Identissimo im Odeon

Die “Literatur im Herbst” gibt es ja schon seit dreißig Jahren und ist, glaube ich, die Folgeveranstaltung der “Literatur im März” die es vorher von Walter Famler und der “Alten Schmiede” organisiert im MQ und an anderen Orten gegeben hat.

Es hat, glaube ich, auch einige Zeit gedauert, bis ich das erste Mal hingegangen bin, weil ja zeitgleich meistens mein literarisches Geburtstagsfest war. In den ersten Jahren gab es meist ein osteuropäisches Land, das literarisch vorgestellt wurde.

Auch Griechenland, denn das war, glaube ich, das erste Mal, daß ich im Odeon-Theater war, an Bulgarien, die Ukraine, kann ich mich erinnern, dann kam der Donauraum, da sind wir auch mit dem Schifft von Bratislava nach Wien gefahren, Jugoslawia revisited, das Mittelmeer, Norwegen, der Iran, Japan, waren auch einmal das Thema, der Feminismus oder das Gendern von Angelika Reitzer, organisiert, dann ging es um die “Dialektik der Befreiung“, um den utopischen Raum und im Vorjahr um die “Kraft in der Literatur”.

Da war dann nicht mehr im Odeon, sondern in der “Alten Schmiede” wo es auch meistens am Samstag oder Sonntagvormittag Diskussionsrunden gab. Denn im Vorjahr hatten wir ja auch den Lockdown, also eine reine Livestreamveranstaltung, und viele Programmpunkte waren auch abgesagt, weil die geplanten Autoren nicht anreisen konnten.

Jetzt gab es noch eine Liveveranstaltung im Odeon-Theater, allerdings mit 2G und, ich glaube, seit heute braucht man noch dazu einen PCR-Test und eine FFP2 -Maske und für den Außenstehenden, der das vielleicht in fünfzig Jahre liest oder vor fünf Jahren gelesen hätte, würde das schon hübsch utopisch klingen, allerdings hatten die Veranstalter Glück, denn ab Montag gibts ja nicht nur den Schutzlockdown für die Ungeimpften, sondern den totalen und eine geplante Impfpflicht ab Februar. Da werde ich sicher noch darüber schreiben, aber jetzt per Stream in Odeon und das Thema, das Walter Famler mit ilija Trojanow, ausgewählt hat, klingt auch sehr interessant und total aktuell, nein um Covid geht es nicht, denn das ist na nur ein Thema der Schwurbler,h obwohl im Vorjahr Marlene Streeruwitz ihren Covid- Roman vorgestellt hat, sondern um das was man schon beim “Bachmannlesen”, bei der Frankfurter BM und der “Buch Wien” beziehungsweise, wenn man, wie ich die deutsche Buchpreisliste gelesen hat, hören konnte.

Nämlich um Identität, als die Literatur mit Migrations, Flucht- Divers oder auch anderen Hintergrund und der Veranstaltungstitel heißt “Identissimo” nicht “Identiti”, mein fast Lieblingsbuch der heurigen deutschen Liste, inzwischen ist ja noch der Schmalz mit dem “Winter” dazugekommen und nein, Mithu Sanyal wurde nicht eingeladen, aber doch einiges bekannte, was ich schon vom Buchpreislesen oder sonstwoher kannte.

Walter Famler hat im gewohnten “Literatur im Herbst-Design” eröffnet, die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hat eröffnet und ist dann zu einer Kino-Premiere verschwunden.

Dann kam der Eröffnungsvortrag des mir bisher ziemlich unbekannten Deniz Utlu, der 1983 in Hannover geboren wurde, der aber auch einen Beitrag in “Eure Sprache ist unser Albtraum” hatte und der sich mit “Identität und Literatur “, wie im Programm stand oder “Identität und Schreiben” beschäftigt und die Literatur von Autoren mit Migrationshintergrund oder anderen Kulturen, die dann vielleicht darauf festgelegt werden und nur die entsprechenden “Exil-Preise” bekommen, ist sicher interessasnt.

Nach der Pause kam am Freitag Angelika Reitzer und stellte die 1972 in London geborene Sharon Dodua Otoo, die 2017 den “Bachmann-Preis” gewonnen hat, im Vorjahr, glaube ich, die Klagenfurter-Eröffnungsrede hielt und jetzt ihren Debutroman “Adas Raum” vorstellte, der manchen auf der Buchpreisliste fehlte und bei dem es um die Lebenseschichte von vier Frauen in verschiedenen Jahrhunderten geht.

Im Anschluß gab es dann ein Gespräch zwischen Deniz Utlu, Sharon Dodua Otoo und Ilija Trojanow über das Schreiben mit den verschiedenen Identitäten, also darf man beispielsweise als schwarze Frau über den Holocaust schreiben oder als weiße ein schwarzes Gedicht übersetzen oder, daß alle türkischen Autoren in einen Topf geworfen werden.

Am Samstag wo ja in Wien die großen Demos stattfanden, begann es im Odeon mit dem 1981 in Sarajevo geborenen Tijan Sila von dem ich schon zwei Bücher gelesen habe. Der dritte Roman “Krach”, wo es um eine Punkband und einem jungen Mann namens Gansi geht, wurde von Iilja Trojanow moderiert, der seine Einleitung gleich damit begann, “Während wir uns hier der Literatur widmen, demonstrieren draußen Idioten für die Freiheit krank zu werden”, nun das würde ich nicht ganz so sehen, bin aber auch in Harland, weil ich jetzt ja schon vier Wochen nicht mehr dort war, hatte auch ein wenig Angst wegen der Maskenpflicht und jetzt auch, wenn ich die Bilder sehen, wo Demonstranten weggezerrt werden und höre, daß eine Frau ein Plakat trug, wo daraufstand “1939 hat es angefangen”, höre aber auch, daß sich da Hunderttausend eingefunden haben, denen die Demo wichtiger als die Literatur war.

Mit der 1983 in Prizren geborenen Meral Kuryeshi, die der türkischsprachigeen Minderheit im Kosovo angehörte, in Bern lebt, die Bücher “Elefanten im Garten” und “Fünf Jahreszeiten” geschrieben hat und im Vorjahr beim “Bachmann-Preis” gelesen hat, ging es weiter. Sie wurde von Lydia Mischkulnig vorgestellt, die ihre Einleitung auch damit begann, daß sie sich freue, daß die Zuschauer hier und nicht am Ring wären, wo das Tränengas spritzte ,und da kann ich mich an 2000 und meine erste Widerstandslesung die am Ballhausplatz jeden Donnerstag von El Awadalla und Traude Korosa organisiert wurden, erinnern, wo Lydia Mischkulnig vor mir gelesen hat.

Dann hätte die 1988 geborene Shida Bazyar, deren Eltern aus dem Iran geflohen sind, mit ihren “Drei Kameradinnen” kommen sollen, wo es ja drei aufmüpfigen junge Frauen geht, hat aber abgesagt, so daß es mit einem “Langen Abend der Poesie” weiterging, wo es Lyrik, Rap, und spoken word, der von Mieze Medusa moderiert wurde.

Der erste Lyriker, der präsentiert wurde, war der 1979 in Nettal geborene Dincer Gücyeter, dessen neuer Gedichtband “Mein Prinz, ich bin das Ghetto” heißt und der einen kurzen Brief verlas, den sein Vater 1966 nach seiner Ankunft in Deutschland an seinem Vater schrieb, wo er Geld für ein Kleid für die Mutter schickte, sagte, daß er jetzt in einer Fabrik arbeiten würde und sich bald einen Mercedes kaufen würde. Dann kam der Brief den er an seinen Vater schickte und auch einen, den er von seinen Kindern bekommen hat und auch Briefe an die Gäste verteilte.

Dann kam der 1994 geborene Elias Hirschl, der Poetry-Meister war und wie Mieze Meduasa erwähnte mit seinem “Salonfähig”, das ich noch lesen muß, zum Bestseller wurde und auch den “Priessnitz-Preis” bekommen hat und als Prosaautor eingeladen wurde.

