Crossing Borders V

Die “Crossing Borders” ist eine Veranstaltungsreihe im Literaturhaus, wo immer je ein österreichischer Autor und einer, der gerade auf Einladung des Außenministeriums einen Stipendienaufenthalts im MQ hat, präsentiert wird und ihre Bücher gegenüberstellen.

Fünf solche Veranstaltungen hat es schon gegeben. “Crossing Borders III” mit Andrea Grill und Asja Bakic habe ich schon gehört, beziehungsweise gestreamt, was ich heute auch wieder tat, obwohl man ja jetzt unmaskiert und ungetestet wieder hingehen kann, habe aber manchmal eine sechs Uhr Stunde und so ist ein Stream ein rechter Segen und die beiden heute vorgestellten Autoren waren auch durchaus interessant.

Der seit 1964 in Österreich lebende, 1961 in Tel Aviv geborene Doron Rabinovici, der auch in der GAV sehr aktiv ist, präsentierte seine im Frühjahr erschienene “Einstellung”, die ich ja gerne lesen will und es mir, da es nicht auf die BuchpreisListen gekommen ist, wahrscheinlich zum Geburtstag wünschen werde.

Bei der heurigen “Rund um die Burg-Veranstaltung” habe ich ein Stückchen aus dem Buch gehört, das wie der Moderator Florian Baranyi erklärte, eine Parabel auf dem Rechtsextremismus ist und die rechte Mediengestaltung beschreibt.

Geht es darin ja um einen rechtsradikalen Politiker namens Ulli Popp und, um den wahrscheinlich linken Pressefotografen August Becker, die aufeinander stoßen und Florian Baranyi fragte den Autor nach der Entstehungsgeschichte und da meinte Doron Rabinovici, der das Buch nach dem Erscheinen der “Außerirdischen” zu schreiben begonnen hat, daß ihn die Wirklichkeit beim Schreiben überholte. Er wurde nach der Bundespräsendenwahl Anfang 2017 von dem Fotografen Lukas Beck fotografiert und hat dann auch die die Regierungsumbildungen, die Korruptions- und <medienskandale miterlebt, die er in seinem Roman schon beschrieben hat oder nicht dachte, daß das je passieren könnte

Der zweite Autor war der 1983 geborene montenegrinische Autor Stefan Boskovic, der seinen Debutroman “Der Minister” vorstellte, in dem es um einen montenegrinischen Kulturminisster geht, der Schuld an dem Tod einer Schauspielerin ist und der nun zwischen Machtbesessenheit und Schuldgefühlen hin und her schwankt und die Exfrau des Ministers und das ist interessant, ist jetzt mit einem Schriftsteller namens Stefan Boskovic verheiratet und Stefan Boskovic antwortete auf Florian Baranyis Frage, warum das so sei, übersetzt von Mascha Dabic, daß er vermeiden wollte, daß der Autor mit dem Protagonisten verwechselt wurde und sich daher diese Stimme gab.

Dann kam ein Gespräch zwischen beiden Autoren und Florian Baranyi wollte von Doron Rabinovici wissen ob in seinem Roman der Künstler auch ein Theatermann sein hätte können, was Doron Rabinovici als “sehr schwierig” beantwortete.

Um die Macht der Medien geht es in beiden Romanen und zu den Parallelen erklärte Doron Rabinovici, daß er tatsächlich daran gedacht hatte, einer Person in seinem Roman seinen Namen zu geben, das dann aber unterließ, weil er ihn nicht als Schlüsselroman gelesen haben wollte und Stefan Boskovic antwortete auf die Frage, daß er es problematisch fand, seinen Roman so zu schreiben, daß sich niemand daran wiedererkennt, da Montenegro ein sehr kleines Land ist und er erzählte auch eine Episode, wo er sich mit zwei ehemaligen Kulturminstern traf, die dann einen dritten für den Protagonisten hielten und er kurz daran dachte, eine Lesung mit allen drein zu veranstalten, was aber scheiterte, weil die nicht so gut aufeinander zu sprechen waren und dann ging es noch um die Frage, ob Schreiben eine “Echtheitsprobe” für die Autoren ist? Ein Begriff mit dem ich mich etwas schwer tat ihn zu verstehen oder auf mein Schreiben anzuwenden. Es war aber ein sehr interessanter Abend und jetzt müßten die Bücher noch zu mir kommen und statt dem Glas Wein, das jetzt ja wieder im Literaturhaus angeboten wird, habe ich mir aus dem Eiskasten ein Glas roten Sturm geholt, der auch sehr gut schmeckte.