Der Halbbart

Nun kommt Buch vier der deutschen Longlist und das erste das ich nach der Verkündung gelesen habe, obwohl es schon lange auf meinen Bücherstapel lag.

Ich interessiere mich für Bücher ja hauptsächich nach den Autorennamen, so habe ich als mir “Diogenes” seine Herbst oder Sommervorschau schickte Charles Leweinsk und Bernhard Schlink angefragt, sind das ja bekannte nnamen von denen ich schon was gelesen habe und stolperte dann über den Titel “Der Halbbart”, denn, was soll das heißen und dachte erst einmal “Das interessiert mich nicht!”

Dann bin ich noch draufgekommen, es ist wohl ein historischer Roman, denn er spielt im vierzehnten Jahrhundert.

Uje,uje und, als ich dann noch bei einem Podcast, der die Ll bespricht und die Hörer nach den Genres raten ließ, hörte, daß, da nach einem Schelmenroman gefragt wurde, dachte ich, wohl wieder “Uje, uje!” oder “Nein!”, da war ich schon beim Lesen und bin irgendwann darauf gekommen, daß der “Halbbart” damit gemeint sein könnte.

Den 1946 in Zürich geborenen Autor kenne ich genaugenommen seit 2014, denn da stand sein “Kastelau” auf der Longlist und ich habe das Buch in Folge der Longlistleseaktion gewonnen und besprochen, den “Stotterer” habe ich auch gelesen, weil mir “Diogenen” durch das Bloggerdebutlesen Des Genies”, die Vorschau schickte und ich interessiere mich nun einmal für die bekannten Namen.

Da waren wir schon einmal und, um mich nicht wieder zu wiederholen kann ich gleich spoilern, daß ich das Buch, als mein zweites für die shortlist sehen würde, ich habe zwar erst vier gelesen, aber immerhin und es ist wieder ein Buch über das Erzählen und darüber wie Geschichten entstehen und noch darüber hinaus, wie man die Wahrheit von der Lüge unterscheidet oder wie Lüge letztlich durch das Erzählen zur Wahrheit werden kann.

Wahrscheinlich ist es das Alterswerk des Autors, der darin seine ganze Weisheit legt und großen Spaß beim Erzählen hat und dabei auch ein bißchen dreht und wendet, so daß es, was ein guter Roman ja sein muß, wie ich immer höre, etwas Neues und noch nie dagewesenen trotz der Millionen schon geschriebener Romane hat.

Da wäre Erstens, daß der titelgebende “Halbbart” eigentlich gar nicht die Hauptfigur ist und, daß man eigentlich gar nicht soviel von ihm erfährt oder wahrscheinlich nicht alles und Zweites, daß es einen Erzählstil hat, wie ich ihn auch manchmal verwende.

Es tappt sich von Szene zu Szene voran und beginnt mit Wiederholungen. Das tue ich öfter. Der Autor geht darüber hinaus, überspringt auch einiges und Erzähler ist der Sebi oder Eusebius, das ist ein kleiner Bub, im Dorf aufgewachsen, der sehr schwach ist, dadurch nicht zum Bauern geeignet ist und auch nicht zum Soldaten. Dafür vielleicht zum Mönch, sagt man im Dorf, denn er hat ein gutes Gedächtnis.

Es kommt aber immer alles anders, als man denkt, das sage jetzt ich und der Sebi beginnt das Buch, in dem er erzählt, wie der Halbbart ins Dorf gekommen ist, denn der ist eine sonderbare Erscheinung. Hat er ja ein halb verbranntes Gesicht oder einen halbverbrannten Körper und der ist auch sehr gescheit, beziehungsweise versteht er sich auf das Heilen, obwohl er wie er sagte, nie Medizin studierte. Aber das konnte man im vierzehnten Jahrhundert wahrscheinlich auch nicht wirklich.

Der Sebi, der sich mit dem Fremden, der ihm nach und nach seine Geschichte erzählt, anfreundet, hat zwei ältere Brüder den Poli und den Geni und nur noch eine Mutter, die auch bald stirbt, aber eine vernünftige Frau gewesen scheint, die dem Sebi viele Lebensweisheiten in Sprüchen mitgab und eigentlich nicht an Gott glaubte.

Es geht gleich weiter, daß der Geni beim Holzfällen verletzt wird und der Halbbart rät, daß man ihm sein Beim amputieren muß, damit er nicht stirbt und er baut ihm mit Hilfe eines Schmiedes auch noch ein künstliches Bein, so daß er wieder gehen kann-

Dann erzählt er dem Sebi nach und nach seine Geschichte. Er wurde der Gotteslästerei beschuldigt und sollte daher verbrannt werden, konnte sich retten, hat aber alles verloren, wurde auch zur Schau gestellt und dem hämischen Volk ausgeliefert, so hat er einen großen Haß auf die Habsburger. Er wird auch in dem Dorf, der Hexerei veschuldigt, es kommt zu einem Prozeß. Da kann er seine Unschuld beweisen und der Geni, der ein sehr gescheiter Bursch ist, wird sogar zum Gehilfen, Sekretär oder Assistenten oder, wie immer man das damals nannte des Landammanns bestellt und, als die Mutter gestorben ist, wird er zum Vormund des Sebi und schickt ihm ins als sogenanntes Abtmündel ins Kloster.

Dort darf er, die Schafe hüten, beziehungsweise im Garten arbeiten und als ihm der Prinor einen besonderen Auftrag gibt, nämlich ein totes Kind zu begraben, nimmt er entsetzt Reisaus und ist von den Patres aufs Erste einmal enttäuscht.

Rührend fand ich die Szene, wie er die kleine “Perpetua”, wie seine Schwester heißen sollte und er die Kinderleiche daher so nennt, begräbt, in dem er sie, damit sie doch in den Himmel kommt, vorher tauft und ihr später auch ein Holzkreuz schnitzen läßt.

Der andere Bruder, Poli, ist das Gegengteil von Geni, nämlich ein Raufbold, der unbedingt zu den Soldaten will und, auch als Vorbild, den Onkel Alisi hat, der bei den Soldaten war ins Dorf zurückkommt und sich als Familienhaupt in das Haus der Brüder einquartiert, dazu holt er den Sebi, der sich inzwischen unter anderen Namen bei einem Schmied versteckt hat, zurück und will unbedingt einen Soldaten aus ihm machen. Das mißlingt genauso, wie das Angebot des Totengräbers, den er Sebi immer geholfen hat, sein Nachfolger zu werden, der nun weiß. was er werden will, nämlich Geschichtenerzähler und geht deshalb zur Teufels-Anneli in die Lehre und die gibt ihm auch gleich die richtigen Ratschläge, die vom Autor stammen, nämlich, daß man eine Geschichte immer so erzählen muß, wie sie nicht wirklich war, deshalb vielleicht mein literarischer Mißerfolg, weil ich ja gerne realisitsch schreibe, aber, wie heißt es so schön, jede gute Geschichte ist besser als die erfundene Wirklichkeit.

Daniel Kehlmann hat es ja einmal gemeint, daß ein Autor lüget, wenn er erzählt und in den Schreibseminaren lernt ja, “Erzähle das Schlimmste pawas dir passiert ist, dann wird es gut!”

Der Sebi lernt das, beim Teufels-Anneli, die sich selbst vergiftet, weil sie sich mit Käutern betäubt, um besser fabulieren zu können und die guten Ansätze des Lebens, werden durch die Mord- und Rauflust des Onkesl und seinen Kumpanen sofort zerstört, denn zuerst überfällt er mit dem Dorf und dem Neffen das Kloster, dann macht er einen Feldzug gegen die Habsburger und der Sebi, der zu all dem ja ungeeignet ist, steht daneben und erzählt seine Geschichten so, daß er die Wahrheit übertreibt. Da dann nieman,d wie er meint, sie glauben kann. Der Onkel ist aber begeistert und das Teufels-Anneli nimmt ihm zur Seite und meint “Das war eine sehr schöne Geschichte, Eusebius. Man wird sie bstimmt noch lange erzählen, und irgendwann wird sie die Wahheit sein.”

Da merkt man, denke ich, die Schelmenkunst des Erzählers, der ja eigentlich sehr grausame Sachen erzählt und vieles nur anschneidet, so hätte ich wahrscheinlich mehr vom Leben des Halbbart, der am Ende seine Rachsucht auch nicht überlebt oder über die Kinderleiche erfahren und da läßt derAutor, den Sebi sie ihm in einem Fiebertraum noch als Engel erscheinen und dann gibt es eine zarte Liebesgeschichte, die böse endet und leidet auch irgendwie unvollendet bleibt. Denn der Schmid bei dem der Sebi eine Zeitlang in der Lehre war, hat eine Tochter, das Kätterli, in die er sich ein wenig verliebt. Die kommt eines Tages bleich und stumm vom Kirchgang zurück und man erfährt, sie wurde von einem Mönch vergewaltigt. Nachdem das klar ist, verschwindet sie auf ihren Wunsch selbst im Kloster und man hört nie wieder etwas von ihr. Der Schmid schließt sich in seiner Rachsucht, obwohl sonst ein vernünftiger Mann, dem Onkel und Neffen bei ihren Klosterfeldzug, wo alles geschändet und geplündert wird und den Sebi entsetzt daneben stehen läßt, an.

Marathonlesen

2015 habe ich ja mit dem “Buchpreisbloggen” oder des Lesens der nominierten Bücher die auf der deutschen Buchpreisliste standen begonnen, vorher hatte ich seit 2010, glaube ich, meine Leseliste und da stand dann so ungefähr darauf, was ich bis Ende des Jahres lesen wollte, 2013 habe ich aus diesen Grund noch nicht mit dem Buchpreislesen angefangen, obwohl mich “Buzzaldrins” “Vier lesen fünf” Aktion schon dazu ein bißchen animierte.

2016 kam dann noch der Öst dazu und weil ich ja 2015 angefangen habe die Verlage nach den Büchern zu fragen, vorher habe ich mich eher nur an die österreichischen Verlage gewandt, kamen die dann mit ihren Vorschauen und meine Leseliste wurde lang und länger, so daß ich schon aus diesem Grund aufhören hätte können zu den offenen Bücherschränken zu gehen, denn keine Chance, keine Chance, so daß das allmählich ein zwei- oder dreifaches Buchpreislesen darauf wurde, das der Neuererscheinungen, das des Öst, des dBp und die Backlistbücher standen dann auf der Leseliste und wurden Ende des Jahres ausgetragen.

Im Vorjahr kam dann noch der Schweizer Buchpreis, den ich heuer auslassen werde, dazu und seit 2016 auch die Bloggerdebutshortlistbücher. Eine elendslange Bücherliste über die man sich wundern kann und sich schon manche gewundert haben, ich kann aber sagen, das Bucpreislesen ist sehr interessant, man lernt sehr viel dabei und bekommt auch einen guten Einblick in die Gegenwartsliteratur.

In diesem verrückten Jahr ist noch vor der Corona-Krise oder zeitgleich mit ihr die “Leipzger-Buchpreisbücher” dazugekommen, die ich heuer das erste Nal angefragt habe, nichtalle, vier Sachbücher habe ich ausgelassen. Frühjahrsneuerscheinungen kamen auch dazu und bis ende Jänner habe ich noch die Neuerscheinungen vom Vorjahr hinuntergelesen, so daß ich wie schon seit zwei oder drei Jahren erst im Juni so richtig zu meinen Backlistbüchern gekommen bein.

Da habe ich einige sehr Interessante auf die ich mich auch schon sehr gefreut habe, gelesen, wohl wissend ab Mitte August ist es aus, da komme ich in einen Lesestreß, denn ist die deutsche Longlist bekannt und habe ich die Bücher angefragt muß ich mich beeilen, weil meistens ja noch andere Neuerscheinungen auf mich warten, die auch gelesen werden wollen.

Die letzten zwei Jahre waren wir in der Schweiz, da habe ich die Longlist 2018 in Bern erfahren und mir am nchsten Tag bei Weltbild den Arno Geiger um fünf Franken gekauft und hatte dann schon auf der Rückfahrt etwas von der Liste was ich lesen konnte.

Im Vorjahr wurde die Liste, glaube ich, erst nach meiner Rückkehr bekanntgegeben, da habe ich auf der Rückfahrt Gertraud Klemms “Hippocamus” gelesen und war enttäuscht, als sie dann nicht auf der Liste stand, dafür aber die Streeruwitz, juche, denn die hatte ich schon zu Haus und mir zum Lesen aufgespart.

Heuer waren wir Corona bedingt oder auch sonst in Wien beziehungsweise in St. Pölten, ich habe meine Backlist gelesen und hatte einige Neuerscheinungen auf meiner Liste, die ich erst, um den zwanzigsten August lesen durfte, so daß ich überlegte, wie ich das mit meinen Artikel mache, damit ich, wenn die Liste bekanntgegeben wird, dann in keinen zu großen Lesestreß komme, weil ich noch andere Bücher lesen sollte, so habe ich am Wochenende davor Stephan Roiss “Triceratops” gelesen, Erscheinungsdaum 17. 8.und hatte das Buch dann schon gebloggt, als klar war, es steht auf der Liste und war damit mein Buch drei, Bov Bjerg und Leif Randt hatte ich schon vorher gelesen.

Leif Randt weil er für Leipzig nominiert war, den Bjerg, weil er beim “Bachmannpreis” gelesen hat und das Buch bei den Blogs auftauchte. Danach habe ich die nicht nominierten Neurerscheinungen, nämlich Barbara Riegers “Friß oder stirb” weitergelesen und Sascha Rehs “Großes Kino”, das ich zuerst im E-book-Kasten hatte und später noch als Buch gekommen habe, dann wäre einige Wagenbach Quartbücher dran gewesen, aber die hatte ich auch als PDF und da war Wanderwochenende und ich habe zwar einen E-Bookreader, die Bücher aber im Laptop, also habe ich Justin Steinfelds “Ein Mann liest Zeitung”, das ich erst später bekommen habe, vorgezogen und in die Steiermark mitgenommen.

Das war sehr umfangreich und nicht so leicht zu lesen, so habe ich eine Woche dafür gebraucht, während bei mir die Bücher nach und nach eingedrudelt sind, so daß ich derzeit etwa zwanzig Neuerscheinungen, Buchpreisbücher und andere auf mich warten habe und schon ungeduldig war, wann kommt denn jetzt Buch vier, denn bald wird ja die Shortlist bekanntgegeben und da hatte ich 2015, glaube ich, schon zehn Bücher gelesen, heuer zwar nach den Neuerscheinungen fünf PDFs, die gleich gekommen sind, aber hurra, Buch vier wartete auch schon, konnte weil Erscheinungstag 26.8 aber erst nach dem Steinfeld gelesen werden.

Ich lese es jetzt, es hat über sechshundert Seiten, also brauche ich dazu auch mehr als das Wochenende, es ist aber sehr interessant und wäre derzeit mein zweiter Shortlisttip.

Dann kämen die drei Wagenbachbücher, ein italienisches, ein Debut und das zweite das ich von der Helen Weinzweig lesen werde, dann die fünf Bpbs, die ich als PDFs geschickt bekommen habe.

Eines davon habe ich inzwischen auch als Print und werde es wahrscheinlich, wenn es am Donnerstag nicht regnet, zu den O-Tönen mitnehmen, dann kommen ein paar andere Bücher, die ich schon vorher bestellt habe, denn eine Agentur hat mir da fünf Bücher angeboten, die von Frauen und den Neunzehnhundertzwanzigerjahren handeln, da konnte ich nicht nein sagen, obwohl ja am Donnerstag die öst Longlist bekanntgegeben wird und ich die, wie die deutschen Bücher wahrscheinlich, wenn der Verlag nicht schickt, auch über Netgalle bekommen kann.

Ein paar andere Bücher habe ich inzwischen auch angefragt, nämlich das neue Buch von Luis Stabauer, wenn ich da schon nicht maskenlos zur Präsentation gehen kann und dann Linus Gieses “Ich bin Linus” und das ist ja “Buzzaldrin”, also sehr interessant.

Am fünfzehnten September wird die deutsche Shortist bekanntgegeben und ich habe dann vielleicht fünf oder sechs der Bücher gelesen, weil derzeit lese ich ja eher langsam, obwohl ich wegen des Veranstaltungsstop zweimal am Tag dazu Zeit habe, trotzdem habe ich schon gedacht, um da nicht in zeitlichen Verzug zu geraten, vielleicht einen Lesemarathon einzulegen, das habe ich ja schon gemacht, daß ich ein ganzes Wochenende nichts anderes mache, als Bücherlesen oder in St. Pölten einmal eine ganze Woche, fünf Bücher sind das, glaube ich, geworden.

Was mich daran hindern könnte, sind unter der Woche meine Stunden, aber dann das Schreiben oder das Korrigieren des “Notizbuches”, denn das sollte ja auch nicht liegenbleiben, aber ein bßchen anziehen wäre nicht schlecht, sagt mir der Alfred ja jedesmal wenn der Briefträger läutet “Das schaffst du alles nicht!”

“Schaffe ich schon, auch wenn ich bis zum Jänner brauche, bis ich mit den Buchlisten fertig bin. Macht ja eigentlich nichts und weil meine Leseliste ja so lang und mein Computer am Kaputtwerden ist, habe ich mir die Backlistbücher, die ich in den nächsten drei Jahren lesen wollte, auch beim Verlinken gelöscht.

Also kann ich da wieder ganz von vorne anfangen, beziehungsweise mir die Bücher nach Geschmack und Laune aus meinen Regalen klauben, was ja auch ganz schön ist, also so schnell wie es geht, die zwanzig Bücher von der Warteliste lesen. Weitere zwanzig werden wohl noch dazukommen und im Dezember die des Bloggerdebutspreises.

Da würde ich ganz gern auch Weihnachtsbücher lesen und habe da ja auch schon eine ganze Menge angesammelt, aber ob ich das schaffen werde?

Mal sehen, ich bin gespannt, freue mich auf meine drei “Wagenbach-Bücher”, auf die österreichische lange Liste und dann auf das deutsche Buchpreisbloggen, wo ich derzeit noch nicht sehr viel mehr sagen kann, als daß der Leif Randt, der mir eigentlich nicht so gefallen hat, hochgelobt wird.

“Triceratops” hat mir sehr gut gefallen und Seethalers “Gustav Mahler-Roman” wird überall verrissen und da kann ich eigentlich auch nur sagen, daß ich keine so besondere Seethaler-Freundin bin und mich, das was ich von den Lesungen seines “Ganzes Leben” hörte, nicht sehr beeindruckt hat.

Die neue deutsche Buchpreisliste

Hurrah, sie ist, trotz Corona-Zeiten, da, die neue deutsche Buchpreisliste und sie war mir diesesmal obwohl ich ja bei meinen Buchpreisspekulationen, etwas anderers vermutet hättte gar nicht so unbekannt, weil fünf Treffer.

Ein paar unbekannte Autoren und wahrscheinlich Neuentdeckungen gibt es auch und das ist gut, aber drei Bücher habe ich davon schon gelesen, eines liegt in meinem Badezimmer, von dreien habe oder hätte ich bei den O-Tönen gehört und auch ein paar Serientäterinnen, also Bücher von Autoren, die schon mal auf der Liste standen, sind auch dabei.

Das Mann Frau-Verhältnis habe ich jetzt nicht nachgezählt, denn das ist mir eigentlich egal.

Ich habe also die Verlage angeschrieben, freue mich auf das Lesen und gehe nun für alle Interessierten, die Liste durch.

1. Helena Adler “Die Infantin trägt den Scheitel links”, ein Jung & Jung-Buch ist ja immer dabei, wahrscheinlich hat der Jochen ein Abonement darauf- Das Buch wird derzeit sehr prominent erwähnt und wurde bei den O- Tönen-Debuts vorgestellt, aber da konnte ich, weil Regen nicht ohne Maske in die Ovalhalle.

2. Birgit Birnbacher “Ich an meiner Seite”, die “Bachmannpreis-Trägerin” vom letzten Jahr, die inzwischen bei “Zsolnay” verlegt, da war ich bei den O-Tönen, “Wir ohne Wal” habe ich auch gelesen.

3. Bov Bjerg “Serpentinen” auch ein “Bachmann-Leser”und ein Buch das ich schon gelesen und auf der Liste erwartet habe.

4. Arno Camenisch “Goldene Jahre”, ein Schweizer Verlag, sagt mir jetzt nichts, bin also gespannt.

5.Roman Ehrlich “Male”, wahrscheinlich auch ein “Bachmann-Leser”, ansonsten auch eher unbekannt.

6. Dorothee Elmiger “Aus der Zuckerfabrik”, eine “Bachmann-Leserin” von der ich schon was gelesen habe.

7.Valerie Fritsch “Herzklappen von Johnson & Johnson”, da war ich auch bei den O-Tönen, begleite die Autorin seit sie sich um die Aufnahme bei der GAV beworben hat, habe das Buch auf der Liste erwartet und glaube nach dem was ich auf der Lesung hörte, daß es mir besser als “Winters Garten” gefallen wird.

8.Thomas Hettche “Herzfaden”, ein schon bekannter Autor und glaube ich auch ehemaligerger Bachmann-Juror und gelesen habe ich auch schon einiges von ihm.

9.Charles Lewinsky “Der Halbbart” liegt auf meinem Badezimmerstapel und wird nchste Woche gelesen, da es da erscheint, ansonsten habe ich 2014 beim Longlistenlesen meine erste Erfahrung mit Charles Lewinsky gemacht.

10.Deniz Ohde “Streulicht”, bis jetzt völlig unbekannt, also sehr gespannt.

11.Leif Randt “Allegro Pastell”, stand schon auf der Liste für den “Leipziger Buchpreis”, deshalb habe ich es auch schon gelesen.

12.Stephan Roiss “Triceratops”, damit habe ich mich am Wochenende beschäftigt, ein Debut und ein gutes Buch, das mir sehr gefallen hat, ich drücke alle Daumen.

13.Robert Seethaler “Der letzte Satz” ein Mahler-Roman, wurde von Wolfgang Tischer auf dem Literaturcafe zerlegt oder zerissen.

“Findet man alles bei “Wikepedia!”, das werde ich jetzt überprüfen und habe am Sonntag bei Alfreds Grillfest vom Karl “Ein ganzes Leben”, der Bestseller von vor ein paar Jahren überreicht bekommen, so habe ich es angefragt. Das “Feld” das auf der östBp stand und bei den O-Tönen präsentiert wurde, habe ich gelesen.

14. Eva Sichelschmidt “Bis wieder einer weint”, völlig unbekannt, bin gespannt.

15. Anne Weber “Anette, ein Heldinnenepos”, klingt interessant und von Anne Weber habe ich schon einiges gelesen und gehört.

16. Olivia Wenzel “1000 Serpentinen Angst”, klingt auch interessant und war mir bis jetzt unbekannt.

17.Frank Witzel “Inniger Schiffbruch”, das ist, glaube ich der Buchpreisträger von 2015 und das war ein Buch,, das mich sehr beeindruckt hat.

18. Iris Wolff “Die Unschärfe der Welt”, da hat die Autorin einmal den “Alpha” gewonnen, ich muß gestehen, ich habe das Buch noch nicht gelesen, vielleicht klappt es aber jetzt

19. Jens Wonneberger “Mission Pflaumenbaum”, klingt auch sehr interessant und spannend, ansonsten ebenso bis jetzt alles unbekannt.

20. Christine Wunnicke “Die Dame mit der bemalten Hand”, stand schon zweimal auf der langen Liste, deshalb kenne ich sie und die damals nominierten Bücher. Jetzt hat mir der Verlag das neue schon versprochen.

Interessant finde ich und bin sehr neugierig, ein paar Debuts, nichts so viele mittelalte berühmte Männer, die an ihren Midlifekrisen leiden, was ich auch sehr schön finde und jetzt wieder lesen, lesen.

Wer tut es mir nach und da ich drei Bücher ja schon gelesen habe, ist es auch nicht so viel und so viele hatte ich, glaube ich, vorher noch nie gelesen, obwohl ich mich ja immer sehr um den Buchpreis bemühe und den wirklich spannend finde.

Neue Buchpreisspekulationen

Der achtzehnte August kommt in zwei Wochen und da wird ja die neue Longlist des “Deutschen Buchpreises” bekanntgegeben. Der “Buchpreis” wird dann in am zwölften Oktober in Frankfurt, beziehungsweise per livestream vergeben und die Buchmesse findet, wie ich hörte, Corona spezifisch statt.

Dort fahre ich ohnehin nicht hin, weil zu weit und zu teuer, wir wren nur zweimal live nämich 2000 und 2002 dort.

Für den deutschen Buchpreis den es seit 2005 gibt, um das Leseverhalten oder den Bücherkauf anzukurbeln, habe ich, glaube ich, seit ich blogge angefangen, mich zu interessieren. Da hat ja “Inadäquat”, ein Blog, den es nicht mehr gibt, 2008 davon berichtet, 2009 habe ich mich dann auf die Jagd des Leseprobenbüchlein gemacht und obwohl ich die Bücher damals zum großen Teil nicht gelesen habe, angefangen darüber zu bloggen beziehungsweise zu spekulieren.

“Buzzaldrin” hat dann 2013 die “Fünf lesen vier – Aktion” gegründet, woraus sich dann das “Buchpreisbloggen” entwickelte und ab 2015 habe ich angefangen, selbst Buchpreis zu bloggen, das heißt möglichst alle Bücher zu lesen und darüber zu berichten.

Eine Aktion, die sich inzwischen auch auf den “Österreichischen Buchpreis“, den es seit 2016 gibt und im Vorjahr auch auf das “Schweizer Buchpreisbloggen”, weil wir da ja in Basel und bei der “Buchpreisverleihung” waren, erweitert hat und ich kann nur sagen, daß mir das “Buchpreislesen”, obwohl es sicher ein wenig stressig ist, da ab August an die vierzig Bücher zu lesen, großen Spaß macht und ich viel daraus gelernt habe.

Ich lese aber das ganze Jahr Bücher, bekome seit ich “Buchpreis” blogge, auch welche angeboten und so habe ich mir auch angewöhnt immer ein paar Wochen vor der Longlistenverkündung meine eigenen Spekulationen beziehungsweise Wünsche darüber bekanntzugeben.

Liege damit meistens falsch, denn obwohl ich da ja eine zwanzig Bücherliste erstellen kann, stimmt sie meistens nur mit ein oder zwei Treffern überein und heuer wird es coronabedingt wahrscheinlich überhaupt ein wenig schwierig, denn ab März sind ja viele Bücher nicht mehr zu mir gekommen, die Leipziger Messe und die Veranstaltungen sind ausgefallen und obwohl man sich online sicher informieren konnte und es da ja auch Online Messen und Corona-Lesungen gab, habe ich das Gefühl, ich kenne mich vielleicht nicht so aus,, wie in den Vorjahren.

Bin also sehr gepannt und da ich ja in diesem Jahr trotzdem oder wegen der Ausgangsspereren vielleicht sogar besonders viele Bücher gelesen habe, werde ich auch heuer meine Spekulationen abgeben, erwarte mir da zwar nicht sehr viele Übereinstimmungen, werde mich aber ab achtzehnten August auf das Lesen stürzen, mein “Buchpreistagebuch” führen und darüber bloggen.

Also was würde ich empfehlen? Was habe ich schon gelesen? Was könnte auf der Liste stehen, die ja von sieben hochkarätigen Juroren und Jurorinnen aus hundertsiebenundachtzig Büchern von hundertzwanzig deutschen, österreichischen oder schweizer Verlagen, die im letzten Jahr erschienen sind, ausgewählt wurden:

1.Kathrin Weissling “Nix passiert”

2.Paula Irmschler “Superbusen”

3. Josef Haslinger “Mein Fall”

4.Ingo Schulze “Die rechtschaffenden Mörder”

5.Leif Randt “Allegro Pastell”

6.Bov Bjerg “Serpentinen”

7.Lutz Seiler “Stern 111”

8.Ulrike Almuth Sanding “Monster wie wir”

9.Charles Lewinsky “Der Halbbart”

10.Sascha Reh “Großes Kino”

11. Michael Scharang “Aufruhr”

12.Laura Lichtblau “Schwarzpulver”

13. Valerie Fritsch “Herzklappen von Johnson & Johnson”

14. Xaver Bayer “Geschichten mit Marianne”

15.Birgit Birnbacher “Ich an meiner Seite”

16.Cornelia Travnicek “Feenstaub”

17.Melitta Brezinik “Mutter”

18.Abbas Khidder “Palast der Miserablen”

19. Marlene Streeruwitz “So ist die Welt geworden”

20. Barbara Rieger “Friß oder stirb”

Für Österreich würde ich schätzen:

1. Cornelia Travnicek “Feenstaub”

2.Simone Hirth “Das Loch”

3.Lucia Leidenfrost “Wir verlassenen Kinder”

4.Josef Haslinger “Mein Fall”

5.Daniel Zipfel “Die Wahrheit der Anderen”

6.David Fuchs “Leichte Böden”

7.Marlene Streeruwitz “So ist die Welt geworden”

8.Michael Scharang Aufruhr”

9.Barbara Rieger “Friß oder stirb”

10. Valerie Fritsch “Herzklappen von Johnson & Johnson”

Bei den Debuts:

1. Dominik Barta “Vom Land”

2.Stefan Roiss “Triceratops”

3.Helena Adler “Die Infantin trägt den Scheitel links”

Und dann noch in eigener Sache, obwohl die Bücher noch nicht erscheienen sind.:

1. Fräulein Nos Nachtcafe”

2. “Kein Frühlingserwachen mehr”

Mal sehen, wie es wird ich bin gespannt, ich habe nicht alle bücher gelesen und bei den zwei letzten liege ich ja mit Sicherheit falsch.

Bei den Schweizern setzte ich aus.

Frühling der Barbaren

Jetzt geht es wieder zum Backlistbuchpreislesen, dem letzen wahrscheinlich, bevor es ab achtzehnten August zum richtigen “Buchpreisbloggen” kommt, nämlich zum Jahr 2013, dem Jahr wo zwar nicht alles begann, ich mir aber zum ersten Mal überlegte, ob mich das nicht doch reizen könnte und ich das Leseprobenbüchlein besprochen habe.

Den 1976 in der Schweiz geborene Jonas Lüscher, der mit “Frühling der Barbaren” auf der Longlist stand, habe ich damals nicht gekannt und die Perfektionistin in mir bemängelt auch, daß er eigentlich nicht darauf stehen hätte dürfen, ist das Buch doch eindeutig als “Novelle” gekennzeichnet und wurde auch als solche geschrieben.

Sie stand trotzdem auf der Liste, die den besten deutschsprachigen Roman sucht und ich betone noch, daß Jonas Lüscher mit seinem Roman “Kraft” 2017 nochmals auf der DBp-Liste gestanden ist und auf die Longlist des Bloggerdebuts kam, denn dann war es ja der erste Roman, also eigenlich ganz schön verrückt oder ein Hinweis darauf, wie sinnlos diese Gattungsbezeichnungen vielleicht sind.

Den Essayband “Ins Erzählen flüchten” habe ich Anfang März gelesen und die Novelle, die sich in einem wahrscheinlich gewollt altmodischen Tonfall, sowohl der Finanzkrise, als sich auch dem arabischen Frühling annimmt, wurde überall hoch gelobt.

Man kommt in das hundertzwanzig Seiten starke Buch, zuminstest ist mir das passiert, nur schwer hinein, irritiert am Anfang doch der altmodische Tonfall, dann wird es aber packend und ich schließe mich den Kritikern an, eine köstliche Geschiche, die ja ein wenig an die Dystopie, die wir hier erleben, wo ein Virus die Wirtschaft zum Zusammenkrachen bringt, alle Masken tragen und im Frühling das Klopapier ausverkauft war, erinnert, obwohl das Buch ja schon früher geschrieben ist.

Ich habe ja nicht Literarurwissenschaft studiert, daß die Novellen früher, und ich nenne meine Sachen, der Länge wegen, auch manchmal so, obwohl sie nach den strengen wissenschaftlichen Kriterien wahrscheinlich keine sind, oft mit einem Erzähler beginnen, weiß ich aus den “Radiogeschichten” und oft er erzählt der dann eine Geschichte, die ihm von einem, den er irgendwo kennenlernte, erzählt wurde.

in diesem Fall ist es der Schweizer Geschäftsmann Preising, das heißt, er ist ein reicher Erbe, offiziell Vorstand seiner Firma, die ihm längst von einem Bosnier aus der Hand genommen wurde, der ihm, wie die Geschichte beginnt, auf Urlaub nach Tunesien geschickt hat.

Jetzt befindet Preising sich in der Psychiatrie und erzählt dem Mitpatienten seine Geschichte, wie er da mit dem von der Haushälterin gepackten Koffer, in der sich lauter helle Wüstensachen befinden, zum Fugzeug chauffiert wird, selbst hat er kein Auto. In Tunesien erwarten ihn Geschäftsfreunde, einer will ihm mit einer seiner sechs Töchter verheiraten und zu krummen Sachen überreden. Er entkommt und ffährt mit der Tochter eines anderen in ein Wüstenressort, das bezeichneterweise “Tousands and one night” heißt und nach der Phantasie aus Werbeprospekten nachempfunden wurde. Dort soll eine Hochzeit reicher britischer Finanzleute stattfinden. Preising freundet sich mit der Mutter des Bräutigams an und fährt am Vortag mit dem Vater auf Wüstenbesichtigung. Das wird ähnlich makaber geschildert, wie vorher die Kamele, die einen Bus zum Umstürzen brachten. Der Kameltreiber ist bankrott. Für Preising wäre es ein Knacks ihm das verlorene Geld zu geben, er überlegt und überlegt, tut es dann nicht.

Und während die Hochzeit stilvoll von statten geht, krachen in England, die Banken zusammen und die jungen Leute haben nichts mehr, um ihre Rechnung zu bezahlen, denn ihre Konten sind gesperrt. So läßt Saida, die Hotelmanagerin, das frugale Frühstückbuffet abräumen, nur Preising hat seinen Extratisch. Es kommt zu Plünderungen. Der Kärntner Hotelkoch ist mit dem Schlüßel zur Speisekammer abgetaucht. So beschließen die betrunkenen Engländer ein Kamel zu braten. Das führt zu einem Wüstenlbrand und überstürzter Flucht und der letzte Satz des Buch auf die Frage des Erzählers, was Preising damit beweisen wollte, lautet “Du stellst schon wieder die falsche Frage” und am Buchrücken steht “Eine Entdeckung, weil es ein so komplexes Thema, wie die Finanzkrise in einer schmalen ökonomischen Novelle bündelt, deren Schauplätze nicht besser gewählt sein könnten: eine psychiatrische Anstalt und die Wüste”, “Der Spiegel”, “Treffend beoabachtet, altmodisch und zugleich modern erzählt, urkhmisch und kühn”, “Die Welt” und “Ein absolut brillantes Buch. Für mich ist Jonas Lüscher die große Endeckung in diesem Jahr”, Ijoma Mangold, “Die Zeit”.

Im Stein

Weiter geht es mit Buchpreisbacklistlesen und zwar mit einem Shortlist Buch des Jahres 2013 und das warein sehr interessantes Jahr, denn da habe ich mich ja schon sehr für den dBp interessiert, habe begeistert von den wenigen Büchern, die ich gelesen habe, meine Prognosen abgegeben und kann mich erinnern, daß ich am Morgen der Longlistverkündung mit dem Rad in Traisen war, dann zurückkam, um mir die Ll durchzusehen und da hat ja Buzzaldrin mit dem Buchpreisbloggen beziehungsweise der Aktion “Vier lesen fünf oder fünf lesen vier” begonnen.

Da hat es mich das erste Mal gejuckt mitzumachen, mich das dann nicht getraut, mir aber Nella Veremejs “Berlin liegt im Osten” bestellt, sowie das Leseprobenbüchlein und über das dann gebloggt, daß, das nicht geht, beziehungsweise ich weder einen Eindruck noch Prognosen aus ein paar Seiten Text erstellen kann, habe ich bald erkannt und inzwischen auch schon vier Bücher von der Longlist gelesen, drei weitere habe ich inzwischen irgendwo gefunden oder aus der Abverkaufskiste gezogen, eines ist davon das Shortlist-Buch des 1977 in Halle an der Saale geborenen und in Leipzig lebenden Clemens Meyer, der bestimmt ein literarischer Außenseiter ist, Absolvent des Literaturinstituts, glaube ich, auch und Träger des “Leipziger Buchpreises”, “Die Nacht, die Lichter” habe ich gelesen, beim Bloggen aber, glaube ich, “der Lichter” geschrieben, was den Autor zu einem heftigen Kommentar veranlaßte und irgendwo habe ich dann auch gehört oder gelesen, daß er damals im “Römer” bei der Buchpreisverleihung, wo Terezia Mora gewonnen hat, laut mit den Türen knallend das Gebäude verließ.

Das Buch habe ich mir bei einem “Morawa-Abverkauf” um drei Euro gekauft und wollte es eigentlich schon vor drei Jahren lesen, aber dann hat mir Meredith Winter ihre zwei Bücher zugesandt und es ist sich nicht mehr ausgegangen, weil ja schon bald die neue Buchpreisliste kam.

Jetzt hätte ich eigentlich zuerst den “Pianisten” aus lauter Angst, daß ich dann nicht mehr dazu komme gelesen, aber der war in Wien und ich brauche für Harland Lesestoff und schleppe mich sehr langsam durch das fast sechshundert dicke Seite Buch, von dem die “Amazon-Rezensenten” schreiben, daß es schwer zu lesen ist, dabei habe ich ja damals mit den vier oder fünf um “Buzzaldrin” darüber diskutiert, wie schwer und unverständlich, ein anderes Shortlistbuch, nämlich der Reinhard Jirgl ist. Von der Unlesbarkeit des Clemens Meyers wurde damals nicht viel diskutiert, zumindestens kann ich mich nicht daran erinnern, zumindest scheint das Thema, das Rotlichtmilieu im Osten von der Wende bis zur Gegenwart, interessant und es ist wieder, was, glaube ich, auch nicht thematisiert wurde, kein Roman, obwohl das draufsteht, sondern ein Kalaidoskop oder Szenenbild der Nacht des dunklen oder auch hellen Gewerbes der Prostiution und das zieht sich, vielleicht ähnlich, wie “Manhatten Transfer” durch das Buch.

Es sind einzelne Geschichten, die schöne Titel tragen, kürzer oder länger sind und manchmal auch in mehreren Teilen, erzählt werren, beinahe namenlose Gestalten, aber auch Figuren, die immer wieder auftauchen und mehr oder weniger poetisch, die gar nicht so poetischen brualten Nachtgeschichten erzählen und dabei einen mehr oder weniger deutlichen Handlungsrahmen haben, der das Ganze dann vielleicht doch wieder zu einem unchronologischen Roman zusammenfügt.

Da gibt es, die Mädchen, die Frauen, die an den zur Tagesmiete geheuerten Zimmern am Fenster stehen, der alte Jockey, der seine Tochter sucht, den, derdavon lebt, daß er die Zimmer zu den Tagesmieten, an die Frauen vermietet, die von dem alten Polizisten, der Betablocker nimmt und morgens um acht zu einer fetten Hure geht, die ihm fröhlich mit einem Glas Sekt und “Guten Morgen, du Lieber!”, begrüßt. Dann geht er ins Moor und denkt an seine Leichen, die er jemals dort gefunden hat.

Es gibt den Ecki Edelkirsch, der im Äther oder Internet über die Vorzüge der meist aus Ungarn stammenden “Grabennympfen” in den “Wohnungen der Nacht” reimt und in “Den City”, in dem es auch einen Naschmarkt gibgt, wohl ein Synomym für das Rotlichtmilieu agiert.

“Schön bid du meine Freundin ja, du bist schön!” und dann den Mister Orpheus, den Herrn des Ganzen darüber interviewet, ob er Zwangsprostiution, beziehungsweise Sklavenhandel mit siebenzehn bis achtzehn Stunden Arbeitszeit betreibt.

In “Am Grenzfluß” fährt ein “Graf” genannter Macher der Nacht gegen Osten, um sich dort mit einem Oberst zu treffen und einiges zu erleben und der taucht in den anderen Geschichten auch immer wieder auf, da gibt es den Hans, den Nachtclubbesitzer, der in den Achtzigerjahren, in die Großstadt kommt, versucht es seinen Damen recht zu machen, dann plötzlich, weil in Diamantengeschäfte verwickelt, wo wir schon eine Anspielung auf den Romantitel haben, eine andere sind wohl die steinernen Katakomben, auf denen Eden City oder die Stadt der Engeln des Rotlichtmilieus erbaut wurde, einem Erpresser gegenüber steht und eine Leiche zu versorgen hat. Später fährt er dann im schwarzen Anzug zum Begräbnis seines Vaters und trifft eine Jugendfreundin wieder.

