Kremulator

Von dem 1984 in Minsk geborenen und derzeit in der Schweiz lebenden Sasha Filipenko habe ich dank “Diogenes” schon viel gelesen und er wurde glaube ich, auch im Vorjahr bei den “Fried-Tagen” ,im Literaturhaus vorgestellt.

Da konnte ich nur streamen, aber jetzt ist sein neuer Roman zu mir gekommen in dem es über einen Pjotr Nesterenko geht, der Direktor der Moskauer Krematorien in der Stalin-Zeit war, und da 1941 verhaftet und verhört wird und um die verschiedenen Verhöre geht es im ersten Teil der den größten Teil des Buches ausmacht.

Da gibt es fünf oder sechs Verhöre und Pjotr Nesterenko erzählt in diesen, dem Ermittler, der nicht Genosse genannt werden will, sein Leben.

Da geht es hoch her. Es gibt einige Ohrfeigen, sonst ist der Protagonist, der aus adeligen Haus stammt, aber sehr souverän und er hat auch schon einiges erlebt.

Mit seinem Vater, der den Sohn zu einem starken Burschen machen wollte, gab es Schwierigkeiten. Dann diente er während der Revolution und im ersten WK in verschiedenen Armeen, floh dann ins Ausland, war als Pilot und in Paris auch als Taxifahrer tätig und außer den Verhören, gib es auch verschiedene Tagebücher und dann gibt eine Vera, die große Liebe seines Lebens mit der er Selbstgespräche führt oder ständig an sie denkt.

Die ist Schauspielerin und tritt ständig mit verschiedenen Mäännern, die sie fördern auf. In Paris gibt es aber eine heftige Beziehung zwischen den Beiden.

Nesterenko geht da auch täglich ins Theater, wo sie für ihn spielt. Dann entschließt sie sich aber wieder nach Moskau zurückzukehren, um in ihrer Karriere nicht behindert zu werden und da folgt ihr Nesternko nach und wird Direktor der Kreamtorien.

Da gibt es viel zu tun, denn in der Stalin-Zeit wurde ja viel erschossen und am Abend geht er ins Theater, um nach seiner Vera zu suchen.

Die findet er dann auch, aber leider unter den Toten. Unter den ebenfalls Erschossenen, obwohl sie sich damit prüstete von Stalin protegiert zu werden und sie deshalb ihren Pjotr auch verraten hat.

Der glaubt aber ein langes Leben zu haben und sich über den Tod hinweg visualisieren zu können. Es kommt trotzdem zu einer Verurteilung. Die passiert im zweiten Teil, im sehr kurzen dritten steht dann nur, daß er 1992 rehabilitiert werden soll.

Vor allem in Zeiten, wie diesen ein sehr interessantes Buch, das sehr witzig und mit allen Varianten der Schreibkunst ein wichtiges Kapitel der russischen Geschichte aufarbeitet.

Mein Jahr im Cafe am Rande der Welt

Von der Anna habe ich zum Geburtstag einen Kalender, bekommen, der der Buchoutfit hat. Ein farbenprächtiges buntes Cover, eine Art Tagebuch mit Illustrationen von Root Leeb und das “Cafe am Rande der Welt” ist glaube ich, ein esoterisches Kultbuch von John Strelecky, der mit seiner Familie in Florida lebt und den ich einmal bei “Rund um die Burg” gehört habe.

Und ich bin ja ein Fan von literarischen Kalendern und literarischen Tagebüchern. Der Platz ist zwar ein wenig klein, denn wenn ich auf Urlaub fahre, nehme ich mir ein ganzes Notizbuch mit und schreibe es dann voll. Was mache ich also damit? Mein literarisches Tagebuch ist ja mein Blog und für literarische Notizen ist es vielleicht auch nicht so ganz geeignet, denn es ist zu umfangreich, um es im Rucksack mit mir herumzutragen?

Also schauen wir hinein und weil es ja auf den ersten Blick, wie ein Buch ausschaut, kann ich auch darüber bloggen und der “Reisegefährte bei diesem fantastischen Abenteuer namens Leben mit Namen John” hat auch eine Einleitung geschrieben in der er verspricht, dieses Jahr zum fantastischen Jahr zu machen und damit es das wird, soll man zwölf Sachen aufschreiben, die man in diesem Jahr machenn will und dazu vielleicht auch noch zwölf Personen, die man mitnehmen kann.

Nun habe ich ja über mein Jubiläumsjahr schon geblogt, weiß was ich schreiben will, habe auch Pläne und vielleicht wieder am Volksstimmefest und am “Tag der Freiheit des Wortes” zu lesen.

“Wagenbach hat mich zu einer Vorpräsentation von Milena Michiko Flasars neues Buch eingeladen, ich habe mir das neue Buch der Marlene Streeruwitz bestellt und eine Menge Reisen will der Alfred auch mit mir machen.

Es geht dann gleich weiter mit dem Monat Januar oder Jänner. Da gibt es auch noch ein paar Tips was man in diesem phantastischen Monat alles machen kann, damit es ein glückliches Jahr wird.

Man kann seine tägliche Routine mit kleinen positiven Veränderungen verbessern. Man kann auch versuchen persönlich zu wachsen und zu einer regelmäßigen Routine zu kommen und damit das besser klappt, hat man dann für jeden Tag eine halbe oder sogar ganze Seite Zeit.

Also kann ich damit beginnen meine täglichen Erlebnisse einzutragen und da ist ja in der ersten Woche das Romanplanjahr der Jurenka Jurk, das dominierende Ereignis über das ich meine ersten Eintragungen machte.

Und das habe ich auch getan und der Jänner war ja ein sehr erfolgreiches Monat. Das neue Buch “In den Wolken leben oder das soziale Kreditsystem” ist erschienen, ich habe in der “Klahr-Gesellschaft” über Erika Danneberg referiert, die zwei Bücher über sie sind erschienen. ich war mit Milena Michiko Flasar japanisch essen und lese gerade ihr neues Buch.

