Aufruhr der Meerestiere

Schon Buch achtzehn des heurigen dBps, der zweite Roman, der 1992 in Graz geborenen Marie Gamilkscheg, die jetzt in Berlin lebt und von deren “Alles was glänzt”, das beim öst Debut gewann, ich bei Lesungen nicht so begeistert war, was sich dann als ich es gelesen habe, änderte.

Jetzt ist der Unterschied zwischen dem Gehörten und Gelesen nicht so groß und von dem Buch habe ich bevor ich zum Lesen kam auch schon viel gehört.

Das erste Mal glaube ich auf dem blauen Sofa in Leipzig, dann wurde es glaube ich in der “Gesellschaft” besprochen und bei “Nachhallendes Nachhaltiges”, wurde es auch präsentiert und da kam man natürlich darüber spekulieren, was das Nachhaltige an dem Buch ist und wie es zu dem “Literatur im Herbst” Thema passt, aber der war ja überhapt sehr vielschichtig variabel oder schwammig und bei dem neuen Buch geht es, glaube ich, um eine Coming of age Geschichte oder um die Midlifekrise einer Einunddreißigjährigen, denn das ist die Meeresbiologin Luise. Die stammt aus Graz arbeitet, aber an der Uni in Kiel, bzw. forscht sie an der Meereswalnuß, das ist eine offenbar sehr gefährliche Quallenart und da werden jetzt die Parallelen gezogen und Naturliteratur ist ja, wie ich auch im “Odeon” merkte, derzeit sehr in.

Luise, die einen Freund namens Juri hat, beruflich offenbar sehr erfolgreich ist, die junge Wissenschaftlerin des Jahres, mit einer Neurodermitis und einer Eßstörung, die gezeigt, nicht beschrieben wird und die bekommt jetzt den Auftrag ihre Forschung im Tierpark von Graz vorzustellen und für zwei Wochen dort hinzureisen, denn der ist sehr berühmt und sein Direktor Rainer Schilling, war mit seiner Tiersendung im Fernsehen offenbar das Idol ihrer Jugend.

Die Beziehung zu ihrer Familie scheint nicht so gut zu sein, insbesondere, die zum Vater ist sehr schwierig, wie ich überall hörte und sie zieht auch in die Wohnung des Vaters ein. Der ist aber, obwohl er Toastbrot für sie besorgte und ihr den Schlüsselcode bekannt gab, nicht anwesend. Bei einem Kongreß in Wien, wie er ihr sagte. Er war Biologielehrer. Der Bruder, der in Nürnberg lebt, sagt ihr aber, der Vater ist bei ihm, weil er einen Herzinfarkt hatte.

Der Vater ist also abwesend und so reflektiert Luise über ihre Kindheit und ihr Leben. Da gibt es einige Geheimnisse. Im Tierpark wird ihr eine Jahreskarte und eine Fankappe überreicht. Da wird sie von einer Frau Popeschka betreut, muß einen Vortrag halten und wird interviewt. Den Direktor bekommt sie auch erst spät zu Gesicht, da bietet er ihr an, im Tierpark eine Forschungsstelle zu übernehmen, denn das soll in dem Zoo, der eine afrikanische Zone, ein südamerikanisches Restaurant und eine Vorarlberger Stube hat, die von dort importier wurde, errichtet werden und so hasten wir durch das Buch.

Ein Wochenende mit einer ehemaligen Schulkollein Leo, Luise wird von ihr und der Mutter Luis genannt, auf einer Hütte gibt es auch und am Schluß kommt der Vater zurück und das Weitere kann man sich ausmalen.

Eine Stelle hat mich besonders fasziniert, die ich zitieren will:

“Vor der Tür passierte ein Montag, als wäre das Wochenende nie gewesen. Die Stadt berichtete weiter munter vor sich hin. Erzählte von den grossen und kleinen Schandtaten, die grossen im Ausland, die kleinen im Inland, im Ausland gab es Kriege, Waldbrände, Menschen, die mit Reformen warben, Menschen, die mit Reformen drohten, und auch in Brüssel, Washington, und Kairo schienen sich die Menschen weiter uneinig zu sein, im Inand gab es eine ausgebüchste Pythonschlange, die sich in der Klomuschel versteckte und einem Mann mittleren Alters in den Hoden biss, einen Geisterfahrer auf der A2, es gab auch ein Gespräch zwischen einen berühmten Schriftsteller und einem berühmten Dirigenten, die sich getroffen hatten, um über alles zu reden, wirklich alles, es gab den Auftakt der Skisaison mit Schnee-, Wetter- und Touristenprognosen.”

