Mädchen

Das siebente Longlistbuch der Öst, der Essayband, der 1979 geborenen Teresa Präauer, die, glaube ich, als Illustratorin begonnen hat, den “Fried-Preis” bekam und von der ich schon einiges gehört und gelesen habe, auf der Öst ist sie im Vorjahr auch gestanden und jetzt ein schmales Buch über ein wichtiges und derzeit divers und widersprüchiges Thema, wird man jetzt als Mädchen gemacht oder geboren, nein sagt die Generation now, man kann seinen Körper beliebig behandeln, beschneiden und verändern, ja, sage ich und da kann man schon mal Morddrohungen bekommen, aber fühle ich hinzu man kann sich Hosen anziehen, die Haare kurz tragen und stark und selbstbewußt sein. Da haben es die sich schminken wollenden Männer wohl ein bißchen schwerer oder auch nicht.

Aber darum geht es gar nicht in dem siebenundsiebzig Seiten dicken Buch der Teresa Präauer. Da geht es um einen imaginären Dialog mit einem imaginären Jungen, der in dem Buch herumhüpft, mit Legofiguren spielt, azzt und sich bedienen läßt, während das Mädchen gefesselt am Boden liegt, ihm Salamibrote serviert, vor allem aber über die jungen Frauen nachdenkt, über ihr Mädchendasein und vor allem, wie das in der Literatur passiert.

Da gibt es ja sehr viel. Die Irmgard Keun mit dem “Kunstseidenen Mädchen” und “dem Kind mit dem man nicht spielen durfte”. Es gibt den “Trotzkopf” , den die Elke Heidenreich, auch eine starke Frau, die wahrscheinlich darum das Gendern nicht mag oder gar nicht nötig hat, als Mädchen gelesen hat. Es gibt den “Tod und das Mädchen” und auch die Frauenfiguren in den verschiedenen Bildern, denn Teresa Präauer hat sich ja zuerst als bildendeKünstlerin oder Zeichnerin versucht und das studiert und sie war offenbar auf dem Land in dem sie auwuchs ein starkes Mädchen und hat von Polizistinnen in Selbsterfahrungskursen beigebracht bekommen, wie Frau sich verteidigen kann.

Und am Ende ist der “Burrberri” genannte Junge “einfach eingeschlafen, während ich über das Mädchen nachgedacht habe. Dabei hätten wir einander noch viel zu erzählen gehabt, oder nicht?!”

Das ist die Frage und auch die, wie der Essayband, der am Samstag auch auf der “Buch-Wien” vorgestellt wurde, aufgenommen wird. Ein ideales Weihnachtsgeschenk für Mädchen und Frauen und vielleicht auch Männer könnten man meinen. Bei “Amazon” steht auch etwas anderes, etwas von einem “unnötigen Buch”, das finde ich in den bewegten Zeiten, in denen wir leben, nicht und kann auch gleich anmerken, ob es nun dazu passt oder nicht, daß meine Tochter Anna, der wir natürlich Eisenbahnen und Holzwägen schenkten, am liebsten mit ihren Barbiepuppen, die sie sich von ihren Großmüttern schenken ließ spielte und zum Faschingsfest, als Prinzessin im rosa Samtkleidchen auch von der Oma gewünscht, aufgetreten ist und die dreieinhalbjährige Lia hat sich diese dreißig Jahre alten Puppen mit dem “echten Busen” aus der zur Abstellkammer umgewandelten Harlanderküche geholt in die rosafarbenene Schultasche ihrer Mutter gepackt und ist damit stolz herzumgelaufen und als ich ihr einmal ein Buch, das “Für starke Mädchen” hieß aus dem Bücherkasten zog und ihr vorlesen wollte, sagte die sich in der Trotzphase befindende “Ich bin kein starkes Mädchen!”

Ich bin eine Frau ohne Geschichte

Jetzt kommt ein Buch aus der “Edition W”, ein Monolog der 1986 in Alencon geborenen Alice Zeniter, die als Lehrerin und Dramaturgin arbeitete und schon einige erfolgreiche Romane geschrieben hat, der mich wegen seiner Form ein bisschen ratlos machte.