Die Laudatio für eine neue “Ohrenschmaus-Preisträgerin” ist geschrieben und ein paar Texte habe ich auch weggeschickt und wenn ich wieder in das Strelecky-Büchlein schaue, gibts da auf der Februarseite den Aufruf sich in die Vergangenheit zu begeben.

Welcher Film hat mir gut gefallen und welches Buch in meiner Jugend?

“Onkel Toms Hütte” als Schulmädchen, das habe ich glaube ich schon mal geschrieben. “Don Carlos” hat mich einmal in der Oper sehr fasziniert. An einen Film kann ich mich jetzt nicht erinnern und einen Schöpfer, wie das John Strelecky von mir will, kann ich eigentlich auch nicht für meine schönen Momente danken, denn ich bin ja nicht religiös. Es gibt aber ein schönes Bild mit ein paar Blümchen und am vierzehnten Februar ist ja der Valentinstag.

Im März meint John Strelecky, daß man sich die Aktivitäten die man plant makieren soll, er schlägt auch den Osterputz vor und ich habe tatsächlich meinen Terminkalender geordnet, was es da an Terminen gibt.

Ganz wichtig, die Maskenpflicht in den Wiener Öffis, die es jetzt drei Jahre gab, ist mit Ende Februar gefallen, obwohl es fünftausend tägliche neue Fälle gibt und ich auch eine bißchen krank bin.

Aber da heißt es eine schwache Kurve und wir müsen mit dem Virus leben lernen. Hat man das vor einem Jahr gesagt, war man ein böser Schwurbler, jetzt wird das normal, wo man überlegen kann, wie wichtig das vorher war oder auch gut gelaunt in den Frühling starten.

Da wünscht sich sicher John Strelecky. Also im März gibt es die “Ohrenschmus-Preisverleihung” und im April kommt dann Ostern mit dem Osterspaziergang. Die “Buch und Wein” und die “Leipziger Buchmesse”, wo wir endlich, nach dem es die jetzt drei Jahre nicht richtig gab, wieder hinfahren werden und das ist Österreich das Gastland und diesbezüglich bekomme ich schon länger viele Informationen.

Im April geht es dann mit Ostern beziehungsweise der Karwoche weiter.Im Kalender spricht John Strelecky von einem Monat der wunderbaren Veränderungen. Die Farbe kehrt in den Pflanzen zurück und dazu gibt es ein Bild , wo die Bäume aber noch ziemlich kahl sind. Dann sprich er von dem Neuen, das die Krisen, beziehungsweise die Veränderungen bringen können und ermuntert, daß man sich für das Neue öffnen soll. Gleichzeitig gibt es die Rituale. Das Ostereiersuchen oder der Frühjahrsputz beispielsweise und was das Öffnen für das Neue betrifft, bin ich auf die Ergebnisse der Versöhnungskommission von Kanzler Nehammer neugierig, die ja nach Ostern ihre Ergebnisse präsentieren soll. Aber wenn uns da nur erklärt wird, wieso die gesetzten Maßnahmen notwendig waren, sehe ich schwarz für die positive Veränderung, aber trotzdem neugierig sein, was der April bringen wird?

“Finde etwas, was dein Herz erfüllt und dich zum Lächeln bringt”, wird in dem etwas esoterisch gehaltenen Kalender weitergeschrieben. Ein paar Seiten weiter geht es ins “nächste Abenteuer zu den geöffneten Türen, durch die man erst durchgehen muß.”

So habe ich es aufgeschrieben

Seit einigen Jahren gibt es ja beim “Ohrenschmaus”, dem Literaturpreis für und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten , sprich also mentalen Behinderungen, ein Stipendium, David Silvester Marek hat eines bekommen und Viktor Noworski.

Da hat immer ein Autor mit dem Stipendiaten daran gearbeitet ein Buch herauszubringen. Der nächste Preisträger wird der mehrfach Gewinner Peter Gstöttmeier sein. Da darf ich ein wenig mitbetreuen und das letzte Buch, der letzten Preisträgerin der 1961 in OÖ geborenen Cornelia Pfeifer ist jetzt in der “Edition Ohrenschmaus” erschienen. Da hat Anna Migutsch mit der Autorin gearbeitet beziehungsweise das Vorwort zu dem Buch, wie die 1961″ihr Leben mit Behinderung meisterte”, geschrieben und da gibt es zuerst ein Foto von der selbstbewußten Sechzigjährigen mit blauer Weste, Käppi und Umhängetasche und dann geht es durch das Leben der Autorin, die wie sie bekennt, immer schon gerne geschrieben hat.

Ein sehr berührender Lebensbericht der mit den ersten Lebensjahren an die sich die Autorin nicht mehr erinnern kann, beginnt. In Altheim wurde sie im März 1961 geboren. Sie war aber sehr lange krank und im Krankenhaus und wurde auch mit einem Herzfehler geboren. Eine ihrer Omas und auch ihre Eltern hat sie sehr jung verloren. Sie war in der Sonderschule, wo sich die Frau Studienrat sehr um sie gekümmert hat. Sie hatte viele Freundinnen, suchte Anschluß, es gab aber auch immer Schwierigkeiten und Mobbingerlebnisse. Einmal hätten sie die Kinder mit dem Kpf in die Kloschüssel gesteckt, sich dann aber gleich bei ihr entschuldigt.

Nach der Schule kam sie ins Elisabeth-Heim nach Gallneukirchen in die Weißnäherein, obwohl sie in Handarbeiten in der Schule gar nicht so geschickt war. Fünf bis acht Mädchen in einem Zimmer und strenge Schwestern. Es gab aber auch immer Betriebsausflüge und Freigänge zu der Schärdinger Oma und zwei jüngere Schwestern gab es auch.

Vier Jahre hat die Lehre im Elisabeth-Heim gedauert. Da wurde die junge Frau auch teilentmündigt und es wurde ihr erklärt, daß das sehr gut für sie ist, weil sie sich von nun ab, um nichts mehr kümmern muß.

