Gelenke des Lichts

Jetzt kommt Buch zwölf der deutschen Longlist und das ist eine Überraschung, ist Emanuel Maeß “Gelenke des Lichts” das ich ja eigentlich von dem, was ich bisher über das Buch hörte, für ein Sprachrauschbuch al al Andrea Winkler oder Richard Obermayr, beziehungsweise, als das schwierige Buchpreisbuch, das die Literaturwissenschaftler loben, die Buchhändler aber stöhnen, weil das keiner lesen will, wie das von Reinhard Jirgl, Ulrich Petzer oder Thomas Lehr gehalten habe, das beste Buch, das ich bisher von den zwölf gelesen habe.

Interessant, interessant, es gibt also immer noch Überraschungen und ganz so leicht bin ich in den Bildungs- oder Entwicklungsromans des 1977 in Jena Geborenen, der mit seinem Debut auch für den “Tumler-Literaturpreis” nominiert war, nicht hineingekommen, denn es ist ja ein Sprachrauschbuch ohne wirkliche Handlung oder doch, denn eigentlich ist es ein autobiografischer Roman, erzählt der Autor, der in Heidelberg, Oxford und Wien studierte doch sein Leben, sein Aufwachsen in der DDR, die Wende, sein Studium und tut das und das finde ich das Geniale und Ungewöhnliche an dem Buch in der  Sprache des Bildungsromans des neunzehnten Jahrhunderts, obwohl in dem Buch auch worte wie SMS, Internet, etcetera vorkommen.

Beginnen tut es mit einer Art “Odje an den Mond” oder mit der Anbetung an eine Angelika, der der Autor das Buch widmet.

Das ganze Buch ist an sie geschrieben, die er als Kind in einem Ferienlager in der Ostsee kennenlernte, aber dann nicht bekommen konnte, “denn die Gräben waren viel zu tief…”

Der Ich-Erzähler ist der Sohn eines Landpfarrers und einer Landärztin, wächst wie beschrieben in einemn DDR-Dörfchen auf, maturiert in Meiningen und geht dann nach der Wende als Philologie- und Literaturstudent nach Heidelberg, später studiert er in Cambridge, arbeitet als Wissenschaftliche Hilfskraft hat einen Freund und eine Freundin dort, reist mit ihnen in die Schweiz, um bei einem Kongreß einen Vortrag zu halten und am Schluß fliegt er dann und das ist auch so ein genialer Streich mit ausgebreiteten Armen durch die Luft von England in die Ex- DDR zurück.

Das klingt jetzt alles sicher sehr banal nacherzöhlt, ist das Buch ja sehr <handlungsarm, die Sprachvielvalt und auch dieIronie, die immer zwischendruch aufblitz macht es aber aus, ein Beispiel wäre der Satz “Offenbar aber war die Anzahl der Bewerber, die irrsinnig genug waren, heutzutage noch Literatur zu studieren, so gering, dass ich kaum zwei Monate auf meine Zusage warten mußte”, als er sich entschließt von Heidelberg nach Cambrigde zu gehen.

“EinJüngling liebt ein Mädchen, gewinnt es, verliert es, nimmt Anlauf und springt – Ein unkonventioneller Zauberhybride aus Bildungs- Schelmen  und Campusroman- faszinierende Erzählkunst”, steht am Buchrücken und “Bookster” der Buchpate für dieses Buch, fragt sich, für wen es wohl geschrieben ist und führt als Beispiel, die Germinsten an.

Was wohl stimmt, die, die irrrsinng genug sind, heutzutage noch Literatur zu studieren, würde Emanuel Maeß wohl antworten. Aber die erwartet dann ein besonderes Vergügen, wie die Leserin merken konnte, die sich eigentlich mehr für realistische Romane als für Sprachräusche interessiert und interessant ist auch, daß es wieder ein Ex-DDR Roman ist, da hat ja schon Jackie Thomae auf ganz andere Art und Weise ein bißchen was über die Wende erzählt und Lola Randl und Miku Sophie Kühmel haben die Uckermark gewählt.

Wenn man also die DDR in ihren Sprachräuschen und Spracheskapaden, die von Neptun,Friedrich Rückert, Richard Wagner,, etcetera handeln, erleben will, ist das Buch gerade richtig, auch wenn man vielleicht nicht alles versteht, denn was es mit dem Titel auf sich hat, ist mir nicht ganz klar geworden.

Der große Garten

Und schon bin  ich bei Buch zehn des heurigen dBps, Halbzeit also und das ist ein besonderes Buch, schon wegen seines bunten Covers und dann weil es, obwohl das ja die Kritierien wären, wieder kein Roman ist, sondern ein Memoir, vielleicht sogar ein Personal Essay oder eine Aphorimensammlung. Kleine feine poetisch schöne Stückchen vom Leben auf dem Land, das Tagebuch einer Aussteigerin.

Im Internet steht zu lesen, daß die Autorin, die 1980 in München geborene Filmemacherin Lola Randl in die Uckermark gezogen ist, um das Leben am Land zu erleben.

