Identissimo im Odeon

Die “Literatur im Herbst” gibt es ja schon seit dreißig Jahren und ist, glaube ich, die Folgeveranstaltung der “Literatur im März” die es vorher von Walter Famler und der “Alten Schmiede” organisiert im MQ und an anderen Orten gegeben hat.

Es hat, glaube ich, auch einige Zeit gedauert, bis ich das erste Mal hingegangen bin, weil ja zeitgleich meistens mein literarisches Geburtstagsfest war. In den ersten Jahren gab es meist ein osteuropäisches Land, das literarisch vorgestellt wurde.

Auch Griechenland, denn das war, glaube ich, das erste Mal, daß ich im Odeon-Theater war, an Bulgarien, die Ukraine, kann ich mich erinnern, dann kam der Donauraum, da sind wir auch mit dem Schifft von Bratislava nach Wien gefahren, Jugoslawia revisited, das Mittelmeer, Norwegen, der Iran, Japan, waren auch einmal das Thema, der Feminismus oder das Gendern von Angelika Reitzer, organisiert, dann ging es um die “Dialektik der Befreiung“, um den utopischen Raum und im Vorjahr um die “Kraft in der Literatur”.

Da war dann nicht mehr im Odeon, sondern in der “Alten Schmiede” wo es auch meistens am Samstag oder Sonntagvormittag Diskussionsrunden gab. Denn im Vorjahr hatten wir ja auch den Lockdown, also eine reine Livestreamveranstaltung, und viele Programmpunkte waren auch abgesagt, weil die geplanten Autoren nicht anreisen konnten.

Jetzt gab es noch eine Liveveranstaltung im Odeon-Theater, allerdings mit 2G und, ich glaube, seit heute braucht man noch dazu einen PCR-Test und eine FFP2 -Maske und für den Außenstehenden, der das vielleicht in fünfzig Jahre liest oder vor fünf Jahren gelesen hätte, würde das schon hübsch utopisch klingen, allerdings hatten die Veranstalter Glück, denn ab Montag gibts ja nicht nur den Schutzlockdown für die Ungeimpften, sondern den totalen und eine geplante Impfpflicht ab Februar. Da werde ich sicher noch darüber schreiben, aber jetzt per Stream in Odeon und das Thema, das Walter Famler mit ilija Trojanow, ausgewählt hat, klingt auch sehr interessant und total aktuell, nein um Covid geht es nicht, denn das ist na nur ein Thema der Schwurbler,h obwohl im Vorjahr Marlene Streeruwitz ihren Covid- Roman vorgestellt hat, sondern um das was man schon beim “Bachmannlesen”, bei der Frankfurter BM und der “Buch Wien” beziehungsweise, wenn man, wie ich die deutsche Buchpreisliste gelesen hat, hören konnte.

Nämlich um Identität, als die Literatur mit Migrations, Flucht- Divers oder auch anderen Hintergrund und der Veranstaltungstitel heißt “Identissimo” nicht “Identiti”, mein fast Lieblingsbuch der heurigen deutschen Liste, inzwischen ist ja noch der Schmalz mit dem “Winter” dazugekommen und nein, Mithu Sanyal wurde nicht eingeladen, aber doch einiges bekannte, was ich schon vom Buchpreislesen oder sonstwoher kannte.

Walter Famler hat im gewohnten “Literatur im Herbst-Design” eröffnet, die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hat eröffnet und ist dann zu einer Kino-Premiere verschwunden.

Dann kam der Eröffnungsvortrag des mir bisher ziemlich unbekannten Deniz Utlu, der 1983 in Hannover geboren wurde, der aber auch einen Beitrag in “Eure Sprache ist unser Albtraum” hatte und der sich mit “Identität und Literatur “, wie im Programm stand oder “Identität und Schreiben” beschäftigt und die Literatur von Autoren mit Migrationshintergrund oder anderen Kulturen, die dann vielleicht darauf festgelegt werden und nur die entsprechenden “Exil-Preise” bekommen, ist sicher interessasnt.

Nach der Pause kam am Freitag Angelika Reitzer und stellte die 1972 in London geborene Sharon Dodua Otoo, die 2017 den “Bachmann-Preis” gewonnen hat, im Vorjahr, glaube ich, die Klagenfurter-Eröffnungsrede hielt und jetzt ihren Debutroman “Adas Raum” vorstellte, der manchen auf der Buchpreisliste fehlte und bei dem es um die Lebenseschichte von vier Frauen in verschiedenen Jahrhunderten geht.

Im Anschluß gab es dann ein Gespräch zwischen Deniz Utlu, Sharon Dodua Otoo und Ilija Trojanow über das Schreiben mit den verschiedenen Identitäten, also darf man beispielsweise als schwarze Frau über den Holocaust schreiben oder als weiße ein schwarzes Gedicht übersetzen oder, daß alle türkischen Autoren in einen Topf geworfen werden.

Am Samstag wo ja in Wien die großen Demos stattfanden, begann es im Odeon mit dem 1981 in Sarajevo geborenen Tijan Sila von dem ich schon zwei Bücher gelesen habe. Der dritte Roman “Krach”, wo es um eine Punkband und einem jungen Mann namens Gansi geht, wurde von Iilja Trojanow moderiert, der seine Einleitung gleich damit begann, “Während wir uns hier der Literatur widmen, demonstrieren draußen Idioten für die Freiheit krank zu werden”, nun das würde ich nicht ganz so sehen, bin aber auch in Harland, weil ich jetzt ja schon vier Wochen nicht mehr dort war, hatte auch ein wenig Angst wegen der Maskenpflicht und jetzt auch, wenn ich die Bilder sehen, wo Demonstranten weggezerrt werden und höre, daß eine Frau ein Plakat trug, wo daraufstand “1939 hat es angefangen”, höre aber auch, daß sich da Hunderttausend eingefunden haben, denen die Demo wichtiger als die Literatur war.

Mit der 1983 in Prizren geborenen Meral Kuryeshi, die der türkischsprachigeen Minderheit im Kosovo angehörte, in Bern lebt, die Bücher “Elefanten im Garten” und “Fünf Jahreszeiten” geschrieben hat und im Vorjahr beim “Bachmann-Preis” gelesen hat, ging es weiter. Sie wurde von Lydia Mischkulnig vorgestellt, die ihre Einleitung auch damit begann, daß sie sich freue, daß die Zuschauer hier und nicht am Ring wären, wo das Tränengas spritzte ,und da kann ich mich an 2000 und meine erste Widerstandslesung die am Ballhausplatz jeden Donnerstag von El Awadalla und Traude Korosa organisiert wurden, erinnern, wo Lydia Mischkulnig vor mir gelesen hat.

Dann hätte die 1988 geborene Shida Bazyar, deren Eltern aus dem Iran geflohen sind, mit ihren “Drei Kameradinnen” kommen sollen, wo es ja drei aufmüpfigen junge Frauen geht, hat aber abgesagt, so daß es mit einem “Langen Abend der Poesie” weiterging, wo es Lyrik, Rap, und spoken word, der von Mieze Medusa moderiert wurde.

Der erste Lyriker, der präsentiert wurde, war der 1979 in Nettal geborene Dincer Gücyeter, dessen neuer Gedichtband “Mein Prinz, ich bin das Ghetto” heißt und der einen kurzen Brief verlas, den sein Vater 1966 nach seiner Ankunft in Deutschland an seinem Vater schrieb, wo er Geld für ein Kleid für die Mutter schickte, sagte, daß er jetzt in einer Fabrik arbeiten würde und sich bald einen Mercedes kaufen würde. Dann kam der Brief den er an seinen Vater schickte und auch einen, den er von seinen Kindern bekommen hat und auch Briefe an die Gäste verteilte.

Dann kam der 1994 geborene Elias Hirschl, der Poetry-Meister war und wie Mieze Meduasa erwähnte mit seinem “Salonfähig”, das ich noch lesen muß, zum Bestseller wurde und auch den “Priessnitz-Preis” bekommen hat und als Prosaautor eingeladen wurde.

