der Sommer meiner Mutter” hat mir, glaube ich, nicht sogut gefallen

Und wie hätte ich den Roman beendet? Meine Leser wissen es wahrscheinlich. Ich hätte Clemens Rubener einen Roma schreiben lassen, in dem er Nikis seltsame Verwandlungen schldert mit dem er dann den deutschen Bchpreis gewinnt.

ich hasse männer

In Zeiten, wie diesen, wo man sehr aufpassen muß, daß die Null-Covid Befürchworter nicht die ganze Wirtschaft zusammenhauen, ein bißchen Feminismus oder ein provokantens Buch mit einem provokanten Titel “ich hasse männer” der französischen Aktivistin und Bloggerin Pauline Harmange. Ein ähnliches Buch, das vielleicht schon von diesen inspiriert war, habe ich ja schon im Vorjahr zum Beginn der Corona-Krise gelesen und es wahrscheinlich wichtig in Zeiten, wie diesen der Gewalt gegen Frauen auf den Feminismus ja ein wenig vergessen wird, die jungen Frauen sich vielleicht wieder an die vermeintlich starke Schulter anlehnen wollen und lieber ihren Doktor heiraten, als ihn selber machen wollen, an den Feminsmus zu erinnern.

Ich bin ja in den Siebzigerjahren fast wie von selber in den Feminismus hineingekommen, obwohl ich nicht wirklich in der AUF war, habe aber da die Ruth kennengelernt und die Hilde Schmölzer durch die schreibenden Frauen und ich bin ja auch eine Feministin und eine linke Frau und auch eine, die immer noch der Meinung ist, daß ein Mann kein Feminist sein kann, auch wenn er sehr freundlich ist und die Frauen unterstützt will. Aber die brauchen vielleicht nicht nur Unterstützung, was vielleicht schon wieder abhängigkeit bringen kann und die Französin Pauline Harmange ist auch dieser Meinung, obwohl ihr Ausdruck, wie vielleicht der, der Lydia Heider für mich zu stark ist, denn ich hasse nicht alle männer, sondern sette mich gegen Unterdückung ein und denke daß ich in meiner Sprache lieber höflich und vorsichtig bin.

Aber in vielen hat die Französin recht und thematisiert Punkte, die durchaus noch zu bearbeiten sind. Pauline Harmange ist auch mit einem netten Mann verheiratet, wie sie schreibt. Sie nennt ihn Typen und sie besteht auch darauf, ihre starke Sprache zu verteidigen und meint man muß nicht sagen “Ich bin zwar Feministin, meine das aber nicht so ernst!”, um sich dann augenzwinkernd zu entschzuldigen. Und ich denke wieder, man soll die Männer auf schlechtes Verhalten hinweisen. Dann brauche ich sie nicht zu hassen und natürlich wurde den Mädchen beigebracht nie zu widersprechen und ihre Wut nicht zu äußern, während man den Buben, und das sind, Achtung, meistens die Mütter, beibringt, zurückzuschlagen, wenn sie angegriffen werden.

Die Mädchen sollen, dürfen das aber nicht und da führt Pauline Harmange auch ein persönliches Beispiel an und die Wut in der Stimme braucht man wahrscheinlich auch, um sich durchzusetzen und gehört zu werden. Denn flüstert man seine Meinung heraus, wird man oft überhört und spannend auch, die Tatsache, Männer bewerben sich oft für etwas, was sie nicht wirklich können und denken “Schauen wir einmal!”, während die Frauen erst hingehen, wenn sie wirklich sicher sind, daß sie alles können und dann machen die Männer Karriere und die Frauen bleiben über und waschen die Socken.

In einige Kapitel ist das kleine lila Büchlein gegliedert. Am Ende gibt es einen ausführlichen Literaturteil, wo man vieles nachlesen und sich weiterbilden kann und spannend auch die These, daß eine starke Frau ruhig “mittelmäßig” wie ein Mann sein kann und sie lobt die Frauenbünde, das heißt die Strickgruppen, Mütterrunden, Tupperware-Parties, wo sich die Frauen zusammenschließen und ihre Schwesternschaft ausprobieren können.

Die Burschenschaften, die heute warhscheinlich zu recht verpönt sind, haben das ja auch so gemacht und dadurch ihre Kader geschmiedet und ihre Beziehungen aufgebaut , die sie für ihre Karriere und Buberlpartien brauchen.