Was ist das jetzt? Ein Essay oder ein Schreibratgeber? Wahrscheinlich beides oder eine künstlerische Mischung davon. Denn es geht um das Erzählen und die Spannung, die dieses enthalten muß.

Etwas, was in jedem Schreibratgeber steht. Alice Zeniter führt als Beispiel an, daß sie sich in einem Zug langweilt, dann fällt ihr das Buch in ihren Koffer ein. Sie geht hin und da wären wir schon in der zweiten Station der Heldenreise. Im realen Leben nehme ich das Buch heraus und lese es, bis ich aussteige. Im Roman muß etwas Außergewöhnliches passieren. Sonst ist er nicht gut. Das Buch ist also nicht da, wurde gestohlen, etcetera und die Handlung geht los.

Alice Zeniter kommt dann zu Aristoteles beziehungsweise seiner “Sprachwerkstatt” und dann gehts schon zum “Erzählschema”.

Aha, denkt da die Teilnehmerin von Jurenka Jurks Webinaren, jetzt muß die “Heldenreise” her. Alice Zeniter macht es aber philosphisch und abstrahiert darüber, wo mir, ich gebe es zu, das Verständnis nicht ganz leicht gefallen ist. Das Wort “Heldenreise” kommt aber schon vor. Dann gehts schon um die Frage, was macht man jetzt, wenn das Ende oder die Spannung fehlt?

Um die Frauen geht es, wie schon der Titel sagt, auch und wie kommen die vor in der Literaturgeschichte vor? Was machen die Anna Karenina, die Madame Bovery, etcetera, wo wir beim Lesen weinen müssen? Sie betrügen ihre Ehemänner und sterben daran, wie es vielleicht im neunzehnten Jahrhundert üblich war. Heute würde man sich starke Frauen wünschen, die anders mit den Konflikten umgehen und da denke ich nicht an männermordende Emanzen, sondern an gewaltfreie Heldinnen der Literaturgeschichte.

Im “Sherlock Holmes-Spiel”, den Alice Zeniter sehr liebt geht es darum, wie man durch Beobachtungen Schlüße auf Personen ziehen kann, beispielsweise über Alice Zenters Frisur und Fingernägel, daß sie Feministin ist und wenn wir zu der Beschreibung der Frauenfiguren in der Literatur gehen, kann einen das Grausen kommen, denn da werden die “Knöchelchen” und die “Brüstchen” beschrieben.

Wie man mit dem “Semiotischen Dreieck” Emanuel Macron, den französischen Präsidenten, beschreiben kann, habe ich nicht ganz verstanden. Da sind wir dann schon in der Politik und, wie man da die Narritive gebrauchen kann, daß sich die Leute mehr um das Klima kümmern oder weniger Fleisch essen, ist sehr interessant, obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin, daß das wirklich der Literatur zuschreiben ist, wenn man hier manipuliert und ob man das soll.

Die “Fiktion ist das Gegenteil von Grenzen”, schreibt Alice Zeniter, die diesen Text als Einpersonenstück in der Fabrique in Valencia im Oktober 2020 verfaßt hat und am Schluß wird mit Ursula le Guin, die schon am Beginn zitiert wird, aber auch mit Tomi Morrison, Sarah Kane, Virginie Despentes, Zadie Smith, Anne Carson, um nur die Namen zu zitieren die ich kennen, spazierengegangen.

Also spannend ist mein Schlußresume am Ende des achtzig Seiten Büchleins, der Versuch, die Geschichte mit literarischen Begriffen zu erklären, obwohl mir manches zu abstrakt war und ich in der Praxis wahrscheinlich nicht viel damit anfangen kann.

Auf diese Weise bin ich aber auf den Namen Alice Zeniter gestoßen, die mir bisher unbekannt war, die starke Sprache hat.

