Maremma

Jetzt kommt schon oder erst das erste Debutbuch der österreichischen Liste. Da war ich ja bei der Debutlesung in der Arbeiterkammerbibliothek und bisher waren mir ja alle drei Debuts ziemlich unbekannt.

Von “Luftposter” hatte ich schon was gehört von “Maremma” und einer Anna Maria Stadler nicht und bei dem Debut der 1992 geborenen und Salzberg lebenden Autorin und Künstlerin ist es mir ähnlich wie bei Marie Gamillschegs “Alles was glänzt” gegangen. Die Lesung hat mich nicht so überzeugt, das Buch aber schon.

Das Gemeinsame an den drei jungen Frauen ist ja das Geburtsjahr der in den Neunzehnneunzigerjahren und da hat ja Florian Baranyi von einem Milleiumsgefühl gesprochen, das Lena-Maria Biertimpel und wahrscheinlich auch ich, nicht so verstanden habe, was er für typisch hält. Das Typische ist wahrscheinlich die Sprache. So hat Sandra Gugic bei der “Mit Sprache-Autorendiskussion”, die schon ein wenig älter ist, von der “Carearbeit” grsprochen. Anna Maria Stadlers Protagonisten sprechen von “Versorgungsehen” und das sind, glaube ich, sechs junge Leute, die jedes Jahr eine Woche gemeinsam auf Campingurlaub fahren.

Diesmal in die “Maremma”, das ist eine eher unwirtliche Gegend in der Toscana, wo es Sümpfe, Wälder und wilde Hunde gibt, die nach Essenresten suchen. Schildkröten und Schlangen und natürlich auch das Meer, wo es sich herrlich schwimmen läßt.

Die Erzählerin heißt Esther, ist in der Sozialarbeit tätig und beklagt da, daß sie, die Chaotische, die andere zur Ordnung mahnen muß.

Ali ist Ärztin und berichtet von ihren Operationen, Lea ist bildende Künstlerin. Einen Georg und einen Pascal gibt es auch und eine Amira, die ihr Kind mitgebracht hat. Die sechs sind gemeinsam aufgewachsen und philosophieren, wie es nun in der Generation Neunzig oder Millenium typisch zu sein scheint, über das Leben.

Das Buch ist sehr experimentell und sehr schön geschrieben von dem üblichen Plot und der spannungsgetriebenen Handlung wenig Spur. Dafür erinnert es mich sehr an “Rhombo” und Esther Kinsky ist ja eine Sprachkünstlerin von der ich bedauerte, daß es nicht auf die deutsche Shortlist kam und das Buch führt in sechs Tagen und einem Nachspann, die alle eher ungewöhnliche Titel, wie “Antdunes” oder “Load Casts” heißen, keine Ahnung was da bedeuten soll?

Sie liegen im Regen im Zelt auf dem Camp mit den in die Jahre gekommenen Waschräume, gehen schwimmen und machen dann auch einen Ausflug, wo sie den Hund oder die Hündin mitnehmen, mit der sie sich befreundet haben, entführen sie aber ohne es zu wissen, ihren Welpen, die dazwischen hungern. Sie verirren sich auch im Sumpf und am Schluss besichtigen sie auch noch das Castelveccio, denn um Sklpuren geht es in dem Buch auch und darüber wurde auch in der AK Bibliothek diskutiert. Spannend, spannend, das bei “Jung und Jung” erschienene Buch und ich bin jetzt sehr gespannt, ob es gewinnen wird und was ich von der jungen Frau noch hören oder lesen werde und Naturprosa merkt man wieder, ist derzeit sehr modern.

Östterreichischer Buchpreis in Papier und einundzwanzigster “Nanowrimo-Tag”

Den österreichischen Buchpreis gibt es seit 2016, wurde also heute zum siebenten Mal verliehen und fünf Mal war ich bei der Preisverleihung im Casino Schwarzenberg.

2020 hat es keine Buch-Wien” gegeben und so wurde der Buchpreis an Xaver Bayer, wo ich ja im ärz bei der Präsentation im Literaturhaus war und mich da vor dem verschnpften Autor ein wenig fürchtete, irgendwie vergeben und im Vorjahr hätte man mit 2G und mit Maske zur Verleihung gehen können.

Weil das aber wahrscheinlich nicht alle, wie ich machten, wurde die Preisverleihung auch in Ö1 übertragen und das wurde auch beibehalten, obwohl es ja jetzt zum Glück keine Corona-Rgeln gibt und so bin ich wieder in das Casiono Schwarzenberg, das jetzt, glaube, ich die Dependance des Burgtheaters ist, wo ich einmal “Die alten Meister” mit der Anna gesehen habe, gepilgert und ich war überzeugt, Robert Menasse, dessen “Erweiterung” ich gerade lese, gewinnt. Denn die “Fretten” haben mich ja nicht überzeugt. Die Anna Kim hat mir schon gefallen und der Reinhard Kaiser-Mühlecker steht mit seiner leisen Landwirtschafts Beschreibung auf allen Listen und das Buch der Verena Roßbacher habe ich noch nicht gelesen und auch noch nicht viel davon gehört, außer, daß es leicht und lustig sein soll und von den Debuts habe ich “Maremma” gelesen, war bei der AK-Bibliothek- Lesung und da haben mir die Gedichte der Sirka Elspaß sehr gut gefallen, also sehr gespannt in das Casuo marschiert. Dort habe ich gleich ein paar der Nomierten gesehen und ein paar der Wiener Superkritikerinnen verärgert, weil ich ihnen sagte, daß sie den Ausschank verstellten.

“Aber ja Frau Doktor!”, haben sie empört erwidert, aber ich bin zu unbedeutend, zu alt und auch zu resigniert, daß ich mir nicht meine Meinung erlauben dürfte.

Also meine Jacke in der zweiten reihe deponiert, ein Achterl getrunken und ein paar Brötchen gegessen und dann ging es los mit einer Ode auf das Papier und da wurde gleich ein Gedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben rezitiert, der im neunzehnten Jahrhundert schwärmte, daß es ohne Papier nicht geht.