Also lesen und sich von den provokanten Formulieren nicht abschrecken lassen. Dann braucht man die Männer nicht hassen. Soll das auch nicht tun. Kann ruhig in einer heterogenen Beziehung leben und braucht sich dafür nicht entschuldigen. Ich tue das auch und bin sehr damit zufrieden. Also laut seine Meinung äußern und seine Wut vielleicht etwas gedämpft und höflich äußern. Widersprechen, sich nichts gefallen und sich nicht unterdrücken lassen. Sich vielleicht auch in Selbstverteidigung üben, damit man sich eventuellen Vergewaltigern nicht hilflos ausliefern muß.

Feminismus ist wichtig und in Zeiten, wo der nächste Frauentag naht, dieses Buch sehr zu empfehlen. Man kann es auch zum Valentintag verschenken und ist auch denen zu empfehlen, die vielleicht nicht so viel gendern wollen.

Hippocampus

Die 1971 in Wien geborene Gertraud Klemm könnte man wohl als eine postfeministische Autorin bezeichnen.

Ich habe sie, glaube ich, vor Jahren bei den “Textvorstellungen” in der “AS” kennengelernt, wo sie die Vorläuferform von “Muttergehäuse” vorstellte. Das Buch ist, glaube ich, zuerst bei “Arovell” erschienen, dann kamen ein paar Bücher bei “Droschl” und die Lesung beim “Bachmannpreis”, die von den Juroren als sehr wohlwollend aufgenommen wurde, ich aber eher dachte, das hatten wir doch schon, der Feminismus der Siebzigerjahre, Karin Struck, Gert Brantenberg und so, das was wir auch im “Arbeitskreis schreibender Frauen”, besprachen, ist doch schon vorbei und läßt sich wohl so nicht wieder aufwärmen.

Mit “Aberland” ist sie dann 2015 auf der LL des dBp gestanden. Dann kam “Muttergehäuse” bei <kremayr und Scheriau”, 2017 “Erbsenzählen” bei “Droschl”, das ich nicht gelesen habe und jetzt das neue Buch von dem ich mit guten Grund sehr gespannt bin, ob es auf Longlist, Shortlist des dBp oder gar den Preis bekommt.

Der gute Grund ist, das Buch handelt davon und vom Literaturbetrieb der 1960 und 1970 Jahre, ist eine Abrechnung desselben und das durchaus im Bernhardstil “In Angesicht des Todes ist das Gehorchen lächerlich geworden”, obwohl es ja ein Buch ist, das die Benachteiligung der Atorinnen gegenüber der Autoren aufzeigen will.

Da ist Helene Schulze, Jahrgang 1954 und die ist plötzlich gestorben. Es heißt, sie hätte sich zu Tode getrunken, ist an der Männerwelt und dem Literaturbetrieb zu Grunde gegangen, etcetera.

Elvira Katzenschlager ihre etwas jüngere Freunin soll ihren Nachlaß aufarbeiten und ist deshalb in das Haus nach Hintermoos gefahren, wo die Autorin gestorben ist. Die ist sehr jung mit ihrem ersten Buch namens “Rauhreif” berühmt geworden und dann vom Literaturbetrieb vergessen worden, obwohl sie beim “Bachmannpreis” gelesen hat, den Preis aber nicht bekommen hat, weil der kleine dicke Literaturkritiker herausfand, daß ein Satz von ihrem Text schon irgendwo erschienen ist.

Beim Ersteren habe ich an Brigitte Schwaiger, beim Zweiteren an Gabriele Petricek gedacht und bei Hintermoos an Friederike Mayröcker, die ja, glaube ich, mit ihrem Ernstl in einem Ort namens Rohrmoos öfter Urlaub machte. Helene hat dann geiratet, ist nach Kaiserbad, das ist, glaube ich, das Synonym für Baden, wo Gertraud Klemm, glaube ich, lebt oder lebte, gezogen, hat zwei Kinder geboren und sich ihnen und dem Ehemann gewidmet. Dann zog sie aber nach Hintermoos und hat noch einen Roman nämlich der “Drohenkönig” geschrieben, von dem im Anhang steht, daß das inhaltliche Konzept an die “Töchter Egalias” angelehnt ist und damit wurde sie für den deutschen Buchpreis nominiert.

Da hat die Kritikerin in mir gleich gedacht, das geht doch nicht, wenn sie schon gestorben ist, aber Brigitte Kronauer ist ja auch im Juli gestorben und bei den Facebooktips für die neue Longlist wird öfter ihr neuer Roman “Das Schöne, Schäbige, Schwankene”, genannt.