Scheinbar hochaktuell, aber dann wieder sehr unverbindlich. Kein Wort von Corona, Krieg und Wirtschaftskrisen, obwohl das Buchwahrscheinlich in Corona-Zeitengeschrieben sein dürfte.

Das ist vielleicht das Besondere am Schreiben der Marie Gamillscheg, die von Katja Gasser am “Blauen Sofa”, als eine der interessantesten jungen österreichischen Schriftstellerinnen bezeichnet wurde.

Auf die österreichische Buchpreisliste ist das Buch aber nicht gekommen.

Zu den Elefanten

Bei Buch fünf des deutschen Buchpreises handelt es sich um den berühmten “Midlifekrisen-Roman”, denn Held Theo, des mir bisher unbekannten, 1975 in Graz geborenen Peter Karoshi, ist vierzig, Kulturwissenschaftler oder Hstoriker, wie sein Autor und beginnt seinTagebuch Anfang Juli zu schreiben. Da hat er sich mit seiner Frau Anna, einer Biologin und dem neunjährigen Sohn Moritz, in ihr Sommerhaus in dem Sazlburger Ort Sonseit zurückgezogen, beobachget eine Bachstelze und merkt,das etwas schiefl äuft und er hier nicht den ganhen Sommer verbringen kann.

So bricht er nach einigen Tagen, während Anna mit dem Auto wieder nach Wien zurückgefahren ist, mit dem Sohn zu einer historischen Reise auf. Denn ebenfalls im sechzehntenJahrhundert,wie bei Franzobel ist Kaiser Maximilian mit dem Elefanten Solomon von Genua nach Wien aufgebrochen. Wasliegt näher,als das umgekehrt zu machen und alle Elefanten Gasthäuser und Hotels abzuklappern? DerSohn will zwar in einem Zelt schlafen. So wird das besorgt und einen Blog, der Theo viele Follower bringt,die seine Reise verfolgen ,gibt es, sehrmodern, auch.

Auf der “Buchpreis-Seite” gibt es wieder Videos, wo die Autoren in zwei Minuten ihre Bücher vorstellen und erklären, was da passiert und da erzählt Peter Karoshi, daß die Reise zu der sie aufbrechen sehr surreal wird.

Wenn man erst am Anfang des Lesens ist, klingt das überraschend, denn bis dahin war es ein eher philosophischer Bericht. Der Kulturwissenschaftler ist in der Krise. In der Ehe scheint etwas nichtzu stimmen. Er überdenkt sein Leben und betrachtet die Natur. Da gibt es sehr schöne Beschreibungen und ich dachte wieder, das ist doch kein Roman, sondern ein sehr genau beschriebener philosophischer Krisenbericht und richtig, Novelle steht auf dem Buch.

Also wäre es auch kein Kanditat für den Buchpreis, der ja den besten Roman sucht und ich hatte mir vorher auch noch das Gespräch zwischen Katja Gasser und Peter Karoshi im Netz angesehen, wo der sehr sympathisch wirkende Autor erklärt, daß er sein zweites Buch sehr konstruiert hat und einen solchen Roman schreiben wollte.

“Was?”,dachte ich da.

“Was kann man da konzipieren?”

Aber kaum geht die Reise los, passieren viele Mißgeschicke. Sie machen auch, wie ich zuerst dachte, keine Fußreise, sondern nehmen Bus und Bahn, geraten da gleich in eine Unterbrechung, müßen flüchten, schlafen dann in einem Hotel in Salzburg, in der Nähe des Ferienhauses, worüber sich Anna zu der es telefonischen Kontakt gibt, wundert. Dann geht es über den Brenner, hier verschwinden Sohn und Zelt. Erverschweigt das Anna und beschließt dem Sohn von dem, er annimmt, daß er schon vorausreist nach. Besucht die jeweiligen Elefantenhotels in Bozen und Brixen. Kommt dort auch ins Spital. Später wird er in einem anderen Hotel schon erkannt. Er hat ja viele Followers, die seine Reise verfolgen. Es erwartet ihn eine Marie. Es kommt zu einer Schlägerei und zur Verdächtigung sie ermordet zu haben. Er reist weiter mit Bus oder LKWs, überquert Autobahnen, rettet Frauen nach Unfälle und ritzt Elefanten in Felsenzeichnungen.

