Mobbing Dick

Jetzt kommt das letzte Buch der deutschen Liste, das des 1966 in Zürich geborenen Tom Zürchers, das zwar nicht auf der Schweizer Buchpreisliste steht, aber trotzdem zum Schweizerlesen hinüberführt und es ist ein sehr groteskter Roman, ein schwarzes Kammerstück könnte man meinen. Eine Satire auf das Schweizer Bankwesen vermischt mit einem Psychotrip und wieder einmal alles zu lang und zu viel erzählt, so daß man manchmal, den Kopf schüttelt, nicht mitkommt, ob der Fülle und dann wieder gespannt weiterliest.

Da ist Dick Meier, der seinen Namen von Dick Cheney hat, weil der Vater für die Amerikaner schwärmt. Er ißt ständig, ist aber trotzdem” blaß und schmal” und geht im ersten der neunundachtzig Kapitel zum Arzt um ihm seine Bißwunde zu zeigen. Er hat sich in den Arm gebissen, der Arzt ist solcherart erfahren und rät ihm sein Jusstudium abzubrechen und von zu Hause auzuzuiehen Das geht nicht, da sich der Vater widersetzt und meint, daß  sich die Mutter sonst umbringen würde und außerdem müßen in dem Haus drei Personen wohnen, weil man sonst gekündigt wird.

Dick bewirbt sich also bei der Bank, weil die Mutter früher dort arbeitete und wird genommen, obwohl er einen schlechten Eindruck macht und beispielsweise Cremreschnitten von “Sprüngli” zum Bewerbungsgespräch mitnimmt und dann geht die Groteske los.

Remo Bachmann, ein Diabetiker, was die Personalfrau aber nicht weiß, ist sein Vorgesetzter. Dick vergißt sein Paßwort oder schreibt es sich auf, was man in der Bank nicht darf, dann soll er für bestimmte Kunden die Kuverts in denen sie ihre Auszüge bekommen, wegen dem Bankgeheimnis mit der Hand schreiben.

Sein Vorgesetzter ist aus sehr seltsam, schmiert sich die Haare mit einem grünen Öl ein und wird immer dicker. Dick lernt die Vorstandsriege, die F5 kennen. Er wird auch befördert, soll ein Spezialseminar machen, das in einem Keller stattdindet, wo ihm ein altes Fräulein das Schönschreiben lernt, den Vreneli Code, denn es gibt wegen dem Bankgeheimnis in der Bank unsichtbare Kunden, während die Bank längst von den Amerikanern übernommern wurde und nun Swiss Amercan Bank heißt.

Das Ganze spielt sich in der Zeit des Wahlkampfes an, wo alle glauben, daß Hillary Clinton Präsidentin wird und das nicht wollen, weil die Frauen ja soviel Geld ausgeben. Das sagt der Vater, der von Dick nun dreitausend Franken Haushaltsgeld haben will, aber Dick, der entdeckt hat, daß der Vater fünf Millionen auf dem Konto hat, während er die Mutter knapp hält, hat schon beschlossen auszuziehen und sich eine Wohnung im Rotlichtviertel gemeitet, die in einem Zimmer einen Zahnarztstuhl hat. Geld hat Dick keines und so beginnt er sich bald bei der Bank zu verschulden, kauft Aktien des Nahrungsmittelfonds, wo er alles verliert, wird aber selbst zum Chef, während dieser nun sein Assistent geworden ist. Die Amerikaner lösen alles auf, entlassen alle und die übrig gebliebenen sind nun Vizedirektoren. Aber Dick wird nicht befördert, darf auch nicht auf die Einweihungsparty gehen. So zieht er sich einen weißen Ärztemantel an und irrt nachts als Mobbing Dick durch die Straßen, ruft alle an und röchelt  laut “Halloo!”, in das Telefon hinein.

Es wird aber Remo Bachmann für den Stalker entlassen und man kommt nicht dazu nachzudenken ob das jetzt eine Banksatire oder ein Psychodrama ist?

Es ist das Letztere, denn Dicks Verfolgungswahn nimmt zu, als er Frau Koch, die schöne Marianne, einen von den F5 nach der Beförderungsparty k o vor seiner Haustür liegen sieht. Die Prostiutierte Corelle, die auch  eine Rolle in der Groteske spieltm trägt sie in sein Zimmer. Dick glaubt zuerst, sie ist gestorben, später fesselt er sie, um nicht in einen Vergewaltigunsverdacht zu geraten auf den Zahnarztstuhl und will sie in seinen Wahn auch umbringen.

So landet er am Schluß auf der Psychiatrie wo er weiche Eier zum Frühscück bekommt und alte Bücher lesen kann, die ihm Remo bringt und alles wird gut, könnte man meinen oder doch nicht, denn Dr. Sager, das ist ein Unternehmensberater, von dem Dick am Angfang im Internet, das Bankgeschehen studierte ,klärt ihn über das Wahlergebnis auf, als Dick ihn fragt, warum er eine  schwarze Krawatte trägt, als er ihm besuchen kommt?

“Dick fragt, ob jetzt die Bösen an die Macht kommen. Dr. Sager betrachtet seine Tasse. Er möchte nun doch etwas Milch in seinen Tee. Er rührt lange um, ehe er sagt:

Es gibt keine bösen Menschen. Nur Menschen, die Böses tun, wenn man sie nicht rechtzeitig stoppt.”

So endet das zwanzigste deutsche Longlistbuch, von dem ich nicht ganz sicher bin, ob ich es mir auf die Shortlist wünschen würde oder nicht?

Aber vielleicht werde ich auf der “Buch Basel” zu der ich jetzt ja unterwegs bin, mehr von Tom Zürcher erfahren oder einmal auch seine anderen Bücher lesen.

Schutzzone

Buch neunzehn des dBps und das Erste im Alpabet der langen Liste ist “Schutzzone”, der 1982 geborenen Nora Bossong von der ich schon “36,9”, gelesen habe. Ein Buch, das von der Uno, den vereinten Nationen und den Versuch Frieden auf dieser Welt und wahrscheinlich auch von der Unmöglichkeit das zu tun, handelt und wahrscheinlich versucht, diese schweren Sachbuchthemen mit einer Handlung zu verbinden, sowohl das politische als auch das private, steht irgendwo im Klappentext.