Es gibt aber noch ein paar Details, die nicht stimmen. Wird der Preis doch am Abend und nicht am Vormittag vergeben und auf der Shortlist stehen sechs und nicht fünf Autoren. Aber das sind wohl die Verfremdungseffekte, die ein guter Roman ja haben muß.

Helene Schulze wurde jedenfalls nominiert. Elvira Katzenschlager soll ihren Nachlaß ordnen und auch ein Interview geben, zu dem neben der Redakteurin auch ein junger Kameramann namens Adrian kommt.

Elvira Katzenschlager, die nicht mehr ganz gesund und wohl etwas schwierig ist, bricht das Interview ab, bereitet aber eine sogenannte Kunstinstallation vor, in dem sie Scheiße auf einen Hochstand schleppt, um die tote Helene, gegen das Unbill, das ihr die Männerwelt zugefügt hat, zu rächen. Ein Sturz, aber auch die Bandscheiben, lassen sie nach einem Assistenten suchen. So ruft sie Adrian an und heuert ihn für eintausendzweihundert Euro in der Woche an, ein solcher zu werden und der “Roadtrip des feministischen Aktionismus”, wie am Buchrücken steht, beginnt.

Zuerst wird die Scheiße noch irgendwohin geschmissen. Dann geht es nach Kaiserbad in den Kurpark, dort werden die Männerbüsten verkleidet und in Frauen verwandelt, denn Helene hat sich während ihres Hausfrauendaseins vergeblich für ein Frauenmuseum eingesetzt. Sie hat auch ein uneheliches Kind, das sie mit Fünfzehn eigentlich abtreiben wolle, eine bigotte Jungscharführerin hat sie daran gehindert. So ist ihr die nächste Kunstaktion gewidmet. Dann geht es nach Salzburg, wo eine Preisverleihung stattfinden soll, weil Helene aber den Preis nicht bekommen hat, werden der Kulturkritiker und die Jungautorin, die ihn bekommen soll, eingesperrt und Elvira hält auf der Bühne eine flammende Rede und so weiter und so fort, ich soll ja nicht so viel spoilern, höre ich gelegentlich.

Es geht also weiter mit den feministischen Racheaktionen. Elvira geht inzwischen das Geld aus, Helene kommt auf die Shortlist, bekommt den Preis dann nicht und Marlene Streeruwitz, die ja auch aus Baden stammt und dort wohl auch noch keine Denkmal hat, wird in dem Buch mehrmals erwähnt und hat auch schon über den Buchpreis und die dortige Nominierung geschrieben.

Es wird ihr am Schluß wird auch gedankt und ich denke, man könnte Gertraud Klemm durchaus als ihre Nachfolgerin betrachten und füge gleich hinzu, daß mir das Buch, die ich mich ja in meinem Schreiben auch öfter mit dem Literaturbetrieb befasse, gefallen hat und nun, wie schon erwähnt sehr neugierig bin, ob es auf die Longlist, Shortlist, etcetera, kommt, der österreichische Buchpreis wäre ja auch noch zu erwähnen und am nächsten Donnerstag das kann ich auch noch erwähnen, liest Gertraud Klemm daraus bei den O-Tönen.

No more Bullshit

Durch mein vorläufiges Veranstaltungsstop komme ich dazu meine Frauentagsbücher etwas zügiger hinunter zu lesen und ich muß feststellen, eas lohnt sich, weil das zweite aus dem “K & S” Verlag “No more Bullshit – Das Handbuch gegen sexistische Stammbuchweisheiten”, herausgegeben von dem Frauennetzwerk “Sorority”, hat es in sich und ist vor allem optisch mit seiner schwarz weißen graphischen Gestaltungn und seinen fetzigen Illustrationen ein Lichtblick.

Was den Inhalt betrifft, muß man es vielleicht ein wenig differenzierter sehen, denn ich komme ja aus der Frauenbewegung der Siebzigerjahre und kann jetzt hautnah miterleben, wie die Frauen, die die “AUF” gründeteten, sich mit ihren “Zündenden Funken” langsam von der Bühne verabschieden.

Jüngere sind nachgekommen. Sind sie oder sind sie nicht. Da bin ich mir gar nicht einmal so ganz sicher, denn die Zeiten in denen wir leben sind ja sehr neoliberal, rechtspopulistisch und von den prekären Arbeitsverhältnissen geprägt, wo man zwar viel können muß, aber  trotzdem nur befristete Arbeitssverträge bekommt und wenn ich mir so anschaue, was es gerade jetzt für ein Geschrei, um das Gendern und beispielsweise, die gegenderte Bundeshymne gibt, kann man nur den Kopf schütteln,  auch wenn man den Rechten so zuhört, die ihren “Frauen und Mädels” ja beschützen wollen und dabei recht reaktionäre Vorstellungen zu haben scheinen.

