Simon Bauers Bachmanntext

Zum Auftakt des heurigen “Bachmann-Preises”, der wieder ganz, wie gewohnt in Klagenfurt stattfinden wird, gehe ich ein bißchen in die Zukunft oder gebe eine Kostprobe aus den “Gestohlenen Jahren”:

“Eins, zwei, drei G, hipp, hipp, hurrah, testen, testen, testen, positiv, negativ positiv. Natürlich haben wir das brav getan. Vier, fünf, sechs, sieben und dann gab es noch zwei G in der Literatur. Geimpft oder genesen war da die Devise und sollte so sein. Ein hygienisch reiner Text und ganz sterile Immunität. Nur so darfst du dich bewerben und sollst du schreiben. Also, lieber Autor, liebe Autorin, laß dich brav impfen, wenn du im Literaturbetrieb erfolgreich sein willst. Denn sonst bist du out und an den Rand gedrängt. Giltst als literarisch unterbelichtet und wenn du vielleicht auch noch auf eine dieser Corona-Demos gehst, bist du endgültig verloren. Giltst als rechter Nazi und wirst ausgeschieden. Also halte dich an unsere Regeln und laß dich dreimal impfen. Dann kannst du deinen Text einreichen, darfst ihn vielleicht lesen und sogar gewinnen. Bei den Juroren ist das ebenfalls so. Da gilt auch ein lupenreiner Literaturgeschmack. Nur mehr solches ist gefragt und wird zugelassen. Die Sterilität der Literatur ist unser Forschungsgegenstand. Ist hipp hurrah modern geworden und ich wäre wieder einmal übergeblieben, wenn ich schon geschrieben hätte”, tippte Simon Bauer in den Laptop und atmete tief durch. So würde es gehen. So würde er den Text verfassen und sich damit um den hehren “Bachmann-Preis” bewerben von dem er sich erinnern konnte, daß Angela ihm vor fünf oder sechs Jahren erklärte, daß das das Eingangstor für junge Autoren in die Literatur sei. Das hatte ihm damals im Gegensatz zu Angela, die er in Verdacht hatte, daß sie heimlich schrieb, nicht sehr interessiert. Hatte nicht im Traum daran gedacht, Literat zu werden. Hatte das im Gegenteil, er gab seine Vorurteile zu, etwas für Schwächlinge oder junge Frauen gehalten. Wirtschaftsjurist wollte er damals werden. Die Rektorin der WU hatte das aber verhindert und ihn Anfang Februar 2022 vertrieben. Ein paar Wochen vorher mußten die Teilnahmebedingungen für den begehrten Preis ausgeschrieben worden sein.

“Aber nur mit 2G. Etwas anderes ist nicht zugelassen und wollen wir nicht hören. Schon gar keinen Roman oder Erzählung, die sich kritisch mit der Covid-Situatuin auseinandersetzen. Das werden wird nicht hören. Also keine Schwurblerliteratur, denn die wollen wir nicht lesen und lassen sie nicht zu.”

Diese Vorsucht war zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich schon unbegründet, denn die hoffnungsvollen Jungautoren und Jungautorinnen, zu denen vielleicht auch ein paar Sprachkunststudeten zählten, waren vermutlich schon so traumatisiert oder angepasst, daß sie nicht im Traum daran dachten, sich kritischh zu diesem Thema zu äußern. Schrieben stattdessen über die Erlebnisse ihrer Groß- und Urgroßeltern, die diese vor langer Zeit in Sibirien einmal erlebten oder von Blumen und Bienchen. Setzen sich vielleicht überhaupt nur mit der Sprache auseinander und geimpft waren sie, wenn sie irgendwo lesen oder ein Stipendium in Anspruch nehmen wollten, sowieso. Das war schon lange selbstverständlich und keine Frage wert. Die paar Außenseiter, die ihre Poetry Slams auf Antimaßnahmen-Demos vortrugen waren out und kamen diesbezüglich nicht in Frage. Die reichten höchstwahrscheinlich gar nicht ein. Drohten höchstens sich den Wettbewerb zu entziehen. Den würden sie selbstverständlich boykottieren, hatten sie vielleicht auf ihren Blog oder auf Facebook, geschrieben. Aber ihn hatte das damals nicht interessiert. Wenn er ehrlich war, hatte er im Jänner 2022 von den verschärften Teilnahmebedingungen nichts mitbekommen und keine Ahnung gehabt, daß er einen diesbezüglichen Text verlassen sollte. Die Zeiten hatten sich geändert. Jetzt konnte, durfte, sollte er darüber schreiben. Damals war es verboten gewesen und hatte ihn auch nicht beschäftigt. Denn im Juni 2022 , wo der Wettbewerb stattgefunden hatte, war er durch Slowenien getingelt und hatte keine Ahnung von dem Geschehen gehabt. Es hatte ihn so wenig interessiert, daß er die hehre Veranstaltung nicht einmal boykottierte und sich die Lesungen der vollgeimpften Jungautoren, die von Blumen, Bienen und in schöner Sprache von den Erlebnissen ihrer Großväter im zweiten Weltkrieg berichteten, nicht angehört. Die waren wohl ordnungsgemäß auf die neue Art und Weise abgewickelt worden, obwohl es da schon wieder Sommerlockerungen gegeben hatte. Kein Wort von Corona und der Maßnahmenpolitik. Vom Angriffskrieg der Russen in der Ukraine, der zu diesem Zeitpunkt stattgefunden hatte, war wahrscheinlich schon geschrieben worden. Aber nicht von den Jungautoren, die ihren 2G konformen Text schon vor Kriegsbeginn einreichen hatten müssen. Die jungen Autoren und Autorinnen hatten gelächelt und gestrahlt und die Siegerin oder der Sieger, da hatte er noch immer keine Ahnung, wer das gewesen war und musste sich erst informieren, hatte wahrscheinlich mit einer schwarzen oder weißen FFP2-Maske versehen, den Juror, der die Laudatio hielt, ein Küsschen auf die Wange gedrückt und von ihm ein solches entgegengenommen.

Ich gratuliere für das keimfreie Stück 2G-Literatur! So soll es sein und wollen wir es haben!”, hatte damals wohl der Veranstalter gesagt. Das war jetzt vorbei und längst vorüber. Als wäre es nur ein schlechter Traum gewesen. Man konnte, durfte, sollte darüber schreiben. Die Traumatisierungen überwinden und das würde er tun, dachte Simon und blickte in den Laptop, der sich mit seinem Text gefüllt hatte.

Karl Kasterer konnte sich freuen und er würde nach Barbara suchen, wenn er nach Wien zu seiner Lesung kam oder vielleicht schon früher. Er würde an Moritz schreiben, der vielleicht noch in der Albertgasse wohnte oder vielleicht auch nicht. Denn die Jahre waren vorübergegangen und Moritz und Angela wahrscheinlich mit ihrem Studium fertig, wie das vermutlich auch Barbara war. Die war an ihrer Adresse nicht mehr zu erreichen. Das hatte er in den letzten Jahren irgendwann herausgefunden und gehört, daß ihre Eltern gestorben waren und sie bei ihrer Tante oder Großmutter lebte, von denen er keine Adresse hatte oder wieder falsch. Die Großmutter war Allgemeinmedizinerin. Ihre Ordination wäre also zu finden. Aber höchstwahrscheinlich gab es die Praxis nicht mehr, denn die Großmutter in Pension, wenn nicht Barbara ihre Praxis übernommen hatte. Aber ihren Turnus konnte sie noch nicht abgeschlossen haben. So schnell ging sich das nicht aus, dachte er und blickte noch einmal auf den Schirm.

