Schlangen im Garten

Jetzt kommt nicht das neue fünfte deutsche Longlistbuch, obwohl Stefanie vor Schultes “Schlangen im Garten” darauf stehen könnte und die mit “Junge mit schwarzen Hahn” auf der Bloggerdebutshortlist gestanden ist und auch einen Preis dafür bekommen hat. Über das Buch habe ich ja vor kurzem im “Diogenes-Talk” ngehört und die 1974 geborene und in Hanover lebende Autorin kennengelernt und dann das Buch vorgezogen, weil ich wieder mal baden und im Auto ein Print-Buch lesen wollte und interessanterweise habe ich sehr viele deutsche oder österreichische Longlistbücher entweder vom Verlag oder über die Netgalley als E-Pubs bekommen.

Also das Buch über Tod und Trauer, wie ich dem Talk entnommen habe und etwas erstaunt darauf reagierte, denn das Debut war ja sehr phantastisch und spielte im Mittelalter. Jetzt also ein so reales Thema, zumindest würde ich oder habe ich dieses Thema sehr realistisch behandelt. Nicht aber Stefanie vor Schulte, denn die versucht es mit dem magischen Realismus oder wie man es nennen will. Behandelt das Thema auf jedenFall sehr phantastisch und ich muß sagen, Hut ab, spannend, spannend und ich hätte nie gedacht, daß man dieses Thema auf diese Art und Weise behandeln kann.

Da ist also die Familie Mohn, der Vater Adam, der Sohn Steve etwa zwanzig, sowie die Kinder Lnne und Micha, elf und zwölf, glaube ich und die Mutter Johanne ist gestorben. Das thematisiert, glaube ich, auch Mareike Fallwickl in ihrem letzten Buch, daß da eine Mutter Selbstmord begangen hat und tut es, glaube ich, weniger phantastisch und ob Johanne Selbstmord beging, weiß man nicht. Sie ist jedenfalls in einem Spital gestorben und die Familie muß weiterleben. Denn das Leben geht weiter. Also muß die Trauerarbeit in der vorgesehenden Art und Weise absolviert leben, damit man wieder weiterlieben, weiterarbeiten, weiterlernen kann.

So gibt es ein Traueramt und einen Trauerbeamten, der beobachtet und protkolliert, ob das auch wirklich schnell genug passiert und, daß man in den Spitälern von mehr oder weniger psychologisch ausgebildeten Ärzten eine sogenannte Erinnerungsbox mit der Aufforderung Bilder oder letzten Dinge der Verstorbenen hineinzutun bekommt, habe ich auch schon gehört.

Ich würde da ja darauf antworten, das tue ich selber, wie ich will und brauche dazu keine Aufforderung und Tagebücher gehören natürlich auch dorthinein und Johanne hat ein ganzes Regal davon hinterlassen und die ißt die Famlie nun Abend für Abend auf.

Es gibt Nachbarn ,die sich mehr oder weniger liebevoll nach dem Befinden erkundigen oder auffordern doch endlich das Fahrrad im Hof zu entfernen und die Familie reagiert nicht so schnell, wie es von ihr erwartet wird. Der Vater kündigt seine Stelle, das darf man nicht, denn man muß ja weiterfunktionieren. Steve bricht sein Studium ab und kommt nach Haus und Linne und Micha haben auch Schwierigkeiten in der Schule und nun begegnen sie irgendwanneinmal andere Menschen. Da ist einmal der Trauerbeamte Ginster, der DDR ähnlich seine Berichte schreibt, aber auch die obdachlose Bille, die einen Hund, den es nicht gibt, an einer Schnur mit einem Ball spazierenführt, bezieungsweise an einer Autobushaltestelle sitzt, wo Adam sie kennenlernt.

Es gibt noch eine Autobushaltestelle, wo gar kein Autobus hält, sondern zu einem Pflegeheim gehört, wo sich deren Insaßen, die ausreißen wollen, einfinden und dann vom Pflegepersonal wieder eingesammelt werden.

Das ist oder war realistisch und eigentlich sehr traurig, daß die Dementen wieder nach Hause oder in ihre Vergangenheit zurückwollen und Micha besucht am Anfang auch eine alte Dame in Pflegeheim mit einer Pralienenschachtel, um ihr vorzulesen, wird aber von ihrer Tochter hinausgeschmissen.

Linne oder Micha treffen einen Riesen namens Brassert, der an einem Seee Schwäne füttert, die dann nicht kommen und Steve wird von einer Marlene angesprochen und die Drei kehren jetzt alle in die Wohnung der Mohns ein, der diese inzwischen gekündigt wurde.

Was aber nichts macht, denn das Haus fällt, wieder ein bißchen fantastisch sowieso zusammen und wird von der Polizei evakuiert. Inzwischen erzählen die Drei oder Vier, denn der Trauerbeamte taucht auch noch auf, alle ihre Geschichten, die sie einmal mit Johanne hatten.

So kann man es auch machen. So kann das Trauern und das Loslassen passieren und ich denke es passiert auch so ganz ohne Traueramt und Aufforderung sich zu beeilen, auch wenn man es nicht so phantastisch erlebt. So geht es auch und so hat mir das Buch auch gut gefallen, obwohl es mir, ich gebe es zu, vielleicht manchmal ein wenig zu phantastisch war und von der Sprache war ich auch nicht so entzückt, wie die Blogger und Buchbändler beim Talk, obwohl ich mir einige schöne Stellen angestrichen habe.