Die Vllogger, die sich durch die Proben lasen, haben das eher uninteressant gefunden und das Buch nicht auf ihre Leseliste gesetzt. Die Kritiker waren begeistert, wünschten Nora Bossong den Bp, einer schrieb, glaube ich, sogar, daß nur sie ihn gewinnen kann. Andere meinten aber, daß das Buch schwer zu lesen ist und das stimmt.

Ich habe mich, obwohl es hier ja nicht, um die sprachlichen Experimente geht, schwer getan, denn Nora Bossong springt in ihrem Versuch, das Buch spannend zu machen und trotzdem bei der Literatur zu bleiben, sehr herum. Ist ein mal im Jahr 1994, dann gleich wieder bei 2017 und da kann ich anmerken, daß wohl die meisten Bücher auf dieser Liste in diesem Jahr gesprieben wurden und, daß es daher auch entsprechend oft vorkommt.

Nora Bossong hat jaber auch andere Jahrenszahlen und vor allem die verschiedensten Orte, wo das Buch spielt.

, Genf, Den Haag, New York, Bujumbura, etcetea. Denn die Welt ist groß und Krieg, beziehungsweise die Bemühungen Frieden zu schaffen, gibt es überall und so ist der,der sich mit dem politischen Geschehen, der letzten Jahre und alle Kriege nicht im Kopf hat, wohl tatsächlich ein wenig überfordert, hat aber nach der Lektüre ein wenig gelernt von den Bemühugen der Uno und dem Weltgeschehen. Ich habe, glaube ich, auch gelernt, wie schwer es ist, das in Literatur umzusetzen, beziehungsweise den Durchschnittsleser dafür zu interessieren.

Da ist einmal Mira, die ist eine junge Frau, hat, glaube ich, Politikwissenschaften studiert und war dann für die Uno in New York und Burundi. Sie arbeitet zu Beginn des Buches in Genf, wo sie Friedensberichte schreibt und am Abend zu Konferenzen in Luxushotels geht.

Das berühmte Beau-Rivage wird erwähnt, wo die Kaiserin Sisi abgestiegen ist, bevor sie ermordet wurde und dort trfft Mira zu Beginn des Buches Milan wieder, in dessen Familie hat sie 1994 eine Zeitlang gelebt und sich, glaube ich, auch in den Diplomaten verliebt. Er ist aber zurückhaltend oder ambivalent, hat er doch inzwischen ein Frau und eien Sohn.

Das ist private Rahmenhandlung, dann geht es nach Burundi, oder Ruanda, wo der Völkermord gegen die Tutsis passierte. Da wird eigentlich sehr schön, der Widerspruch zwischen dem Elend und den Luxusquartieren, wo verhandelt wird. Mira wird, glaube ich, dorthin geschickt, weil sie gut verhandelt kann und mehr kann und soll die Uno ja gar nicht. So kommt es zu einer Szene, wo sie mit verbundnen Augen an einen Ort geschickt wird, wo sie der General mit einer Schürze übern Anzug empfängt. Denn er ist gerade beim Grillen und da erzählt er ihr eine Geschichte, wo Soldaten einen Jungen aufforderten, ob sie den Vater oder die Mutter erschießen sollen? Entscheidet er sich nicht, nehmen sie beide und wieder interessant, der Nachsatz, der öfter kommt, wer weiß, ob diese Geschichte wahr ist und wo sie passierte? Es kann schon viel früher gewesen sein, in Deutschland beispielsweise bei den Nazis, etcetera.

Der erste Weltkrieg kommt vor, der spanische Bürgerkrieg und Picasso, der das berühte Bild von “Guernica” malte, das bezeichnenterweise während einer der Konferenzen verhängt wird. Das geteilte Zypern kommt vor, der Bosnienkrieg, der Angriff auf den Irak von 2003, obwohl man da schon wußte, das die Angriffsgründe haltlos waren und und und.

Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, die  die Überschriften “Frieden”, “Wahrheit”, “Gerechtigkeit”, “Versöhnung” und “Übergang” tragen.

“Was bedeutet Verantwortung? Wie greifen Schutz und Herrschaft ineinander? Wie verhält sich Zeugenschaft zur Wahrheit? Und wer sitzt darüber zu Gericht? Hellsichtig und teilnahmsvoll geht Nora Bossong diesen Fragen nach – in privaten Beziehungen wie auf der großen politischen Bühne der vereinten Nationen”, steht am Buchrücken und der Schluß, ein Teil des letzten Satzes lautet:”…., in diesem letzten Moment habe ich micht nicht daran gehalten, weil ohnehin nichts mehr zu retten war, die Welt vielleicht noch, aber was ist schon die Welt.”

Gefallen hat mir an dem Buch, das es eine Welt und ein Milieu schildert, in das man sonst nicht so leicht kommt und die man nur vom Fernsehen und aus den Zeitungsberichten kennt und man kann, glaube ich, gut darüber nachdenken, wie diese Verhandlungen in den Luxushotels in der Welt der Diplomatie aussehen und, wie und warum sie scheitern müssen oder gescheitert sind.

Mira besucht aber auch Lager, wo die Kindersoldaten gegen Geld Geschichten erzählen und wenn man ihnen nicht glaubt “Ich will nichts von Ihnen. Sie wollen was von mir. Dann schreiben Sie mir nicht vor, was ich weiß”, antworten.

Interessant in das alles kurz einzutauchen, obwohl man natürlich die Frage stellen kann, wie weit Nora Bossong in diese Welt hineintauchen konnte und der Versuch Literatur daraus zu machen ist auch interessant, obwohl wenn man, wie ja die Schreibratgeber fordern, die “Heldenreise”  und Spannungsbögen dabei angewandt hätte, wäre es sicher kitschig geworden. So haben es halt einige Leser zur Seite gelegt und gemeint, das interessiert und nicht oder dafür nehmen wir uns nicht die Zeit.