“Eins, zwei, drei, vier oder fünf G. Wie das auch bei der Impfung war, obwohl wir jetzt schon wissen, daß die vielleicht doch nicht ganz hält, was versprochen worden war. Geimpft, geboostert oder genesen. Nur so kann es sein. Nur so dürfen die schönen Worte zu uns dringen. Cero-Covid ist angesagt und unser Ziel, obwohl sogar die Chinesen und die Australier herausgefunden haben, daß das vielleicht nicht möglich ist und Omikron, das noch im Juni 2022 herrschte, auch die Geimpften ansteckend. Vielleicht verbreitete sich das Virus also auch im hehren ORF-Theatersaal. Da aber die jungen Leute nicht schwer erkrankten, machte das nichts aus und da sie alle geimpft und geboostert waren, sowieso nicht. Also viele sterile schöne Worte. Null-Covid der Literatur ist die Losung. Geimpft, geboostert und genesen. Positiv, negativ, positiv soll es sein und ich halte mich ebenfalls daran oder auch nicht. Denn ich bin ein Außenseiter, der Literatur und immer noch ungeimpft. Sitze aber trotzdem vor Ihnen, lese Ihnen vor und freue mich, wenn es Ihnen gefällt!”, tippte Simon Bauer in den Laptop und schaute zufrieden vor sich hin.

Und hier gibt es schon einen “Bachmannpreis-Text”, der sich auf 2009 bezieht.

Lyrik lesen-Gedichte im Gespräch

Nach den zwei Wochenenden, die ich mit experimentellen Lyrik-Festivals verbracht habe und dem Lyrik-Bändchen von Angelika Stallhofer noch einmal Lyrik und zwar in “Republikanischen Club,” der seit Jänner ja eine neue Adresse hat. Denn dort stellte Werner Anzenberger oder Peter Veran, einer der Namen dürfte ein Pseudonym sein und der Autor im Brotberuf in der OÖ-Arbeiterkammer tätig, seinen zweiten Gedichtband “Rüttelflug” vor und diskutierte mit Stephanie Grünberger darüber.

Die Lehrerin Christine Hulatsch hat eingeleitet und der Musiker Tony Puisztai auf der Gitarre gespielt. Als ich vom “Augustin–Hoffest” kommend, wo ich eine Käsekrainer gegessen und mich Anton Blitzstein unterhalten habe, etwa zwanzig Minuten vor sieben auf der Fischer-stiege eingetroffen bin, waren nur ein paar Damen anwesend und haben sogar davon gesprochen, die Veranstaltung auf den Herbst zu verschieben.

Dann kamen doch ein paar Freunde und Verwandten der Auftretenden, ich war, glaube ich, die Einzige , die den autor nicht gekannt hat und die während dem Programm gekommen ist. Als ich aber im RC meine “Unsichtbare Frau” vorstellte, habe ich mir meine fünf Zuhörer auch selbst angeschleppt oder zumindestens vier davon.

Die Veranstaltung war eigentlich sehr genau geplant. Zuerst die Einleitung und die Vorstellung, dann führte Stephanie Grünberger in die Lyrik von Werner Anzenberger oder Peter Veran ein und das war interessanterweise ein sehr philosophisches Gespräch.

Das Buch ist auch illustriert und da scheint es, um Falken zu gehen, denn das ist ein Leblingsvogel des Autors und so gab es auch ein gleichnamiges Gedicht und dann führte Stephanie Grünberger durch die einzelnen Kapiteln. Da ging es um den Abschied, um das <leben, um den Narziß und das Echo, etcetera. Der Auto kommentierte immer zuerst und las dann den entsprechenden Text, den sich Stephanie Grünberger wünschte.

Dazwischen gab es Gitarreklänge und am Schluß las der Autor noch ein Gedicht der Moderatorin und pries sein Buch an.

Zum Verkauf lagen zwar keine auf, sie würden aber zugeschickt. Gespräche zum Wein hat es wahrscheinlich auch gegeben und allgemein die Konkurrenz zum Donauinselfest bedauert.

Ich bezweifle aber, daß sonst mehr Leute gekommen wäre, finde es aber schön, einen sehr selbstbewußten, belesenen Lyriker kennengelernt zu haben, wie ich es ja auch sehr schön finde, daß sehr viele Leute schreiben und Sybille Summer hat dann noch gemeint, daß sich die “Republikanischen Club- Autoren” mehr für politische Themen, als für Lyrik interessieren, was natürlich schade ist, es war aber trotzdem ein sehr interessanter Sommerabend, an dem sehr viele Fest stattgefunden hatten, zumindestens ist der Alfred auf drei gegangen.

Wieder mit Snacks und Bowle

Während man sich in Klagenfurt wahrscheinlich zum Empfang nach Loretto begab, bin ich wieder einmal in die “Lese.Auslese” in die “Gesellschaft für Literatur” gegangen, wo Katja Gasser und Cornelius Hell mit Manfred Müller über die Lieblingsbücher der Saison diskutierten und Leseempfehlungsveranstaltungen sind, meine Leser wissen es wahrscheinlich nicht unbedingt das, was ich bevorzugt besuche , weil ich denke, daß es besser ist, die Bücher selbst zu lesen, als sie mir empfehlen zu lassen.

Bei der Lese.Auslese, den zwei Veranstaltungen der “Gesellschaft” jeweils zu Ende der Saison, einmal vor Weihnachten, einmal im Juni mache ich aber eine Ausnahme, denn da gibts entweder Punsch und Kekse oder Bowle und Solettistangerln. Das heißt es gab, denn in den letzten zwei Jahre war ja Pandemie bedingt damit Sense und die Veranstaltungen zum Teil gestreamt oder man mußte mit Maske sitzen und seinen zwei oder drei G-Ausweis zeigen. Aber heuer, am Tag wo die Zahlen zwar wieder gestiegen, aber hurrah ,hurrah, die Impfpflicht offenbar endgültig abgeschafft wurde, gabs wieder Bowle und dazu Stangerln und, als ich den Hof des Palais Wilczeks betrat, strömte vor mir die Leute sozusagen hinein. “Uje!”, habe ich gedacht und Christl Greller, die mit Hut vor dem aufzug stand, zugewinkt.

Uje, uje, aber dann doch einen Platz bekommen, obwohl die Prominenz einströmte. Marianne Gruber ist zwei Plätze neben mir gesessen. Kurt Neumann hätte ich mit Maske fast nicht erkannt, die Frau Schmidt- Dengler war da, der Ralph Klever, der Semier Insaif, die Katharina Tiwald und und und…

Nun ja, seit zwei Jahren wieder Bowle oder ein Sommerfest, wie Manfred Müller später sagen sollte und dann feiert die “Gesellschaft” ja ihr sechzigjähriges Jubiläum und hat zu diesem Zweck das ganze Jahr eine monatliche Festveranstaltung, ein paar davon habe ich mir inzwischen gegeben und die “Lese.Auslesen” gehören offenbar dazu und einen Fächer, um sich die Hitze abzuhalten gab es auch und neben der Leseliste eine Karte, wo man seine persönlichen Buchempfehlungen abgeben konnte.

