Daniel Wissers erfundene Frau

Der 1971 in Klagenfurt geborene Daniel Wisser scheint ein Vielschreiber zu sein, hat er doch nach dem 2021 “Wir bleiben noch” und dem politischen Band schon wieder einen Erzählband herausgebracht, der auch in Leipzig auf dem Sofa von Katja Gasser vorgestellt wurde.

Ein Erzählband mit sehr vielen Frauengeschichten oder solchen, die solche Namen tragen und Daniel Wisser hat nach der langen Einleitung von Peter Clar, der die Moderation von Jana Volkmann übernommen haben dürfte, die Geschichte “Ingrid” gelesen und dann wurde gefragt, wie ein Mann Frauengeschichten schreiben kann?

Natürlich kann er das und Ingrid ist eine Mutter, die vom Erzähler wiedergetroffen wurde und eine Geschichte von einer Party, wo Alkohol getrunken wurde und es dann Schwierigkeiten mit der Fahrzeugkontrolle gab.

Die nächste Geschichte hieß “Benno “und da geht es wieder, um die Identitätsfrage, beziehungsweise die Tochter Angela, die in einer Bank als CIO arbeitet, eine Geschichte die aus fünf Szenen besteht und von einem allwissenden Erzähler erzählt wird,wo Herr und Frau Gelich nach Wien in ein teures Restaurant fuhren, wo statt der Tochter eine andere Frau auf sie wartet, weil die noch etwas für eine Geeschäftspartnerin erledigen muß und ein Koffer irrtümlich nach Kiew geschickt wurde und Benno dann ihre Sekretärin küsste.

Gefragt wurde dann warum sich Daniel Wisser für keinen Plot interessiert, aber die Namen und die Altersangaben immer genau gegeben werden, “eine blöde notorische Art mit Fakten umzugehen”, war Daniel Wissers Antwort.

Dann ging es um die “Verknappung” die Daniel Wisser sehr wichtig ist, er aber für keine Tugend der österreichisch deutschen Autoren hält.

Es ging dann um Daniel Wissers Sprache, die von Peter Clar als sehr einfach bezeichnet wurde. Die Geschichte von der Frau Ilse, die beim “Meinl” am Graben immer die Sachen kauft, die ihr toter Mann gegessen hat und sie nach Ende des Ablaufdatums wegwirft, womit Daniel Wisser die Einsamkeit thematisieren wollte, hat er schon in Leipzig gelesen und diese Geschichte, beziehungsweise ihr Stil oder Sprache hat mich stark an die “Königin der Berge” erinnert, mit der Daniel Wisser, ja den Öst gewonnen hat. Diskutiert wurde dann noch, ob es wichtig ist, daß man in den Erzählingen Wien erkennt, was Peter Clar für sich negierte, für mich aber schon so ist

Dann ging es um die Schwierigkeit einen Erzählband zu verlegen, es gibt aber drei längere Erzählungen in dem Band und Daniel Wissers Lektor vom “Luchterhand-Verlag” saß auch in der ersten Reihe. Peter Clar verwies dann natürlich auf den Büchertisch und munterte das Publikum auf, sich das Buch gleich zweimal zu kaufen, weil es jetzt schon eine zweite Auflage gibt.

Und als nächstes wurde noch erklärt, wird von Daniel Wisser eine Roadnovel erscheinen.

Alois Brandstetters Grundbuch

“Zu Lasten der Briefträger”, 1974, ich glaube bei “Residenz”, erschienen, ist glaube ich, das bekannteste Buch des 1938 in Pichl bei Wels geborenen Alois Brandstetter, der Professor für ältere deutsche Literatur war und daher eine sehr genau Sprache schreibt.

Der Alfred hat das Buch einmal seinen Vater geschenkt, der ja Briefträger war. Ob er es gelesen und es ihm gefallen hat, habe ich keine Ahnung. Ich habe es nicht gelesen, bin nicht dazu gekommen, obwohl wir es glaube ich in Harland stehen haben. War aber einmal statt in Leipzig in der “Gesellschaft für Literatur” als dort sein Nachfolger vorgestellt wurde und ein anderes Buch von ihm habe ich auch gelesen, weil mir das “Residenz” neu schickte.

Kurt Neumann ,hat die Reihe die sich mit den wichtigsten österreichischen Büchern nach 1945 beschäftigt, gegründet, die “Briefträger” sind der dreiundachtzigsten Band der Reihe, das gemeinsam mit Kaus Zeyringer und Klaus Kastberger vorgestellt wurde. Der Autor, der auch kommen und lesen hätte sollen, hat gefehlt, vielleicht ist er krank oder in Quarantäne oder die Reise nach Wien ist ihm zu beschwerlich. So hat Kurt Neumann aus den Text gelesen und vorher dazu erklärt, daß das ganze buch eine Beschwerderede zuerst über die mangelhafte Postzustellung und dann an die Gesellschaft ist, beziehungsweise über Gott und die Welt ist.

So ging es los, daß die “Briefträger” nur sehr selten die Post an den entlegenden Wohnort des Beschwerdeführers zugestellt wird, weil das Postamt unterfrequentiert ist und sich deshalb jeden Schritt dreimal überlegen muß, dann ging es zu Waffenräder und, wie Kurt Neumann schon in seiner Einleitung erwähnte über die deutsche Grenze oder spielt es überhaupt in Bayern.

Klaus Zeyringer hielt dann das Referat über das “Litaneirequien auf vergangene Zeiten” und ging dabei weit in die Vergangenheit beziehungsweise nach Wien im Jahr 1862 zu einem Karl Kalab zurück, der die Post, die er zustellen sollte, drei Jahre lang unterschlug und in seinem Zimmer aufbewahrte, dann aber dort mit dem Stempel “unterschlagen gewesen und wieder zustande gebracht” doch zugestellt wurde.

Bei Alois Brandstetter heißen die unterschlagenden Postbeamten Ürdinger, Bumauer und Deuth, der eine ein Trinker, der anderer ein Frauenheld, der dritte ein kulturbesessener ehemaliger Lateinschüler und die Dauerrede oder Triade wird an einen Postmeister gerichtet und ist als Satire zu verstehen.

Interessant, daß der “Residenz-Verlag” 1974 eine Stelle die sich auf Thomas Bernhard bezog “So schnell können sie ihn gar nicht vorschlagen, schon schlägt er zurück!”, strich, weil er das den Autor nicht zumuten wollte, ab 2001 wurde dann der ganze Roman gedruckt. Und den Ort “Brach”, wo das Ganze spielt, gibt es nicht.