Sein Text hieß “Analyse der Relikte” und beschäftigte sich mit den Tagebüchern seiner Großmutter, die er nach deren Tod von seiner Tante bekommen hat und die er total fiktionalisiert hat, also weit in die Zukunft ging.

Mieze Medusa erwähnte dann das neue Kunstprojekt auf der Schwedenbrücke, das Gedicht “Winterantwort” von Ilse Aichinger und kam dann zu der 1993 im Iran geborenen Tanasgol Sabbagh, die seit 2011 auf den Slam-Bühnen unterwegs ist und auch schon mal in der “AS” gelesen oder geslamt hat und eine Antwort auf Ilse Aichinger gab und sich sehr gegen Rassismus einsetzt und einen Text über “Den Körper der Frau” vortrug.

“Es ist als ob es tausend Spiegel gäbe und hinter tausend Spiegeln nur sich selbst”, was ein bißchen an Rilke erinnert, aber gleich zu den Fotos in Instagram weiterging und dann noch einen Text, vortrug, der “Satzende” hieß.

Dann kam der in Berlin lebende Autor Temye Tesfu, der einen sehr politischen Text über Deutschland vortrug.

Vier Autoren von denen ich nur Elias Hirschl kannte und die dann noch in einer zweiten Runde das poetische Schaffen einer internationalen jungen Autorenszene zeigten.

So kam von Dincer Gücyeter noch ein Text “Aus einem Poesiealbum eines Lkw-Fahrers”, in dem auch der Titel seines Buches “Mein Prinz, ich bin das Ghetto” vorkam.

Elias Hirschl hatte dann noch eine Kurzgeschichte, die von den Erfahrungen einer Kellnerin auf einer Datingplattform handelte, wo man sich sehr gut fragen konnte, wo die Identitäten blieben.

“Leute machen” hieß der Text von Temye Teesfu, wo es um verkleidete Menschen ging und auch Tanasgol Sabbagh hatte noch einen Auftritt.

Dann kam der fünfte im Programm nämlich der 1995 in Nairobi geborene und in Zürich lebende Rapper Ryler Smith, der wie er sich vorstellte, durch Musik zu seiner Identität fand.

Am Sonntag stellte dann die “Wespennest-Ko-Herausgeberin” Andrea Zederbauer, die 1976 in Paris geborene Elisa Diallo, die eine bretonnische Mutter und einen guineisischen Vater hat und die seit 2009 in Mannheim lebt, in einem Verlag arbeitet und nun ihren Gang nach Deutschland beziehungsweise das Erlangen der Staatsbürgerschaft in einem Essay beschrieb.

Anschließend beschäftigte sich Elisa Diallo, wie, das mit dem Sprachwechsel und dem Deutsch sprechen, der Mutter .oder Zweitsprache ist, wobei sie den Ausdruck “gebrochenes Deutsch” verwendet, was fast zwangsläufig zu dem “Broken German” von Tomer Gardi, der ja vor ein paar Tagen in der “Gesellschaft” zu Gast war und eigentlich auch ganz gut in die Identitätssuche der mehrsprachigen Autoren gepasst hätte.

Dann stellte Walter Famler den 1972 in Ägypten geborenen und seit 1995 in Deutschland lebenden Publizisten Hamed Abdel-Samad und sein Buch “Schlacht der Identitäten – zwanzig Themen zum Rassismus” vor.

Im Anschluß gab es dann eine Diskussion zwischen Ilija Trojanow, der am Anfang erklärte, welche Schwierkeiten er schon mit seiner Geburtsurkunde hatten, die in Sofia gar nicht mehr auffindbar war, Elisa Diallo und Hamded Abdel-Samad über das “Leben zwischen starren Rassismus und fließender Identität”, also dem Vorurteil, daß jede muslimische Frau ein Kopftuch trägt, obwohl die das in Deutschland gar nicht mehr so oft tun oder die Frage, daß es keine schwarze Farbe auf der Regenbogenfahne gibt? Eine heftige Diskussion zwischen den beiden Autoren, die nicht immer einer Meinung waren.

Und dann gings zur großen Abschlußveranstaltung nämlich zu der Lesung des 1945 in Somalia geborenen Nuruddin Farah, der nach verschiedenen Exilerfahrungen, jetzt in Kapstadt lebt, der viele Preise gewonnen und drei große Romantrilogien geschrieben hat. Das Gespräch wurde von Ilija Trojanow geführt, der ja, glaube ich auch in Kapstadt gelebt hat und der vorgestellte Roman heißt “Im Norden der Dämmerung”.

Eine interessante Veranstaltung, ein interessantes Thema, über das sich sicher viel nachdenken und damit die Weihnachten, egal ,ob geimpft oder ungeimpft gemütlich werden, viel lesen läßt und nein, ich glaube, nicht, lieber Ilija Trojanow, daß die Vierzig-, Fünfzig oder vielleicht sogar Hunderttausend, die da am Samstag auf die Straße gingen, für die “Freiheit krank zu werden” demonstrierten, sondern wahrscheinlich dafür, daß ihre Menschenrechte gewahrt werden, obwohl ich nicht dabei war, sondern mir den Stream genauso, wie den aus dem “Odeon” angesehen habe.

Ich werde mich wahrscheinlich nicht impfen, lassen, hoffe aber trotzdem, das nächste Jahr wieder live dabei sein zu können, obwohl man über den Stream natürlich auch viel mitbekommt und krank werden kann man dabei auch nicht, zumindestens was Corona betrifft und außerdem würde ich mir, das wird wahrscheinlich illusion bleiben, für das nächste Jahr eine Aufarbeitung des Corona-Themas wünschen und kann da gleich anmerken, ich habe auch einige Bücher, die sich dafür gebrauchen lasen, vor allem aber meine Blogartikel, drei schon veröffentlichte Bücher, zwei noch zu erscheinende und an dem sechsten, das ich derzeit schreiben möchte, komme ich angesichts der sich derzeit überstürzenden Ereignisse nicht wirklich weiter, habe inzwischen 4386 Worte, aber beim “Nano” schreibe ich ja nicht wirklich mit. Velleicht gelingt es mir aber trotzdem noch die Situation und sie sich auf beiden Seiten anfühlen kann, in Worte zu fassen.

30 Jahre Kraft der Literatur

Der Lockdown zwei hart, läßt sich, kann ich empfehlen sehr gut literarisch nützen und so bin ich an diesem Wochenende mit einem ganzen Programbündel auf meinen Zweitwohnsitz gefahren und da kam es wieder anders, als man denkt, hatte ich doch vor, neben dem Korrigeren, der “Mathilde”, da bin ich ja seit Montag mit den fünfzigtausend Worten und dem Rohtext fertig, habe die schon wieder hinunterkorrigiert und dem Lesen, da wollte ich ja meine E-Books, die ich habe auflesen, damit ich keine Bücher mitschleppen muß, werde aber, wie es scheint, wohl nicht einmal mit dem Lesen von Leander Fischers “Forelle” fertig werden, weil Literatur, Literatur und da habe ich am ersten November von einem leeren November geschrieben, die Livestreams machen es möglich, sich trotzdem ins literarische Geschehen zu stürzen. Sie ermöglichen sogar viel mehr als nur Literaturhaus, “Gesellschaft” und “Alte Schmiede”, wenn auch, was ich auch diese Woche merkte, die Tonqualität manchmal etwas schwierig ist.

Am Freitag habe ich also gesehen, werden im Literaturhaus die Sieger des “Fm4-Wortlaut” vorgestellt und das ist ja, kann man sagen, der österreichische Anfängerpreis der Autoren, wie beispielsweise Cornelia Travnicek in die Höhe geschwellt haben, auch andere, aber durch sie bin ich damit in Kontakt gekommen, war ein paar Mal im “Phil”, wo die Texte präsentiert wurden, habe mich da schon 2009, habe mir ein paarmal, die Anthologien schenken lassen, in der letzten Zeit mich aber wenig damit beschäftigt. Jetzt aber gesehen, die Veranstaltung gibts im Literaturhaus.

Fein, natürlich, obwohl da ja der Livestream der “Literatur im Herbst” nicht aus dem Odeon, wie gewohnt, sondern aus der “Alten Schmiede” mit der Eröffnung beginnt und dann habe ich noch auf der Hauptverbandseite gelesen, die “Europäischen Literaturtage”, die es auch schon zwölfmal oder zwölf Jahre in Krems gibt, kann man sich auch online geben.

Also habe ich damit Donnerstagabend angefangen und hatte vor, mich am Abend ins Literaturhaus zu begeben, aber da gibt es derzeit keine Veranstaltungen, nur ein Video von den drei Siegertexten des “Fm4 Wettgewerbs” von Zita Bereuter vorgestellt, die da Elisabeth Etz, Johanna Hieblinger und Matthias Gruber waren und das Thema lautete passend zu Corona “Kontakt”.

Klingt interessant, aber Videos kann man sich ja immer anschauen, also doch zur Eröffnung, in den “Schmiedessal”, da waren drei große Metallfische aufgestellt, die offenbar die Kraft der Phantasie symbolisieren sollten. Walter Famler saß im Hintergrund und erklärte, was wahrscheinlich ohnehin jeder wußte, heuer ist alles anders und online. Obwohl es ja ein besonderes Fest zu feiern gäbe, nämlich dreißig Jahre “Literatur im Herbst” und da habe ich die Anfänge wahrscheinlich wegen meines Geburtstagsfestes, das oft gleichzeitig war, versäumtund bin glaube ich auch erst hingekommen, als das Gastland oder Thema Bulgarien war. Vorher hat es die “Literatur im März” gegeben, die wurde durch den “Herbst” im Odeon ersetzt und da waren einmal alle osteuropäischen Länder dran, dann wars mal den Frauen gewidmet, Angelika Reitzer hat da kuratiert und in den letzten Jahren ging es um den utopischen Raum, der sehr wichtig ist, die Kraft des Erzählen, was das heurige Thema ist, aber auch und das ist ja eines, das mich, ebenfalls sehr beschäftigt, denn ich erzähle, blogge, schreibe etcetera, ja auch in Zeiten von Corona besonders viel

Die Eröffnungsrede von Veronica Kaup-Hasler wurde von Walter Famler vorgelesen und dann kam der 1949 im Drautal geborene Alois Hotschnig auf die Bühne von dem ich “Leonardos Hände” gelesen und “Die Kinder berührte das nicht” einmal bei “Rund um die Burg” gewonnen habe, daber noch nichtgelesen habe, weil Erzählungen und Erzählungen interessieren mich ja nicht.

Er eröffnete eher leise und nicht so besonders gut zu verstehen über seine Lesegeschichte und die ist ja interessant und bei jedem Menschen wahrscheinlich anders. Da findet man Bücher, er hat, glaube ich, die Kinder geschichten von Peter Härtling erwähnt, die einem berühren, kam zu Viktor Frankl, der vielleicht nur deshalb das KZ überlebte, weil er dachte, daß er das muß, um nachher erzählen zu können, wie es war. Ein alter Mann kam vor, der sagte “Ich bin schon über achtzig, wann hört mir endlich mal wer zu?” und einer, der den Namen seiner in Hartheim ermordeten Verwandten Jahre später auf das Familiengrab einritzen ließ, die der tatsächch dort Liegenden waren schon verblichen und der in den Neunzehnvierzigerjahren Verstorbenen stach heraus.

“Das ist aber eine Geschichte, die erst geschrieben werden muß!”

Daran folgte dann das Gespräch mit dem Mitkurator Ilija Trojanow ,von dem ich ja erst sein Longlistbuch des heurigen “Österreichischen Buchpreises” glesen habe. Dann war eine kleine Pause “Laufen Sie nicht davon!”, stand, glaube ich, dann auf dem Bildschirm. Wahrscheinlich wurde wieder desinfiziert und dann kam wieder Walter Famler mit dem 1953 geborenen Dzevad Karahasan,der in Graz und Sarajevo lebt und einen Geschichtenband geschrieben hat “Ein Haus derMüden” mit fünf Erzählungen, wo die erste in Sarajevo 1914 beginnt, wo Briefe geschrieben werden, die nie oder wo anders ankommen.

Dann hätte noch Monika Helfer aus ihrer “Bagage” lesen sollen, zumindest stand das auf dem gedruckten Programm, wo noch das “Odeon” als Ort vermerkt ist. Aber diese Familiengeschichte kenne ich ja schon und die Soiree der europäpäischen Literaturtage mit Olga Grjasnova und Michael Staravic und, ich glaube, auch ein Konzert habe ich versäumt, aber alles kann man ja nicht haben.

Am Samstag ging es mit Marlene Streeruwitzs Covid-19 Roman “So ist die Welt” geworden”, aus dem sie schon vor kurzem in der “Alten Schmiede” mit Daniel Wisser diskutierte. Jetzt las sie ein Stück aus der dritten Season oder, wie das heißt und wie Marlene Streeruwitz erläuterte den Fernsehserien nachempfunden ist, eine Szene die zu Pfingsten spielt und da wird auf Marcel Reich Ranicki angespielt und ein Erlebnis das Marlene Streeruwitz offenbar einmal mit dem Literaturpapst hatte. In der Diskussion erkundige sich dann Walter Famler, ob die Betty Marlene Streeruwutzs Alter Ego wäre und die Diskussion war wieder sehr politisch und schwierig zu verstehen, ging sie ja bis in die 1960-Jahre zurück. Kanzler Kurz wurde aber auch thematisiert und die sehr entmenschtlichte Sprache, die in Covid-Zeiten angewandt wird und die mich auch sehr stört, das “Absondern”, das “Isolieren”,die “Massentests”, wo bleibt da das Individduum? Da führt wohl der zweite oder auch der erste Lockdown dazu, wo dann alle als “brav” gelobt werden, wenn sie zu Hause bleiben und bei “Oe 24” anfragen, ob sie ihre Freundin besuchen dürfen?

Körperliche Eingriffe, wie Zwangsimpfungen und Zwangstests dürfen nicht sein, sagte Marlene Streeruwitz “Da müssen wir eingreifen und wieder revolutionieren!” und erklärte auch, daß sie, wenn jetzt kein Lockdown wäre, gar nicht in Wien, sondern in New York wäre, um die Füllung für den Thanksgiving-Truthahn einzukaufen. Eine Häuslichkeit, die Walter Famler wieder sehr erstaunte. Marlene Streeuwitz aber nicht als Widerspruch gelten ließ.

Dann gings mit dem “Wespennest Nr 179 – Viele Sprachen -eine Sprache” weiter, wo die Wespennest- Mitarbeiterin Andrea Zederbauer ein vorlas.vorlas.Gespräch mit dem 1961 geborenen Jose F. A. Oliver, der als Gastarbeiterkind im Schwarzwald aufwuchs, über die die zweisprachigkeit und wie sein Deutsch seine spanische Sprache veränderte, führte und Texte aus dem Heft und seinen Büchern, darunter seine Lorca-Übersetzungen las.

Dann hätten Yvonne A. Owuor aus Nairobi und William T. Vollmann aus Sacramento USA kommen sollen und ich habe mir schon gedacht, wie das passiert?

Angekündigt wurde es und auch kein Bildschirm zu sehen, denn Ilija Trojanow saß mit einem Stoß Büchern allein am Vortragstisch und sagte “Leider, leider, da hätten Sie jetzt zwei wunderbare Autoren kennengelernt, aber so muß ich Ihnen ihre Bücher vorlesen!”, und stellte dann die 1968 kenianische Autorin und ihren Roman “Das Meer der Libellen” vor, das von einem Mädchen namens Ayaana handelt, das sich einen Matrosen als Vaterersatz aussucht und später nach China reist, weil sie chineschische Wurzeln hat.