Was ist mein Leblingsbuch? Da würden mir spontan zwar nordische Bücher, den Volter Kilpi, den Jon Fosse und den Tarej Vesaas einfallen. Gemeint sind aber Bücher, die in den letzten sechzig Jahren erschienen sind und da zwar wahrscheinlich österreichische. Also habe ich mich für die Elfriede Jelinek und die “Kinder der Toten” entschieden. As ich jetzt auf meine Bücherliste schaute, wären mir noch die Gedichte von Peter Paul Wiplinger eingefallen und um der Veranstaltung vorzugreifen, hat Katja Gasser Ilse Aichinger und Cornelius Hell Thomas Bernhard angegeben. Aso bin ich nicht so falsch gelegen und jetzt zur Bücherliste. Da wurden acht vorgestellt, vier von Katja Gasser, die jetzt das Österreichprogramm auf der nächsten Leipziger Buchmesse zusammenstellt und vier von Cornelius Hell, der gerade einen litauischen Lyriker übersetzt hat und vorige Woche in den “Gedanken für den Tag” zum neunzigsten Geburtstag von Elfriede Gerstl sprach.

Da wäre also Anna Baar, die gestern in Kagenfurt die Festrede gehalten hat und deren “Nil” ich gelesen habe, mit dem ich glaube ich nicht so viel anfangen konnte. Jetzt wurde der “Divan mit Schonbezug” vorgeschlagen. Das sind Erzählungen oder politische Texte. Dann steht Christoph W. Bauers Lyrik “an den hunden erkennst du die zeit”, die, ich ,glaube ich, schon in Krems hörte, auf der <liste und das einzige Buch, das ich schon gelesen habe ist Georgi Gospodinov ZeitZuflucht”.

Von Robert Musil wurde ein Vortrag empfohlen, den er 1937 gehalten hat und der “Über die Dummheit” heißt. Ein kleines Büchlein, aber sehr zu empfehlen, wie Katja Gasser meinte, weil wir jetzt ja auch in einer Zeit der Dummheit leben könnten.

Von der 1952 geborenen Waldviertlerin Evelyn Schlag habe ich schon länger nichts gehört oder gelesen, obwohl ich viele Bücher von ihr habe. Hier wurde “In den Kriegen” empfohlen, das interessanterweise bei “Hollitzer” erschienen ist, den Verlag, wo ja auch Luis Stabauer seine Bücher verlegt und das geht es um den Krieg in der Ukraine von 2014 und da gehen drei Leute auf eine Wallfahrt, um einen toten Soldaten zu ehren. Cornelius Hell lobte die schöne Sprache und meinte, daß das Buch nicht so leicht zu lesen ist, weil es wenig Plot und Handlung hat.

Von der Lyrikerin Siljarosa Schletterer werden wir noch viel hören, versprach Katja Gasser. Da bin ich sehr gespannt und ihr Band heißt “azur ton nähe.flussdisktate” und ist bei “Limbus” erschienen. Das dickste Buch wurde wieder von Cornelius Hell empfohlen und stammt von einer ungarischen Autorin. Andrea Tompa heißt sie und ihr Buch “Omerta” und von Daniel Wissers Erzählband “Die erfundene Frau” habe ich auch schon einiges gehört und es wurde von Katja Gasser, die es auch in Leipzig auf dem “Blauen Sofa” vorstellte, sehr empfohlen.

Das war es und dann kam der Feierteil, die Masken, die zum Teil getragen wurden, fielen. Es gab die Bowle, die köstlich war und Gespräche und da habe ich mich bei Manfred Müller erkundigt, warum ich, als ich mich damals an dem Gewinnspiel zu Schreibart Online beteiligen wollte, mein Mail nicht angekommen ist und habe keine klare Auskunft bekommen, warum das bei mir nicht ging. Aber jetzt kann ich mit meiner Buchempfehlung vor Weihnachten wahrscheinlich auch ein Buch gewinnen, also seien wir gespannt.

Es geschah im November

Jetzt kommt ein Buch, das ich, das heißt, einen Auszug daraus bei Stephans Teichgräbers Festival kennenlernte und, daß mir kurz darauf von Barbara Brunner angeboten wurde.

“Es geschah im November” in dem die 1963 geborene Alena Mornstajnova den Versuch unternommen hat, die Geschichte umzudrehen. Was wäre wenn die Novemberrevolution von 1989 nicht geklappt hätte und der Sozialismus in Tschechien geblieben wäre?

Bei der Lesung fragte ich mich noch, was dann gewesen wäre und konnte mir die Handlung nicht vorstellen. Habe aber begierig das Leseangebot angenommen und das Buch begeistert gelesen. Ein paar Fragen bleiben, denn das, was nach Alena Mornstajnova nach 1989 in der damaligen tschechoslowakischen Republik passiert wäre, ist wahrscheinlich das, was dort vorher passierte und das was vielleicht in China oder Nordkorea passiert. Vor 1989 wahrscheinlich, denn die sozialen Überwachungssysteme hat es damals nicht gegeben und in Alena Mornstajnovas Buch, das bis 2019 geht, ist das Internet auch verboten oder den obereren Sicherheitsschichten vorbehalten.

Die andere Frage ist, was sich Alena Mornstajnova beim Schreiben dachte, die das Buch wahrscheinlich während der Pandemie geschrieben hat und ich habe die darin beschriebenen Zustände natürlich mit denen von heute, der Scharfstellung der Impfpflicht beispielsweise oder dem Verbot auf Demonstrationen bei Covid verdächtigen Personen, beispielsweise, verglichen.

Es beginnt auch ganz erwartbar im November 1989. Da sind Marie oder Maja und Joska oder Josef, die in einem tschechischen Provinstädtchen leben und dort gerade die Wohnung renovieren. Die Kinder haben sie zu den Großeltern gebracht. Sie waren auch bei einigen Demos und dann wird in der Nacht plötzlich an der Tür gehämmert und die beiden aus dem Bett im Nachthemd und mit nackten Füßen in den zu großen Stiefel in die Lastwägen gestoßen und Marie sieht Joska nie wieder. Marie ist die Tochter eines Ingenieurs, der zum Lagerarbeiter degradiert wurde. Deshalb hat sie nicht Medizin studieren dürfen, sondern konnte sich nur zur Krankenchwester ausbilden. Sie hat zwei Kinder, das eine ist von einem Chefarzt, das zweite, die Tochter Lenka ist von Joska und es gibt in dem Buch immer wieder geschwärzte Briefe, die Marie aus dem Gefängnis an das Töchterlein geschrieben hat.

Sie glaubt sie bei den Eltern in guten Händen. Der Sohn wurde vom Chefarzt schon nach wenigen Tagen abgeholt, der mit ihm und seiner Frau in den Westen flüchtete. Lenka wurde wegen Unzuverläßigkeit der Großeltern in ein staatliches Heim gebrafht und sollte dort zu einer mustergültigen Sozialistin erzogen werden, während Marie zu zwanzig Jahre Gefängnis verurteilt wurde.

Die Kapitel schwenken bald zu Lenka oder Magdalena, Magda genannt, die das sozialistische Erziehungssystem erlebt. Es wird den Kindern immer wieder eingebleut, daß sie die Hoffnung für morgen sind. Dafür müßen sie sich nach den Regeln verhalten und alle anderen verraten, die das nicht tun und es wird ihnen auch vorgesagt, daß ihre Eltern sie verraten und sich nicht um sie gekümmert hätten, so daß der Staat das für sie tut.

Die Zimmergenossin Jana ist anderer Ansicht und verrät Magda daß ihre Mutter einmal mit ihr flüchten mußte aber von einer Erzieherin verraten wurde und Magda wird auch Zeugin, wie die kleine Zuzana von ihrer Mutter während eines Spaziergangs entführt wird.