Dann gabs eine Diskussion der drei Herren, Thomas Bernhards “Gehen” wurde erwähnte und die Zahl der Gasthäuser mit den Stammtischen die es in den neunzehnsiebziger gegeben hat, wo die Leute saßen und genauso wie in dem Roman geredet haben und Ilija Trojanow, glaube ich, betonte das Vergangene des Buches, da es vom Neoliberalismus längst überholt wurde und die heutigen Postbeamten nicht einmal Zeit haben aufs Klo zu gehen, ganz zu Schweigen solche Tiraden zu halten und Kurt Neumann antwortete ihm interessanterweise mit den Impfgegnern,obwohl ich diesen Zusammenhang nicht ganz verstanden haben, denn die halten ja eigentlich keine Tiraden auf Gott und die Welt, sondern machen sich Gedanken um die Verlust der Freiheit und am Schluß zitierte Kurt Neumann noch die Passage, daß man wenn man das Briefgeheimnis wahren wollte, die Briefe ja lesen müsse und gestern wurde das Buch schon in Graz, am Donnerstag wird es in Stifter-Haus in Linz vorgestellt.

Ohrenschmaus und Tanz der Teufel

Heute wird wieder der “Ohrenschmaus-Literatur von und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten”, ich glaube diesmal in der Nationalbibliothek und Pandemie bedingt leider nur im kleinen Kreis verliehen. Das heißt, ich als Jurymitglied hätte ja teilnehmen und auch eine Laudatio halten dürfen. Aber da ich keine Maske, keinen Test und keine Impfung will, habe ich zwar wieder angeboten für Peter Gstöttmeier, dem Dauersieger die Laudation zu schreiben und jemand liest sie vor, denn das habe ich schon zweimal, wollten die Organisateren aber nicht und gestreamtn wird diesmal auch nicht, nur in den Soziale Medien kleine Clips verbreitet.

Macht ja nichts, kann ich auch so, das heißt ohne die schönen Fotos vom Alfred, die sonst immer meine Berichte schmückten, die Preisträger bekanntgeben.

Das heißt Robert Saugspier hat beschrieben, wie er seine “Lebensgefährtin kennengelernt” hat. Annemarie Delleg die “Bildersammlerin” und Peter Gstöttmeier, das Ausnahmetalent fragte sich “wo is de zeit hinkemma?”

Eine Ehrenliste gibt es wieder auch. Da stehen diesmal fünf Texte, beziehungsweise Preisträger darauf, zu denen Johanna Maria Ott, Veronika Grün, Christina Hendl, Herbert Schinko und Michael Wilhelm, also ein paar alte Bekannte, gehören und dann gibt es seit vorgen Jahr immer einen extra Schokoladenpreis. Sonst wurde der immer aus den vorhandenen Texten ausgewählt. Seit dem Vorjahr gibt es ein Thema, das diesmal “Luftsprung” hieß und da gibt es auch acht Sieger.

Einer davon heißt wieder Peter Gstöttmeier und dafür, kann ich mich erinnern, habe ich gestimmt. Sonst halte ich mich eher zurück, weil ich den anderen mit nicht so atarken Stimmen, auch eine Chance geben möchte, aber hier ein Ausschnitt:

“Attergau-Attersee

is Freiheit is guate Luft

is Natur dort konnst in Hütterl wohna

konnst Stern zöhn aufd Nocht san sovie am Hümmi

Mond is a do.”

Maria Trojer hat

“Springen

macht Freude

nach Corona aufatmen

Sprung aus mir heraus

mutig”, gereimt.

Christiane Becker schrieb

“Man springt in der Luft, wenn man gute Laune hat

auf dem Trampolin springt, wenn man Glück hat”

Dann gibts noch “Ich bin” von Silvia Hochmüller.

“Nonsens” von Michael Wilhelm, ein Vorjahrssieger, ist besonders lustig

“Zippe zappe ich trage Kappe

zippe zo, nach einem Spiel muß ich aufs Klo

zippe zeiter, das Feld wird immer weiter”” und ebenfalls bekannt, “Die Gestreiften Socken” von Herbert Schinko.

Und weils bei der Preisverleihung beschränkt ist, wirds am vierundzwanzigsten April im Badeschiff ein großes “Luftsprung-Fest” geben, wo alle Autoren lesen werden.

Mal sehen, ob da die Gs und die Maskenpflicht schon gefallen sind und ansonsten werde ich mich wieder in die “Alte Schmiede” streamen, wo der 1981 in Lumbumbashi geborene, seit 2009 in Graz und jetzt vielleicht in Wien lebende Fiston Mwanza Mulija, dessen “Tram 83” ich gelesen habe und ihn auch einmal in Krems bei der “Literatur und Wein” hörte, seinen zweiten Roman “Tanz der Teufel” bei “Zsolnay” erschienen, vorstellte. Das Buch wurde schon im Morgenjournal vorgestellt und der Autor war auch, glaube ich, bei der Präsentation des Gastlandes Österreichs vorige Woche in Leipzig.

Jetzt leitete Johanna Öttl ein und der 1984 in der Schweiz geborene Fermin Suter stellte den Autor vor, der sein Buch zuerst mit musikalscher Begleitung perfomierte. Denn es spielt wieder in einer angolischen Bar, zu Zeiten Mobutos, handelt von zwei Straßenkindern, die sich mit Kleinkriminalität und Gelegenheitsarbeiten durch Leben bringen, beziehungsweise den “wunderbaren Tanz des Teufels” tanzen.

Das war sehr eindrucksvoll, aber schwer zu verstehen, so daß Johannes Tröndle schließlich auf konventionellere Art und Weise vier der sechsundfünfzig kurzen Vignetten weiterlas.”

Sanza wollte nicht länger der Schoßhund seiner Eltern sein”, hieß eine davon, die sehr direkt schildert, wie der Jugendliche aus der bürgerlichen Geborgenheit seiner Eltern ausbrechen will und sich auf die Straße begibt.

Dann ging es zu dem anderen Protagonisten, der sich in den Diamantenmienen Angolas verdingt. Das Buch wurde auf Französisch geschrieben, kam 2020 in Paris heraus und wurde von Katharna Meyer und Lena Müller übersetzt.

Dann gibts noch einen Monsieur Gijon und einen österreichischen Schriftsteller namens Franz Baumgartner, der sich in das schon erwähnte Lokal “Mambo de la Fete” begibt und beim Bier bestellen “Franizskus” genannt wird.

Im letzten Abschnitt ging es dann um “Gungi, dem Ölmagnaten.

Dann gabs noch ein Gespräch zwischen Fermin Suter und dem Autor, der erklärte daß er aus der Tradition der mündlichen aber auch der französischen Kultur käme, so da er immer versucht den Wörtern ein zweites Leben zu geben denn wenn man eine Geschichte zwanzigmal erzählt ist sie zwanzigmal anders und meinte, daß ein guter Erzähler immer spontan neue Wörter erfindet und dann geht es auch um das Schmeicheln, wenn er seiner Mutter erzählt, daß sie für ihn wichtiger als Elisabetz die II wäre.

