In den Wäldern des menschlichen Herzens

Der 1974 in Potsdam geborenen Antje Ravic Strubel, die 2001 beim Bachmannpreis gewonnen hat, hat mit dem, wie am Cover steht, Episodenroman “In den Wäldern des menschlichen Herzens” einen Reigen des einundzwanzigsten Jahrhunderts geschrieben, wo es hauptsächlich um Frauenbeziehungen geht, aber auch eine Transgender Person, was der Grund auch war, weshalb ich das Buch anfragte und gelegentlich ein Mann, spielen eine Rolle.

Der Schausplatz ist die moderne globalisierte Welt, wo wir ja so leicht von einem Kontintent in den anderen fliegen und auch unsere Wohnort wechseln, also von Berlin nach Amerika oder nach Schweden ziehen, weshalb die Umwelt verschmutzt, so daß man sich dann auch in die modernen Naturoasen,  wie in die Wüsten bei L.A oder in die schwedischen und norwegischen Fjorde zum Kanufahren und Marathonlaufen begibt, wo man sich vor den Mückenschwärmen schützen muß.

Katja, Rene, Leigh, Faye, Emily, Helen, Sara etcetera spielen eine Rolle und flattern in wechselnden Beziehungen durch die Kapiteln, in denen man nach und nach eine Handlung erkennt.

Ich habe das ja in den “Dreizehn Kapitel”, wo es nicht um Sex geht, auch einmal versucht, jetzt weiß ich, daß das “Episodenroman” heißt und Sex spielt in den Episoden eine große Rolle. Es geht um Sex und um menschliche Beziehungen, allerdings in einer viel moderenen Art (no na), als bei Arthur Schnitzer, obwohl es ein Weihnachtskapitel gibt, das mich an seinen “Anatol” erinnerte.

Also, Katja und Rene fahren zum Kanaufahren nach Schweden und Katja gesteht der Journalistin, die ein Crossover zwischen einem Reiseführer und einem Reiseroman mit fiktiven Elementen schreiben will, daß ihr die Beziehung mit ihr keinen Spaß mehr macht, so läßt sie “Katjuscha” zurück und im nächsten Kapitel sind wir in Kalifornien, wo Emily, mit Leigh, der einmal ein Mädchen war, in die Wüste fährt und dort verschwindet.

Sie taucht dann etwas später in Hiddensee, in Deutschland auf, wo sie kellnert und noch nicht so gut Deutsch spricht, daß sie Kinder, die Quallen quälen zurechtweisen könnte.

Sie ist die Tochter von reichen Eltern, die ihr Geld mit dem Verkauf an Wasserrechten verdienen, als sie das anprangert, wird sie entführt und in der Wüste ausgesetzt. In der Bar in der sie in Deutschland arbeitet, lernt sie Rene kennen, übersetzt ihr Buch und stellt es mit ihr in Manhatten bei einem Übersetzerkongreß vor.

Es soll auch groß, allerdings in einer anderen Übersetzung, herauskommten, was zur Beziehungskrise zwischen ihr und Rene führt und die gibt es bei zwischen Faith, Emilys Freundin, die einmal mit Leigh in die Wüste fuhr, um nach Emily zu suchen, sich jetzt aber in Schweden in einer Dreierbeziehung vorfindet, auch und am eindrucksvoll- skurillsten fand ich die Sznene, wo Helen, das ist eine Frau aus dieser Dreierbeziehung, nach Berlin fliegen will, am Flughafen aber eine Frau sieht, die nach Münschen will. Sie ändert ihren Plan, folgt ihr ins Hotel, das sie sich eigentlich nicht leisten kann und wird von der Rezeptionistin angerufen, die ihr sagt, daß sie die Polzei rufen will, weil unten in der Lobby eine verrückte Alte eine Party feiern will. Sie geht dann hinunter, um sich an den Freigetränken zu bedienen.

Am Schluß wird es ein wenig unverständlich, denn da fährt eine “sie” mit einem Katt durch Mecklenburg, Vorpommern, ein alter Mann rennt in ihr Auto, niemand der Alten in dem Dorf hilft ihm, denn in der DDR hat man die Unbequemen dorthin ausgesetzt und die Erzählerin entdeckt in Katts Aufzeichnungen, den Namen “Katjuscha” und die Beschreibung “Es ging um Sex. Sex in Hotels, auf Felsen, in Bars, nüchtern, drastisch, verliebt” und der Reigen hat sich geschlossen.

Ich habe Antje Ravic Strubel, wie schon erwähnt durch ihren Text beim Bachmannpreis kennengelernt, die ich mir damals, glaube ic,h noch ausdruckte und nachlas und dann 2003 oder vier oder fünf, als es in der “Buchlandung” die Ein-Euro Bücher gab, einiges von ihr entdeckt und auch gelesen, aber wie ich mich erinnern kann, eher unverständlich gefunden.

Jetzt habe ich vor ein paar Tagen “Tupolew 134” von ihr im Schrank gefunden.

“Kältere Schichten” war 2007 für den “Leipziger Buchpreis” nominiert, mit “Sturz der Tage in der Nacht” ist sie 2011 auf der  LL des “Deutschen Buchpreises” gestanden.

Jetzt habe ich sie in Leipzig auf dem “blauen Sofa gehört, wo sie sagte, daß wir immer noch sehr wenig Ahnung über die verschiednenen Beziehungsformen haben und beispielsweise, Transsex mit Transgender verwechseln, was aber, wenn ich  John Irving richtig verstanden habe, eine Veränderung der Sprache ist, so daß man heute zu dem, was früher Transsex war, heute politisch korrekt Transgender sagt.

Und verändert hat sich, wie das Buch deutlich zeigt, auch sonst sehr viel.

Wir kommen

“Marja ist nicht tot. Wenn Marja gestorben wäre, hätte sie mir doch davor Bescheid gesagt. Solche Dinge haben wir immer abgesprochen.”

So beginnt der Debutroman einer Vierundzwanzigjährigen, von der Joachim Lottmann am Buchrücken schreibt “Endlich eine neue Stimme in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur”.

“Amazon” sieht das vielleicht ein bißchen anders,  denn da gibts sowohl fünf, als auch ein Stern-Rezensionen, die mit den fünf sind zwar in der Mehrzahl, aber “Heiliger Moses, wie  belanglos ist dieser Text!” oder “wie öde und schlecht Trash Literatur sein kann, beweist Ronja von Rönne mit diesen Buch unerbittlich”, schreiben die Ein Stern Befürworter und ich habe mich, ich gestehe es, auf dieses Buch sehr gefreut, denn ich habe ja etwas über für Debutromane von sehr jungen Frauen, die bald schon meine Enkeltöchter sein könnten und verfolge, den Werdegang, der jungen Berlinerin, seit sie im vorigen Jahr für das Bachmannlesen eingeladen wurde.

Da habe ich dann auf ihren Blog zuerst etwas, wie man am Schnellsten sein Haustier umbringt, gelesen und dann, daß sie den Feminismus hasse und er sie anekeln würde.

Das Erstere hat außer mir, glaube ich, niemanden aufgeregt, das Zweitere hat  einen Shitstorm angeregt und beim Bachmannlesen ist sie nicht gut weggekommen. Popliteratur wurde er genannt und das man, was da so  von der jungen Frau mit dem braven blauen Kleid mit weißen Kragen vor sich hingeschnoddrert wurde, längst schon gehört hat.

Mir hat der Text aber gefallen und nachdem ich dann noch irgenwie in die “Aufbau-Bloggerkartei” geraten bin, habe ich das Buch, jetzt lesen können, auf das sich Tobias Nazemi glaube ich auch schon sehr freute, hat er doch zwei Monate vor Erscheinen auf ihren Blogtext, “So ist Schreiben” hingewiesen und ihr auch den dritten seiner “Leserbriefe” gewidmet.

Jetzt bin ich gespannt, wie es ihm, ich glaube, einem Fünzigjährigen, der sich in dem Brief  als “Altherren-Groupie” bezeichnete, gefallen hat und ich bin, glaube ich, zweigeteilt. Das heißt, auf der ersten Hälfte sehr begeistert, später ist dann das Streichholz, das auf dem gelb blauen Cover zu sehen ist, irgendwie erloschen und irgendwo bei den Rezensionen habe ich auch gelesen, daß die Geschichte keinen Plot hat.