Die Kinder werden älter und Jana gründet ,um Gutpunkte zum Studieren zu bekommen, einen Leseclub, da müssen die Bücher von der Erzieherin gegengezeichnet werden und als die Kontrolle kommt, wird der inspizierende Genosse Zeuge, wie einer der Zöglinge ein Referat über ein verbotenen Buches herunterstottert, so daß die Erzieherin versetzt wird.

Das war eine Intrige einer anderer, die einmal eine Verbrennung bei Lenka verursachte, als sie zwang ins zu heiße Wasser zu steigen und bei den Büchern ist interessant, daß eines, ein erlaubtes “Die junge Garde” von Fadejew ist und das hat Stephan Teichgräber in seinen Revolutionsworkshop besprochen, während das Verbotene, das die Erzieherin ihre Stelle kostete “Die Kinder vom Arbat” von Anatoli Rybakow stammt.

Lenka wird Kinderbuchautorin und Chefredakteuerin in einem Kinderbuchverlag und bekommt von Jana eines Tages die Adresse ihrer Mutter zugesteckt. Die wurde 2004 auf Bewährung entlassen und zur Arbeit in einen Schweinestall in ein Grenzdörfchen gestreckt. Wohnt dort aber ein bei einer alten kräuterkundigen Frau, die sie in die Kräuterkunde einführt und ihr das Haus verkauft. Das ist deren Tochter nicht recht. So kommt es zu recht “unsozialistischen Intrigen” und als Lenka, die Mutter besucht, kommt es zu Mißverstännnissen, denn die ist ja sehr mißtrauisch und die Briefe, die ihr Marie schickt, bekommt sie auch erst nach fünf Jahren, als sie ihre alten Sachen im Verlag abholt, weil sie inzwischen im Mutterschaftsurlaub war und, als die Gerüchte, um Marie zu stark werden, versucht sie mit ihrem nunmehrigen Lebenspartner in den Westen zu flüchten und wird dabei erschossen und das Buch endet ganz optimistisch in dem sich Lenka zum dreißigsten Jahrestag der niedergeschlagen Revolution mit einer Kerze in der Hand zu den Demonstranten stellt.

Ganz so versöhnlich wird das nicht sein, denn dann ist ja ihre mustergültige Karriere zu Ende aber mir hat das Buch sehr gut gefallen, obwohl ich immer noch nicht ganz verstehe, was Alena Mornstajnova damit ausdrücken wollte, da wir ja trotz erfolgreicher Revolution nicht wirklich in einem Schlaraffenland der Freiheit leben.

Aus der Werkstatt des gemeinsamen Schreibens

Heute habe ich mich eigentlich in die “Alte Schmiede” streamen wollen, dann war ich aber mit dem Erstgespräch, um sechs, früher fertig und konnte mit einem etwas flauen Gefühl hingehen, denn was ist, wenn sie mich wieder hinausschmeißen?

Man hört ja allethalben, die Maske muß wieder her, dann hatte diesmal sogar Johanna Öttl keine mehr umgebunden und das Programm war durchaus interessant “Im Bauch des Plotwals” Andrea Grill, Hanno Millesi, Barbara Rieger und Michael Stavaric ist da gestanden und man hat unwillkürlich an eine Anthologie gedacht.

Mitnichten die vier Autoren, von denen ich von jeden etwas oder mehr gelesen habe, haben sich irgendwie auch pandemiebedingt zusammengesetzt, um gemeinsam einen Roman zu schreiben und das finde ich, vor allem, weil ich die vier, die sich auch als Bauschreiber bezeichneten, als experimentelle Mittelschreiber einschätzen würde und dann setzten sie sich zusammen und planen ein Experiment oder nein, das haben sie widerrufen und, ich denke, an die literarischen Experimente, die ich kenne, da war ja einmal Tilman Rammstedt mit “Morgen mehr” und mein Kurzgeschichtenroman würde ich auch, als soetwas bezeichnen und, daß zwei Autoren gemeinsam einen Krimi oder ein anderen Buchprojekt schreiben, ist auch nicht so ungewöhnlich.

Das betrifft meistens die Genreliteratur und interessant die vier haben auch von einem unterhaltsamen Projekt auf hohen Niveau, das sie mit ihren Projekt schaffen wollten, gesprochen. Keine Anthologie, aber ein gemeinsames Buch und da ist es wichtig, daß jeder seine indivuduelle Schreibweise behalten kann und Johanna Öttl hat in ihrer Einleitung auch die unterschiedlichen Schreibweisen der vier betont. Michael Stavaric leitete ein und hat, was ich nicht so ganz verstanden habe, das Ganze auch einmal mit einem Lyrikprojekt versucht.

Daran knüpfte sich die Frage, ob man Lyrik im Kollektiv leichter als einen Roman schreiben kann? Das, glaube ich, nun nicht und kenne eigentlich auch keine Lyrik Gemeinschaftsprojekte wohl aber das gemeinsame Romanschreiben und dann kam, was mich auch ein bißchen erstaunte, der Plot, den Hanno Millesi vorstellte und zwar geht es da, um ein Flugzeug und die Stewardesse Nadine, heute heißt das, glaube ich, Flugbegleiterin, kommt darauf, das Entertainmentprogramm fehlt und das ist in einem Flugzeug, wie diesen offenbar sehr wichtig, um die Kunden nicht zu verlieren und so denkt sie sich aus, daß die Passiere das übernehmen und die anderen unterhalten sollen.

Daraus einen spannenden Plot im Sinne der Romanschule und des Romanfahrplans zu machen, erscheint mir zwar fraglich, aber Andrea Grill hat dann ein bißchen was aus dem Mailwechsel der vier gelesen, damit man sieht, wie da vorgegangen wurde? Es sollen auch Gastautoren einbezogen werden, eine davon ist Petra Piuk.

Barbara Rieger, die später in das Projekt eingestiegen ist, erzählte etwas von ihrer Motivation, die sie zum Mitmachen veranlaßte und dann kamen die Textproben, nämlich, wie die Stewardesse Nadine, da ist noch nicht so ganz geklärt, ob die wirklich so heißen soll, die ehemalige Rockerin Vanessa überzeugt bei dem Projekt mitzumachen.

Im Oktober soll es eine Fortsetzungsveranstaltung geben und interessant ist auch, die Sesselreihen waren diesmal zweigeteilt und auf der einen stand “Reseviert für Studenten!”

Offenbar waren da auch ein paar gekommen und die fragten nach den demokratischen Entscheidungen?

“Die sind Shit und gibt es nicht!”, formulierte Michael Stavaric in etwa. Aber eigentlich geht es um die individuellen Stimmen. Ob da jetzt kapitelweise geschrieben wurde und, ob es immer jemanden gibt, der das dann korrigiert, scheint auch noch nicht so klar zu sein, nur, daß jeder eine Person hat, die er auszuarbeiten hat und das ist dann leichter, meinte Michael Stavaric, als sich auf das Ganze zu konzentrieren und da Autoren meistens Einzelkämpfer sind, ist es vielleicht ganz gut es mit einem Projekt zu versuchen.

Ich bin auf die Fortsetzungsveranstaltung gespannt und auch, ob ich da noch ohne Maske hinkann? Aber wahrscheinlich wird weiter gestreamt.