Fermin Suter fragte dann nach Improvisation in der Zusammenarbeit mit dem Musiker, die schon seit ungefähr zehn Jahren besteht und es passiert bei jeder Lesung etwas anderes. Fermin Suter wollte noch den Zusammenhang zur Lautpoesie und zur Wiener Gruppe wissen, aber Finston Mwanza Mulija ist ja ein kongulesischer Schriftsteller und mußte, als er nach Österreich kam, erst Deutsch lernen und erwähnte Ernst Jandl, H. C Artmann, Ingeborg Bachmann und Peter Handke an denen er sich orientierte und er meinte auchund das ist interessant, weil er ja französischsprachig ist, daß es in Österreich gan anders ist Peter Handke zu lesen, als wenn er das auf Französisch täte.

Dann kam er wieder in den Kongo, wo es eine Kultur und eine Subkultur gäbe und die ist sehr stark und die Leute glauben an Exen und an magische Figuren oder, daß die Inspiration von Schlangen und Meerjungfrauen käme und eine solche kommt in dem Buch, glaube ich, auch vor. Fermin Suter meinte dann, daß das Buch an ein vielschichtiges Gemälde erinnern würde und wollte wissen, wie Fiston Mwanza Mujija beim Schreiben vorgegangen ist und er meinte, daß ihm die Grenzen zwischen Prosa und Lyrik schwer fällt, weil er schon über zwanzig war, wie er nach Europa gekommen ist.

Am Ende sind die Kinder Jugendliche, es ist 1997 und Mobutu wird gestürzt.

Ein interessantes Buch und ein interessanter Abend und jetzt bin ich noch auf die “Ohrenschmaus-Preisverleihungsimpressionen” gespannt.

Und am Abend in die Wien-Reihe

Während in Leipzig in der Schaubühne Lindenfels das “Wilde Österreich”, der Auftaktabend zum Gastland Österreich startet, bin ich brav in die “Alte Schmiede” gestreamt, weil dort ja wieder ein “Wienreihe-Abend” angesagt war und das passt irgendwie ganz gut, sich da in die Lteratur von Marianne Strauhs und Elena Messner, zwei mir eher unbekannte Autorinnen, obwohl ich mit einer von ihnen schon einmal am Volksstimmefest gelesen habe einzuhören, dann wurde es aber aus den bekannten Gründen, wie Johanna Öttl geheimnisvoll sagte.

Aha, Corona ja, zwei von den sechzigtausend Fällen die derzeit grassieren und da hat Julia Danielcyck umdisponiert und stattdessen Theresa Eckstein und Bettina Balaka eingeladen.

Und Theresa Eckstein, die Film und Medienwissenschaft studierte, am jüdischen Museum arbeitete, hat ein Dramatikerstudium bekommen und stellte ihr Projekt “Ida” vor. Eine alte Jüdin, 1921 geboren, die mit ihren polnischen Betreuern im zweiten Bezirk spazieren geht und dabei ihre Geschichte von der jüdischen Verfolgung, da 1921 geboren durchgeht und nicht loslassen will.

Dann kommt ein zweiter Strang, da sind Malci und Ida Mädchen, Krankenschwester, die sich im Nazi- Wien bei jüdischen Familien und einer Hausmeisterin versteckten, beziehungsweise ohne Stern spazieren und ins Kino gehen.

Julia Danielczyk fragte dann, wie das mit dem Erzählen über die traumatischen Erlebnisse ist? Theresa Eckstein hat schon einen Film mit Gesprächen mit Zeitzeuge über dieses Thema gedreht “Überweiterleben” und berichtete über ihre Erfahrungen mit den Gesprächen mit den Zeitzeugen, die es bald nicht mehr geben wird und meinte, daß es für sie wichtig ist in ihren Projekten auch vorzukommen. Die zweite Frage betraf das Thema Angst, die Ida in den Knochen steckte und die daher keine <kinder bekommen hat. Julia Danielczyk kam dann auf Elfriede Gerstl zu sprechen, die sich als Kind mit ihrer Mutter auch sehr lang verstecken mußte und die, wie sie meinte ihr Leben lang von Angst geprägt war, aber keine Anne Frank sein wollte. Interessant, daß der nächste “Autorinnen feiernn Autorinnen Abend” Elfriede Gerstl gewidmet sein wird und da wird Sabine Scholl die Festrede halten.

Die 1966 in Salzburg geborene Bettina Balaka hat eine solche Rede schon gehalten oder hätte sie halten sollen, weil durch Corona bzw. dem Terroranschlag im November 2020 dreimal verschoben. Die bei Mandelbaum herausgekommene Broschüre über Eugenie Schwarzwald , die da geehrt wurde, gibt es aber schon und die 1872 geborene Eugenie Schwarzwald ist eine berühmte Schulgründerin und Sozialreformerin und hatte in der Herrengasse eine Schule, wo Hilde Spiel, Anna Freud und Vicki Baum ,ihre Schülerinnen waren. Bettina Balaka kam zuerst zur Aussprache ihres Vornamens, französisch oder nicht und kam dann auf die Schriftstellerin zu sprechen, die sie dem Publikum gern nahebringen wollte.

Da gibt es eine Geschichte von den “Zwei Ochsen von Topolschitz”, die Eugenie Schwarzwald für ein Sommerlager brauchte, die aber nie eingetroffen sind, obwohl immer diesbezügliche Telegramme kamen.

Die zweite Geschichte betrifft das Dienstmädchen Marynja mit dem heißen herzen, für die die neunjährige Eugenia einen Liebesbrief schreibt, weil sie von ihrem Freund versetzt wurde, wobei ich stark an die Novelle “Die Gouvernante” vom Stefan Zweig denken mußte, obwohl die Schwarzwald Geschichte gut ausgeht, weil Marynja schließlich geheiratet wird, woran sich Bettina Balakas Frage nach dem Kitsch stellte.

Daniela Danielczyk fragte dann warum Eugenie Schwarzwald zwar als Sozialreformerin aber nicht als Schriftstellerin bekannt wurde und meinte, daß es die kleine Form ist, Eugenie Schwarzwald hat nur Feulletons aber keine Romane geschrieben hat, aber sehr hilfsbereit und sehr durchsetzungsfähig war.