Da war ich noch auf der ersten Hälfte und hätte dem nicht zugestimmt, obwohl ich mir auch da, ähnlich wie Tobias Nazemi, bei Valerie Fritsch, schon sehr viele, wenn auch nicht unbedingt schöne, aber doch in ihrer lapidaren Grausamkeit und Härte höchst beeindruckende Sätze angestrichen habe.

Der oben zitierte Buchanfang gehört dazu und dann hat die Verhaltenstherapeutin, die sich wahrscheinlich schon seit Ronja von Rönne auf der Welt ist mit Panikatacken beschäftigt, kurz geglaubt, die jetzt wirklich begriffen zu haben. “Und plötzlich wurde ich nachts von einer Panik geweckt, die nichts mit der Anbgst zu tun hat, die man von Klausuren kennt, einer Panik, die mir jedesmal das Gefühl gibt, gleich zu ersticken, nur dass das Ersticken nie eintritt, die Angst davor aber stundenlang anhält, bis man schließlich mit einer Plastiktüte nachhelfen will.”

Das ist es, was mich wahrscheinlich auch begeistert, dieser, wie Lottmann es nennt “schnoddriger Ton”, wo ich mir aber nur nicht sicher war, ob der jetzt authentisch mit der Autorin ist, denn das würde ich ihr nicht wünschen, das sie das Leben so erlebt, wie sie es beschreibt. Wenn er aber, was ihr zu wünschen wäre,  erfunden wäre, wären die Leser verarscht worden und das ist es wahrscheinlich auch, was gegen sie polemisiert und die junge Frau kämpft trotzig schnoddrig gegen die Geister an, die sie selbst herbeigerufen hat, damit sie mit dreiundzwanzig in Klagenfurt lesen kann und mit vierundzwanzig bei “Aufbau” erscheint…

Aber das muß man auch erst können und Ronja von Rönne kann es so zu schreiben, daß einem die Luft wegbleibt, ob der Grausamkeit dieses Lebens, auch wenn ich sie bei einigen Plattheiten erwischte, die ihr bestimmt nicht selber eingefallen sind, wie das  Kind, das nie redet und dann plötzlich fragt, wieso kein Zucker im Kakao wäre und der erstaunten Menge, wieso es das jetzt plötzlich täte, antwortet, das der bisher immer vorhanden war!

Das ist ein Witz, den ich in der Stottererberatung manchmal erzähle. Ronja von Rönne legt ihn in anderen Worten der kleinen Emma-Lou in den Mund, aber schön der Reihe nach, um auch hier zu spoilern.

Da ist Nora, vielleicht so alt, wie die Autorin, ich würde sie mir älter vorstellen, sie ist Regisseurin in irgendeiner Fersehedokushow, wo sie mit dicken Frauen oder so, einkaufen gehen soll, aber jetzt sucht sie Maja, ihre Freundin aus den Kindertagen, an deren Tod sie nicht glauben kann. Vielleicht bekommt sie deshalb, die Panikattacken und geht aus diesen Grund zum Therapeuten. Der fährt aber bald auf Urlaub und drückt ihr daher ein blau gelbes Heft mit einem brennenden Streichholz, genau wie das Cover des Buches, auf diese Idee muß man erst kommen, in die Hand und sagt, sie soll alles aufschreiben (damit er sich die weitere Therapie erspart).

Sie tut das auch und so können wir jetzt “Wir kommen” lesen und uns darüber streiten, ob es  einen oder fünf Sterne verdient, beziehungsweise vielleicht gar mittelmäßig ist?

Nora lebt jedenfalls in einer Vierergemeinschaft oder sie hat mit Karl gelebt, dann ist aber Leonie mit ihrer schweigsamen Tochter Emma-Lou dahergekommen,  Karl ist mir ihr im Schlafzimmer verschwunden und hat Nora vielleicht vorher noch zugerufen, daß sie das locker sehen soll. Auch da habe ich wahrscheinlich einen bedeutungsschweren Satz notiert und an den Partnertausch der wilden Siebzigerjahre, als Ronja von Rönne noch nicht auf der Welt war und an die Mühl-Kommune gedacht.

Es taucht aber auch ein Jonas auf und mit dem freundet Nora sich dann an, obwohl der gar nicht so viel von ihr zu halten scheint und sich seltsamerweise mehr, um die schweigsame Fünfjährige kümmert.

Leonie ist Ernährungsberaterin, die ihren Kopf schon mal an Wände schlägt, Jonas Graphiker, Karl Sachbuchautor, der eine Sekte gründen will. Er hat aber auch ein Haus am Meer und dorthin fahren nun die vier. Karl schlägt vor, daß alle ihre Handys und Laptops in eine Mülltüte schmeißen sollen, behält aber den seinen, Jonas dreht deshalb durch und verläßt  mit Enmma-Lou die Villa und Nora tut das auch mit Karls Auto und fährt in das Dorf, in dem sie mit Maja aufgewachsen ist und erinnert sich an ihre Kindertage, wo sich die beiden Mädchen vor Kaufhhofparkplätzen herumtrieben, beziehungsweise auf den Autodächern der einkaufenden Frauen herumsprangen und wenn die sich beschwerten und die Polizei holten, fing Maja zu kreischen an und wimmerte “Die Frau da, die Frau da, hat uns bedroht, wir haben uns nicht hinuntergetraut. Sie hat gesagt, sie will uns streicheln, und wir sollen mit ihr mitfahren und ob wir  Kaubonbons wollen!”

Maja, die Tochter einer Alkoholikerin, während Nora eher aus einer “stinknormalen” Familie zu stammen scheint, tut das auch bei Männern so, wenn, die sich weigern, ihr das was sie begehrt, zu kaufen und Ronja von Rönne hat uns wieder einmal  demonstriert, wie mächtig Kinder sind und wie sehr die kleinen Lolitas, die Erwachsenen quälen können, die aber natürlich höchstwahrscheinlich auch überfordert sind.

Es gibt auch eine Schildkröte, um die sich Nora kümmern soll und sie mit in das Strandhaus schleppt und tagelang nicht bemerkt, daß sie schon gestorben ist. Erst Jonas, der sich mit der kleinen Emma-Lou, die, wir wir allmählich begreifen, nicht von ihm mißbraucht wird, sondern seine Tochter ist, die falsche Idylle verlassen will, macht sie darauf aufmerksam und so fährt Nora noch einmal mit Karls Auto weg und setzt sich  mit einem Becher Kafee in eine Autobahngaststädte, um zu schreiben und zu schreiben und vielleicht doch zu kapieren, daß Maja sich nicht mehr melden wird und ihre Kindheit vorüber ist…

Richtig, Plot, das habe ich im zweiten Teil begriffen, gibt es wahrscheinlich keinen und auch nichts, was wir von der Jeunesse dore, des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts nicht schon gehört hätten, aber Ronja von Rönne, das hat sich bestätigt, kann schreiben.

Sie kann sich wahrscheinlich auch sehr inszenieren. Es bleibt nur zu hoffen, daß sie nicht wirklich, ein Streichholz ist, das an zwei Enden brennt und ich bin mir jetzt nicht sicher, ob das eine Metapher aus ihrem Buch oder aus dem von Emily Waltons über Scott Fitzgeralds Sommer 1926 an der Cote d` Azur ist, wo auch wilde Strandparties gefeiert wurden und die Überforderung, wenn auch anders, genauso stark war.

Zu hoffen, bleibt auch, daß die junge Frau damit im Herbst auf die LL kommt, denn dann hätte ich ein Buch weniger zu lesen…

Teufelsbruck

Nun geht es wieder zur Literatur, nämlich zu der 1940 in Essen geborenen Brigitte Kronauer, die 2005 den Büchner Preis bekam und die mir seit sie 2009 mit “Zwei schwarze Jäger” auf der LL des dBp stand, ein Begriff ist, 2013 habe ich sie dann mit ihren “Gewäsch und Gewimmel” auf der”Buch-Wien” kennengelernt und ihren 2000 erschienenen Roman “Teufesbrück” einmal in den Schränken gefunden und mir beim Lesen wieder nicht sehr leicht getan, obwohl das manchmal schwer Verständliche sehr sehr poetische ist und die, die mich kennen, wissen, daß ich mir mit Andrea Winklers und Richard Obermayrs schönen Sätzen oder bösartiger ausgedrückt “Wortgeschwafel” manchmal schwer tue und mehr Realistik einfordere und ich glaube fast, bei Brigitte Kronauer wurde ich hier fündig, obwohl es eine sehr sehr phantastische Liebesgeschichte ist, die da auf über fünfhundert Seiten erzählt wird und ich, bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, bei “Amazon” nachgegooglet habe,  leicht abgeschreckt werden und denken können, schon wieder so ein Buch, das Tobias Nazemi in die Wüste schmeißt oder eine Kürzung um die Hälfte empfiehlt, hat da doch jemand eine Zitatsammlung zusammengestellt, wo auch einige Stilblüten und die Frage “Auch nichts verstanden?”, enthalten ist.