Etymologischer Gossip

Essays und Reden der 1979 in Berlin geborenen Uljana Wolf, die aus dem Englischen und dem Polnischen übersetzt und mit ihrem bei “kooksbooks” erschienen Buch den Sachbuchpreis in Leipzig gewonnen hat und es ist ein sehr ästhetish künstlerisch gestaltetes Buch, das auch für den “Preis der schönsten Bücher” nominiert werden hätte können und Uljana Wolf, die mir bisher unbekannt war, ist auch Lehrbeauftragte im “Institut der Sprachkunst” an der Angewandten und hat bei den “Edition der Korrespondenzen” verlegt.

Es geht also um das Übersetzen von Lyrik, um das künstlerisch anspruchsvolle Intellektuelle und Uljana Wolf hat auch eine solche Sprache. Es gibt Zeichnungen in dem Buch und wie schon erwähnt eine sehr schöne künstlerische Gestaltung, andere Seitensetzungen, schwarze Seiten, Kapitelumrahmungen, etcetera.

Beginnen tut es mit einer Art Vorstellung und der Beschreibung von wo Uljana Wolf, die auch in den USA gelebt hat, herkommt. Aus einem Ostberliner Pattenbau, den sie überflog, wenn sie von Berlin nach Wien wollte.

In “Dirty bird rtanslation” geht es um die “Übersetzung und Zugunruhe” im Gedicht, da ums Übersetzen von Christian Hawkey und da werden die Worte wie Luftburg, Fallenlassen, Landschaft und Holzweg erwähnt.

Ums Übersetzen aus dem Belasrussischen geht es auch, obwohl Uljana Wolf, wie sie schreibt diese Sprachen nicht kann. Sie erwähnt aber Volja Hapeyeva, die ich glaube ich schon in der “AS” gehört habe und dann geht es um Ilse Aichingers “Schlechte Wörter”, die sie gemeinsam mit den schon erwähnten Christian Hawkey ins Englische übersetzte und über Christine Lavants Gedichte geht es auch.

Es gibt dann die Rede, die sie zum “Peter Huchel-Preis”, 2006 bekommen hat.

Dann gehts zum “Prosagedicht”, da werden so wohl Charles Baudelaire, als auch Friederike Mayröcker , als auch Rosmarie Waldrop, die im Vorjahr auf der Übersetzerschiene gestanden ist und wieder Ilse Aichinger, die Uljana Wolf, glaube ich, sehr schätzt, zitiert.

Es geht um Uljana Wolfs Gedichtband “falsche freunde” und dann um eine auf Englisch geführte Konversation zwischen ihrund Simen Hagerup zu diesem Gedichtband, den sie auf dem “Audiator-Festival for ny poesi” in Bergen 2014 führte.

Mit Else Lasker-Schüler und ihre “Ankunftssprachen”, hat sich Uljana Wolf in einem anderen Aufsatz auch beschäftigt.

Um die Mehrsprachigkeit im Gedicht beziehungsweise Text geht es im nächsten Teil und da ist der Bezug zu Tomer Gardis Mehrsprachigkeit beziehungsweise “Broken German” sehr interessant, der ja ganz praktisch umsetzt, was Uljana Wolf ästhetisch theoretisch ausführt. Haben ja viele Autoren mehrsprachige Identitäten, egal ob migrantischer, touristischer Hintergrund oder das Pndeln von einem Wohnort zum nächsten.

Das wird in den Texte der polnischen Autoren Dagmara Kraus, die als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland kam, ausgeführt oder in einem Text, wo es um den Tod von Sklaven während Sklaventransporte geht. Sterben sie eines natürlichen Todes hat der Besitzer den Schaden, sonst die Versicherung, also wurden sie über Bord geworfen.

Wie übersetzt man das?, fragt Uljana Wolf. Dann geht es noch um eine koreanische bildendende Künstlerin die verschiedene Identitäten und Sprachen hatte und das in ihren Werken ausdrückte und zum Schluß kommt Uljana Wolf und da schließt sich wieder der Bogen zu Tomer Gardi “Rundungen, zum Wiegenlied bzw. und Märchen und das hat der Belletristikpreisträger auch im ersten Teil seiner “Runden Sache” meiner Meinung nach sehr satirisch und schalkhaft ausgedrückt.