Hilde Schmölzers Weg

Hilde Schmölzer

Ich kenne, die 1937 in Linz geborene und in Steyr aufgewachsene Hilde Schmölzer schon lange. Sie hat bei meinen literarischen Geburtstagsfesten gelesen, wo sie mir immer sehr getreulich ihre Bücher brachte, hat regelmäßig bei der “Frauen lesen Frauen-Lesetheatergruppe” mitgemacht, ich war bei ihrem achtzigsten Geburtstagsfest in der Wien Bibliothek und habe in den Siebziger oder achtzigerjahren nicht sie, aber ihr Buch “Frau sein und schreiben” im “Arbeitskreis schreibender Frauen” kennengelernt, daß das erste Buch damals war, wo österreichische Autorinnen wie Friederike Mayröcker, Ilse Aichinger, Marie Therese Kerschbaumer portraitiert wurde. Elfriede Gerstl, die vor vor kurzem ihren neunzigsten Geburtstag gefeiert hätte war nicht dabei, wohl aber in den später erschienenen Buch von Anita C. Schaub, wo ich neben Elfriede Haslehner, Bruni Langthaler, etcetera auch ein Portrait hatte und die 1959 in Bermuda geborene Anita C. Schaub,, die die unsprüngliche Gründerin der “Frauen lesen Frauen-Gruppe” war, hat jetzt einen Film über sie gedreht.

Anita C. Schaub, Hilde Schmölzer, Birge Krondorfer

“Hilde Schmölzer – die ihren Weg” geht, heißt er, dauert fünfundvierzig Minuten und wurde gestern in der “Frauenhetz” vorgestellt. Interessant dabei ist, daß der Alfred, der Hilde Schmölzer, eigentlich über mich kennt, dort aufgetreten ist bzw. interviewt wurde, denn Anita C. Schaub hat einige Leute eingeladen, darunter Ruth Aspöck, eine ehemalige Schulkollegin, Angelika Raubek, Elfriede Hammerl,, Richard Langthaler, etcetera und der Alfred wurde wahrscheinlich deshalb eingeladen, weil mich Hilde Schmölzer vor einiger Zeit angerufen hat, weil sie wußte, daß ich meine Bücher selber mache sund wisen wollte, wie das geht? Da habe ich ihr die Hilfe Alfreds angeboten und der hat ihr für das Buch “Du Vater, du Mutter und ich” das PDF gesetzt und der dann in dem Film darüber Auskunft gegeben.

Es waren eine Menge Bekannte bei der “Frauenhetz”, die Lesegruppenfrauen, die Ruth, der Werner Grüner, der Richard, denn diesmal waren auch <männer bei der Frauenhetz zugelassen und auch ein paar von Hilde Schmölzers ehemaligen Schulkollegen.

Zuerst wurde der Film gezeigt und dann hat Hilde Schmölzer zwei Gedichte gelesen, eines das aus ihrem Buch “Das Vaterhaus” stammt und eines aus dem “Podium Portrait” und in dem Film wurde auch genau Hilde Schmölzer, die in ihrer schönen Wohnung am Wolfersberg saß Lebenslauf erklärt. Sie hat sehr unter der Scheidung ihrer Eltern, die nach dem Krieg nicht mehr zusammengekommen sind, gelitten, hat eigentlich Schauspielerin werden wollen. Dann in München eine Fotoschule gemacht und schließlich Publizistik studiert.

Ihr ersten Buch war das “Böse Wien” wo sie sich den Männern der damaligen Avantgarde, H. C. Artmann, etcetera auseinandergesetzt. Dann kam sie schon zu der Frauenforschung und hat sehr viele Bücher darüber geschrieben.

“Die Revolte der Frauen”, “Die verlorene Geschichte der Frau”, “Die Frau das abgeschaffte Geschlecht”, mit “Rosa Mayreder” hat sie sich beschäftigt, über “Die abgeschaffte Mutter”, mit der “Frauenliebe”, “Der dunklen Liebe eines wilden Geschlechts”, den “Frauen um Karl Kraus”, über das “Phänomen Hexe”, das, glaube ich, zum Bestseller wurde.

Das sind die Bücher, die ich in meinen Regalen habe. Hilde Schmölzer ist also eine sehr frauenbewegte Frau. Sie war auch Mitbegründerin des Frauenvolksbegehrens und es war sehr spannend wieder einmal in mein Stück Literaturgeschichte einzutauchen, so daß man Anita Schaub, diesich jetzt als Filmerin versteht, großen Erfolg damit wünschen kann.

Sommerpläne schmieden

Von den literatouristischen Ausflug nach Neuberg an der Mürz, einen Tag vor Ende, weil wir den dritten Geburtstag der kleinen Lia im Gasthaus Ambichl feiern wollten, zurückgekommen, sitze ich im lila Spaghettileiberl bei über dreißig Grad in Harland auf der Terrasse und gehe die nächsten Tage durch.

Der Juni hat seine zweite Hälfte überschritten, es gibt noch zwei Wochen Literaturprogramme und in der nächsten Woche das “Bachmann-Lesen”, das wieder mit 2G oder nicht, in Klagenfurt live vor sich gehen wird und ich per Stream verfolgen werde. Ende Juni werden wir wieder ein paar Tage mit der Wandergruppe des Herrn Sladky in die Berge gehen. Dann käme die Sommerfrische, die ich ja seit Jahren in Harland mit Rad fahren, schreiben und lesen verbringe.

Solange der Alfred noch voll arbeitete, war das Mittwoch bis Sonntag. Dann ging er in Altersteilzeit und jetzt ist er in Pension und die Sommerfrische mutierte zu Sommerfrischenwochenenden, das heißt wir fuhren Donnerstag Abend nach den Ö-Tönen nach Harland und kamen Montagabend oder Dienstag früh nach Wien zurück, damit ich meine Stunden machen kann.

In den Urlaub sind wir auch immer gefahren. Einige Zeit lang sehr viel nach Italien. Dann kam das Wandern in der hohen Tatra. im Wir waren im Elsaß, in den Masuren, in den baltischen Staaten und in der Schweiz auch ein paarmal. Dann kam Corona und da gabs seit 2020, wo wir den Rhein oder den Main hinunterradeln wollten , eigentlich keinen mehr.

2020 haben wir ein paar literarischen Ausflüge gemacht, 2021 waren wir zwei Wochenenden bei der Ruth in der Steiermark in der Kittner-Stiftung und heuer befinden wir uns gerade in der Corona- Sommerpause oder eigentlich auch nicht wirklich, denn die Sommerwelle ist, wie ich höre, bei derzeit circa sechstausend täglichen Infektionen, schon da und an die Wintermaskenpflicht von Oktober bis Ostern sollen wir uns, wie ich ebenfalls höre, wie an die Winterreifenpflicht gewöhnen, damit es keine Grippe mehr gibt.

Aber jetzt darf man noch G-los ins Ausland fahren und von dort wieder zurückkommen, obwohl an der Scharfstellung der Impflicht im Herbst schon eifrig gearbeitet wird und des da eine Verkehrsbeschränkung auch bei “geringer epidemologischer Gefahr” bei Covid verdächtigen Personen geben soll, damit die auf keine Demonstrationen gehen können, geben soll.

Aber noch Pläne, der Alfred macht sie schon und will im Juli nach Kroatien, Albanien, Montenegro, Kosovo oder vielleicht auch nur nach Kroatien fahren, um dort seinen neuen Campinganhänger ausprobieren und im August hat er schon ein Hotel in Bück gebucht, wo wir mit der Anna, dem Andreas und der kleinen Lia und mir ein paar Tage hinfahren will.

Also wirds wenns so bleibt ein intensiver Sommer. Nach den Wandertagen noch ein paar Tage Praxis und eigentlich will ich ja endlich an das Backlistlesen kommen. Da liegen ja noch die Geburtstagsgeschenke der letzten Jahre in den Regalen und wenn im August die deutsche Buchpreisliste bekanntgegeben wird, komme ich dann ohnehin nicht mehr dazu, sondern lese mich den Rest des Jahres durch die deutsche, die österreichische, die Schweizer Liste und dann noch durch das Bloggerdebut.

