Ein Präsident verschwindet

Julia Danielczyk hat ja bei der letzten “Wien Reihe” gefragt, wie man das macht, reale Personen in einen Roman einzubeziehen. Ralf Langroth das Psedudonym für einen erfolgreichen Autor, der in Hannover lebt, hat diese Frage mit seiner “Akte Adenauer” und “Ein Präsident verschwindet” schon verantwortet. Denn Konrad Adenauer war der erste Bundeskanzler der BRD und Otto John ,ein Verfassungsschutzpräsident, der am zwanzigsten Juli 1954 in den Osten verschwunden ist. Dann wieder auftauchte, verhaftet wurde und bis zu seinem Tod 1997 in Innsbruck, nicht mehr rehabilitiert wurde, obwohl er sich sehr darum bemühte.

Das sind die historischen Fakten, die auch auf einer Zeittafel festgehalten wurden. Dann gibt es zwei Personen, die schon im ersten Band eine Rolle spielten. Den Ermittler Philipp Gerber, der 1939 in die USA emigrierte und jetzt, das Buch spielt 1954, Kriminalhauptkommissar des BKA ist und die Journalistin Eva Herden, seine Freundin, die bei einem kommunistischen Blatt in Bonn, das ja damals die Hauptstadt Deutschlands war, arbeitete.

Das ist die Ausgangslage und es beginnt, vor allem wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, sehr verwirrend und schwierig in die Fakten hineinzukommen, obwohl die Handlung eigentlich eher banal ist. Oder auch nicht, ganz im Gegenteil, denn es wird geschossen und gemordet, entführt und ein rauher Ton verwendet. Was das mit dem realen John zu tun hat, ist wahrscheinlich unklar oder natürlich, nach dem wird damals wohl auch gesucht worden sein.

Also der Hauptkommissar wird am Anfang zu Adenauer zitiert, der eigentlich zurück in den Schwarzwald will. Er soll nach John suchen und seine Freundin Eva ist offenbar in seine Entführung verwickelt und selbst in den Osten abgehauen oder verschwunden. Der Inhaber der kommunistischen Zeitung und seine Sekretärin werden ermordet. Eva ist auch in einen Mord verwickelt und Gerber fliegt mit einen Kollegen nach Berlin, dort sieht er ständig Eva, die zwischen Ost und West hin und herpendelt. Es gibt einen windigen Fotografem und einen “französischen Agenten” namens Walter Dorst, der mordet, Botschaften überbringt und dann auch mithilft Gerber in den Osten zu bringen. Dort wird er von der “Nachthexe”, eine russische Kampfliegerin namen Katya mit “y”, wie sie betont und dem Präsidenten verhört. Evas Vater, der der Lckvogel für sie war, wird ermordet und am Schluß kehrt John in den Westen zurück, obwohl er von Gerber gewarnt wird und wird, wie schon geschrieben verhaftet.

Besonders spannend habe ich diese Krimihandlung nicht empfunden, sondern eher, wie bewußt klischeehaft, um den realen Fall gelegt, um einen spannenden Thriller daraus zu machen. Aber das liegt wahrscheinlich an mir, daß mich diese kalte Kriegsgeschichten nicht so interessieren. Aber das Buch gelesen habe, weil mich ja historische Romane interessieren. Ein Widerspruch nicht wahr, aber das Lesen ist, wie das Leben widersprüchig, erweitert aber den Horizont und jetzt bin ich an der Auflösung des Pseudynym unseren Autors, der übrigens in der “Blauen Stunde” beim “Blauen Sofa” in Leipzig aufgetreten ist, sehr interessiert.

ich hasse männer

In Zeiten, wie diesen, wo man sehr aufpassen muß, daß die Null-Covid Befürchworter nicht die ganze Wirtschaft zusammenhauen, ein bißchen Feminismus oder ein provokantens Buch mit einem provokanten Titel “ich hasse männer” der französischen Aktivistin und Bloggerin Pauline Harmange. Ein ähnliches Buch, das vielleicht schon von diesen inspiriert war, habe ich ja schon im Vorjahr zum Beginn der Corona-Krise gelesen und es wahrscheinlich wichtig in Zeiten, wie diesen der Gewalt gegen Frauen auf den Feminismus ja ein wenig vergessen wird, die jungen Frauen sich vielleicht wieder an die vermeintlich starke Schulter anlehnen wollen und lieber ihren Doktor heiraten, als ihn selber machen wollen, an den Feminsmus zu erinnern.

Ich bin ja in den Siebzigerjahren fast wie von selber in den Feminismus hineingekommen, obwohl ich nicht wirklich in der AUF war, habe aber da die Ruth kennengelernt und die Hilde Schmölzer durch die schreibenden Frauen und ich bin ja auch eine Feministin und eine linke Frau und auch eine, die immer noch der Meinung ist, daß ein Mann kein Feminist sein kann, auch wenn er sehr freundlich ist und die Frauen unterstützt will. Aber die brauchen vielleicht nicht nur Unterstützung, was vielleicht schon wieder abhängigkeit bringen kann und die Französin Pauline Harmange ist auch dieser Meinung, obwohl ihr Ausdruck, wie vielleicht der, der Lydia Heider für mich zu stark ist, denn ich hasse nicht alle männer, sondern sette mich gegen Unterdückung ein und denke daß ich in meiner Sprache lieber höflich und vorsichtig bin.