Der 1959 in Los Angeles geborene William T. Vollmann, hat wie Ilija Trojanow erklärte schon genreübergeifend viele Bücher geschrieben, von denen nur wenige auf Deutsch übersetzt sind. Er hat ihn durch ein besonders Dickes kennengelert aus dem jetzt ein Auszug, ein Text über den Tod im “Wespennest” erschienen ist.

Dann stellte Ilija Trojanow auch die anderen Bücher, zum Beispiel das im Programm angekündigte “Arme Leute” vor vor und las ein paar Thesen aus dem Buch “Wie man schreiben soll?”

Nachdem die Matinee mit Jabbar Abdullah und Abbas Khider über “Literatur und Flucht” ausgefallen ist und ich mich zur Matinee und Preisverleihung nach Krems switschen konnte, ging es mit einem sehr verkürzten Programm am Sonntagnachmittag weiter und zwar sprach da der ehemalige ORF Journalist Friedrich Orter mit dem schon am Freitag aufgetreten Dzevad Karahasan, den ich, wie ich darauf gekommen bin, schon einmal in Göttweig aus seinem Buch lesen hörte, über Literatur und Krieg.

Es hätte auch der syrische Autor Khaled Khalifa mitdiskutieren sollen, aber nur ein Duett und Friedrich Orter stellte an Dzevad Karahasan gleich die provokante Frage, ob der Autor vom Krieg gewinnen würde?

Wenn er darüber schreibt und das Buch ein Bestseller wird, ja wahrscheinlich, aber wahrscheinlich fängt er es nicht mit dieser Absicht an und wünscht sich den Krieg auch deshalb nicht herbei, sondern verarbeitet dadurch seine Traumen und der Nobelpreisträger aus Griffen wurde natürlich auch erwähnt und die Frage, ob er den zu Recht bekommen hat und wie kann man nur einseitig für die Serben sein?

Das müßte man ihn wahrscheinlich selber fragen. Aber ich kann mich erinnern, daß Handke schon einmal Gegenstand der “Literatur im Herbst” war, wahrscheinlich war das damals als “Jugoslawia revisited” das Thema war und da hat ihn Erich Kein, glaube ich, “Kasperl” genannt.

Es ging aber in der “Schmiede” weiter. Daß Devad Karahasan in Sarajewo einmal Büchners “Woitzek” inzenierte, was ein großer Erfolg gewesen war und die Leute Büchner für einen zeitgenößischen bosnischen Autor hielten, war er, glaube ich, nicht und Susan Sonntags “Warten auf Godot-Inszenierung” wurde als zynisch kritisiert.

Das kann ich nicht beurteilen, habe von Dzevad Karahasan auch noch nichts gelesen, aber vielleicht komme ich einmal an eines seiner Bücher, um mich in sein Werk einzulesen.

Dagegen habe ich in meinen Regalen zwei Bücher des 1973 in Bagdad geborenen Abbas Khider stehen, der jetzt, glaube ich, in Berlin lebt und auch nicht kommen konnte, der aber sein “Museum der Miserablen” schon beim Leipzig Online Tag vorstellte. Jetzt las Ilija Trojanow daraus und erwähnte lobend “Die Orangen des Präsidenten”, das war, glaube ich, einmal in einer “Thalia-Abverkaufkiste”und von “Deutsch für alle” habe ich irgendwann einmal eine Leseprobe bekommen.

Dann kam der ebenfalls schon aufgetretene Jose F. Oliver, natürlich auch wieder allein, beziehungsweise mit dem Debutroman der 1982 in Caracas geborenen Karina Sainz Borgo “Nacht in Caracas”, die heute in Madrid lebt und deren Buch schon in zweiundzwanzig Sprachen übersetzt wurde und, wie in der Beschreibung steht, ein virtuoses Portrait eines untergehendes Landes schildert.

Adelaida steht am Grab ihrer Mutter, beziehungsweise erzählt sie der toten Mutter von dem Tag, an dem sie Tomaten kaufen sollte, nicht nach Hause kommen wollte, weil sie von der dort zubereitenden Schildkrötenpastete nicht essen wollte.

Jose F. A. Oliver las mit sehr beindruckender Stimme ein Stück auf Spanisch und dann die Fragen, die er an Karina Sainz Borgo gestellt hätte, wenn sie hier gewesen wäre und ihre möglichen Antworten, wovon das Buch handelt, etcetera.

Das war sehr spannend, nur leider brach der Stream mittendrin ab, so daß ich Walter Famlers Schlußabsage, wo er sicher auf das Lesen der Bücher hingeweisen hätte, versäumte und nun, wie schon beschrieben ein sehr literaturintensives Wochenende, wenn auch ein, Corona bedingtes, sehr verkürztes “Literatur im Herbst- Festival” erlebte, was mich vielleicht wieder an das Wort skurril, das mich in den letzten Tagen ja sehr beschäftigt, denken und sich fragen, wie skurril abgespeckte Online-Festivals wahrscheinlich sind?

In Zeiten von Corona aber nicht anders möglich und natürlich gut, daß es sie gibt und während OE 24-TV, das ich während der Literatursessions immer wieder hörte, sich über die Leute ärgerte, die auf den Straßen spazieren gingen, statt brav zu Hause zu bleiben, damit nach dem sechsten Dezember der Lockdown wieder beendet und ein halbwegs normales Weihnachtsfest gäben, kann man sich damit beschäftigen, was wahrscheinlich ein wenig dystopisch und unvollkommen ist, man kann aber natürlich lesen und das wäre ja das traditonelle, was man ja im Winter auch gerne tat und da das Festival Corona bedingt, viel früher als erwartet endete, habe ich auch Zeit mich demnächst in eine “Zoom-Konferenz” zu begeben, wo die fünf Shortlist-Bücher des heurigen Bloggerdebutpreises bekannt gegeben werden und bin bis dahin gespannt, ob Leander Fischers “Forelle” darunter sein wird?

Vom utopische Raum zum roten Wien

Seit einigen Jahren gibt es ja im November die “Literatur im Herbst” im “Odeon”, die Walter Famler  und die “Alte Schmiede” veranstalten, beziehungsweise wurde die “Literatur im März” dadurch abgelöst und in den ersten Jahren waren meist osteuropäische Länder das Thema. Die ersten Jahre habe ich wegen meines Geburtstagsfestes ohnehin versäumt, dann bin ich, glaube ich, als Griechenland das Thema war, das erste Mal hingegangen, bei Rumnänien war ich, glaube ich, auch, dann wurde “Jugoslawien revisited”, gegendert wurde auch, Japan war daran und vor zwei Jahren ging es um die “Dialektik der Befreiuung”, da wurde, glaube ich, schon das Thema “Zukunft” thematisiert, im Vorjahr ist es um Utopien beziehungsweise Dystopien gegangen und da wurde von Walter Famler schon der utopische Raum, ein Ort für diesbezügliche Diskurse geschaffen, während ich mit dem Uli und das war vielleicht auch eine Utopie, “Sungs Laden” gelesen habe.

Im Frühjahr hat es dann im Schauspielhaus eine “Debattenschmiede” zu diesem Thema gegeben und ich glaube auch noch ein paar Mal, die ich aber versäumte und heuer ist das ganze Festival diesem Thema gewidmet und, wie ich auf einem Blick ins Programm befürchte, mir zu theoretisch und zu wenig Literatur.

ich habe aber die Autogrammsammlerin und Erika Parovsky im Publikum gesehen. Walter Famler hat verkündet, daß der Eröffnungsvortrag in englischer Sprache stattfinden wird und die deutsche Übersetzung ausgeteilt. Die Kulturstadträtin der Stadt Wien, Veronica Kaup-Hasler hat eröffnet und dann kam der Eröffnungsvortrag “Europäische Utopie von unten”, der sich haupsächlich auf die Wende von 1989 bezog von der 1946 geborenen britischen Autorin Mary Kaldor die anschließend darüber mit  Shalini  Randeria, der Rektorin des Instituts für Wissenschaften diskutierte.