Wie die Schlangen in den Garten kamen habe ich auch nicht ganz verstanden, obwohl die an mehren Stellen vorkamen.

Was bleibt, wenn wir sterben

Jetzt kommt ein Sachbuch oder ein Erfahrungsbericht einer Trauerrednerin “Was bleibt, wenn wir sterben”, der 1975 in London geborenen und in Hamburg lebenden Louise Brown, das ich jetzt erst lese, obwohl Allerheiligen schon vorrüber ist. Da ist das Buch aber schon vorher zu mir gekommen, beziehungsweise gab es einen “Diogenes-Bloggertalk” mit Louise Brown. Aber als ich mich da einloggen wollte, war das Internet kaputt, so habe ich das Treffen versäumt. Inzwischen ist die Oma verstorben, also habe ich das Buch schon im September bekommen, da der Alfred es seinem Trauerredner zeigte und jetzt ein Buch über ein Thema, das in unserer Gesellschaft ja sehr verdrängt wird.

Ich habe, weil wahrscheinlich alte Eltern und als junge Frau viele alte Freundinnen, ein etwas näheres Verhältnis habe, in Lainz bei der Pflegehelferinnenaus- und Fortbildung auch Sterbeseminare gehalten und mich auch sonst sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und ich kenne auch einige Autoren, die Trauerreden, als Nebenbeschäftigung halten. In der “Sophie Hungers” habe ich auch eine solche eingebaut.

Am Cover sind ein paar Vögel zu sehen und es beginnt in der Einleitung mit dem schönen Bild von den Apfelbäumchen in der Kapelle, beim Begräbnis eines Ehepaares, das innterhalb von ein paar Tagen gestorben ist und Louise Brown, die früher Journalistin war, erinnert sich, immer, wenn sie am Markt einen Apfel kauft, daran.

Zur Trauerrednerin ist ist nach dem Tod ihrer Eltern geworden und den Tod, den sie als erstes erlebte oder sich erinnern kann, war der ihres Hamsters.

Eine Frage, die ich mir stelle, ist, wie wird man Trauerrednerin? Gibt es dazu eine Ausbildung, wie geschrieben, ich kenne ein paar Autoren, die das nebenbei machen und war auch auf einigen Begräbnissen, wo die Angehörigen diese Rolle übernommen haben oder die von GAV-Mitgliedern haben dann die GAV-Präsidenten übernommen. so hat Robert Schindel beim Begräbnis von Gerhard Kofler, das Kadish gesprochen.

Das Buch ist in drei Teilen gegiedert, der erste heißt “Konfrontation mit dem Tod”. Da beginnt sie mit ihren Eltern, geht dann über eine hundertjährige Autoeinfahrerin zum Humor über und zu der Frage, ob ein Begräbnis immer todernst sein muß?

Beim Bebräbnis ihrer Mutter wurde Bach gespielt, woran siesehr unangenehme Erinnerungen hatte. Mit Humor kann man die Angehörigen aber aufheitern oder entspannen und der Alfred hat seinen Trauerredner von den Reisen erzählt, die seine Eltern machten. Die Gescichte mit der Mortadella, die sie als sie mit dem Alfred am Moped in den Sechzigerjahren nach Italien fuhren, kauften, weil sie billig war und sich dann daran überessen haben, fehlte dabei. Aber die wahrscheinlich auch nicht so lustig, aber vielleicht typisch für seine Eltern.

Eine Schwierigkeit mit dem Buch habe ich noch, daß da nicht so genau zwischen der Sterbebegleitung und dem Trauerreden unterschieden wird, denn der Trauerredner kommt mit der Person ja erst in Kontakt wenn sie schon gestorben ist, beziehungsweise, die Angehörigen befragt, wie er war? Deshalb ist es wahrscheinlich müßig zu überlegen, wie der Sterbende den Angehörigen Kraft geben kann. Aber Louise Brown bezieht sich oft auf den Tod ihrer Eltern, der für sie viel verändert zu haben scheint und schreibt, daß die Mutter sie im Krankenhaushaus fragte, ob es besser werden wirdund was man darauf antworten soll, wenn man weiß, sie wird bald sterben?

“Ja, natürlich!”, ist meine Antworte, denn man kann ja den Tod, als Erlösung des Leids auch so verstehen und da fällt mir wieder der “Professor Bernhardi” ein, der mich schon als Jugendliche sehr beeindruckt hat. Da ist die Sterbende ja in einer Art Euphorie und denkt schon gesund zu sein, wenn da der Priester mit seiner Monstranz kommt, um ihr die letzte Ölung zu erteilen, erleidet sie einen Schock, den ihr der Professor ersparen wollte, obwohl sie wahrscheinlich ohnehin gestorben wäre, so aber glücklicher, wenn auch ohne den letzten Segen.

Das ist vorbei, aber ein sehr beeindruckendes Stück und Louise Brown hat vorher an ihrer Schulzeit erinnert, wo man täglich das “Vater unser hinuntergleiert, also “But deliver us from the evil”, sie hat aber noch nicht lesen könnend, “eagle” also “Adler” verstanden und sich den dann mit seinen Schwingen vorgestellt.

