Zum Jahresausklang ins Theater

Ich bin ja kein richtiger Theatertyp, beziehungsweise gehe ich nur selten dorthin. In meiner Studentenzeit ging ich regelmäßig in die Oper. Bezüglich Theater kann ich mich an einige Prof Bernhardi Aufführunggen erinnern, die mich sehr beeidruckt haben, ansonsten liegt mir das Dramatische, wie wahrscheinlich auch das Dialogschreiben nicht besonders und wenn ich Theaterstücke in den Bücherschränken finde, lege ich sie meistens zurück.

Ich habe zwar mit Stephan Teichgraber, als es das noch ausschrieb, ein Theaterworkshop gemacht, sonst bin ich meistens nur im Theater, wenn dort Lesungen stattfinden. Aber für heute habe ich von der Ruth eine Theaterkarte geschenkt bekommen. Das heißt, ich hätte mit ihr in die Kammerspiele gehen sollen und morgen hätten wir sie zum Jahresausklang zu Mittag treffen sollen. Dann ist sie aber krank geworden und sie hat ihre Karte an den Alfred weitergegeben.

Das sind jetzt sehr viele Leute und außer Grippe geht auch noch das Corona-Virus herum, obwohl die Pandemie von Prof Drosten inzwischen für beendet erklärt wurde und in China, die Zero Covid Politik gescheitert ist, so daß das Virus dort jetzt wild herumgeht, das Gesundheitssystem und die Wirtschaft sind kaputt, der Silvesterpfad wird aber aufgebaut und in den Wiener Öffis muß man nach wie vor Maskee tragen.

Also ganz schön absurd, was wir da die letzten drei Jahre erlebt haben und die Theaterkarte, die mir die Ruth gegeben hat, betrifft das Stück die Zeige oder wer ist Sylvia” des amerikanischen Dramtikers Edward Albee, der 2016 gestorben ist und sich immer zu seiner Homosexxualität bekannt hat.

Ich habe von den den Stück schon etwas gehört, es aber eher für einen lustigen Schwank gehalten und war ziemlich sicher, daß es mir nicht gefallen wird, da ich mit dem Humor und der Ironie nicht sehr viel anfange, habe mich da aber wieder einmal getäuscht, denn das Stück ist wahrscheinlich eher mit Thomas Bernhard zu vergleichen, aber eines das ich, obwohl die meist älteren Leute, um mich herum, tatsächlich sehr gelacht haben, überhaupt nicht lustig gefunden habe und mich in Zeiten, wie diesen, der Cancel Culture, wo Winnetou verboten wird und in Büchern und Filmen Triigerwarnungen ausgesprochen werden, wenn das Stück die Gefühle anderer verletzen kann, darüber gewundert, aber im Jahr 2002 wo das Stück in New York uraufgeführjt wurde, konnte man sich offensichtich ungestraft über die Scheinmoral der besseren Gesellschaft lustig machen.

Geht es da ja um ein sehr glückliches und erfolgreiches Ehepaar, der Mann Architekt, Preisträger, der seinen fünfzigsten oder sechzigsten Geburtstag feiert, gerade einen großen Auftrag bekommen hat und daher von einem Freund interviewt wird, dem er dann fröhlich gesteht, daß er, obwohl er mit seiner Frau sehr glücklich ist, diese seit einiger Zeit mit einer Ziege betrügt.

Der Freund ist entsetzt und weiht die Frau ein, die dann durchdreht, das Möbilar und die Gegenstännde um sie herum kaputtmacht und schließlich mit blutverschmierten Händen, die tote Ziege in das Wohnzimmer schleppt und der homosexuelle Sohn, der von seinen Vater als Schwuchtel beschimpft wurde, wurde dabei auch sehr verstört.

Daß sich da die Tierschützer nicht aufregen, hat mich gewundert, denn soweit ich es verstanden habe hat das Stück weder heute noch gestern eine Skandal aufgelöst, obwohl vor einigen Jahren ja ein Gedicht von einer Univwand entfernt werden mußte, das von Blumen und schönen Frauen schwärmte, weil es die Gefühle von feministischen Studenten verletzte, aber vor zwanzig Jahren durfte man sich offenbar noch über die Scheinmoral der besseren Gesellschaft lustig machen und heute hat die bessere Gesellschaft, die die Kammerspiele besuchten, das Stück offensichtlich auch sehr lustig gefunden.

Was das sein sollte, habe ich nicht verstanden und auch nicht, daß der Mann am Anfang offenbar eine Demenz vorspielte, mir nur vorgestellt, wie absurd es vielleicht war, daß vor einem Jahr alle mit Masken im Publikum saßen und vorher mit ihren Ausweise und dem grünen Paß ihren Impfstatus nachweisen mußten, um überhaupt ins Theater zu kommen.

Ja die Zeiten haben sich geändert, über Homosexualität wird sich zumindestens nach außen nicht mehr aufgeregt. Die Scheinmoral der besseren Gesellschaft wird aber offensichtlich von dieser immer noch belacht, nur ich denke, daß ich das nicht lustig, sondern in Zeiten, wie diesen eher tragisch finde.

In den Kammerspielen der Dependance des Theater in der Josefstadt bin ich übrigens schon mindestens zwei Mal gewesen und da kann ich mich an eine Theater der Jugend Aufführung “Das Geld liegt auf der Bank” mit Fritz Muliar erinnern, als ich noch in die Straßergassen gegangen bin und vor einigen Jahren war ich mit dem Alfred da um mir “Harold and Maud” mit Erni Mangold anzusehen.