“Frauen wollen ja gar nicht in Führungspositionen”, “Qualität statt Quote” “Verstehst du keinen Spaß?

“Verschlägt es Ihnen angesichts solcher Sprüche manchmal die Sprache? Schluss damit! “No more Bullshit!”, fordert die Sorority und gibt allen, die auf absurde, sexistische Stammtischweisheiten mit mehr antworten wollen als einem Augenrollen nun ein Buch in die Hand, das einlädt – zum Aufschlagen – Nachschlagen und Zurückschlagen”, steht am Buchrücken und in diesem Sinn geht es  durch das hundertfünfundsechzig Seiten Buch, an dem auch männliche Autoren, wie beispielsweise Romeo Bissuti von der Männerberatungsstelle, den ich von psychologischen Fortbildungen kenne, mitgearbeitet haben und das in zwei Teile aufgegliedert ist.

Im ersten Teil geht es um “Bullshit” entlarven. Ihn also aufdecken und erkennen und im zweiten, um das Entkräften und da werden fünfzehn Weisheiten auseinander genommen, von denen ich bei einigen mit den Anglizismen schon meine  Schwierigkeiten hatte, denn, was bitte ist ein “Pay Gap?”

Ach ja, da geht es immer noch darum, daß die Frauen, obwohl sie jetzt  schon hundert Jahre wählen dürfen und statistisch  gebildeteter als die Männer sind, immer noch weniger, als letztere verdienen.

Dann geht es um die Ausrede, das man keine Frau für das Podium, die Stelle, etcetera, gefunden hat und gegen die “Quote” wird ja überhaupt von männlicher und rechter Seite derzeit sehr angekämpft.

“Qulität statt Quote!”, heißt es da oft mehr als scheinheilig und jetzt hätte ich fast auf die “Rabenmütter” vergessen und interessant ist in dem Kapitel,  daß da geschrieben wird, daß es diesen Ausdruck nur im Deutschen gibt.

Ein Vater, der den ganzen Tag arbeitet, um seine Familie zu ernähren und seine Kinder deshalb nur schlafend oder am Sonntag sieht, ist kein solcher. Die berufstätige Mutter aber schon, obwohl man das auch differenhzierteer sehen kann und ich eigentlich noch immer an die entwicklungspsychologischen Regeln glaube, die ich in meinem Studium gelernt habe, daß man die Kinder nicht vor drei Jahren in den Kindergarten geben sol..

“Ich bin für Humanismus nicht Feminismus”, heißt das Kapitel das die Soziologin Laura Wiesböck geschrieben hat, von der ich das erste Frauentagsbuch gelesen habe und das ist ein Argument, das man in rechten Kreisen sehr oft hört und die ja sehr gegen jede Quote sind.

“Ich fühl mich nicht unterdrückt!”, japsen dann vielleicht manche Frauen zwischen ihre befristeten Dienstverträgen und den Männenr, die ihnen, ja eh, bei der Hausarbeit helfen, sich ihn aber nicht mit ihr teilen und “Sei nicht so sensibel!”, hört man auch oft von Männern, wenn sich Frauen über etwas beschweren.

Da sind wir bei den Klischees oder den “Buben die nicht weinen und den Mädchen, die nicht pfeifen dürfen!” und da waren wir schon in den frühen Neunzehnachtzigerjahren, als Johanna Dohnal mit dem “Jugend und Volk- Verlag”, zu einem nicht rollenspezifischen Frauenbuch aufgerufen hat, wo ich mit meinen “Güler will kein Kopftuch mehr”, gewonnen und später einen Teil des österreichischen “Kinderbuch-Preises” bekommen habe.

Die Frau sind  gefühlsbetonter und wollen mehr reden, während man den Männern, das vielleicht noch immer  austreibt und ein “Indianer weint nicht!”, sagt.

Aber nein, das darf man in den sprachkorrekten Zeiten wahrscheinlich nicht mehr sagen und dann bleiben, die starken schwachen Helden über, betrinken sich oder bringen sich viel öfter um, als ihre angeblich so sensiblen Frauen, die inzwischen neben Beruf und Kindern, den Haushalt schupfen.

“Da wären wir schon bei dem “Sei nicht so hysterisch” und haben das “Alle Türen stehen euch doch eh offen, aber ihr wollt doch gar keine Führungaspositionen” übersprungen, obwohl das sicher ein noch lange nicht erledigtes Thema ist.