Das nächste Kapitel nach den Schul- und Lehrlingsjahren schildert die Erfahrungen mit dem Corona-Virus, die für die Heimbetreuten mit den Lockdowns, Teillockdowns und Maskentragepflicht auch recht schlimm gewesen ist. Der jährliche Urlaub fiel auf, danach ging es aber gleich nach Zittau.

Das nächste Kapitel ist dann den schönsten Urlauben gewidmet. Da gab es einige bei Verwandten in Tirol, in Mayrhofen, mit Wanderungen und Lieblingsliedern. Später war sie mit der WG nach Italien und noch später hat es auch eine Kreuzfahrt gegeben.

Dann geht es weiter mit dem Lebenslauf. Als junge Erwachsene hat noch im Elisabeth-Heim, gelebt, das allerdings nach Linz übersiedelte, wo sie sich das Zimmer mit Erna und Elfriede und später noch mit einem anderen Mädchen teilte und es auch eine Nasszelle gab. Sie hat auch einen Brief an den Bundespräsidenten geschrieben, wo sie sich über das Heim beschwerte, aber eigentlich hat es ihr dort doch ganz gut gefallen und mit Dreiundzwanzig ist sie dann mit einer Anita ins Institut Hartheim übersiedelt, obwohl sie schon erwachsen ist, fühlt sie sich noch gar nicht so.

Das kommt erst später in den “Reifejahren” Da übersiedelt sie von “Hartheim” wieder nach St. Elisabeth zurück und kommt auch in die “Geschütze-Arbeits-Gruppe”, wo sie ein Gehalt bezieht, während die meisten ihrer Freundinnen bei der “Beschäftigungs-Therapie” bleiben. Da gibt es einige Spannungen, wer was zahlen muß und wo mitmachen kann und später macht sie auch einige Ausbildungen, reist nach Brüssel und Befast, hält in Schulen Vorträge und befragt Behinderte nach ihren Wünschen.

Jetzt sind die “Ruhigen Jahre” angebrochen, das heißt Cornelia Pfeifer, die inzwischen eine eigene Wohnung hat, ist in Pension gegangen, schreiben und Musik hören tut sie weiter und auch der “Ohrenschmaus” wo sie einmal einen Preis gewann uind einmal auf der Ehrenliste stand, ist für sie sehr wichtig geworden. Jetzt hat sie das Stipendium bekommen und ein Buch über ihr Leben geschrieben, die allen, die sich über das Leben mit Behinderung mehr erfahren wollen, sehr zu empfehlen ist.

“Cornelia Pfeier bei diesem Projekt zu begleiten war ein Gewinn und eine Freude!”, hat Anna Migutsch in ihrem Vorwort geschrieben. Den kann ich mich anschließen und bei der letzten “Ohrenschmaus-Preisverleihung” hat sie auch moderiert, was sie in ihren Ausbildungen gelernt hat.

Rondo Veneziano

Ein Venedig-Krimi von Susanne Ayoub, die ich vor Jahrzehnten, glaube ich, in der Szene Margareten kennengelernt und dann beim Siemens-Literaturpreis wiedergetroffen habe.

Mit ihrem Roman “Engelsgift” ist sie glaube ich berühmt geworden. Dann kamen Bücher und Filme über ihre irakische Kindheit. Sie wurde 1956 in Bagdad geboren und ist dann mit ihrer Mutter nach Wien gekommen. Filme über Paul Celan gibt es auch. Ich habe am Volksstimmefest mit ihr gelesen und vielleicht auch bei der Poet Night und jetzt gibt es einen “Gmeiner-Krimi” der in Wien und in Venedig spielt.

Da gibt es Adele eine sechzigjährige Zahnärztin. Susanne Ayoub ist eine Zahnarztgattin, kennt sich also hier aus, die zu ihrer Wahltante Pauline nach Venedig reisen soll. Sie hat eine schwierige Mutter, die von einer vierundzwanzigstunde Hilfe betreut wird und einen Ex-Freund Josef, der mir nicht ganz klar war. Aber vielleicht hat es ein Vorläuferbuch gegeben.

Adele übergibt also ihre Ordi ihrer Assistentin, fährt nach Venedig und trifft die Tante im Palazzo nicht an, sondern nur einen umgefallenen Rollstuhl und einen Neffen der ihr erklärt, daß sie gestorben ist. Im Vaporetto trifft sie dann zwei ehemalige Schulfreundinnen und die die drei Frauen vertreiben sich die Zeit mit Essen und Venedig Sightseeing. Dann gehen sie zum Begräbnis der Tante und fahren wieder nach Wien zurck.

Dort begleiten wir Adele in ihre Praxis, wo es etwas chaotisch zugeht,während die Freundinnen, eine pensionierte Bibliothekarin und eine Ex Boutique Besitzerin im Fernsehen den Neffen in einer Galerie sehen. Der wird dann tot im Donaukanal aufgefunden und seine Spuren verwischen sich. Denn es geht wieder nach Venedig zurück und zu dem Verdacht, daß Paulie doch nicht gestorben ist.

Doch wo ist sie? Es gibt eine Spur zu einem armenischen Kloster, denn Pauline, die Kunstsammerlin hat einen armenischen Glasfabrikbesitzer geheiratet und Aufzeichnungen der alten Dame, die über ihr Leben berichtet, gibt es auch.

Bei einer Führung in dem armenischen Kloster in Venedig wird Adele verfolgt und von der Assistentin des Galeriebesitzers niedergestochen. Sie finden dann die Tante, die nur verwundet wurde und die beschließt nun ihren Lebensabend in Wien bei ihrer Freundin und Adele, die ihre Praxis einem jüngeren Zahnarzt verkauft, zu verbringen.

Interessant, interessant obwohl die Handlung eigentlich nicht so spannnend undauch ein bisschen unvollstänidg ist. Denn, wie war das jetzt mit diesen Neffe? Seine Spur verwischt sich, dafür kann man viel von Venedig und auch von Wien erfahren. Es gibt kulinarische Tips und auch über die armenische Geschichte kann man eintauchen, ein Crossover Krimi einer vielseitigen Autorin also und interessant zu lesen.