Aber wenn wir wieder nach Kroatien fahren brauche ich kroatische Bücher und habe da auch schon meine Leselisten durchorstet, denn da hat sich ja schon einiges angesammelt.

Also werde ich wenn wir nach Kroatien fahren Adriana Altaras “Titos Brille”, Edo Popovis “Die Spieler” und “Den Aufstand der Ungenießbaren”, Miljenko Jergovis “Ruth Tannenbaum” und seinen “Vater” mitnehmen. Und für Ungarn steht schon lang Georgy Dragoman “Der Scheiterhaufen” und Terezia Moras “Der einzige Mann auf dem Kontinent”, obwohl die ja eine deutsche Buchpreisträgerin ist, auf meiner Liste.

Ein paar Bücher, die im Juli und im August erscheinen, habe ich auch noch auf meiner Liste, die Elke Heidenreich liegt halbgelesen am Harlander Klo und den Elias Hirschl will ich auch unbedingt lesen, wenn dann auch der Peter Henisch, die Eva Menasse und der Michael Köhlmeier liegenbleiben, weil dann schon das Buchpreislesen kommt und dann gibt es noch das Schreiben und da bin ich ja öfter im Sommer nach Harland in eine Schreibwerkstatt gegangen und jetzt laboriere ich immer noch an meinen “Socialkredit-Text”, herum, der inzwischen “In den Wolken leben oder die Verkehrsverschränkung” heißen könnte, aktuell aus sechs Szenen, vierzehn Seiten und 6400 Wörtern besteht, ich aber immer noch nicht weiß, wie ich die aktuelle Covid Situation beschreiben soll und wie gefährlich die ist und mich dann beim, “Du mußt ja nichts schreiben, hast du doch ohnehin schon sehr oder zuviel getan, leg mal eine Pause ein!”, ertappe und dazu wäre der Sommer vielleicht ganz gut. Denn nach Kroatien nehme ich den Laptop nicht mit und bringe vielleicht auch wieder ein Buch oder eine Idee als Souvenier zurück, denn ich könnte ja auch über etwas anderes als über Corona schreiben und über etwas anderes, als das wieder eine ältere oder jüngere Frau einen Roman darüber versucht.

Also in den Sommer, mal sehen, wie er wird und ob die Sommerwellen uns überrollen. Die O-Töne gibts ja wahrscheinlich auch und die Lesetheater-Sommerlesereihe ist auch schon geplant und natürlich gibts am dritten Juli wenn wir von den Wanderwochenende zurückkommen auch vierzehn Jahre “Literaturgeflüster” zu feiern und im nächsten Jahr gibts überhaupt ein ganz großes Jubiläum. Nämlich fünfzig Jahre Matura und literarisches Schreiben und da was daraus geworden ist? Wahrscheinlich sechzig selbstgemachte Bücher und fünfzehn Jahre “Literaturgeflüster”.

Ausflug zu den Ernst Jandl Tagen

Der 1925 i n Wien geborene Ernst Jandl, der Lebenspartner der im Vorjahr verstorbenen Friederike Mayröcker, ist im Juni 2000 verstorben und zu seinem Gedenken wurde 2001 der “Ernst Jandl-Preis” für Lyrik initiert, der alle zwei Jahre an einen deutschsprachigen, experimentellen, füge ich hinzu, Lyriker oder Lyrikerin vergeben wird.

Philipp Hauß, Dorothee Hartinger, Tobias Leibetseder

Warum der schöne Ort Neuberg an der Mürz dazu auserwählt wurde, weiß ich gar nicht, vielleicht weil Ernst Jandl rund Friederike Mayöcker in der Steiermark Urlaub machten oder weil das Kunsthaus in Mürzzuschlag dort immer Literaturveranstaltungen machteg. So war ich in den Neunzigerjahren im Rahmen der GAV bei einem Fest für Ernst Jandl, einem für Gerhard Rühm und eines für Friederike Mayröcker, da haben wir in Mürzzuschlag gewohnt und in Neuberg an der Mürz im Gasthaus Holzer gab es auch Veranstaltungen, wo wir hin- und hergefahren sind, ich bin, glaube ich, ein bis zweimal sogar zu Fuß gegangen.

Ann Cotten, Paul Jandl

Das war in den Neunzigerjahren. Ab 2001 gab es den Preis und einmal da, es wird 2005 gewesen sein, wo Michael Donhauser den Preis bekommen hat, bin ich zu dieser Zeit mit dem Alfi und dem Karli in der Nähe wandern gewesen. Das heißt, wir sind daran vorbeigefahren, wo ich sehr bedauerte nicht aussteigen zu können. Dann hat es mit der Wanderung nicht so geklappt und wir sind früher zurückgefahren und so sind wir noch zurechtgekommen, zum Alten Bahnhof hinuntergegangen, wo Wofram Berger, glaube ich, Jandl-Gedichte rezitierte. Zwei Jahre später hat Paul Wühr den Preis bekommen. Da sind wir hingefahren, weil mir das Bundesministerium das Programm zuschickte. Da hat mir, glaube ich, mich zu erinnern, die damalige Landeshaptfrau Klasnic die Hand gegeben. Friederike Mayröcker ,war höchstwahrscheinlich da und hat gelesen und seither sind die Veranstaltungen, glaube ich, an mir vorbeigegangen, das heißt 2011 waren wir vom Wanderwochenende kommend beim Gasthaus Holzer, als dort gerade gegessen wurde und als ich vor zwei Wochen in der “Gesellschaft für Literatur” war, habe ich das Programm dort liegen gesehen.

Franziska Füchsl, Paul Jandl

“Fahren wir dort hin?”, habe ich den Alfred gefragt, der ja immer Urlaubspläne schmiedet und da ist in den letzten zwei Jahren bekannterweise ja nicht sehr viel losgewesen. Sonst bin ich ja sehr sparsam und bleibe bei den Veranstaltungen meistens ins Wien, wo keine Zusatzkosten entstehen. Aber diesmal war ich aus den besagten Gründen unternehmungslustig, obwohl nur der Freitag und der Samstag in Frage kam, da wir am Sonntag zum “Ambichl” essen fahren, um dort den dritten Geburtstag der kleinen Lia zu feiern.

Und am Freitag begann es, was ich eigentlich erst später gesehen habe, mit einem Workshop im Alten Bahnhof. Das heißt ,da ist Thomas Eder mit einer Runde Studenten angekommen und die haben sich dann die Bilder, die in der Wartehalle ausgestellt waren, angesehen und mit Bibelstelen oder Texzitaten versehen und wir sind eigentlich daneben gestanden.

Martina Hefter, Paul Jandl

Es hat dann zwar auch eine Eröffnung der Ausstellung gegeben, aber da haben wir schon Pillhofer Halle gesucht, denn da hatte der 2010 verstorbene Josef Pillhofer eine Skulpturenhalle und dort wurde am Freitag sozusagen ein Livehörspiel von Friederike Mayröcker und Ernst Jandl “Gemeinsame Kindheit” mit Dorothee Hartinger und Phiiph Hauss, das sind die die auch immer bei der “Buch Wien” lesen und dem Arbeiter Sängerbund Maienbund aufgeführt.