Wenn man zu den Buc beschreibungen geht, schaut das natürlich anders aus, schärmt da doch der große MRR “Brigitte Kronauer ist die beste Prosa schreibende Frau der Republik” und ein bißchen stimme ich ihm zu, obwohl ich mir beim Lesen schwer getan habe, relativ lange brauchte und die ersten Male mich auch dabei erwischte, mehr an mein “Paul und Paula” als an Maria Frauenlob, Zara Johanna Zoern, Leo Ribbat und Wolf Specht zu denken, macht es einen die Autorin oder soll ich sagen Dichterin nicht gerade leicht und ich mir auch öfter dachte, eine Kürzung wäre da recht gut, denn Brigitte Kronauer kommt vom Hundersten ins Millonste, ob sie beim Schreiben wohl schon daran dachte, daß sie einen ihrer späteren Romane “Gewäsch und Gewimmel” nennen wird? Denn so könnte man das fast bezeichnen, was da die Schmuckdesignerin Maria Frauenlob in neun und keinen Abend erzählt.

Sie wohnt in Hamburg und geht daher ins EEZ, Elbe-Einkaufszentrum habe ich mir zusammengereimt und stößt dort mit einem Paar zusammen, besser sie stürzt in den Mann, Leo Ribbat und ist dahin, die beiden haben ein Haus im “Alten Land”, das ist ein offenbar berühmteGegend an der Elbe und man kommt mit der Fähre über “Teufelsbruck” dahin.  Dörte Hansen ist vor kurzer Zeit mit einem gleichnamigen Roman berühmt geworden.

Eine Schuhräuberin, ein junges Mädchen taucht auf und Zara Johanna Zoern, Leo Ribbats Begleiterin hat im alten Land eine berühmte Schuhsammlung und lädt die Ich-Erzählerin dorthin ein.

Dort gibt es Vogelvolieren, Papageien, Täubchen und läßt an Valerie Fritschs Garten denken, Feste werden gefeiert, wo junge schöne Kellner Täubchen auf Tabletts servieren, die dann davon fliegen und Maria Frauenlob, die Witwe, Mann und Kind hat sie verloren, verliebt sich in Leo Ribatt.

Zara wird als dämonische Übermutter geschildert und sie ist es auch, stellt sich heraus, später in einer schönen Schneelandschaft, als alle schon gestorben und alles aus ist, Maria die Geschichte erzählt.

Die hatte noch, das hätte ich jetzt fast vergessen, einen Liebhaber namens Wolf Specht, der ihr Briefe unter den Türschlitz schiebt, später einen Selbstmordversuch macht und von seiner Familie von ihr ferngehalten wird.

Vorher hat er ihr noch eine Sammlung von Selbstmordversuchen mit den entsprechenden Motiven geschickt. Eine Sophie, eineBuchhändlerin im EEZ und Tierpflegerin, die Zara bei den Vögeln und ihren Büchern hilft, gibt es auch und viele schöne Geschichten, die manchmal nicht sehr verständlich sind, manchmal aber in schönen Worten von den Zuständen in diesem EEZ erzählt, die Geschäftleute wurde aufgefordert ihren Einzelhandel aufzugeben und waren dann, ehe sie sichs versahen auf Teufel komm raus, dem Konzern ausgeliefert. Ene alte Optikerin klagt, daß sie nicht arbeiten kann, weil sie ihren Kunden ja aufmerksam bedienen soll, wie soll sie das aber , wenn hinter dem, eine ganze Schlange Wartender steht und sie ungeduldig anstarrt. Eine alte Greisin, die in der Ecke eines Gasthauses kauert, und gelegentlich Ausflüge durch die Gegend macht und dann zurückgebracht werden muß, gibt es und und und

Eine spannende Geschichte, sehr poetisch, manchmal unverständlich und wohl auch zu lang, ein paar Stilblüten scheint es zu geben, aber auch sehr viele sehr schöne Wortneuschöpfungen.

Hier habe ich mir sehr viel angestrichen, sehr viel Symbolik. Tiere spielen eine große Rolle, es gibt auch Tiergedichte und ich habe jetzt das Gefühl mich eine bißchen in Hamburg, im Alten Land und im Elbe Einkaufszentrum auszukennen, obwohl es dort wahrscheinlich lange nicht so poetisch zugehen wird und eine Dichterin, die trotz allen Gewäsch und Gewimmels, eine wunderschöne poetische Sprache hat, kennengelernt, die einen in Bann ziehen kann und die ich und das könnte ich jetzt, wie Johannes Brahms  auf einen Fächer schreiben, leider nicht besitze, aber natürlich trotzdem weiterschreibe….

Der Dieb in der Nacht

Die 1984 geborene Katharina Hartwell, deren Debutroman “Das fremde Meer”, in einigen Blogs, als das beste Buch des Jahres bezeichnet wird, ist in ihrem zweiten, ein Gewinn aus “Buzzaldrins” Bücherkiste, ein beklemmender Gespensterroman gelungen, könnte man so schreiben.

Anklänge an E. T. A. Hofmann tauchen auf, schwarze Kleider, todblasse Gesichter, dänische Märchen und auch die dänische Tichterin Karen Blixen, die eine Gespenstergeschichte geschrieben hat.

Es geht aber um das einunzwanzigste Jahrhundert und um die brüchige Familienverhältnisse, derjenigen, die  Ende zwanzig sind, ein Studium abgeschlossen oder abgebrochen haben, auf ihre Dissertation warten, Cupcakes backen oder nach Prag fahren, um dort zu fotografieren und seltsame Begegnungen zu machen.

Es geht um Paul und um seinen Freund Felix, der vor zehn Jahren verschwunden ist, da er ist zur Tankstelle gegangen, um  Cola zu kaufen und nie mehr aufgetaucht.

Jetzt sitzt einer mit schwarzen Kleidern und fahlen Wangen in einer Prager Bar, schaut aus wie Felix, hat dasselbe Muttermal und die gleichen Bewegungen, aber schwarze Haare und ist es oder ist es trotzdem nicht.

Er sagt “Nein!”, denn er heißt Ira Blixen, das ist zwar ein Künstlername und ein Gedächtnis hat er ebenfalls nicht, denn er ist vor einigen Jahren aus der Moldau gefischt worden und kann sich an nichts mehr erinnern.

Nach anfänglichen Zögern folgt er Felix nach Berlin. Zuerst wurde aber ein Frau überfahren und Paul erkrankt auch an seltsamen Symptomen.

Blixen nistet sich bei ihm ein, macht ihn mit Wein betrunken und sucht auch Felix Schwester Louise auf, beziehungsweise trifft er sich mit ihr in einem Cafe. Paul ist empört, als er das erfährt und Louise war das auch empört, als sie Blixen das erste Mal gesehen hat.

Trotzdem gerät auch sie in seinen Bann, verläßt die WG in der sie wohnt, zieht zu Paul und Blixen, den sie bei mehreren Lügen ertappen. So schleicht er nachts aus der Wohnung und kann sich nicht daran erinnern. Es gibt auch eine beklemmende Szene in einem Wald, in den Louise joggen geht, sich vor einem schwarzen Hund fürchtet und dann Blixen mit diesen Hund vor der Haustür sieht, was er wieder bestreitet.

Das läßt an ein Gespenst und an einen Untoten denken. Der tote Felix ist zurückgekommen. Aber wahrscheinlich, weil Gespensterroma heutzutage kitschig oder nicht literarisch sind, wird das nicht weiter verfolgt, sondern löst sich, wie ich in einer Rezensione gelesen habe, “in der Realität auf”.