War wahrscheinlich so, im einundzwanzigsten Jahrhundert ist das vermutlich anders und da habe ich meine Einladung diesmal auch digital zugeschickt bekommen und da stand drauf “Bitte prüfen Sie der Umwelt zuliebe, ob der Ausdruck dieser Mail erforderlich ist!”

Ich habe es getan, falls es am Eingang Schwierigkeiten geben würde und da schwärmen ja jetzt alle vom papierlosen Büro und auch aufs digitale Lesen, obwohl sich das Buch, wie die Schallplatten, die meine Enkelin momentan sehr genre hört, gehalten hat und ,was den Robert Menasse, meinen Favoriten betrifft, “Surhkamp” hat mir das E-Book zugeschickt. Dann war ich mit dem Alfred bei der Lesung im “Thalia” und habe mir das Bch kaufen lassen.

Also das Papier und die beiden Moderatoren Dorothee Hartinger und Philipp Hauss erschienen auch in einem gelben Kleid und einem gelben Anzug aus Papier. Das hat die Kostümbildnerin des Burgtheaters so lange geknetet, bis eine Art Stoff darauf wurde, das man vernähen konnte. Geraschelt hat es auch und, wie das bei einem Regenguß wird, ist auch nicht klar, aber auch nicht wichtig. Denn das Papier wurde bei der Priesverleihung gelobt und auch die Interviewpartner, die Geldgeber und die Juroren danach befragt.

Was ist das Stück Papier, das sie am liebsten haben oder vermissen, etcetera. Für mich wäre das wahrscheinlich, lieber Uli,du kannst dich ärgern, die “Nobelpreis-Urkunde” und täglich schreibe ich meinen Klientennamen in den Kalender ein und führe auch Tagebuch in Notizbüchern, schreibe den “Nanowrimo” und auch meine anderen Texten inzwischen gleich in den Computer.

Das Papier wurde also hoch gelobt und davon geschwärmt, obwohl, die Juroren, die in Frage kommenden Bücher digital bekommen haben und dann wurden die drei Debutanten vorgestellt, mit einem Bild, dem Lebenslauf und einer Leseprobe und dann hurrah, hurrah und ein bißchen überrascht Lena-Marie Biertempel, die ich lesen werde, wenn ich mit dem Menasse fertig bin, hat gewonnen. Gratulation an die junge Dame und die Sprachkunststudentin, die ich schon bei “Rund um die Burg”gehört habe.

Dann gabs eine Muiskeinlade vom “Aureum Saxophon Quartett” und dann wurde es spannend, beziehungsweise, die fünf Shortlist-Bücher vorgestellt und da wurde die Verena Roßbacher dem Robert Menasse vorgezogen, obwohl alles andere alphabetisch war und ich habe gedacht”, genau, “Jetzt weiß ich es!”, obwohl bei den Debuts ist es alphabetisch gewesen.

Dann trat die Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer auf die Bühne oder aufs Parkett und verkündete, oh Überraschung Verena Roßbacher hat gewonnen. Ich bin überrascht, gratuliere wieder und freue mich auf das Lesen. Wie weit Robert Menasse, der während des Fotshootings eifrig mit Ama Kim geredet hat, enttäuscht ist, weiß ich nicht und nachher gab es wieder Brötchen, Lachswraps und etwas Süßes. Ich bin an einem Tisch bei drei Buchhändlerinnen gestanden, von denen eine das Roßbacher-Buch schon glesen hat, aber auch auf Menasse oder Kim getippt hat.

Habe mit Gustav Ernst anstoßen wollen und ein bißchen mit Frieda Paris geplaudert und jetzt weiterlesen und sich auf die “Buch-Wien vorbereiten.

Das heißt, ich habe noch zwei intensive Arbeitstage und dann geht es los mit dem Bücherherbst und de Bücherwinter und was werden wir den Schwiegermütter unter den Christbaum legen?

Ich habe ja keiner mehr, aber “Mon Cheri und unsere demolierten Seelen” ist wahrscheinlich ein geeignetes Buch. Bei Kim de l`Horizon, dem deutschen Buchpreisträger, weiß ich das nicht so genau, aber der hat gestern den Schweizer Buchpreis gewonnen, da gratuliere ich natürlich auch, bin aber nicht so sicher, wie weit sich der oder die literarisch durchsetzen wird, bin aber auch da gespannt.

Und was den “Nano” betrifft, kann ich berichten, daß ich das Ganze inzwischen auf 49 553 Worte hinunterkorrigiert habe und da jetzt bei Szene vierzehn bin.

Fretten

Jetzt kommt Buch vier der österreichischen Longlist und das dritte österreichische Shortlistbuch, “Fretten”der 1983 geborenen Helena Adler, die eigentlich Stephanie Helena Präauer heißt, sich aber, um nicht mit Teresa Präauer verwechselt zu werden, umbenannte.

Das dritte Buch der Salzburger Autorin, das erste ist bei “Arovell” erschienen mit dem zweiten ist sie 2020 auf der deutschen Longlist gestanden und ich habe das Cover von “Die Infantin trägt den Scheitel links” scheußlich gefunden, und tue das auch bei “Fretten”, was heißt denn das habe ich wohl gedacht, als ich das erste Mal den Titel hörte und da ist mir wahrscheinlich eingefallen, daß so die Deutschen zu Pommes frites sagen.

Mir wäre da “abfretten” eingefallen und das Titelbild finde ich wieder scheußlich. Dabei hat “Jung und Jung” wo die beiden Buchpreisbücher erschienen sind, ja einmal, als er noch bei “Residenz” war, einen tollen Illustrator gehabt.

Nun ja, das Buch wurde sehr gelobt. Wird vielleicht den Preis gewinnen, denn Jochen Jung ist ja bei den Buch und Börsenvereinen, glaube ich, sehr stimmgewaltig und mir hat das Buch im Gegensatz zum ersten überhaupt nicht gefallen und weil ich einmal Norbert Kröll geschrieben habe, daß ich seine “Kuratorin” gegen “Atemhaut” ausgestauscht hätte, kann ich ich jetzt anfügen, ich hätte das auch mit “Fretten” getan, will ich mich ja mit dem wortgewaltigen Thomas Bernhard, um den man als österreichischer Autor offensichtlich immer noch schwer herum kommt nicht “abfretten” und Norbert Kröll, den ich einmal, als sehr experimentell ,erlebt hat, hat das mit seinem Buch sehr viel sanfter getan.