Im Buch sind leider, was mich wieder sehr stört, weder eine Beschreibung, noch eine Bbiografie der Autorin zu finden.

Ich weiß aber, daß es ein Debut ist und, daß Lola Randl dafür auch für den “Tumler-Preis” nominiert war und den Publkumspreis gewonnen hat.

In den kleinen feinen Stückchen, die Namen wie “Pastinake”, “Samen”, “Saatgutbörse”, etcetera, tragen, steht etwas von einem Burn-out zu lesen und daß die Ich-Erzählerin mit ihren Kindern, ihrem Liebhaber und ihrem Mann  aufs Land gezogen ist, um ein Gartenbuch  zu schreiben. Eine Therapeutin und einen Analytiker, zu dem auch, was ja streng verboten ist, intime Beziehungen zu bestehen scheinen, gibt es auch und allgmein könnte man sagen, daß sich Lola Randl in einem ironischen bis sarkastischen Ton über das Aussteigerleben lustig macht.

Denn in dem kleinen Dörfchen, wo sich das Haus befindet, sind auch Japaner eingezogen, die dort ein Cafe errichten und japanisch kochen. Ganze Aussteigerkolonien gibt es auch, die sich dann als Knechte beim Liebhaber verdingen, um dessen kaputtes Dach zu reparieren, was sie nicht zusammenbringen oder Workshops besuchen, wo sie die Achtsamkeit oder die Permakulturen erlernen sollen.

Immer wieder wird zwischendurch von der DDR berichtet, denn da gibt es die Irmi und den Hermann, die bald ihre goldenen hochzeit feiern, die waren früher Melker in der LPG. Jetzt haben sie das schönste Gemüse. Nur fällt der Hermann einmal aufs Kreuz, muß deshalb monatelang ins Krankenhaus und ist nachher ein Pflegefall, der nur mehr die schönen DDR-Marken sammeln kann, die eigentlich sehr wertvoll ist.

Ein interessantes Zwischenspiel zwischen all den realistischen Romanen mit ihren multiplen Problemstrukturen, könnte man sagen. Eine kleine ästhetisch schöne Verschnaufspause zum Atemholen und Entspannen. Aber halt habe ich weiter oben nicht von Sarkasmus und Ironie geschrieben?#

Natürlich und es ist natürlich auch kein Gartenbuch, auch wenn es im Anhang sogar ein Register gibt, es ist eher ein ironisch sich über all das lustig machende Aphorismensammlung, einer mir bisher unbekannten Autorin, die es gleich zu einigen Nominierung und Preisen brachte.

Interessant ist auch, daß es bei den “Amazon Rezensenten” zu sehr unterschiedlichen Bewertungen brachten und, daß es dort sowohl, als “Mist”, als auch als “sehr lesenswert” bewertet wurde.

Lucky Lawyer

Ich habe ja vor kurzem erst ein Buch gelesen, das von dem Autor stammte, von dem mir Frau Führer vor Jahren eines meiner ersten Rezensionsexemplare zukommen hat lassen. Dann hat sie zur “Buch-Wien” gewechselt, “Braumüller” vertreten und mir jetzt Ulrich Mannsfeldts Krimi über das Frankfurter Anwaltsmilieu zuikommen lassen. Das Debut eines Frankfurter Rechtsanwalts, der offenbar im Ruhestand zu schreiben begonnen hat, ein Buch das mir höchstwahrscheinlich sonst entgangen wäre und das in vieler Hinsicht sehr interessant ist.

Ich mag ja irgendwie Krimis, obwohl ich keine schreiben kann, weil ich Gewalt ablehne und meine Morde daher immer an den Haaren herbeigezogen und auch keine sind, ich lese sie aber eigentlich gerne, obwohl das ein Genre ist, bei dem die Literaturblogger meistens die Nasde rümpfen, einige Autoren, die ich kenne, aber welche zu schreiben anfangen, weil man damit offenbar noch immer Leser findet und die Herren Rechtsanwälte in Ruhestand dabei offenbar ein schönes Hobby haben, in dem sie vielleicht auch ihre Berufserlebnisse aufarbeiten können. Sie scheinen auch einen Verlag zu finden und wenn man jetzt die Nase rümpt, kann man auch gleich den Kopf schütteln, denn das Buch ist verdammt spannend geschrieben könnte man so sagen.

“Ein außergewöhnlicher Thriller aus dem Frankfurter Anwaltmilieu mit einem ganz eigenen rasanten selbstironischen Stil”, steht am Buchrücken, solches findet man glaube ich auch bei “Amazon” und das stimmt genau.