Vorher komm aber noch Agnes, Felix und Louises Mutter ins Spiel und wir erfahren, daß sich der junge Paul von seinen Eltern abgewandt und Felix Familie zugewandt hat. Er ist dort mehr als zu Hause gewesen. Der Familie auch in das Sommerhaus gefolgt, Agnes, Louise und Felix, denn der Vater Simon hat sich schon vorher verabschiedet.

Paul belauscht einmal, daß er von Blixen “Nimmersatt” genannt wird. Später nennt er ihn “Parasit”, bohrt also in Wunden und um das Geheimnis aufzuklären, bringen Paul und Louise ihn in das Landhaus, bedrohen ihn mit einem Messer, fesseln ihm am Sessel, doch als sie den Raum wieder betreten, steht er im Garten, winkt ihnen zu, beziehungsweise verschwindt er im Schatten.

In der Danksagung steht, daß die “Idee zu dem Roman durch die Dokumentation der “Blender”, der sich mit dem rätselhaften Verschwinden und vermeintlichen Wiederauftauchen des 13 jährigen Nicolas Barclay auseinandersetzt”, gekommen ist und es gibt sehr schöne Sätze, hat Katharina Hartwell ja in Leipzig studiert und sich am literarischen Colloquium in Berlin aufgehalten, beispielsweise die, die sich mit Weltuntergangsszenarien beschäftigen, von denen man ja auch auf der heurigen LL lesen konnte.

Kurt Palm hat sich in seinen “Besuchern”  auch ein bißchen mit Gespenstern beschäftigt und ich finde den “Dieb in der Nacht”,  als originellen Ansatz in der Literaturlandschaft, da ich E. T. Hofmann  sehr mag und ihn, als ich so alt oder jünger, als Katharina Hartwell war,  auch viel gelesen habe.

36,9

“Und es ist wahr, daß man bestimmte Bosheiten dem antut, den man liebt!”, hat der italienische Kommunist Antonio Gramsci an seine Frau Julia Schucht geschrieben und die 1982 in Bremen geborene Nora Bossong, seit diesem Sommer bekannt als Titelfigur in Nora Gomringers Bachmann-Siegertext hat über ihn einen Roman geschrieben und weil man im “Deutschen Literaturinstitut in Leipzig” wahrscheinlich lernt, daß man heutzutage nicht mehr linear und eins zu eins schreiben darf, heißt er auch nicht “Der Revolutionär” oder “Gramscis letztes Heft”, sondern 36,9 Grad, denn das ist seine oder offenbar, die Körpertemperatur bevor sie ins Fieber kippt.

Denn der 1891 in Sardinien geborene und 1937 in Rom gestorbene Gramsci war immer ein kränklicher Typ.

Kleingewachsen und mit einem Buckel, weil ein Dienstmädchen ihn als Kind  fallen ließ, so lernte er die Schucht-Schwestern und seine spätere Frau Julia auch in einem Sanatorium kennen und als er 1937 aus dem Gefängnis entlassen werden soll, erwischt ihn bald die Tuberkolose, so bleibt der dritten Schucht-Schwester Tanja nichts anderseres übrig, als die berühmten Gefängnishefte, die er während seiner Haft geschrieben hat, hinaus und nach Russland zu schmuggeln. Denn Gramsci war Kommunist, Herausgeber einer solchen Zeitschrift und Abgeordneter, als solcher kämpfte er gegen Mussolini, der ihn  verhaften ließ und die Schucht-Schwestern hat er in Moskau kennengelernt, die ältere Eugenia, war eine Vertraute Lenis und die Revolution in Moskau spielte in seinem Leben auch eine große Rolle, beziehungsweise Stalins Aufstieg, der dann  auch einiges säubern ließ.

So weit so gut, historisch verbürgt und spannend in einer Biografie oder Sachbuch darüber zu lesen, wenn aber eine deutsche Nachwuchsschriftstellerin darüber schreibt, werden die Fakten mit der Fiktion vermischt.

In diesem Fall kommt auch etwas sehr Poetisches heraus, denn Nora Bossong hat eine  schöne Sprache mit vielenNeuschöpfungen und weil man ja nicht so linear und ein zu eins schreiben darf, mischt sie  eine zweite Erzählebene hinein und da wird es, wie die einen sagen satirisch, peinlich könnte man es vielleicht auch ein bißchen nennen oder besser “lächerlich”, wie  ja ein großer Dichter das Leben nannte und sein Vorbild ist in der Figur des Antons Stövers zu spüren, der eine durch und durch negative Figur ist. Dem ganzen einen komischen Anstrich gibt, was ich ein bißchen schade finde, denn der Widerstand gegen das faschistische Italien und die hinausgeschmuggelten Briefe sind ja eine ernste Angelegenheit und Antonio Gramscis Leben, der seinen zweiten Sohn zum Beispiel nie gesehen hat, weil er im Gefängnis war und Julia mit ihren Kindern in Moskau lebte, war das sicher auch.

Dieser Anton Stöver ist aberm was Antonio Gramsci sicherlich nicht war, ein Looser durch und durch und dazu noch ein Zyniker, der sich sein Scheitern nicht eingestehen will,  von den Frauen oder von seiner Vorstellung bei ihnen zu landen besessen und so stolpert er durch Rom und das Leben und tritt in ein Fettnäpfchen nach dem anderen .

Er ist der Sohn einer politisch aktiven Achtundsechzigerin, selber eine Gramsci Forscherin, die ihren Sohn nicht mochte, dann zug er von Bremen nach Göttingen, um sich dort der Universitätslaufbahn hinzugeben, wurde aber nicht Professor, so schreibt er alles in einer Zeitung, um sich damit einen großbürgerlichen Lebensstil  zu leisten. Die Mami muß dem Söhnchen unter die Arme greifen, seine Ehe mit Hedda geht schief, er betrügt sie auch mit allen Frauen und ist sehr gemein zu ihr, trotzdem wird er von einem alten Professor nach Rom gerufen, denn er soll dort nach dem letzten verschwundnen Gefängnisheft fahnden.

Die Zeit drängt meint der Professor, der nach Alter richt und eine seltsame Haushälterin in seiner mit Bücher überfüllten Wohnung hat, trotzdem läßt sich Stöver Zeit und tut eigentlich nichts anderes, als einer Frau nachzulaufen, der er ständig überall begegnet, im Gramsci Institut, in der russischen Botschaft, etcetera und die er Tatjana nennt, andere Erscheinungen hat er auch, bis ihm Hedda nach Hause ruft.

Söhnchen ist krank, er steigt aber aus dem Taxi aus, folgt Tatjana in ihre Wohnung, beziehungswweise wird er von einer Frau angesprochen und in ein Zimmer geführt und dort sitzt er dann mit seinem Koffer und nimmt das verschollene Heft heraus.

In abwechselnden Kapiteln werden diese zwei Ebenen erzählt und in dem Stöver Teil geht es noch in seine Vergangenheit in Göttingen, wo er seine Frau betrügt und dann zu seinen Visonen, die er in Rom erlebt und es ist ein sehr poetischer Roman entstanden, der zwar auch nicht auf der Longlist stand, man hat aber ein  schönes Stück Gegenwartsliteratur von einer neuen frischen Stimme gelesen, ob es einen Gramsci Forscher weiterbringt, weiß ich nicht und auch nicht, ob sich die Erfreuer einer poetischen Sprache  unbedingt für einen Kommunisten und seine Beziehung zu den drei Schucht Schwestern interessieren.

Für mich war mein Gewinn bei Mara Gieses “Herbstgeraschel-Gewinnspiel” aber sehr interessant, denn so habe ich die Gelegenheit mich auch jenseits der LL in die 2015 Neuerscheinungen ein bißchen einzulesen und habe Nora Bossong, ich gebe es zu, durch Nora Gomringers Text kennengelernt und da könnte man auch ein kleines Namesspiel daraus machen, denn es gibt noch ein eher experimentelles Buch von dem Autorenteam David Ender und Jack Hauser namens  “Hembert Nora” “entdeckt, belichtet, entwickelt, fixiert und montiert zwischen Juni 1991 und Juli 1996” und in der “Edtion Selene” erschienen, das ich einmal beim Flohmarkt der “Gesellschaft für Literatur” fand und das ich dann eine Zeitlang mit Nora Gomringer verwechselte, wie mir das mit meiner leicht legasthenen Art, wie ich immer sage, manchesmal passiert.