Also eine sehr interessante Preisvergabe und jetzt bin ich noch auf das Buch in der Sparte Übersetzung grespannt, aber da wird das Lesen noch etwas dauern.

Langeweile

Kremayr&Scheriau, wo ich mich seit ein paar Jahren durch die Literaturschiene lese, hat eine neue Essayreihe und zwar werden da die Themen “Hoffnung”, “Offenheit”, “Angst,” etcetera abgehandelt und die 1976 geborene Isabella Feimer von der ich schon einige Bücher gelesen Langeweile” ausgesucht.

Langeweile was ist das? Die Psychologin würde das als eine negatives Gefühl und als Zeichen, das etwas nicht stimmt, bezeichnen, als Möglichkeit dann etwas zu verändern. Also nachzuschauen warum ist mir langweilig und wie kann ich das verändern? Isabella führt die Beispiel an, daß sie früher als Fließbandarbeiterin oder als Verläuferin arbeitete, Arbeiten die ihr langweilig waren, so daß sie am Abend dann gelesen und geschrieben hat. Da ist es wahrscheinlich etwas schwierig sich einen spannenderen Job zu suchen, aber das Lesen und das Schreiben oder ein anderes Hobby, als Kompensation ist sicher eine gute Idee.

Isabeller Feimer hat sich für den Essay durch sämtliche Philosphen gelesen und führt deren diesbezglichen Ztate an. Haidegger, Benjamin, Nietzsche, etcetera haben sich damit beschäftigt, dann kommt sie zu ihrer Freundin Eva, einer Wissenschaftlerin, die ihr einen Tag voller Langeweile verspricht. Auf den ersten Blick habe ich mich da gefragt, was soll das? Aber wenn man etwas hinter die Kulissen schaut, kommt man bald zur Depression oder zum Herrn von Lips aus dem “Zerrissenen”, der ist reich und dem ist fad , weil er alles hat und der gewiefte Nestroy hat ihn da in eine Krise gebracht, so daß er seine Langeweile überwinden konnte und das nächste ist die Achtsamkeit, die ja jetzt sehr modern ist, also alles langsam und mit voller Aufmerksamkeit zu betrachten. Eine Zwiebel zehn Minuten anschauen oder bewußt das Kochen beobachten.

Das ist für mich auch ein psychologische Phänomen und daher gut und wichtig alles langsamer zu machen und nicht von einem Termin zum nächsten zu hetzen und dann ein Burnout zu bekommen. Die Freundin schüttet also einen Sack Linsen und Reis vor Isabella Feimer auf und sagt ihr, sie soll sich jetzt zehn Stunden lang damit beschäftigten. Was passiert? Ich denke so lange es Sinn macht, soll man sich damit beschäftigen, wenn ich zum Beispiel ein Problem habe, was ich überdenken will, kann mir das Erbsen zählen dazu helfen, wenn mir dann aber langweilig wird, würde ich es Aufgeben und ich denke man soll mehr beachten wann und wo einem langweilig ist und sich dann fragen, wie kann ich diesen Zustand abstellen?

Dann kommt Isabella zur Pandemie und fragt sich, wie das dort mit der Langeweile war? Da denke ich, wenn ich immer sehr aktiv und hektisch war und plötzlich sitze ich zu Hause und weiß mich nicht zu beschäftigen, kann das ein Problem sein. Während die Mutter im Homeoffice, die noch Homeschooling für ihre drei Kinder machen mußte, damit wahrscheinlich kein Problem hatte.

Rilkes Panther”, der hinter seinen Stäben hin- und herläuft, ist wahrscheinlich langweil,ig schreibt Isabella Feimer, der ist wohl gestört, füge ich an und die Pandemie wird auch noch öfter besprochen.