Nützlich sind die Kapitel, wo sie beschreibt, wie schwer es ist ein Haus oder Wohnung auszuräumen und von welchen Gegenständen man sich trennen muß oder soll. Heute hört man ja ,alles wegschmeißen, was man nicht braucht. Aber die fünfzehn teekannen des Vaters oder Krawatten des Ehemannes können hilfreich sein oder auch stören. Also muß man, glaube ich, selbst entscheiden, wie man damit umgehen soll und richtig, Louise Brown, die ja nach den Tod ihrer Eltern den Beruf wechselte, hatte keine spezielle Ausbildung, als sie ihre erste Angehörige anrufen sollte. Bei uns ist das, glaube ich, umgekehrt, da ruft man den Trauerredner an. Sie saß aber vor dem Telefon und wußte nicht, was sie sagen sollte?

Der Bestatter riet ihr dann zu “Guten Tag, ich bin die Trauerrednerin, mein herzliches Beileid, auch wenn ich Ihre Mutter nicht gekannt habe!”

Das erinnert mich an die Ärztin oder Stationsschwester im Wilhelminenspital, in das mein Vater ja schon sterbend gekommen ist, aber trotzdem nach seinem Tod, wahrscheinlich aus Abrechnungsgründen noch auf die Station aufgenommen wurde und die Schwester oder Ärtzin, das dann zu mir sagte, obwohl sie meinen Vater nicht gekannt hat.

Was sagt man also?

“Mein aufrichtiges Beileid!”, wenn man beim Begräbnis an den Angehörigen vorbeimarschiert, was dann meistens nicht ganz ehrlich ist. Da ist das Englische wieder mal besser, wenn man “I am sorry for your loss!”, sagt. Da kann ich anfügen, daß ich beim Begräbnis meiner Schwiegermutter, die ich ja seit März 2020 niemanden mehr die Hand gebe, das beim zweiten aufgab und dachte, das kann ich jetzt nicht mehr, denn jetzt muß ich ja das Beileid entgegennehmen und mir nachher gleich die Hände wusch.

Im zweiten Teil “Leben mit der Trauer”, die Teile sind nicht immer scharf voneinander abgegrenzt, sondern schwappen wie ich finde ineinander über und Loise Brown gibt sowohl Fallbeispiele, als auch Erfahrungen aus ihrem Leben, wundert sie sich ein bißchen, daß die Angehörigen, das Begräbnis meistens schnell und konventionell hinter sich bringen wollen, könnten sie doch ihre eigenen Reden halten und oder sogar den Sarg selber tischlern. Ich denke, daß das wohl mit der Trauer zusammenhängt und da wären wir schon beim Thema und da kann ich mich erinnern, daß beim Tod meines Vater, die Trauer erst viel später kam und viel länger, als erwartet dauerte, denn bis zum Begräbnis war ich durch die Formalitäten abgelenkt.

Dann kommt Louise Brown zu den Konflikten, die beim Trauergespräch auch höchstens nur angedeutet werden. Natürlich denke ich und die Trauerrednerin ist auch keine Therapeutin und man soll dem Toten ja nichts Schlechtes nachsagen, muß aber die Konflikte, die man mit dem Vater oder der Mutter vielleicht trotzdem hatte, höchstwahrscheinlich aufarbeiten.

Die nächste Idee finde ich originell, nämlich sich seine Trauerrede selber schreiben und ich kann mich erinnern, daß ich beim Begräbnis der Valerie Szabo das erste Mal erlebte, daß die Familie die Reden hielt, beziehungsweise ihre Texte las.

“Wow!”, habe ich gedacht und dann den “Letzten Versuch” geschrieben, den könnte ich der Anna übergeben oder in meinem Testament festlegen, daß das gelesen werden soll.

Das habe ich damals kurz gedacht und denke jetzt, ich werde es nicht tun, denn, nach mir die Sintflut! Mein Leben leben, wie mein Bebgräbnis werden wird ist mir egal obwohl ich eigentlich schon ein Wunschdatum, nämlich den 13. 3. 1933 hätte und mir als ich dreiunddreißig war dachte, daß ich mit sechsundsechzig sterben möchte und dann kommt Louise Brown zu der Frage des Warum?, die, die Angehörigen wahrscheinlich manchmal an sie stellen und für die es höchtwahrscheinlich keine Antwort gibt.

“Die Endlichkeit annehmen” , heißt der dritte Teil und hier beginnt Louise Brown mit der Natur und dem Hund, den sie hat, weil seine Besitzerin ihn nicht länger versorgen konnte. Dann wird sie wieder sehr persönlich und schreibt, daß es ihr schwerfällt zuzugeben, daß sie zwei Jahre brauchte, bis sie das Grab ihrer Eltern besuchen konnte. Ich finde das sehr sehr normal obwohl man sich das meistens nicht leeisten zu können glaubt, denn das Trauern braucht Zeit und die Frage, was bleibt, der Buchtitel, ist auch sehr interessant zu interpretieren.

Denn da heißt es ja, der Tote lebt in einem weiter. Louise Brown meint, es wäre die Erinnerung in der er lebt und die, füge ich an, verändert sich und insofern lebt der Verstorbene dann doch in einem weiter und es sind auch die Spuren, die bleiben.