Der Taucher

Das zweite Buch aus dem “Mare-Verlag”, der sich mit dem Meer beschäftigt, ist ein Krimi und zwar der zweite Fall in dem der sogenannte Holländer Liewe Cupido ermittelt, des 1962 geborenen Mathijs Deen, ist ein eher ruhiges Werk, das den Fall eines toten Tauchers, der mit Handschellen an ein Wrack gefesselt ist, sehr behutsam aufdeckt.

Da gibt es Jan Matz, der in Förn lebt und mit seinem Sohn Johnny wieder einmal auf Tauchtour gehen will und Johnny, der mit seinem Bruder Paul bei der geschiedenen Mutter Christina lebt, ist in größeren Schwierigkeiten, hat er doch seinen Schufreund Henk niedergeschlagen, der seither bleibende Schäden hat und in einer Rehaklinik beziehungsweise auf der Intensivstation lebt.

Warum das geschehen ist, kommt eigentlich gar nicht so klar heraus. Er hat aber auch einen Malatowcocktail auf Henks Familie werfen lassen und nennt alle “Looser”. Jetzt wird er von der Polizei gesucht und da wird die Leiche seines Vaters in dem erwähnten Wrack Hanne, das in den Fünzigerjahren untergegangen ist, gefunden. Dort gibt es eine Kupferladung, die Jan Matz nach und nach hinaufbrachte und, wie ein Gespräch auf einem Friedhof erwies, Henks Eltern zukommen lassen soll, damit die keine weiteren Anzeigen machen.

Der holländische Kommissar Liewe Cupido dessen Vater auch ein Fischer war, soll den Fall gemeinsam mit Judith Schulz aufklären, der ist mit einem Hund unterwegs und hat da immer Schwierigkeiten ihn in den Hotels unterzubringen, bis er sich mit der Hundepensionsbesitzerin Miram anfreundet und die Geschichte führt auch noch in einen Rachenklub, der von einem oder zwei Beonazis geführt wird, der Jan Matz Plünderzug rächen will.

Eine spannende Geschichte, weil sie, wie in den Rezensionen steht, die Ostseeluft in der sie spielt, deutlich spürbar macht. Sie ist auch sehr sozialkritisch und spannend zu lesen, weil alles, wie schon beschrieben sehr langsam und bedächtig aufklärt.

Helenes Stimme

Nach den beiden Büchern über Erika Danneberg kommt jetzt passend zum Frauentag, der ja noch nicht solange vorüber ist und eigentlich sollte ja jeder ein solcher sein, wieder eines über eine starke Frau, nämlich über die 1848 in Oldenburg geborene und 1930 in Berlin verstorbene Pädagogin und Frauenrechtlerin Helene Lange, nach der einige Schule benannt sind und die sich sehr für die Frauenbildung eingesetzt hat.

Die 1975 auf der Schwäbischen Alb geborenen Übersetzerin und Lektorin Sanne Jellings hat ein Jugendbuch über sie geschrieben oder eines über das Jahr 1964, wo die sechzehnjährige Waise Helene auf ein Pensonsjahr zu einer Pfarrerfamilie in die Schwäbische Alb geschickt wurde.

Das war offenbar so üblich, daß die Mädchen dort im Haushalt halfen und ein bißchen Bildung bekamen. Und der Pfarrer Eifert und seine Gattin Adelgund, die drei Kinder, Max, Marie und Richard hatten, führten auch ein sehr gastfreundliches gelehrtes Haus.

Die Söhne studierten in Tübingen, die Tochter Marie half im Hhaushalt und betreute die Kranken und Helene fiel bald auf, daß die Mädchen zwar stricken und stopfen sollten, aber ihre Meinung schön bei sich halten mußte.

Da spielte die Sechzehnjährige, die mit der achtzehnjährigen Marie das Zimmer teilte, nicht mit und Marie führte sie in die Sagenwelt der Ursula ein, ermunterte sie diese aufzuschreiben.

Marie sollte nach den Willen des Vaters auch zu Hause bleiben und statt sich zu verheiraten, später die Eltern pflegte. Aber Marie verliebte sich in Max Studienkollegen Ludwig. Den sah Helene im Advent aus dem Zimmer der anderen Pensionatstochter Alwine kommen und Ludwig zog sich vorübergehend von Marie zurück. Später offenbarte ihr ihr seine Liebe, wollte sie zur Pfarrersfrau, zog sie aber bei einem Maifest in den Stadl und verkündete später, daß er sie, weil moralschwach nicht heiraten könne.

Das ist die Geschichte. Die Erfundene, wie Sanne Jellings in ihrem Nachwort schreibt. Daß Helene Lange 1964 bei dem Pfarrer ihr Pensionsjahr verbrachte, ist erwiesen. Später hat sie dann in Berlin eine Lehrinnenausbildung gemacht und Marie kam nach dem Tod ihrer Mutter in eine psychiatrische Anstalt, weil der Vater nicht mehr für sie sogen konnte.

Dort ist die echte Marie auch gestorben und die Geschichte switscht zwischen 1964 und 1926 oder 1927 hin und her. Da verbringt Marie ihr Leben in der Anstalt. Das Lesen von Büchern, sie hat von Helene eines von Uhland bekommen, wird ihr verboten, sie muß Bade- und Schlafkuren machen, wie das früher wohl so war, während Helene von jungen Lehrerinnen besucht wird, die über ihr Leben etas erfahren wollen und dann zu der Eröffnung der Schule reist, die nach ihr benannt werden soll.

Ein interessantes Buch, das über das Leben der Frauenrechtlerin von der ich noch nie etwas gehört habe, einführt und uns daran erinnert, daß es viele starke Frauen gegeben hat und noch gibt.

Erika Danneberg ist die die eine, Helene Lange, die andere und dann gibt es noch sehr viele, die zu entdecken sind und ich und mein Schreiben, führe ich selbstbewußt an, gehören vielleicht auch dazu.