Snd das die Phantasien eines frustierten Wissenschaftlers, der zuhause siebentausend Bücher hat,die er nach Verlagen reiht, aber sonst nichts erleb? Und richtig, seinen Sohn findet er auch wieder. Nur hat der dann schon einen Vollbart. Anna erwartet die Beiden am Hauptbahnho fin Wien und am Ende liegt er im Bett des Sommerhauses, resumiert wieder über sein Leben, während Sohn Moritz mit Enkel Kuke einkaufen geht

Uch muß sagen, daß er ein guter Vater ist. Für einen Moment bin ich unendlich stolz und zufrieden!”,lauten die letztenSätze und ich muß sagen ein ungewöhnlich geschriebes Buch zu einem schon sehr abgelutschten Thema, das ich ohne die Nominierung wahrscheinlich nie kennengelernt hätte, obwohl Peter Karoshi, wie ich ergooglet habe, in Wien lebt.

Traumrakete

Jetzt kommt das neue Buch, der 1963 geborenen Ruth Cerha, Tochter des Komponisten, von der ich schon zwei Bücher “Zehntelbrüder” und “Bora” gelesen habe und von der ich das erste Mal auf der “Rund um die Burg-Veranstaltung-neu” etwas hörte.

“Zehntelbrüder” ist so weit ich mich erinnern kann, ein Patchworkroman, ähnlich wie die, die Elfriede Hammerl schreibt, “Bora” eine Kroatiengeschichte und ich würde wahrscheinlich übertreiben oder hochstapeln, wenn ich ähnlich wie “Claire-Klara-Clarisse” schreiben würde, denn ich weiß schon, ich spiele ja leider in einer ganz anderen literarischen Liga und “Traumrakelte” von dem ich nur begeisterte Rezensionen gelesenhabe, die ich ganz erhlich nicht ganz nachvollziehen konnte, obwohl es kein schlechtes Buch ist, wahrlich nicht, liegt irgendwo dazwischen und es ist und das ist vielleicht interessant, ein Buch, in dem die männliche Midlifekrise wieder von einer Frau erzählt wird.

Da habe ich ja im Sommer viele von Männern geschriebenen gelesen und wenn wir schon bei der Frage sind, was ein gutes Buch ausmacht, daß es berühren muß, natürlich und was Neues noch nie dagewesen enthalten muß, dann kann ich das letztere nicht finden, denn ich denke eher, Ruth Cerha hat da die verschiedensten gängigen Themen durcheinandergeworfen, aus jedem Dorf einen Hund genommen und dann das Ganze irgendwie hintereinander aufgezählt, so daß ich meinen würde, es fehlt eigentlich der straff komponierte Plot und natürlich ja, etwas Neues gibt es, es geht über das Träumen und ist eigentlich ein Sachbuch über das luzide Träumen mit Handlung erzählt.

Um was geht es also? Um eine Wiener Mittelschichtfamilie? Nein, eigentlich nicht, denn Dave, der Sohn einer Österreicherin, die vor den Nazis nach N Y flüchten mußte und sich dort verheiratet hat, wurde in Amerika geboren und ist die ersten sechs Jahre in der großen Stadt aufgewachsen, dann mit der Mutter nach Wien gekommen und hat hier ebenfalls eine Amerikanerin, Janet, eine erfolgreiche Chirurgin geheiratet.

Die Beiden, er ist ein nicht so erfolgreicher Musiklehrer und, wie geschrieben wird, schwer depressiv, von Alpträumen geplagt, die er mit seinem Therapeuten bespricht, haben drei Kinder.

Max, der ein Elitegymnasium besucht und kurz vor der Matura aussteigt, Mel die Pubertierende von der eigentlich nur erzählt wird, daß sie gut in Mathe ist und Nobbs oder Noah, der sechsjährige, der in der Welt seines Raumschiffes beziehungsweise, der Traumrakete lebt und zu seinem Vater eine sehr gute Beziehung hat.

Der von seinen Schülerin frustriert, ist eigentlich ein guter Vater und die Kinder sind erstaunlich vernünftig, gelassen und cool und das zähle ich eigentlich zu den Stärken des Romans, träumt ständig von Frauen mit und ohne Kopf, vergräbt Leichen, wird gejagt und Janet, die erfolgreiche, versteht wahrscheinlich nicht warum er sich so aufführt.

Er hat auch eine schlechte Beziehung zu seinem Vater James. Warum,  wurde mir nicht ganz klar, wahrscheinlich habe ich  beim Lesen nicht so aufgepasst, was auch etwas schwierig war, weil ständig Träume von realen Episoden, sich im Buch abwechseln.

Die ehe der Beiden ist schlecht. Er träumt von anderen Frauen und spricht mit seinem Therapeuten darüber und einmal weckt Janet ihm auch auf, weil er im Schlaf Orgasmusgeräusche von sich gibt.

Harter Tobock eigentlich, aber das ist es auch, als Janet ihm mitteilt, daß sie sich scheiden lassen wird, weil sie einen anderen Mann kennengelernt hat. Sie teilen dann sachlich die Kinder unter sich auf. Das heißt, Mel verbringt das nächste Jahr ohnehin in Amerika. Max zieht zu einem Freund und Dave wird mit Nobbs in eine kleinere Wohnung ziehen.

Da ist er aber gerade erst von seinem Osterurlaub zurückgekommen, den er in New York bei seinem Onkel Biull einem Vietnamverteranen, der 1972 mit einem Bein und blind aus dem Krieg zurückkam und ihm von seiner Schwester erzählt, die während er Vienam war, sich mit Herorin den Todesschuß setzte.

Sie ist die Frau, die Dave am Anfang des Buches in seinem Traum vergraben hat, von deren Existenz er aber nichts wußte und nachdem er zurückgekommen ist, unterbricht er seine Unterrrichtsstunde und erzählt den frustrierten Schüler, statt, wie vorgesehen von der Instrumentenkunde von New York und gibt ihnen die Aufgabe in der nächsten Woche die Straßenmusiker in der U-Bahn zu filmen, was sogar den alten Direktor begeistert.

Aus jedem Dorf ein Jund, Dave kommt aus einer jüdischen Familie. Sein Nachbar Hamid ist ein Syrier und Max ist von den Zuständen in Traiskirchen, das Buch spielt Ende 2014 Anfangs 2015 bis zum Sommer, beeindruckt und beschließt den flüchtlingen zu helfen. Die Familie wohnt in Döbling, Max besucht ein Elitegymnasium also doch das Mittelschichtleben, das wahrscheinlich auch Ruth Cerha erlebte, von der ich in Mareike Fallwickls Blog, deren Buch, als nächstes bei mir dran ist, gelesen habe, daß sie den Roman haußtsächlich in New York geschrieben habe und die “Amazon-Leser” schwärmen sämtlich oder einige von ihnen von den tollen New York Schilderungen, die in dem Buch enthalten sind.

Nun ich war auch einmal vierzehn  Tage in New York und war von der Stadt, die sich inzwischen sicher verändert hat, begeistert und etwas, was mich gestört hat, sind daß ganze Passagen in dem Buch in Englisch sind.

Ein Mittelschichtroman also mit allen Themen, die die Mittelschichtleserinnen wahrscheinlich interessieren und die ihnen bekannt vorkommen, obwohl ich den Sachbuchtext von dem luziden Träumen ganz ehrlich eher langweilig empfand, aber von einigen der schon beschriebenen Stellen, durchaus beeindruckt war.

Koslik ist krank

Weiter gehts mit einem Debut, obwohl ich meine Empfehlung für den Blogger-Debutpreis schon abgegeben habe und “Koslik ist krank”, der 1990 in Berlin geborenen Julia Rothenberg auch nicht auf der Shortlist gestanden ist.

Wir bleiben im Krankenhaus, aber hier wird kein Thriller abgewickelt, sondern wieder einmal, diesmal von einer sehr jungen Frau , die Midlifekrisis eines Mannes und für die immer unken, daß ich so fürchterlich schlecht schreibe, ja ich hätte mit Siebenundzwanzig keinen solchen Roman schreiben können, obwoh man hier zuerst auch denken könnte, daß da  nichts passiert.

Interessant ist noch das Cover des in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen Buches, ein grauer Umschlag mit einer kleinen Tür und einem kleinen weißen Gang.