Nach der Diskussion über die Mädchenbildung, stellte Julia Danielczyk noch die Frage nach der Fiktion, wie macht man es, wenn man einen Roman über den ersten oder zweiten Weltkrieg schreibt, muß man die wie Erich Hackl nur dokumentieren oder kann man auch etwas erfinden, also über Juden schreiben, wenn man beispielsweise keine Jüdin ist, Bettina Balaka meinte, daß man Rechtschreibregel ,brechen kann, wenn man sie beherrscht und meinte daß sie je weiter sie in die Geschichte zurückgeht sich mehr zu erfinden traut, etwas was beispielsweise auch meine “Wiener Verhältnisse” oder “Paul oder Paula” betraf, wo man mir mehr oder weniger deutlich sagte, daß ich das nicht dürfe.

Am Schluß wies Julia Danielczyk noch auf die “Frau mit dem Zauberstab” hin, wie Bettina Balakas Festrede auf Eugenie Schwarzwald heißt.

Autorenmusik und Sprachkompositionen

In der “Alten Schmiede” scheint es Anfang März ja immer ein spezialles Hörspielprogramm zu geben. Da war ich vor zwei Jahren an einem Sonntagnnachmittag ja dort und dann nie mehr in der “Alten Schmiede”, und die Hörspielproduktionen, die es vorige Wochen gegeben hat, wurden aus rechtlichen Grünen nicht gestreamt, der zweiteilige “Sprechbohrer-Abend” mit Soundpoetry und einem Konzert mit Stimmen von Helmut Heißenbüttel, Elfriede Czurda, Elisabeth Wandeler-Deck, Florian Neuer, Karin Spielhofer und Barbara Köhler, also alle so weit ich sie kenne, experimentelle Autoren und Florian Neuner leitete auch ein und erklärte, was man bei “Sprachbohrer-Sprchkomposition”, die von Harald Muenz, Georg Sache und Sigrid Sachse zusammengestellt und performt wurden, beziehungsweise wird es mit den genannten Autoren auch an anderen Orte, wie in Linz wiedergegeben und einen kleinen Hörleitfaden gab es von Florian Neuner auch, wo er etwas über die performierten Autoren erzählte und in der “Schmiede” scheinen Programmblätter aufgelegen sein, wo man die Performance nachvollziehen und die verwendeten Texte nachlesen konnte.

“Auf ins Zwischenreich!”, beendete Florian neuner dann seine Einleitung, dann traten die drei Performer vor Lesepulten auf und rezitierten, die mir, da kein Programm, nicht so nachvolliehbaren Texte, so daß ich mich nur in das Sprachhörspiel und den Sound einlassen konnte.

“Der Mond und das Herz und die Liebe!”, konnte”, man aber öfter hören und dann folgten auch noch Texte von Gerhard Rühm den experimentellen Atmeister mit ein Wortsätzen auf Italienisch.

Nach einer Pause kamen dann Florian Neuner, Harald Muenz und Karin Spielhofer auf die Bühne und die wurde von Florian Neuner befragt, wie sie die Performance ihrer Texte erlebt hat und erkundigte sich, dann beim 1965 geborenen Harald Muenz, der Komposition studerte, wie er zu seinen Performances kommt.

Aufgefrischte Retrogranden

Zum Frauentag in die “Alte Schmiede”, weil es die Frauentagsveranstaltung im Literaturhaus erst morgen gibt und da wurde offenbar eine neue, von Markus Köhle konzipierte Reihe begonnen, wo man auf einen Dichter, eine Dichterin mit einem eigenen Text antworten soll und dazu neben den gestandenen Literaturgrößen und Weggefährten auch ein paar Slamer eingeladen werden und zum Frauentag geht es natürlich, um eine Dichterin und eine die auch zu meinen literarischen Vorbildern gehört, nämlich die 2009 verstorbene Elfriede Gerstl von der nicht so ganz klar ist, ob sie jetzt zur Wiener Gruppe gehörte oder nur schweigend dabei saß, weil das von den Frauen in den Fünfzigerjahren so erwartet wurde, die dann Herbert J. Wimmer zu ihren Lebensmenschen hatte, mit ihm Postkarten schrieb, vorher aber die “Spielräume” und die “Wiener Mischung”, zuerst in der “Edition neue Texte” weil es bei “Suhrkamp” oder “Rowohlt” nicht so geklappt hat und die jetzt bei “Droschl” ihre fünfbändige Werkausgabe hat. In den Siebzigerjahren ist sie dann mit ihren Hüten durch die Cafehäuser und die Wiener Innenstadt gewandelt und jetzt eine Aufrischung und Neudichtung ihrer Werke, die Markus Köhle gleich mit einer eigenen Vorstellung und einer eigenen Texthommage begonnen hat. Da die “Spielräume” zitierte, die er jetzt erst gelesen hat und das das berühmte Zitat “Alle was man sagen kann”, abwandelte, das, wie Markus Köhle erklärte, ursprünglich aus den “Spielräumen” stammte.

Er begann mit einem Gedicht und erzählt dann die Vorgaben zu seiner Veranstaltungsreihe, wo man seinen eigenen Texte in die des ausgewählten Autors einflechten sollte und wer ist wohl würdiger, als Herbert J. Wimmer, der Lebensmensch, seit 1973, nach Markus Köhle, den Abend zu beginnen oder seine Postkarten zu zeigen, die er gemeinsam mit Elfriede Gerstl ab 2000, glaube ich, begonnen hat.

Bei “Droschl” hat es da auch eine Ausgabe gegeben, während er sonst, erklärte Herbert j. Wimmer zum Copyshop geht, sich welche drucken läßt, um sie zu verteilen und das hat Elfriede Gerstl auch sehr gern getan. Immer welche in der Handtasche getragen, um sie dann zu verteilen und dabei Studien zu machen, wer sich welche nimmt.

Die Denkkrümel, die nach ihrem Tod, glaube ich, als Erstes bei “Droschl” herausgekommen sind, gibt es jetzt auch als Textansichtskarten.

“ein baum werden vögel zu gast haben das wäre was worauf man sich freuen könnte” und jetzt macht herbert j Wimmer seine Textkarten allein oder mit seiner neuen Lebensmenschin Marion Steinfellner mit der er auch Tanzperformances macht. Dann kam wieder eine Köhle Texteinlage bevor er einen “mittleren Dichter” nämlich den 1980 geborenen Literaturwissenschaftler Peter Clar, mit dem er, glaube ich, auch ein Olympia-Buch geschrieben hat und er sowohl ein Frischmuth als auch ein Aichinger Spezialist ist und daher in seiner Textmontage auch die Ilse Aichinger hineinmontierte und dann kam die 1996, glaube, ich in Salzburg geborenen Anna-Lena Obermoser, die seit 2011 in der Slamszene mitmischt und auch schon bei “DUM” publizierte und sie beschäftigte sich mit der Gerstl dann, wie sie erklärte, wahrscheinlich unerständlichen Salzburger Dialekt. So sprach sie vom “Weltweibertag” und fing auch zu singen hat. Eine interessante Mischung sich mit einer literarischen Größe weiterzubeschäfigen und sie neu und weiterzuinterpretierenund richtig mit einem Elfriede Jelinek-Zitat, die ja, glaube ich, eine sehr enge Gerstl-Freundin war und die Laudatio gehalten hat, als sie den “Fried -und den Trakl-Preis” bekommen hat, hat die Veranstaltung auch begonnen und morgen füge ich nochmal an wird es im Weinhaus Sittl mit einer anderen Elfriede Weitergehen, die ihr, glaube ich sogar, ein bißchen ähnlich sah, aber da werde ich mich maßnahmenbedingt ins Literaturhaus begeben, obwohl der Frauentag dann schon vorüber ist.