Wolfs Tochter

Und jetzt der Roman der 1957 in Bozen geborenen Erika Wimmer Mazohl über Erika Danneberg, in fünf Perspektivn und unterschiedlichen Tonlagen, wie am Klappentext steht und am Anfang war ich ziemlich verwirrt, als ich im ersten Kapiel “Durchgebrannte Sicherungen” zuerst über das Schreiben und dann über Kind las und dachte, Erika Danneberg hatte doch keine Kinder?

Dann las ich dden Namen Weigel ,und daß die Ich-Erzählerin von der Erika, die noch ihre Lehranalyse macht besucht wird. Wer spricht da?, fragte ich mich und bin dann auf Marlen Haushofer gekommen, mit der Erika Danneberg ja befreundet war, wie ich erstaunt bemerkte, als ich 2000 die Haushofer- Biobgrafie von Daniela Strigl bekommen habe und da ein Bild von ihr darin entdecktund sie bei einer der Widerstandslesungen, die da ja am Donnerstag stattfanden, danach befragt.

Marlen Haushofer, die ja 1970 an Krebs verstorben ist, liegt im Krankenbett, ob Spital oder zu Hause habe ich nicht ganz herausbekommen und sinniert über ihr Leben und ihre Freundin nach.

Der Hackl ,den die Erika dienen wollte wird erwähnt und das Jugendbuch über den “Leutnant Prentjes”, von einem Erich Danneberg geschrieben, das ich mal gefunden, aber noch nicht gelesen hatte.

Woher hatte die Erika die Idee und das Fachwissen dazu?, sinniert die Erzählerin, die ja selbst auch Kinderbücher geschrieben hat. Erika Danneberg hat sich Kinder gewünscht aber nicht bekommen, erfahren wir und von den Kaffeeehausbesuchen, der beiden Frauen, die sie sich in Wien leisteten und dabei überlegten ob sie bei Lesungen Wein trinken durften und dabei kicherten.

Sie trafen sich in kleinen Cafes, um der Kulturschickeria auszuweichen. Gingen also nicht ins “Raimund”, denn Erika Danneberg hat ja bald mit Weigel, gebrochen und ihm einen bösen Brief geschrieben und mit Fritz, Friedrich Polakovics, den sie liebte, der sie aber nicht heiraten wollte, ist sie nach Frankreich gefahren, weil sie einen Führerschein und ein Auto hatte, damit sie ihm aber nicht zu nahe kam, hat er sich vorsorglich eine Dolmetscherin mitgenommen.

Im zweiten Kapitel geht dann im Jänner 1951 die junge Erika Hackl durch den Schnee in das kleine Häuschen, das sie und ihr Mann gemietet haben. Es ist der Tag nach ihren Übertritt ins Judentum. Sie ist mit ihrer Ehe nicht recht zufrieden. Reinhard Federmann kommt zu Besuch. Sie kocht Steckrüben mit Kartoffel, serviert ihren Hermann Tee und denkt an ihre jüdische Freundin Margit, die mit ihrem Sohn Hannes deportiert wurde und die Wölfe sind seine Metapher für die Rudeln, von denen sich die junge Erika verfolgt fühlt und wird auch für den nationalsozialistischen Vater verwendet.

Im nächsten Kapitel geht es dann um Berthold Viertel, dessen Sekretärin Erika Danneberg einige Zeit lang war. Sekretärin und Freundin.

“In deine Hände lege ich vertrauensvoll-!”, hat die Gattin Liesl, die in München Schauspielerin war, geschrieben und Erika aufgefordert den Nachlass herauszugeben und zu ordnen, was diese überforderte, hatte sie ja auch ihren Ehemann Hakel zu betreuen und seine Manuskripte zu tippen.

Darum geht es auch im nächsten Teil, da spricht wieder eine unbekannte Stimme, die ich nicht ganz zuordnen konnte. Eine Freundin mit einer jenischen Mutter, die über die Gewalt gegen Frauen resumiert und sich darüber wundert, daß Erika ihrem Hermann so unterwürfig begegnete und die Schuld bei sich sah Er hat sie unter anderen mit Dorothee Zeemann betrogen und ihre Tagebücher konfiziert, wo sie erst die Herausgabe erzwingen musste.

Im letzten Kapitel geht es wieder um Hermann Hakel, der wurde von einem Edwin Hartl, beziehungsweise Hans Weigel sehr angegriffen und da gibt es einen langen Brief in diesem autobiografischen Roman, in dem sich die Erik bei Weigel darüber beschwert.

Am Schluß gibt es eine Danksagung und die Angabe zu den Tagebuchseiten, die für die einzelnen Kapitel verwendet wurden.

Erika Danneberg

“Schriftstellerin . Psychoanalytikerin.Friedensaktivistin” – Ein Lebensbild der 1922 geborenen und 2007 verstorbenen Erika Danneberg, das von der im Brenner-Archiv tätigen Christine Riccabona herausgegeben wurde, die ich in den späten Siebzigerjahren im “Arbeitskreis schreibender Frauen”, wo ich eine hoffnungsvolle junge Atorin war, die ihre “Gruppe 47” gefunden zu haben glaubte, kennenlernte.

Erinnerungen im Jubiläumsjahr “Fünfzig Jahre Matura-fünfzig Jahre schreiben” und die beiden Bücher über Erika Danneberg, kamen schon im letzten Herbst heraus, wurden da im Literaturhaus vorgestellt und Alex Hartl hat mich ja im Jänner zu Erika Dannebergs hundertersten Geburtstag eingeladen meine Arbeitskreiserfahrungen über sie auszubreiten und da habe ich die beiden Autorinnen, Erika Wimmer hat ja noch einen Roman über sie geschrieben auch kennengelernt oder mit ihnen diskutiert.

Das heißt, Christina Riccabona hat mich schon vorher angerufen und Fotos von ihr haben wollen. Da habe ich sie auf Raimund Bahr, der den Nachlaß ja übernommen hat, verwiesen, aber der hatte ihn schon an das “Brenner Archiv “übergeben und da gab es 2019 einen Studientag zum Thema “Widerstand” und ist Erika Danneberg ja eine starke Stimme.