Koslik ist krank, es sind bei dem Erwachsenenbildener Mitte vierzig Schlaganfallsymptome aufgetreten, so daß er sich im Krankenhaus befindet und Untersuchungen auf ihn warten.

Erst will er noch um zwölf in seinen Deutschkurs, aber “Den sagen Sie besser ab!”, sagt die Pflegekriaft und Koslik befindet sich in einem Zimmer mit einem Mitpatienten, der ständig vor sich hinröchelt und als er die Station erlassen will, hält ihn die Kraft am Stützpunkt wegen der dann nicht mehr geltenden Versicherung auf.

“Bleiben Sie noch ein paar Tage, wir machen noch ein paar Untersuchungen!”, sagt der Arzt und die ziehen sich hin, so ruft er seine Schwester an, daß sie ihm ein paar Sachen bringt, die verständigt seine Mutter, aber mit der hat er ein schlechtes Verhältnis und im Aufenthaltsraum triff er  noch auf einen ehemaligen Studienkollegen Frank, den er auch nicht sehen will, denn der hat ihm einmal seine Freundin und auch einen Job weggeschnappt, hat aber jetzt MS mit schlechter Verlaufsform und es geht ihm eigentlich nicht gut.

Weil Koslik aber noch gehen kann, wird er in einen anderen Krankenhausteil, die Geschichte spielt in Freiburg, ein ehemaliges Hotel verlegt, das alle loben, weil es viel schöner ist, obwohl man vom Fenster nur auf einen Parkplatz und auf einen Aldi sehen kann.

Als Koslik zu einer Untersuchung ins Haupthaus muß, darf er alleine zurückgehen. Er versäumt auch ständig das Essen und verliert immer mehr die Orientierung, beziehungsweise wird er in sein Leben und in das, was noch nicht bewältigt ist zurückgeworfen.

Eine esoterische Mitpatientin verwirrt ihn  mit ihrer Krankengeschichte, seine Exfreundin Marlies, die Frank besuchen kommt, nennt ihn aggressiv,  sein Zimmernachbar Bude verschwindet plötzlich und Schwester Natascha darf ihm natürlich keine Auskunft geben.

Dann bekommt er doch einen Termin für das Herzecho, wird im Aufwachraum ein wenig vergessen, der Pfleger wartet aber schon mit den Entlassungspapieren, denn in einem Krankenhaus muß alles ruckizucki gehen und so wird Koslik, der eigentlich gar nicht bleiben wollte, wieder entlassen und kennt sich in seiner Welt nicht mehr aus.

“Koslik schaut auf den Busfahrplan und fragt sich, was er jetzut tun soll. Rauschend dehnt sich vor ihm nach links und rechts die Straße, und über ihm schwebt grau der himmel. Er weiß nichts von dieser Welt.”

Wenn mir auch einiges in diesem Debut nicht ganz logisch und auch nicht ganz ausgeführt erscheint, ist es doch verblüffend, wie präzise eine so junge Frau über die Midlifekrise-Sorgen eines Mannes, der fast ihr Vater sein könnte erzählt.

Der Krankenhausalltag erscheint mir auch sehr eindringlich beschrieben. Ein interessantes Debut also, das nicht auf die Bloggershortlist gekommen ist, aber gut daraufgepasst hätte und interessant ist auch, daß die Frankfurter Verlagsanstalt in auch ein Buch von einer jungen Frauen mit dem Titel “Walter Nowak bleibt liegen” herausgab, wo ja auch von einem Mann am Boden, der sein Leben durchgeht.

FanniPold

Nun ist der zweite Roman, der vorjährigen “Alpha-Preisträgerin” Karin Peschka, aus dem ich schon ein bißchen im “MUSA” und dann bei der Vorstellung in der “Alten Schmiede” etwas hörte, doch zu mir gekommen und ich muß sagen, er ist sehr interessant und gekonnt geschrieben.

Fast ein bißchen spannender als das Debut aus dem Nachkriegs-Wien der Neunzehnhundertfünfzigerjahre, weil es den Miff einer oberösterreichischen Kleinstadt perfekt beschreibt.