Am Anfang des Buches war ich, ähnlich, wie bei Reinhard Kaiser-Mühlecker etwas verwirrt und dachte, das habe ich doch schon gelesen und so fängt auch die “Infantin” an und mehr als dort ist mir der Vergleich mit Thomas Bernhardund dem “Büchner-Preisträger” Josef Winkler eingefallen.

Da ist eine, die diesen österreichischen Provinzstil des Schimpfens und Verächtlichmachen imitiert oder perfektioniert, denn der Sprachstil ist ohne jeden Zweifel sehr gewaltig und hier hat sich Helena Adler zweifellos gesteigert. Aber mir gefällt dieser Schreibstil nicht, nicht dieses Geschimpfe, nicht diese Wortkreationen, wo ich wahrscheinlich hunderte zitieren oder abschreiben könnte.

Aber was passiert da? Eine Fortsetzung ist es nicht, hat Helena in einem Interview gesagt und sie würde wahrscheinlich auch die Autofiktion ablehnen, ich habe aber wieder Ähnlichkeiten gefunden. Da ist die Bauerntochter, die da in dem Bauernhof aufwächst und unter ihren Eltern und Urgroßeltern sehr leidet. Da geht etwa zehn Kapitel lang. Dann maturiert sie und geht an die Kunstakademie und das hat Helena Adler, glaube ich, auch getan und im Anhang des Buches gibt es verschiedene Bildnachweise.

Dann treibt sie sich mit einer Jugendband herum und macht Einbrüche am Wolfgangsee bevor sie ein Kind gebiert und sich hier mit den “Stillnazis” und den Stillproblemen beschäftigt und das hat ja Nadine Kegele auch getan und ich frage mich, muß das wirklich die hehre Literatur sein, die ja von den Kritikern hochgelobt wird.

So schreibt Katja Gasser: “Helena Adler schreibt Prosa, die sich durchs Fleisch bohrt, um für immer in den Knochen zu bleiben. Das ist wild-wuchernde Sprachkunst, die einzigartig ist in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.”

Da muß ich schon ein bißchen widersprechen, Frau Gasser, denn sie haben sicher auch ihren Thomas Bernhard und Josef Winkler, gelesen und frage mich wirklich warum muß alles so negativ sein?

Muß natürlich nicht, obwohl sich Günter Kaindlsdorfer und Klaus Kastberger angeschlossen haben, aber ich frage mich, warum muß Literatur immer so sprachgewaltig negativ sein und frage mich nach zwei Jahren Corona und der Handvoll Krisen in der wir inzwischen stecken, immer noch wie Thomas Bernhard, schimpfen müßen und denke man muß es nicht.

Habe ich doch vor kurzem auch Kristine Bilkaus “Nebenan” gelesen, aber die hat den deutschen Buchpreis nicht bekommen, sondern eine schillernde nonbinäre Person namens Kim de L` Horizon und ich würde mir inzwischen ganz ehrlich, lieber einen Buchpreisträger namens Norbert Kröll wünschen, habe aber erst vier österreichiche Nominierungen gelesen und da bin ich auf Robert Menasses “Die Erweiterung” und das Buch von Verena Roßbacher gespannt. Daß Thomas Stangls “Quecksilberlicht” auch sehr kompliziert ist, habe ich schon bei den O-Tönen herausgefunden. Das Buch der Anna Kim hat mir dagegenrecht gut gefallen.

Nebenan

Buch neunzehn des dBps und das vierte Shortlistbuch, Kristine Bilkaus “Nebenan”, denn eigentlich hätte ichö das Buch von dem was ich über es gehrt habe, als ähnlich interessant, wie Danielas Dröschers “Lügen über meine Mutter” eingeschätzt.

Aber nein, da gibt es Parallen zwischen meinen und dem Schreiben der 1974 geborenen oder es ist das, wie ich immer schreiben möchte und es gerade auch mit meiner “Flora Faun” versuche. Mein Realismus, meine Alltagsbegegnungen, mein “Da passiert ja nichts!” und dann wieder das Einbeziehen sämtlicher sprachlicher psychologischen Begebenheiten und Kristine Bilkau bringt dann noch das Kunststück zusammen allerhand Geheimnisse und surrealistische Elemente hineinzubringen, die sich dann sehr zum Ärger mancher Buchpreisblogger nicht auflösen.

Der Max von “KainUndAbel” hat sogar ein “böses Video darüber gedreht “Wie man den Buchpreis 2023 garantiert gewinnt” und dann all die Kritikpunkte aufgezählt, die er in dem Buch gesehen hat. Aber Kristine Bilkau hat 2022 den buchpreis nicht gewonnen, sondern die schillernde nonbinäre Person namens Kim de L´ Horizon, was vielleicht viel über das Literaturgeschehen aussagt.

Da passiert ja nichts oder doch sehr viel. Da sind zwei Frauen in einem kleinen Ort am Nord-Ostsee- Kanal, ein Ort, der durch den Kanal getrennt offenbar zwei Seiten hat und ein verlassenes Kleinstädtchen, wo die Geschäfte leerstehen und die Jugendzentren abgerissen werden.

Die eine, Julia, Ende dreißig mit unerfüllten Kinderwunsch ist mit ihrem Freund Chris dorthin gezogen und hat in dem Städtchen eine Keramikwerkstatt aufgemacht. Das Nachbarhaus steht leer. Die Nachbarn sind verschwunden und man weiß nicht, wo sind sie hin?

