Alois Brandstetters Grundbuch

“Zu Lasten der Briefträger”, 1974, ich glaube bei “Residenz”, erschienen, ist glaube ich, das bekannteste Buch des 1938 in Pichl bei Wels geborenen Alois Brandstetter, der Professor für ältere deutsche Literatur war und daher eine sehr genau Sprache schreibt.

Der Alfred hat das Buch einmal seinen Vater geschenkt, der ja Briefträger war. Ob er es gelesen und es ihm gefallen hat, habe ich keine Ahnung. Ich habe es nicht gelesen, bin nicht dazu gekommen, obwohl wir es glaube ich in Harland stehen haben. War aber einmal statt in Leipzig in der “Gesellschaft für Literatur” als dort sein Nachfolger vorgestellt wurde und ein anderes Buch von ihm habe ich auch gelesen, weil mir das “Residenz” neu schickte.

Kurt Neumann ,hat die Reihe die sich mit den wichtigsten österreichischen Büchern nach 1945 beschäftigt, gegründet, die “Briefträger” sind der dreiundachtzigsten Band der Reihe, das gemeinsam mit Kaus Zeyringer und Klaus Kastberger vorgestellt wurde. Der Autor, der auch kommen und lesen hätte sollen, hat gefehlt, vielleicht ist er krank oder in Quarantäne oder die Reise nach Wien ist ihm zu beschwerlich. So hat Kurt Neumann aus den Text gelesen und vorher dazu erklärt, daß das ganze buch eine Beschwerderede zuerst über die mangelhafte Postzustellung und dann an die Gesellschaft ist, beziehungsweise über Gott und die Welt ist.

So ging es los, daß die “Briefträger” nur sehr selten die Post an den entlegenden Wohnort des Beschwerdeführers zugestellt wird, weil das Postamt unterfrequentiert ist und sich deshalb jeden Schritt dreimal überlegen muß, dann ging es zu Waffenräder und, wie Kurt Neumann schon in seiner Einleitung erwähnte über die deutsche Grenze oder spielt es überhaupt in Bayern.

Klaus Zeyringer hielt dann das Referat über das “Litaneirequien auf vergangene Zeiten” und ging dabei weit in die Vergangenheit beziehungsweise nach Wien im Jahr 1862 zu einem Karl Kalab zurück, der die Post, die er zustellen sollte, drei Jahre lang unterschlug und in seinem Zimmer aufbewahrte, dann aber dort mit dem Stempel “unterschlagen gewesen und wieder zustande gebracht” doch zugestellt wurde.

Bei Alois Brandstetter heißen die unterschlagenden Postbeamten Ürdinger, Bumauer und Deuth, der eine ein Trinker, der anderer ein Frauenheld, der dritte ein kulturbesessener ehemaliger Lateinschüler und die Dauerrede oder Triade wird an einen Postmeister gerichtet und ist als Satire zu verstehen.

Interessant, daß der “Residenz-Verlag” 1974 eine Stelle die sich auf Thomas Bernhard bezog “So schnell können sie ihn gar nicht vorschlagen, schon schlägt er zurück!”, strich, weil er das den Autor nicht zumuten wollte, ab 2001 wurde dann der ganze Roman gedruckt. Und den Ort “Brach”, wo das Ganze spielt, gibt es nicht.

Dann gabs eine Diskussion der drei Herren, Thomas Bernhards “Gehen” wurde erwähnte und die Zahl der Gasthäuser mit den Stammtischen die es in den neunzehnsiebziger gegeben hat, wo die Leute saßen und genauso wie in dem Roman geredet haben und Ilija Trojanow, glaube ich, betonte das Vergangene des Buches, da es vom Neoliberalismus längst überholt wurde und die heutigen Postbeamten nicht einmal Zeit haben aufs Klo zu gehen, ganz zu Schweigen solche Tiraden zu halten und Kurt Neumann antwortete ihm interessanterweise mit den Impfgegnern,obwohl ich diesen Zusammenhang nicht ganz verstanden haben, denn die halten ja eigentlich keine Tiraden auf Gott und die Welt, sondern machen sich Gedanken um die Verlust der Freiheit und am Schluß zitierte Kurt Neumann noch die Passage, daß man wenn man das Briefgeheimnis wahren wollte, die Briefe ja lesen müsse und gestern wurde das Buch schon in Graz, am Donnerstag wird es in Stifter-Haus in Linz vorgestellt.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *