Zum Jahresausklang ins Theater

Ich bin ja kein richtiger Theatertyp, beziehungsweise gehe ich nur selten dorthin. In meiner Studentenzeit ging ich regelmäßig in die Oper. Bezüglich Theater kann ich mich an einige Prof Bernhardi Aufführunggen erinnern, die mich sehr beeidruckt haben, ansonsten liegt mir das Dramatische, wie wahrscheinlich auch das Dialogschreiben nicht besonders und wenn ich Theaterstücke in den Bücherschränken finde, lege ich sie meistens zurück.

Ich habe zwar mit Stephan Teichgraber, als es das noch ausschrieb, ein Theaterworkshop gemacht, sonst bin ich meistens nur im Theater, wenn dort Lesungen stattfinden. Aber für heute habe ich von der Ruth eine Theaterkarte geschenkt bekommen. Das heißt, ich hätte mit ihr in die Kammerspiele gehen sollen und morgen hätten wir sie zum Jahresausklang zu Mittag treffen sollen. Dann ist sie aber krank geworden und sie hat ihre Karte an den Alfred weitergegeben.

Das sind jetzt sehr viele Leute und außer Grippe geht auch noch das Corona-Virus herum, obwohl die Pandemie von Prof Drosten inzwischen für beendet erklärt wurde und in China, die Zero Covid Politik gescheitert ist, so daß das Virus dort jetzt wild herumgeht, das Gesundheitssystem und die Wirtschaft sind kaputt, der Silvesterpfad wird aber aufgebaut und in den Wiener Öffis muß man nach wie vor Maskee tragen.

Also ganz schön absurd, was wir da die letzten drei Jahre erlebt haben und die Theaterkarte, die mir die Ruth gegeben hat, betrifft das Stück die Zeige oder wer ist Sylvia” des amerikanischen Dramtikers Edward Albee, der 2016 gestorben ist und sich immer zu seiner Homosexxualität bekannt hat.

Ich habe von den den Stück schon etwas gehört, es aber eher für einen lustigen Schwank gehalten und war ziemlich sicher, daß es mir nicht gefallen wird, da ich mit dem Humor und der Ironie nicht sehr viel anfange, habe mich da aber wieder einmal getäuscht, denn das Stück ist wahrscheinlich eher mit Thomas Bernhard zu vergleichen, aber eines das ich, obwohl die meist älteren Leute, um mich herum, tatsächlich sehr gelacht haben, überhaupt nicht lustig gefunden habe und mich in Zeiten, wie diesen, der Cancel Culture, wo Winnetou verboten wird und in Büchern und Filmen Triigerwarnungen ausgesprochen werden, wenn das Stück die Gefühle anderer verletzen kann, darüber gewundert, aber im Jahr 2002 wo das Stück in New York uraufgeführjt wurde, konnte man sich offensichtich ungestraft über die Scheinmoral der besseren Gesellschaft lustig machen.

Geht es da ja um ein sehr glückliches und erfolgreiches Ehepaar, der Mann Architekt, Preisträger, der seinen fünfzigsten oder sechzigsten Geburtstag feiert, gerade einen großen Auftrag bekommen hat und daher von einem Freund interviewt wird, dem er dann fröhlich gesteht, daß er, obwohl er mit seiner Frau sehr glücklich ist, diese seit einiger Zeit mit einer Ziege betrügt.

Der Freund ist entsetzt und weiht die Frau ein, die dann durchdreht, das Möbilar und die Gegenstännde um sie herum kaputtmacht und schließlich mit blutverschmierten Händen, die tote Ziege in das Wohnzimmer schleppt und der homosexuelle Sohn, der von seinen Vater als Schwuchtel beschimpft wurde, wurde dabei auch sehr verstört.

Daß sich da die Tierschützer nicht aufregen, hat mich gewundert, denn soweit ich es verstanden habe hat das Stück weder heute noch gestern eine Skandal aufgelöst, obwohl vor einigen Jahren ja ein Gedicht von einer Univwand entfernt werden mußte, das von Blumen und schönen Frauen schwärmte, weil es die Gefühle von feministischen Studenten verletzte, aber vor zwanzig Jahren durfte man sich offenbar noch über die Scheinmoral der besseren Gesellschaft lustig machen und heute hat die bessere Gesellschaft, die die Kammerspiele besuchten, das Stück offensichtlich auch sehr lustig gefunden.

Was das sein sollte, habe ich nicht verstanden und auch nicht, daß der Mann am Anfang offenbar eine Demenz vorspielte, mir nur vorgestellt, wie absurd es vielleicht war, daß vor einem Jahr alle mit Masken im Publikum saßen und vorher mit ihren Ausweise und dem grünen Paß ihren Impfstatus nachweisen mußten, um überhaupt ins Theater zu kommen.

Ja die Zeiten haben sich geändert, über Homosexualität wird sich zumindestens nach außen nicht mehr aufgeregt. Die Scheinmoral der besseren Gesellschaft wird aber offensichtlich von dieser immer noch belacht, nur ich denke, daß ich das nicht lustig, sondern in Zeiten, wie diesen eher tragisch finde.

In den Kammerspielen der Dependance des Theater in der Josefstadt bin ich übrigens schon mindestens zwei Mal gewesen und da kann ich mich an eine Theater der Jugend Aufführung “Das Geld liegt auf der Bank” mit Fritz Muliar erinnern, als ich noch in die Straßergassen gegangen bin und vor einigen Jahren war ich mit dem Alfred da um mir “Harold and Maud” mit Erni Mangold anzusehen.

Das sechste Buch in diesem Jahr

Hurrah, hurra, das sechste Buch ist in diesen Jahr erschienen und kann ich proudly noch für ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk empfehlen und wieder geht es, wie kann es anders sein um Corona.

Diesmal eine Art Zusammenfassung. Wir schreiben 2025. Corona ist vorbei, der Krieg war da und die Teuerungen, sonst weiß man nicht genau.

Aber Barbara Windisch, die ihre Eltern durch die Pandemie verloren hat, den Vater vielleicht durch die Impfung, die Mutter hat zuviele Schlaftabletten genommen, hat ihr Medizinstudium abgeschlossen und bekommt von der rebellischen Großtante Hedy ein Buch zu ihrer Promotion geschenkt, das ihr Jugendfreund Simon geschrieben hat, der damit die Pandemie aufarbeitet und damit sowohl beim “Bachmann-Preis” als auch in der “Alten Schmiede” lesen soll.

Damit sind die drei Gewinnspielfragen schon fast schon beantwortet. Es geht um die Pandemie und Simon hat Österreich verlassen, als er an der WU nicht mehr weiter studieren durfte und sich mit Barbara, die unter dem Schock des Verlustes der Eltern stand, zerstritten. Der Streit fand auf der WU-Demo statt und sie treffen sich in der “Alten Schmiede” wieder.

Wer jetzt noch das Buch lesen will, um mir für eine Art Leserunde einen Kommentar zu schreiben, soll sich bitte melden. Rezensionsexemplare verschicke ich auch und wünsche jetzt viel Spaß beim Lesen, um Weihnachten, sollte man auch die Zeit dazuhaben.

Am Osloer Fjord oder der Fremde

Jetzt gehts zum neuen Erzählband des 1938 geborenen Hartmut Lange, den ich mal in Göttweig gehört habe und auch einige Bücher von ihm besitze.

Geschichten übers Sterben oder den Tod von dem ausgefuchsten Erzählmeister psychoanalytisch und sokratisch bestens erzählt, wie ich dem Klappentext entnehme und dann geht es schon los in den Covidzeiten in der Titelgeschichte. Da reist einer um den Katastrophen auszuweichen an den Osloer Fjord und begegnet dort einen geheimnisvollen Fremden in altmodischer Kleidung und einer Guillotine in der Hand, der ihn bis zum Friedhof verfolgt.

Es sind geheimnisvolle unheimliche Geschichten, die uns Hartmut Lange da von seinen unheimlichen Begegnungen erzählt. Da gibt es die Opernsängerin, die “Mimi” in La Bohieme”, die sich von einem Besucher, der ihr einen Brief schreibt, irritieren läßt. Da ist es, glaube ich, die Frage, ob Sie von der Bühne überhaupt die Besucher im Zuschauerraum sehen kann und ebenfalls geheimnisvoll der Schriftsteller, der in der gegenüberliegenden Wohnung, in der niemand wohnt, Licht und seine ehemalige Geliebte herumschwirren sieht.

Ins “Nagelstudio” geht immer eine junge Frau mit einer Wunde, auf die, die asiatischen Angestellten immer Pflaster kleben. Da erscheint dann einmal ein Mann mit Geldscheinen und Mila taucht nie wieder im Nagelstudio auf.

Das ist überhaupt etwas, mit dem einige Geschichte enden, daß die Protagonisten den Ort des Geschehens nie wieder betrieten.

Beim Lortztindenkmal, viele Geschichten spielen in Berlin, wo auch ihr Autor lebt, gibt es eine Linde, die sich bewegt, beziehungsweise Rache nimmt.

Eeine Frau, die sich in ihrer Ehe langweilt gibt es, die dann die Wohnung ausräumt. Noch einen Unbekannten und wieder eine unheimliche Begegnung am Osloer Flord. Diesmal ist es eine Regine Olsen, die vielleicht von Kierkegard verlassen wurde, weil der Gott suchte und dann Munchs berühmten Schrei ausstößt und der Erzähler war eigentlich bei der Eröffnung des Museums eingeladen, wo das berühmte Gemäde fehlte und das dann auch nicht mehr betreten.

Am Schluß wird es dann noch philosophisch. Es geht aber auch, um Rilke und um Matthias Claudius und ich habe wieder ein sehr interessantes Buch gelesen, das in die Welt von gestern einführt, aber trotzdem sehr gegenwärtig ist.

Um mich herum Geschichten

Die 1990 geborene und in Damaskus aufgewachsene Luna Al-Mousli habe ich schon in der Hauptbücherei gehört, als sie dort ihr Buch “Eine Träne, ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus” vorstellte, mit dem sie auch den österreichischen Kinder und Jugendbuchpreis gewonnen hat und jetzt hat sie bei der “Edition W” von der ich schon zwei Bücher gelesen habe, ihre “Um mich herum Geschichten” herausgegeben, die wieder als Roman ausgeschrieben werden, obwohl es keiner ist, sondern sich die Autorin ähnlich, wie bei Reinhardt Wegerth in ihren Texten Gegenstände, die Welt und ihre Sichtweise darauf erklären läßt und bei Luna Al-Mousli, die in Österreich lebt ,ist es die Verbindung Damaskus-Wien und da kommen in den Texten oft auch arabische Schriftzeichen vor, beziehungsweise sind die Geschichten so übertitelt und die erste wird gleich von einem Laptop erzählt. Denn den hat eine alte Frau, die in Damaskus als eine wenige Frauen studierten und jetzt mit ihrer Familie in Österreich lebt, bekommen um ihre Welt zu ordnen und jetzt versinkt sie in Facebook, Whatsapp oder wie das heißt, schreibt sich die Finger wund in ihren Chatgruppen und den Hilfsaufrufen, die aus Syrien oder von Geflüchteten kommen, geht ihr Leben durch und verliert dabei fast den Kontakt zu ihrer Familie, ihren Töchtern und Enkeltöchtern, die die Aktivität der Oma nicht verstehen und sich fragen, ob sie jetzt depressiv oder internetsüchtig ist?

Eine eingerahmte Promotionsurkunde, ein Anzug aus italienischen Stoff, eine Oud, ein syrisches Musikinstrument, ein Schüßel erzählen die Geschichte ihrer Besitzer. Männer und Frauen, die den Krieg erlebten, flüchten mußten, gefoltert wurden und irgendwann nach Wien kamen, während die Frauen Medikamente in Binden verpackten, um sie in die improvisierten Krankenstationen zu schmuggeln.

Geschichten vom Aufstieg und vom Scheitern in der neuen und in der alten Welt werden da von der jungen Frau erzählt, die auch als Graphikerin und Ilustratorin tätig ist.

“Ein leuchtend schönes Buch, hinter jeder Ecke, hinter jeder Tür wartet ein kleines Universum aus Alltagswundern”, schreibt ein Pierre Jarawan. Die Wunder habe ich vielleicht nicht so gesehen, stimme aber zu, daß “Luna Al-Mousli einmal mehr beweist. dass sie es wie keine Andere, versteht, die syrische Lebenswierklichkeit zwischen Melancholie und purer Lebensfreude einzufangen und spürbar zu machen.

Ein interessantes Buch und allen zu empfehlen, die in den syrischen Alltag oder dem derer, die von dort oder aus Afghanistan geflüchtet sind oder in von dort stammenden Familien geboren wurden, weil die Welt nicht nur aus afghanischen Vergeweltigern und Frauenmörder besteht, wie man uns derzeit gerne weismachen will.

Pommfritz aus der Hölle

Nachdem ich mit der heurigen deutschen und der österreichischen Buchpreisliste fertig bin, geht es jetzt in die Schweiz, die ich seit einigen Jahren auch lese und das geht schneller, sind ja immer nur fünf Bücher die zur Auswahl und da habe ich das Buch, das dann den Preis gewonnen hat, nämlich Kim de L`Horizons “Blutbuch”auch schon gelesen und von den vier anderen waren mir drei Autoren unbekannt.

Das heißt das stimmt nicht ganz, habe ich einige davon doch auf dem “Blauen Sofa”, das es in Frankfurt gab kennengelernt und auf der “Buch-Wien” haben zwei Autoren auch gelesen und so habe ich die 1957 in Aschaffenburg geborene, in Berlin und in Lausanne lebende Lyrikerin Lioba Happel schon zweimal aus ihrem Buch lesen und erzählen gehört und das ist in dem kleinen feinen “pudelundpischer-Verlag” erschienen. Eine kleines rosafarbenes Büchlein Jan Koneffke hat das Nachwort bzw. den Klappentext geschrieben und das Buch herausgegeben, das, wie auch sein Umschlag und der Titel sehr ungewöhnlich ist.

Liona Happel war, glaube ich, auch Sozialarbeiterin, hat sich also mit Randgruppen beschäftigt und ihnen, wie das heißt eine Stimme gegeben. Da bin ich vielleicht ein wenig skeptisch, ob einer, der die Fingerkuppe seiner Mutter gegessen hat, sich wirklich mit Arthur Rimbaud beschäftigt und ob er wirklich so denkt, wie es seine Autorin will, war ich mir schon bei “Blauschmuck” unsicher.

Bei Lioba Happel hat sich das dann gegeben, denn sie hat ihren Pomelius Fridericus nicht nur idealisiert, sondern man kann sich in sein Leben auch gut einleben. Wahrscheinlich gab es da reale Vorbilder und die Sprache ist wirklich sehr schön. Also ein interessantes ungewöhnliches Buch, das vielleicht auch auf meine best of-Liste gehört, obwohl ich die schon geschrieben habe.

Pomelius Fridericus, Pommfritz genannt, schreibt also aus dem Gefängnis oder aus der Hölle, wie der Untertitel lautet, dreiundzwanzig Briefe an seinen “Vatter” den er nie oder nur einmal gesehen hat und halt, lieber Uli, bevor du jetzt aufschreist und “Korrigiere diesen Fehler!”, rufst, es gibt nicht nur die “Großmeer” in der Schweiz sondern auch den “Vatter” und jener Pommfritz wird gleich gespoilert, hat mit Dreißig seine Mutter getötet und sie dann nicht ganz, sondern nur ihre Fingerkuppe gegessen und da erzählt er nun uns oder seinem Vatter, in den dreiundzwanzig Briefen, wo es immer wieder Rückblenden und auch Vorsprünge gibt.

Die Mutter war sehr dick und hat sich nur von Grillhähnchen und Pommes ernährt, deshalb der Name des Söhnchen, die wurden vom Kioskmann gebracht. Das Söhnchen war am Stuhl oder Tischbein festgebunden und hat sich mit seiner Mutter nur durch das Wort “Beschissen” unterhalten, hat es doch auf diese Art und Weise drei Jahre nicht sprechen und gehen können.

Die Angelina vom Sozialamt kam zwar regemäßig zur Kontrolle, wurde aber ausgetrickst. Später flog der Schwindel auf und der Junge kam zuerst ins Heim, dann in die “Spezialschule” später in den Jugendknast und da hat er dann auch irgenwann die idee geboren, daß er seine Mutter umbringen soll.

Das war offenbar sein Erwachsenwerdenritual. Den Rimbaud, den er Arthur nennt, hat er von einer Lehrerin geschenkt bekommen, aber die wurde von den Jungs und vielleicht auch Mädchen in der Spezialschule sehr gequält. Es gab auch die üblichen Drogenexesse und Jugenstraftaten und mit Achtzehn ist er dann zur “Prügellilly” gekommen. Eine sadomasochistische Liebe hat begonnen und als er glaubte seine Lilly erschossen zu haben, es waren nur Schreckschußpatronen in der Pistole, ist er zur Mutter gegangen und hat sie umgebracht. Jetzt sitzt er im Gefängnis und bringt die Insaßen, die Wärter und auch den Priester, der die Beichte hören muß, zum Kotzen, denn es ist ja harte Kost, die der Pommes da aufzutischen hat und harte Kost, die uns Lioba Happel da serviert.

Ein ungewöhnliches Buch mit einer schönen Sprache, einer ungewöhnlichen Thematik und eine Entdeckung. Also war es doch sehr gut mich auch mit der Schweizer Literatur und ihren Neuerscheinungen zu beschäftigen. Zwei Bücher warten da noch auf mich, denn eines habe ich nicht bekommen.

Weihnachten bei Jelleweils

Und jetzt als kleines Weihnachtsgeschenk eine Kostprobe aus meinem letzten “Nanowrimo”, den ich gerade korrigiere, der sowohl zu Weihnachten spielt und zu Silvester endet.

Aus “Flora Fauns Bürgerberge oder ein Freund kehrt zurück

“Der heilige Abend war herangekommen und Flora suchte im Kasten nach ihrem schwarzen Kleid, das sie lange nicht getragen hatte. Hatte die Nachbarin sie doch eingeladen mit ihr und Jürgen Weihnachten zu feiern.

“Fein!”, hatte Jürgen ausgerufen, der dabei gestanden war.

“Tun Sie das, Frau Faun! Nur keine falsche Bescheidenheit! Denn mit der Mam allein ist es langweilig! Sie denkt an meinen Wundervater! Spielt mir seine CDs vor und verlangt von mir, daß ich “Stille Nacht” und ein Weihnachtsoratorium hinunterspiele!”

“Du wirst doch unseren Gast ein paar Lieder vortragen?”, hatte Agathe Jelleweil prompt eingeworfen, so daß Flora sie unterbrochen hatte, um sich zu erkundigen, ob sie, wie vorgenommen hatte, vermehrt spiele?

“Dann kann ich vielleicht von Ihrer Kunst etwas hören!”, hatte sie gesagt und die Nachbarin hatte verlegen genickt, während Jürgen vorlaut “Tu das, Mam, damit die Frau Faun hören kann, ob du besser als ich spielst?”

“Sei nicht so frech, Junior!”, hatte Agathe Jelleweil eingeworfen. – Flora hatte ihr Kleid angezogen, stand jetzt im Badezimmer und ordnete ihr Haar. Ein bisschen Lippenstift aufgetragen, etwas Parfum verspritzt und nach den vorbereiteten Geschenken greifen. Für Jürgen hatte sie ein Fußballalbum ausgesucht und für Agathe Jelleweil eine Karte für das Silvesterkonzert im Musikverein. Damit Jürgens Plan sie mit seiner Mutter ins Konzerthaus zu schicken von vornherein gescheitert war. Agathe Jelleweil konnte das Konzert unabhängig davon besuchen, ob Paul Hofbauer, die kleine Leonie oder ihre Mutter Karten schickten? Das war noch ungewiss und es war noch Zeit dazu. War der Silvester doch erst in einer Woche. Jetzt war der heilige Abend und Jürgen, der einen schwarzen Anzug mit einer roten Masche trug, öffnete auch gleich und rief laut “Fein, daß Sie gekommen sind! Dann wird das Weihnachtsfest nicht so öd, wie im letzten Jahr, wo es für uns zwar keinen Lockdown gab, sich mein Vater aber nicht gemeldet hat! Das war zwar zu erwarten, die Mam hat es aber doch getan und mich aufgefordert brav zu üben, damit ich ihn mit meiner Musikdarbietung überraschen kann!”