Was mich an dem gut recherchierten Buch stört, sind die langen Passagen, die auf Englisch erfolgen und dann geht es zur Kunst.

Da wird das Motiv mit der “Frau am Fenster” thematisiert. Isabella Feimer erwähnte, daß das aus dem Fenster schauen vor den Fernsehzeiten, als beliebte Freizeitbeschäftigung angegeben wurde.

Da frage ich mich auch, ob das ein Motiv der Langeweile ist, denn das Geschehen, um sich herum zu beobachten, kann interessant sein. Kommt wahrscheinlich darauf an, wo sich das Fenster befindet und regt auch zu Klatsch und Tratsch und vielleicht auch zum Intrigenspinnen an.

Der Tag der Langeweile, den die Freundin Eva Isabella Feimer verordnete, bestand außer dem Reis zählen auch im Ansehen des langweiligsten Films und Videos, beispielsweise, wie sich Schnecken fortbewegen. Das führt dann dazu, daß man Langeweile auch als lange Weile interpretieren kann und das ist dann etwas ganz anderes, führt zur Langsamkeit und Geduld, etwas was in Zeiten wie diesen, wo alles scnel lschnell sein muß, nicht besonders hoch angesehen ist.

Das Gegenteil von Burnout ist ja das Boreout und das, das habe ich schon festgestellt, ist oft ein Signal das etwas nicht stimmt und das man etwas verändern sollte.

So meint auch Isablla Feimer, daß aus der Langweile oft die größten Kunstwerke entstanden sind und in der Schlußbemerkung reflektiert sie darüber, was ihr die Beschäftigung mit diesem Thema gebracht hat und dankt ihrer Freundin Eva Waibl und den Künstlerinnen Claudia Bitter, Anna Rottensteiner sowei ihren Ehemann für die Unterstützung sie bei diesem Thema zu begleiten und ich merke an, daß mich das Lesen dieses Büchleins, das ich eigentlich für sehr abstrakt, fand zu Gedanken über die Langeweile inspiriert hat, die ich bisher eigentlich nicht für so interessant empfunden habe.

Also vielen Dank für diesen Essay und es ist wahrscheinlich gut, sich Gedanken über Themen wie “Sorge” “Offenheit” etcetera zu machen.

Alles muß man selber machen

Nun kommt meine “Befindlichkeitsbesprechung” über Daniela Strigls bei “Droschl” erschienen “Biographie- Kritik- Essayband”, der, glaube ich, aus Vorlesungen die sie in Graz zur “Praxis des Schreibens” gehalten hat, hervorgegangen ist und der meine, weil ich ja sehr an der Literatur und dem Literaturbetrieb interessiert bin, Aufmerksamkeit geweckt hat, so daß ich Henirike Blum in Leipzig darauf angesprochen habe und auch bei der Buchpräsentation in der “Gesellschaft für Literatur” war.

Ich kenne, kann ich gleich vielleicht auch biographisch hinzufügen, die 1964 in Wien geborenene Literaturwissenschaftlerin und Literaturkritikerin schon sehr lange. Ich glaube, ich habe sie in den Neunzigerjahren, als sie die damals noch existierende “Literatur im März” kuratierte, kennengelernt. Dann 2000 wahrscheinlich bei einem “Paul Celan-Symposium” im Radio Kulturhaus gesehen und mich nicht getraut sie anzusprechen, obwohl ich das gerne getan hätte.

Dann ist sie, glaube ich, schlagartig im Literaturbetrieb aufgestiegen, war beim “Bachmmann-Preis” Jurorin, bis sie von dort wieder ausgestiegen ist, weil man ihr den versprochenen Vorsitz nach Burkhard Spinnen, dann doch nicht geben wollte, war in der Jury des “Deutschen Buchpreises” und auch bei dem in Leipzig, war im Radio bei “Ex Libris” tätig und kuratiert bei den “O-Tönen”, die Debutschiene und hat verschiedene Preise bekommen.