Und bei den nächsten Retrogranden wird es um den 2017 verstorbenen Hansjörg Zauner gehen, der dann von Jopa Jotakin, Christian Futscher und Tara Meister aufgefrischt werden .

Eine Welt von Frauen im Literaturhaus und der “Alten Schmiede”

Der Frauentag naht und da bin ich ja vor zwei Jahren am Freitag vorher, als schon die Pandemie dim Anklingen war in einem überfüllten Amerlinghaus bei einer Veranstaltung zum arabischen Frauentg und dann am Montag darauf noch einmal im Literaturhaus bevor die Maßnahmen begannen, die morgen angeblich beendet werden und heute, wo seit acht Tagen Krieg in der Ukraine herrscht und Atomkraftwerke angegriffen werden, wird im Literaturhaus eine Anthologie vorgestellt, wo die Frauen wieder einmal die Welt umdrehen wollen.

Tanja Raich hat da zwanzig Autorinnen und auch einige Autoren, wie Feridun Zaimoglu, Nicolas Mahler, Kristoff Magnusson und Tonio Schachinger, mich natürlich nicht, eingeladen, einen Text dazu zu schreiben “Das Paradies ist weiblich-Eine Einladung in eine Welt in der die Frauen das Sagen haben”, heißt die Anthologie und Barbaba Zwiefelhofer erwähnte in ihrer Einleitung natürlich den Krieg, von dem sie sich distanzierte, denn die Ukraine ist das Land von Joseph Roth, Adrej Kurkow, Tanja Maljartatschuk und vielen andere und die Journalistin Mia Eidlhuber moderierte das Gespräch zwischen Tanja Raich, Mareike Fallwickl, Gertraud Klemm und Simone Hirth, die anwesend waren. Es gibt ein Zitat von Mithu Sanyal, die mit ihren “Identiti” im Sommer bekannt wurde, die meint, daß es nicht um die Umkehrung von Hierarchien sondern , um die in Fragestellung derselben geht.

Mareike Fallwickl, die ich ja von ihrem Blog kenne und von der ich zwei Bücher, gelesen habe, demnächst wird ihr neues Buch “Die Wut die bleibt” bei Rohwohlt erscheinen, ist ja inzwischen auch sehr bekanntgeworden.

Gertraud Klemm ist ja eine der bekanntesten jüngeren feminstischen Autorinnen, die auch die letzten zwei Jahren beim Frauentag gelesen hat “Hippocampus”, ihr letztes Buch, das ich wie einige andere

gelesen habe und der Text im Buch “Der feuchte Traum”, in dem auch ein Seepferdchen vorkommt.

Simone Hirth, die im Schwarzwald aufgewachsen war, hat drei Bücher bei “Kremayr und Scheriau” herausgebracht, die ich gelesen habe und zuletzt auch den “Priessnitz-Preis” ,bekommen hat und hat in ihren Text “Heiße Luft, eine kleine Bücherschau” die alten Meister in ihren Rezensionen demontiert.

Dann kam die Frage an die Autorinnen, ob es den Krieg in der Ukraine geben würde, wenn eine Frau, die Macht in Russland hätte, ich denke schon, wenn sie so hochhinaufkommt, aber das passiert ja meistens nicht und Simone Hirth meinte, daß die Frauen mehr reden, als schießen wrden und das denke ich auch, und setze wieder hinzu, daß die dann aber nicht gehört werden würden.

Dann kamm Mareike Fallwickl mit ihren “Tamina blue”, genau zu diesem Thema, der sehr männlich aggressiv daher .

“Dabei wollten wir eigentlich nur reden!”, bevor zugechlagen wird und in der Diskussion ging es natürlich um die Frage, wie Mareike Fallwickl zu dieser Wut und diesem Text kam und sie antwortete, daß ihr das Schreiben großen Spaß gemacht hat und sie es noch ärger könne.

Und da hat es ja vor zwei Jahren auch eine “Haß-Anthologie” gegeben, wo Gertraud Klemm auch einen Text hatte, und die Frauen antworteten, daß man natürlich statt zuzuschlagen, seine Wut herausschreiben könne und um die Wut auf die Mutter geht es in dem Text von Sophia Süßmilch, die nicht anwesend war, auch.

Gertrud Klemm hat sich in ihren Text mit der Tierwelt sich da mit den matriachalischen und patriachalischen Strukutren beschäftigt, beziehungsweise untersucht, wie da geboren und gezeugt wird und während im Literaturhaus, die Diskussion um das Patriachat weiterging, begann es in der “Alten Schmiede” mit den Dichter- und Komponistinnen, ein Abend, der glaube ich schon früher stattfinden hätte sollen und verschoben wurde und da beschäftigten sich die Mezzosopranistin Josipa Bainac, Melissa Coleman Violoncello und David Hausknecht am Klavier mit Kompositionen von Sophie Reyer, Johanna Doderer, etcetera, nach Gedichten von Kristine Tornquist, Delphine Blumenfeld, Elsa Asenijeff, Ingeborg Bachmann, Sophie Reyer, etcetera.

Tanja Raich erzählte im Literaturhaus inzwischen welche Texte sie in der Anthologie haben wollte, dann wurde sehr lange über das Matriachat diskutiert .

Dann kam Simone Hirth mit ihren Rezensionen “Von einem der auszog um die Welt zu erkunden” oder “Aus dem Leben eines Taugenichts”, wo es um die “Naive Phase” von Eichendorff ging, wo sich die Rezensentin ein besseren Werk wünschte. Dann wurde noch der “Zauberzwerg” verrissen, wobei sich Simone Hirth beim Lesen vor Lachen schüttelte und ich es eigentich schade finde, den Marcel ReichRanicki ,so nachzuahmen, weil ich ja auch nicht gerne verissen werden würde und dann ging es um die Frage, wie man aus dem “Jedermann” eine “Jederfrau” machen könnte und wie man zu einem weiblichen Kanon käme, was Tanja Raich und Mareike Fallwickl sehr empörte, daß man immer noch den “Faust” lesen müße, statt sich mit schwangeren Transmännern zu beschäftigen und da kann ich auf mein “Frauenleben Frauenleiden” verweisen, wo es ja um das “Gretchen” und die “Effi Briest” geht und natürlich auch um meine “Hundert Tage”, die ja schon erschienen sind und, daß die Männer keine Frauenliteratur lesen, die Frauen aber schon die männlichen Großautoren,wie Thomas Mann, Theodor Fontane, Michael Köhlmeier, etcetera, kann man schon Elke Heidenreich nachlesen, sich Gertraud Klemm aber sehr ärgerte, daß die Frauen, die weißen alten Männer und keine jungen diversen Frauen lesen.