Der junge Doktorand

Buch achtzehn des dBps, der junge Doktorand des 1965 in Berlin-Charlottenburg geborenen Jan Peter Bremer ist wieder eine Überraschung, habe ich doch mit dem Autor 1996 als ich in Klagenfurt zum Zuhören war, eine solche erlebt, als er den Preis mit “Der Fürst spricht”, gewonnen hat, einem Text, der mir überhaupt nicht als so besonders aufgefallen ist. Seither habe ich nicht mehr viel über Jan Peter Bremer gehört, aber einmal im Schrank seinen “Palast im Koffer,” gefunden, den ich noch lesen muß.

Als ich Ende August oder Anfang September, die Bewertungen einiger Vlogger, die sie über die Buchpreisproben abgegeben haben, hörte, habe ich beim “Jungen “Doktoranden”, an den “Revisor”, gedacht, wo einer  ein Städtchen besucht und von den Bewohnern verwechselt wird und mir eigentlich das Buch, das wahrscheinlich mehr eine Novelle als ein Roman ist, als eher langweilig vorgestellt.

“Welch ein Irrtum!”, würde wohl wieder Ernst Jandl sagen und die Buchstaben vertauschen, denn das Kammerstück, wo ein junger Mann zu einem alten Ehepaar kommt, ist sehr interessant und spannend erzählt, obwohl es eigentlich und wiederum gar nicht so besonders neu ist, sondern nur das erzählt, was eigentlich vielleicht ein wenig weniger abgehoben in jeder Familie vorkommt.

Da wird der junge Doktorand vom Ehepaar Greilach. Er ist ein altender Künster, der in einer umgebauten Mühle am Rand eines Städtchens lebt, sie, seine Hausfrau, schon seit zwei Jahren erwarten.

Er soll kommen, um seine Dissertation über die Arbeiten des Malers zu schreiben. Sie erhofft sicht Abwechslung in der Einsamkeit, vielleicht sogar spätes Liebesglück. Er kommt aber nicht, sondern schickt immer Absagekarten.

Dann kommt er spätabends doch und alle sind nicht darauf vorbereitet. Es regnet, das Gulasch ist versalzen, etcetera.

Das Besondere an der Novelle ist, glaube ich, die Art, wie sie geschrieben ist und vielleicht ist wahrscheinlich überhaupt das besonders an der Art von Jan Peter Bremers Schreiben und vielleicht auch das, was mich beim “Bachmannpreis” störte, weil ich vielleicht länger gebraucht hätte, um in den Text hineinzukommen.

Das Ganze ist in einem Zug ohne Kapitel und größer Absätze hinuntergeschrieben und die drei Personen in dem Kammerstück sprechen nicht mit, sonder übereinander.

Der junge Doktorand, ein zwanzigjähriger Abiturent namens Florian, der seit zwei Jahren in Berlin lebt und dort Flüchtlingen beim Deutschlernen hilft, man sieht, Jan Peter Bremer ist auch sehr aktuell, spricht eigentlich überhaupt sehr wenig, sondern schaut ständig in sein Handy oder auf sein Rauchzeug.

Das Ehepaar unterbricht sich ständig, weiß alles besser, als der andere und so kommt man nach und nach in das Geschehen hinein.

Der junge Doktorand soll eine Arbeit über Günter Greilachs Werk zu schreiben, deshalb räumt er sein Atelier auf, überlegt, den Dokoranden nicht zu früh hinein zu lassen, sondern ihn erst auf sein Werk vorzubereiten, während seine Frau mit ihm spazieren gehen will, um ihn ihrer Freundin Jutta zu zeigen.

Der junge Doktorand, Florian, der von seiner Mutter hergeschickt wurde, die das Ganze eingefädelt hat, hat mit Zwölf über eine Lithographie Greilachs, die er irgendwo gewonnen hat, eine Arbeit geschrieben.

Die Mutter, die mit seinem Kunstlehrer zusammenlebt, will einen Künstler aus ihm machen und braucht deshalb Greilachs Protektion. Die Mappe mit den Arbeiten liegt aber in der Berliner WG  unterm Bett und verstaubt, denn Florian sieht das wahre Leben im Kontakt mit den “Geflüchteten”, die nicht “Flüchtlinge” heißen, wie er Gerlach ausbessert, als der ihn in der Küche einen endlosen Monolog, der wahrscheinlich nicht zufällig an Thomas Bernhard erinnert, hält.

Die Intrigen, die dabei passierten, werden dabei aufgezählt. Er sollte eine Ausstellung in einem Museum bekommen und in dem Städtchen einen Brunnen bauen, der dann von seinem Künstlerfreund Hans, dem Mann von Natascha Greilachs Freundin Jutta gebaut wurde, so daß Günter Greilach seither nicht mehr in die Stadt gegangen ist.

Das Ehepaar streit sich ständig. Es wird geraucht und getrunken und am Ende fährt der angebliche Doktorand wieder ab. Flüchtet aus der Enge des Künstlerhaushalts, das Ehepaar bleibt zurück und streitet sich vermutlich bin ans Lebensende weiter.

“Wie ein Greis”, hörte er sie hinter sich sprechen, “du bewegst dich schoch wie ein Greis”, lautet der letzte Satz, um eine kleine Textprobe von dem Kammerstück zu geben, das in den Bloggerrezensionen sehr gelobt wurde und das auch ich mir eigentlich auf die Shortlist gewünscht hätte.

Der Sommer meiner Mutter

Buch siebzehn der dBpliste ist das zweite das sich mit der Mondlandung vor fünfzig Jahren, im Juli 1969 beschäftigt, offenbar hat dieses Ereignis, die mittelalten und mittelberühmten Schriftsteller sehr geprägt und ich finde es sehr interessant, die beiden Bücher zu vergleichen.