Sie haben sich nicht verabschiedet und es scheinen auch noch ungewaschene Teller und verschimmelte Mandarinen herumzuliegen, was natürlich Phantasien auslöst und dann gibt es Astrid, um die sechzig, praktische Ärztin in dem Städtchen mit Andreas, dem schon pensionieren Geschichtslehrer verheiratet und Mutter dreier Söhne. Sie kümmert sich um ihre alte, vielleicht dement werdende Tante Elsa, die Julia gegenüberwohnt und es beginnt, daß sie eine in der Badewanne verstorbene Frau begutachten muß, Hämatome entdeckt, die Polizei ruft und ab dann Drohbriefe bekommt.

So geht es hin und her. Abwechselnd einmal Astrid, einmal Julia, wie ich es ja auch gern mache. Die Realistik einer ärztlichen Untersuchung und dann wieder die surrealen Elemente, verlorene Briefe auf einem Feld, ein Junge, der im Nachbarhaus erscheint, der Mann, der bei einer Bürgerversammlung ein Gedicht aufsagt und der, der plötzlich in Astrids Praxis auftaucht und sie erschreckt.

Julia sinniert über ihre Mutter, versucht eine künstliche Befruchtung, die mißlingt, schaut sich Kindervideos an und all das Surreale ist vielleicht ganz einfach zu erklären oder bleibt ungaufgelöst stehen und löst bei den Lesern, die einen spannungsgeladenen Plot erwarten, natürlich Ärger aus.

Aber mir hat das Buch gefallen und ist wahrscheinlich so, wie ich mir die Literatur vorstelle, die dann zu banal und zu wenig abgehoben erscheint, aber wahrscheinlich doch so, wie das wirkliche Leben ist. Vielleicht wäre das jetzt mein Buchpreisbuch? Aber warten wir ab, was ich zu “Spitzweg” sagen werde, das ich noch lesen muß und das wird erst in einiger Zeit geschehen, weil jetzt ja der österreichische Buchpreis kommt.

Aufruhr der Meerestiere

Schon Buch achtzehn des heurigen dBps, der zweite Roman, der 1992 in Graz geborenen Marie Gamilkscheg, die jetzt in Berlin lebt und von deren “Alles was glänzt”, das beim öst Debut gewann, ich bei Lesungen nicht so begeistert war, was sich dann als ich es gelesen habe, änderte.

Jetzt ist der Unterschied zwischen dem Gehörten und Gelesen nicht so groß und von dem Buch habe ich bevor ich zum Lesen kam auch schon viel gehört.

Das erste Mal glaube ich auf dem blauen Sofa in Leipzig, dann wurde es glaube ich in der “Gesellschaft” besprochen und bei “Nachhallendes Nachhaltiges”, wurde es auch präsentiert und da kam man natürlich darüber spekulieren, was das Nachhaltige an dem Buch ist und wie es zu dem “Literatur im Herbst” Thema passt, aber der war ja überhapt sehr vielschichtig variabel oder schwammig und bei dem neuen Buch geht es, glaube ich, um eine Coming of age Geschichte oder um die Midlifekrise einer Einunddreißigjährigen, denn das ist die Meeresbiologin Luise. Die stammt aus Graz arbeitet, aber an der Uni in Kiel, bzw. forscht sie an der Meereswalnuß, das ist eine offenbar sehr gefährliche Quallenart und da werden jetzt die Parallelen gezogen und Naturliteratur ist ja, wie ich auch im “Odeon” merkte, derzeit sehr in.

Luise, die einen Freund namens Juri hat, beruflich offenbar sehr erfolgreich ist, die junge Wissenschaftlerin des Jahres, mit einer Neurodermitis und einer Eßstörung, die gezeigt, nicht beschrieben wird und die bekommt jetzt den Auftrag ihre Forschung im Tierpark von Graz vorzustellen und für zwei Wochen dort hinzureisen, denn der ist sehr berühmt und sein Direktor Rainer Schilling, war mit seiner Tiersendung im Fernsehen offenbar das Idol ihrer Jugend.

Die Beziehung zu ihrer Familie scheint nicht so gut zu sein, insbesondere, die zum Vater ist sehr schwierig, wie ich überall hörte und sie zieht auch in die Wohnung des Vaters ein. Der ist aber, obwohl er Toastbrot für sie besorgte und ihr den Schlüsselcode bekannt gab, nicht anwesend. Bei einem Kongreß in Wien, wie er ihr sagte. Er war Biologielehrer. Der Bruder, der in Nürnberg lebt, sagt ihr aber, der Vater ist bei ihm, weil er einen Herzinfarkt hatte.

Der Vater ist also abwesend und so reflektiert Luise über ihre Kindheit und ihr Leben. Da gibt es einige Geheimnisse. Im Tierpark wird ihr eine Jahreskarte und eine Fankappe überreicht. Da wird sie von einer Frau Popeschka betreut, muß einen Vortrag halten und wird interviewt. Den Direktor bekommt sie auch erst spät zu Gesicht, da bietet er ihr an, im Tierpark eine Forschungsstelle zu übernehmen, denn das soll in dem Zoo, der eine afrikanische Zone, ein südamerikanisches Restaurant und eine Vorarlberger Stube hat, die von dort importier wurde, errichtet werden und so hasten wir durch das Buch.

Ein Wochenende mit einer ehemaligen Schulkollein Leo, Luise wird von ihr und der Mutter Luis genannt, auf einer Hütte gibt es auch und am Schluß kommt der Vater zurück und das Weitere kann man sich ausmalen.

Eine Stelle hat mich besonders fasziniert, die ich zitieren will:

“Vor der Tür passierte ein Montag, als wäre das Wochenende nie gewesen. Die Stadt berichtete weiter munter vor sich hin. Erzählte von den grossen und kleinen Schandtaten, die grossen im Ausland, die kleinen im Inland, im Ausland gab es Kriege, Waldbrände, Menschen, die mit Reformen warben, Menschen, die mit Reformen drohten, und auch in Brüssel, Washington, und Kairo schienen sich die Menschen weiter uneinig zu sein, im Inand gab es eine ausgebüchste Pythonschlange, die sich in der Klomuschel versteckte und einem Mann mittleren Alters in den Hoden biss, einen Geisterfahrer auf der A2, es gab auch ein Gespräch zwischen einen berühmten Schriftsteller und einem berühmten Dirigenten, die sich getroffen hatten, um über alles zu reden, wirklich alles, es gab den Auftakt der Skisaison mit Schnee-, Wetter- und Touristenprognosen.”