“Feminsmus ist mir zu extrem!”, sagen manche Frauen, und ich wundere mich, ganz ehrlich immer, wenn mir eine Frau “Ich bin Arzt!”, erklärt und mich dann erstaunt anguckt, wenn ich “Nein, sind Sie nicht!”, antworte und auf meine Erklärung vielleicht noch kontert “Ach hören Sie doch zu gendern auf!”
Ich bin jedenfalls eine Frau und eine Psychologin. Gegen das “Frau Doktor!”, habe ich nichts einzuwenden und ich schreibe auch manchmal “man”, wenn es mir im Text passend erscheint.

Sage auch gern “Gutmenschin”, denn das halte ich, jawohl immer noch für kein Schimpfwort, sondern für etwas, was eigentlich sehr sehr wichtig ist aber da wären wir  schon beim nächsten Thema, obwohl gegen Ausgrenzung, Rassismus und Diskrimierung geht es in diesem Buch auch und ich bin froh über die “K& S – Frauenreihe”, da wir ja in Zeiten leben, wo gegenwärtig  viel passiert, was nicht schön ist und von beiden Seiten Kränkungen und Mißverständnisse vorhanden sind, die das miteinander reden, was ich für sehr wichtig halte, oft verhindern.

Aber das denke ich, muß und soll sein, so daß es gut ist, mit den Männern und den Frauen, die nicht gendern und keine Quote wollen, zu reden und natürlich ist es auch wichtig, die Frauen selbst bestimmen zu lassen, was sie anziehen wollen und wenn das ein Kopftuch ist, dann denke ich, daß kein  kein Politiker und auch keine Feminstin etwas dagegen haben darf, was allerdings auch umgekehrt gilt, daß man niemanden dazu zwingen darf und deshalb sind Bücher, wie dieses, in den Zeiten, in denen wir leben sehr sehr wichtig und ich bin froh, daß ich es während meines letzten Ambulanzbesuchs fast ausgelesen habe.

Im Blick

Nun kommt das zweite Buch aus der “Kremayr& Scheriau” Frühjahrsproduktion, da hat mir Tanja Raich schon in Leipzig die Frühjahrsvorschau übergeben.

Barbara Riegers Debut habe ich noch vor unserem Urlaub besprochen. Danach kamen die “Buchpreise” und die Bücherflut. Die zwei anderen Bücher habe ich noch später bekommen, so daß sich das Lesen in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mehr ausgegehen wird.

Barbara Riegers “Bis ans Ende Marie” ist ein, wie das so schön heißt “Coming of Age”- Roman, also einer der vom Erwachsenwerden handelt und da habe ich mich ja mit “Bookster” zerstritten, weil ich ihm die Frage “spoilerte”, ob die Marie und die Erzählerin dieselbe Person wären?

Ich weiß das noch immer nicht so genau, aber bei Marie Luise Lehners dritten Buch, das wieder als Roman gehandelt wird, obwohl es keiner ist “Im Blick” stellte sich mir eine ähnliche Frage, ob das “Du” zu dem, die Erzählerin spricht, ein Mann, eine Frau oder überhaupt geschlechtlos ist?

Darum geht es auch in dem Buch, das man vielleicht auch als ein “Coming of age” bezeichnen könnte, um das Erwachsenen werden als Frau in dieser Gesellschaft, um Frauenfreundschaft, lesbische Beziehungen, Gewalt an Frauen und noch um vieles mehr.

Die 1995 geborene Marie Luise Lehner habe ich, glaube ich, bei einer Lesung der Sprachkunst im Literaturhaus kennengelernt, da hatte sie, glaube ich, schon ein Buch, das zweite, ihr erstes bei “Kremayr & Scheriau” “Fliegenpilze aus Kork” habe ich gelesen und war dann beim vorigen “Alpha” sehr erstaunt “And the winner is…” zu hören.

“Was eine so junge Frau?”

Und ihr jetziges Buch, das aus längeren oder kürzeren sprachlich kunstvollen  Sequenzen besteht, ein paar Gedichte sind auch dabei, macht es einer oder einem vom Inhalt her, auch nicht sehr leicht, es zu lesen. Sind die Fragen oder die Antworten, die es darauf gibt, oft sehr unbequem, verstörend oder überhaupt nicht so leicht zu stellen und zu beantworten.

Es gibt zwei Handlungsstänge. In dem einen wird das Aufwachsen  der namenlosen Erzählerin, einer lesbischen Frau, wie sie sich outet, zu einer Anja von deren zehnten bis einundzwanzigsten Lebensjahr erzäht.