2001, den “Staatspreis für Literaturkritik”, da war ich, glaube ich, auch bei der Verleihung, hat zwei Biografien über Marlen Haushofer und über Marie von Ebner  Eschenbach geschrieben. Über Morgenstern, glaube ich, ihre Diolomarbeit über Kramer ihre Dissertation und sie ist was ich auch sehr interessant finde bei vielen Veranstaltungen zu finden, so daß man wenn man in Wien lebt und sich wenigstens ein bißchen für Literatur interessiert, nicht um sie herumkommt und ich sehr viele Anekdötchen über sie erzählen könnte.

Die Haushofer-Biografie wurde 2000 wahrscheinlich im “Radio-Kulturcafe” bei einer literarischen Soiree vorgestellt. Da war ich mit dem Alfred. Es gab einen Quiz. Das heißt, einen Fragebogen den man ausfüllen konnte, wenn man das Buch gewinnen wollte. Ich habe vorher die “Ex-libris-Sendung” darüber gehört und dachte, das weiß ich alles. Bin aber leider offenbar doch sehr schlampert, wie sich dann bei der Beantwortung herausstellen sollte. Ich habe mich auch mit dem neben mir sitzenden Herrn abgesprochen. Hatte dann gleich viel Punkte wie er. Die richtige Antworten auf die Stichfragen aber auch nicht gewußt .Er war aber so charmant mir das Buch zu überlassen. Nochmals vielen Dank dafür.

Die Ebner-Eschenbach-Biografie habe ich nicht, weil “Residenz” ja irgendwann aufhörte, mir seine Vorschauen zu schicken, war aber beim Symposium und bei der Präsentation der Werkausgebe in der “Wien Bibliothek” und ich habe auch, Detail am Rande die Junge Literatur aus Österreich-Bände gesammelt, die es in den Achtzigerjahren gegeben hat und wo einige heute bekannte Persönlichkeiten ihre Jugendwerke, darunter auch Daniela Strigl, ein paar ihrer Gedichte eingereicht haben.

Sie mischt sich, glaube ich, auch in die Tagespolitik immer wieder ein und hat sowohl mündlich als auch schniftlich eine sehr schlagfertige Art, was das Lesen ihrer Bücher und wahrscheinlich auch das Hören ihrer Vorträge sehr angenehm macht.

Das gar nicht so dicke Bändchen, ich habe wieder mal das PDF gelesen, gliedert sich in drei Teile “Biographie – Kritik – Essay” umd im ersten Teil, der der Biographie gewdmet ist, werden natürlich die beiden schon erwähnten Biografien genannt und besprochen und die verschiedensten Fragen aufgeworfen, die es um das Biografieschreiben gibt.

Da ist, glaube ich, wahrscheinlich zwischen dem biografischen Roman und der wissenschaftlichen Biografie zu unterscheiden, der erster ist ja jetzt sehr modern und ich habe in letzter Zeit mehrere davon gelesen. Daniela Strigl hält sich natürlich an die Wissenschaft. Schreibt aber, wie erwähnt sehr witzig und scharfzüngig, was sehr angenehm beim Lesen ist und so wird im ersten Teil des Buches in einigen Punkten sehr viel über die beiden Biografien, bei meiner Haushofer Ausgabe, gibt es noch keinen Titel, die die späteren Ausgaben glaube ich, haben und über “Berühmt sein ist nichts” über Marie von Ebner Eschenbach viele informationen und es werden sehr interessante Fragen gestellt. Nämlich, wie das mit den Geheimnissen so ist, die die betroffenen Personen vielleicht nicht gelüftet haben wollen.

Daniela Strigl hat bei ihren Recherchen in Tagebücher und Briefen da einiges ins Licht gebracht, was den Haushofer- Verwandten unangenehm war. Marie von Ebner Eschenbach hat ihre Tagebücher verbrannt und die Briefe nach dem Tod ihrer Freundinnen zurückverlangt. Bei denen an Josephine von Knorr ging das nicht. So hat Daniela Strigl manches aufgedeckt, wo ich mich die die Autheniztät aber auch die Selbstverantwortlichkeit wichtig ist, frage, ob das richtig ist, wenn ich in einer Biografie beispielsweise eine Homosexualität oder sexuelle Verklemmtheit aufdecke, die ich nur vermute  oder sich der Autor aber nicht outen  wollte?