Scheinbar hochaktuell, aber dann wieder sehr unverbindlich. Kein Wort von Corona, Krieg und Wirtschaftskrisen, obwohl das Buchwahrscheinlich in Corona-Zeitengeschrieben sein dürfte.

Das ist vielleicht das Besondere am Schreiben der Marie Gamillscheg, die von Katja Gasser am “Blauen Sofa”, als eine der interessantesten jungen österreichischen Schriftstellerinnen bezeichnet wurde.

Auf die österreichische Buchpreisliste ist das Buch aber nicht gekommen.

Eine Liebe in Pjöngjang

Schon das siebzehnte deutsche Longlistbuch und ein interessantes widersprüchiges über das sich sicher viel nachdenken läßt.

“Eine Lebe in Pjöngjang des 1983 in Bonn geborenen Andreas Stichmann, der glaube ich beim “Bachmann-Preis” gelesen hat, den “Bremer Förderungspreis” bekommen hat und 2017 in Nordkorea gewesen ist, das hat ihn zu dem Buch veranlaßt um seine Reiseerlebnisse nicht nur in Sachbuchform zu verarbeiten, wie ich irgendwo gelesen habe.

So reist eine fünfzigjährige Bibliothekarin, Präsdientin des europäischen Bibliotheksverband, die eigentlich schon in Ruhestand gehen will, gemeinsam mit anderen deutschen Kuturschaffenden, Bloggern, etc, nach Pjöngjang, um dort die deutsche Bibliothek zu eröffnen.

Claudia Aebischer war schon einmal dort, so bleibt sie gelassen, als sie mit den Zug von China über die nordkoreanische Grenze fahren und da die Lichter ausgehen. Die Pässe werden später einkassiert, die Handies haben keine Empfang und Claudia Aebischer sieht im Gegenzug eine junge Frau, die ihr später auf einer gelben Vespa entgegengefahren kommt.

Sie ist ihre Dolmetscherin Sumni. Viel jünger und mit einen alten General verheiratet. Sie hat ihre Doktorarbeit über einen koreanischen Dichter und die deutsche Romantik geschrieben, spricht ein schönes altmodisches Deutsch und ich fragte mich, wo hat sie das gelernt? Ist sie doch nur von ihrem Heimatort an der chinesischen Grenze in die Hauptstadt gekommen und ob es dort wirklich soviele Germanisten gibt, wird ja auch später das deutsche Bibliotheksprojekt von der Regierung beendet und eigentlich hätten dort ohnehin nur Scheinbesucher Zutritt gehabt, ist fraglich.

Claudia Aebischer verliebt sich jedenfalls in die junge Frau und plant sogar mit ihr über die chinesische Grenze nach Berlin zu fliehen.

Der “umschmeichlnder Begleitservice” ist aber Plan des koreanischen Überwachungsprogramm, so wird Sumni von einer Frauenstimme instruiert und verwanzte Kleider werden ihr auch zugestellt mit denen sie die Bibliothekarin verführen soll. Da geht es in eine Sauna, vom saunieren wird hier gesprochen, dann in eine Bowlinghalle, um der hochgewachsenen Deutschen, die andere Delgation ist schon abgereist, den Tourismus vorzuspielen und Claudia soll mit Sumni und ihren Überwachern zu einem Vulkan reisen, um dort eine Rede halten, um den nordkereanischen Tourismus anzukurbeln.

Die Fluchtpläne werden erweitert, scheitern aber, als bei Claudia im Kulturpalast ein Kreuz entdeckt wurde, so etwas Ähnliches ist Andreas Stichmann auch passiert, wie er bei einer Lesung im Berliner Literaturhaus erzählte. Dort hat er auch sein Filmmaterial, tanzende und singende Kinder, vorgeführt und erzählt, wie er zu der romantischen Sprache in Sumnis Dissertation gekommen ist.

Er hat nämlich einmal die einer einer chinesischen Studentin gelesen und die hat so geschrieben. Am Schluß stiribt der General, Claudia bekommt ihren Paß zurück und Sumni fährt mit der Leiche nach Pjögjang, um weiter im Tourismusbüro zu abeiten.

Ein widersprüchiges Buch, das viele Reaktionen auslöste. Dem “Papierstau-Podcast” hat es nicht gefallen und sie haben es sogar als Zumutung empfunden, weil hier nur Klischees widergegeben würden.

Andreas Stichmann sagte bei der Lesung, daß er die Überwachung in Pjöngjang gar nicht so arg erlebt hätte und mit seinen Dolmetschern gut ausgekommen wäre.

Ich habe den Sprachstil als sehr einfach empfunden um mich daher anfangs über die Longlistenominierung auch gewundert. Später, als ich dann die anderen Rezensionen gehört habe, bin ich in das Buch hineingekommen und habe es als sehr interessant gefunden über Nordkorea, über das ich wirklich nicht viel weiß, etwas zu erfahren.

Das mit der Liebe im Titel ist vielleicht auch ein wenig widersprüchig, denn über eine lesbische Liebe geht es eigentlich nicht wirklich oder wurde von Andreas Stichmann vielleicht nur dem Zeitgest wegen so angedeutet.

Robert Menasse zum Geburtstag und neunter “Nano-Tag”

Ich habe ja am neunten November am Tag der Novemberprogrome und des Falls der Berliner Mauer, der Fabrikant Palmers wurde an diesem Tag, glaube ich, auch entführt. Es ist der neunundsechzisgte und der erste seit zwei Jahren, der wieder halbwegs normal gefeiert werden kann. Denn die zwei letzten fanden in Lockdownzeiten statt. Da kann ich mich erinnern, daß ich vor zwei Jahren eine Bücherschranktour gemacht habe und dann voll bepackt zurückgekommen ist, wo die Anna und die Lia zum Essen gekommen sind und vor zwei Jahren, da gab es dann den Lockdown für Ungeimpfte, habe ich das auch nochmal wiederholt und am Abend sind dann die Ruth und die Doris Kloimstein gekommen und heute war ich mit dem Alfred im “Blaufisch”, ein griechisches Restaurant am Donaukanal, essen. Die Anna und die Lia sind gekommen und Bücher, die ich mir gewüncht habe, habe ich auch bekommen.