Louise Brown scheint das zwar ein wenig anders, wie ich zu interpretieren, aber ich werde, glaube ich, ihn meinen Büchern weiterleben. Denn die bleiben wahrscheinlich in der einen oder anderen Form, auch wenn sie die Anna in zwanzig Jahren in die Mülltonne kippt oder in den Bücherschrank stellt und dann verbreiten sie sich sowieso. Interessant ist bei mir, daß ich das bei meinen Körper anders sehe, denn da will ich keine Organentnahmen und mich auch verbrennen lassen, damit mich niemand ausgraben kann.

Louise Brown hat da auch ihre eigene Vorstellung, die sich verändert haben und da kommt dann schon die Frage, will man alleine oder im Kreise seiner Lieben sterben?

Vorher wird noch das “Death Cafe” erwäjhnt, wo man zusammen kommt und über das Sterben spricht. Eine Art Sterbeseminar, wie es das in der Krankenpflegeausbildung gibt und das, wie ich auch Erfahrung weiß, meistens sehr gefürchtet wird.

Natürlich, der Tod wird meistens verdrängt, weil er Angst macht und ich denke der eigene Tod wird wahrscheinlich auch ganz anders ausfallen, als man es sich gewünscht oder vorgestellt hat. Trotzdem finde ich es gut, darüber nachzudenken und weil wir schon beim Sterben im Keis der Lieben sind, ist das, was auch Louise Brown so thematisiert, etwas, was seit zwei Jahren meistens verwehrt wird. Da stirbt man ja zwangsweise allein im Krankenhaus oder Pflegeheim und da berichtet sie von einer Frau, die auf ihre übliche Frage, wie es ihr ginge “Beschissen!”, antwortete, denn sie durfte ihre Mutter schon lange nicht mehr besuchen und da sind wir, glaube ich, schon bei der Veränderung des Themas Sterben, denn das wurde durch Corona verändert, wo man das ja nicht soll, aber höchstwahrscheinlich trotzdem muß und wenn man hört, es wird nur noch “Geimpft, genesen oder gestorben!”, heißen, um zur Impfung zu motivieren, kann man nur antworten “Stimmt!”

So wird es sein, wenn auch wahrscheinlich nicht gleichzeitig, sondern nacheinander, denn auch die Geimpften werden irgendwann und wenn auch an etwas anderen sterben und den Virus kann man wahrscheinlich auch bekommen ohne es zu merken oder krank zu werden.

Ein interessantes Buch, das ich jeden nur empfehlen kann, denn es kann nicht schaden sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Man lebt dann sicher besser und unbeschwerter denke ich und wer davor Angst haben sollte, dem kann ich den Ausspruch von Prof Musalek wiedergeben “Wo der Tod ist, ist man nicht und wo man ist ist der Tod nicht!”, also keine Angst sich mit dem Thema zu beschäftigen, an seine Verstorbenen denken und sie in sich weiterleben lassen, wenn man möchte. Ihnen zu verzeihen ist wahrscheinlich auch ganz gut, wenn das nötig sein sollte, aber auch das braucht wahrscheinlich seine Zeit und die sollte man sich ruhig geben und ich gehe eigentlich nicht so gerne auf Friedhöfe, um dort Blumen zu gießen, verstehe es aber gut, wenn eine alte Frau oder ein alter Herr dorthin gehen, um ihren Mann oder seine Frau zu besuchen und sich mit ihnen zu unterhalten. Darüber gibt es Bücher und Filme und ich habe auch schon darüber geschrieben.

Aussichten

Gedichte 2020-2021. Ich bin ja keine dieGedichte schreibt, lese aber gelegentlich welche und gehe auch regelmäßig zu den Tagen der Lyrik, den LyrikFestivals etcetera und jetzt das dritte Buch und der zweite Gedichtband in diesem Jahr, des 1939 in Haslach geborenen Peter Paul Wiplinger, bei dessen achtzigen Geburtstagsfest ich war und der mir seit einiger Zeit so getreulich mit handschriftlicher Beilage, seine Werke schickt und ich muß schreiben, wieder eine Überraschung, habe ich bei den Nominierten des Leipziger Buchpreises mein Lieblingsprosabuch gefunden, dann ist das der beste Gedichtband den ich seit langen gelesen habe, obwohl ich mir ja erst gestern Lyrischen von Dirk Peterdorff vorgenommen habe und da ist es meist so, daß man schöne Sprache gedichtet dargeboten bekommt, “Poesie in gestiefelten Schuhen” und vom Leben meist keine Spur, so daß man oft zweimal lesen muß, um die Gedankensprünge des Dichters zu erfassen.

Daß es auch anders gehen kann, hat der Zweiunaachtzigjährige eindrücklich bewiesen und thematisiert das auch selbst “Dichtung auf ihre Alltagstauglichkeit/ überprüfen dieses Satzfragment/ fiel mir dabei lächerlicherweise ein.”