Ene interessante Frage, auch die daß Biografien in der Literaturwissenschaft, als nicht seriös gelten. Die Leser aber gerne  Gschichterln über die berühmten Personen lesen und natürlich ist es, denke ich, wahrscheinlich besser das Original zu lesen.

Also Haushofers “Wand” oder die Biografie statt den Essay darüber. Aber wir alle leiden ja am Zeitmangel. Haben zu wenig davon und so ist es sicher amusant und spannend sich in die Vorlesung einzuhören und in den Biografieband einzulesen. Die Wand habe ichtrotzdem gelesen und den Haushofer-Band wenigstens durchblättert.

Der zweite Tel ist der “Kritik” gewidmet und das ist ein sehr interessantes Thema, obwohl mir beim Lesen wieder einmal die Frage aufgestoßen ist, warum das “Kritik” heißen muß und warum muß der Kritiker kritisieren oder verreißen und warum darf es nicht genügen, bloß den Inhalt und seine Meinung, wie ich das ja beispielsweise ganz bewußt tue, wiederzugeben?

“Das ist keine Kritik!”, sagen die Fachleute und zitieren Beuispiele und Belege, was der Sinn einer Kritik zu sein und welche Teile sie zu enthalten hat. Daniela Strigl tut das auch, macht sich nur ganz leicht und nur ein bißchen über die sogenannten Laienkritiker im Netz lustig, die das Buch auf den Strand mitnehmen und dann schreiben: “Das hat mich nicht berührt oder das ist super supitoll!”

So darf Kritik nicht sein, denn sie muß sich ja mit dem Inhalt auseinandersetzen, den Hintergrund aufdecken, vielleicht auch neu zusammensetzen und noch vieles mehr und von da stammt auch offensichtlich das Titelszitiat, daß der Kritiker nicht oder schon alles selber machen muß oder soll.

Den besseren Roman schreiben beispielsweise und auf jedenf Fall alles besser wissen! Das ist aber etwas, was mich ärgert und deshalb lese ich auch selten Literaturkritiken. Ich lese eher die Bücher und schreibe dann meine Meinung darüber und verreiße nicht, weil ich das nicht notwendig habe.

Aber ich bin auch keine Rezensentin sondern bespreche eher als Erinnerungsstütze und für mein persönliches Archiv. Wenn, das dann noch jemanden weiterhilft und vielleicht zum Lesen anregt, um so besser und das unterscheiden meine Befindlichkeits- oder nicht-besprechungen, sicherlich von Daniela Strigl Rezensionen, die zuerst ein paar Zitate von Theodor Fontane bis Klaus Nüchern über den Niedergang der Literaturkritik bringt.

Dann zittiert sie ein paar Kritikertypen und resumiert darüber, ob die nun Platzanweiser, Raumpfleger, Polizisten, etcetera sind? Sie will das, glaube ich, nicht sein und Klaus Nüchtern versteht es offenbar durchaus als seine Aufgabe, die Leser davon abzuhalten, ihre Zeit mit einem schlechten Buch zu verplempern?

Aber bitte, was ist ein schlechtes Buch. Da scheiden sich die Geister, denn es gibt über ein und dasselbe Werk, in den literarischen Soireen und Quartetten ja die verschiedensten Meinungen und da will ich es lieber für mich selber herausfinden und deshalb lese ich wahrscheinlich auch selten Literaturkritiken und schüttele den Kopf, wenn die Kritiker abwehrend den Finger heben und laut “So nicht!”, schreien.

Daniela Strigl tut das, glaube ich nicht, bringt aber ein paar Beispiele ihrer Kritiken. So hat sie beispielsweise Andre Hellers “Buch des Südens” verrissen und der hat mich ja einmal sehr zur Verweiflung gebracht, als ich ihn in einer “Ex Libris-Sendung” sagen hörte, daß der Laie, fühge ich jetzt selbst hinzu, ja nicht zu schreiben anfangen soll, weil er damit den großen Goethe beleidigen würde.

“So ein Blödsinn!”, habe ich damals gedacht und mich sehr geärgert. Das “Buch des Südens” aber nicht gelesen, so daß ich hier keine Gegenmeinung anbringen könnte und dann gibt es noch ein Beispiel, von etablierten Literaturkritikerm, die allen Ernstes behauptet haben, “daß schon solche Idioten, wie Günter Grass, Elfriede Jelinek und jetzt schon Bob Dylan den <nobelpreis bekommen hätten”.

“Ein noch größerer Blödsinn!”, denke ich und eigentlich der Abgesang der Literarurkritik. Dabiela Strigl führt aber noch weiter aus, warum sie dennoch Rezensionen schreibt und, wie man mit den Kritisierten umgehen soll, wenn man sie am  Abend bei einer Veranstaltung sieht und sie bedauert es dann auch, wenn die ihr Urteil persönlich nehmen und beleidigt sind.

Dann kommt auch sie auf ihre schon oben erwähnten Gedichte zu sprechen und zitiert einen Roman, den der große Wendelin Schmidt Dengler geschrieben, dann für schlecht empfunden und, wie sie anmerkt wahrscheinlich vernichtet hat.

Ich habe, kann ich anmerken, einmal in einem der Schränke ein Jugendwerkt des berühmten Hubert Winkels gefunden, der jetzt in Klagenfurt den Juryvorsitz hat und Wolfgang Herles und Helmuth Karasek haben ja auch Romane geschrieben und wurden von ihren Kritikerkollegen entsprechend verrissen.

Dabniela Strigl schreibt, glaube ich, keine Romane, aber Essays und die prägen den dritten Teil des Buches, wobei sie den Begriff als “Gattung der Freiheit” definiert, in dem Portraits, Abhandlungen zu ästhetischen und gesellschaftlichen Fragen, Zeitkritik, Aphorismen, also das gesamte weite Feld der Literatur, das nicht in Lyrik, roman oder Erzählung einzuteilen ist, enthalten sind.

Nachdem dieser Begriff in vier Kategorien erläutert  Definitionen von Lichtenberg, Wolfgang Müller-Funk, der ja auch dichtet, etcetera anführt, kommt sie zu den Beispielen ihrer Feder und da hat sie sich neben literarischen Portraits über Ebner-Eschenbach, Gerstl, Buchebner, Kräftner, etcetera auch sehr persönlich geäußert und sich in Zeitungen wie “Falter” oder “Standard” über den “Niedergang der Lippizaner, der Kaisersemmerln, denn sie ist Bäckerenkeltochter, sowie über die Baustellen auf der Uni  geäußert. Daraufhin wurde sie zum Vizerektor zitiert, an der Direktion der Hofreitschule wurde nichts geändert, nur die Wiener Llinien, die vorher “Zug fährt ab” und dann “zurückblieben bitte” ausufen ließen, worüber Strgl sich mokierte, haben, wie sie befriedigt anmerkte ihr Tonband auf nicht mehr “Einsteigen” bitte geändert.

Man sieht, daß dasLeben einer Germanistin sehr interessant sein kann und lobend ist wahrscheinlich das literarische Geschick, sowie ihr Witz und Ironie  zu erwähnen, in dem es ihr gelingt, die trockene Literaturkritik in etwas sehr Spannendes zu verwandeln.

Deshalb ist das Lesen des Bandes sehr zu empfehlen und vielleicht sollte ich doch mehr Strigl-Kritiken lesen, obwohl ich,  wie schon erwähnt, eher eine Direktleserin bin, die dann ihren eigenen Senf auf ihre eigene bewußt subjektive Art dazu gibt, was wenigstens ich, für sehr erfrischend halte und ehrlich ist es auch.