Doron Rabinovicis “Die Einstellung”, Juri Anduchowytschs “Radionacht” und vorher schon Rosmarie Waldrops “Pippins Tochters Taschentuch”

Danach ist der Alfred mit der Anna einkaufen gegangen, ich die Wohnung zurück um meinen Mittagsschlaf zu halten und ein bißchen beim “Nanowrimo” weiterzuschreiben, das ich ja wieder sehr eifrig betreibe und schon 27034 Worte, über zweiundfünfzig Seiten und einundzwanzig Szenen habe. Meine Leser könnten wissen, daß das ein kritisches Stadium ist, denn da waren meine letzten Bücher schon fertig. Neim “Nano” habe ich noch zwanzig Tage Zeit und brauche noch über zwanzigtausend Worte und diesmal habe ich ja vor die Handlung voranzutreiben.

Obwohl gar so viele Einfälle habe ich da noch nicht. Derzeit war die Flora Faun mit der Hanja im Konzert bei Paul Hofbauer und Jürgen hat Flora versprochen Mortimer Morris, mit dem sie sich ja in Abwesenheit unterhält, zu besuchen. Da hat er inzwischen die Adresse des Enkelsohns gefunden, der in London Jus studiert und zu Silvester soll Paul Hofbauer wieder mit seiner Familie nach Wien kommen und im Musikverein gastieren und Flora hat vor kurzem ihre Freundin Friederike am Naschmarkt getroffen.

Das ist es, Sense aus oder wäre es wahrscheinlich unter normalen Umständen. Die Flora fliegt mit Jürgen, seiner Mutter und mit Hanja zum Konzert in Coventgarden oder Mortimer Morris kommt nach Wien. Jürgen versöhnt sich mit seinem Vater und Flora ist nicht mehr einsam. Aber von den tausend und einem Buch wurden erst sieben erzählt und das hat sich bis jetzt auch nicht so entwickelt, wie ich es eigentlich plante.

Also brauche ich noch ein paar Wendungen, beziehungsweise Spannungsbögen, bis ich bei fünzigtausend oder sogar mehr Worte bin, denn ich habe ja noch zwanzig Tage Zeit. Also der Friederike Neumann eine Stimme geben, der Eleonore Hofbauer auch und noch mehr Bücher und Bilderzählungen.

Davon bin ich ja abgekommen und da war die Ursprungsidee, den Büchern eine Stimme geben und daraus die Handlung entwickeln. Mal sehen, wie es wird. Ich werde darüber berichten und vor ein paar Tagen hat mich der Alfred gefragt, ob ich mit ihm am Abend zum “Thalia” zu Robert Menasses “Erweiterung”, das Buch das ja auf der österreichischen Buchpreisliste steht, gehen will?

Wollte ich, obwohl ich eigentlich nicht so gern zu Lesungen gehen, wenn ich ich das Buch lesen werde und lese ich mich ja jetzt durch die Öst, bin gerade bei “Maremma”, dann kommt schon der Markus Grundtner und dann der Menasse, der deutsche Buchpreisträger von 2016, von dem ich das E-Pub habe. Aber für meinen Geburtstag, das Fest, das es diesmal wahrscheinlich etwas anders gibt, findet erst am Freitag statt, brauche ich ein Abendprogramm.

Also seit Jahren wieder einmal zu einer “Thalia-Lesung” auf die Mariahilferstraße gegangen, der vor kurzem umgebaut wurde und der 1954 geborene Robert Menasse ist auch ein begnadeter Erzähler und EU-Experte und die “Erweiterung” könnte die Fortsetzung der “Hauptstadt” sein, wo ein Schwein durch Brüssel läuft. Also wieder ein Eu-Roman und hier beginnt es, glaube ich, in Wien im Weltmuseum, wo es den Helm mit dem Ziegenkopf des albanischen National- oder Europahelden Skanderberg gibt und den schauen sich einmal ein paar internationale Besucher an. Das war der Prolog. Dann hat Robert Menasse den Inhalt erzählt und die Besucher zum Klatschen aufgefordert, bevor es nach Albanien und dessen Präsidenten ging, denn Albanien will in die EU. Der französische Präsidentent Macron war dagegen und so wird eine franhzösische Journalistin empfangen und lächerlich gemacht und zwei polnische Brüder gibt es auch und weil der Alfred ja alle Bücher kauft, habe ich mir von ihm das Print schenken lassen, weil ich Printbücher obwohl sich auch die anderen lesen lassen, lieber habe.

Das werde ich demnächst lesen und jetzt noch einen Praxistag und dann das Fest und Wochenende in Wien, wo wir auch ins Filmcasino gehen könnten, weil dort ein Jelinek-Film präsentiert wird. Das Poster dazu hat der Alfred schon gekauft.

Trottel

Das sechzehnte Longlistund das vierte Shortlistbuch des heurigen dBps und ich muß sagen, ich hätte “Trottel” des 1951 in Prag geborenen Jan Faktor den Vorzug gegenüber “Blutbuch” gegeben.

Beides sind sprach sehr ungewöhnliche experimentelle Bücher, beide Autofiktion und mich, die ich ja nur zwei Jahre jünger, als Jan Faktor bin, gebe dessen Memoir mehr den Vorzug, als einem Buch von dem ich nicht sicher bin, ob es sich nicht vielleicht um eine Modeerscheinung handelt, obwohl es sprachlich durchaus eindrucksvoll und ungewöhnlich war.

“Trottel” ein sehr ungewöhnlicher Titel über den ich Anfangs auch stolperte und nicht recht wußte, wie ich es einordnen soll. Es wurde in der Rezension auch öfter als Schelmenroman bezeichnet, diesen Eindruck kann ich mich nicht anschließen und eigentlich auch nicht so recht verstehen, wieso ihn einige Buchblogger abgebrochen und davon gesprochen und geschrieben haben, wieso das Buch sie nervte.

Das kann ich auch nicht bestätigen, obwohl auch ich über einige Stellen drüber gelesen habe, denn da wird ja wirklich über über den Krautgarten des Lebens des Autors geschrieben, der, wie ich mir vorstellen könnte, wirklich mit dem Stil experimentierte, um aufzufallen und bei den vielen Bücherbergen etwas Besonderes zu bieten.

Es geht, um das Leben von Jan Faktor und da wundert es mich wirklich, daß am Buchbeginn “Es handelt sich bei dem Buch um ein fiktionales Werk. Namen, Figuren, Orte und Vorkommnisse sind entweder Erfindungen des Autors oder werden fiktiv verwandt. Alle Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen, Örtlichkeiten, lebenden oder toten Personen wären gänzlich zufällig.”

Ob diese Sätze vom Autor oder Verlag stammen, weiß ich nicht. Blättert man aber in Jan Faktors Lebenslauf nach, findet man wahrscheinlich viele Ähnlichkeiten und Zufälle und das Buch ist auch in Ich-Form geschrieben und genervt haben die Buchblogger wohl auch die zweihundertsechzig Fußnoten, in die man sich beim E-Book aber leicht klicken kann und, daß er wirklich von hundersten ins tausensten kommt und sich dabei und das finde ich sehr originell noch Schreibanweisungen gibt oder erzählt, was sein Lektor, seine Großmutter, seine Frau von seinem Schreiben hält.

Das buch ist auch seiner Frau gewidmet. Jedenfalls steht am Beginn der Dank an sie und, daß sie es vielleicht nicht lesen konnte und dann geht er, was die Blogger auch störte, manchmal äußerst ambivalent mit ihr um und beschwert sich beispielsweise darüber, daß sie nicht nur anspruchsvolle Literatur, sondern auch Krimis liest oder verschlingt und das Berührendste an dem Buch ist sicher auch der Selbstbmord des Sohnes, der mit dreiunddreißig Jahren vom Dach des Hauses sprang und deshalb die Eltern auch in eine starke Krise und in den Gebrauch von Psychopharmaka, die er sehr ausführlich beschreibt, stürzte.

Es beginnt aber und das hat mich auch anfangs irritiert, mit der Beschreibung von Käse, den man nicht essen soll und den Unterschied zwischen Prager Weinstuben und Bierkneipen erklärt. Richtig, Jan Faktor wurde in Prag geboren, studierte dort auf Anraten der Großmutter, zu der er offenbar eine liebevolle Bezieung hatte, Informatik, brach das dann ab und fuhr für eine Armeebäckerei die Waren aus, denn im kommunistischen Prag mußte man ja arbeiteten und wurde verhaftet, wenn man das nicht tat.

Später kam er in die DDR. Hat sich dort verheiratet und beschreibt dann das Leben am Prenzlauerberg, bezieht sich auf seinen Sohn, den er mehrmals, als sehr schön beschreibt und dessen Absturz in eine Schizophrenie und ich habe, glaube ich, ein gutes Buch gelesen und das Schelmische daran ist wohl dabei, daß er er sich gleichzeitig über die Schulter schaut und sein Schreiben kommentiert oder kritisiert.

Die Blogger haben das als Distanzierung von dem eigentlichen Thema, der Traueraufarbeitung, bezeichnet. Kann sein, kann aber auch sein, daß Jan Faktor ein so routinierter Schreiber ist, daß er das gar nicht nötig hatte. Ich stelle mir aber schon die Frage, wie persönlich das Schreiben sein kann oder soll, denn wenn man diese persönlichen Details den Lektoren und der Öffentlichkeit preisgibt, ist man sehr verletzlich. Das zeigen auch die Rezensionen.

Wie geschrieben, bis jetzt würde ich in “Trottel” obwohl mir der Titel nicht sehr gefällt und er mir zu augenhzwinkernd ironisch ist, “Blutbuch” vorziehen. Mal sehen, was die Literaturgeschichte dazu sagen und die Zukunft weisen wird und ich werde weiterlesen. Warten doch noch vier deutsche Buchpreisbücher auf mich und vor allem “Spitzweg”, das ich als letztes lesen werde, wurde sehr gelobt.

Österreichische Debutpreislesung und dritter Nanowrimo-Tag

Den österreichischen Buchpreis gibt es ja seit 2016o und da ist immer eine Shortlist Debut angehängt, die aus drei Titel besteht und ein paar Wochen vor der Preisverleihung in der AK -Biblithek, wo der Karli ,der beste Freund vom Alfred bis zu seiner Pensionierung Bibliothekar war, vorgestellt werden. Die letzten zwei Jahre habe ich mir das nur bei Stream gegeben.

Aber heuer ist alles wieder normal, obwohl man sich “unbedingt anmelden mußte” und meine Leser wissen es, ich lese gerade Buch neunzehn des dBps und von der Öst habe ich bisher drei Titel gelesen..

“Atemhaut” und die Zwei die auch auf der dBp standen und von den drei Debuts hatte ich, ganz ehrlich, keine Ahung. Sie wurden nicht bei den O-Tönen vorgestellt und richtig, stimmt nicht ganz von Lena Mairie Biertimpel, 1995 geboren und Absolventin der “Sprachkunsts ““Luftpolster” habe ich schon etwas gehört. Die beiden anderen Bücher waren mir aber bisher unbekannt und ich werde erst im November zum Lesen der Bücher kommen, von denen ich eines in Printform , die anderen als E-Pub bekommen habe.

Also wieder in die Arbeiterkammerbücherbibliothek gewandert und da war alles, fast wie sonst. Die Leseprobenbüchlein lagen auf. Die Angela war da, der Josef ist erst später gekommen und sonst, glaube ich, viele Sprahckunststudenten, denn die drei jungen Frauen, die nominiert waren, haben, glaube ich, die alle absolviert.