Der 1960 geborene Ulrich Woelk, der Physik und Philosophie in Tübingen studierte, geht es kleinbürgerlicher an, als Norbert Scheuringer, der seine Mondlandungsgeschichte viel dramatischer mit Folterungen in einem Erziehungsheim, einer ausgebrochene Mörderin, dem gesamten Jahrhundert und dann das Berühmtwerden eines Genies in Amerika und dessen Scheitern schildert.

Held und Erzähler ist auch hier ein Kind, der elfjährige Tobi, der in einer sehr bürgerlichen Umgebung in einem Vorort von Köln aufwächst. Der Vater ist Ingenieur, die Mutter, wie sich das damals wohl gehörte, Hausfrau, die immer auch bei Grillfesten in ihrem Garten pastellfarbene Kostüme trägt und die erste Szene ist schon sehr eindrucksvoll.

Da fährt die Mutter mit dem Sohn in die Stadt, um ihm eine Jeans zu kaufen. Das ist damals hochmodern, dafür in einen Jeans-Store zu gehen und sich seine Levis und Wranglers selber auszusuchen und die Mutter verblüfft den Kleinen mit der Frage, ob sie sich nicht auch eine kaufen soll?

Was ihn verwirrt und er auch ablehnt, seine Muttter soll so etwas nicht tun, sie macht es dann vorerst auch nicht. Es ist aber bezeichnet für die Veränderung und den Roman, der ja schon mit dem verhängnisvollen Satz beginnt “Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten benannten Mondlandung nahm sich meine Mutter das Leben.”

Der Veränderung sollen weitere folgen, in das Nachbarhaus aus dem ein alter Mann hinausgestorben ist, zieht ein Paar mit ihrer fast zwei Jahre älteren Tochter ein.

Rosa, nach der Rosa Luxemburg benannt, und die Nachbarn sind Kommunisten. Der Vater Professor an der Uni, wo er sich mit Adorno und der Psychoanalyse beschäftigt. Die Mutter Frau Leinhard übersetzt englische Kriminalromane.

Das will Tobis Mutter auch tun. Der Vater ist dagegen, seine Frau hat das nicht nötig. Frau Leinhard vermittelt aber und so kommt es vor, daß es zu Mittag kein Essen gibt und sich Vater und Sohnemann ihre Brote selber streichen müßen.

Der Vater kauft der Mutter aber trotzdem ein Auto zum Geburtstag und es macht einen Augenblick lang auch den Anschein, als würden die Paare sich gegenseitig verlieben und einen Partnertausch vollziehen, während Tobi, der für die Raumfahrt schwärmt, Rosa näher kommt und mit ihr die ersten Sexspielchen erlebt.

Die Mondlandung kommt immer näher, die beiden Familien schauen sie sich im Haus des Onkel Harthmuth an, dessen Frau Mechthild heimlich trinkt, das sind so die kleinen Milieuschulderungen, die Ulrich Woelk seinen Protagonisten naiv erleben läßt.

Richtig, der hat noch seine Eltern dabei erlauscht, daß der Vater mehr Sex von der Mutter wollte, sie ihm den verweigert und der Kleine versteht das alles nicht so richtig und erfährt nur, daß die Mutter schuld ist, daß er keine Geschwister hat.

Später belauscht er die Mutter noch einmal. Das eine Mal wollte er sich  Batterien aus der Küche holen. Das zweite Mal sich die <mondlandung im Fernsehen ansehen. Da erwischt er aber die beiden Frauen beim Sex und die Katastrophe beginnt. Der Mond wurde bemannt, die beiden Männer ziehen aus. Rosa geht nach England mit ihrem Vater und Tobis Vater verheiratet sich drei Jahre nach dem Selbstmord der Mutter, die es nicht aushielt, daß ihr Sohn nach dem was er gesehen hatte, nicht zu ihr wollte, noch einmal.

Ist das weniger dramatischer, als das, was Norbert Scheuringer in seinem fünfhunderter Seiten Buch schildert?

Wahrscheinlich realistischer, obwohl die Frauenliebe in dem kleinbürgerlichen Milieu der Sechzigerjahre auch fast schockartig wirkt, während es normal gewesen wäre, wenn der Vater seine Frau mit der Nachbarin betrogen hätte.

Mir hat das Buch, glaube ich, besser gefallen, weil es, glaube ich, realistischer ist. In der Rezeption ist es, glaube ich, nicht so gut weggekommen und eindrucksvoll natürlich, wie sehr die mittelalten und mehr oder weniger berühmten Schriftsteller von der Mondlandung vor fünfzig Jahren beeindruckt wurden.

Herkunft

Jetzt kommt Buch sechzehn der heurigen deutschen Buchpreisliste, das sechste Shortlistund das Siegerbuch, der beste oder überhaupt nur Roman des Jahres 2019, wie sich die Geister streiten, wie das jetzt heißt und gleich ein Fake ist, denn Sasa Stanisic Buch ist kein Roman, sondern, was ist es eigentlich, ein Memoir, der Versuch über seine Herkunft und Vergangenheit und den Besuch bei seiner dementen Großmutter zu berichten und daraus dann auch noch, weil Sasa Stanisic, glaube ich, ja auch in Leipzig studierte, ein Fantasyspiel daraus zu machen, was mich zugegeben ein wenig verwirrte, obwohl der Drache, als Smbol und Metapher wohl zu verstehen, schon am Cover abzubilden ist.

Über Identitätssuche und den Wunsch sich über seine Herkunft klarzuwerden, ist es in Zeiten, wie diesen und bei dieser Buchpreisliste, ja schon öfter gegangen, in “Hier sind Löwen” geht eine Frau mit armenischen Wurzeln dorthin zurück, Alexander Osang versucht die Herkunft seiner Großmutter oder die seines Helden nachzuspüren und die wurde interessanterweise auch dement und wenn man das genauer betrachtet, ist das wohl das Schicksal der mittel bis sehr bekannten oder mittelalten Schriftsteller, daß sie ihrer Herkunft nachspüren und das Verschwinden ihrer Großeltern erleben.