Sonntagskind oder Kriegsroman

Nachdem ich mir am Montag die Vergabe des “Deutschen Buchpreises” per Livestram angesehen habe, bin ich in die “Alte Schmiede” gegangen, weil da, um acht Jan Koneffke, seinen nicht auf LL gekommenen, neuen Roman “Ein Sonntagskind” vorstellte und von Jan Konnefke, der 1960 in Darmstadt geboren ist, habe ich ja “Paul Schatz im Uhrenkasten” gelesen.

Ein Buch also, das mich interessierte, Buzzaldrin hat es, glaube ich, auch bei ihren Bücherbergen liegen.

So habe ich das “Buchpreisbloggen” auf später aufgeschoben und war dann etwas erstaunt, die “Alte Schmiede” relativ leer zu finden.

Die Autogrammsammlerin war da, aber sonst eigentlich wenige Besucher, obwohl auf einigen Plätzen Reservierungsschildschen lagen. Aber vielleicht sind die meisten schon in Frankfurt und eine Dame, die von Erich Klein, dem Moderator einen Büchersack bekommen oder ihm übergeben hat, hat auch erwähnt, daß sie sich bald dorthin begibt.

Jan Konffeke war aber noch in Wien und wurde von Kurt Neumann eingeleitet.

“Das Sonntagskind” ist, wenn ich es recht verstanden habe, der dritte Teil einer Familiensaga, wo es um die Familie Kannmacher geht.

In diesem Buch geht es um Konrad Kannmacher, einem Philosophen und Lehrer, 1928 geboren, der von seinem Vater Ludwig in den Vierzigerjahren abgehalten wird, sich freiwillig in die SS zu melden.

Er kommt dann zur “gewöhnlichen Wehrmacht”, gerät dort in Schuld, sieht Erhängte auf den Bäumen baumeln, hat später viele Frauenerlebnisse, macht 1968 durch, beschäftigt sich mit Kant und sein Sohn Lukas findet eines Tages Briefe, die sich auf seine Kriegsvergangenheit beziehen.

Der ist der Erzähler und Jan Koneffke hat bei seinem Vater auch einen dreißigseitigen Brief über seine Kriegserlebnisse gefunden. Das war der Auslöser dem dritten Teil der Trilogie diese Wende zu geben, erzählte er Erich Klein im Gespräch, das sehr lang und ausführlich gewesen ist.

Geht es in dem ebenfalls sehr dicken Buch, um Schuld und Sühne und natürlich auch um die Söhne, die die Kriegsvergangenheit ihrer Väter entdecken.

Solche Romane gibt es, glaube ich, sehr viele und sie werden offensichtlich immer noch geschrieben.

Einen sehr berühmten hat Peter Henisch, wie Erich Klein auch erwähnte, geschrieben.

Ralf Rothmann, der sich nicht auf die Longlist setzen ließ, hat mit “Im Frühling sterben” einen anderen geschrieben und es war sicher sehr interessant, mich nach und vor meiner Buchpreisbeschäftigung, auch mit diesem Roman, der sonst vielleicht an mir vorbeigegangen wäre zu beschäftigen und bin gespannt, ob ich ihn einmal finden und lesen werde.

Wieso das Buch “Ein Sonntagskind” heißt, wird, wie Erich Klein verriet, auf Seite dreihundert verraten.

Der Autor hat diese Stelle auch gelesen, es hat, glaube ich, etwas mit einem Lungenschuß zu tun, den er im Feld bekommen hat.

3000 Euro

Nun kommt vorläufig die Besprechung des letzten Buches der 2014 Longlistennominierung und es ist auch das einzige von denen, die ich gelesen habe, die es auf die Shortlist schaffte, nänmlich Thomas Melles 3000 Euro, die Liebesgeschichte zwischen der Supermarktkassiererin Denise und dem ehemaligen Jus-Studenten Anton, die alle dreitausend Euro brauchen oder haben wollen und das mich wegen der sozialrealistischen Thematik, die ja nicht so oft auf der Long- oder Shortlist  zu finden ist und mit der sich die Literaturkritik meistens schwer tut, so sehr interessierte, daß ich es mir zu Weihnachten wünschte.

Thomas Melle, 1975 geboren, ist mit seinem Debutroman  “Sixster” den ich vor kurzem bei “Kuppitsch” um einen Euro aus der Abverkaufkiste zog, schon auf der Longlist gestanden.

Da ist also Anton, ehemaliger Jusstudent, psychisch oder emotional labil, wie die Sozialarbeiter sagen, der hatte einmal einen wilden Sommer, zuviel getrunken, offenbar auch manische Schübe, Kredite aufgenommen und dadurch jetzt einen Prozeß mit der deutschen Bank wegen dreitausend Euro. Eine Wohnung hat er nicht mehr, so lebt er im Obdachlosenheim und wird dort von einer Sozialarbeiterin betreut. Er hat auch eine Mutter, die ihn offenbar alleine aufgezogen hat, selber an depressiven Schüben litt, deshalb Elektroschock bekam, bei der hätte er zwar ein Zimmer, aber die Mutter Sohn-eziehung ist nicht so gut, daß er nur selten zu ihr geht, einmal tut er es sogar und will ihr da fast ihre alte Rolex klauen und versetzen, denn er braucht ja die dreitausend Euro für den Prozeß, der bald ansteht. Er hat auch einen Freund, der inzwischen Rechtsanwalt geworden ist, der steckt ihn in einen alten Anzug und wird ihn gemeinsam mit seiner Frau bei seinem Prozeß verteidigen. Vorerst muß er zu einem Gutachter, der angeblich für die Begutachtung, die dreitausend Euro bekommt, die ihm so fehlen, so sucht er in den Containern nach alten Flaschen und trägt sie  in dem Supermarkt zurückt, wo Denise an der Kasse sitzt, das ist eine Alleinerziehering, ihre sechsjährige Tochter, hat eine Wahrnehmungsstörung, wird deshalb erst später eingeschult und muß auch zur Ergotherapie und Denise hat offenbar, um die Haushaltskasse aufzubessern oder sich den Traum einer New York Reise zu erfüllen, vielleicht auch aus anderen Gründen, Pornofilme gedreht, wartet jetzt auf das Honorar, das sind ebenfalls dreitausend Euro, dreitausendzweihundert sogar und steht Ängst an der Kassa aus, das jemand sie erkennen könnte.

Es kommt aber Anton zuerst mit einer Billigpizza, den sie Stanley nennt, später kauft er, was ich nicht ganz nachvollziehen kann, Champagner, Lachs und Luxuspizza und lädt Desise zu einem gemeinsamen Mahl auf einer Parkbank ein, so kommt es zu einer vorsichtigen Beziehung zwischen den beiden, die damit endet, das Denise ihre drei Tausender doch bekommt, zur Gerichtsverhandlung geht, die mit einem Ausgleich endet und sich die dreitausend inzwischen wegen der Mahnspesen ect schon auf etwa zehntausendsechshundert verwandelt haben.

Sie denkt immer daran ihm das Geld oder einen Teil davon zu geben, tut es aber nicht, sondern fährt ein Jahr später mit ihrer Tochter dafür nach New York, ißt dort in dem Lokal von dem er ihr erzählte, Pizza und glaubt ihn zu sehen, obwohl sie ihn wahrscheinlich niemals wiedertrifft.

In kurzen abwechselnden Abschnitten wird von den Beiden und der Realität, der unteren Schichten des Lebens erzählt, Themen die mich ja sehr interessieren und die in der Literatur, wo es oft ja um das Abgehobene, die Sprachräusche und die Elfenbeintürme geht, nicht so oft vorkommen und toll, daß es das Buch, das natürlich zu vielen Spekulationen Anlaß gibt, auf die Shortlist schaffte, wofür Thomas Melle ja zweitausendfünfhundert Euro bekommen hat.

Ob er die einem Anton gegeben hätte?

Marlene Streeruwitz Heldin Nelia Fehn, die ja mit ihren “Nachkommen” 2014 ebenfalls auf der Longlist stand, hätte, wenn sie den Preis bekommen hätte, dafür die Operationen ihres griechischen Freundes, der auf einer Demonstration verletzt wurde, bezahlt. Die zweitausenfünfhundert Euro hat sie ihm, aber, glaube ich, nicht gegeben, vielleicht sogar selber nicht bekommen, denn ihr Verleger war ja, wie Marlene Streeruwitz aufzeigte, ein sehr geizig windiger und man sieht, dreitausend Euro sind für den einen sehr viel, für den anderen sehr wenig Geld. Was würden wir damit machen, wenn wir sie plötzlich bekämen und hätte Denise Anton aus seiner seelischen Labilität wirklich herausgeholfen, wenn sie ihm das Geld gegeben hätte und nicht nach New York gefahren wäre?