“Anja und ich sind gemeinsam zehn…, etcetera.”

Im Zweiten, die Beziehung des Ichs zu einem du, von dem mir obwohl es bei “Amazon” anders steht, nicht so klar wurde, ob das jetzt die Liebhaberin ist?

Es gibt lange blonde Haare und einen schmalen Körper, ja, dann aber auch wieder sehr männliche Verhaltensweisen. Es gibt auch eine Beziehung, “Die Wölfin”, von der sich das “du” nicht so ganz lösen will und das Ich dann nicht vom “du” obwohl, sie es will, es versucht, sehr unglücklich darüber ist, ihr Wort bricht, etcetera.

Bis mir klar wurde, daß das vielleicht genau das ist, was Marie Luise Lehner erzählen will, daß die Geschlechterzuordnung eben nicht so eindeutig ist und sie wanken und schwanken kann.

Im dritten Strang oder besser zwischendurch wird die Gewalt an den Frauen in allen ihren Facetten und Formen thematisiert.

Marie Luise Lehner ist eine sehr junge Frau und wenn man davon ausgeht, daß sie das Buch mit vielleicht zwei- oder dreiundzwanzig Jahren geschrieben hat, ist klar, daß es eine sehr junge, für eine über Sechzigjährige vielleicht auch verstörende und nicht so leicht zu verstehende Sprache ist, in der sie das tut.

Die Erlebnisse in der Schule der beiden Mädchen werden thematisiert. Die Schüler zwingen die Lehrer ihnen endlich Sexualaufklärungksunterricht zu geben. Es gibt einen Konstatnin von dem alle behaupten, daß er schwul wäre.

Er dementiert das lange, hat eine Freundin namens Charlote, die er dann auf einem Ball unfair behandelt. DieMädchen der Schule sind deshalb lang bös auf ihn. Die Lehrer rufen die Mutter in die Sprechstunde, sagen “Ihr sohn ist schwul, er soll sich aber anders anziehen, weil er so in der Hierarchie unten durch ist und sich nicht wehren können wird!”

Reagieren Lehrer wirklich so? In meiner Schultzeit nicht und auch in der Rahlgasse wo die Anna war,  würde ich es nicht vermuten, obwohl die Rahlgasse eine sehr fortschrittliche Schule war und vielleicht auch noch ist.

Konstantin outet sich der Erzählerin dann doch. Trifft sich auch mit einem, den er auf einer Plattform kennengelernt hat. Er trifft ihn in einer U- Bahn-Station. Da geht einer auf ihn zu, er umarmt ihm. Es stellt sich aber heruas, daß er ihm nur ein WFF- Abuchauftrag verkaufen wollte.

Die jungen Frauen wachsen sehr selbstbewußt auf, nehmen Drogen, interessieren sich für Kunst, studieren Kunstgeschichte oder Tanz. Reisen viel in der Welt herum und wollen auch den arabischen Raum per Auostop und Coachsurfing erobern.

Aber wie tut man das, als junge Frau in einer Welt der männlichen Gewalt, wo man von den Eltern immer gehört hat, daß man aufpassen muß und zu keinen fremden Mann ins Auto steigen oder in die Wohnung gehen soll?

Da muß muß man schon Strategien entwickeln, sich zu wehren, um einigermaßen unverletzt durch dieWelt zu kommen und da sind wir schon beim Thema von Bettina Wilperts Debutroman, denn es ist auch eine Welt, wo der Alkohol und die Drogen fließen. Pillen werden einen zugesteckt und dann kann es schon sein, daß man sich dann plötzlich in einem Bett befindet, einer Sex von einer will und man sich vielleicht nicht wie man will, wehren und ihn wegstupsen kann.

Dazu gibt es auch eine Szene über die sich nachdenken und diskutieren läßt. Es geht um eine Paula, eine Freundin oder Kollegin von irgendwem. Sie steigt zu einem Mann ins Auto, der zeigt ihr dann seinen Schwanz und streichelt ihr über den Schenkel.

Was jetzt? Soll sie ihn anzeigen?

“Ja!”, raten die engagierten Frauen. Sie tut es und er wird wegen mangelnden Beweisen freigesprochen.

Die über Fünfundsechzigjährige würde auch hier raten, aufpassen zu wem man ins Auto steigt, die Hand wegnehmen und “Steck deinen Schwanz weg!”, energisch sagen.