Aber in vielen hat die Französin recht und thematisiert Punkte, die durchaus noch zu bearbeiten sind. Pauline Harmange ist auch mit einem netten Mann verheiratet, wie sie schreibt. Sie nennt ihn Typen und sie besteht auch darauf, ihre starke Sprache zu verteidigen und meint man muß nicht sagen “Ich bin zwar Feministin, meine das aber nicht so ernst!”, um sich dann augenzwinkernd zu entschzuldigen. Und ich denke wieder, man soll die Männer auf schlechtes Verhalten hinweisen. Dann brauche ich sie nicht zu hassen und natürlich wurde den Mädchen beigebracht nie zu widersprechen und ihre Wut nicht zu äußern, während man den Buben, und das sind, Achtung, meistens die Mütter, beibringt, zurückzuschlagen, wenn sie angegriffen werden.

Die Mädchen sollen, dürfen das aber nicht und da führt Pauline Harmange auch ein persönliches Beispiel an und die Wut in der Stimme braucht man wahrscheinlich auch, um sich durchzusetzen und gehört zu werden. Denn flüstert man seine Meinung heraus, wird man oft überhört und spannend auch, die Tatsache, Männer bewerben sich oft für etwas, was sie nicht wirklich können und denken “Schauen wir einmal!”, während die Frauen erst hingehen, wenn sie wirklich sicher sind, daß sie alles können und dann machen die Männer Karriere und die Frauen bleiben über und waschen die Socken.

In einige Kapitel ist das kleine lila Büchlein gegliedert. Am Ende gibt es einen ausführlichen Literaturteil, wo man vieles nachlesen und sich weiterbilden kann und spannend auch die These, daß eine starke Frau ruhig “mittelmäßig” wie ein Mann sein kann und sie lobt die Frauenbünde, das heißt die Strickgruppen, Mütterrunden, Tupperware-Parties, wo sich die Frauen zusammenschließen und ihre Schwesternschaft ausprobieren können.

Die Burschenschaften, die heute warhscheinlich zu recht verpönt sind, haben das ja auch so gemacht und dadurch ihre Kader geschmiedet und ihre Beziehungen aufgebaut , die sie für ihre Karriere und Buberlpartien brauchen.

Also lesen und sich von den provokanten Formulieren nicht abschrecken lassen. Dann braucht man die Männer nicht hassen. Soll das auch nicht tun. Kann ruhig in einer heterogenen Beziehung leben und braucht sich dafür nicht entschuldigen. Ich tue das auch und bin sehr damit zufrieden. Also laut seine Meinung äußern und seine Wut vielleicht etwas gedämpft und höflich äußern. Widersprechen, sich nichts gefallen und sich nicht unterdrücken lassen. Sich vielleicht auch in Selbstverteidigung üben, damit man sich eventuellen Vergewaltigern nicht hilflos ausliefern muß.

Feminismus ist wichtig und in Zeiten, wo der nächste Frauentag naht, dieses Buch sehr zu empfehlen. Man kann es auch zum Valentintag verschenken und ist auch denen zu empfehlen, die vielleicht nicht so viel gendern wollen.

Bis zum Ende

Remigiusz Mroz, dem polnischen Kultautors “Bis zum Ende” habe ich  nicht angefragt, wohl aber seine “Kalten Sekunden” gelesen und damit, ob der Brutalität und der überraschenden Wendungen, meine Schwierigkeiten gehabt, aber eigentlich auf das vor einem knappen Jahr gelesene Buch inzwischen fast vergessen, so daß ich, als ich den Inhalt von “Bis zum Ende” gegooglet habe, ein deja vue hatte und glaubte, ich hätte das Buch schon gelesen, aber nein, “Bis zum Ende” ist  die Fortsetzung der “Kalten Sekunden”, der Geschichte von  Damian Werner, dem seine Braut Ewa verloren gegangen ist, sie suchen will, sich an eine Detektei wendet, die Detektivin Kassandra von ihrem Mann Robert mißbraucht wird und sich dann in Ewa verwandelt und so weiter und so fort.

Nun sind zu den zehn Jahren des Verschwindens ein weiteres vergangen. Damian Werner zieht in eine neue Wohnung, trinkt Bier,  lebt depressiv vor sich hin, bis er Kassetten  findet. Wieder eine Botschaft von der verschwundenen  Ewa und Kassandra, seine Feindin taucht auf, erzählt von ihrem verschwundenen Sohn, den finden sie dann im Koma in einer Klinik. Kassandra wird verhaftet, im Gefängnis mißbraucht und Damian Werner zieht mit Kassandras Assistentin, die er in einem Sushi-Lokal findet, zu einem ehemaligen Jugendclub und man forscht wieder in Ewas Vergangenheit.