Thomas Melle hat den Charakter, glaube ich, so angelegt, daß das wahrscheinlich zu bezweifeln wäre und eine eins zu eins Liebesgeschichte, wo der Sohn dann auch noch zu seiner Mutter zurückzieht, wäre von der Kritik wahrscheinlich auch für kitschig erklärt und nicht nominiert worden.

Michael Ziegelwanger einer der Nominierten hat im Vorjahr vorgeschlagen auf den Preis zu pfeifen, das Geld zu teilen und ein gemeinsames Picknick vor dem Römer zu verstalten, nur einer der Sls oder Lls hat, glaube ich, darauf geantwortet und im Falle des Gewinns ein paar Flaschen Wein dazu stiften wollen. Sten Nadolny hat es aber bei seinem Bachmannpreis, glaube ich, wirklich getan.

Von den 2014 Longlist Büchern habe ich inzwischen das von Martin Lechner “Kleine Kassa”, Charles Lewinskys “Kastelau”, Lukas Bärfuß “Koala” und Marlene Streeruwitz “Nachkommen” gelesen.

Michael Köhlmeiers “Zwei Herren am Strand” habe ich vor kurzem im Strand gefunden und steht noch auf meiner Leseliste.

Michael Ziegelwanger und Antonio Fian habe ich bei Lesungen aus ihren nominierten Büchern gehört, ebenso wie Sasa Stanisic “Vor dem Fest” und Matthias Nawrat hat aus seinen “Unternehmern” glaube ich in Klagenfurt gelesen.

Die anderen Bücher sind mir nach wie vor mehr oder weniger unbekannt.

brennt

Weiter geht es mit dem “Deutschen Lesen” beziehungsweise den Büchern, vom “Augustin-Flohmarkt” 2012.

Da habe ich ja Sudabe Mohafez “brennt” gefunden, 2010 bei “Dumont” erschienen und daraus hat sie 2008 beim Bachmnannpreis gelesen, das ist der, den ich, wie immer zwischen meinen Stunden, es gab, glaube ich auch eine Fortbildung und wir waren mit der Anna essen, Angelika Reitzer und Clemens J. Setz haben aus Österreich gelesen, Tillmann Rammstedt, dessen Text ich in Buchform sehr sehr überhöht gefunden hat, hat gewonnen und ich habe in den Pausen bei Christiane von Zintzen und Hella Streicher nachgeschaut, was die darüber bloggen und mir dann bzw. dem Alfred, die Frage gestellt, ob ich auch bloggen kann?

Eine Antwort, die, wie ich fürchte, sehr umstritten ist, denn manche halten ja das “Literaturgeflüster” für das allerschlechteste was sie je gelesen haben, aber das sind sicher Spamer, die glauben, das man das im Internet so machen muß.

Sieben Jahre wird mein literarisches Manifest trotzdem demnächst alt und wahrscheinlich mit einer Lesung auf der Wiedner Hauptstraße gefeiert werden und Sudabeh Mohafezs Monolog einer Frau, die aus einem brennenden Haus gerettet wird, ihre Katzen an sich presst, den Feuermann, der sie rettet küssen will, etc, hat mich tief beeindruckt, so daß ich, glaube ich, bei dem ersten Publikumspreis, den es gab oder bei dem ich mitmachte, für sie gestimmt habe und später  von ihr hörte, weil ihr Blog, zu denen gehört, der von Christitiane Zintzen öfter erwähnt bzw. präsentiert wurde.

2012, das Buch also in den Augustin Flohmarktregalen gesehen und mich lange auf das Lesen des Romans, der 1963 in Teheran geborenen und in Stuttgart lebenden Autorin, die eine deutsche Mutter und einen iranisches Vater hat, gefreut.

Sie ist, wie ich dem Netz entnehme, auch als Pädagogin tätig, hat ein Frauenhaus geleitet und “brennt” ist, obwohl hochliterarrisch und in der Sprache sehr differenziert poetisch, wieder so etwas wie ein Krisenbewältigungsroman oder die Schilderung eines Traumas.

Jetzt würde ich zwar wieder behaupten, daß man, wenn das Haus brennt und man vom Feuermann die Leiter hinuntergeführt wird, keine Zeit hat, für poetisch hochstilisierte Sätze.

Aber was weiß man schon so genau, vielleicht ist man gerade dann hochpoetisch und stilistisch dicht? Interessant ist, daß ich ja einmal fast ertrunken wäre, mit sieben und mich da noch an einige Gedanken erinnern kann, die ich damals hatte und, daß mir Ruth Aspöck, als ich sie vorige Woche am Markt von St. Pölten traf, erzählte, daß es in ihrem Haus gebrannt hat und eine Gasexplosion gegegeben hat.

In dem Studio im Haus der Ich-Erzählerin tut es das auch, es gibt ein “Puff-Geräusch”, das sie hörte und das ihr, wie ihr der Feuermann später erklärte, das Leben rettete. So ruft sie ihre Katzen, gibt sich Ich-Befehle und sinniert ständig davon, den Feuermann zu küssen, während die Leiter hinuntersteigt, ihren Namen bekanntgeben soll, etc.

Später wird klar, das Feuer war gelegt, sie muß mit der Polizei und einem anderen Feuerwehrmann nochmals in die ausgebrannte Wohnung, um nachzusehen ob was fehlt, kann sich dann entscheiden, ob sie vorläufig zur Cousine oder ins Obdachlosenasyl will und beginnt einen Dialog mit imaginären Personen. Ein Lars, eine Pia und ein Hjartan kommen dabei vor, der das Feuer offenbar aus Rache legte.

Die Stimmen im Kopf, normal nach einer posttraumatischen Depression, wie der Hausarzt und die Cousine Klara sagen, solange sie nicht schädigende Befehle geben, die Psychotherapie und Psychopharmaka empfiehlt, verraten langsam, daß Mane, die Musikerin, deren Studio abbrannte, in Island bei einer Aufnahme in einem Leuchtturm war und sich dort offenbar in den Musiker Hjartan verliebte, das aber nicht zulassen wollte.

Der ist tot und hat den Brandt doch nicht gelegt, denn jetzt taucht der Feuerwehrmann Sebastian, den sie am Anfang küssen wollte oder küßte, wieder auf und erzählt von einer Nachbarin, die als Brandtstifterin verhaftet wurde.

Ein “Klangkind”, das vierjährige Nachbartöchterlein der Cousine, deren Mutter ständig im Bett liegt, weil sich der französische Vater, auch eine Art jemanden zu verlassen, erhängte und sich Coraline den Kopf gegen die Mauer blutig stößt und dann behauptet, die Wand wäre auf sie gefallen, dringt in Manes traumatisiertes Leben, die eigentlich gegen Dezember wieder ausziehen sollte, weil die Cousine dann die Wohnung braucht.

Das Leben geht weiter, die Musikerkollegen werden aufgesucht, Mane kann in der nächsten Zeit nicht mitmachen, weil Störgeräusche im Ohr und sie nachts wegen der Stimmen, den Flaschbacks und anderen nicht schlafen kann und manchmal bis fünfzehn Tropfen Baldrian braucht.

Ob sie die Stimmen noch hört?, will die gestrenge Cousine wissen, als ihr Mane von der Entführung der kleinen Coraline erzählt, der sie doch täglich Spielsachen kaufte, weil die depressive Mutter, die offenbar für Mane, die posttraumatische Depression erleidet, das nicht will oder kann.

Uje, zu weit gegangen, also schnell verneint, nicht mehr, seit sie mit dem Fahrrad zu Sebastians Häuschen fährt und Pia kichert laut und in dem Häuschen des Feuerwehrmannes trifft sie seinen Zwillingsbruder Fabi, nach einem Zeckenbiß behindert, er malt oder fotografiert aber schön und will das auch bei Mane tun und Sebastrian möchte wissen, was sie an Weihnachten vorhat?

Da gibt es einen Plan, eine Idee, nämlich nach Reykjavik zu  Hjartans Schwester fliegen, die mit einem Pfarrer verheiratet ist und das Grab besuchen, wo zwei Namen stehen, Hjartan und Tira.