Alle drei sind in den Neunzigerjahren geboren und Florian Baranji, der Moderator, der wahrscheinlich auch in diesem Jahrzehnt geboren wurde versuchte auch die drei, alle sehr expimentellen Texte und das war sehr interessant, auf eine Mlleinuim-Generation herunterzubrechen.

Aber Sigmund Freud hat die Psychoanalyse erfunden und richtig, die Klimakatastophe und das Transgendern wurde erst in diesen Jhren entdeckt, geht aber alle an. Also auch eine, die nächste Woche neunundsechzig wird, obwohl sie binäre Personen, gan ehrlich, für eine Modeerscheinung hält, aber sich mit den drei Debuts beschäftigen und da wurde zuerst der Gedichtband, der 1995 in Oberhausen geborenen Sirka Elspaß “ich föhne mir meine Wimpern” vorgestellt und das war eine Überraschung, nämlich ein tolles Buch.

Bin gespannt, ob es den Preis gewinnt. Warten wir es ab. Die Einladung zur Preisverleihung ist ja inzwischen zu mir gekommen und dann kam die 1991 in Hamburg geborene Lena Marie Biertimpel von der ich schon etwas gehört habe mit ihrem “Luftpolster” ein experimenteller Psychiatrieroman. Sehr spannend, wie auch das Debut, der 1992 geborenen Anna Maria Stadler, eine bildende Künstlerin, die einen Roman über Touristen in der Toskana, bziehungsweise über den Ort “Maremma” dort geschrieben hat.

Florian Baranyi erwähnte in der Diskussion, die nach der Lesung stattfand, daß alle drei Bücher sehr experimentell wären.

Dann gab es eine Diskussion über die Sprache, über die Musik und die bildenden Kunstwerke, die den Büchern zu Grunde lagen. Es gab die Diskussion über die Millemiums-Generation und die Frage, was das überhaupt ist und dann das Buffet mit Wein und Brötchen und ein großes Tonstudio. Denn die Veranstaltung wurde ja gestreamt.

Ich habe mich mit dem Josef und der Angela unterhalten. Dann kam noch ein junger Bibliothekar dazu und über mein “Nano-Projekt” kann ich auch noch berichten, habe ich da ja heute auch

zwei Szenen geschrieben.

Halte da also bei fünf Szenen, siebzehn Seiten und 7916 Worten und bin, obwohl ich sicherlich nicht experimentell schreibe und dem inhalt gegenüber der Sprachkunst den Vorzu gebe, sehr damit zufireden.

Mal sehen, wie es weitergeht. Ih bin gespannt und würde auch gere wissen, wer den Debutpreis bekommt?

Ich würde mir da, obohl ich noch keines der Bücher gelesen habe, auf Sirka Elspaß tippen oder mir ihren Lyrikband dafür wünschen.

Kangal

Jetzt kommt Buch vierzehn der deutschen Longlist, langsam, langsam werde ich fertig und es ist das zweite Buch das von einer jungen Deutsch-Türkin geschrieben wurde, das auch auf der Bloggerdebutliste steht “Kangal” von der 1990 in Frankfurt geborenen Anna Yeliz Schentke, die offenbar eine türkische Mutter hat und sie zeigt eine mir bisher eher unbekannte Perspektive auf, beschäftigt sie sich nämlich nicht mit dem ehemaligen Gastarbeiterleben und seinen Schwierigkeiten, sondern beschreibt das Leben der jungen kritischen Türken in Istanbul nach dem Putsch von 2016, obwohl sie, wie am Klappentext steht, seit 2015 nicht mehr in Istanbul gewesen ist.

Sie schildert in kurzen knappen Passagen das Leben von drei Protagonisten. Da gibt es Dilek, Tekin und Ayla, die abwechseln ihre Stimmen heben und das Buch beginnt, damit, daß Dilek Istanbul verläßt und nach Frankfurt zu ihrer Cousine Ayla flieht, denn eine ihrer Freudninnen ist verhaftet worden und so fürchtet sie, die sich im Netz “Kangal1210” nennt, daß ihr das Gleiche passieren könnte.

Ihr Freund Tekin bleibt zurück und wußte gar nichts von ihrer Ausreise und hat in Folge Schwierigkeiten Kontakt mit ihr aufzunehmen, da sie ihr Profil gesperrt hat. So sucht er befreundete Anwälte auf, um sich zu erkundigen, ob Dilek auf der Verhaftungsliste steht und Ayla ihre Cousine, lebt in Deutschland ein ähnliches Leben, wie es vielleicht Fatma Özdemir schildert.

Es beginnt, daß sie ihren Mann Yusuf verläßt, weil er sie geschlagen hat, obwohl ihre Mutter ihr davon abrät, denn das tut eine gute Türkin nicht. Ayla hat auch gegen den Willen ihrer Eltern studiert, die eigentlich wollten, daß sie in ihrem Lebensmittelhandeln arbeitet und Dilek und Alyas Mütter haben sich zerstritten.

Alyas Mutter war die von Dilek zu progressiv. Ihr gefiel es auch nicht, daß Dilek mit Tekin unverheiratet zusammenlebt.Jetzt ziehen die beiden Frauen zusammen und ich fand es sehr interessant einmal etwas von den jungen progressiven Türkinnen und ihren Schwierigkeiten, die sie in Istanbul haben, wenn sie politisch tätig sind, zu hören.

Ein spannendes, dünnes Büchlein, das leicht und schnell zu lesen ist und da kann ich auch anführen, daß ich das letzte Drittel in der Buchhandlung “Morawa” gelesen hatte. Da bin ich nämlich nach dem kulturpolitischen Arbeitskreis und der GAV-Neuerscheinungslesung gegangen, habe es aus dem Regal genommen, weil es nicht auf den Bücherstapeltischen gelegen ist. Ich kann es aber sehr empfehlen und finde es aus den schon erwähnten Gründen vielleicht sogar interessanter als “Dschinns”, denn dessen Inhalt war mir von meinen Beschäftigungen mit Gastarbeitern schon bekannt, während ich seit 1987 nicht mehr in Istanbul gewesen bin und das politische Geschehen dort auch nicht wirklich mitgekommen habe.