Denn das Buch ist wieder einmal so nahe an der Autobiografie, daß man wahrscheinlich nicht so leicht unterscheiden kann was jetzt wahr ist und was erfunden oder doch natürlich alles, denn es geht ja hier um Ebola-Viren, um Spionage und auch um einen rasanten Sturzflug in die Arme oder geschützt durch den des CIA und dann beginnt es, Wolfgang Tischer aufgepasst, aber es geht ja hier nicht um den Blogbuster, mit einem Prolog, wo der  Ich-Erzähler erklärt, daß er jetzt wo er im Ruhestand ist, alles aufschreiben möchte und dann beginnt, die rasante Geschichte, die sich in sechs Tagen von Mittwoch oder Dienstag bis zum darauffolgenden Montag abspielt und sie fällt auf, daß sie sich einerseits fast bis zur Lächerlichkeit an das Krimimuster, das wir vom “Tatort” und Konsorten kennen hält, dann aber wieder drüber steht und sich gehörend darüber lustig gemacht.

Der Ich-Erzähler ist, wie sein Autor Partner einer renomierten Anwaltskanzlei und er muß mit seinem Partner eine Pharmafirma vertreten, die nach Amerika verkaufen will. Da kommt es zum Streit mit dem Partner, Jochen Ehring, dem der Erzähler Paul Balmer Geldgier und Unehrlichkeit vorwirft. Der kommt dann,  um sich zu entschuldigen. Balmer weist ihn ab und als er dann auf der Autobahn zurück nach Frankfurt fährt, kommt er in einen Unfall und sieht das Auto seines Partner, das gegen eine Brücke gefahren ist.

War es Selbstmord, Mord, ein Unfall, der Sturm oder was auch immer? Die Ereignisse überschlagen sich rasant und das was ich mit der Lächerlichkeit meine, ist die Stelle, wo Balmer zu Imogen, Jochens Witwe, in die er heimlich verliebt ist, geht, um ihr zu kondolieren und die bittet ihm gleich in ihr Schlafzimmer ins Bett.

Nicht so kitschig, habe ich gedacht und etwas später vermutet, daß sich der Autor hier ganz bewußt lustig über die herkömmlichen Krimis macht und er macht sich auch über anderes lustig, über seine oder Paul Balmers Schwierigkeiten mit dem Computer. Er kann gerade mal E-Mails lesen und das Internet benützen, so daß ihm die <juniorpartner, die ja unter ihm stehen, in dieser Weise über den Kopf wachsen und er auch ihre Hilfe braucht.

Er braucht auch die hilfe seiner Putzfrau, die ihm immer die Blumenarrangements besorgt und seiner Sekretärin, da ist dieser Paul Balmer ganz konservativ und auch überheblich, andererseits gibt es aber berührende Stellen, wie beispielsweise, die mit der wahrscheinlich ukrainischen Reinigungsberaterin, einer Putzerei, die noch nur gebrochen Deutsch spricht und der Rechtsantwalt ahmt sie automatisch nach und schämt sich dann darüber.

Es geht auch um Low und order, um die Fragen, wie viel man lügen muß, um durch das Leben zu kommen, ob Geld alles ist und, wie korrupt man als Anwalt wird und ob man eine Chance hat, dem zu entkommen?

Die Ex-DDR spielt eine Rolle, Jochen Ehrling kam von dort und war ein Stasi-Mitarbeiter, wie auch der Pharmamann, dessen Firma er betreute und die war in miese Geschäfte mit Ebola-Viren verwickelt, wie Paul Balmer bald herausfindet, als er plötzlich von zwei Arabern verfolgt wird, die ihn für den dritten Geschäftspartner halten und von ihm ein Päckchen wollen.

Es geht dann auch, um eine CD hinter der, der CIA her ist und Imogen, die schöne Witwe ist, als Paul zu dem Date mit ihr kommen will, plötzlich verschwunden. Zuerst vermutet er, daß sie von dem Pharmamann entführt wurde, fährt zu ihm und wird bedroht, da gibt es auch ganz schön spannende Stellen mit viel gewollter Action, bis zum Mord durch einen Polizisten und der Gewissensfrage, wie es einem solchen nachher geht.

Sie wurde aber vom CIA entführt, soll den Namen eines Anrufers bekanntgeben, tut das aber nicht, weil sie ein Gewissen hat, und der CIA ihr nicht garantieren kann, daß er nicht zum Opfer wird, wenn er denPakistani, inzwischen geht es auch um terroristische Anschläge der IS, die mit den Viren ausgeführt werden sollten, in die Hände fällt.

Jetzt schalter sich Paul Balmer ein, wird vom CIA nach Amerika geflogen, die Szenen die sich da in dem Flugzeug abspielen, sind durchaus köstlich und sehr zum Lesen zu empfehlen und am Ende, das kann die spamerin in mir, auch noch verraten, geht alles gut aus.

Paul bekommt seine Imogen, wird sogar zum späten Vater und einen Epilog gibt es auch und ich, die ich das Frankfurter Milieu, ja nur von den zwei Buchmessen kenne, ich ich einmal dort besucht habe, habe ein sehr interessantes Buch gelesen, das ich jeden Krimilieser, der die spannende Unterhaltung liebt und vielleicht auch noch ein bißchen Drumherüber haben will, nur empfehlen kann.