Und das ist es, Peter Paul Wiplingers Gedichte sprechen von Krankheit, von der Angst vor dem Tod, etcetera und er stellt auch gleich die Frage vom “Regelwerk” der Kunst, etwas was ich meinen kritischen Freund Uli ins Gedächtnis legen will: “solch klugscheißersprüche darf man/ in einem Gedicht nicht verwenden/ sagst du und ich entgegne/ wer zum teufel stellt denn/ solche regeln auf und verbietet mir/ klugscheißersprüche in einem gedicht/ zu verwenden / – na ja sagst du noch von deinem krebs/ solltest du auch nicht sprechen/ jedenfalls nicht so offen und nicht im gedicht/darauf ich wütend und zugleich unsicher/ ich soll also das jetzt wichtigste in meinem leben/aus meinem schreiben ausklammern weil unfein/ ich soll diesen scheißkrebs und die scheißsprüche,/nicht so nennen wie ich das im wirklichen leben tue/ weil das dem regelwerk der ästhetik nicht entspricht/ weil die wahrheit nicht fein genug ist für die poesie/”

Nein, das ist es nicht, obwohl es wahrscheinlich viele Dichter bisher so taten, aber allzu zu privat und persönlich soll es natürlich auch nicht sein “es ist nicht so/daß ich nicht weine/ja natürlich bin ich/auch sentimental/ aber das ist meine/ privatangelgen heit/ das hat nichts verloren/ in einem gedicht”

Und da sind wir schon bei den Schreibanleitungen, wie man zum dichten kommt. Aber zurück zum Anfang zu den Gedichten, die zwischen 2020 und 2021 geschrieben wurden und dabei, glaube ich, alle persönliche Befindlichkeiten des Autors umfassen. Philosophie ist natürlich auch dabei, wenn es um die Lebensaussichten geht: “aussicht gibt es / keine mehr sagt er/ überall ist nur nebel /aber das hinaufsteigen / und das hinuntersteigen/ das lohnt sich/ denn das ist ein erlebnis”.

Da haben wir schom im ersten Gedicht den Sinn des Lebens lapidar zusammengefaßt und dann kommt die “Einberufung” zur Krebsoperation ins AKH. Etwas was den Dichter sehr beschäftigt. Das Gespräch mit dem Professor und das Gespräch mit der Krankenschwester nachher, die sein Bett frisch überziehen soll und er zu schwach ist, ihr zu sagen, daß er das nicht merh braucht.

Die Angst vor dem Tod und dem Sterben kommt auch immer wieder vor und da würde ich Peter Paul Wiplinger gerne einen Satz mitgeben, den ich bei einem Vortrag von Professor Musalik einmal hörte, wo es um das Sterben ging.

“Wo wir sind, ist der tod nicht und wo der Tod ist, sind wir nicht!”

Also braucht man sicht da vor nicht fürchten, hat er gelautet. Lieber sein Leben genießen bis zu den letzten Stunden, so gut es geht. Einen Baum pflanzen, ein Gedicht schreiben. In diesem Fall viele schöne Gedichte, die ehrlich sind und keinem Regelwerk folgen müßen, würde ich empfehlen.

“ich bin jener/ der im 81. lebensjahr ist/ ich bin jener/ der krebs hat /ich bin jener/ der gedichte schreibt/ ich bin jener /der am liebsten einfach nur so dahinleben möchte /ich bin jener/ der weiß, daß alles einmal sein ende haben wird”

Das Thema Corona, das Peter Paul Wiplinger bedrohlicher, als ich zu erleben scheint, kommt auch natürlich vor:

“Corona 2020 Berichterstattung/ wirtschaft/wirtschaft/wirtschaft/kein Wort von/sterben sterben/sterben sterben/kein händehalten/in der todesstunde/15 minuten- abschied/ dann sterben/tox/welch erbärmliche/unmenschlichkeit” und für mich zum erstenmal poetisch thematisiert, die Corona-Impfung:

“wir fahren mitder u1/nach der corona-impfung/von jenseits der donau heim/zum stephansplatz und dann/ mit der u3 zum rochusmarkt”

“TODESGEDANKEN” sind es, die Peter paulWiplinger, manchmal quälen und sie in eindrucksvollen pragmatischen Sätze verpackt:

“ich ziehen meine/ schwarzen socken an und denke an den tod/ ich ziehe meine schwarze hose an/ und denke an den tod/ ich ziehe meine weißen bosxershorts an und denkeplötzlichach/ verdammt noch mal/war das leben schön/ wenn man sie auszog/

Da kann kam Peter Paul Wiplinger vielleicht auch verzieihen, daß er nach dem er im Krankenhaus den Besuch des Priesters verweigerte und man ihm stattdessen eine Psychologin schickte, bedauerte, daß sie “völlig unerotisch” aussah und er dann dazu kommt es als “unsinnig” zu empfinden, daß er sein Leben für den Nachlaß schön ordentlich in bene-ordner verpackte. Das muß sein denke, ich damit Spuren bleiben, damit man alles nachlesen kann, die ich, das im Blog, statt in Ordner mache und auch die Nationalbibliothek nicht anfrage, ob sie von mir vielleicht etwas haben will?

Sehr beeindrucken die “Aussichten des alten Dichters, der auch, wie schon erwähnt Schreibanleitungen gibt “entweder teilt mir das gedicht etwas neues mit oder eben nicht” “eine einzige wortlkauberei/ ist das sagst du abfällig zu mir/ dashat doch mit einem gedicht/ nicht das geringste zu tun/” und sehr viel Lebensweisheit bringt, manchmal etwas melancholisch ist und vielleicht auch trauig, so daß ich mit einem Liebesgedicht schließen will:

“ETWAS WIE LIEBE

wie ist mein herz so müd nach dir/ /verflogen ist die gier/ der jungen leidenschaft/ jetzt sitze ich verloren/ in meiner dunkehaft/ wie ist mein herz/ so müd nach dir/ im kerzenschein/ da bin ich dein /obwohl wir längst/verloren sind”

Also auch ein wenig melancholisch, obwohl Peter Paul Wiplinger, der sich in den diversen IGs auch sehr für seine Kollegen, vor allem für die aus Osteuropa einsetzte, auf ein langes erfülltes dichterisches Schaffen zurückblicken kann und ich mir auch noch viele schöne Gedichtbände von ihm wünsche.