Die Idee die beiden Bücher zum hunderrsten Geburtstag herauszugeben, wurde geboren und das Lebensbild habe ich jetzt gelesen.

Herausgekommen ist es in der “Innsbruck university press”, am Cover sieht man die kleine weißhaarige Frau mit den kurzen Haaren wohl am Balkon ihrer Hütteldorfer Wohnung stehen und es beginnt mit der Kriegsjugend.

2022 in einer bürgerlichen Familie im fünften Bezirk geboren. Der Vater war dann ein Nazi und die Tochter hat ihre Kriegserlebnisse in vielen Tagebüchern niedergeschrieben. Sie hat maturiert. Wollte Schauspielerin werden, mußte dann bei “Jugend und Volk” eine Buchhandelslehre machen und hat sich mit einem widerständigen Onkel angefreundet oder bei ihm Unterschluß gefunden.

Es gab die Freundschaft zu einer jüdischen Fürsorgerin und davon zeugen Texte, die später in dem berühmten Buch “Wie leistet man Widerstand”, das ich leider nicht gelesen habe, erschienen sind.

Das Kapitel “Kirschensommer von 1940” ist in dem Buch abgedruckt und ein paar Gedichte. Denn der zweite Abschnitt widmet sich “Der jungen Autorin -Suchbild im literarischen Feld”.

Sie hat, als sie wieder studieren durfte, vorher war ihr das wegen mangelnden politischen Ensatzes verwehrt, zuerst Germanistik und später Psychologie studiert. Da den schreibenden Psychologen Walter Toman kennengelernt, wurde von ihm gefördert und hat mit ihm auch Anthologien und Texte herausgegeben, bis sie in den literarischen Cafehauskreis von Hans Weigel gekommen ist, der sie offenbar auch sehr stark gefördert hat und von ihren Schreiben begeistert war.

In der “Edition Art&Science”, sind 2001 Kriegsgedichte erschienen, von denen einige in dem Band abgedruckt sind, während sich das Dritte Kapitel sich mit “Der Frau des Dichters-das verlorene Wunschbild” beschäftigt.

Hermann Hakel,, Erika Dannerberg Ehemann ist 1947 aus dem Exil zurückgekommen und hat sich, wie Weigl, um die jungen Dichter gekümmert. 1948 fand die Hochzeit statt, Erika Danneberg ist Hakel zuliebe ins Judentum konvertiert und hat ihm dann als Gattin, Sekretärin, Köchin, etcetera, gedient und da eine Menge der jungen Dichter kennengelernt.

Mit Marlen Haushofer wr sie befreundet, dann Vera Ferra Mikura, Christine Busta, Elfriede Gerstl, etcetera, die alle Karriere machten, während Erika Hackl überblieb.

1958 hat sie sich von Hackl scheiden lassen, ist aus dem Judentum wieder ausgetreten, ging eine Beziehung mit Friedrich Polakovics ein und wandte sich der Psychoanaylye zu. Da hat sie eine Lehranalyse bei Tea Genner-Erdheim gemacht und dann lange und intensiv als Lehranalytikerin und Gruppentrainerin gearbeitet und hier auch einiges publiziert.

Zwischen den Kapitel gibt es immer wieder Textteile und da einen Ausschnitt aus dem Text “Der Surabaya Johnny. Psychoanalyse mit Brecht”, der1995 erschienen ist.

In der “Stimme der Frau”, hat sie auch einen Nachruf auf die Psychoanalytikerin Marie Langer geschrieben, mit der sie befreundet war.

Ende Siebzig ist Erika Danneberg, durch den “Arbeitskreis schreibender Frauen”, der 1979 von Bärbl Danneberg gegründet wurde, zurückgekommen, hat sich der KPÖ zugewandt und ihre Liebe zu Nicaragua entdeckt.

Das gibt es das Buch “In Nicaragua,” das ich mir irgendwann einmal gekauft habe und einige Brigadeeinsätze, eine Benefizlesung in der “AS”, die ich offenbar versäumt habe, hat es 1983, wo ich wahrscheinlich nicht mehr im Arbeitskreis war, auch gegeben.

2000 kam dann der Schock von schwarz blau, Arthur West eist gestorben, wo Erika Danneberg, so lange sie es gsundheitlich schaffte, an den Lnken Wort-Volksstimmefestlesungen teilgenommen hat, da werde ich in dem Buch auch erwähnt. Sie hat auch bei den von El Awadalla organisierten Widerstandslesungen gelesen, wurde gesundheitlich schwach.Es gab aber das Geburtstagsfest zum Achtziger, im “Siebensgtern”, bei dem ich auch war und mich nicht recht traute ihr die “Schreibweisen” zu schenken.

Dann kommt wieder ein ausführlicher Textteil, wo man sich wieder in Texte einlesen kann, die man schon einmal gehört hat, hat Erika Dannerberg doch in den “Volksstimme-Anthologien-Texte”, in der “Stimme der Frau”, der kommunistischen Frauenzeitung, die der Alfred der Anna deponiert hat und fast schon vergessen in der “Widerstandsatnologie” des Wiener Frauenverlags oder “Milena” natürlich, wo ich auch einen Text drinnen haben. Sie beschäftigt sich in ihren mit der Sprache und das ist ein starker Text den ich sehr empfehlen kann, wie das Gedicht an die “Genossen”

“Freund, wie gehst du um /mit deiner Freundin?/Genosse, wie gehst du um/mit deiner Genossin”, in “Der Stimme der Frau” 1984 erschienen und dabei hat Erika Dannerberg gemeint, keine Feminstin zu sein.

Ein spannendes Buch dieses Lebensbild, das ich allen, die Erika Danneberg, mit der ich ja meine Schwierigkeiten hatte, weil sie mich wahrscheinlich nicht “zu ihren Leuten” gezählt hat, gekannt haben und auch die anderen, die die starke widerständige Frau posthum kennenlernen möchte und jetzt auf zum Roman “Wolfs Tochter” von Erika Wimmer, die ihre Jugend autofiktional beschreibt.