Sein Text hieß “Analyse der Relikte” und beschäftigte sich mit den Tagebüchern seiner Großmutter, die er nach deren Tod von seiner Tante bekommen hat und die er total fiktionalisiert hat, also weit in die Zukunft ging.

Mieze Medusa erwähnte dann das neue Kunstprojekt auf der Schwedenbrücke, das Gedicht “Winterantwort” von Ilse Aichinger und kam dann zu der 1993 im Iran geborenen Tanasgol Sabbagh, die seit 2011 auf den Slam-Bühnen unterwegs ist und auch schon mal in der “AS” gelesen oder geslamt hat und eine Antwort auf Ilse Aichinger gab und sich sehr gegen Rassismus einsetzt und einen Text über “Den Körper der Frau” vortrug.

“Es ist als ob es tausend Spiegel gäbe und hinter tausend Spiegeln nur sich selbst”, was ein bißchen an Rilke erinnert, aber gleich zu den Fotos in Instagram weiterging und dann noch einen Text, vortrug, der “Satzende” hieß.

Dann kam der in Berlin lebende Autor Temye Tesfu, der einen sehr politischen Text über Deutschland vortrug.

Vier Autoren von denen ich nur Elias Hirschl kannte und die dann noch in einer zweiten Runde das poetische Schaffen einer internationalen jungen Autorenszene zeigten.

So kam von Dincer Gücyeter noch ein Text “Aus einem Poesiealbum eines Lkw-Fahrers”, in dem auch der Titel seines Buches “Mein Prinz, ich bin das Ghetto” vorkam.

Elias Hirschl hatte dann noch eine Kurzgeschichte, die von den Erfahrungen einer Kellnerin auf einer Datingplattform handelte, wo man sich sehr gut fragen konnte, wo die Identitäten blieben.

“Leute machen” hieß der Text von Temye Teesfu, wo es um verkleidete Menschen ging und auch Tanasgol Sabbagh hatte noch einen Auftritt.

Dann kam der fünfte im Programm nämlich der 1995 in Nairobi geborene und in Zürich lebende Rapper Ryler Smith, der wie er sich vorstellte, durch Musik zu seiner Identität fand.

Am Sonntag stellte dann die “Wespennest-Ko-Herausgeberin” Andrea Zederbauer, die 1976 in Paris geborene Elisa Diallo, die eine bretonnische Mutter und einen guineisischen Vater hat und die seit 2009 in Mannheim lebt, in einem Verlag arbeitet und nun ihren Gang nach Deutschland beziehungsweise das Erlangen der Staatsbürgerschaft in einem Essay beschrieb.

Anschließend beschäftigte sich Elisa Diallo, wie, das mit dem Sprachwechsel und dem Deutsch sprechen, der Mutter .oder Zweitsprache ist, wobei sie den Ausdruck “gebrochenes Deutsch” verwendet, was fast zwangsläufig zu dem “Broken German” von Tomer Gardi, der ja vor ein paar Tagen in der “Gesellschaft” zu Gast war und eigentlich auch ganz gut in die Identitätssuche der mehrsprachigen Autoren gepasst hätte.

Dann stellte Walter Famler den 1972 in Ägypten geborenen und seit 1995 in Deutschland lebenden Publizisten Hamed Abdel-Samad und sein Buch “Schlacht der Identitäten – zwanzig Themen zum Rassismus” vor.

Im Anschluß gab es dann eine Diskussion zwischen Ilija Trojanow, der am Anfang erklärte, welche Schwierkeiten er schon mit seiner Geburtsurkunde hatten, die in Sofia gar nicht mehr auffindbar war, Elisa Diallo und Hamded Abdel-Samad über das “Leben zwischen starren Rassismus und fließender Identität”, also dem Vorurteil, daß jede muslimische Frau ein Kopftuch trägt, obwohl die das in Deutschland gar nicht mehr so oft tun oder die Frage, daß es keine schwarze Farbe auf der Regenbogenfahne gibt? Eine heftige Diskussion zwischen den beiden Autoren, die nicht immer einer Meinung waren.

Und dann gings zur großen Abschlußveranstaltung nämlich zu der Lesung des 1945 in Somalia geborenen Nuruddin Farah, der nach verschiedenen Exilerfahrungen, jetzt in Kapstadt lebt, der viele Preise gewonnen und drei große Romantrilogien geschrieben hat. Das Gespräch wurde von Ilija Trojanow geführt, der ja, glaube ich auch in Kapstadt gelebt hat und der vorgestellte Roman heißt “Im Norden der Dämmerung”.

Eine interessante Veranstaltung, ein interessantes Thema, über das sich sicher viel nachdenken und damit die Weihnachten, egal ,ob geimpft oder ungeimpft gemütlich werden, viel lesen läßt und nein, ich glaube, nicht, lieber Ilija Trojanow, daß die Vierzig-, Fünfzig oder vielleicht sogar Hunderttausend, die da am Samstag auf die Straße gingen, für die “Freiheit krank zu werden” demonstrierten, sondern wahrscheinlich dafür, daß ihre Menschenrechte gewahrt werden, obwohl ich nicht dabei war, sondern mir den Stream genauso, wie den aus dem “Odeon” angesehen habe.

Ich werde mich wahrscheinlich nicht impfen, lassen, hoffe aber trotzdem, das nächste Jahr wieder live dabei sein zu können, obwohl man über den Stream natürlich auch viel mitbekommt und krank werden kann man dabei auch nicht, zumindestens was Corona betrifft und außerdem würde ich mir, das wird wahrscheinlich illusion bleiben, für das nächste Jahr eine Aufarbeitung des Corona-Themas wünschen und kann da gleich anmerken, ich habe auch einige Bücher, die sich dafür gebrauchen lasen, vor allem aber meine Blogartikel, drei schon veröffentlichte Bücher, zwei noch zu erscheinende und an dem sechsten, das ich derzeit schreiben möchte, komme ich angesichts der sich derzeit überstürzenden Ereignisse nicht wirklich weiter, habe inzwischen 4386 Worte, aber beim “Nano” schreibe ich ja nicht wirklich mit. Velleicht gelingt es mir aber trotzdem noch die Situation und sie sich auf beiden Seiten anfühlen kann, in Worte zu fassen.

Vom utopische Raum zum roten Wien

Seit einigen Jahren gibt es ja im November die “Literatur im Herbst” im “Odeon”, die Walter Famler  und die “Alte Schmiede” veranstalten, beziehungsweise wurde die “Literatur im März” dadurch abgelöst und in den ersten Jahren waren meist osteuropäische Länder das Thema. Die ersten Jahre habe ich wegen meines Geburtstagsfestes ohnehin versäumt, dann bin ich, glaube ich, als Griechenland das Thema war, das erste Mal hingegangen, bei Rumnänien war ich, glaube ich, auch, dann wurde “Jugoslawien revisited”, gegendert wurde auch, Japan war daran und vor zwei Jahren ging es um die “Dialektik der Befreiuung”, da wurde, glaube ich, schon das Thema “Zukunft” thematisiert, im Vorjahr ist es um Utopien beziehungsweise Dystopien gegangen und da wurde von Walter Famler schon der utopische Raum, ein Ort für diesbezügliche Diskurse geschaffen, während ich mit dem Uli und das war vielleicht auch eine Utopie, “Sungs Laden” gelesen habe.

Im Frühjahr hat es dann im Schauspielhaus eine “Debattenschmiede” zu diesem Thema gegeben und ich glaube auch noch ein paar Mal, die ich aber versäumte und heuer ist das ganze Festival diesem Thema gewidmet und, wie ich auf einem Blick ins Programm befürchte, mir zu theoretisch und zu wenig Literatur.

ich habe aber die Autogrammsammlerin und Erika Parovsky im Publikum gesehen. Walter Famler hat verkündet, daß der Eröffnungsvortrag in englischer Sprache stattfinden wird und die deutsche Übersetzung ausgeteilt. Die Kulturstadträtin der Stadt Wien, Veronica Kaup-Hasler hat eröffnet und dann kam der Eröffnungsvortrag “Europäische Utopie von unten”, der sich haupsächlich auf die Wende von 1989 bezog von der 1946 geborenen britischen Autorin Mary Kaldor die anschließend darüber mit  Shalini  Randeria, der Rektorin des Instituts für Wissenschaften diskutierte.

Am Samstag ging es dann zum “Utopischen Raum I”, zum Thema “Weltbürger und Grenzen”.

“Willkommen!”, begrüßte der Moderator und Organisator Ilija Trojanow, die beiden Vortragenden Andreas Cassee und Niccolo Milanese.

Der  1982 geborene Schweizer Philosoph Andreas Cassee, der ein Buch über die “Globale Bewegungsfreiheit” geschrieben hat, setzte sich sehr für diese ein, während das Referat des 1984 geborenen, in Paris lebenden Niccolo Milanese über die “heimatlosen Weltbürger ging.

Dann wurde es Realpolitisch, beziehungsweise wurde nach den Utopien in der Politik gefragt und da diskutierte Oliver Scheiber mit der grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, die ja gerade mit den Türkisen die neue Regierung verhandelt und der 1980 im Kongo geborenen Ärztin und stellvertrende Bezirksvorsteherin des erstens Bezirks Mireille Ngosso, sowie Daniela Patsch, die für die Europawahl kanditierte und die sich autofreie Straßen wünscht,  über dieses Thema.

Am Schluß gab es noch ein utopisches Konzert, nämlich zwei Dänen, die sich ihre Musik zusammensampeln und im Anschluß noch darüber diskutierten, wie das mit dem Copyright ist.

Am Sonntag ging es zuerst in die “Alte Schmiede” und da gab es wieder in englischer Sprache, wahrscheinlich wegen der Transnationalität am Podium ein Gespräch über  “Transnationalism or Barbarism”, wobei den Disktutanten Holly Case, Niccolo und Jyoti Misttri, die Barbarei etwas abhanden gekommen waren.

Jyoti Mistry die aus Südafrika kommt und jetzt in Göteburg lebt zeigte zuerst einen Film “When i get up i become a black man”, wobei ein Schwarzer durch die Gegend rannte, das Alphabet rezitierte und ein kleiner Buc aus den fünzigerjahren natürlich “Wenn ich groß werde, werde ich Neger!”, sagte und ich habe Walter Famler auf die fehlende Literatur angesprochen, aber Holly Case, hat den “Magicmountain” erwähnt und ich habe mir gedacht, daß Sibylle Bergs “Buchpreisbuch” gut dazu gepasst hätte.

Am Nachmittag ging es dann im Odeon-Theater weiter mit dem “Utopischen Raum”, da diskutierte Ilija Trojanow mit Alexandra Strickner von Attac und Ulrich Brand, der für Harald Weizer eingesprungen ist, was ein gutes Leben ist und welche Visionen oder Phantasien es dafür braucht  und darüber, daß der Mensch vor den Investitionen kommen muß.

Dann kam der 1935 geborene französische  Etnologe und Antropologe  Marc Auge, der mit seiner Übersetzerin ein Stück aus seinem Buch “Die Zukunft der Erdbewohner”, las und dann folgte nach einer längeren Pause, wo ich ich endlich dazu kam, im zweiten öst Debutbuch Tanja Raichs “Jesolo” zu lesen, die Abschlußdiskussion “Alle Wege führen nach Utopia”, wo Walter Famler seine Ideen zum “Utopischen Raum”, den er weiterverfolgen will, noch einmal mit Ilija Trojanow, der auch daran beteiligt ist, vorstellte und die anderen Podiumsteilnehmer, beziehungsweise das Publikum befragte, welche Themen sie sich dazu wünschen?

Mein utopischer Raum ist wahrscheinlich das “Literaturgeflüster”, politisch bin ich allerdings auch und wünsche mir eine bessere, empathische, achtsamere und solidarischere Welt und am ging es im Schauspielhaus mit dem “Roten Wien”, das ja auch sehr wichtig ist oder war, weiter, so daß sich der utopische Raum in die “Gegenwart des roten Wiens” eingliederte, was eine weitere Veranstaltungsreihe der “Alten Schmiede”,darstellt, die diese Woche dort stattfinden wird.

In der “Debattenschmiede diskutierte Walter Famler mit dem experimentellen Dichter Dieter Sperl, endlich Literatur könnte man sagen. Es ging aber um Architektur und um die Ausstelung, die es im MUSA zu sehen gibt, die von Werner-Michael Schwarz, dem zweiten Diskutanten am Podium, kuratiert wurde.

Vor hundert Jahren haben die Sozialdemokraten die Wahlen gewonnen und mit dem sozialen Wohnbau im Gemeindebau begonnen.ich bin ja in einem solchen aufgewachsen. Es gab aber was ich nicht wußte, auch eine Siedlerbewegung und eine “Freihaussiedlung” und die lud Dieter Sperl offenbar zu einem Projekt ein, so daß er dort eine Zeitlang herumspazierte, schrieb, fotografierte und mit den Bewohnern ins Gespräch kam. Einen Teil eines so entstandenen Textes “Lost Paradise” las er vor und ich habe ja im roten Gemeindebau die soziale Kontrolle sehr stark und als eher unangenehm empfunden. De Dame neben mir war aber sehr begeistert von der Idee, daß den Arbeitern eine Trutzburg oder Schlößer gebaut wurden und das rote Wien war damals ein utopischer Raum, der sich verändert hat in dieser Art und Weise aber  noch immer besteht.

Anderswelten

“Über Dystopien und Utopien”, heißt das heurige Thema der “Literatur im Herbst”, die Walter Famler schon seit einigen Jahren im “Odeon”, dieser ehemaligen Getreidebörse in der Taborstraße veranstaltet.

Zuerst waren die osteuropäischen Länder das Thema, dann ist es zu den Frauen und bis nach Japan gegangen und heuer sind die “Utopien” daran, ein Thema mit dem ich mich mit Stephan Teichgräber ja auch im vorigen Semester beschäftigt habe.

Da hat er George Orwell vorgeschlagen und ich bin daraufgekommen, daß die Gegenwartsliteratur dieses Thema derzeit häufig zum Gegenstand hat, so habe ich im Frühjahr Helmut Krausser gelesen und Andre Kubicek.

Der “Report der Magd” von Margaret Atwood ist auch ein utopischer Roman und der Gegenspieler ist die Dystopie, in der Jugendliteratur häufig anzutreffen und einige solche Bücher habe ich ja auch erst vor kurzem gelesen und wenn man sich so durch das Programm schaut ist auch einiges, wie Jonathan Cohen oder “Sungs Laden” anzutreffen, das ich irgendwo auf meinen Bücherstapeln haben muß, was ich eigentlich gar nicht für so utopisch gehalten habe.

Utopisch ist also wahrscheinlich alles und überall und die Literatur wimmelt von Dystopien und obwohl der utopische Roman etwas phantastisches hat, ist die politische Dimension auch nicht zu übersehen und wahrscheinlich besonders interessant und natürlich auch hauptsächlich in dem von Walter Famler, Ilia Trojanow und Jana Folkman kuratierten Festival anzutreffen.

Die neue Stadträtin, die eröffnete, hat deshalb auch von den wilden Räumen gesprochen, die in diesen drei Tagen in Wien anzutreffen sind und der Eröffnungsreder der 1970 geborene Dietmaar Darth der mit “Die Abschaffung der Arten” 2008 auf der Shortlist des dBp gestanden ist, entpuppte sich  in seinem Text “Besser Kunst als Hoffnung besser Kunst als Angst”, als wahrer Science Fiction Spezialist, auf jeden Fall zog er einen Bogen über die gesamte Bandbreite der phantastischen Literatur und teilte die Utopien in das Postive, die Dystopien in das Negative ein, eine Unterscheidung, die ihm nicht zu gefallen schien, aber offenbar in der Literatur, als so gegeben gilt.

Danach gab es ein Gespräch zwischen ihm und dem 1952 geborenen Philosophen und Kulturwissenschaftler Thomas Macho das Ilia Trojanow moderierte und das von einem Herrn im Publikum auch kritisert wurde.

Interessant war dabei für mich, um wieder den Bogen von all den Weltuntergangsphantasien, die in der Jugendliteratur derzeit Gang und Gebe sind, zu den Utpien zu ziehen mit denen, die Schreckenregime des zwanzigsten Jahrhunderts und wahrscheinlich auch den früheren begonnen haben, ansonsten sind die meisten Romane, weil ja nur das Schrecklichste zählt, wohl eher dystopisch, als utopisch, weil das ja oft als kitschig angesehen wird und die heutige Zeit lockt wohl auch zu Weltuntergangstimmungen und so wird der utopische  wilde Raum in der Taborstraße wohl  interessant werden, der am Samstag mit einem Debattenforum über das Bankenwesen und der Utopie von einer Sozialversicherung für alle begann.

Sehr utopisch denke ich der Wunsch des Schweizer Wirtschaftsjournalisten Jürg Müller, die Banken abzuschaffen. Es wurde ihm von Ulrike Hermann, die ein Buch mit dem Namen “Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung” geschrieben hat, auch widersprochen.

Dann wurde es, wenn auch noch nicht unbedingt utopisch, so doch literarisch, kam doch der Schwede Peter Fröberg Idling mit seinem Kambodscha-Buch “Pol  Pots Lächeln”.

Dann folgte die die 1965 geborene Karin Kalisa von der ich mich schon gewundert habe, daß ihr “Sungs Laden” zur utopischen Literatur zählt. Gut zu wissen, sie wunderte sich auch und die Utopie bei dem Buch, das ich noch lesen muß, ist wohl, daß es eine Gesellschaft in Ostberlin schildert, wo sich die deutsche Bevölkerung mit den vietnamnesichen ehemaligen Gastarbeitern verbindet und mit ihnen Brücken baut, Puppenfeste und noch anderes veranstaltet.

Wenn man so, wie ich mit dem Uli diskutiert, der übrigens auch phantastische Romane schreibt, aber gegen das Fremde ist oder nach “Chemnitz” schaut, kann man das wahrlich nur utopisch nennen und ich würde mich wahrscheinlich auch nicht trauen, eine so positive Utopie zu schreiben, aber warum eigentlich nicht, warum muß man alles schwarz malen, nur weil das die Leser angeblich so haben wollen, das ist es was ich mir dem Festival mitnehme.

Nach der Pause wurde es  phantastischer, kam da nämlich die Amerikanerin Annalee Newitz mit ihrem Science Fi Roman “Autonom” wo es von Humans und Robots nur so wimmelte und Drogengebrauch auch eine Rolle zu spielen schien, gefolgt von Georg Klein, der 2000 den Bachmannpreis gewonnen hat und heuer in Leipzig mit seinen Roman “Miakro” nominiert war, in dem es auch sehr phantastisch mit einer Innenwelt und einer Außenwelt zuzugehen scheint.

Am Sonntag wäre es mit einer Matinee in der “Alten Schmiede” weitergegangen, da war aber im Literaturhaus die “Fried-Preisverleihung” und da die Veranstalter das obwohl sie ja miteinander verbunden sind und immer wieder gemeinsame Veranstaltungen machen, nicht besser koordinieren können, bin ich erst  am Nachmittag ins “Odeon” gekommen, wo es das Debattenforum II im utopischen Raum, also eine Diskussion zwischen Luise Meier, die ein Buch “MRX Maschine” geschrieben hat und Georg Sesslen, der eines mit dem Titel “Freiheitstraum und Kontrollmaschine” hat, das war wieder sehr philosophisch theoretisch und daher für mich auch nicht sehr verständlich.

Es ist aber gleich literarischer geworden und zwar mit einem Debut, das auch auf der Bloggerdebutlonglist steht, nämlich Josefine Riecks “Serverland”, die es zwar nicht auf die Shortlist schaffte, ich aber sehr interessant fand, wird hier ja eine Welt in der es keinInternet gibt, geschildert und jetzt von Jugendlichen wieder erobert wird.

Dann hätte Jan Koneffke den Rumänen Stefan Agopian und dessen “Handbuch der Zeiten” vorstellen sollen, der ist aber erkrankt, so hat es Jan Koneffke allein gemacht und das war sehr spannend, ist das Buch des 1947 geborenen Autors schon 1984 in Rumänien erschienen, aber jetzt erst auf Deutsch herausgekommen und dort geht es sehr phantastisch zu, obwohl es auch politisch zu interpretieren ist und ganz am Schluß kam, glaube ich, der Höhepunkt und etwas mir Bekanntes, nämlich eine szenische Lesung aus Joshua Cohens “Buch der Zahlen”, Ilija Trojanow, der am Vormittag den “Toleranzpreis des Buchhandels”  bekommen hat und Walter Famler haben gelesen, der Autor hat das musikalisch begleitet am Schluß eine englische Leseprobe gegeben und danach mit Ilija Trojanow über das Buch, das ich schon gelesen habe, gesprochen und dann war das dreitägige Literaturfestival schon beendet.

Walter Famler hat nochmals darauf hingewiesen, daß der utopische Raum und die Diskussion darüber weitergehen wird und wenn ich ein Resume ziehen soll, es war diesmal eine sehr spannende und interessante Veranstaltung, die meinen Begriff über Utopien und Dystopien sehr erweitert hat und zum Schluß wiederhole ich am Besten noch einmal das Motto des Einführungsvortrags “Besser Kunst als Hoffnung besser Kunst als Angst” und das war es wohl und vermutlich werde ich in Zukunft sowohl Dystopisches als auch Utopisches weiterlesen.

Dialektik der Befreiung

Wieder “Literatur im Herbst”, das ist die Veranstaltung, die Walter Famler seit einigen Jahren im November im “Odeon Theater” statt der “Literatur im März” kuratiert und da einmal vorwiegend mit den osteuropäischen Ländern begonnen hat.

Ab Griechenland bin ich dabei gewesen, vorher hab ich es versäumt, weil es sich mit meinem Geburtstagsfest überschnitten hat.

Jetzt sind die Länder in etwa durch, das letzte Jahr war Japan drin und da Walter Famler ein politischer Mensch ist, holen ihm die Achtundsechziger, obwohl er damals erst zehn Jahre alt gewesen ist ein und er hat das Publkum am Freitag auch mit “Genossen und Genossinnen” dann allerdings auch mit “brothers and sisters”, “friends and enemys”, begrüßt, was in einer Zeit, wo man die identitären von der Orbanisierung Österreich” und dem Ende von “Mulitkulti” sprechen hört, fast  nostalgisch anmutet. Aber vor fünfzig jahren hat es in London von den Antipsychiatern Ronald D. Laing and David Cooper organisierte Konferenz mit dem Titel “Dialektiv der Befreiung” gegeben. Herbert Marcuse und Felix de Mendelsohn war, glaube ich, auch dabei und die will Walter Famler dieses Mal offenbar weiterführen und das Buch, das diesbezüglich entstanden ist, wurde auch neuaufgelegt und am Mittwoch im “Freud-Museum” vorgestellt.

Da war ich im Literaturhaus, es lag aber am Büchertisch, der wieder von “apunktbuch” organisert wurde auf und andere politische Schriften der vergangenen Jahrzehnte, Belletristik eher weniger, obwohl zwei autoren auftreten werden, deren Bücher ich gelesen habe oder lesen werden.

Begonnen hat es aber, da Stadtrat Mailath Pokorny verhindert war und die  Eröffnung daher von Walter Famler durchgeführt wurde mit einer Rede von dem Schweizer Filmer und Theatermacher Milo Rau “Die Rückeroberung der Zukunft”, der Filme über den Kongo drehte und Tribunale in Moskau und Weltkonferenzen in Berlin durchführte.

Ja, die Globalisierung ist ein großes Thema, und die Gewalt in Ruanda und sonstwo ist es auch. Zivilcourage oder vielleicht auch ziviler ungehorsam ist angesagt und Milo Rau, von dem ich noch nicht viel gehört habe, offenbar bin ich doch nicht so politisch, scheint ein sehr selbstbewußter Mann zu sein. Es gab dann noch ein Gespräch mit der Professorin für Soziologie Shalini Randeria darüber und Walter Famler verwies auf das Programm der nächsten zwei Tage und forderte die “Genossen und Genossinnen”, die “Brothers und die Sisters”, etcetera, zum Wiederkommen auf.

Es gab dann auch am Samstagnachmittag einen Film über Herbert Marcuse in San Diego aus den Neunzehnhundertsechziger, der ja auch an der Konferenz in London teilgenommen hat und dann gings zur ersten Kanzelrede, vielleicht ein Format von damals oder ein bewährtes Befreiungsinstrument.

Da hat Isabel Lorey über die “Regierung der Prekären” und Thomas Seibert über die “Existenz der Ökonomie” referiert, denn so heißen ihre Bücher und ihre Theesen dann gegeneinander diskutiert.

Danach gab es eine einstündige Pause und ich dachte, was mache ich da, wenn niemand da ist der mich auf ein Glas Wein einlädt oder mit dem ich reden kann, denn ich hatte mir wieder kein Buch mitgenommen, obwohl ich schon fast im Zugszwang bin, alles wie vorgenommen zu schaffen und wollte auch nicht am Donaukanal spazieren gehen.

Also habe ich mir das Glas Wein selbst gekauft und Luis Stabauer angesprochen, der wie ich gerade  einen Roman über die politische Situation schreibt.

Den kann ich vielleicht für meine geplante Leserunde gewinnen, wenn  das “Bibliotheksgespenst” erschienen ist und dann kam, das erste Mal bei dieser Veranstaltung eine Lsung. Jan Koneffke stellte nämlich den Italiener Maurizio  Torchio mit seinem Gefängnisroman “Das angehaltene Leben” vor, was eigentlich ein umgekehrte Befreiunngsakt ist und wie der Autor sagte, eigentlich auch keine soziale Mißstände aufzeigen sollte, aber trotzdem interessant war und dann kam, wie Walter Famler noch einmal ankündigte, der Höhepunkt des Abends nämlich eine szenische Reflexion über Pier Paolo Pasolinis “Salo oder die hundertzwanzig Tage von Sodom”, wo 1975, das faschistische Italien gezeigt wurde, wo vier Herren acht Jugendliche zu Tode quälten und der dafür, wie die beiden vortragenden Aleksandara Corovic und Rafael Schuchter bemerkten, schlechte Kritiken von Rezenten bekommen haben, die dreißig Jjahre vorher Veit Harlans “Jud Süß” wohlwollend, als qualitätvolles Kunstwerk besprochen haben.

Am Sonntag ist es dann um zehn im Metro-Kino mit einem Film “I am not your negro” über James Baldwin, von dem ich “Giovannis Zimmer” noch lesen muß, in dem es über die amerikanische Rassentrennung geht, weitergegangen und um elf war eine Verantstaltung in der “Alten Schmiede”: “Dialektik der  Unfreiheit in Osteuropa” unter anderen mit Paul Lendvai und  Ilija Trojanow angesetzt, die sicher interessant, aber nicht zu schaffen war, da der Film, beziehungsweise die Diskussion darüber erst um cirka viertel eins zu Ende war.

So bin ich mit der Ruth und der Erika Brunngraber, deren Hund gestorben ist, bis halb eins im Foyer gesessen, dann in die Krongasse gegangen, wo es Sardinen gab. Am Samstag gab es Tintenfische, denn das gibt es bei uns meistens am Wochenende, wenn wir in Wien sind und dann wieder ins Odeon Theater in die Taborstraße, wo es die “Kanzelreden II”, zu dem wahrscheinlich noch sperrigeren Thema “Die Externalisierungsgesellschaft und die  Politik der Potentalität” gab. Worum es darum ging, ist mir nicht ganz klar geworden, zumindest sind die beiden Redner, Felix Ensslin, der Sohn von Gudrun Ensslin und Stephan  Lessenich von einem Thema zum anderen gesprungen, haben sich auf Thomas Münzer, den Film von Pier Paolo Passolini und auch auf dem Tod bezogen.

“Hirnwichslerei” hat es eine Bekannte genannt. So ganz kann ich ihr nicht widersprechen, obwohl einige, die sich aus dem Publikum zur Diskussion meldeten, interessante Fragen hatten und sicher mehr verstanden haben.

Ich bin bei der “Befreiungsdialketik” vor allem an der politischen Siutation interessiert, an den schwarzblauen Regierungsverhandlungen, die im Gange sind und, wo man hört, daß die, die Schulversuche zur Ganztagsschule eingestellt werden sollen, die Mindestsicherung gekürzt, etcetera und den Aktionen der Identitären, die ja jubeln, daß es die Linken nicht mehr gibt, beispielsweise und, als ich schon dachte, daß das Ganze vielleicht nur eine nostalgische Retroveranstaltung ist, hat sich Walter Famler darauf bei der Diskussion im Kino bezogen und sehr emotionell dabei gewirkt.

Dann kam wieder ein Literaturblock, den Ilija Trojanow moderierte und da begann Noro Bossong mit ihrem Roman über Antonio Gramsci, den ich ja bei dem Gewinnspiel von Mara Giese vor zwei Jahren gewonnen habe, dann wurde Pankay  Mishras, das ist ein 1969 in Indien geborener Essayist, “Zeitalter des Zorns” vorgestellt, das wie im Programm steht “ein Parforceritt durch die Geschichte der europäischen Aufklärung und ihren Analogien zum pervertierten Freiheitsbegriff in islamistischen Märtyrer- und Opfertod-Ideologien” ist.

Sicher sehr interessant, aber ein Buch, das ich wahrscheinlich nicht lesen werde. Bei Colson  Whitehead “Undergroud Rail Road”, der mit seinem Bestseller, mit dem er  2017, den “Pulizter-Preis gewonnen hat, gerade auf Lesereise im deutschen Raum ist, ist das anders, denn das habe ich mir ja von dem Buchgutschein, den mir die Anna zum Geburtstag schenkte, gekauft und hoffe nur, daß ich es bald schaffe, das Buch zu lesen.

Die “Underground Rail Road” ist ein Weg, auf dem  sich die Sklaven in Amerika zur Freiheit aufmachten und weil das Buch jetzt in aller Munde ist, sind auch Jatja Gasser und Zita Bereuter zum zuhören eingetroffen und am Abschluß gab es noch von Walter Famler einen “Befreiungsblues” und ich denke, es war sehr gut sich an diesem Wochenende auf einen Gang durch die Befreiungs- und Unterdrückungsgeschichte der letzten fünfzig Jahre zu begeben und, wie es in Österreich in Euopa und auf der ganzen Welt weitergehen wird, wird die zukunft zeigen.

Echos aus Japan

Wieder einmal “Literatur im Herbst”, dem Nachfolger der “Literatur im März”, das Walter Famler von der “Alten Schmiede” seit einigen Jahren im November, meistens mit Literatur aus einem bestimmten Gastland macht.

Weil es zeitlich öfter mit meinem Geburtstagsfest zusammengefallen ist, habe ich die Veranstaltung einige Jahre lang versäumt und bin, glaube ich, erst hingekommen, als Griechenland das Gastland war, dann kam die Ukraine, Ex-Jugoslawien, Angelika Reitzer kuratierte einmal für die Frauen, die Donau war einmal das Thema, voriges Jahr der Iran und heuer Japan ein interessantes Thema, nur  zeitgleich mit dem “Fried-Festival”, so daß man sich wieder teilen müßte und weil Japan so weit entfernt ist und wahrscheinlich auch zu teuer Huraki Murakami, dem ewigen Nobelpreiskanditaten einzufliegen, traten diesmal auch eine Reihe von österreichischen Autoren auf, die irgendwie einen japanischen Kontext haben und der ist sehr oft, daß sie dort als Gastlektoren, wie Leopold Federmair, an japanischen Universitäten unterrichten.

Begonnen hat es wieder am Freitag und da habe ich es wegen der “Literatur aus Niederösterreich” versäumt und am Samstag gings los mit einem Film “Tony Takitani” nach einer Erzählung von Haruki Murakami und der war sehr meditativ, sehr ruhig und, wie die japanische Literatur vielleicht meistens ist, sehr fremd.

Tony Takitani ist schon einmal wegen seines amerikanischen Vornamens ein Außenseiter, dann ist die Mutter bei der Geburt gestorben, der Vater ein Musiker, war meistens auf Konzertreisen, dann hat er eine Frau geheiratet, die obsessiv Designerkleider kaufte und, als er ihr das verbieten wollte, ist sie daran gestorben, das kommt in dem Film nicht sehr deutlich heraus, es tritt nur auf einmal eine andere Frau auf, die er als Sekretärin engagiert, sie soll aber die Kleider seiner toten Frau tragen, dann bläst er das ab, verkauft die Kleider seiner Frau und die Schallplatten, die er von seinem Vater erbte und bleibt allein.

Im Anschluß gab es eine Diskussion mit der Übersetzerin Ursula Gräfe, die den Skandal um die “Gefährliche Geliebte” zwischen MRR und Sigrid Löffler im damaligen literarischen Quartett in Erinnerung rief.

Die “Gefährliche Geliebte” habe ich gelesen, mein einziges Haruki Murakami Buch bisher, obwohl ich einige andere in meinen Regalen habe, dann schwenkte sie zum Namensvetter Ryo Murakami über. von dem ich  “Das Casting” gelesen habe und es gab eine Lesung aus dem Nachfolgerroman “Coin Locker Babies”, wo es um in Schließfächer weggelegte Kinder geht, beziehungsweise, um eine junge Frau, die mit Siebzehn mit ihrem Krododil, das im elterlichen Haus zu groß geworden ist, auszieht.

Danach kam, eingeleitet von Leopold Federmair Hitonari Tsuji, der 1959 in Hino geboren wurde, jetzt in Paris lebt, Filme gemacht hat und überhaupt, wie Leopold Federmayr erwähnte, ein “Tausendsassa” ist, er stellte ihm einige Fragen, die der Autor, glaube ich, anders als erwünscht, der von der guten österreichischen Küche, dem Schnitzel und dem Gulasch, schwärmte, beantwortete.

Dann aber etwas vom Buddhismus erzählte und es gab einen Auszug aus seinem Roman “Der weiße Buddah”, der wie der Autor dann doch erzählte, das Leben seines Großvaters schildert.

Danach kam die 1959 geborene Sabine Scholl, die jetzt in Berlin lebt, aber dreimal je ein Semester in Japan war und jetzt einen Roman herausgegeben hat, der die “Füchsin spricht” heißt, daraus las sie drei Stellen, die von Japan handeln und zwar ist die Protagonistin mit ihrer Tochter Kiki aus Japan nach Berlin zurückgekommen, der Vater ist dort geblieben und hat sich auch mit einer Japanerin verheiratet.

Fukushima wird thematisiert und die japanischen Mythologien, so ist das Fuchsmotiv ja ein beliebtes Thema und da stand ja auf der vorigen deutschen LL ein solches Buch, das es auch am Büchertisch gab und noch einiges anderes aus der Sicht von Personen, die Japan schon verlassen haben und nur mehr ihre Fiktion davon wiedergeben.

Zuletzt kam wieder eine Japanerin, nämlich, die 1983  geborene Nanae  Aojama, die ihren Roman “Eigenwetter” vorstellte, wo es um eine zwanzigjährige junge Frau geht, die, weil ihre Mutter nach China geht, in das Haus einer alten Verwandten zieht und dabei einige Erfahrungen macht, Beziehungen eingeht und schließlich einen Job findet. Der Fluß oder die Eisenbahnschienen werden dabei, als Metaphern des Lebens beschrieben und  Thomas Eggenberg, der zwar nicht sie, aber Banana  Yoshimoto übersetzte, fragte die junge Frau nach ihren Leseerfahrungen und, ob sie schon einmal in Österreich gewesen wäre?

Am Sonntag  gabs in der “Alten Schmiede” ein Werkstattgespräch zwischen Lydia Mischkulnig, Sabine Scholl, Miri Yu und Fuminori  Nakamura, der am Freitag gelesen hat, zum Thema “Global und Lokal”, aber da wurde zeitgleich im Literaturhaus der “Erich Fried Preis” an Leif Randt verliehen, so bin ich erst knapp nach zwei ins Odeon gekommen, wo der Film “Kirschblüten und rote Bohnen” schon gelaufen ist, den ich schon mit dem Alfred im Februar gesehen habe.

Der Film ist nach einem Roman des 1962 in Tokio geborenen Durian Sukegava und handelt von der Diskriminierung an Lepra erkrankten, die in den Fünfziger Jahren in Japan weggesperrt wurden. Er handelt auch von drei einsamen Menschen, einem Mädchen, das mit ihrem Vogel bei ihrer Mutter lebt, die aber nicht viel Zeit für sie hat, einen vorbestraften Dorayaki-Bäcker und einer alten an Lepra erkrankten Frau, die in den Neunzigerjahren wieder in die Freiheit durfte und ihm das Rezept der besten Bohnenpaste lehrte.

Danach gab es eine Pause mit den japanischen Autoren, das heißt, es wurden Lydia Mischkulnig und Anne Cotten vorgestellt, die wie Sabine Scholl und Leopold Federmair einige Semester an einer japanischen Universität lehrten und nun von Martin Kubaczek, der das auch einmal tat, genau zu den japanischen Einflüßen in ihren Werken, die dadurch entstanden, befragt.

Die 1963 in Klagenfurt geborene Lydia Mischkulnig, die ich persönlich sehr abgehoben empfinde, hat dazu wieder aus ihrem neuen Erzählband die Geschichte “Ein Tier wie jedes andere” gelesen, in dem es, um einen Heuschreck am Fenster einer Angestellten, in deren Firma abgebaut wird, geht, gelesen.

Anne Cotten hat sich in einigen ihrer Büchern mit dem Japanthema beschäftigt und als sie dort war, auch versucht die japanischen Schriftzeichen zu erlernen, außerdem hat sie ihren Figuren japanische Kunstnamen gegeben, so zum Beispielen einen Studenten, der an der Hochschule für Bodenkultur studiert, Boku genannt.

Die 1980 in St. Pölten geborene Milena Michiko Flasar, hat durch ihre japanische Mutter und auch durch das Thema, ihres preisgekrönten Romans “Ich nannte ihn Krawatte”, wahrscheinlich einen größeren Japapbezug und interessant ist auch, daß ich heute im “Wortschatz” am Margaretenplatz, die Anthologie “schreibART AUSTRIA”- Das Literaturprogramm der Kultursektion  des Außenministeriums gefunden hat, wo unter anderen auch Milena Michiko Flasar mit einem Auszug aus ihrem “Krawatten-Buch” aus dem ich ja schon einige Lesungen hörte, da aber leider noch nicht zu mir gekommen ist, enthalten ist.

Am Schluß kamwieder eine japanische Autorin, allerdings eine mit koreanischen Wurzeln, die schon erwähnte, Miri Yu, 1968 geboren, sie stellte ihren auf Deutsch erschienen Roman “Gold Rush” vor, in dem es, um einen Vierzehnjährigen geht, der seinen Vater erschlagen hat und bevor er sich der Polizei stellt, noch einmal mit seinem behinderten Bruder in den Zoo geht.

Diese Stelle wurde von Robert Reinagl auf Deutsch gelesen. Im Gespräch erzählte die Autorin, daß sie jetzt an einer Fortsetzung schreibt, in der es darum geht, was mit dem Vierzehnjährigen zwanzig Jahre später, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wird, passiert.

Also interessant und spannend, vielleicht werden wir auch  etwas von dem Buch hören, inzwischen kann man sich auch so in die japanische Literatur einlesen, das “Kirschblütenbuch” war allerdings am Büchertisch, den wieder die Buchhandlung der Brigitte Salanda machte, bald ausverkauft. Es lagen aber andere darauf und ich habe auch noch einige ungelesene Bücher von  japanischen Autoren in meinen Regalen und die japanische Literatur ist auch, wie ich bei den Blogs, die ich gerne lese, bemerken kann, derzeit sehr modern und sehr geliebt.

Enquette zur Literaturvermittlung

Gestern habe ich nicht nur die “H.C.Artmann-Preisverleihung” an Anselm Glück, sondern auch die Eröffnung der “Enquette zur Literaturvermittlung” im Odeon Theater, versäumt, die von zehn österreichischen Literaturhäusern, die schon seit 2004 mit einem “mit Sprache” genannten Projekt zusammenarbeiten, veranstaltet wurde und die im vorigen Jahr einen Fragebogen entwickelt haben, in dem sie die Besucher  zu ihren Motiven befragten,ein Literaturhaus zu besuchen, ich habe je einen davon in der “Gesellschaft für Literatur” und in der “Alten Schmiede”, die in Wien neben dem Literaturhaus auch zu den Veranstaltern, gehört ausgefüllt und bin heute zu der Enquette gegangen, an der sich außer dem NÖ Literaturhaus noch die anderen österreichischen Literaturhäuser, das Felder Archiv und das Stifter Haus Linz beteiligt haben.

Gestern wurde auch noch eine Anthologie “Zwischen Schreiben und Lesen” vorgestellt, wo wieder einige  Autoren ausgewählt wurden, dazu ihren Senf abzugeben und heute ging es los mit verschiedenen Themengebieten, die sich mit der Literaturvermittlung befassen.

So gab Michael Wimmer, der einmal das “Kulturservice” gegründet hat, einen sehr interessanten Einblick, wie sich die Kulturlandschaft im Laufe der Zeit entwickelt hat. In den fünfziger Jahren gab es eine autoriäte Landschaft, dann kamen, die sehr aufbruchsorientierten Siebzigerjahre, wo Kreisky ja mit der Literaturförderung begann, die Literaturhäuser gegründet wurden und jetzt werden die Budgets eingespart und man kann darüber diskutieren, ob man überhaupt Orte wie Literaturhäuser braucht?

Manfred Müller, der Leiter der “Gesellschaft für Literatur” brachte dazu eine Studie, die zeigte, daß seit den Neunzigerjahren, die Zahl der Literaturveranstaltungen sehr zugenommen hat, jetzt wird auch in Buchhandlungen, Bibliotheken, Wirtshäuser und Cafes, etcetera, gelesen.

Aber die Literaturhäuser sind, glaube ich, die Orte, wo die eingeladenen Autoren, alle dürfen da ja nicht lesen, ein einigermaßen anständiges Honorar bekommen, während die anderen jetzt wahrscheinlich viel leichter, woanders lesen und auch ihre Bücher selber machen können, dafür aber nichts oder zwanzig oder dreißig Euro bekommen.

Dazu gab es auch eine Untersuchung, die zeigte, wie viele Autoren überhaupt umsonst lesen und im dritten Block ging es, um die Literaturvermittlung bei Kindern- und Jugendlichen.

Da wurde offenbar schon am Donnerstag vor allem von Jochen Jung beklagt, daß die Leute viel zu wenig lesen, die Kinder lernen es oft in der Schule nicht mehr richtig und da springen dann zum Beispiel “Institute für Kinder und Jugendliteratur” ein und machen mit den Kindern Rollenspiele und Schreibwerkstätten oder das Literaturhaus Köln bietet Fortbildung für Lehrer an, wo die selber schreiben lernen.

Am Nachmittag ging es dann, um die Medien. Da diskutierte Klaus Kastberger mit Peter Klein von Ö1 und Brigitte Schwens Harrant, die ja nicht nur Jurorin beim öst.Bp ist, sonder auch die Literaturabteilung der “Furche” leitet und er gab auch eine Studie in Auftrag, wieviel die Medien über Literaturhäuser berichten und da ist interessant, daß nicht nur die Zeitungen durchforstet wurden, sondern einige Blogs, da fiel zwar öfter das Wort “Laienkritik” und, wie das jetzt mit den E-Books ist, war man sich auf den Podien auch nicht ganz sicher, hat aber einige Litblogs durchforstet und herausbekommen, daß nur ganz wenige österreichische Blog über die Literaturhäuser berichten.

Da war der meine höchstwahrscheinlich wieder einmal nicht dabei, denn ich tue das ja sehr viel, wohl aber “Inadäquat”, den es  nicht der gibt und der “Duftenden Doppelpunkt”.

Das Ergebnis war aber, daß sehr wohl über Veranstaltungen berichtet wird und dann gings zur Auswertung der Fragebögen und da stellte sich auch heraus, das Publikum ist sehr zufrieden, will aber, was mich ein wenig wunderte, gar nicht so sehr mit den Autoren, als über die Autoren dieskutieren. Man konnte auch bei dieser Veranstaltung nicht direkt Fragen stellen, saß zwar im selben Raum, aber wenn man Fragen hatten, konnte man die auf einen Zettel schreiben und mit einer Kluppe auf ein Wäscheseil hängen und sie wurden dann in der Schlußdiskussion zusammengefaßt, was ich wieder etwas seltsam fand.

Aber erst kamen Markus Köhe und Mieze Medusa an die Reihe, die den ganzen Tag offenbar den Auftrag hatten, bei der Veranstaltung mitzuschreiben und dann eine Performance, beziehungsweise fast einen Poetry Slam aus den mitgeschriebenen Sätzen machten und bei der Schlußdiskussion mit Klaus Kastberger, Doris Moser, Gerhard Rusis, Margit Schreiner, Daniela Strigl und Michael Wimmer, der neue Bundesminister war zwar angefragt, ist aber nicht gekommen, Kristina Pfoser moderierte, ging es wieder kontrovers zu, denn Klaus Kastberger der neue Leiter des “Grazer Literaturhauses” stellte die Frage, ob ein Literaturhaus subversiv sein müsse und meinte, er hätte nur deshalb zu lesen angefangen, weil es zu Hause keine Bücher gegeben hätte, hätte ihm ein Lehrer beispielsweise Handke in die Hand gedrückt, hätte er den höchstwahrscheinlich bis heute nicht gelesen.

Gerhard Ruiss beklagte die Einsparmaßnahmen und die Schäden die die Zentralmatura für die Schüler und die Studenten hat, die jetzt nur noch Leserbriefe schreiben, aber keine Bücher mehr besprechen würden, wurden auch sehr oft beklagt.

Eine sowohl sehr interessante,  als auch wieder sehr elitäre Veranstaltung, wo sich die Vermittler und die Autoren grüßten, küßten, Kaffee tranken und das Publkum, das ja wie der Fragebogen auch erhob, oft auch aus Autoren bestand, daneben stand und schaute zu.

Aber sehr viel Zeit, das zu bedauern, blieb mir gar nicht, denn die Diskussion war um viertel acht zu Ende und, um dreiviertel sieben hatte im “Kulturzentrum Siebenstern”, auch einer von den anderen literarischen Orten, schon die “Poet Night” des Wiener Lesetheaters beonnen und da lese ich ja immer mit.