Und schön finde ich auch noch ,daß Peter Paul Wiplinger “daß” mit scharfen” ß”schreibt.

Ausklang

Gedichte von 2010 – 2020 des 1939 in Haslach OÖ geborenen künstlerischen Fotografen, Schriftsteller und engagierten Mitglieds der IG Auoren Peter Paul Wiplinger. Sogenannte Lapidargedichte “ohne jeden Metaphernschmus”, wie der Schriftsteller, den ich, glaube ich, in den späten Neunzehnachtzigerjahren bei den IG-GVs kennenlernte, auf einem dem Buch beigefügten Zettel geschrieben hat und ich habe mich 1996 sehr vor Peter Paul Wiplinger gefürchtet, als wir beide in der Jury für das damalige Nachwuchsstipendium für Literatur waren, denn er war vom PEN, ich von der GAV dorthin gesandt, was in meiner Vorstellung starke gesellschaftliche Unterschiede bedeutete. Er rechts, ich links und dann hatten wir dieselben Vorschläge, kämpften für denselben Kanditaten, sprachen uns gemeinsam gegen eine Autorin aus und ich hatte wieder etwas gelernt.

Danach erlebt, wie Peter Paul Wiplinger, der vor einigen Jahren auch einen schweren Unfall hatte, vom PEN austrat und in die GAV hinüberwechselte, da gibt es immer noch diese Bestimmung, daß man nur in einer der Vereine Mitglied sein kann, an die ich mich eigentlich halte, aber ich würde, weil ja “nur” selbstgemachte Bücher wahrscheinlich ohnehin nicht in diesen Verein aufgenommen werden.

Jetzt scheint er sich wieder im PEN zu engagieren, zumindest wurde sein achtziger Geburstag, zu dem er mich eingeladen hat, glaube ich, in einem PEN-Lockal gefeiert und er hat mich, als wir uns einmal beim Empfang der Buch-Wien getroffen haben, sehr freundlich auf meinen Blog angesprochen. Er hat mich auch vor einiger Zeit bei der Krit Lit fotografiert und schickt mir jetzt immer die Einladungen zu seinen Veranstaltungen. So hat er mich auch auf sein neues Buch aufmerksam gemacht, das in der “Edition Löcker” erschien und seit Dezember, glaube ich, im Buchhandel erhältlich ist und als ich ihn fragte, ob er mir das Buch für das “Geflüster” schicken will, hatte ich einige Zeit später ein dickes Bändchen mit gleich drei Büchern im Postkasten.

Darunter die “Lebenszeichen”, die ich schon hatte, denn in meiner Bibliothek haben sich inzwischen einige Wiplinger-Bücher angesammelt und ich kann mich auch an einen Wettbewerb in der Bücherei Pannaschgasse erinnern, den Stephan Teichgräber organiserte, “Die goldene Margarete” hat er geheißen. Ich habe auch gelesen und daneben viele ost- und mitteleuropaische Autoren, die gar nicht persönlich anwesend waren, weil die Bibliothek nicht die Fahrt und Übernachtungskosten zahlen wollte oder konnte.

Peter Paul Wiplinger hat ziemlich zu Beginn soweit ich mich erinnern kann, sehr beeindruckende Holocaust-Gedichte gelesen, wurde dann aber aus Zeitgründen sehr bald von Stephan Teichgräber unterbrochen, was ich eigentlich als sehr unhöflich empfand. An einen Abend im arabisch-österreichischen Haus, kann ich mich erinnern und die drei Büchern darunter der, bei “Arovell” 2006 erschiener Prosaband “ausgestoßen” waren alle sehr schön und handschriftlich für mich signiert.

“Letzten Endes bleibt alles Fragment” steht beispielsweise bei dem neuen “Löcker-Band”, bei den Lapidargedichten, wo am Cover ein Foto des Autors, “Sonnenuntergang am Neusiedlersee” zu sehen ist, das Peter Paul Wiplinger mit der Kamera seines Vaters 1981 aufgenommen hat und am Büchrücken ist noch einmal das Gedicht zu sehen, mit dem der Band auch beginnt: “gehen/ gehen gehen/ gehen gehen/ einfach gehen/ was sonst”, womit man schon eine klare Definition hat, was unter Lapidargedichten zu verstehen ist.

Kurze knappe zweizeilige Gedichte, die sich mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzen.

“WEGE GEHEN gehen/ die sich kreuzen/ wege gehen ohne ein ziel/ schnittpunkte begegnungen/berührungen beziehungen/ereignisse menschen/erinnerung vergessen” oder “DAS LEBEN” “das leben ist das märchen/ das leben ist wie es ist/ so ist es”.

