Gewalten

Weiter geht es mit dem deutschen bzw. dem Leipzig lesen, denn ich habe mir ja für unseren Leipzig Kurzausflug zu Utes Geburtstagsfest Clemens Meyer “Gewalten-ein Tagebuch” mitgenommen, ein Buch, das ich mir bei unserem letzten Deutschland Urlaub, der Donauradreise von Ulm nach Regensburg, vor ziemlich genau einem Monat, bei diesem “Thalia Abverkauf” in Ulm  um einen Euro kaufte, dann mit dem Rad nach Regenburg und mit dem Zug zuerst nach Würzburg und schließlich nach Wien transportierte und zuerst auf eine viel spätere Leseliste setzte, es dann aber vorgezogen habe, denn in Leipzig ein Buch eines Leipziger Autors zu lesen, der noch dazu in dem kleinen Reclam-Stadtführer-Heftchen, als wichtiger Literaturvertreter angegeben war, passt ja gut.

Und von dem 1977 in Halle an der Saale geborenen Autor, der in Leipzig leben dürfte, habe ich schon einiges gehört. So hat er 2008 den “Preis der Leipziger Buchmesse” gewonnen. Sein  “Die Nacht, die Lichter” habe ich gelesen und weil ich ein wenig schlampig bin, habe ich nicht genau geschaut “Die Nacht der Lichter” geschrieben und dafür prompt eine Rüge des Autors abgefangen, der  sehr energisch sein dürfte, so war er ja auch 2013 für den dBp nominiert, bzw. auf der Shortlist und soll bei der Preisverleihung an Terezia Mora, wie ich hörte, ziemlich verärgert den “Römer” verlassen haben. Dafür hat er den “Bremer-Literaturpreis” gewonnen und in Leipzig bei der Messe tritt er auch regelmäßig auf, bzw. bloggt er darüber und wenn ich mich nicht irre, hat er dort auch sein “Gewalten-ein Tagebuch” vorgestellt, das 2012, bei S. Fischer erschienen ist und eine sehr interessante Textsammlung ist.

Elf Prosa Miniaturen, steht am Buchrücken, aha, also doch kein Tagebuch,wie der Umschlag denken lassen könnte? Aber so einfach ist es nicht, denn irgendwie hängen die Texte, die elf Geschichten, die alle. um das Jahr 2009 geschrieben worden sind, dafür hat Clemens Meyer auch eine Unterstützung bekommen, wie im Buch vermerkt steht, doch zusammen.

“Gewalten” ist die erste und man wird gleich hineingeschmissen, in die Gewalt des Lebens, beziehungsweise in die Psychiatrie und das Besondere an den Geschichten ist wohl auch, daß sie alle Ich-Erzählungen sind und einen Helden namens Clemens Meyer habenund dieser hat offenbar zuviel getrunken, hat randaliert und ist dann in die Psychiatrie-Notaufnahme gelandet, gefesselt, an der Wand fixiert, seiner Freiheit beraubt, etc.

Starker Tabak, eine starke Sprache, eine starke Geschichte. Nicht alle der elf Erzählungen  haben ein so einheitliches Thema, bei manchen monologisiert der Autor einfacher vor sich hin, trifft am Hauptbahnhof von Leipzig, den er ziemlich genau beschreibt, einen Bekannten, verliert seinen Hund, dem die letzte Geschichte gewidmet ist.

Der alte Hund, der sich an den vergorenen vom Baum herabgefallenen Kirschen Kirschen besäuft, kommt aber öfter vor, irrt sozusagen durch das Buch, wie der Autor Clemens Meyer, der auch einmal “German Amok” läuft und sehr viel von seiner Spiel-und Wettleidenschaft erzählt.

Ein Buch, das die Welt von unten schildert, ziemlich offen, ziemlich brutal und dann wieder viel an literarischen Wissen zu outen hat.

Eine starke Sprache, eine starke Stimme, die nicht nur Leipzig beschreibt, auch die Stadt M., beziehungsweise Berlin kommen vor und das sächsische Bergland wird auch aufgesucht.

Also doch ein Tagebuch, die Prosa Miniaturen des Jahres 2009, die aber auch von 2005 und viel mehr erzählen.

Eine interessante Stimme, die wie in der Beschreibung weiter steht “von Albträumen, jubelnder Euphorie, dem Wahnwitz der Zeit” und noch viel mehr erzählt und ein passendes Buch für ein Leipzig Sommerwochenende,  das ich ein bißchen durch Bayern schleppte und das wahrscheinlich auch zum Karl Heine Kanal und seinem ehemaligen Fabriksgelände passt.

Spannend ist es vielleicht auch diesen Miniaturen-Band mit Gabriele Wohmanns Kurzgeschichten zu vergleichen, die mich auf meiner vorigen “Deutschland-Tour” begleiteten.

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