Anzeigen würde ich das nicht und denke auch, daß das wahrscheinlich nicht nötig ist und auch, wenn die jungen Feministen jetzt aufschreien, denke ich schon, daß ich nicht ganz “unschuldig” bin oder mich vielleicht nicht wundern sollte, daß da eine Hand auf meinen Schenkel liegt, wenn ich zu einem fremden Mann ins Auto steige.

Aber ich bin mit Achtzehn während meines Praktikums in St. Christoph am Arlberg auch öfter nach Innsbruck oder Vorarlberg oder auch nur nach St. Anton Auto gestoppt und es ist nie etwas passiert, obwohl die Älteren natürlich mahnten, daß man das nicht tun soll!

Ein sehr interessantes Buch also, in einer sehr schönen modernen Sprache geschrieben und die politischen Situation, die Demonstration der Identitären, gegen die das Ich mit seinem du, wenn ich mich nicht irre,  demonstriert, wird erwähnt, die Einsparungen der Regierungen bei Frauenprojekten, also hat Marie Luise Lehner das Buch wahrscheinlich später als mit Zweiundzwanzig, sondern in diesem oder letzten Jahr geschrieben.

Es ist kein Roman und Anfangs habe ich gedacht, daß ich damit nicht viel anfangen kann. Dann habe ich weitergelesen. Es ist mir klar geworden, daß es vielleicht nicht so wichtig ist, herauszufinden, ob das “du” jetzt ein Mann oder eine Frau ist und, daß es wahrscheinlich doch sehr interessant und wichtig ist, was uns Marie Luise Lehner da mit ihrer frischen Sprachkunstsprache da erzählt.

 

Erinnerungen an Christine Nöstlinger

Ich habe ja in den Sechzigerjahren zu lesen angefangen und als Tochter eines engagierten Sozialisten zu Weihnachten immer ein Buch der Kinderfreunde unter dem Christbaum gefunden.

Damals hießen die Autoren Vera Ferra-Mikura und Friedrich Feld und was die Ferra-Mikura betrifft, sind mir da “Meine Freundin Rosine” und “Peppis doppelte Welt” und natürlich die “Stanisläuse” im Gedächtnis geblieben und sie war, da bin ich mir sicher, ein Vorbild von Christine Nöstlinger, die mir als Kinderbuchautorin irgendwie verlorengegangen ist, weil ich, als sie in den Siebzigerjahren zu publizieren begann,  schon erwachsen war.

Trotzdem war sie damals in aller Munde und hat die Kinderbuchliteratur erstaunlich reformiert. Der “Wischer” ist in den Siebziger- oder Achtzigerjahren in Ö-3 gelaufen, dann gab es das “Austauschkind” und mit dem habe ich mir oder die anderen Autoren der “Die Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen- Anthologie”, den Kinderbuchpreis von 1982, glaube ich, geteilt habe.

Denn, die 1936 in Wien-Hernals, ein Bezirk, in dem ich ja auch aufgewachsen bin, geborene Autorin, war in der Jury, als Johanna Dohnal vom Staatssekretariat für Frauenfragen, einen Wettbewerb für ein nicht rollenkonformes Kinderbuch aufgerufen hat.

Ich habe eine Szene aus einem Projekt, an dem ich damals gearbeit habe, als “Güler will kein Kopftuch mehr”, umgearbeitet und eingereicht und ich bin fast sicher, daß ich den Preis den ich damit gewonnen habe, ihr verdanke.

Gelegenheit zu fragen oder mit ihr darüber zu sprechen, gab es keine, obwohl das Buch prominent  aufgenommen wurde, ein paar Auflagen hatten, den besagten Kinderbuchpreis gewonnen hat, als Taschenbuch aufgelegt wurde und und und am vorigen Freitag, als ich in Harland auf der Terrasse sitzend ein wenig herumgegooglet habe, habe ich erfahren, Christine Nöstilinger ist im einundachtzigsten Lebensjahr gestorben.

Das ist, wie mir “Wikipedia” mitteilte, schon am achtundzwanzigsten Juni geschehen. Bekanntgegeben wurde es aber offenbar erst am letzten Freitag und hat natürlich große Betroffenheit ausgelöst, obwohl ich in einem Interview lesen konnte, daß die Autorin sich zuletzt geweigert hat, weiter Kinderbücher zu schreiben, weil sie meinte, diese mit Achtzig nicht mehr zu verstehen.