Ich glaube mich zu erinnern, daß Karin Peschka im “MUSA” sagte, daß sie sehr viel von dem beschriebenen, selbst erlebt habe, ist sie ja eine oberösterreichische Wirtstochter und die Fanni, die da mit dem Poldi nach einem mißglückten Tandemflug, beziehungsweise nach einer im wahrsten Sinn des Wortes haarsträubenden Harakiri-Aktion, in den Bäumen hängt, ist eine mittelalte Verkäuferin im Supermarkt der kleinen Stadt, wo die Geschäfte langsam sterben, ein neues Einkaufszentrum aber gebaut werden soll.

Sie ist verheiratet mit Bernhard, einem Bauernsohn, hat zwei Kinder und ist unzufrieden, denn sich nur jeden Mittwoch Abend mit den drei Freundinnen, bei Mario in der Pizzeria auf einen Salat zu treffen und sich sonst über ihren Chef zu ärgern, ist ihr zu wenig.

Es gibt aber auch einen jährlicher Ausflug der Freundinnen und der muß geplant werden, Grado oder Venedig?

“Sag, Fanni, deine Meinung?”, aber die spielt nicht mit und sagt stattdessen, sie habe Krebs.

Das löst eine Lawine von Hilfsbereitschaft, Adressen von Wunderheilern und Psychotherapeuten landen in Fannis Manteltasche, aber auch eine von Gerüchten aus und obwohl alle das Schweigen versprechen, weiß es bald der ganze Ort.

Fanni wird inzwschen zur Rebellin, schleudert Steine gegen ehemalige Trafiken, die jetzt als Kunstinstallationen genutzt werden und wird von einer alten Geschirrhändlerin, schnell in ihr Geschäft gezerrt.

Und während das alles, ganz genau mit Angabe von Datum und Ort des Geschehens erzählt wird, gibt es immer wieder die Szenen im Wald, wo Fanni mit dem Podl, einen Baumstamm in der Brust blutend am Baum hängt und keine Hilfe will.

Das Handy und die Perücke fallen auf den Boden und die Hilfe der Kurdin oder Inderin Nergis, die beherzt hinaufgeklettert kommt oder die des Lehrings Kreshnik, der auf Weisung seines Vaters etwas Nützliches in der Feuerwehrjugend tut, damit er nicht in den Kosovo abgeschoben werden kann, wird verweigert und langsam, ganz langsam wird man in den Bann des Buches gezogen und erkennt seine Dramaturgie und rafninierte Gestaltung, während am Anfang vieles Rätesel blieb oder unlogisch erschien.

Aber so soll es ja bei einem guten Roman sein und das öde Kleinstadtleben der sterbenden Stadt und das einer frustrierten Verkäuferin wird auf einmal sehr phantastisch und absurd geschildert.

Ameisen krabbeln in das Herz und über den Körper und gibt es wirklich einen Herzkrebs ersten oder zweiten Grades?

Ich habe nicht nachgegoolet und brauche das auch nicht, weiß nur, daß Panikattacken, wie auf Seite 267 steht, keine Psychose sind, aber das wird die Sozialarbeiterin, die aus der Wirtstochter wurde, auch wissen und zur Hebung der Spannung dient es allemal.

Ein Buch zum Nachdenken und Berühren lassen, in dem auch sehr viel Aktuelles steht, die Flüchtlingssituation, das Sterben der ländlichen Gemeiden, ja und ein Beispiel muß ich noch erwähnen, obwohl Karin Peschka, wie ich aus der ersten Besprechung weiß, nicht viel vom Spoilern hält.

Aber der Klatsch in den Kleinstädten ist ja unerbittlich und sieht jemand die halbwüchsige Tochter in das Auto eines älteren Mannes mit Wiener Kennzeichen steigen, der sie küßt und ihr Zigaretten überreicht, wird die Mutter schnell in die Sprechstunde der Frau Porfessor zitiert. Mmit der Tochter, die dann die Schokoladezigarettenpackung aus der Tasche zieht und der Mutter erzählt, daß die vom Onkel Hans seien und die Mutter erzählt, der erstaunten Lehrerin, daß der ihr Bruder ist und die Begrüßungsküßchen unter Verwandten zumindestens in unserer Gegen immer noch erlaubt und kein Fall für den Psychologen oder gar das Jugendamt.

Und FanniPold schreibt man als Ergänung für alle Rechtschreibfanatiker zusammen, weil das die Tandemsituation am Baum ausdrücken will, das habe ich auch erst nachher kapiert und in meinem “MUSA-Bericht” noch falsch geschrieben.