Während Sasa Stanisic, die Erinnerung sucht, verliert die Großmutter, die ihre, steht schon am Klappentext und das Interessante, wenn auch vielleicht verwirrende an dem Buch, ist seine Sprunghaftigkeit und auch, daß der Protagonist einen klaren Namen hat, nämlich Sasa Stanisic heißt und, wie auch der Name sagt, von seiner Herkunft erzählt, beziehungsweise dieser nachzuspüren versucht und da von hinten nach vorn und von dort mit zahlreichen Zwischenstops und Schlenkern wieder zurückspringt.

Sasa Stanisic fange ich einmal mit seiner Biografie an, wurde  1978 in Visegrad geboren, der Vater ist, glaube ich, Serbe die Mutter bosnischer Herkunft und ist zuerst mit der Mutter, der Vater ist später nachgekommen, 1992 nach Heidelberg gegangen, wo der Junge, als deutsches Wort, nur den Namen eines Fußballers kannte und daher unter großen Druck stand, sich die neue Sprache schnell und dann noch viel besser, als alle anderen anzueignen.

Er erlebte und das sagt Sasa Stanisic auch in einem Interview, das Glück an einer Aral-Tankstelle, wo sich die Jugendlichen trafen und ihre Freiheit und Freundschaft hatten.

Er schreibt aber auch seinen Lebenslauf an die Ausländerbehörde für den Asylantrag und die Genehmigung wackelt sehr und ist von vielen Umständen abhängig.

Die Eltern, beide in Bosnien Akademiker, verlieren in dem deutschen Lande an Prestige. Die Mutter arbeitet in einer Wäscherei, der Vater macht sich am Bau das Kreuz kaputt und werden trotzdem ausgewiesen, verbringen einige Zeit in Amerika und später in Kroatien, während der Sohn, weil er schon einen Verlagsvertrag für sein erstes Buch vorweisen kann, eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis bekommt und er kehrt zweimal einmal 2009 und dann 2017 nach Visegrad zu der Großmutter zurück, die wie schon beschrieben langsam ihre Erinnerung verliert und in die Demenz versinkt.

Ein interessantes Buch, bis zu der Stelle, wo der Enkel das Flugzeug nach Deutschland verläßt, um in das Pflegeheim zur Großmutter zurückzukehren, um, wie er schreibt, ihr eine gute Nacht zu wünschen. Denn dann endet offenbar der reale Teil und das Drachenspiel beginnt.

Das heißt, man kann sich mehrere Wendungen aussuchen und es siegt Sasa Stanisic Phantasie mit dem es ihm offenbar gelungen ist, sein Leben zu meistern, drei Romane zu schreiben, mit denen er mit dem ersten, glaube ich, 2006 auf der deutschen Longlist stand, mit dem zweiten,  den der Leipziger Buchmesse  und mit dem dritten, den deutschen Buchpreis 2019 gewann, über den ich mich mich sehr freute, denn ich habe Sasa Stanisic, den ich auch in Krems  hörte, schon mit seinem ersten Buch,  das einen ähnlichen aber mehr fiktiven Inhalt hat, kennengelernt.

Das über die Uckermark steht noch ungelesen im Harlander Bücherschrank und ich habe vor es beim Buchpreisbackpreislesen, da es ja auch 2014 auf der dBpliste stand, demnächst zu lesen.

Seine Buchpreisrede und die Ausschweifungen auf Peter Handke haben mich verwirrt, obwohl ich sie natürlich verstehen kann, aber weniger wäre wohl mehr gewesen, aber vielleicht eine Größe, die der Vierzigjährige noch nicht hat und bis zu dem Fantasyteil oder Ratespiel, wie die Geschichte weitergeht, hätte ich das Buch wohl auf Platz eins unter den sechzehn bisher Gelesenen gereiht, danach, weiß ich wieder nicht so recht, es ist aber sicherlich sehr interessant und Sasa Stanisic ein spannender Autor, ich gratuliere also sehr und freue mich aber auch, daß 2019 wieder ein Österreicher den Nobelpreis bekommen wird, obwohl ich eigentlich, ganz ehrlich, auch beide Preise vielleicht ganz gerne für mich hätte.

Wo wir waren

Schon bin ich bei Buch fünfzehn des dBps und jetzt bin ich bei dem neuen Roman des 1967 in Stuttgart geborenen Norbert Zähringers eigentlich bei den Romanen angelelangt, die früher die Buchpreislisten,wo noch nicht so viele Debuts darauf standen, dominierten.

Die großen Romane der mittelalten Männer, die sich mit dem letzten Jahrhundert beschäftigten und Norbert Zähringer, nimmt den 21. Juli 1969, dem Tag wo die ersten Menschen auf dem Mond landeten, zum Anlaß sich mit diesen historischen Tag zu beschäftigen und er tut das sehr dramatisch, schildert er ja ein sehr gewaltsam betriebenes Kinderheim, das in einem alten Kloster eines kleinen Örtchen unterbebracht ist, wo der kleine Hardy Röhn, er ist fünf, beschließt mit einem  älterenJungen davon zu laufen.

Das Heim wird von einer Schwester Ursula, dem Herrn Martin und einem besoffenen Heimleiter betrieben, die weglaufenden Kinder werden, wenn sie gefunden werden, zur Strafe in ein Faß gesteckt und das wird auch der kleine Schröder, der seine Eltern bei einem Autounfall verloren hat und jetzt jede Nacht davon träumt und sich dann anmacht.

Das wird meiner Meinung nach sehr eindrucksvoll beschrieben, der kleine Hardy, der von der Mondlandung sehr beigeistert ist und später Astronaut werden will, hat auch keine Eltern, zumindest glaubt er das.

Er hat aber einen Großvater, der im Irrenhaus oder in der psychiatrischen Anstalt, die es in dem Ort auch noch gibt, geboren wurde und eine Mutter namens Martha, die ihren Mann umgebracht hat und deshalb im Gefängnis sitzt.

Das Kind, das sie dort geboren hat, hat man ihr wegnenommen und der kleine Hardy, der am Tag der Mondlandung flieht, wird von einer Lehrerin adoptiert.