Nun, die Kinder haben sich inzwischen sicherlich geändert, die Anna ist aber mit ihren Büchern aufgewachsen und während mich als Kind Vera Ferra-Mikura “Peppis doppelte Welt” als eine der ersten Schilderung eines Scheidungskindes sehr beeindruckt hat und ich bedauere, das Buch, das man inzwischen wahrscheinlich nur mehr gebraucht bekommen kann, nicht zu besitzen. Denn ich habe als Kind ja viel aus der Bücherlade meiner Hauptschulklasse gelesen, hatte die Anna, glaube ich, mit dem Scheidungsbuch, der Nöstlinger, wo die Welt eines Kindes offenbar viel brutaler durchgeschnitten und zerteilt wurde, mehr Schwierigkeiten, als ich mit dem Peppi, dem halt nach den Würsteln beim Papa schon schlecht war und sich trotzdem nicht traute, das Mittagessen der Mutter, das sie ihm hinstellte, als er von dort zurückkam, zu verweigern. Sie hat es aber verstanden und ihm kleine Portionen hingestellt. Heute würde man das Mittagessen wahrscheinlich ganz weg lassen. Es hat sich aber sicher als tolle Szene erwiesen, das Problem von Scheidungskindern aufzuzeigen.

Vera Ferra-Mikura hat sehr sozialkritisch geschrieben, Christine Nöstlinger ist ihren Spuren gefolgt und hat die “Feuerrrote Friederike”, glaube ich, auf dem Küchentisch geschrieben.

Ich war ja, wie schon erwähnt, für ihre Kinderbücher zu alt und bin wahrscheinlich auf Christine Nöstlinger durch das Buch von Hilde Schmölzer “Frau sein und schreiben” aufmerksam geworden, die ein Interview mit ihr brachte. Das heißt so ganz wird das nicht stimmen, Christine Nöstlinger war in den Siebziger- und Achtigerjahren sehr populär und hat wahrscheinlich, sowohl in der Arbeiterzeitung, als auch in der sozialistischen Frau, die Frauenzeitschrift, die meine Mutter gelesen hat, regelmäßig publiziert.

Es sind dann auch bald die Gedichtbände über die ganz armen Kinder, die ganz armen Frauen und später, glaube ich, auch über solche Männer herausgekommen.

Die “Geschichten vom Franz” habe ich der Anna vorgelesen und noch früher, war ich mal auf einer Veranstaltung, wo Christine Nöstlinger gelesen hat und ein bißchen verwirrt darüber war, daß die wahrscheinlich antiautoritär erzogenen und sehr selbstbewußten Kinder ihr nicht so recht zuhören wollten. Da hatte sie es als Autorin nicht so leicht, obwohl sie wahrscheinlich selber dazu beigetragen hat, die Kinder so zu erziehen und rotzfrech, hat sie ja in Interviews öfter  gesagt, ist sie als Kind auch gewesen.

Ihre ersten Geschichten hat sie, glaube ich, am Küchentisch geschrieben und ist, glaube ich, auch über das Zeichnen zum Schreiben gekommen. Ihre Literatur hat aber eingeschlagen. Die Kinder der Siebziger- und achtzigerjahre selbstbewußt gemacht und jetzt fehlt in den neobliberalen Zeiten wahrscheinlich ihre rotzfreche emanzipatorische Literatur und hat, obwohl ich mich bei den heutigen Kinderbuchtrends nicht so auskenne, weil ich ja keine Enkelkinder habe, denen ich Bücher vorlesen könnte, eigentlich auch keine richtige Nachfolger gefunden, die in ihrem Sinne die Emazipation in die Kinderzimmer weitertragen könnten und dort wird, höre ich ja immer, ohnehin immer weniger gelesen und immer weniger Kinder lernen das und die Lust dazu, auch in der Schule.

So ist der Tod der großen Kinderbuchautorin natürlich ein großer Verlust für die Kinderzimmer, obwohl man ihre Bücher ja weiter kaufen und lesen kann und das natürlich auch sollte.

Und an noch ein Bonmot der großen alten Dame kann ich mich erinnern. Als Johanna Dohnal gestorben bin, bin ich zu einer Gedankveranstaltung auf den Ballhausplatz gegangen. Da ist sie aufgetreten und hat gesagt, daß sie den Feminismus nie aufgegeben und ihn, wenn nötig auch noch mit der Krüke verteidigen wird. Was mich in Zeiten, wo ja die jungen rechten Frauen sehr energisch dagegen ankämpfen, sehr beeindruckt hat.

Jetzt kann sie das weder mit noch ohne Krüken tun, so daß wir, die wir den Feminismus wollen, ihn wohl selber verteidigen müssen und mit Vera Ferra-Mikuras und Christine Nöstlingers Büchern gehet das wahrscheinlich immer noch sehr gut.