Dann taucht Ewa plötzlich auf und verschwindet wieder, beziehungsweise zwingt sie Kassandra, die Kassetten aufzunehmen, also eigentlich eine Zeitsprung nach hinten, wenn ich nicht etwas mißberstanden habe und die Schwierigkeit, der Bücher ist auch, daß sie in zwei Perspektiven geschrieben sind, in der von Damian Werner und der von Kassandra.
Aber beide in Ich- Form, dann hatte ich genau, wie einige “Amazon-Rezensenten” auch Schwierigkeiten mit den Namen, obwohl ich das Vorbuch ja gelesen habe. Hat man nicht,   tut man sich wahrscheinlich noch viel schwerer, das Ganze zu verstehen, obwohl es ja eigentlich nur, so weit ich es verstanden habe,   eine Wiederholung des Erstens ist und nicht wirklich neue Fakten bietet oder doch vielleicht, Ewa sticht Kassandra nieder, die wird von Damian gerettet und die beiden gehen in ein neues Leben.

Man könnte den Thriller also auch psychanalytisch deuten und dann wäre ich auf den dritten Teil gespannt. Mal sehen ob ein solcher zu mir kommt?

“Zuerst war es Stieg Larsson, dann Jo Nesbo, jetzt ist die Zeit für einen weiteren sensationellen Spannungsautor gekommen:ausPolen”, steht  am Buchrücken.

Die kalten Sekunden

Jetzt kommt ein Plädoyer gegen Gewalt an Frauen, der 1987 geborene Pole Remigiusz Mroz, der Jus studierte, aber mit seinen “nicht einmal noch dreißig Jahren schon fünfundzwanzig Bücher veröffentlicht hat”, hat die Thrillerform dafür gewählt, wie auch am Cover steht.

Das heißt, daß es immer wieder ungewöhnliche Wendungen und einen großen Spannungsbogen gibt, obwohl dann wieder über weite Strecken, die ganz banale alltägliche Gewalt beschrieben wird und weil es soviele Spannungsbögen gibt, erscheint mir auch einiges offen, unverständlich und nicht ganz nachvollziebar, was aber vielleicht auch Absicht war, ist das Leben doch nicht logisch zu erklären, obwohl die Krimileser das natürlich wollen.

Ungewöhnlich ist vielleicht auch, daß es zwei Ich-Perspektiven gibt. Da ist einmal Damian Werner, im folgenden Wern genannt, obwohl er das gar nicht will, der hat vor zehn Jahren seine Braut Ewa verloren, was ihn völlig aus der Spur brachte, sein Wirtschaftsstudium aufgegeben, sandelt er als Barkeeper vor sich hin, bis ihm ein Freund die Nachricht überbringt, er hätte Ewa auf einem Konzert gesehen.

Er geht zur Polizei, wird dort nicht ernst genommen, als aber später der Freund ermodert wird, flüchtet er zu seinen Eltern und kommt auch zu dem Schluß, daß Ewa noch leben muß, obwohl ihre Leiche kurz darauf gefunden wird.

Die zweite Perspektive ist Kassandra Reimann, das ist die Frau des Besitzer des Detektivbüros, an das sich der Freund wandte, um die Sache aufzuklären und da beginnen, dann die nicht so thrillertypischen Elemente.

Denn Kassandra, die schon am Vormittag trinkt, wird, stellt sich bald heraus, von ihrem Mann mißhandelt und gequält. Sie erduldet, was auch nicht so ganz logisch ist, alles wegen ihres  Sohns, der in dem Buch aber kaum vorkommt oder, wie in Trance herumläuft.

Dafür kommen die Angestellten in dem Haus vor, die Kassandra überwachen, die Hausarbeit wird aber von ihr und ihrem Mann erledigt. Kassandra kann sich nur gelegentlich in ihr Zimmer flüchtet und dort nimmt sie eine Internetverbindung mit Damian Werner auf, der inzwischen mit Internetbotschaften von Ewa durch das ganze Land gejagt wird. Die Polizei ist ihm auf der Spur, er kann aber immer glücklich entkommen.

Kassandra überweist inzwischen das Geld ihres Mannes an ihn, damit er sie und ihren Sohn retten kann und als der besonders brutal zuschlägt und schon alle Rippen gebrochen hat, steht Wern vor der Tür, wird aber auch niedergeschlagen. Kassandra tötet nun ihren Quäler und stellt sich als die verschwundene Ewa heraus.

Sie war es dann doch nicht, kann ich gleich spoilern, flieht aber mit Wern und dem Kind bis an die ukrainische Grenze. Dort kommt es zu einer neuerlichen Wende, Kassandra kann sich retten, Damian wird zurückgelassen und sie hat fortan Schuldgefühle, ob es richtig war, das zu tun, aber um all die Frauen, die sie vielleicht mittretten konnte, lohnt es sich vielleicht wieder. Kassandras Handlungsstategien und auch das Buch zu lesen, das ein ungewöhnlicher Thriller aus einer ungewöhnlichen Thrillerrichtung kommt. Schon daher lohnt es sich wahrscheinlich das Buch zu lesen und ein Nachwort, das sich gegen die Gewalt, die den Frauen täglich in Polen und wahrscheinlich auch sonst in der Welt richtet,  widerfährt, gibt es auch.