Kaufen Sie sich das erste Buch des neuen Kanon, sagte Barbara Zwiefelhofer wieder am Schluß und ich kann noch erwähnen, daß in der Anthologie auch Texte von Margit Schreiner, Linus Giese, Jaruslav Rudas, etcetera enthalten sind und am Montag und am Dienstag nächste Woche wird es noch mehrere Frauentagsverantaltungen geben.

Von den Podium Portraits zur Muttersprache und zurück

“Die ersten zwei Märzwochen sind in der Gesellschaft für Literatur” tradionsgemäß der Lyrik gewidmet , erklärte Ursula Ebel in ihrer Einleitung und das war auch der Grund, warum ich mich heute für die “Gesellschaft” entschieden habe, obwohl es in der “Alten Schmiede” und im Literaturhaus ein Romankontrastprogramm gegeben hat. Aber es ist gut und wichtig sich März besonders mit der Lyrik zu beschäftigen, weil man ja sonst vielleicht nicht so dazu kommt. Es gibt nur das Problem, daß der Livestream der Gesellschaft immer sehr ruckelt, aber den Vorteil, daß man den Stream am Ende gleich wieder zurückdrehen kann und dann ruckelt es nicht.

Ursula Ebel stellte zuerst die Moderatorin und jetzige Herausgeberin der “Podium Portraitreihe” Erika Kronabitter vor, denn ein Abend ist seit einigen Jahren den “Podium Portraits” gewidmet, die ich auch schon in der “Alten Schmiede” hörte, wo heute die Bände 112 – 117 vorgestellt werden sollten.

Darunter auch Hannes Vyoral, der genauso fehlte, wie Nils Jensen, der moderieren sollte.

Also moderierte die Herausgeberin, die ja auch einen Band in der “Podium-Reihe” hat und stellte als erstes die 1951 in Eger geborene Zdenka Becker ,die seit vielen Jahren in St. Pölten lebt, vor, von der ich schon einige Bücher gelesen habe, sie aber eigentlich nicht als Lyrikerin kenne, aber als Erika Kronabitter mit der Vorstellung fertig war, hat es so geruckelt, daß ich nichts mehr verstanden habe und ich dachte, streame ich mich halt ins Literaturhaus und in die “Alte Schmiede” und komme dann zurück.

Im Literaturhaus stellte Kaska Bryla die ich von “P.S politisch schreiben” und von der Krit Lit ” kenne, ihren zweiten bei “Residenz” erschienen Roman “Der Eistaucher vor und in der “Schmiede” präsentierte Peter Clar ide 1993 in Bozen geborene und in München lebende MaddalenaFingerle und ihren Roman “Muttersprache” vor, wo es um die Zweisprachigkeit geht.

Denn in Südtirol spricht man ja deutsch, es ist alles zweisprachig angeschrieben und die Leute dort switschen wie ich merken konnte als ich einmal den Alfred auf einen Kongreß begleitete mitten im Satz von einer Sprache in die andere, was ich sehr interessant fand und die Autorin, die von Maria E. Brunner übersetzt wurde, sprach auch fließend Deutsch, hat aber Italienisch gelesen und Peter Clar auf Deutsch, die Stellen aus dem Roman, wo der Held in einer italienischsprachigen Bozener Familie aufwächst, aber nach Berlin flüchtet, also etwas, was wahrscheinlich ziemlich ident mit der dunkelhaarigen italienischen Autorin zu sein scheint.

Da ich aber ziemlich spät in den Stream gekommen bin, hat es mich wieder in die “Gesellschaft” zurckgetrieben, wo Erika Kronabitter inzwischen die 1956 in Süddeutschland geborene Linda Kreiss vorstellte, die ich von der GAV kenne, die Nepal-Romane geschrieben hat und die ich schon auf mehreren Lesungen hörte. Sie bekannte in der Einleitung, daß sie, wie Zdenka Becker eigentlich keine Lyrikerin sei, sonder die lange Form bevorzuge, “aber manchmal backe es einen und da faßt man sich gekürzt zusammen”.

Der Band 117 war der ebenfalls 1956 geborenen Renate Leperger gewidmet, die wie Erika Kronabitter einleitete zu den leisen Stimmen der Literatur gehört, obwohl sie viel zu sagen hat und Hans Weigel sie einmal sogar mit der Bachmann verglich. Sie hat aber lange in literarischen Gesellschaften gearbeitet und war auch beim Podium lange tätig. Eine Autorin, die mir bisher nur vom Namen her bekannt war, aber von Erika Kronakbitter sehr gelobt wurde.

Ein interessanter Abend und ein interessanter Switsch von der Lyrik zum Roman, der ja auch eine Form ist, die mir mehr liegt, obwohl meine Texte derzeit ja immer kürzer werden und sich solcherart auch verdichten.

Streitbares politisches Schreiben

Ein präsantes Thema, das mich sehr interessiert, weil ich es ja auch betreibe und auch schon verschiedene Veranstaltungen zu diesem Thema besucht habe und jetzt hat sich auch die “Alte Schmiede” in ihrer Streitbarreihe damit auseinandergesetzt und sich dazu die Autoren Josef Haslinger, Elias Hirschl und Cordula Simon ausgesucht.

Und den 1955 geborenen Josef Haslinger kenne ich schon lange und würde ihn auch als eine Art literarisches Vorbild betrachten, den ich auch in meinem Kinderbuch “Lore und Lena” die Züge von Lenas Vater gegeben habe.

Hat er doch, wie ich zu schreiben angefangen habe, das “Wespennest” herausgegeben, wo ich ja lange meine Texte hinschickte. Er war Generalsekretär der GAV” als ich dort aufgenommen wurde, seinen “Opernball” und sein “Vaterspiel,” zwei politische Romane habe ich gelesen. Dann ist er als Professor an das “Leipziger Literaturinstitut” gegangen und zuletzt habe ich ihn vor zwei Jahren in der “AS” gehört, als er seinen Erlebnisse in einer katholischen Schule in “Mein Fall” vorstellte. Das Buch hat mir dann Doris Kloimstein bei der IG-GV gegeben und ich habe mir das Lesen aufgehoben, weil ich dachte, es würde wunderbar für das Skriptorium im Stift Seitenstetten passen, das hat sich dann nicht ergeben und so ist es noch immer ungelesen und als ich den Programmeintrag der “AS” gelesen habe, habe ich gedacht, es geht um “Mein Fall” und habe mir das Buch aus den Regalen herausgesucht, aber das ist vielleicht nicht so besonders politisch, obwohl man den sexuellen Mißbrauch natürlich so interpretieren kann.