Die Inkommensurablen

Es geht gleich weiter mit der Weltkriegssliteratur und der Kaiserstadt Wien im Juli 1914 am dreißigsten Juli um genau zu sein, am Vortag des Kriegseintritts, wo noch unzählige Trauungen stattfanden, die unzählige neunzehnjäbhrige Mädchen damit im Voraus zu Witwen machten.

Ein spannender Roman gerade richtig in einer Zeit, wo ich als sogenannte naive Friedensschwurblerin, ständig Bertha von Suttners “Die Waffen nieder” und Karl Kraus “Die letzten Tage der Menschheit” zitiere.

Richtig, die 1990 geborene Raphaela Edelbauer, eine Sprachkunstabsolvente, die ich auf der “Buch-Wien” mit ihren ersten ersten experimentellen bei “Klever” erschienenen Buch kennenelernte, scheint wirklich eine sehr phantasievolle Autorin zu sein, die alle Grenzen sprengt und vielleicht auch die Zeichen der Zeit mit jeweils einen anderen Stil erkennt und phantastisch beschreibt.

Ihr doppeltes Buchpreisbuch. “Das flüssige Land” hat mir sehr gut gefallen.

“Dave” mit dem sie den Öst gewonnen hat weniger und bei der Lesung im Literaturhaus und dem Gespräch mit Daniela Strigl, habe ich gedacht hoffentlich macht sie der Erfolg jetzt nicht überheblich. Dann bin ich in die Hauptbücherei zum “tea for three” gegangen und habe Klaus Nüchtern mit Daniela Strigl über das Buch diskutieren gehört und war erstaunt, wie herablassend Klaus Nüchtern das Buch besprach oder sich darüber lustig machte.

“Ein schlechtes Buch!”, hat er geschimpft und Beispiele angeführt und Daniela Strigl, die ich im Literaturhaus eher begeistert fand, hat nur schwach etwas von der expressiven Sprache verteidigt, die die Autorin offenbar für das Buch gefunden hat.

Jetzt habe ich es gelesen und ich muß sagen, es ist das Vergnügen wert und mit dem Ersten Weltkrieg hat es eigentlich nicht viel oder gar nichts zu tun.

Natürlich es ist ja erst er letzte Julitag und da ist Wien offenbar außer Rand und Band und das kann ich mir vorstellen, daß das damals, wo ich einen knapp zweijährigen Vater und noch keine Mutter hatte, so war. Aber der lebte im Arbeiterbezirk Ottakring und hat von der diesbezülichen Aufregung vielleicht nicht viel mitbekommen, obwohl ich in seinen Nachlaß Postkarten fand, wo der Herr Anton Jantschak an den Herrn Otto und das Fräulein Gretl Feldpostkarten von der Front schickte.

Aber jetzt haben wir erst ende Juli 2014 und da kommt der sechzehnjährige Pferdeknecht Hans aus Tirol nach Wien und kommt da am Südbahnhof an, was Klaus Nüchtern sehr bemängelt hat, denn damals ist man wohl am Westbahnhof angekommen.

Heute wäre das nicht mehr falsch. Vielleicht hat Raphaela Edelbauer, die sich auf das Buch ja sehr gelehrig vorbereitet hat, das ausdrücken wollen, daß sich alles ändert und nichts so bleibt. Der Pferdeknecht kommt also von der Fahrt total übermüdelt an und begibt sich, glaube ich, in die Garnison- oder Landesgerichtstraße, um bei Psychoanalytikerin Helene Ceresch in Analyse zu begeben, weil er paralsychologische Phänomene zu haben glaubt, denn oft wiederholt jemand genau den Satz, den er gerade denkt, was ihn beunruhigt. Er legt sich das ins Stiegenhaus, wird von der Analytikerin aufgeweckt, die ihn für den nächsten Tag bestellt und lernt da zwei andere junge Leute kennen, die mit ihm den letzten Tag des Friedens verbringen, nämlich Klara, die, glaube ich, achtzehn ist und sich auf ihr Rigorosum in Mathematik vorbereitet und Adam, das ist ein Adeliger, der sich am nächsten Tag melden muß und sich vorher noch mit der Musik Schönberg beschäftigt.

Die Personenbeschreibung hat mich damals im Literaturhaus gestört und da habe ich zu Helene Hoffmann gesagt, daß die Frauen, die sich 1914 auf ihr Rigorosum in Mathematik vorbereitet haben, höchstwahrscheinlich aus jüdischen bürgerlichen Familien stammten und sich dann ganz sicher nicht mit Tiroler Pferdeknechten abgegeben hätten und die wären höchstwahrscheinlich auch nicht mit ihren parapsychologischen Phänomenen zu einer Psychoanalytikerin gegangen.

Jetzt glaube ich, daß das genau die Absicht der Autorin war, die Welt des vorletzten Tags gehörig durcheinander zu bringen und auf den Kopf zu stellen und natürich war es nicht so oder doch?

Das hat es da und dort wahrscheinlich alles gegeben. Die Schönberg Musik, die Mathematik, die “Inkommensurablen”, sind ein solches Phänomen, die Frauen- und Sugrafettenbeweegung und auch das Kanalsystem, wo die Obdachlosen ihre Heimstadt hatte.

Max Winter hat Reportagen darüber geschrieben und Raphaela Edelbauer hat sie und alles andere genau studiert und stolpert nun mit ihren drei Helden durch die Stadt. Es geht als nach den Psychoanalytischen Stunden in das Palais von Adams Vater zu einem Diner. Dann gehts aber schon in den Untergrund und in die Zinskaserne, wo die kleine Klara aufgewachsen und nicht gestorben ist. Sie hat stattdessen ihr mathematisches Talent entdckt und Helene kennengelernt und die hat ein sogenanntes Traumcluster aufgebaut.