Was ich mir aber mitnehmen kann, ist das wieder selber machen, selber lesen, selber schreiben, auch wenn man damit nicht in den Literaturbetrieb hineinkommt, der ja, wie man sieht sehr abgekapselt ist und das auch immer perfekter praktiziert, zwischen gut und schlecht, hüben und drüben, draußen und drinnen zu unterscheiden.

Die Eigenintiative aber machts, das sagt ja auch Gerhard Ruiss immer, auch wenn ich persönlich offenbar nicht viel weiter komme, sondern manchmal sogar an Anführungszeichen scheitere.

Stimmen aus dem Iran

“Die “Literatur im Herbst”, deren Eröffnungsveranstaltung ich wegen der “Poet-Night” leider versäumte, hat sich heuer ein ganz besonders brisantes Thema ausgesucht.

“Literatur aus dem Iran”,  von der ich, obwohl ich ja eigentlich sehr belesen bin und auch über den Tellerrand hinausschaue, nicht viel weiß und so waren mir die Namen auf dem Programm auch mehr oder weniger unbekannt.

Mit ausnahme von Ilija Trojanow, einem der Kuratoren natürlich,  dessen LL-Buch “Macht und Widerstand” auch so ziemlich eines der wenigen auf dem Büchertisch, das ich kannte.

Stimmt nicht ganz, denn dieses iranische Comic “Persepolis” wurde, glaube ich noch bei der “Literatur im März” einmal vorgestellt, aber der Eröffnungsredner, der 1956 in Teheran geborene Amir Hassan Cheheltan war mir unbekannt, zum Glück ist aber seine Rede nicht nur im “Wochenend-Standard” abgedruckt, sondern er stand gleich um fünf mit seinem neu auf Deutsch erschienenen Roman “Iranische Dämmerung” am Programm.

Vorher konnte ich noch beobachten, daß die iranische Gemeinde in Wien sehr groß sein dürfte, denn sie strömte zahlreich herein und hat dann, glaube ich auch, den “Brigitte Salanda Stand” ziemlich leer gekauft.

Amir Hassan Cheheltan absolvierte in England ein Studium der Elektrotechnik, lebt in Teheran und das Gespräch mit Ilija Trojanow drehte sich unter anderem um die Zensur.

Da gibt es in dem präsentierte Roman zum Beispiel eine Stelle mit einem homosexuellen Vater, das wurde aber so verklausuliert beschrieben, daß die es nicht bemerkte, sondern ihm eine andere Stelle mit einem Mädchen hinausstrich.

Nun ja zu Zeiten Nestroys hat es das, glaube ich, auch bei uns gegeben und der zweite Autor, der dann folgte, der 1959 geborene Sharam Rahimian, ist ebenfalls sehr jung zum Studium ins Ausland, nämlich nach Deutschland gegangen, nach der Revolution aber in Hamburg geblieben, so daß er inzwischen schon auf Deutsch Kriminalromane schreibt.

Andere seiner Romane liegen aber noch wie im Programm steht, bei der iranischen Zensurbehörde.

Vorgestellt wurde “Dr. N. liebt seine Frau mehr als Mossadegh”, wo es, wie der Autor betonte hauptsächlich um die Liebe geht. Es geht aber auch um ein Interview zu dem Dr. N. gezwungen wurde, wo er  seinen Chef verriet, daran  hat er dann sehr zu leiden, bezeihungsweise ist das der Romangegenstand.

Dann folgte eine Frau, nämlich die inzwischen in Amerika lebende, 1946 geborene Soziologin, Shaharnush Parsipur, deren Roman “Frauen ohne Männer” verfilmt wurde und der sowohl realisitische als auch surrealistische Elemente zu beinhalten scheint, so geht es um Männer ohne Köpfe und um Bäume, aber vor allem wahrscheinlich, um Frauen, die sich von der Männerherrschaft befreit haben.

Nach einer Pause gab es dann noch “Eine poetische Reise durch die klassische Lyrik aus dem Iran”, die von Ufuk Özturk ausgewählt und präsentiert wurde.

Begleitet wurde er davon musikalisch durch Nariman Hodjaty und Amirkasra Zandian und in fünf Stationen ging es durch die Gedichte von Attar, Hafez, Saadi, etcetera.

Ufuk Özturk hat die Stationen, beispielsweise das Tal der Liebe, das der Bedürfnislosigkeit, der mystischen Erkenntnis oder der Verwirrung genau erklärt. Einen noch gründlicheren Streifzug durch die iranische Literatur kann man aber auch in einem Aufsatz von Maryam Moayedpour im “Hammer” finden, den es wieder  als Spezialausgabe gab.

“Also sehr interessant!”, wie die neben mir sitzende Dame zu mir sagte, die mir erzählte, daß sie sich inzwischen nur mehr von iranischen Brot ernährt, das sie sich aus einem Spezialgeschäft im zwanzigsten Bezirk besorgt und die  sich gleich von einigen der Iranerinnen  einiges erklären ließ.

Am Sonntagvormittag ist es dann mit einem Werkstattgespräch in der “Alten Schmiede” zum Thema Lteratur und Macht zwischen Monireh Baradaran, das ist eine 1955 in Teheran Geborene, die inzwischen in Deutschland lebt und viel über Folter und ihre Jahre im Gefängnis geschrieben hat, den in Teheran lebenden und in deutschen Zeitschriften publizierenden Amir Hassan Cheheltan und Josef Haslinger, 1955 in Zwttl geboren, inzwischen Co-Direktor in Leipzig und Präsident des deutschen PEN, was mir zwar ein bißchen unverständlich ist, weil ich dachte, als GAVler darf man nicht beim PEN sein, beim deutschen PEN aber offenbar doch und  erzählte viel über das “Writer in Prison Programm”, für das sich der PEN sehr einsetzt, gab Beispiele und meinte, daß es am schwersten sei, sich für die Rechte der Blogger einzusetzen, weil man Blogs löschen kann, während Bücher  nicht zu übersehen wären. Daran spann sich eine Diskussion, weil Blogs ja wieder eine Möglichkeit sind, seine Stimme zu erheben, wenn man sonst keine hat, wie ich das beispielsweise betreibe und Monireh  Baradaran meinte, daß es manche Bücher nur über “Amazon” zu bekommen wären.

Das wurde dann auch sehr diskutiert und der Diskussionsleiter fragte Amir Hassan Chelltan dann noch, wie er es schaffe, in Teheran zu leben und trotzdem kritisch zu sein?

Das läge wahrscheinlich am Bekanntheitsgrad meinte der und weiter, daß es in Teheran zwar verbotene Bücher gäbe, man diese aber sehr leicht am Schwarzmarkt kaufen könne, wobei es ihm natürlich lieber wäre, offiziell erscheinen zu können, weil er auch verdienen will.

Am Nachmittag ging es dann mit zwei Frauen weiter, nämlich mit der 1966 geborenen, in Teheran lebenden Sara Salar, die als einzige der Frauen ein Kopftuch trug und von Jutta Himmelreich als junge Wilde bezeichnet wurde, in ihrem Roman “Hab ich mich verirrt”, der zuerst in großer Auflage erschien, dann von der Zensur verboten wurde, geht es um eine junge Frau, die einen Tag durch die Stadt fährt, um ihr Kind vom Kindergarten abzuholen und dabei über ihr Leben reusumiert.

Monideh Baradaran, die jahrelang im Gefängnis saß, gab dann ein Beispiel aus ihrem Bericht “Erwachen aus dem Alptraum” und zuletzt kam noch, der ebenfalls in Deutschland lebende Abbas Maroufi, der in Berlin eine Buchhandlung betreibt und ein Internetprojekt für schreibende Iraner startete. Er las mit Ilija Trojanow im Duett die Erzählung “Totenklage”, wo aus der Sich eines Jungen, der seinen Großvater begleitet, erzählt wird, wie eine Familie versucht ihren hingerichteten Sohn zu begraben.

Wirklich sehr beeindruckend, die iranische Literatur, die uns WalterFamler da vermittelte, jetzt müßte ich das alles oder einiges daraus, nur noch lesen.