Da entwickelt er sich zum Musterkind und Streber, begeistert sich an den Abenteuerromanen eines Science Fiction Autors, mit dem die Lehrerin ein Verhältnis beginnt. Kommt mit ihr und ihrem Liebhaber nach Amerika, entwickelt dort ein Computerspiel, an dem er sehr viel verdient und beginnt sich , als er seine Firma verkauft, seinen Traum von einer Mondlandung zu verwirklichen, was aber nicht wirklich gelingt.

Ein spannender fünfhundert Seiten Roman, der mich, vor allem am Anfang, sehr begeistert hat.

Später hat es sich dann, was mir beim heurigen Buchpreislesen öfter passierte, ein wenig verflacht. Der Spannungsbogen wurde nicht ganz eingehalten, beziehungsweise überspannt und übertrieben und spannend auch, daß ja noch ein Buch über die Mondlandung folgt. Man sieht, ein  Thema, das dieses Jahr mehrere Autoren beschäftigt hat.

“Wo waren wir am 21. Juli 1969?”, steht noch am Buchrücken mit der Bemerkung, daß sich kaum ein Datum so in das kollektive Gedächtnis wie dieses eingeprägt hat.

Nun, das gilt wahrscheinlich auch für nine elfen. Da war ich auf Wien-Tour, während ich am 21. Juli mit knapp sechzehn noch ein letztes Mal im Kinderfreunde-Ferienheim in  Klein St. Paul war und anschließend nahtlos nach Küb am Semmering gefahren bin, um dort in der Pension Weiß auszuhelfen, beziehungsweise ein Ferialpraktikum  zu machen.

Die Leben der Elena Silber

Jetzt kommt Buch dreizehn des dBps und es spielt wieder in Berlin, in der EX-DDR und in Russland, ein wahrscheinlich autobiografischer Familienroman des 1962 in Berlin geborenen Alexander Osang, von dem ich schon ein Weihnachtsbuch gelesen habe und mir vor ein paar Monaten beim Schubert in St. Pölten einen Erzählband aus der Abverkaufskiste gezogen habe.

In zwei Strängen wird das Buch erzählt, beginnend in Russland, wo 1903 Jelena geboren wurde, deren Vater ein paar Jahre später von zaristischen Attentätern ermordet wurde,  dann geht es abwechselnd nach Berlin zu dem Filmemacher Konstantin, dessen Mutter Maria oder Mascha eine Tochter Jelenas oder Lena, die in Berlin zur einer Elena wurde, den an Demenz erkrankten Vater gerade in ein Pflegeheim abschiebt, in dem auch Jelena gestorben ist.

Aber zuerst geht deren Mutter mit den zwei Kindern von Gorbatov weg, ein paar jahre später kehrt sie mit ihrem zweiten Mann, der Jelena mißbraucht, zurück.

Es kommt zu einem Prozeß, Jelena freundet sich mit dem Sohn eines der Attentäters an. Er wird ihre große Liebe. Sie heiratet aber den deutschen Ingenieur Robert Silber und geht mit ihm 1936 nach Deutschland.

Zuerst nach Berlin, dann nach Schlesien, wo er herkommt,  sein Großvater eine Fabrik besaß und eine Kirche erkabuen ließ.

Jelena hatte fürnf Töchter, zwei davon noch in Rußland geboren, die kleineste Anna, 1942 geboren, verstarb 1944 an Diphterie und als die Russen nach Schlesien kamen, wurde Robert von ihnen in den Fuß geschoßen. Jelena trifft ihren Jugendfreund wieder, der Robert hilft, der verschwindet aber und Jelena zieht ihre vier Töchter, Lara, Vera, Maria und Katja alleine auf.

Maria, Konstatntins Mutter, rät ihm sein Thema zu finden und vielleicht einen Film über seine Familie zu machen. So sucht er die auf, kommt sogar nach Russland in den Geburtsort Jelenas und das Buch endet im Herbst 2017, als der Vater aus dem Altersheim verschwindet, von einem Freund aber gefunden wird und 1990 als Jelena dorthin übersiedelt, damit einer ihrer Neffen ihre Wohnung haben kann.

Neunhundertsechzig Seiten hat das E-Book, im Print werden es wohl sechshundert sein und ich denke, es sind einige zulang, weil man das Meiste schon viel früher erfährt und sich vieles  wiederholt.

Am eindrucksvollsten haben ich die Szenen über den Demenz kranken Vater und sein Leben in dem Pflegeheim gefunden, wo er verwirrt nach einem Klo sucht oder im Aufenthaltsraum sitzt, wo der Pfleger lustlos aus einem Buch vorliest, das die anderen Bewohner hinterlassen haben und das dann “Literarischer Zirkel” genannt wird.

Bücher spielen in dem Buch überhaupt eine große Rolle. So wird Julian Barnes “Der Lärm der Zeit” erwähnt und Dostojewskis “Schuld und Sühne” das nun  “Verbrechen und Strafe” heißt.

Gelenke des Lichts

Jetzt kommt Buch zwölf der deutschen Longlist und das ist eine Überraschung, ist Emanuel Maeß “Gelenke des Lichts” das ich ja eigentlich von dem, was ich bisher über das Buch hörte, für ein Sprachrauschbuch al al Andrea Winkler oder Richard Obermayr, beziehungsweise, als das schwierige Buchpreisbuch, das die Literaturwissenschaftler loben, die Buchhändler aber stöhnen, weil das keiner lesen will, wie das von Reinhard Jirgl, Ulrich Petzer oder Thomas Lehr gehalten habe, das beste Buch, das ich bisher von den zwölf gelesen habe.

Interessant, interessant, es gibt also immer noch Überraschungen und ganz so leicht bin ich in den Bildungs- oder Entwicklungsromans des 1977 in Jena Geborenen, der mit seinem Debut auch für den “Tumler-Literaturpreis” nominiert war, nicht hineingekommen, denn es ist ja ein Sprachrauschbuch ohne wirkliche Handlung oder doch, denn eigentlich ist es ein autobiografischer Roman, erzählt der Autor, der in Heidelberg, Oxford und Wien studierte doch sein Leben, sein Aufwachsen in der DDR, die Wende, sein Studium und tut das und das finde ich das Geniale und Ungewöhnliche an dem Buch in der  Sprache des Bildungsromans des neunzehnten Jahrhunderts, obwohl in dem Buch auch worte wie SMS, Internet, etcetera vorkommen.

