Die Corona-Zeiten haben die Künstler in große Schwierigkeiten gebracht, zu Anfang beim ersten Lockdown jedenfalls, da gab es auch Kunst– und Kulturdemos, später sind die verschwunden und die Doris Kloimsteina hat mir verrten, daß sie plötzlich Geld für ihre Rezensionen bekommt, weil ja Kulturförderungen. Klaus Kastberger hat den Autoren, die er sonst ins Literaturhaus Graz, dessen Leiter er ist, eingeladen hätte, ein “Corona-Tagebuch” ermöglicht und die Literaturwissenschaftlerin Barbara Seidl hat eine Online Plattform für Autoren gegründet aus der später eine Literaturzeitschrift namens “Litronbon” geworden ist, von der es schon zwei Ausgaben gibt. Die Dritte ist in Vorbereitung und aus der Ersten wurde heute gelesen und da haben Katharina Sachs, Katherine Braschel und Markus Köhle ihre Texte und auch anderes gelesen und das war interessant.
Um Reisen ist es in dem ersten Heft gegangen dessen Texte offenbar in Lockdownzeiten entstanden sind und die haben es in sich und da könnte ich von der 1995 geborenen Katharina Sachs, die gerade eine Ausbildung als Buchhändlerin macht, einiges lernen.
Denn ich habe in den Lockdownzeiten ja auch geschrieben und hätte gerne aus meinen “Frühlingserwachen” einen dystopischen Roman gemacht und bin daran gescheitert, daß ich im Frühling 2020 ja nicht wußte, wie es mit Corona weitergeht und ich war wiedermal, stellt sich heraus, viel zu wenig abgehoben.
Denn aus der Wirklichkeit: Lockdowns, Maskentragen, Ausgangsbeschränkung wird wohl kein dystopischer Roman, da schreien die Befürworter höchstens “Schwurbler!” auf.
Man muß wohl mehr abheben und Katharina Sachs hat das getan und aus Wien eine überdachte Etagenstadt gemacht aus der es keinen Ausgang gibt und da ist einem Mann, dem Erzähler offenbar die Frau gestorben, beziehungsweise hat es sie in die Ferne gezogen und ist nur tot zurückgekommen. Ein Überwacherteam taucht auf und stellt Fragen und am Ende findet der Mann zwei Bücher unter der Matraze und macht sich mit Hilfe eine Bibliothekarin auf den Weg.
So muß an es machen und ich bin nach zehn Corona Texten jetzt ja auch auf “1984 revisited” gekommen, wo ich nicht viel abheben mußte, sondern die Geschichte nur in die Jetztzeit bzw, der Logik wegen ins Jahr 2024 verlegen.
Katharinas Sachs Text spielt im Jahr 2248 und die junge Frau, die sichtlich aufgeregt war, begrüßte ihren Freundeskreis im Publikum, denn es war offenbar für sie eine Premiere.
Dann kam eine Sprachkünstler namens Katherina Braschel und die ging wieder in die Gegenwart und las zwei Texte vor. Der Erste war aus dem Heft und da fuhr ein Paar Eisenbahn. Von Wien nach Linz und noch woanders hin und sprachlich war der Text wirklich exzellent.
Der zweite Text bezog sich auf die Nazivergangenheit der Großväter, auf die Bilder und die Briefe die man am Dachboden fand und ich habe ja auch so ein Soldatenalbum meines Vaters aus dem World War Ii in den Harlander Regalen und Postkarten aus dem World War I, die mein mir unbekannter Großvater an den Herrn Otto und das Fräulein Gretel, meinem Vater und meiner Tante, aus dem Feld schrieb.
Dann ging es wieder in die Berge, Katharina Sachs Protagonist ist ja auch in die Berge geflohen und der 1975 in Nassenreith geborene Markus Köhle hat es dorthin gezogen, beziehungsweise einen Kurt und einen Lukas im Zug dorthinfahren lassen. Sie sitzen im Speisewagen, trinken Bier und Espresso und unterhalten sich über Radio Eriwan Witze und das ist kein Text aus dem Heft, sondern ein Kapitel aus seinem neuen Roman der 2023 erscheinen soll und der Hefttext ist ein Spoken Word- oder Poetry Slam- Text, den der Slammeister oder Slampapa, wie es, glaube ich, Barbara Seidl nannte, stehend vortrug und da ging es vom Kahlenberg zum Arlberg und eine Rundfahrt durch das schöne Österreich mit all seinen Korruptionsskandalen.
Dann gabs Snacks und Getränke, wie Barbara Zwiefelhofer moderierte, die das Kaufen der Hefte und das Spenden an die Zeitung sehr empfahl und ich habe eine gute Wahl getroffen, denn ich hätte auch ins die “Alte Schmiede” gehen könne, wo Ferdinand Schmatz seinen neuen Gedichtband vorstellte, aber aus den habe ich ihn ja schon mehrmals lesen gehört.