Johanna Öttl stellte aber gleich klar, es geht um das 2000 erschienene “Vaterspiel” und das habe ich nicht nur gelesen, sondern, glaube ich, auch bei “Rund um die Burg” gehört und den Film darüber habe ich auch gesehen. Ansonsten aber schon ziemlich vergessen warum es geht. Ich kann mir nur erinnern, daß ich darin einen Perspektivenfehler gefunden habe, zu dem ich Josef Haslinger befragen wollte, das hat sich aber nicht ergeben und das Beispiel habe ich auch vergessen, wie auch Josef Haslinger in seiner Einleitung sagte, daß es seltsam ist, aus einem Buch zu lesen, das er vor zwanzig jahren geschrieben hat und er auch nachschauen mußte, worum es darin geht und erzählte dann sehr ausführlich darüber. Es geht um eine mehrfache Familiengechichte, eine Ehe zwischen einer aus einer ÖVP-Familie stammenden Lehrerin und einem roten Vorstandsmitglied der Sozialistischen Partei, der später Verkehrsminister wurde und dann geht es noch, um die Verfolgung litauischer Juden im zweiten Weltkrieg.

Josef <haslinger sagte, daß er aus diesem Strang nicht lesen wolle und so ging es, um die sozialistische Mutter, erzählt wird ja offensichtlich aus der Perspektive des Sohnes, der sich das “Vaterspiel” erstellt, die einer Partei beitreten sollte, um als Lehrerin arbeiten zu können und dann noch ein Stück, wo der Verkehrsminister zurücktreten mußte, weil er seine Putzfrau schwarz beschäftigt hat

Ein Stück Parteigeschichte, wo man ein Parteibuch brauchte, um weiterzukommen, das irgendwie der Vergangenheit anzugehören scheint, obwohl ich ja selber in einer roten Familie in einem sozialistischen Gemeindebau aufgewachsen bin, aber da hat sich inzwischen wohl schon einiges verändert und als aktuellen politischen Schreiber würde mir jetzt Daniel Wisser einfallen, der sich ja in seinem letzten Buch mit einem ähnlichen Thema beschäftigt hat und Josef Haslinger hat sich auch mit dem indonesischen Tsunami auf “Phii Phi Island” von 2005 beschäftigt, weil er dort auf Urlaub war. Das Buch habe ich mir von meinen vorvorletzten Schweizurlaub mitgenommen und auch noch nicht gelesen.

Dann folgte das sehr viel jüngere Schreibtalent, der 1994 geborene Elias Hirschl, der ein gekrönter Slammeister ist und auch schon einige Romane geschrieben hat, bei dem über seine Arbeit als Zivildiener in einer Behinderten-WG war ich bei der Lesung im Literaturhaus, den “Priessnitz-Preis” hat er bekommen und mit seinen “Salonfähig” offenbar einen Roman über Sebastian Kurz oder eine junge korrupte Politikergeneration geschrieben hat. Ich habe mir das Buch vom Alfred schenken lassen, bin aber auch da noch nicht zum Lesen gekommen, nehme es mir aber fest vor, wenn ich mit den Neuerscheinungen fertig bin und Elias Hirschl begann mit einem Text über das politische Schreiben, wo er beschrieb wie er es damit hält und wie weit er seine persönlichen Meinungen hineingenommen hat.

Die Stelle die er las, handelte von einem schnöseligen Politiker der “Jungen Mitte”, der seine Freundin Moni in seine sehr große Wohnung einlud, wo er sie warten läßt, bis sie eintreten kann, dann die Gläser für den Gin Tonic nicht findet und ihr ununderbrochen von Thomas Glavinic und den Film den er ihr vorführt, doziert. Und da kann ich gleich anmerken, daß ich mich in der “Mathilde im Coronaland” und “Der Reise nach Odessa” beziehungsweise in “Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt”, einer frühen nicht ganz veröffentlichten Erzählung, mich auch mit jungen ÖVP-Politikern als Kontrastfiguren beschäftigt habe.

Dann kam eine Pause zum Maskenauslüften, wie Johanna Öttl ankündigte. da konnte man sie, August Bisinger und auch Josef haslinger mit Masken sehen und das wäre für mich auch ein politisches Sujet das mich momentan ja stark beschäftigt, wieso treten da die Leute so bereitwillig mit Masken auf, was mir immer noch ein bißchen makaber erscheint, vor allem wenn die Lesenden sie dann abnehmen dürfen und sie nachher wieder aufsetzen.

Darüber habe ich ja viel geschrieben, und nach der Pause begann es mit einem, wie, ich glaubte, Werbespot, wo der “Log” vorgestellt wurde, aber das war ein Trailer zu Cordula Simons dystopischen Roman “Die “Wölfe von Prpyat”, der in der Zukunft spielt, wo den Menschen ein “Log” eingeplanzt wird, der seine Körpertemperaturen und auch anderes kontrollieren kann, etwas, was ich wie fürchte, gar nicht mehr so dystopisch ist und die 1986 in Graz geborene Cordula Simon von der ich den “Neubauer” gelesen habe und sie auch beim “Alpha” ,öfter gesehen beziehungsweise mit ihr am selben Tisch gesessen bin, brachte ihren Text über das politische Schreiben erst nach dem Lesestück. Es ging darum um Fake-News und die Frage, was politisches Schreiben ist?

Eigentlich alles würde ich meinen und das hat mein Vater immer zu meiner Schwester gesagt, wenn er mit ihr unzufrieden war und interessant ist auch die Gegenüberstellung der drei Romane, die ja ein sehr gegensätzliches politisches Schreiben darstellen.

Josef Haslinger beschriebdie SPÖ-Regierung der Neunzehnsiebzigerjahre, Elias Hirschl über die türkise ÖVP, während Cordula Simon über die Dystopie den Überwachungsstaat beschrieb in den wir vielleicht gerade schlittern oder schon drinnen sind, den aber auch schon George Orwell in seinen “1984” beschrieben hat.