“Du wirst uns doch heute zu “Stille Nacht” begleiten?”, fragte Agathe Jelleweil hoffnungsvoll, die ebenfalls ein Festagskleid trug und mit einem Glöckchen in der Hand aus dem Wohnzimmer trat.

“Schön, daß Sie gekommen sind, Frau Faun! Ich freue mich, Sie als Gast zu begrüßen! So daß ich mich für das neuliche Mittagessen revanchieren kann! Es hat, glaube ich, gefruchtet! Jedenfalls bemühe ich mich mich zu bessern! Also werde ich das Lied spielen, wenn der Jürgen nicht will! Wie werden wir es machen? Wollen wir die Kerzen anzünden oder zuerst essen? Es gibt Kabeljau mit Kartoffelsalat! Weihnachtskekse habe ich auch besorgt! “, sagte sie und Flora ergänzte “Ein paar Vanillekipferln habe ich mitgebracht!”, während Jürgen laut ausrief, daß er sich für die Geschenke entscheiden würde.

“Was meinen Sie dazu, Frau Faun? Das wollen Sie sicher auch, daß die Mam uns nicht auf die Folter spannt? Denn dann schmeckt das Essen nicht, wenn man verärgert ist und ich will schon meine Fußballschuhe sehen und herausfinden, ob es wieder eine CD vom Supervater ist, die unterm Christbaum liegt? Davon habe ich schon genug und die interessieren mich nicht so sehr! Machen wir es so und ich verspreche Mam, daß ich “Stille Nacht” hinunterklimpern werde! Das habe ich für dich geübt! Das ist mein Weihnachtsgeschenk, um dir eine Freude zu machen! Was sagen Sie dazu, Frau Faun? Bin ich nicht ein Supersohn, der seiner Mutter eine Freude macht? Das hätten Sie mir doch geraten?”, rief er wieder vorlaut. Flora gab Agathe Jelleweil das Kuvert, die Schachtel mit den Keksen und Jürgen sein Geschenk.

“Das wollen Sie vielleicht unter den Christbaum legen und ich bin mit allen einverstanden! Freue mich Sie spielen zu hören, da ich es nicht selber praktiziere! Bin aber früher mit meinem Jugendfreund öfter in die Oper gegangen! Jetzt habe ich mich auf das Lesen verlegt und da kann ich eine Weihnachtsgeschichte vortragen!”, sagte sie und Jürgen rief schnell “Aber erst nach dem Essen! Dann machen wir das Kulturprogramm!”

Dann war er in das Wohnzimmer gestürmt, wo neben dem Flügel der Christbaum stand. Agathe Jelleweil läutete mit dem Glöckchen. Dann setzte sie sich an das Klavier, begann “Stille Nacht” zu spielen und teilte die Geschenke aus, wo wirklich die Fußballschuhe für Jürgen zu finden waren und eine CD von seinem Vater.

“Die habe ich damals im Konzert für dich gekauft!”, sagte sie ein wenig schuldbewußt und bedankte sich bei Flora für das Ticket.

“Aber das soll unser Geheimnis bleiben! Heute sprechen wir nicht darüber!”, sagte sie und zeigte mit der Hand auf ihren Mund, um danach auszurufen “Jetzt gehen wir zu Tisch! Ich hoffe es schmeckt! Ich wünsche guten Appetit! Trinken Sie Bier oder Wein, Frau Nachbarin? Für den Jürgen habe ich Apfelsaft vorbereitet!”

So das war das Schmankerl. Das Weitere kann man dann, wenn das Buch erschienen ist, lesen. Die Ungeduldigen können aber auch im Monat November die jeweiligen Nanoberichte nachlesen und für die anderen gibt es wieder meinen Adventkalender, die “Nika, Weihnachtsfrau”, die im November 2015 auch während des “Nanos” entstanden ist.

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Fortsetzung folgt und ein Corona-Weihnachtsmärchen, ein Weihnachtsgedicht und Kekse soll es auch noch geben.

Der kleine Adventsbegleiter

Hurrah, hurra, der erste Dezember ist da. Da beginnt die Adventkalenderzeit. Man kann Weihnachtsbücher lesen, Kekse backen, Punsch trinken, auf Weihnachtsmärkte gehen etcetera.

Die besinnliche Zeit ist ja inzwischen sehr laut und sehr geschäftig geworden und Kinder klagen schon ihre Eltern, weil ihnen der Weihnachtsmann zuwenig gebracht hat.

Ich habe hektische Erinnerungen an die stillste Zeit des Jahres. Meine Mutter hat die ganze Nacht lang geputzt, weil sie ja berufstätig war und der Vater hat gedroht, wenn du nicht ans Christkind glaubst, gibt es keine Geschenke!

Ich glaube auch nicht an Gott, bin nicht katholisch und mag weder einen Christbaum noch einen Adventkranz haben. Trotzdem gibt es den Bücheradventkal, die “Nika, Weihnachtsfrau” und seit ich blogge auch einen besinnlichen Monat Dezember, wo ich getreulich alle Adventaktionen aufliste. “Leselustfrust” oder war es jemand anderer, hat mich wohl auf die Idee gebracht im Dezember Weihnachtsbücher zu lesen.

Da findet sich ja manches in den offenen Schränken, aber seit ich Buchpreis blogge, keine Zeit, keine Zeit.

Trotzdem hat sich auf meiner Leseliste, ein “Piper-Büchlein” mit einem Adventkalendercover auf dem die Türchen schon geöffnet sind mit “24 Geschichten zur Weihnachtszeit” gefunden, wo ich jeden Morgen eine lesen werde und am heiligen Abend, den Artikel veröffentlichen zu können.

Ja und die letzten zwei Jahre mit den ungemütlichen Weihnachten, die der letztjährige Kurzbundeskanzler den Ungewünschten wünschte, hat es Coronabedingt auch gegeben.

Das ist jetzt vorbei, die Weihnachtsmärkte sind wieder geöffnet und man kann auch als Ungeimpfter einen Punsch trinken gehen und seinen Kindern Geschenke kaufen.