Beginnen tut es mit einer Art “Odje an den Mond” oder mit der Anbetung an eine Angelika, der der Autor das Buch widmet.

Das ganze Buch ist an sie geschrieben, die er als Kind in einem Ferienlager in der Ostsee kennenlernte, aber dann nicht bekommen konnte, “denn die Gräben waren viel zu tief…”

Der Ich-Erzähler ist der Sohn eines Landpfarrers und einer Landärztin, wächst wie beschrieben in einemn DDR-Dörfchen auf, maturiert in Meiningen und geht dann nach der Wende als Philologie- und Literaturstudent nach Heidelberg, später studiert er in Cambridge, arbeitet als Wissenschaftliche Hilfskraft hat einen Freund und eine Freundin dort, reist mit ihnen in die Schweiz, um bei einem Kongreß einen Vortrag zu halten und am Schluß fliegt er dann und das ist auch so ein genialer Streich mit ausgebreiteten Armen durch die Luft von England in die Ex- DDR zurück.

Das klingt jetzt alles sicher sehr banal nacherzöhlt, ist das Buch ja sehr <handlungsarm, die Sprachvielvalt und auch dieIronie, die immer zwischendruch aufblitz macht es aber aus, ein Beispiel wäre der Satz “Offenbar aber war die Anzahl der Bewerber, die irrsinnig genug waren, heutzutage noch Literatur zu studieren, so gering, dass ich kaum zwei Monate auf meine Zusage warten mußte”, als er sich entschließt von Heidelberg nach Cambrigde zu gehen.

“EinJüngling liebt ein Mädchen, gewinnt es, verliert es, nimmt Anlauf und springt – Ein unkonventioneller Zauberhybride aus Bildungs- Schelmen  und Campusroman- faszinierende Erzählkunst”, steht am Buchrücken und “Bookster” der Buchpate für dieses Buch, fragt sich, für wen es wohl geschrieben ist und führt als Beispiel, die Germinsten an.

Was wohl stimmt, die, die irrrsinng genug sind, heutzutage noch Literatur zu studieren, würde Emanuel Maeß wohl antworten. Aber die erwartet dann ein besonderes Vergügen, wie die Leserin merken konnte, die sich eigentlich mehr für realistische Romane als für Sprachräusche interessiert und interessant ist auch, daß es wieder ein Ex-DDR Roman ist, da hat ja schon Jackie Thomae auf ganz andere Art und Weise ein bißchen was über die Wende erzählt und Lola Randl und Miku Sophie Kühmel haben die Uckermark gewählt.

Wenn man also die DDR in ihren Sprachräuschen und Spracheskapaden, die von Neptun,Friedrich Rückert, Richard Wagner,, etcetera handeln, erleben will, ist das Buch gerade richtig, auch wenn man vielleicht nicht alles versteht, denn was es mit dem Titel auf sich hat, ist mir nicht ganz klar geworden.

Kintsugi

Buch elf des dBps und das fünfte auf der deutschen Shortlist hat sehr viel mit Buch zehn gemeinsam, spielt es doch auch in der Uckermark oder in Brandenburg und es könnte sogar um das Dorf gehen, in dem Lola Randl ihren “Großen Garten” hat, gibt es dort doch, haben wir gelesen, viele Japaner, die sich angesiedelt haben und dort ihre Kuchen und ihre Tees zubereiten, denn Kintsugi kommt aus dem Japanischen und bedeutet, die Technik aus Porzellanscherben mittels Gold wieder etwas Neues und Wertbolleres herzustellen und die 1992 in Gotha geborene Miku Sophie Kühmel, die es mit einem anderen Manuskrit im Vorjahr auf die Shortlist des Blogbusters schaffte, könnte, wenn man nach dem Namen geht japanische Vorfahren haben, auf jedenfalls kennt sie sich mit dem Japanischen gut aus, tragen ihre Kapitel doch japanische Überschriften.

Das weiß ich nicht so genau, auf jedenfall finde ich die Verbindung zwischen Japan und der Uckermark, der wir jetzt in gleich zwei Longlistbüchern begegnen, sehr interessant.

Das Buch wird von den Bloggern sowohl gelobt, als auch verteufelt, manche wünschen sich stattdessen Angela Lehner auf die Shortlist, manche sind begeistert, manche fragen sich warum das Buch darauf kam und bezeichnen es als Kammerstück und das ist es auch.

Ein Kammerstück in einem sehr frischen jungen Gewand. Kunststück ist die Autorin doch auch unter Dreißig, obwohl der Inhalt wieder nichts wirklich Neues ist oder doch vielleicht, die Beziehung zwischen drei Männern, von denen einer  eine Tochter hat, die eigentlich ohne Mutter, dafür von allen drein aufgezogen wurde, habe ich in dieser Form noch nicht gelesen und was noch  interessant an dem Buch ist, war für mich der Leistungsdruck, da steht doch an mehreren Stellen, daß es nur das Besondere macht und der Durchschnitt oder das Mittelmaß zu verachten ist.

Interessant, würde ich sagen, das von einer so jungen Frau zu lesen und schüttle  gleichzeitig den Kopf, denn wenn sie das so erlebt und auf diese Art und Weise vielleicht von Stufe zu Stufe, die literarische Karriereleiter hinaufhetzt, ist das nicht dasm was ich will, trifft aber vielleicht den modernen Ton des Lebens und das finde ich auch nicht gut.

Aber schön der Reihe nach. Das Buch spielt an einem Wochenende in einem Häuschen in der Uckermark, das Max und Reik gehört. Das ist ein schwules Pärchen, das sein zwanzigjähriges Zusammensein feiert. Max ist Archäologe und wahrscheinlich der Japanbesessene, denn er hat das Haus und  den Garten in diesen Stil eingerichtet. Reik ist ein berühmter Künstler. Maler oder Bildhauer wahrscheinlich oder einer, der seine Scheiße auf einen Teller drückt und dann teuer verkauft.