Dann kam noch eine Diskussion über das politische Schreiben und da begann Josef Haslinger mit dem sozialistischen Realismus und den politschen Roman der DDR. Johanna Öttl beschrieb die DDR als Leseland während Josef Haslinger meinte, daß die DDR-Autoren inzwischen längst vergessen sind. Mir fallen da als Gegenbeispiel Alfred Kurella ein, aber auch Brigitte Reimann, die ich auch erst lesen muß und Hermann Kant, den ich gelesen habe und kam dann zum “Wespennest “und den KPÖ-Autoren, wie Elfriede Jelinek, Michael Scharang, Peter Turrini, etcetera, die ja beim frühen Volkstimmefest aufgetreten sind.

Da würde mir als politische Autorin noch Marlene Streeruwitz, einfallen, die glaube ich, nie beim Volksstimmefest gelesen hat, aber “Wahlkampf- und sogar einen Covid-Roman geschrieben hat, noch bevor das anrüchig und schwubelig wurde, würde ich jetzt unken und interessant, wie vielfältig das politsche Schreiben mit dem ich mich mit meiner “Unsichtbaren Frau”, “Vor dem Frühstück kennt dich keiner”, etcetera und politisch denke ich wieder, ist eigentlich alles, auch mein vieles Corona-Schreiben würde ich so interpretieren.

Elias Hirschl hat noch die Satire als ein Element angeführt, wie man über Politik schreiben oder sich hinter ihr verstecken kann und das ist auch etwas was ich bei meinen Corona-Schreiben verwende und ein Punkt ist es ja auch den politischen Roman vom experimentellen künstlerischen abzugrenzen.

So muß man wohl auch noch Peter Henisch und Gustav Ernst den politischen Schreibern zuzählen und dann kam die Diskussion zum Ukraine-Krieg, der uns ja momentan sehr beschäftigt, über die Cordula Simon, die ja eine Weile in Odessa gelebt hat, etwas zu erzählen hatte und da einen Witz zitierte, was zur Frage überleitete, wer über was satirisch scheiben darf?

Ein Nicht-Jude nicht über die Shoah, Imre Kertez aber schon, weil er selbst betroffen war und da fallen mir Jurek Becker und sein “Jakob der Lügner” ein, ein Buch das mich sehr beeidruckt hat, obwohl ich es nicht gleich verstanden habe, weil es der Autor aus einer anderen Distanz geschrieben hat, als es die Leserin hatte.

Am Schluß fragte Johanna Öttl noch nach der Sprache, worauf Josef Haslinger energisch antwortete, daß Romanschreiben immer Arbeit an der Sprache ist und man für jede Perspektivenfigur eine eigene Sprache finden muß und betonte wieder den Unterschied zwischen der politischen Meinung, die man in einem Essay ausdrücken kann und einem Roman, wo es um die Sprachgestaltung und die Han dlung, füge ich an, geht.

Ein interessanter Abend der sehr anschaulich zeigte, wie verschieden und auch umfassend das politische Schreiben, das für mich ja sehr wichtig ist, sein kann und jetzt muß ich nur noch ein Thema für meinen neuen Text finden.

Simons Sailers Trilogie und Hanno Millesis lange Wege

Zwei Neuvorstellungen in der “Alten Schmiede” oder auch nicht, denn die ersten beiden Teile von Simon Sailers Trilogie sind schon 2020 und 2021 erschienen und der 1984 in Wien geborene Schriftsteller und Hochschullehrer war mir bisher unbekannt.

“Die Schrift”, das “Salzfaß”, der “Schrank” heißen die drei Teile der sogenannten Essiggassen-Trilogie, alle, wie auch die Millesi-Bücher in der “Edition Atelier” erschienen und alle auch vom Herausgeber Jorghi Poll illustriert und der dritte Teil “Der Schrank” wurde in der AS vorgestellt.

Johannes Tröndle moderierte wieder und erzählte, daß sich die Essiggasse ganz in der Nähe der “AS” befindet.

Simon Sailer hat dann kurz aus den ersten beiden Bänden gelesen. In der “Schrift” geht es um einen Ägyptologen, der eine geheimnisvolle Schrift entdeckt und dann verschwindet.

Im “Salzfaß”, um einen Antiquitätenhändler, der einem Kunden ein wieder geheimnisvollen Salzfaß schmackhaft machen will.

Die drei Bücher sind relativ dünn, worauf Johannes Tröndle wieder die Gattungsfrage stellte, sind es Erzählungen oder Novellen und was sind Novellen? Um den surrealen Realismus scheint es in der Trilogie auch zu gehen. Johannes Tröndle fragte Simon Sailer auch, ob er die drei Teil bewußt hintereinander und aufeinander Bezug nehmend geschrieben hat?

Im “Schrank” geht es wieder um ein Ding, was ja, wie ich schon vorige Woche bei Heinrich Steinfest hörte, ein Gattungsmerkmale der Novelle ist und der Schrank soll von einer Villa in Grinzing in die Essiggasse überstellt werden. Erzählt wird aus der Sicht der Möbelpackerin Lena und der Text wird zunehmend von Tieren bewandert, wie Johannes Tröndl schon vor der Lesung verriet.

Johannes Tröndle wollte dann wissen, wie Simon Sailer vom Gelehrten und Antiquaritätshändler zu einer Möbelpackerin gekommen ist und kam dann zu der Verwandlung von den Menschen zu Tieren. Die Bärin ist schon in der Textstelle aufgetaucht und dann hat sich auch ein Mädchen in einen Papagei verwandelt, ws offenbar das Surreale an diesem Trilogie-Teil ist, wie auch die Herrschaft der Dinge über die Menschen eine große Rolle spielt.

Dann ging es um die Konstruktion der drei Teile die “Schrift” ist sehr verschachtelt, konzipiert, im “Salzfaß” geht es um den Monolog, während der “Schrank” eher einfach wird, das Eingeschlossensein aber ein großes Motiv ist und auch der Dialog eine Rolle spielt.

Dann kam eine Pause in der man, wie Johannes Tröndle erklärte, einen kurzen Ausflug in die Essiggasse machen konnte und dann kam der 1966 in Wien geborene Hanno Millesi mit seinem “Charme der langen Wege”, das ich schon im Sommer gelesen habe und das auch bei den O-Tönen vorgestellt wurde, was ich weil es nach Regen ausgeschaut hat, leider versäumt habe und ich bin ja, wie ich immer schreibe ein Fan des Autors, der ja auch eine irgendwie surreale geheimnisvolle Schreibweise hat. Kennengelernt habe ich ihn bei Ernst Kostals Wahnsinnsseminaren“, dann hat er beim “Bachmann-Preis” gelesen. Ich war bei verschiedenen Buchvorstellungen im Literaturhaus und in der “Alten Schmiede”, den “Priessnitz-Preis” hat er auch bekommen. Auch diese Preisverleihung habe ich versäumt und mit den “Vier Weltteilen” ist wie auch mit den “Wegen” 2018 auf der Öst-Longlist gestanden.