Es gibt aber auch Gedichte die bestimmten Personen gewidmet sind, so ist der “Dichter” “tag für tag ein gedicht schreiben”, dem 2014 verstorbenen Politiker und Schriftsteller Hugo Schanovsky gewidmet und sehr berührend “EIN GEDICHT SCHREIBEN”, wo Peter Paul Wiplinger, den Auftrag seiner Ärztin beschreibt, daß er dieses tun soll, als er nach seinem Unfall im Spital liegt “ich soll mit der hand/ ein gedicht schreiben/ sagte heute zu mir die frau/ prof. dr. paternostro-sluga/ im donauspital in wien/ und fügte noch hinzu egal was/ sie dann schreiben ganz egal/ wichtig ist nur daß sie schreiben/ und zwar mit ihrer rechten hand/ die halbseitig nervengeschädigt ist”

So eindrucksvoll habe ich Lyrik noch selten gelesen und davon ist auch die Psycholoin in mir sehr angesprochen, die sich neben der schönen Sprache immer sehr für die psychischen Ausnahmesituationen interessiert.

Es gibt neben den kurzen sich mit dem Lauf des Lebens beschäftigenden lapidaren Gedichtzeilen auch längere Gedichte, beispielsweise die “LEBENBSAUSSICHT”, 2013 geschrieben “heute ist der erste Tag/ in meinem Leben an dem ich/in mein 75. lebensjahr trete/bloß kein Selbtmitleid sage ich” oder “MUTTERS LEBEN- nach ihrer Erzählung” geschrieben.

Kurze lapidare Gedichtzeilen, in denen es viel um das Leben geht. So schreibt er beispielsweise über einen der sich den Suicid wünscht “du kommst zu mir/und sagst du magst nicht mehr leben/ ich sage/ ganz einfach/ ich lebe gern/” oder in “GLEICHZEITIG” “aber ich lebe/in der stadt/da gibt es/keine natur”

Es geht auch zunehmend um Krankheit, Sterben und Tod.

“DAS FOTO” “soeben habe ich/das foto angesehen/das foto betrachtend denke ich/an deinen und an meinen tod” oder

“DER KOFFER” “Seit 36 Jahren steht/ der Koffer meines vaters/ nun schon ungeöffnet/ in meinen Keller./ Jetzt, da ich schon fast/genau so alt bin wie er, /als er damals fortging/mit seinem kleinen Koffer/ins Spital, werde ich/ diesen alten Koffer öffnen,/weil ich wissen will,/was ich mitnehmen soll/ins Spital,wenn es/ans Sterben geht./

Es gibt den “TAGESVERLAUF im Krankenhaus” und die “ZWISCHENBEREICHe im AKH in Wien”, in dem sich Peter Paul Wiplinger offenbar befunden hat “das grünen Bettenhaus/das rote Bettenhaus/der grüne Bodenbelag/der rote Bodenbelag” und die “ABENDSTIMMUNG im AKH Wien” Der Himmel/verbrennt/im Abendrot./Wie lange noch/werde ich leben?”

Besonders berührend die “ENTSCHEIDUNG”

Ich breche jetzt/die Chemotherapie ab,/sagte er und tat es auch;/Wenige Wochen darauf starb er./Ich schrieb einen Nachruf auf ihn/für eine bekannte Regionalzeitung/Und setzte meine Chemotherapie/noch einige Wochen lang fort,/bis sie bei mir beendet war.”

In einer anderen “ENTSCHEIDUNG” geht es um die Bücher, die er noch lesen möchte oder noch nicht gelesen hat. Ein Problem das ich auch genau kenne und mich oft genug damit beschäftige.

Dann geht es sehr aktuell um die “CORONA-PANDEMIE 2020”, im April geschrieben. Dann gibt es noch eine NEGATIV-ASSOZIATION “Eine Negativ-Assoziation besetzt/also mein Assoziationsvermögen./Auch das hat sich so ergeben:/ein Alltagsbild als Schreckensbild!/Und das wird noch lange so bleiben.”

Spannend, spannend in die Assoziationen, Gedanken, Überlegungen eines alten Dichters einzutauchen. Spannend sich in seine “Ausklänge” einzulesen und wenn man noch ein wenig mehr von und über Peter Paul Wiplinger lesen will, sind seine “Schachteltexte” sehr zu empfehlen.

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

Jetzt kommt Susann Pasztors Buch, das in Leipzig bei dem “Kiwi-Bloggertreffen” vorgestellt wurde. Eine Mischung zwischen einem Jugend- und einem All-Age Buch würde ich mal schätzen oder nein, ein reines Jugendbuch ist es wohl nicht, dazu ist das Thema zu schwierg, geht es dabei doch um das Sterben.

Ein Thema für mich könnte man so schätzen, denn ich habe ja meinen Vater betreut, dazwischen Sterbeseminare im damaligen Geiatrie-Zentrum Wiederwald gemacht, dort dort die Pflegehelferinnen in Kommunikation ausgebildet und habe auch manchmal Klienten, die ihre Angehörigen verloren haben oder verlieren werden und mich in meinen Büchern auch schon mehrmals mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Zum “Kiwi-Blogger-Treffen” bin ich etwas zu spät gekommen, weil ich ja vorher mit dem Alfred in diesem Messerestaurant essen war und habe, als ich das Zimmer im dem Congreßzentrum endlich gefunden habe, Susann Pasztor, die 1957 in Solenau geboren wurde, jetzt ihr drittes Buch bei “Kiwi” herausbrachte und auch eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin machte, daraus schon lesen gehört und zwar ziemlich bald die Stelle, wo Max der Schulfreund von Phil, dem dreizehnjährigen Jungen, der eine wichtige Rolle in dem Buch spielt, großschneuzig davon spricht, daß Sterbebegleiter, die sind, die den Menschen streng geheim, die Giftcocktails überreichen, als der ihm von der Ausbildung seines Vaters erzählt und habe schon befürchtet, daß da vielleicht etwas vermischt wird, denn ein Sterbegleiter gibt ja keine Sterbehilfe, zumindest keine mit dem Cocktail.