Das ist ein Zitat aus dem Buch und sie haben zu ihrem Fest nur Tonio und Pega eingeladen. Tonio ist ein begabter Musiker italienischer Abstammung, der sein Talent aber Nachts als Barpianist verschleudert, war früher mit Reik zusammen, dann hat er Bettina in einer der Bars, wo er spielte kennengelernt und von ihr Pega bekommen, die ihm die Tochter sozusagen zur Erziehung überlassen ist und nach, glaube ich, Mailand verschwunden ist.

Wie das mit dem jugendamt geklärt wurde, wird nur am Rande erwähnt. Pega ist jetzt jedenfalls zwanzig und studiert Psychologie und das erste Kapitel schildert die Ankunft, der vier in dem Häuschen.

Dann ist je ein Kapitel je einem der vier Protagonisten gewidmet, die ihre Sicht der Dinge erzählen und am Schluß gibt es jeweils und das ist interessant und finde ich sehr ungewöhnlich, einen Dialog, wo sich die vier zerstreiten und die Fetzen fliegen, so daß die Scherben am Ende, wie der Titel sagt, mit dem Gold gekittet werden muß oder auch nicht, denn Tonio hat eine neue Freundin gefunden, die so alt wie Pega ist und wünscht sich von ihr ein Kind. Max und Reik entzweien sich und Max haut ab, um ins Ausland, nach Japan wahrscheinlich zu gehen und läßt die Freunde oder den Scherbenhaufen zurück.

Aber der wird ja, wie wir schon wissen, mit Gold gekittet oder das Leben geht weiter,  jeder macht vielleicht das Beste daraus und entwickelt sich trotz der Narben und der Traumen, die übergeblieben sind, weiter, würde die Psychologin sagen und vermuten, daß Miku Sophie Kühmel vielleicht nicht die nächste Buchpreisträgerin wird, bin aber sehr gespannt, was ich  von ihr noch lesen und hören werde oder, wie weit es ihr gelingt, die literarische Erfolgsleiter am besten ohne Narben und Traumen, die gekittet werden müßen,hinauf zu kommen.

Im Internet gibt es übrigens einige Filmchen, wo Miku Sophie Kühmel über das Buch erzählt oder an einem See spazieren gehend daraus gelesen wird.

Und das kann ich schon verraten, das zwölfte dBp Buch spielt auch in der DDR und ist heuer das wahrscheinlich, was in den Vorjahren das Schwierige war.

Der große Garten

Und schon bin  ich bei Buch zehn des heurigen dBps, Halbzeit also und das ist ein besonderes Buch, schon wegen seines bunten Covers und dann weil es, obwohl das ja die Kritierien wären, wieder kein Roman ist, sondern ein Memoir, vielleicht sogar ein Personal Essay oder eine Aphorimensammlung. Kleine feine poetisch schöne Stückchen vom Leben auf dem Land, das Tagebuch einer Aussteigerin.

Im Internet steht zu lesen, daß die Autorin, die 1980 in München geborene Filmemacherin Lola Randl in die Uckermark gezogen ist, um das Leben am Land zu erleben.

Im Buch sind leider, was mich wieder sehr stört, weder eine Beschreibung, noch eine Bbiografie der Autorin zu finden.

Ich weiß aber, daß es ein Debut ist und, daß Lola Randl dafür auch für den “Tumler-Preis” nominiert war und den Publkumspreis gewonnen hat.

In den kleinen feinen Stückchen, die Namen wie “Pastinake”, “Samen”, “Saatgutbörse”, etcetera, tragen, steht etwas von einem Burn-out zu lesen und daß die Ich-Erzählerin mit ihren Kindern, ihrem Liebhaber und ihrem Mann  aufs Land gezogen ist, um ein Gartenbuch  zu schreiben. Eine Therapeutin und einen Analytiker, zu dem auch, was ja streng verboten ist, intime Beziehungen zu bestehen scheinen, gibt es auch und allgmein könnte man sagen, daß sich Lola Randl in einem ironischen bis sarkastischen Ton über das Aussteigerleben lustig macht.

Denn in dem kleinen Dörfchen, wo sich das Haus befindet, sind auch Japaner eingezogen, die dort ein Cafe errichten und japanisch kochen. Ganze Aussteigerkolonien gibt es auch, die sich dann als Knechte beim Liebhaber verdingen, um dessen kaputtes Dach zu reparieren, was sie nicht zusammenbringen oder Workshops besuchen, wo sie die Achtsamkeit oder die Permakulturen erlernen sollen.

Immer wieder wird zwischendurch von der DDR berichtet, denn da gibt es die Irmi und den Hermann, die bald ihre goldenen hochzeit feiern, die waren früher Melker in der LPG. Jetzt haben sie das schönste Gemüse. Nur fällt der Hermann einmal aufs Kreuz, muß deshalb monatelang ins Krankenhaus und ist nachher ein Pflegefall, der nur mehr die schönen DDR-Marken sammeln kann, die eigentlich sehr wertvoll ist.

Ein interessantes Zwischenspiel zwischen all den realistischen Romanen mit ihren multiplen Problemstrukturen, könnte man sagen. Eine kleine ästhetisch schöne Verschnaufspause zum Atemholen und Entspannen. Aber halt habe ich weiter oben nicht von Sarkasmus und Ironie geschrieben?#

Natürlich und es ist natürlich auch kein Gartenbuch, auch wenn es im Anhang sogar ein Register gibt, es ist eher ein ironisch sich über all das lustig machende Aphorismensammlung, einer mir bisher unbekannten Autorin, die es gleich zu einigen Nominierung und Preisen brachte.

Interessant ist auch, daß es bei den “Amazon Rezensenten” zu sehr unterschiedlichen Bewertungen brachten und, daß es dort sowohl, als “Mist”, als auch als “sehr lesenswert” bewertet wurde.