Also kann das auch die kleine Lena tun, die jetzt schon fünfeinhalb wäre und also schon geimpft sein könnte. Aber eine Impfpflicht gibt es ja nun doch nicht, wenn auch eine etwas seltsame Impfkampagne der Stadt Wien, wo es in den Kinos plötzlich einen Lockdown gibt oder der Booster, die Ungeimpften auf die Impfstraße zerrt und nun kann ich in die erste Geschichte eintauchen, die von 1897 bis zur ihrer Einstellung jedes Jahr in der New Yorker Tageszeitung “Sun” abgedruckt war und zwar hat da die achtjährige Virginia O`Hanlon die Redaktion gefragt ob es “Einen Weihnachtsmann gibt?”. Der Chefredakteur Francis Church hat ihr geantwortet und diese auf die Titelseite abgedruckt.

Am zweiten Dezember erzählt die Nobelpreisträgerin von 1909 Selma Lagerlöf von einem Mäusefallenhändler der eigentlich ein Landstreicher ist, der auf seiner Wanderschaft einem armen Mann dreißig Kronen stiehlt, da hat er schon ein schlechtes Gewissen. Dann wird er von einem Gutsherren verwechselt und von ihm zu Weihnachten eingeladen und reich geschenkt. Er schläft sich aus und als er geht hinterläßt er die dreißig Kronen und eine Mausefalle, um sie zurückzugeben.

Der Fantasy zugezählten Kurzgeschichten hat laut “Wikipedia” Lord Dunsany, der Ire, der eigentlich Edward Plunkett hieß, geschrieben und da berichtet einer von der schwersten Aufgabe seines Lebens, nämlich dem “Doppelten Weihnachtsessen”, er war bei Freunden eingeladen und die Gastgeberin hatte darauf vergessen, daß sie auch den Pfarrer eingeladen hat. So haben sie getafelt, es gab Fischkrötensuppe, Fisch, Hammelrücken, Truthahn, dann den Weihnachtspudding und noch einige Nachspeisen, alles mit den dazupassenden Weinen und Champagner. Dann ging man in es in den Salon hinüber, als es läutete. Es war der Pfarrer, der offensichtlich auf die Zeit vergessen hatte und alles wurde wiederholt und der Erzähler wird das ganze nie vergessen und ich kann mich nur wundern wie skurill und unverständlich das Alltagsleben sein kann.

Am “Barbaratag” hat sich die 1986 in Berlin verstorbene Ingeborg Drewitz von der ich das “Hochhaus” gelesen habe, immer in die Laube geschnitten, um dort heimlich unter ihrem Mantel verborgen, Kirschzweige nach Hause zu bringen, damit sie zu Weihnachten blühen. Ein bäuerlicher Brauch, den sie erst als Erwachsene kennenlernte. Im Sommer hat sie dann am Markt Kirschen gekauft, wo ihr erlaubt wurde, ruhig im Dezember wiederzukommen und sie dann auch in die Laube zu Pferfferkuchen eingeladen wurde. Das ging solange bis die Laubengärten niederissen wurden und ihr der Besitzer versprach ihr aus dem Westen zu schreiben, wenn er wieder einen Kirschbaum habe, was aber nie geschah.

Der 1997 verstorbene Kinderbuchautor James Krüss erschuf für den Krampustag, die “Weihnachtsmaus”, die nur zu Weihnachten erscheint und alle Süßigkeiten vom Christbaum oder sonstwo nascht:

“Ein drittes Mal verschwand vom Baum, an dem die kleinen Kugeln hingen, ein Weihnachtsmann aus Eierschaum nebst anderen leckeren Dingen./ Und Ernst und Hans und der Papa, die riefen welche Plage! Die böse Maus ist wieder da, und just am Feiertage!/ Nur Mutter sprach kein Klagewort. Sie sagte unumwunden: Sind erst die Süßigkeiten fort, ist auch die Wort verschwunden.”

Am sechsten Dezember hat der Weihnachtsmann keine Lust mehr in seinen Anzug zu schlüpen, weil die Kinder nicht mehr an ihn glauben und nur Geschenke von ihm wollen und wer beschenkt den Weihnachtsmann, so machen sich die betrunkenen Renntiere auf die Suche nach Geschenken, uje-.

Obwohl erst der siebente Dezember ist die 1907 geborene und 1989 verstorbene Daphne du Maurier in Zeiten, wie diesen erstaunlich aktuell, denn sie führt uns am Weihnachtstag in das Haus der durchschnittlichen Familie Lawrence. Da kommt der Papa früher vom Büro heim, Mrs Lawrence läßt den Bridgenachmittag aus und schmückt das Zimmer mit einer Girlande, die Kinder streiten sich darum, wer die größeren Geschenke bekommt. Da läutet das Telefon und eine Flüchtlingsfamilie wird eingewiesen. Es ist niemand mehr da, bei dem man sich beschweren kann, also wird das kalte Garagenzimmer schnell umgerüstet und die jüdische Frau wünscht sogar, was Mrs. Lawrence wundert “Frohe Weihnachten” Am nächsten Morgen dann große Aufregung, denn ein Kind wurde geboren, aber noch eher Mr Lawrence einen Krankenwagen bestellen kann, fahren sie selbst mit einem Taxi weg und lassen ein unbehagliches Gefühl zurück, was sich wohl auf die Weihnachtsfestlichkeiten auswirken wird.

Der 1934 verstorbene Joachim Ringelnatz hat das Gedicht “Schenken” geschrieben.

“Schenke groß oder klein, aber immer gelegen! Wenn die Bedenken der Gaben wiegen, sei dein Gewissen rein.”

Der 2012 verstorbene Herbert Rosendorfer, das Buch ist schon älter, so daß dort nur 1934 als Geburtsjahr steht, hat wieder einen Brief eines Mandarins aus dem 10. Jahrhunderts geschrieben, der sich mit einer Zeitmaschine in das heutige oder eher gestrige München versetzt hat und da beschreibt er jetzt die Weihnachtsrituale der “Großnasen”, das lustlose Geschenke kaufen, die niemand braucht und dann weiterverschenkt wird, die “Fern-Blick-Maschine” und andere Blödheiten unseres Lebens, die man kritisieren kann.

Der 1948 verstorbene Karl Valentin berichtet von seinen “Winterstreichen”. so war er 1892 der erste Schifahrer in München und “Schwankeleisfahren” ist für Ade leider tödlich ausgegangen.

Der 2006 in Frankfurt verstorbene Robert Gernhardt nimmt mit seiner “Falle” auch die verlogenen Weihnachtsrituale auf die Schaufel. Da will einer ganz schnell, schnell, bevor die Gäste kommen, einen Weihnchtsmann bestellen und ruft da beim Studentenservice an. Der kommt auch mit Bart und Mantel muß aber telefonieren. Dann läßt er die Eltern “Stille Nacht” singen und nach und nach tauchen noch viele andere Weihnachtmänner auf, die sich ans Buffet und den Whiskey machen und der Kinder wegen darf der Vater nichts sagen. Darf sich nur von der Plage loskaufen und die Weihnachtsmänner vertrinken dann das Geld.