Es wird als auch in diese Favoritner Zinskaserne gehetzt, denn Klara muß für ihr Rigorosum Zeugnisse holen. Denn damals war es offenbar verboten, daß zwei Frauen zusammen wohnten.

Ja die Zeiten ändern sich, obwohl, fügt die Schwurblerin an, sie heute nicht viel weniger verrückt sind, wenn auch ein wenig anders.

Dann gehts zum Rigorosum. Hans ist noch immer todmüde und kommt nicht zum schlafen. Da werden sie aber von denen, die die Männer in den Krieg einberufen wollen, am eintreten gehindert. Denn es gibt angeblich kein Rigosrosum mehr oder doch natürlich. denn Helene und fünfzig andere Suffragetten warten schon, werden aber vom Floridsdorfer Jägerbund daran gehindert und vertrieben und so nimmt Helene Hans in ihr jüdisch stämmiges jüdisches Elternhaus in Stammersdorf mit, hier scheint die Realität eher zu stimmen und da sieht er das Traumdlort des Traumclusters und erkennt, daß Helene gar keine richtige Psychoanaltikerin ist. Das hatte ich mir da auch schon gedacht, daß Freud das anders verstanden hat, denn alles ist nur Suggestion und der sitzen wir ja offenbar sehr gern auf.

Ein geniales Buch würde ich sagen, obwohl ich zwischendurch auch nicht ganz sicher war, ob ich Klaus Nüchtern nicht vielleicht doch zustimmen sollte, denn ein bisschen verrückt und verdreht ist es schon. Das war aber höchstwahrscheinlich auch die Absicht der Autorin.

Majoran, Mord und Meisterwurz

Jetzt kommt ein Band mit Kräuterkrimis aus dem “Gmeiner-Verlag”, die der 1956 in Hallein geborene Manfred Baumann geschrieben hat.

Sieben Geschichten, die Namen wie, “Majoran”, “Teufelsbart” etcetera haben. Vor jeder Geschichte gibt es ein Bild mit der jeweilligen Pflanze und einer kurzen Beschreibung dazu und dann geht es mit dem “Majoran” in das Kloster Eulenburg und da probt gerade Pater Gwendal in der Kirche “Stairway to heaven” von Led Zeppelin für den “Tag der offenen Tür”.

Das Spiel wird durch einen Schrei unterbrochen, denn da hat Pater Emanuel die tote Celine gefunden, die einen Majoranzweig in der Hand hält und von einem Stein erschlagen wurde. Sie sollte den neuen Klosterladen leiten, das wird jetzt Brigitte Grundtner übernehmen, die vorher das alte Lädchen führte und das mit großen Eifer tut.

Eine schnippige Polizistin gibt es auch und die holt die junge Dagmar ab, denn die hat Vorstrafen und spielt in einer Rockband und im Zimmer der Toten wird ein Bild gefunden, das an Bruder Emanuel erinnert. Der schweigt aber und blickt beharrlich auf die Wand. Dann sagt Brigitte Grundtner “Schlange stehen”.

Pater Gwendal geht in die Kirche ,sieht dort die Schlange vor dem Bildnis Mariens, kombiniert und der Fall ist gelöst. Da muß ich anmerken, daß ich da schon früher und ohne die Schlange auf die Lösung kam und auch, daß der gute Pater daran vielleicht nicht so ganz unbeteiligt war. Toll,daß das auch angeschrieben wird.

“Teufelsbart” ist die zweite Geschichte. Da gibt es die “Gewöhnliche Kuhschelle” zu sehen und die ist auch ein wenig skurril. Da geht es um einen vergesslichen Serienkiller, der einen Landwirtschaftspolitiker beseitigen soll und das auf eine sehr seltsame Art tut. Dazu begibt er sich in ein altmodisches Cafe in ein Tiroler Dorf, bewundert dort die Kuckucksuhr, probiert den bitter schmeckenden Kräutertee, bekommt ein Jausenpäckchen und die Nichte des Polizeichefs kommt ihm doch auf die Spur.

Dann geht es zum “Frauenmantel” und im die Frage ob es sich, um einen Serientäter handelt, wenn drei Männer tot aufgefunden wurden, die alle mit dieser Pflanze übersäht wurden? Es wird auch diskutiert, ob die Sternzeichen eine Rolle spielen und die Polizistin Katja, die eigentlich geschont werden sollte, weil sie einen der Tote in ihrem Türkeiurlaub kennenlernte, drängt sich in die Ermittlung und überlegt wieviele “Frauenmantel-Steinbock-Serienkiller” es noch geben soll?

In “Schnittlauch” gibt Prinz Schnittlauch einer betrogenen Kinderbuchautorin den Rat, wie sie sich an ihren ehemaligen Liebhaber rächen kann und bei der “Melisse” geht es gleich in den Weltraum.

Eine ebenfalls skurrile Geschichte in der Manfred Baumann offenbar zeigen will, wie man auch kleinen Dingen Spannung geben kann. Da werden die Ortsgastronomen zu einem Meeting eingeladen, wo sie ihre Ideen für ein Weltraummenü bekanntgeben können und dann glaubt einer sein Zitronenmelissensiruprezept wurde gestohlen. Dabei löst sich alles harmlos auf.

Mit der “Tollkirsche” wird dann wieder ein ungetreuer Ehemann beseitigt und am Schluß geht es zu “Meisterwurz” zu Pater Gewendal und ins Waldviertel oder ins Stift Zwettl, denn da soll der Kräuterkundige ein Seminar für ein paar Manager halten und da wird eine davon tot im Klostergarten gefefunden. Wieder ein Stein und der Pater kombiniert und kommt durch Bemerkungen eines Kindes auf die richtige Spur.

Manfred Baumann scheint sowohl ein Spezialist von Kräutern und von Kräuterkrimis zu sein, habe ich doch schon “Glühwein, Mord und Gloria”, ein Buch, das ich zu Weihnachten lesen könnte und “Salbei, Till und Totengrün” in meinen Regalen.