Aber natürlich wird in der Öffentlichkeit bei diesem Tabuthema viel gewitzelt, verdrängt,  gelästert und die Literatur ist ja dazu da zu übertreiben und zu erhöhen.

Aber Susann Pasztor umschlifft diese Kurve und das ist auch die einzige Stelle, wo es darum geht, sonst geht es um etwas ganz anderes, nämlich, um Fred, den vierzigjährigen übergewichtigen alleinerziehenden Vater, der in irgendeinem Amt sitzt und Pensionsanträge bearbeitet und endlich was Sinnvolles machen will.

So wird er ehrenamtlicher Hospitzmitarbeiter und soll nun seinen ersten Fall übernehmen, nämlich die sechzigjährige krebskranke Klara begleiten.

Susann Paszor schildert den Übergewichtigen am Anfang des Buches etwas tolpatschig. So, wie gut gemeint ist das Gegenteil von gut.

Auch da nimmt das Buch eine Wende, denn Klara weiß, wie es wahrscheinlich wohl vielen Hospitzpatienten geht, nicht, ob sie wirklich einen Sterbebegleiter will.

No na, so gelingt der Start etwas schwierig, obwohl Fred ja eine Supervisonsgruppe hat und da gibt es auch eine sehr aufmüpfige Theolgiestudentin namens Maria, die immer kritische Fragen stellt.

Fred hat auch eine Mappe, wo Unterlagen über Klara stehen, zum Beispiel die Telefonnummer der Schwester, die im Todesfall benachtrichtigt werden soll.

Sonst scheint es aber Spannungen zwischen ihr und Klara zu geben, über die Klara nicht spricht und nun hat Fred, das Buch spielt kurz vor Weihnachten, einen Einfall, der eigentlich ganz natürlich sein sollte, aber entsetzlich schiefgeht, er lädt beide Schwestern zu sich und zu seinem dreizehnjährigen Sohn Phil zu einer Weihnachtsfeier ein.

Klara verläßt, sobald sie die Schwester sieht, die Wohnung und bricht die Begleitung ab. Fred muß sich deswegen auch in der Supervisionsgruppe entsetzt ansehen lassen.

Wie kann man denn nur, diese Grenze überschreiten und wird stattdessen den Nachtwachen zugeteilt, wo man nichts mehr falsch machen kann.

Denn dort ist immer das Fenster offen, damit die Seele leichter hinausgleiten kann, wenn einer gegangen ist und solche Geschichten habe ich auch schon bei meinen Supervisionen gehört.

Klara hat aber vorher schon den dreizehnjährigen Phil, der ein heimlicher Dichter ist und Schwierigkeiten mit seiner esoterischen Mutter hat, die ihm immer Wachstumspräperate schickt, weil er ein wenig kleinwüchsig ist, engagiert, um ihre Fotos zu scannen.

Klara war Tänzerin oder Musikerin. In ihrer Wohnung hängen Bilder von einer Rockgruppe aus den Siebzigerjahren namens “Grateful Dead”.

Sie hat auch lange in Spanien gelebt,  einen Spanier geheiratet, so heißt sie Jenner-Garcia und ist erst zum Sterben wieder nach Deutschland zurückgekommen und so ist Phil eine Zeitlang, der Ersatz- Sterbebegleiter, weil Fred ja nicht mehr zu ihr darf.

Es gibt aber auch eine junge Frau namens Rona, die in in einem Cafe jobbt und sich in Prostituiertenkleidung von einem Maler im Haus malen läßt, was auch zu Mißverständnissen führt und einen Hausmeister namens Leo Klaffki, ein Althippie, der im Gegensatz zu Fred, die Rockband kennt und sich, um Klara kümmert, gibt es auch.

So ruft Leo Klaffki Fred auf einmal an, als Klara im Lift steckengeblieben ist und es dauern kann, bis der Reparaturdienst erscheint. Er soll kommen und sich mit Klara unterhalten.

So darf Fred wieder zu ihr und betreut zusammen mit Phil, der unbedingt noch alle Fotos einscannen will, obwohl die Zeit wahrscheinlich nicht mehr dazu reicht, in Verbindung mit dem Hausarzt und der Frau vom Pflegedienst, weiter Klara, die beschließt, ihr Sterben etwas zu beschleunigen, in dem sie nichts mehr ißt und trinkt.

Rona schläft bei ihr in der Nacht, Vater und Sohn wachen am Tag, der Hausmeister stiftet eine Fußballkerze. Phil, der ihre Kameria geschenkt bekommen hat, liest ihr vor und am Schluß übergibt Klara noch das Fotoalbum, das sie mit Achtzehn ihrer Schwester davongetragen hat und weshalb es vielleicht zum Bruch kam, damit er es an sie zurückschicken kann.

Ein sehr einfühlsames Buch, das alle Konflikte eines alltäglichen Leben leicht überhöht, wie es für einen Publikumsverlag wahrscheinlich sein muß, enthält und das ich allen, die sich mit diesem schwierigen Thema, das man, wie ich glaube, nicht verdrängen soll, weil es einen ja einholen und betreffen wird, nur empfehlen kann.