Das ist das Kind, mit dem im Bauch, sie sich damals um zwei Uhr aus dem Krankenhaus gestohlen und mit einem Taxi zum Flugplatz gefahren ist.

Der Rest ist einfach oder schwer und im Nachhein stellt sich heraus, daß wieder einmal alles ganz anders, wie erwartet war.

Der Brandt, hat ihn jetzt die alte Nachbarin gelegt oder nicht, hat nicht die PTSD ausgelöst, sondern offenbar eine vier Jahre alte Starre zum Verschwinden gebracht, so daß das Leben weitergehen kann, mit dem Feuerwehrmann, den sie küssen wollte oder küßte.

Aber vielleicht habe ich mir das nur so interpretiert und man kann das Buch bei der Fülle des Materials, das es bietet, auch ganz anders lesen.

Gewalten

Weiter geht es mit dem deutschen bzw. dem Leipzig lesen, denn ich habe mir ja für unseren Leipzig Kurzausflug zu Utes Geburtstagsfest Clemens Meyer “Gewalten-ein Tagebuch” mitgenommen, ein Buch, das ich mir bei unserem letzten Deutschland Urlaub, der Donauradreise von Ulm nach Regensburg, vor ziemlich genau einem Monat, bei diesem “Thalia Abverkauf” in Ulm  um einen Euro kaufte, dann mit dem Rad nach Regenburg und mit dem Zug zuerst nach Würzburg und schließlich nach Wien transportierte und zuerst auf eine viel spätere Leseliste setzte, es dann aber vorgezogen habe, denn in Leipzig ein Buch eines Leipziger Autors zu lesen, der noch dazu in dem kleinen Reclam-Stadtführer-Heftchen, als wichtiger Literaturvertreter angegeben war, passt ja gut.

Und von dem 1977 in Halle an der Saale geborenen Autor, der in Leipzig leben dürfte, habe ich schon einiges gehört. So hat er 2008 den “Preis der Leipziger Buchmesse” gewonnen. Sein  “Die Nacht, die Lichter” habe ich gelesen und weil ich ein wenig schlampig bin, habe ich nicht genau geschaut “Die Nacht der Lichter” geschrieben und dafür prompt eine Rüge des Autors abgefangen, der  sehr energisch sein dürfte, so war er ja auch 2013 für den dBp nominiert, bzw. auf der Shortlist und soll bei der Preisverleihung an Terezia Mora, wie ich hörte, ziemlich verärgert den “Römer” verlassen haben. Dafür hat er den “Bremer-Literaturpreis” gewonnen und in Leipzig bei der Messe tritt er auch regelmäßig auf, bzw. bloggt er darüber und wenn ich mich nicht irre, hat er dort auch sein “Gewalten-ein Tagebuch” vorgestellt, das 2012, bei S. Fischer erschienen ist und eine sehr interessante Textsammlung ist.

Elf Prosa Miniaturen, steht am Buchrücken, aha, also doch kein Tagebuch,wie der Umschlag denken lassen könnte? Aber so einfach ist es nicht, denn irgendwie hängen die Texte, die elf Geschichten, die alle. um das Jahr 2009 geschrieben worden sind, dafür hat Clemens Meyer auch eine Unterstützung bekommen, wie im Buch vermerkt steht, doch zusammen.

“Gewalten” ist die erste und man wird gleich hineingeschmissen, in die Gewalt des Lebens, beziehungsweise in die Psychiatrie und das Besondere an den Geschichten ist wohl auch, daß sie alle Ich-Erzählungen sind und einen Helden namens Clemens Meyer habenund dieser hat offenbar zuviel getrunken, hat randaliert und ist dann in die Psychiatrie-Notaufnahme gelandet, gefesselt, an der Wand fixiert, seiner Freiheit beraubt, etc.

Starker Tabak, eine starke Sprache, eine starke Geschichte. Nicht alle der elf Erzählungen  haben ein so einheitliches Thema, bei manchen monologisiert der Autor einfacher vor sich hin, trifft am Hauptbahnhof von Leipzig, den er ziemlich genau beschreibt, einen Bekannten, verliert seinen Hund, dem die letzte Geschichte gewidmet ist.

Der alte Hund, der sich an den vergorenen vom Baum herabgefallenen Kirschen Kirschen besäuft, kommt aber öfter vor, irrt sozusagen durch das Buch, wie der Autor Clemens Meyer, der auch einmal “German Amok” läuft und sehr viel von seiner Spiel-und Wettleidenschaft erzählt.

Ein Buch, das die Welt von unten schildert, ziemlich offen, ziemlich brutal und dann wieder viel an literarischen Wissen zu outen hat.

Eine starke Sprache, eine starke Stimme, die nicht nur Leipzig beschreibt, auch die Stadt M., beziehungsweise Berlin kommen vor und das sächsische Bergland wird auch aufgesucht.

Also doch ein Tagebuch, die Prosa Miniaturen des Jahres 2009, die aber auch von 2005 und viel mehr erzählen.

Eine interessante Stimme, die wie in der Beschreibung weiter steht “von Albträumen, jubelnder Euphorie, dem Wahnwitz der Zeit” und noch viel mehr erzählt und ein passendes Buch für ein Leipzig Sommerwochenende,  das ich ein bißchen durch Bayern schleppte und das wahrscheinlich auch zum Karl Heine Kanal und seinem ehemaligen Fabriksgelände passt.

Spannend ist es vielleicht auch diesen Miniaturen-Band mit Gabriele Wohmanns Kurzgeschichten zu vergleichen, die mich auf meiner vorigen “Deutschland-Tour” begleiteten.

Zum Geburtstagsfest nach Leipzig

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Der Alfred hat noch in DDR-Zeiten die Ute aus Leipzig kennengelernt und sie nach dem Fall der Mauer wiedergetroffen. Seither besteht Kontakt und gegenseitige Besuche und seit ca 1998 kommen wir mehr oder minder regelmäßig zur Buchmesse nach Leipzig, weil uns die Hundertmarks auf ihrem Dachboden schlafen lassen. Als die Ute fünfzig war, vor zehn Jahren, sind wir im Jänner zu einem Geburtstagsfest hingefahren und jetzt zehn Jahre später zum Sechziger, der diesmal wahrscheinlich des Wetters wegen im Sommer gefeiert wurde, noch einmal. Nach Leipzig zum Geburtstag feiern ist ja irgendwie ein Luxus und als wir Freitag Mittag losgefahren sind, war das Wetter auch sehr schön. In Wien war, glaube ich, das heißeste Wochenende seit langen und Ö1 hat am Samstag den ganzen Tag schon den Boomesday vorgefeiert und das Fest in Leipzig ist um halb drei am Samstg in einem Vereinshaus am Karl-Heine- Kanal losgegangen. Mit der ganzen Familie, Schwestern, Brüder, Kinder, Enkelkinder, Freundinnen, so an die fünzig Personen würde ich schätzen und das Schöste war, glaube ich, die Gegend. Der Kanal mit seinen Schauch- und anderen Booten und so bin ich immer wieder zwischendurch meine Runden am Kanal abgegangen. Mal mit dem Sekt- später mit dem Weinglas in der Hand, denn zuerst  gab es Rotkäppchensekt zur Begrüßung, dann Kaffee und Kuchen, dazwischen musikalische Darbietungen, einen Familienchor und der kleine Noah gab auch ein musikalisches Stück zum Besten.

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Am Abend gab es ein Nachtmahl, Geselchtes, Kraut und Knödel und zwischendurch sehr viele Blumen und einen Film über ein Projekt einer afrikanischen Schule für die man spenden konnte, gab es auch. Mich interessierte natürlich das literarische Leipzig  ganz besonders und so habe ich mir das kleine gelbe Reclam-Büchlein “Leipzig – Die Messe und Buchstadt”, das der Alfred auf der letzten Buchmesse bekommen hat, mitgenommen und Samstagvormittag, während ich  auf das Fest gewartet habe, durchgelesen. Ich war wohl schon etwa zwanzig Mal in Leipzig, das allererste Mal noch in der Brockhausstraße, wo die Ute vorher wohnte. Dann ist sie an den Stadtrand umgezogen und seither fahre ich, wenn Messe ist, von einem Stadtrand sozusagen zum anderen, wo die neue Messehalle liegt, mit Umsteigen am Hauptbahnhof. Ein paar Mal waren wir auch zu anderen Gelegenheiten in Leipzig und da bin ich auch ein bißchen in die Innenstadt gekommen, 2005 habe ich mir glaube ich den neuen Hauptbahnhof genauer angesehen und beim Bücherflohmarkt beim “Hugendubel” eine Menge verbilligter Bücher eingekauft. Darunter das mit dem Briefwechsel der Aufbaulektoren zu ihren Autoren, wieThomas Mann, etc aus den Fünfzigerjahren, wo ich auch etwas über Ulrich Becher fand und dann den “Arcus- Verleger”  alarmisierte, als der  neuauflegen wollte.