Anton Pawlowitsch Tschechow schildert das Leben in Rußland im neunzehnten Jahrhundert, wo der neunjährige Schusterlehrling Wanka zu Weihnachten einen Brief an seinen Großvater schreibt, der in einem Gut Verwalter ist, ihn von seinen Leiden in Moskau schildert und bittet ihn zurück zu holen. Das Kuvert hat er gekauft und der Brief wird wahrscheinlich nie ankommen, weil er keinen vollständige Adresse darauf geschrieben hat.

Italo Calvino, 1923-1985 nimmt in “Die Kinder des Weihnachtsmanns” auch die übertriebene Weihnachtsgeschenkehektik und die Provitgier, die dahinter steckt, auf die Schaufel und läßt die Geschichte fatal enden.

In Werner Bergengruens “Kaschubinisches Weihnachtslied” wird etwas versprochen, an das ich nicht ganz glaube:

“Niemals würde eine Scheune brennen,/ sonntags nie ein trunkener Schädel bluten,-/ wärst du Kindchen, im Kaschubenlande,/wärst du Kindchen, doch bei uns geboren!”

“Die Weihnachtsansprache” von O`Henry beginnt mit dem bedeutungsvollen Satz “Es gibt keine Weihnachtsgeschichten mehr”. Dann wird von einer verlorenen Puppe erzählt, die ein Millionärskind sehr unglücklich macht, so daß nach ihr gefahndet wird und ein Landstreicher ist es, der sie zurückbringt.

Janusch berichtet vom fröhlichen Schneemann Will, der sein Leben lassen muß, weil er zum Geburtstagsfest der kleinen Lea eingeladen wird, die es ihm schön warm machen will.

Und bei Ludwig Thoma will ein Oberstaatsanwalt zu Weihnachten seine drei schon etwas angewutzelten Töchter mit je einen Mann beschenken. Drei Kanditaten werden ausgesucht. Ein Staatsanwalt, ein Landesgerichtssekretär und ein Postadjunkt. Die Töchter streiten sich darum, wer wen bekommen soll? Am Weihnachtsabend sagen dann zwei der Kanditaten ab. Der dritte kommt, wird reich beschenkt und bewirtet und beschließt am Heimweg sich mit der Witwe Reisenauer zu verloben.

Stefan Andres führt uns in die “Dörfliche Moselweihnacht” ein, in der es noch keinen “Rummelplatz halbechter Gefühle und kein “Weihnachtsgeschäft” gab, sondern beim Bäcker gekaufte Lebkuchen, selbstgebackene Kekse und aus dem Wald geholte Christbäume.

Thomas Hardy erzählt uns, wie ein Junge an einem kalten Weihnachtsabend drei Diebe mit Schnupftabak überlistete. Dann kommt der Stern von Wilhelm Busch: “Hat einer auch fast mehr Verstand/als wie die drei Weisen aus Morgenland/…”

Die 1904 verstorbene amerikanische Schriftstellerin Kate Chopin schildert in “Madame Marteils Weihnachtsabend” eine Frau, die nachdem ihr Mann verstorben ist, Weihnachten immer in tiefster Trauer und allein verbringt und dann doch wieder zu ihren Kindern und der Liebe zurückfindet.

Der 1926 in Ostpreußen geborene und 2014 in Hamburg verstorbene Sigfried Lenz von dem ich “Deutschstunde” gelesen habe, schildert in “Fröhliche Weihnachten oder “Das Wunder von Striegeldorf”, wie sich zwei Ganoven schöne Weihnachten machen wollen und dann Schwierigkeiten haben ins Gefängnis zurückzukommen.

Bertold Brecht hat, man höre und staune auch ein Weihnachtsgedicht geschrieben, das sich die “Gute Nacht” betitelt und von einem Fisch eingeleitet wird:

“Der Tag, vor dem der große Christ/ zur Welt geboren worden ist/ war hart und wüst und ohne Vernuft./ Seine Eltern, ohne Unterkunft/ fürchteten sich vor seiner Geburt/ die gegen Abend erwartet wurd.”

Der flämische Schriftsteller und Maler Felix Timmermans, der 1947 gestorben ist, malt in seiner Weihnachtsgeschichte ein Tryptiychon beginnend mit der Mitte, dem linken und rechten Flügel, wo sich ein Hirte, ein Bettler und ein Aalfischer, die Suskewiet, Pitjevogel und Schrobberbeek heißen, jeden Jahr als drei heilige drei Könige verkleiden, durch das Land ziehen und das gesammelte Geld dann vertrinken. Da treffen sie einmal aber die heilige Familie in einem Kirmeswagen und haben dann recht seltsame Begegnungen, die zur Bekehrung führen.

Und hier mein jährlicher Adventkalender, die “Nika, Weihnachtsfrau”, den ich 2015 im Rahmen des “Nanowrimos” geschrieben habe und wenn möglich Jahr für Jahr hier ein Türchen öffne:

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Die restlichen Monatsfenster selber suchen, zwei Hinweise dazu gibt es noch.

Der nächste kommt dann schon morgen mit einer Weihnachtsgeschichte aus der “Flora Faun” und zum “Corona-Weihnachtsmärchen”, das vor zwei Jahren aktuell war, geht es schon jetzt!

Gin zu Ende, achtzehn Uhr

Knapp vor Weihnachten noch ein paar Gedichte, nämlich das Leseexemplar von Alexander Peer, das er mir Ende September in der “Alten Schmiede” übergeben hat.

Dank meiner Buchpreis-Listen hat das Lesen etwas gedauert, aber in der letzten Adventwoche passt es das Tempo etwas langsamer zu drehen und sich in die Gedichtewelt des 1971 in Salzburg Geborenen einlesen, dessen “Land unter ihnen” ich im “Wortschatz” gefunden habe, als ich vor einigen Jahren zum “Adventrundgang” aufgebrochen bin, den es nicht mehr gibt und es ist jetzt das zweite Leseexemplar in dem ich blätterte. Sogar das Zettelchen der damals gelesen Gedichte liegt darin. Bei “Limbus” dem kleinen feinen Lyrikverlag ist das Buch erschienen, ein Nachwort von Daniela Chana, von deren Erzählungen, ich sehr begeistert war, gibt es auch und immer wieder Fotografien des Autors von seinen Stipendienaufenthalten in Schottland, Wiepersdorf und seinen Reisen. So ist Alexander Peer auch einmal vor dem Thomas Mann-Haus in Nnida geestanden oder wahrscheinlich im Gegensatz zu mir hineingegangen und wenn man den Gin um achtzehn Uhr beendet hat, bleibt wahrscheinlich Zeit für die philosophischen Gedanken und die kann man in den kleinen feinen Büchlein finden. Also ziehen wir hindurch, lassen uns durch die schöne Sprache in der sie eingefangen sind, inspirieren und Alexander Peer ein wenig bei seinen Reisen begleiten und in seine Gedankenwelt eindringen.