Am Samstag ist es im Festsaal im Münster mit Lesungen in zwei Tranchen weitergegangen und zwar hat da am Vormittag unter der Moderation von Paul Jandl, Anne Cotten, Daniel Falb, Franziska Füchsel, Martina Hefter und Monika Rinck gelesen. Ein Tag zu zeigen, wie großartig Lyrik ist, hat Paul Jandl eingeleitet, aber die 1982 in Iowa geborene Anne Cotten hat eigentlich gezeigt, wie Computergenerierte Übersetzung funktioniert. Der 1977 in Kassel und mir bisher unbekannte Daniel Falb brachte Langgedichte, die er auch aus dem Computer vortrug, während die 1991 in OÖ geborene Franziska Füchsel aus einer Rolle eine Mischung zwischen Englisch und Dialekt performte und das Ganze auch noch singend vorgetragen hat.

Ferdinand Schmatz, Monika Rinck, Brigitta Falkner, Paul Jandl, Robert Stocker

Spannend, spannend und wieder eine interessante Lyrikerin kennengelernt. Interessant war auch die 1965 geborene und in Leipzig lebende Martina Hefter, die ich schon mal in der “AS” hörte, die aus ihrem Buch “In die Wälder gehen,Holz für ein Bett klauen” erstaunlich aktuelle Themen, nämlich die Ikea-Preise thematisierte und dann auch noch die Pandemie bedichtete, bzw. das Jahr vorher, an das sie sich erinnern wollte.

Die 1969 geborene Monicka Rinck, die ich schon auf verschiedenen Lesungen hörte und die auch den nächsten Lesungsblock moderierte und die ich für sehr experimentell gehalten habe, habe ich auch recht spannend gefunden und nach dem Mittagessen im ehemaligen Gasthaus Holzer ist es mit Anja Utler, weitergegangen, die ich, glaube ich, auch schon in der “Alten Schmiede” gehört habe. Maren Kames “Luna Luna” habe ich schon gelesen und Ferdinand Schmatz “strand der verse lauf” auch schon zweimal gehörtr, während die 1977 in Konauburg geborene Caca Savic für mich auch eine Entdeckung war.

Dann kam eine lange Pause wo, wir aufs Niederalpl gefahren sind, danach gings zur Preisverleihung wieder in die Pillhoferhalle an die 1959 in Wien geborene Brigitta Falkner, die 2017 mit ihren “Strategien der Wirtsfindung” auf der Shortlist des österreichischen Buchpreis gestanden ist. Da gabs vorher wieder Brot und Wein, dann begrüßte der Bürgermeister und Robert Stocker vom Bundesministerium. Es gab Musik vom “Koehne-Quartett und Paul Jandl hielt die Ludatio, die den langen Titel “Witz wird Irrwitz, himmlisch wird irdisch, Sissi wird schwindlig”, hatte, die man dann in einem kleinen Heftchen mitbekommen hat und Brigitta Falkner gab eine kleine Werkshow ihrer Werke und wird am Sonntag noch im Münster einen Vortrag halten und ein Gespräch mit Benedikt Lebedur führen, aber da werden wir, wie schon geschrieben mit der Anna und dem Andreas Lias dritten Geburtstag feiern.

Ich bin eine Frau ohne Geschichte

Jetzt kommt ein Buch aus der “Edition W”, ein Monolog der 1986 in Alencon geborenen Alice Zeniter, die als Lehrerin und Dramaturgin arbeitete und schon einige erfolgreiche Romane geschrieben hat, der mich wegen seiner Form ein bisschen ratlos machte.

Was ist das jetzt? Ein Essay oder ein Schreibratgeber? Wahrscheinlich beides oder eine künstlerische Mischung davon. Denn es geht um das Erzählen und die Spannung, die dieses enthalten muß.

Etwas, was in jedem Schreibratgeber steht. Alice Zeniter führt als Beispiel an, daß sie sich in einem Zug langweilt, dann fällt ihr das Buch in ihren Koffer ein. Sie geht hin und da wären wir schon in der zweiten Station der Heldenreise. Im realen Leben nehme ich das Buch heraus und lese es, bis ich aussteige. Im Roman muß etwas Außergewöhnliches passieren. Sonst ist er nicht gut. Das Buch ist also nicht da, wurde gestohlen, etcetera und die Handlung geht los.

Alice Zeniter kommt dann zu Aristoteles beziehungsweise seiner “Sprachwerkstatt” und dann gehts schon zum “Erzählschema”.

Aha, denkt da die Teilnehmerin von Jurenka Jurks Webinaren, jetzt muß die “Heldenreise” her. Alice Zeniter macht es aber philosphisch und abstrahiert darüber, wo mir, ich gebe es zu, das Verständnis nicht ganz leicht gefallen ist. Das Wort “Heldenreise” kommt aber schon vor. Dann gehts schon um die Frage, was macht man jetzt, wenn das Ende oder die Spannung fehlt?

Um die Frauen geht es, wie schon der Titel sagt, auch und wie kommen die vor in der Literaturgeschichte vor? Was machen die Anna Karenina, die Madame Bovery, etcetera, wo wir beim Lesen weinen müssen? Sie betrügen ihre Ehemänner und sterben daran, wie es vielleicht im neunzehnten Jahrhundert üblich war. Heute würde man sich starke Frauen wünschen, die anders mit den Konflikten umgehen und da denke ich nicht an männermordende Emanzen, sondern an gewaltfreie Heldinnen der Literaturgeschichte.

Im “Sherlock Holmes-Spiel”, den Alice Zeniter sehr liebt geht es darum, wie man durch Beobachtungen Schlüße auf Personen ziehen kann, beispielsweise über Alice Zenters Frisur und Fingernägel, daß sie Feministin ist und wenn wir zu der Beschreibung der Frauenfiguren in der Literatur gehen, kann einen das Grausen kommen, denn da werden die “Knöchelchen” und die “Brüstchen” beschrieben.

Wie man mit dem “Semiotischen Dreieck” Emanuel Macron, den französischen Präsidenten, beschreiben kann, habe ich nicht ganz verstanden. Da sind wir dann schon in der Politik und, wie man da die Narritive gebrauchen kann, daß sich die Leute mehr um das Klima kümmern oder weniger Fleisch essen, ist sehr interessant, obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin, daß das wirklich der Literatur zuschreiben ist, wenn man hier manipuliert und ob man das soll.

Die “Fiktion ist das Gegenteil von Grenzen”, schreibt Alice Zeniter, die diesen Text als Einpersonenstück in der Fabrique in Valencia im Oktober 2020 verfaßt hat und am Schluß wird mit Ursula le Guin, die schon am Beginn zitiert wird, aber auch mit Tomi Morrison, Sarah Kane, Virginie Despentes, Zadie Smith, Anne Carson, um nur die Namen zu zitieren die ich kennen, spazierengegangen.

Also spannend ist mein Schlußresume am Ende des achtzig Seiten Büchleins, der Versuch, die Geschichte mit literarischen Begriffen zu erklären, obwohl mir manches zu abstrakt war und ich in der Praxis wahrscheinlich nicht viel damit anfangen kann.

Auf diese Weise bin ich aber auf den Namen Alice Zeniter gestoßen, die mir bisher unbekannt war, die starke Sprache hat.

Von Asch bis Zelem

Ein “Lesebuch zu Geschichte der Juden in Burgenland”, herausgegeben von Gerald Grassl “in der Edition Tarantel,” das ich ihm bei der letzten “KriLit” in der Brunnenpassage abgeschnorrt habe, was gut ist, weil ich, als er als letzter Programmpunkt am Samstag das Buch vorstellte, so erschöpft war, daß ich gegangen bin, weil ich auch zu Andi Pianka ins Amerlinghaus wollte. So kann ich es jetzt durchlesen und mich durch die Geschichte blättern, von der ich nicht viel wußte.

Es beginnt mit einem Vorwort des Herausgebers, der meinte, daß er jüdische Sagen aus dem Burgenland sammelt, in dem er von den Arisierern spricht, die sich nach dem Krieg als Widerstandskämpfer outeten und alle einen “Juden” hatten, den sie geholfen hätte.

Dann geht weit in die Geschichte zu einem Kupferstich von 1750 aus Gerald Grassls Sammlung. Der “Artikel 7 des österreichischen Staatsvertrages” zu den “Rechten der slowenischen und kroatischen Minderheiten”.

Wie das mit dem Wort “Zigeuner- Komm Cigany” ist, wird auch erklärt. “Zigeuner” kommt von “Zieh-Gäuner, also “umher ziehende Gauner” und ist ebenso ein Schiimpfwort wie Jude.

Hugo Gold erzählt über die “Älteste Geschichte der Juden im Burgenland” und die “Ältesten Zeugnisse des jüdischen Lebens” werden auch angeführt. Dann kommen wir zum “Ghetto in Eisenstadt”. Da gibt es Fotos von den Ketten die am Schabbat vorgespannt wurden, damit die Feierlichkeiten nicht gestört werden konnte, so daß diese Ketten, als kein Zeichen der Unterdrückung, wie immer noch beschrieben wird, zu sehen sind.

Dann kommen wir, was mich ein bißchen erstaunte, zu Theodor Kramer und seinen Burgenlandgedichten. Dazu gibts schöne alte Ansichtskarten zu bewundern und dann kommen wir schon zu den Burgendland oder in diesen Fall jüdischen Witzen.

Um den Neusiedlersee geht es auch und da sollte im dritten Reich ein Truppenübungsplatz angelegt werden, was nicht verwirklicht wurde.

Es gibt ein Kapitel über die jüdische Gemeinde in Lackenbach. Da wird dann der namengebende Rabbi Asch erwähnt und der von 1921- 2009 lebende Israel A. Glück dessen “Neuen Weg”, einmal von der Sommerakademie heimbrachte, hat ein Buch über seine Kindheit in Lackenbach geschrieben, wo er, weil dort die Großeltern lebten, seine Sommer verbrachte.

Bei den Sagen gibt es den Fisch mit dem Grab im Judenfriedhof, weil der vor der Verzehrung “Schema Jisroel!” ausgerufen haben soll und zu Rabbi Lach oder Mendele Steinpilz, der den Bauern, die von ihm Französisch lernen wollte Hebräisch beibringen wollte.

Joseph Roth hat 1919 West-Ungarn beziehungsweise Sauerbrunn, Deutsch Kreuz und Ödenburg bereist und darüber und auch über den Anschluss West-Ungarn an Österreich im “Neuen Tag” geschrieben und sehr beeindrucken die Erzählung von Franz Werfel über den Pfarrer von Parndorf Ottokar Felix, den er 1941 in einem Hotel in Saint Louis traf und der ihm die Geschichte vom “Wiederhergestellten Kreuz” erzählte.

Alfred Lang beschreibt dann, wie es den vertriebenen Juden auf der Donau erging und die 2002 verstorbene Schriftstellerin Edith Foster berichtet von einem Klassentreffen an dem sie 1983 in Wien teilnahm, wo es einen Ausflug ins Burgenland und da ins jüdische Museum in Eisenstadt gab, das sie gar nicht besuchen wollte.

In Deutschkreuz, das von der jüdischen Gemeinde “Zelem” genannt wurde, gibt es ein Denkmal, das an die Vertreibung von 1938 erinnert, während es in Oberschützen ein Anschlußdenkmal gibt, das ursprünglich 1931 zu zehn Jahre Einbürgerung des Burgenlandes errichtet wurde, dann von den Nazis vereinnahmt wurde und jetzt langsam verfällt.

Dann geht es nach Rechnitz, wo es 1945 das große Massaker gab, wo die betrunkenenen NS-Gäste der Gräfin Bhattyany, eine Reihe jüdischer Zwangsarbeiter erschossen haben, deren Leichen man offenbar bis heute nicht gefunden hat und über deren Verschwinden geschwiegen hat, wie auch Gerald Grassl erlebte, als er 1973 mit seiner Freundin dort Urlaub machen wollte und nach dem ehemaligen Gauleiter Tobias Portschy fragte, der offenbar dort lebte.

Sascha Batthyany hat das in einem Buch beschrieben, mit dem er 2016 auf der öst Bp stand, Eva Menasses “Dunkelblum” scheint auch davon zu handeln, aber das muß ich erst lesen.

Im Lesebuch folgen noch ein paar Artikel über das Massaker von Rechnitz von Dine Petrik und Doron Rabinovici.

Eleonore Lappin, die ich auch von den jüdischen Sommerakademien kenne, die ich einige Jahre besucht habe, hat einen sehr wissenschaftlichen Bericht über “Die Todesmärsche ungarischer Juden durch Österreich im Frühjahr 1945” mit vielen Zahlen und Amerkungen zusammengestellt.

Mattersdorf, wie Mattersburg früher geheißen hat, gibt es auch in Israel und Heribert Artinger hat eine genau Chronik über die jüdischen Familien und deren Vertreibung, die es in Rust gegeben hat, zusammengestellt. Die traurige Statistik Eisenstadts, das jüdisch Asch geheißen hat, ist, daß von den vierhundertsechsundvierzig 1938 ansäßigen Juden vierhunderteindvierzig vertrieben wurden.

Über den jüdische Lyriker David Ignatz Neumann, der 1994 in Rust geboren wurde und 1992 in Tel Aviv gestorben ist, gibt es auch einen Artikel. Seine Manuskripte liegen im Literaturarchiv Marbach auf und einige seiner Werke sind in der burgenlädischen “Edition Roetzer” erschienen. Eines der Gedichte oder der Band oder der Band in dem es abgedruckt ist, heißt “Bittere Melodie”.

“Zweigeteilt ist meine Seele. Österreich hat mich geprägt. Doch der Traum von Zion wurde in die Wiege mir gelegt.

Peter Paul Wiplinger, bei dessen achtzigsten Geburtstagsfest ich ja war und im Vorjahr zwei beeindruckende Gedichtbände von ihm gelesen, beziehungsweise ihn vor kurzem bei den IG der Autoren gesehen habe, hat 2005 die jüdischen Friedhöfen Burgenlands besucht. Interessant ist dabei, daß im germanistischen Institu in Warschau eine Diplomarbeit darüber geschrieben wurde und am Schluß des sehr interessantes Buches hat noch der Historiker Gerhard Senft über die “Pannonischen Ausbrüche” geschrieben.

Äußerst spannend sich durch den Band zu lesen, der das jüdische Leben von allen seinen Seiten, sagenhaft, literarisch, wissenschaftlich, historisch, bilderreich durchstreift, das” ich sehr empfehlen kann. Schade ist es dabei, daß es wahrscheinlich, da die “Edition Tarantl” ja ein Kleinverlag des “Werkkreises Literatur der Arbeitswelt, Werkstatt Wien” ist, ziemlich ungelesen bleiben wird und ich die Vielleserin merke noch bedauernd an, daß es für mehr als einmal lesen, vor allem, wenn man das in der Badewanne tut und viel unterstreicht, nicht reichen wird. Denn nachher stellt sich das Umschlagblatt ziemlich auf.