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Nach Leipzig zum Geburtstag feiern ist ja irgendwie ein Luxus und als wir Freitag Mittag losgefahren sind, war das Wetter auch sehr schön, in Wien war, glaube ich, das heißeste Wochenende seit langen und Ö1 hat am Samstag den ganzen Tag schon den Boomesday vorgefeiert und das Fest in Leipzig ist um halb drei am Samstg in einem Vereinshaus am Karl-Heine- Kanal losgegangen. Mit der ganzen Familie, Schwestern, Brüder, Kinder, Enkelkinder, Freundinnen, so an die fünzig Personen würde ich schätzen und das Schöste war, glaube ich, die Gegend. Der Kanal mit seinen Schauch- und anderen Booten und so bin ich immer wieder zwischendurch meine Runden am Kanal abgegangen. Mal mit dem Sekt- später mit dem Weinglas in der Hand, denn zuerst  gab es Rotkäppchensekt zur Begrüßung, dann Kaffee und Kuchen, dazwischen musikalische Darbietungen, einen Familienchor und der kleine Noah gab auch ein musikalisches Stück zum Besten. Am Abend gab es dann ein Nachtmahl, Geselchtes, Kraut und Knödel und zwischendurch sehr viele Blumen und einen Film über ein Projekt einer afrikanischen Schule für die man spenden konnte, gab es auch. Mich interessierte natürlich das literarische Leipzig  ganz besonders und so habe ich mir das kleine gelbe Reclam-Büchlein “Leipzig- Die Messe und Buchstadt”, das der Alfred auf der letzten Buchmesse bekommen hat, mitgenommen und Samstag Vormittag, während ich  auf das Fest gewartet habe, durchgelesen. Ich war wohl schon etwa zwanzig Mal in Leipzig, das allererste Mal noch in der Brockhausstraße, wo die Ute vorher wohnte. Dann ist sie an den Stadtrand umgezogen und seither fahre ich, wenn Messe ist, von einem Stadtrand sozusagen zum anderen, wo die neue Messehalle liegt, mit Umsteigen am Hauptbahnhof. Ein paar Mal waren wir auch zu anderen Gelegenheiten in Leipzig und da bin ich auch ein bißchen in die Innenstadt gekommen, 2005 habe ich mir glaube ich den neuen Hauptbahnhof genauer angesehen und beim Bücherflohmarkt beim “Hugendubel” eine Menge verbilligter Bücher eingekauft, darunter das mit dem Briefwechsel der Aufbaulektoren zu ihren Autoren, wie thomas Mann , etc aus den Fünfzigerjahren, wo ich auch etwas über Ulrich Becher fand und dann den Arcus Verleger alamisierte, als der “Kurz nach vier” neuauflegen wollte.

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Ein bißchen habe ich also in dem”Reclam Städtführer” über die tausendjährige Geschichte der Stadt Leipzig nachgelesen. Von seinen vier berühmten Kirchen, dem Thomaskantor Bach und Felix Mendelsohn Bartholdy, der ihn und seine Werke etwas später wiederentdeckte. Ja, richtig, das “Bach-Festival” ist ja derzeit auch, davon habe ich nicht viel mitbekommen, nur gehört, daß einer  der Neffen, der Pastor an einer der berühmten Kirchen ist, dort eine öffentliche Messe hielt und die Sabine hat in der anderen Kirche Flöte gespielt. Ich bin aber, wie geschrieben, mehr an der Literatur interessiert und da wurden in dem “Reclam-Büchlein” bei den Autoren  Clemens Meyer und Angela Krauß genannt und die ist, glaube ich, eine Freundin von Kerstin Hensel, die bevor sie nach Berlin zog, auch in Leipzig lebte, da habe ich sie noch nicht gekannt.Die Ute hat mir aber erzählt, sie hätte in der Kanalnähe gewohnt, die inzwischen ein aufgelöstes ehemaliges Fabriksgelände ist und sehr alternativ mit einem sehr teueren Restaurant, wie sich das offenbar so genhört. Von Clemens Meyer, der ja,  glaube ich, den ersten “Leipziger Buchpreis” gewonnen hat, hatte ich das “Fischer-TB-Büchlein” “Gewalten” mit, das ich mir bei meiner letzten Deutschlandreise bei diesem “Thalia-Abverkauf” in Ulm gekauft habe.

Aber zuerst habe ich mich durch die Leipziger Geschichte gelesen, mein Wissen aufgefrischt und erweitert. Da gab es ja den Brockhaus mit seinem berühmten Wörterbuch und das Verlagshaus Reclam, das sich in DDR Zeiten aufteilte, ein Teil ist glaube ich, nach Stuttgart gegangen, der andere Teil wurde wohl weiter in Leipzig verlegt, da habe ich vor kurzem in den Schränken zwei schöne alte Bändchen gefunden. In dem Führer gibt es ein Foto vom Stammhaus in der Inselstraße, das glaube ich, inzwischen zu anderen Zwecken benützt wird, ein Foto von der deutschen Bibliothek, die  immer meine Bücher anfordert, gibt es auch und eines von der Glashalle der neuen Messe Leipzig. Seit 1996 gibt es die ja in Leipzig Seehausen, vorher war sie im Zentrum und während der DDR hat es wahrscheinlich auch die Konkurrenz zu Frankfurt gegeben bzw. die Geschichte von den Büchern, die die westdeutschen Verlage nach Leipzig mitnahmen, damit sie sich die Ostbürger klauen konnten.

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Vom Leipziger Literaturinstitut, das die Wende überlebte, steht nichts in dem Städteführer, aber ich kenne einige, die dort studierten, zu DDR Zeiten Kerstin Hensel, Katja Lange-Müller, danach Clemens Meyer, der ja ziemlich regelmäßig auf der Buchmesse auftritt, dort seine neuen Bücher vorstellt, bzw. über die Messe bloggt.

Es gibt also einige Kapitel in dem Buch, das die “Kunst-und Kulturstadt” bzw. die tausendJahre Stadtgeschichte kurz skizziert. Die Stadtgeschichte in Daten von der Jungstein-und Bronzezeit bis zur Wende mit den Friedensgebeten und den Montagsgebeten gibt es auch und dann den Kulturkalender, wo man erfährt, daß es im März die Buchmesse mit dem Lesefest von dem ich meistens nicht sehr viel mitbekomme gibt, im Juni das Bachfest, imDezember den Weihnachtsmarkt, etc.

Dann gibt es noch einige Anregungen für Rundgänge Leipzig in drei bis sieben Tagen etc. Wie gesagt, in etwa habe ich das alles gemacht, war ein oder zwei mal im Auerbachskeller, wo der Goethe ja ein Denkmal setzte oder eines hat, war beim Völkerschlachtdenkmal und auch in einigen der Buchhandlungen. Im Gewandhaus war ich nicht in der Nioclai- und Thomaskirche glaube ich schon.

Und diesmal zweimal in dem Vereinshaus am Karl-Heine-Kanal, am Samstag Nachmittag und Abend zum Geburtstagsfeiern und dann am Sonntag nach der Messe noch einmal zum Aufräumen und Restlessen, einen kleinen Spaziergang in Großzschocher um den See und zu einem Kirschenbaum haben wir dann am Sonntagabend auch noch gemacht, bevor wir am Montag wieder zurückgefahren sind und ich mein “Deutsches Lesen” mit dem Clemens Meyer wieder um ein Stück erweitert habe, ein Stück Leipzig kennenlernte, das wohl nicht bei den Rundgängen steht und mit einer Freundin Utes, die sich sehr für Literatur interessiert und mir meine zwei Bücher, die ich wie immer in der Tasche hatte, abkaufte, habe ich mich auch unterhalten.

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