“Wer für Gott lebt, lebt heute für Medien/oder Archive, Preise, Lobesreden”, heißt es da beispielsweise und dann kommen wir zu den Gedichten, die laut Alexander Peer “in der Mulde” hocken: “Einige trauen sich einfach nicht näher./ Soll ich mich vor dem Schreiben rasieren?”, endet es mit einer interessanten Frage und läßt mich spekulieren, ob die dann entstandenen Gedichte besser sind?

Aber wie machen es dann die Dichterinnen? Die haben “Frauenpower” entgegnet jetzt wahrscheinlich Alexander Peer und bekennt am Ende “Es gab Frauen, denen ich nachlief,/ ich wünschte, es wäre bei hundert Metern geblieben.”

Vorher wollte er schon wissen, ob die “Venus je ihr Willendorf” verlassen hat und “Hippokrates von seinem Eid” wußte? Wieder eine philosophische Frage denke ich und erfahre dann, daß “Wenn Architektur – wie Schelling meinte -/gefrorene Musik ist, ist dann/Lyrik verdammte Raumplanung?”

“Als Kind schraubte ich eine Uhr auf,/um darin die Zeit zu finden”, reimt Alexander Peer weiter und “So red ich mit gespalt´ner Zunge/ mein Leben lang”, heißt es in einen anderen Gedicht weiter.

“Wer bin ich?” heißt es im “Sinnsucher I”, da gibt die “Psychologie” die Antwort und dann geht es in der “Soziologie” und in der “Philiosophie” im Plural weiter.

Im “Elfenbeinwurm” heißt es “Die Vokale klingen auch mal anders,/wenn er schmatzt und/herzhaft kaut./ Dabei sind der Jürgen Habermas/und die Rosamunde Pilcher/ihm einerlei.”

Dazu gibt es ein schönes Bild der “Tafelfunde der vergessenen Bücher”, das Alexander Peer von seinem Schottland-Aufenthalt aufgenommen hat.

Die “Doppelte Doppel-Klimax” gibt es auch:

“Gescheit/Grscheiter/Gescheitert/ Gescheitert/Gescheiter/Gescheit”

“Mozart heilt alle Wunden./ Beethoven schlägt sie wieder” heißt es weiter, weil “Der Schlaganfall nicht nur/ ein medizinisches Ereignis/ ist”.

Dann heißt es in “Abdankungen”: “Erst schoss er sich öffentlich ins Knie,/ dann privat in den Kopf.”

Sozialkritisch, wie auch Daniela Chana bemerkte wird es im “Blumenbett” auch “Die Nelken passten schlecht ins Knopfloch/ der Working Poor im digitalen Rausch/ der neuen Zeit./Cyber-Präkariat/allezeit bereit./ Die Ich-AG schüttet/keine Dividenten aus.”

Interessant, interessant der philosophische Rundgang durch Aleanders Peers Gednken und seine Reise und schade, daß der Gin um achtzehn Uhr zu Ende ist oder vielleicht auch sehr gut, denn dann läßt es sich wahrscheinlich besser formulieren:

“Bevor der Tod kommt,/lass uns noch einmal in Bett gehen/ und Kinder zeugen, Essen zubereiten,/tanzen gehen, Filme sehen/ und uns so streiten, daß wir/uns verstehen.”

Gute Idee finde ich, Weihnachten läßt sich auf diese Art und Weisee vielleicht auch feiern.

Verdammt heiß

Kenner meiner Leseliste werden bemerkt haben, daß ich heuer noch keinen einzigen “Holzbaum Cartoon Band” besprochen habe. Da gab es in den letzten Jahren ja sehr viel Cartoons über Weihnachten, Hunde, Katzen, Wien, Kunst, Fußball, Corona etcetera.

Aber wie könnte man sagen, das beste hebt man sich zum Schluß auf und zu Weihnachten läßt es sich ruhig ein wenig lustig sein. Ich bin ja kein so besonderer Freund der Ironie, aber in Sache Klimakrise kann man das wahrscheinlich brauchen.

Also “Cartoons for future” und jetzt durchgeblättert durch die Zeichnungen von Bettina Schipping, Elisabeth Semrad, Katharina Greve, Markus Grolik, Martin Zak, Nicolas Mahler, Ruedi Widmer, Wolfgang Ammler, etcetera.

“Die Pole schmelzen und im Sommer kommt mit dem Schwitzen nicht mehr hinterher… Vor dem Klimawandel kann sich niemand verstecken! Gnadenlos zynisch wendet sich dieses Cartoon-Buch einem Problem das uns alle betrifft!”, steht am Buchrücken und am Cover marschieren drei Pinguine in den Eiskasten hinein “Okay, aber nur fünf Minuten!”, brummt der Besitzer.

Alle Bilder muß ich bekennen, habe ich nicht verstanden, einige waren aber sehr witzig, obwohl das ungute Gefühlt bestimmt hinterher kommt:

So witzelt Bettina Schipping beispielsweise “Zumindest gibt es keinen Streit mehr, ob wir ans Meer oder in die Berge fahren” und zu sehen ist eine Urlauberfamilie in einem Boot, die in Richtung Kitz-Steinhorn” fährt.

Wenn die Kinder zu Weihnachten den Christbaum anzünden, spielen sie “Klimawandel” und die Mutter ist entsetzt.

Burkh zeigt wie sich die Wälder verändern, wenn da plötzlich Kakteen statt Tannen stehen. Die Tiere haben sich auf den Wiesen auch und Clemens Ottawa zeigt auf, daß sich sogar die Wetterfrösche in ihren Gläsern erhängen.

Dominik Joswig zeigt uns dann, wie man an den Stränden trotzdem Schatten bekommt und die sauberen Strände sind auch schon längst vorbei.

Im Jahr 2061 ragt dann bei der Kreuzfahrt gerade noch die Stephansturmspitze und das Riesenrad über Wien hinaus.

Erika Liebermann läßt einen Schneemann mit dem Sessellift fahren: “Droben vom Gletscher komm ich her, ich muß euch sagen, den gibts nicht mehr!”

Und Gernot Budweiser zeigt uns listig, wie das Corona-Virus der Klimakrise die Staffel übergibt und das Virus behauptet zumindestens Harm Bengen hat das Klima gerettet oder doch nicht so ganz, denn da sitzen 2060 der Enkel und der Opa auf dem Dach und der Enkel klagt, daß die Oldies nichts für den Schutz taten “Nun mach mal einen Punkt”, sagt der Großvater “Wir haben Greta Thunberg immerhin den Alternativ Nobelpreis verliehen!”