Am Samstag ging es dann zum “Utopischen Raum I”, zum Thema “Weltbürger und Grenzen”.

“Willkommen!”, begrüßte der Moderator und Organisator Ilija Trojanow, die beiden Vortragenden Andreas Cassee und Niccolo Milanese.

Der  1982 geborene Schweizer Philosoph Andreas Cassee, der ein Buch über die “Globale Bewegungsfreiheit” geschrieben hat, setzte sich sehr für diese ein, während das Referat des 1984 geborenen, in Paris lebenden Niccolo Milanese über die “heimatlosen Weltbürger ging.

Dann wurde es Realpolitisch, beziehungsweise wurde nach den Utopien in der Politik gefragt und da diskutierte Oliver Scheiber mit der grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, die ja gerade mit den Türkisen die neue Regierung verhandelt und der 1980 im Kongo geborenen Ärztin und stellvertrende Bezirksvorsteherin des erstens Bezirks Mireille Ngosso, sowie Daniela Patsch, die für die Europawahl kanditierte und die sich autofreie Straßen wünscht,  über dieses Thema.

Am Schluß gab es noch ein utopisches Konzert, nämlich zwei Dänen, die sich ihre Musik zusammensampeln und im Anschluß noch darüber diskutierten, wie das mit dem Copyright ist.

Am Sonntag ging es zuerst in die “Alte Schmiede” und da gab es wieder in englischer Sprache, wahrscheinlich wegen der Transnationalität am Podium ein Gespräch über  “Transnationalism or Barbarism”, wobei den Disktutanten Holly Case, Niccolo und Jyoti Misttri, die Barbarei etwas abhanden gekommen waren.

Jyoti Mistry die aus Südafrika kommt und jetzt in Göteburg lebt zeigte zuerst einen Film “When i get up i become a black man”, wobei ein Schwarzer durch die Gegend rannte, das Alphabet rezitierte und ein kleiner Buc aus den fünzigerjahren natürlich “Wenn ich groß werde, werde ich Neger!”, sagte und ich habe Walter Famler auf die fehlende Literatur angesprochen, aber Holly Case, hat den “Magicmountain” erwähnt und ich habe mir gedacht, daß Sibylle Bergs “Buchpreisbuch” gut dazu gepasst hätte.

Am Nachmittag ging es dann im Odeon-Theater weiter mit dem “Utopischen Raum”, da diskutierte Ilija Trojanow mit Alexandra Strickner von Attac und Ulrich Brand, der für Harald Weizer eingesprungen ist, was ein gutes Leben ist und welche Visionen oder Phantasien es dafür braucht  und darüber, daß der Mensch vor den Investitionen kommen muß.

Dann kam der 1935 geborene französische  Etnologe und Antropologe  Marc Auge, der mit seiner Übersetzerin ein Stück aus seinem Buch “Die Zukunft der Erdbewohner”, las und dann folgte nach einer längeren Pause, wo ich ich endlich dazu kam, im zweiten öst Debutbuch Tanja Raichs “Jesolo” zu lesen, die Abschlußdiskussion “Alle Wege führen nach Utopia”, wo Walter Famler seine Ideen zum “Utopischen Raum”, den er weiterverfolgen will, noch einmal mit Ilija Trojanow, der auch daran beteiligt ist, vorstellte und die anderen Podiumsteilnehmer, beziehungsweise das Publikum befragte, welche Themen sie sich dazu wünschen?

Mein utopischer Raum ist wahrscheinlich das “Literaturgeflüster”, politisch bin ich allerdings auch und wünsche mir eine bessere, empathische, achtsamere und solidarischere Welt und am ging es im Schauspielhaus mit dem “Roten Wien”, das ja auch sehr wichtig ist oder war, weiter, so daß sich der utopische Raum in die “Gegenwart des roten Wiens” eingliederte, was eine weitere Veranstaltungsreihe der “Alten Schmiede”,darstellt, die diese Woche dort stattfinden wird.

In der “Debattenschmiede diskutierte Walter Famler mit dem experimentellen Dichter Dieter Sperl, endlich Literatur könnte man sagen. Es ging aber um Architektur und um die Ausstelung, die es im MUSA zu sehen gibt, die von Werner-Michael Schwarz, dem zweiten Diskutanten am Podium, kuratiert wurde.

Vor hundert Jahren haben die Sozialdemokraten die Wahlen gewonnen und mit dem sozialen Wohnbau im Gemeindebau begonnen.ich bin ja in einem solchen aufgewachsen. Es gab aber was ich nicht wußte, auch eine Siedlerbewegung und eine “Freihaussiedlung” und die lud Dieter Sperl offenbar zu einem Projekt ein, so daß er dort eine Zeitlang herumspazierte, schrieb, fotografierte und mit den Bewohnern ins Gespräch kam. Einen Teil eines so entstandenen Textes “Lost Paradise” las er vor und ich habe ja im roten Gemeindebau die soziale Kontrolle sehr stark und als eher unangenehm empfunden. De Dame neben mir war aber sehr begeistert von der Idee, daß den Arbeitern eine Trutzburg oder Schlößer gebaut wurden und das rote Wien war damals ein utopischer Raum, der sich verändert hat in dieser Art und Weise aber  noch immer besteht.

Dialektik der Befreiung

Wieder “Literatur im Herbst”, das ist die Veranstaltung, die Walter Famler seit einigen Jahren im November im “Odeon Theater” statt der “Literatur im März” kuratiert und da einmal vorwiegend mit den osteuropäischen Ländern begonnen hat.

Ab Griechenland bin ich dabei gewesen, vorher hab ich es versäumt, weil es sich mit meinem Geburtstagsfest überschnitten hat.

Jetzt sind die Länder in etwa durch, das letzte Jahr war Japan drin und da Walter Famler ein politischer Mensch ist, holen ihm die Achtundsechziger, obwohl er damals erst zehn Jahre alt gewesen ist ein und er hat das Publkum am Freitag auch mit “Genossen und Genossinnen” dann allerdings auch mit “brothers and sisters”, “friends and enemys”, begrüßt, was in einer Zeit, wo man die identitären von der Orbanisierung Österreich” und dem Ende von “Mulitkulti” sprechen hört, fast  nostalgisch anmutet. Aber vor fünfzig jahren hat es in London von den Antipsychiatern Ronald D. Laing and David Cooper organisierte Konferenz mit dem Titel “Dialektiv der Befreiung” gegeben. Herbert Marcuse und Felix de Mendelsohn war, glaube ich, auch dabei und die will Walter Famler dieses Mal offenbar weiterführen und das Buch, das diesbezüglich entstanden ist, wurde auch neuaufgelegt und am Mittwoch im “Freud-Museum” vorgestellt.

Da war ich im Literaturhaus, es lag aber am Büchertisch, der wieder von “apunktbuch” organisert wurde auf und andere politische Schriften der vergangenen Jahrzehnte, Belletristik eher weniger, obwohl zwei autoren auftreten werden, deren Bücher ich gelesen habe oder lesen werden.

Begonnen hat es aber, da Stadtrat Mailath Pokorny verhindert war und die  Eröffnung daher von Walter Famler durchgeführt wurde mit einer Rede von dem Schweizer Filmer und Theatermacher Milo Rau “Die Rückeroberung der Zukunft”, der Filme über den Kongo drehte und Tribunale in Moskau und Weltkonferenzen in Berlin durchführte.

Ja, die Globalisierung ist ein großes Thema, und die Gewalt in Ruanda und sonstwo ist es auch. Zivilcourage oder vielleicht auch ziviler ungehorsam ist angesagt und Milo Rau, von dem ich noch nicht viel gehört habe, offenbar bin ich doch nicht so politisch, scheint ein sehr selbstbewußter Mann zu sein. Es gab dann noch ein Gespräch mit der Professorin für Soziologie Shalini Randeria darüber und Walter Famler verwies auf das Programm der nächsten zwei Tage und forderte die “Genossen und Genossinnen”, die “Brothers und die Sisters”, etcetera, zum Wiederkommen auf.

Es gab dann auch am Samstagnachmittag einen Film über Herbert Marcuse in San Diego aus den Neunzehnhundertsechziger, der ja auch an der Konferenz in London teilgenommen hat und dann gings zur ersten Kanzelrede, vielleicht ein Format von damals oder ein bewährtes Befreiungsinstrument.

Da hat Isabel Lorey über die “Regierung der Prekären” und Thomas Seibert über die “Existenz der Ökonomie” referiert, denn so heißen ihre Bücher und ihre Theesen dann gegeneinander diskutiert.

Danach gab es eine einstündige Pause und ich dachte, was mache ich da, wenn niemand da ist der mich auf ein Glas Wein einlädt oder mit dem ich reden kann, denn ich hatte mir wieder kein Buch mitgenommen, obwohl ich schon fast im Zugszwang bin, alles wie vorgenommen zu schaffen und wollte auch nicht am Donaukanal spazieren gehen.

Also habe ich mir das Glas Wein selbst gekauft und Luis Stabauer angesprochen, der wie ich gerade  einen Roman über die politische Situation schreibt.

Den kann ich vielleicht für meine geplante Leserunde gewinnen, wenn  das “Bibliotheksgespenst” erschienen ist und dann kam, das erste Mal bei dieser Veranstaltung eine Lsung. Jan Koneffke stellte nämlich den Italiener Maurizio  Torchio mit seinem Gefängnisroman “Das angehaltene Leben” vor, was eigentlich ein umgekehrte Befreiunngsakt ist und wie der Autor sagte, eigentlich auch keine soziale Mißstände aufzeigen sollte, aber trotzdem interessant war und dann kam, wie Walter Famler noch einmal ankündigte, der Höhepunkt des Abends nämlich eine szenische Reflexion über Pier Paolo Pasolinis “Salo oder die hundertzwanzig Tage von Sodom”, wo 1975, das faschistische Italien gezeigt wurde, wo vier Herren acht Jugendliche zu Tode quälten und der dafür, wie die beiden vortragenden Aleksandara Corovic und Rafael Schuchter bemerkten, schlechte Kritiken von Rezenten bekommen haben, die dreißig Jjahre vorher Veit Harlans “Jud Süß” wohlwollend, als qualitätvolles Kunstwerk besprochen haben.

Am Sonntag ist es dann um zehn im Metro-Kino mit einem Film “I am not your negro” über James Baldwin, von dem ich “Giovannis Zimmer” noch lesen muß, in dem es über die amerikanische Rassentrennung geht, weitergegangen und um elf war eine Verantstaltung in der “Alten Schmiede”: “Dialektik der  Unfreiheit in Osteuropa” unter anderen mit Paul Lendvai und  Ilija Trojanow angesetzt, die sicher interessant, aber nicht zu schaffen war, da der Film, beziehungsweise die Diskussion darüber erst um cirka viertel eins zu Ende war.

So bin ich mit der Ruth und der Erika Brunngraber, deren Hund gestorben ist, bis halb eins im Foyer gesessen, dann in die Krongasse gegangen, wo es Sardinen gab. Am Samstag gab es Tintenfische, denn das gibt es bei uns meistens am Wochenende, wenn wir in Wien sind und dann wieder ins Odeon Theater in die Taborstraße, wo es die “Kanzelreden II”, zu dem wahrscheinlich noch sperrigeren Thema “Die Externalisierungsgesellschaft und die  Politik der Potentalität” gab. Worum es darum ging, ist mir nicht ganz klar geworden, zumindest sind die beiden Redner, Felix Ensslin, der Sohn von Gudrun Ensslin und Stephan  Lessenich von einem Thema zum anderen gesprungen, haben sich auf Thomas Münzer, den Film von Pier Paolo Passolini und auch auf dem Tod bezogen.

“Hirnwichslerei” hat es eine Bekannte genannt. So ganz kann ich ihr nicht widersprechen, obwohl einige, die sich aus dem Publikum zur Diskussion meldeten, interessante Fragen hatten und sicher mehr verstanden haben.

Ich bin bei der “Befreiungsdialketik” vor allem an der politischen Siutation interessiert, an den schwarzblauen Regierungsverhandlungen, die im Gange sind und, wo man hört, daß die, die Schulversuche zur Ganztagsschule eingestellt werden sollen, die Mindestsicherung gekürzt, etcetera und den Aktionen der Identitären, die ja jubeln, daß es die Linken nicht mehr gibt, beispielsweise und, als ich schon dachte, daß das Ganze vielleicht nur eine nostalgische Retroveranstaltung ist, hat sich Walter Famler darauf bei der Diskussion im Kino bezogen und sehr emotionell dabei gewirkt.

Dann kam wieder ein Literaturblock, den Ilija Trojanow moderierte und da begann Noro Bossong mit ihrem Roman über Antonio Gramsci, den ich ja bei dem Gewinnspiel von Mara Giese vor zwei Jahren gewonnen habe, dann wurde Pankay  Mishras, das ist ein 1969 in Indien geborener Essayist, “Zeitalter des Zorns” vorgestellt, das wie im Programm steht “ein Parforceritt durch die Geschichte der europäischen Aufklärung und ihren Analogien zum pervertierten Freiheitsbegriff in islamistischen Märtyrer- und Opfertod-Ideologien” ist.

Sicher sehr interessant, aber ein Buch, das ich wahrscheinlich nicht lesen werde. Bei Colson  Whitehead “Undergroud Rail Road”, der mit seinem Bestseller, mit dem er  2017, den “Pulizter-Preis gewonnen hat, gerade auf Lesereise im deutschen Raum ist, ist das anders, denn das habe ich mir ja von dem Buchgutschein, den mir die Anna zum Geburtstag schenkte, gekauft und hoffe nur, daß ich es bald schaffe, das Buch zu lesen.

Die “Underground Rail Road” ist ein Weg, auf dem  sich die Sklaven in Amerika zur Freiheit aufmachten und weil das Buch jetzt in aller Munde ist, sind auch Jatja Gasser und Zita Bereuter zum zuhören eingetroffen und am Abschluß gab es noch von Walter Famler einen “Befreiungsblues” und ich denke, es war sehr gut sich an diesem Wochenende auf einen Gang durch die Befreiungs- und Unterdrückungsgeschichte der letzten fünfzig Jahre zu begeben und, wie es in Österreich in Euopa und auf der ganzen Welt weitergehen wird, wird die zukunft zeigen.

Echos aus Japan

Wieder einmal “Literatur im Herbst”, dem Nachfolger der “Literatur im März”, das Walter Famler von der “Alten Schmiede” seit einigen Jahren im November, meistens mit Literatur aus einem bestimmten Gastland macht.

Weil es zeitlich öfter mit meinem Geburtstagsfest zusammengefallen ist, habe ich die Veranstaltung einige Jahre lang versäumt und bin, glaube ich, erst hingekommen, als Griechenland das Gastland war, dann kam die Ukraine, Ex-Jugoslawien, Angelika Reitzer kuratierte einmal für die Frauen, die Donau war einmal das Thema, voriges Jahr der Iran und heuer Japan ein interessantes Thema, nur  zeitgleich mit dem “Fried-Festival”, so daß man sich wieder teilen müßte und weil Japan so weit entfernt ist und wahrscheinlich auch zu teuer Huraki Murakami, dem ewigen Nobelpreiskanditaten einzufliegen, traten diesmal auch eine Reihe von österreichischen Autoren auf, die irgendwie einen japanischen Kontext haben und der ist sehr oft, daß sie dort als Gastlektoren, wie Leopold Federmair, an japanischen Universitäten unterrichten.

Begonnen hat es wieder am Freitag und da habe ich es wegen der “Literatur aus Niederösterreich” versäumt und am Samstag gings los mit einem Film “Tony Takitani” nach einer Erzählung von Haruki Murakami und der war sehr meditativ, sehr ruhig und, wie die japanische Literatur vielleicht meistens ist, sehr fremd.

Tony Takitani ist schon einmal wegen seines amerikanischen Vornamens ein Außenseiter, dann ist die Mutter bei der Geburt gestorben, der Vater ein Musiker, war meistens auf Konzertreisen, dann hat er eine Frau geheiratet, die obsessiv Designerkleider kaufte und, als er ihr das verbieten wollte, ist sie daran gestorben, das kommt in dem Film nicht sehr deutlich heraus, es tritt nur auf einmal eine andere Frau auf, die er als Sekretärin engagiert, sie soll aber die Kleider seiner toten Frau tragen, dann bläst er das ab, verkauft die Kleider seiner Frau und die Schallplatten, die er von seinem Vater erbte und bleibt allein.

Im Anschluß gab es eine Diskussion mit der Übersetzerin Ursula Gräfe, die den Skandal um die “Gefährliche Geliebte” zwischen MRR und Sigrid Löffler im damaligen literarischen Quartett in Erinnerung rief.

Die “Gefährliche Geliebte” habe ich gelesen, mein einziges Haruki Murakami Buch bisher, obwohl ich einige andere in meinen Regalen habe, dann schwenkte sie zum Namensvetter Ryo Murakami über. von dem ich  “Das Casting” gelesen habe und es gab eine Lesung aus dem Nachfolgerroman “Coin Locker Babies”, wo es um in Schließfächer weggelegte Kinder geht, beziehungsweise, um eine junge Frau, die mit Siebzehn mit ihrem Krododil, das im elterlichen Haus zu groß geworden ist, auszieht.

Danach kam, eingeleitet von Leopold Federmair Hitonari Tsuji, der 1959 in Hino geboren wurde, jetzt in Paris lebt, Filme gemacht hat und überhaupt, wie Leopold Federmayr erwähnte, ein “Tausendsassa” ist, er stellte ihm einige Fragen, die der Autor, glaube ich, anders als erwünscht, der von der guten österreichischen Küche, dem Schnitzel und dem Gulasch, schwärmte, beantwortete.

Dann aber etwas vom Buddhismus erzählte und es gab einen Auszug aus seinem Roman “Der weiße Buddah”, der wie der Autor dann doch erzählte, das Leben seines Großvaters schildert.

Danach kam die 1959 geborene Sabine Scholl, die jetzt in Berlin lebt, aber dreimal je ein Semester in Japan war und jetzt einen Roman herausgegeben hat, der die “Füchsin spricht” heißt, daraus las sie drei Stellen, die von Japan handeln und zwar ist die Protagonistin mit ihrer Tochter Kiki aus Japan nach Berlin zurückgekommen, der Vater ist dort geblieben und hat sich auch mit einer Japanerin verheiratet.

Fukushima wird thematisiert und die japanischen Mythologien, so ist das Fuchsmotiv ja ein beliebtes Thema und da stand ja auf der vorigen deutschen LL ein solches Buch, das es auch am Büchertisch gab und noch einiges anderes aus der Sicht von Personen, die Japan schon verlassen haben und nur mehr ihre Fiktion davon wiedergeben.

Zuletzt kam wieder eine Japanerin, nämlich, die 1983  geborene Nanae  Aojama, die ihren Roman “Eigenwetter” vorstellte, wo es um eine zwanzigjährige junge Frau geht, die, weil ihre Mutter nach China geht, in das Haus einer alten Verwandten zieht und dabei einige Erfahrungen macht, Beziehungen eingeht und schließlich einen Job findet. Der Fluß oder die Eisenbahnschienen werden dabei, als Metaphern des Lebens beschrieben und  Thomas Eggenberg, der zwar nicht sie, aber Banana  Yoshimoto übersetzte, fragte die junge Frau nach ihren Leseerfahrungen und, ob sie schon einmal in Österreich gewesen wäre?

Am Sonntag  gabs in der “Alten Schmiede” ein Werkstattgespräch zwischen Lydia Mischkulnig, Sabine Scholl, Miri Yu und Fuminori  Nakamura, der am Freitag gelesen hat, zum Thema “Global und Lokal”, aber da wurde zeitgleich im Literaturhaus der “Erich Fried Preis” an Leif Randt verliehen, so bin ich erst knapp nach zwei ins Odeon gekommen, wo der Film “Kirschblüten und rote Bohnen” schon gelaufen ist, den ich schon mit dem Alfred im Februar gesehen habe.

Der Film ist nach einem Roman des 1962 in Tokio geborenen Durian Sukegava und handelt von der Diskriminierung an Lepra erkrankten, die in den Fünfziger Jahren in Japan weggesperrt wurden. Er handelt auch von drei einsamen Menschen, einem Mädchen, das mit ihrem Vogel bei ihrer Mutter lebt, die aber nicht viel Zeit für sie hat, einen vorbestraften Dorayaki-Bäcker und einer alten an Lepra erkrankten Frau, die in den Neunzigerjahren wieder in die Freiheit durfte und ihm das Rezept der besten Bohnenpaste lehrte.

Danach gab es eine Pause mit den japanischen Autoren, das heißt, es wurden Lydia Mischkulnig und Anne Cotten vorgestellt, die wie Sabine Scholl und Leopold Federmair einige Semester an einer japanischen Universität lehrten und nun von Martin Kubaczek, der das auch einmal tat, genau zu den japanischen Einflüßen in ihren Werken, die dadurch entstanden, befragt.

Die 1963 in Klagenfurt geborene Lydia Mischkulnig, die ich persönlich sehr abgehoben empfinde, hat dazu wieder aus ihrem neuen Erzählband die Geschichte “Ein Tier wie jedes andere” gelesen, in dem es, um einen Heuschreck am Fenster einer Angestellten, in deren Firma abgebaut wird, geht, gelesen.

Anne Cotten hat sich in einigen ihrer Büchern mit dem Japanthema beschäftigt und als sie dort war, auch versucht die japanischen Schriftzeichen zu erlernen, außerdem hat sie ihren Figuren japanische Kunstnamen gegeben, so zum Beispielen einen Studenten, der an der Hochschule für Bodenkultur studiert, Boku genannt.

Die 1980 in St. Pölten geborene Milena Michiko Flasar, hat durch ihre japanische Mutter und auch durch das Thema, ihres preisgekrönten Romans “Ich nannte ihn Krawatte”, wahrscheinlich einen größeren Japapbezug und interessant ist auch, daß ich heute im “Wortschatz” am Margaretenplatz, die Anthologie “schreibART AUSTRIA”- Das Literaturprogramm der Kultursektion  des Außenministeriums gefunden hat, wo unter anderen auch Milena Michiko Flasar mit einem Auszug aus ihrem “Krawatten-Buch” aus dem ich ja schon einige Lesungen hörte, da aber leider noch nicht zu mir gekommen ist, enthalten ist.

Am Schluß kamwieder eine japanische Autorin, allerdings eine mit koreanischen Wurzeln, die schon erwähnte, Miri Yu, 1968 geboren, sie stellte ihren auf Deutsch erschienen Roman “Gold Rush” vor, in dem es, um einen Vierzehnjährigen geht, der seinen Vater erschlagen hat und bevor er sich der Polizei stellt, noch einmal mit seinem behinderten Bruder in den Zoo geht.

Diese Stelle wurde von Robert Reinagl auf Deutsch gelesen. Im Gespräch erzählte die Autorin, daß sie jetzt an einer Fortsetzung schreibt, in der es darum geht, was mit dem Vierzehnjährigen zwanzig Jahre später, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wird, passiert.

Also interessant und spannend, vielleicht werden wir auch  etwas von dem Buch hören, inzwischen kann man sich auch so in die japanische Literatur einlesen, das “Kirschblütenbuch” war allerdings am Büchertisch, den wieder die Buchhandlung der Brigitte Salanda machte, bald ausverkauft. Es lagen aber andere darauf und ich habe auch noch einige ungelesene Bücher von  japanischen Autoren in meinen Regalen und die japanische Literatur ist auch, wie ich bei den Blogs, die ich gerne lese, bemerken kann, derzeit sehr modern und sehr geliebt.

Stimmen aus dem Iran

“Die “Literatur im Herbst”, deren Eröffnungsveranstaltung ich wegen der “Poet-Night” leider versäumte, hat sich heuer ein ganz besonders brisantes Thema ausgesucht.

“Literatur aus dem Iran”,  von der ich, obwohl ich ja eigentlich sehr belesen bin und auch über den Tellerrand hinausschaue, nicht viel weiß und so waren mir die Namen auf dem Programm auch mehr oder weniger unbekannt.

Mit ausnahme von Ilija Trojanow, einem der Kuratoren natürlich,  dessen LL-Buch “Macht und Widerstand” auch so ziemlich eines der wenigen auf dem Büchertisch, das ich kannte.

Stimmt nicht ganz, denn dieses iranische Comic “Persepolis” wurde, glaube ich noch bei der “Literatur im März” einmal vorgestellt, aber der Eröffnungsredner, der 1956 in Teheran geborene Amir Hassan Cheheltan war mir unbekannt, zum Glück ist aber seine Rede nicht nur im “Wochenend-Standard” abgedruckt, sondern er stand gleich um fünf mit seinem neu auf Deutsch erschienenen Roman “Iranische Dämmerung” am Programm.

Vorher konnte ich noch beobachten, daß die iranische Gemeinde in Wien sehr groß sein dürfte, denn sie strömte zahlreich herein und hat dann, glaube ich auch, den “Brigitte Salanda Stand” ziemlich leer gekauft.

Amir Hassan Cheheltan absolvierte in England ein Studium der Elektrotechnik, lebt in Teheran und das Gespräch mit Ilija Trojanow drehte sich unter anderem um die Zensur.

Da gibt es in dem präsentierte Roman zum Beispiel eine Stelle mit einem homosexuellen Vater, das wurde aber so verklausuliert beschrieben, daß die es nicht bemerkte, sondern ihm eine andere Stelle mit einem Mädchen hinausstrich.

Nun ja zu Zeiten Nestroys hat es das, glaube ich, auch bei uns gegeben und der zweite Autor, der dann folgte, der 1959 geborene Sharam Rahimian, ist ebenfalls sehr jung zum Studium ins Ausland, nämlich nach Deutschland gegangen, nach der Revolution aber in Hamburg geblieben, so daß er inzwischen schon auf Deutsch Kriminalromane schreibt.

Andere seiner Romane liegen aber noch wie im Programm steht, bei der iranischen Zensurbehörde.

Vorgestellt wurde “Dr. N. liebt seine Frau mehr als Mossadegh”, wo es, wie der Autor betonte hauptsächlich um die Liebe geht. Es geht aber auch um ein Interview zu dem Dr. N. gezwungen wurde, wo er  seinen Chef verriet, daran  hat er dann sehr zu leiden, bezeihungsweise ist das der Romangegenstand.

Dann folgte eine Frau, nämlich die inzwischen in Amerika lebende, 1946 geborene Soziologin, Shaharnush Parsipur, deren Roman “Frauen ohne Männer” verfilmt wurde und der sowohl realisitische als auch surrealistische Elemente zu beinhalten scheint, so geht es um Männer ohne Köpfe und um Bäume, aber vor allem wahrscheinlich, um Frauen, die sich von der Männerherrschaft befreit haben.

Nach einer Pause gab es dann noch “Eine poetische Reise durch die klassische Lyrik aus dem Iran”, die von Ufuk Özturk ausgewählt und präsentiert wurde.

Begleitet wurde er davon musikalisch durch Nariman Hodjaty und Amirkasra Zandian und in fünf Stationen ging es durch die Gedichte von Attar, Hafez, Saadi, etcetera.

Ufuk Özturk hat die Stationen, beispielsweise das Tal der Liebe, das der Bedürfnislosigkeit, der mystischen Erkenntnis oder der Verwirrung genau erklärt. Einen noch gründlicheren Streifzug durch die iranische Literatur kann man aber auch in einem Aufsatz von Maryam Moayedpour im “Hammer” finden, den es wieder  als Spezialausgabe gab.

“Also sehr interessant!”, wie die neben mir sitzende Dame zu mir sagte, die mir erzählte, daß sie sich inzwischen nur mehr von iranischen Brot ernährt, das sie sich aus einem Spezialgeschäft im zwanzigsten Bezirk besorgt und die  sich gleich von einigen der Iranerinnen  einiges erklären ließ.

Am Sonntagvormittag ist es dann mit einem Werkstattgespräch in der “Alten Schmiede” zum Thema Lteratur und Macht zwischen Monireh Baradaran, das ist eine 1955 in Teheran Geborene, die inzwischen in Deutschland lebt und viel über Folter und ihre Jahre im Gefängnis geschrieben hat, den in Teheran lebenden und in deutschen Zeitschriften publizierenden Amir Hassan Cheheltan und Josef Haslinger, 1955 in Zwttl geboren, inzwischen Co-Direktor in Leipzig und Präsident des deutschen PEN, was mir zwar ein bißchen unverständlich ist, weil ich dachte, als GAVler darf man nicht beim PEN sein, beim deutschen PEN aber offenbar doch und  erzählte viel über das “Writer in Prison Programm”, für das sich der PEN sehr einsetzt, gab Beispiele und meinte, daß es am schwersten sei, sich für die Rechte der Blogger einzusetzen, weil man Blogs löschen kann, während Bücher  nicht zu übersehen wären. Daran spann sich eine Diskussion, weil Blogs ja wieder eine Möglichkeit sind, seine Stimme zu erheben, wenn man sonst keine hat, wie ich das beispielsweise betreibe und Monireh  Baradaran meinte, daß es manche Bücher nur über “Amazon” zu bekommen wären.

Das wurde dann auch sehr diskutiert und der Diskussionsleiter fragte Amir Hassan Chelltan dann noch, wie er es schaffe, in Teheran zu leben und trotzdem kritisch zu sein?

Das läge wahrscheinlich am Bekanntheitsgrad meinte der und weiter, daß es in Teheran zwar verbotene Bücher gäbe, man diese aber sehr leicht am Schwarzmarkt kaufen könne, wobei es ihm natürlich lieber wäre, offiziell erscheinen zu können, weil er auch verdienen will.

Am Nachmittag ging es dann mit zwei Frauen weiter, nämlich mit der 1966 geborenen, in Teheran lebenden Sara Salar, die als einzige der Frauen ein Kopftuch trug und von Jutta Himmelreich als junge Wilde bezeichnet wurde, in ihrem Roman “Hab ich mich verirrt”, der zuerst in großer Auflage erschien, dann von der Zensur verboten wurde, geht es um eine junge Frau, die einen Tag durch die Stadt fährt, um ihr Kind vom Kindergarten abzuholen und dabei über ihr Leben reusumiert.

Monideh Baradaran, die jahrelang im Gefängnis saß, gab dann ein Beispiel aus ihrem Bericht “Erwachen aus dem Alptraum” und zuletzt kam noch, der ebenfalls in Deutschland lebende Abbas Maroufi, der in Berlin eine Buchhandlung betreibt und ein Internetprojekt für schreibende Iraner startete. Er las mit Ilija Trojanow im Duett die Erzählung “Totenklage”, wo aus der Sich eines Jungen, der seinen Großvater begleitet, erzählt wird, wie eine Familie versucht ihren hingerichteten Sohn zu begraben.

Wirklich sehr beeindruckend, die iranische Literatur, die uns WalterFamler da vermittelte, jetzt müßte ich das alles oder einiges daraus, nur noch lesen.