Aber vielleicht hilfts der Umwelt, wenn man zu Fuß die acht Stockwerke zum “Friday for future-Treffen” geht.

Wenn die Fliegenpilze zum Riesen mutieren, kann man sich wenigstens unterstellen, wie uns Katharina Greve zeichnet.

Die leiwanden Grafiken gibts natürlich auch, die uns verraten, “Wann der Bus am Land fährt” oder ob das Zug oder das Autofahren besser ist?

Und wenn es einmal 43% im Schatten hat, läßt die Mutter das Töchterlein nicht mehr zum “Friday for future-demonstrieren” hinaus.

Die Arche Noah gibts natürlich auch. Markus Grolik hat ihr einen Cartoon gewidmet und am Beschreibungstext wird auch gefragt, ob es sich lohnt, wieder eine Arche zu bauen?

Dann ist es auch die Frage, ob man für den “Black friday” oder den “for future” demonstrieren soll?

“Was tust du eigentlich gegen den Klimawandel?” fragt eine Frau die andere, bei Michael Duffek.

“Ich trinke stilles Wasser, da ist weniger Co2 drin!” ist die Antwort.

Und Ruedi Widmer fragt die Passanten “Warum sie rechts wählen?”- weil es “Bei den Rechten nur das Abendland untergeht, bei den Linken aber die ganze Welt!”

Spannend spannend die Cartoon, sehr lustig, aber manchmal auch makaber. Zum Nachdenken regen sie aber allemal an. Also lesen, anschauen und beobachten, wie es mit der Umwelt und dem Klima weitergeht?

Bettgeschichten und andere

Hurrah, hurrah, jetzt kommt schon das zehnte österreichsche Buchpreisbuch. Monika Helfers Erzählband in der “Bibliothek des Alltags” bei “bahoe books” erschienen, das mir der Verleger bei der Josef Schützenhofer-Ausstellung freundlich zu Verfügung stellte und ich kann mich nur wiederholen, die Öst ist diesmal sehr interessant, meine Shortlistwünsche würden ja aus Robert Menasse bestehen und mir den auch als Preisträger, die Preisträgerin Verena Rossbacher, Thomas Stangl, Anna Kim und Reinhard Kaiser-Mühlecker wünschen und das Interessante an der Öst ist ja, daß sie auch Personal Essays, Gedichte und Erzählungen und einiges eher Unbekanntes enthält. Zwei Erzählbände haben auch einmal den Preis gewonnen und jetzt stand die 1947 in Vorarlberg geborene Monika Helfer, die Frau von Michael Köhlmeier mit ihren “Bettgeschichten” auf der langen Liste, die ja schon mit “Vati”, der “Bagage” und auch mit “Schau mich an, wenn ich mit dir rede” auf den Listen gestanden hat und Monika Helfer bringt sicher einen eigenen unverwechselbaren Ton, der mich auch manchmal nervte, in die Literaturgechichte ein. Erzählt sie doch langsam und bedächtig von ihrer Familie und in dem schönen rosaroten Erzählband, geht es auch um Familiengeschichten.

So dreht sich die Erste um eine “Kitti”, das ist ein junges Mädchen, das ein Verhältnis zu einem verheirateten Mann mit zwei Kindern hat und da fährt nun die betrogene Ehefrau mit den Kindern zu den Eltern des Mädchens Das reißt inzwischen zu ihrem Liebhaber aus, in dessen Fitnessstudio sie auch arbeitet. Dort schläft sie auch, zeitweise dient sie der Famiie auch als Au Pair. Der Mann verspricht ihr immer wieder die Trennung und die Heirat und hält sein Versprechen nicht und die Ehefrau schwindelt ihr eine Schwangerschaft vor.

Interessant, interessant, wie man dieses altbekannte Thema auch erzählen kann.

Die zweite Geschichte heißt “Luca”, in der eine Frau der Erzählung auf der Reise nach Berlin ihre Geschichte erzählt und das Bett ist sicher ein wichtiger Gegenstand, in dem man sein Leben verbringt, liest, schläft aber auch seine Frau betrügt, wie am Buchrücken steht.

Es gibt das Mädchen, das sich zum Nachdenken in einen Brunnen zurückzieht und die kleine Paula, die von ihrer Mutter verlassen wurde, alleine vom Kindergarten nach Hause geht und schließlich eine neue Mutter bekommt.

Es geht um Zerbrechlichkeit, das heißt um einen Mann, der nicht aus dem Spital entlassen werden will, weil zu Hause niemand da ist, der sich um ihn kümmert und um das Lachen einer Nachbarin, das das Ehepaar sehr durcheinanderbringt.

Wahrscheinlich kommt das Bett in jeder der Geschichte in dem einen oder anderen Zusammenhang vor. Nur darum, obwohl der Beschreibungstext das vermuten läßt, geht es aber nicht, sondern mehr oder weniger hintergründig, um das gesamte Leben.

Da gibt es das Banale, wie den Mann, der von seiner Frau betrogen wird und am Ende das Leben “ähnlich wie früher, aber nicht ganz so” weitergeht oder wie es, vieeicht doch wieder , wie früher wird, obwohl nicht klar ist, wie das war oder sein könnte.

Ein “Schwarzes Schaf” gibt es auch und eine selbstbewußte Frau. Das ist die ehemalige Schulkollegin, der Schriftstellerin namens Monika, die das eigentlich nur theoretisch ist, aber einen toleranten Mann hat, der sich auf Lesereise befindet und als die Tochter Paula einen Bergunfall hat, ruft sie sie an.

Also die ganze Spannweite des Lebens, die von der Pakistanin, die mit ihren Kind auf die Polizeistation kommt, auf ihr Geschlecht zeigt und “Kaputt” sagt, dem Kind, das bei einem Hotelgast in Zimmer schläft und dafür schönen Glasschmuck bekommt und vom Zimmermäädchen, das einen Gast tot im Bett findet und sich dann ein paar Geldscheine aus der Brieftasche nimmt, das schlechte Gewissen ist natürlich dabei und die Geschichte von der Heilerin, die in den Montafoner Bergen lebt und die Erzählerin ordentlich durcheinanderbringt.

Manche Geschichte wirken märchenhafte, so daß sie in Zeiten, wie diesen als Weihnachtsgeschenk gut zu verwenden sind. Aber Vorsicht, sie sind ganz schön hintergründig und regen zum Nachdenken an. Ein schönes kleines Büchlein, das auch graphisch schön gestaltet ist. Klein aber fein und vielleicht nur vordergründig naiv, die Bettgeschichten der Monika Helfer aus Vorarlberg, deren Sprachstil ich vielleicht erst jetzt richtig verstanden habe.