Im “Kongreß der Huren” berichtet eine solche von den Schwierigkeiten mit dem neuen Prostiutinsgesetz und eine ältere Führerscheinlose, die aus dem Osten kommt resumiert über ihr bisherigen Leben, während sie zur Arbeit fährt oder auf das Klingeln wartet.

Dann wird sehr eindrucksvoll offensichtlich von Kindesprostitution erzählt, in dem Walt Disney Figuren auftanzen, von einem Herr Duck und einem Bertel die Rede ist und am Schluß ganz lapidar geschrieben steht, “daß die Wohnung in der Mecklenburgerstraße im März 1993 geräumt wurde und daß der Betreieber zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.”

Der Osten, der Untergang der DDR und die Veränderung zur Marktwirtschaft mit ihren nächtlichen oder Nachtclubthemen wird thematisiert, etcetera.

Und Arnold Kraushaar, der mit den Wohnungsvermietungen und Freund vom Hans und anderen Protagonisten, auch AK genannt, was mich immer an die Arbeiterkammer erinnert, fährt in “Tokio im Jahre Null” fast surreal nach Japan, trifft dort die alte weißhaarige Frau Sansuri, die gut Deutsch spricht, Heine zitiert und trotzdem eine Geschäftskollegin ist, geht ins Kabuki-Theater etcetera.

In “Import/Export 90” denkt der alte Randy an seine Zuhälterkarriere zurück, wie das war wie er mit der Claudi und der Rosie mit dem Pommeswagen des Kuchenklaus in das Land der gefallenen Mauer gefahren ist und dort seine Dienste angeboten hat.

Nicht leicht zu lesen, wirklich nicht, dieser nicht chronologische, Geschichtenroman,in dem man erst spät in Verwicklungen der handelnden Prtagonisten AK, Hans Pieszeck hineinkommt aber eine schöne Sprache, ein schöner aber auch harter Sound, der wohl, als die Meyerische Spezialität gerechnet wird, die sich durch das Buch zieht, das eine Welt beschreibt, die den meisten Lesern von “Buchpreisromanen” wohl eher unbekannt ist, aber dennoch äußerst faszinierend ist und wofür Clemens Meyer, wenn schon nicht den dBp, dann doch den “Bremer Buchpreis bekommen hat und 2020 auch den “Klopstock-Preis”.

Mit hat das Buch trotz seiner teilweisen Unverständlichkeit weswegen ich auch sehr lange zum Lesen brauchte, gut gefallen.

Ob es den DBp verdient hätte, kann ich nicht sagen, habe ich von der LL- 2013 bis jetzt ja nur fünf Bücher gelesen, der “Frühling der Barbaren” von Jonas Lüscher, käme jetzt als nächstes dran, da jetzt aber die Neuerscheinungen kommen und mir Doris Kloimstein kürzlich den “Corona Fehlalarm?” von dem Ccorona kritischen Arzt Sucharit Bhakadi brachte, der mich themenbedingt natürlich sehr interessiert, weiß ich aber nicht, wann ich dazu komme.

Adams Erbe

Weiter geht es mit der “Buchpreis-Backleseliste” und jetzt geht es zu der Longlist von 2011 und zu Astrid Rosenfelds “Adam Erbe”.

Da habe ich mich ja schon ein bißchen für den Buchpreis interessiert, das Leseprobenbüchlein angefragt und mir auch den Eugen Ruge zum Geburtstag wahrscheinlich schenken lassen.

Das Debut der 1977 in Köln geborenen Astrid Rosenfeld ist aber ziemlich an mir vorbeigegangen und ich habe ihren Namen wahrscheinlich erst eingeprägt, als ich schon 2015 Buchpreis gebloggt habe und dann an einem heißen Samstag in Harland Buzzaldrins Gewinnspiel machte und dann im Oktober das umfangreiche Buchpaket von ihr bekam, wo auch Astrid Rosenfelds 2015 ebenfalls bei “Digoenes” erschienener Roman Zwölf Mal Juli” enthalten war. Das Buch habe ich, wie das mit der Buchhandlung und dem “Begrabenen Riesen” noch nicht gelesen, die anderen sechs aber schon, denn die Alina Bronsky hatte ich, weil ja auf der Longlist schon gelesen.

Und “Adams Erbe” lag wohl auf dem “Thalia-Bücherabverkaufstapel” in der Kremsergasse, da schnappe ich ja gelegentlich zu und stelle die Bücher ins Regal, wo sie dann verkommen.

Aber im Vorjahr habe ich beschlossen, die Bücherliste aufzulesen und so ist das Buch auf meiner Buchpreisbacklist gelandet und ich muß sagen, es zählt wieder zu den Highlights, da habe ich ja heuer offenbar ein glückliches Jahr.

Habe ich ja den Salinger gelesen, den “Cox”, den Wolf Haas, “Blasmusikpopp” und noch vieles mehr.

jetzt muß ich noch an den “Pianisten” kommen, dann war es schon jetzt ein Superlesejahr und das Buch würde unmittelbar an “Adams Erbe” andocken, das wieder von einer Holocaust-Nachfolgenden, die schreckliche Geschichte erstaunlich witzig und ungewöhnlich erzählt, obwohl den ersten Teil hätte ich warhscheinlich als Lektorin weggestrichen.

Die erscheint dem unvorgenommenen Leser vielleicht zu bizzar, so daß er das Buchwomöglich weglegt, bevor er an den wirklich packenden zweiten Teil kommt, aber da die wahrscheinlich schon öfter geschrieben wurden, hat Astrid Rosenfeld es wohl auch kompliziert machen wollen und mit Adams Erben angefangen.

Der heißt Edward Cohen und lebt in Berlin mit seiner Mutter und den Großeltern in einer Dachwohnung. 2000 ist er etwa zwanzig und so wie er aufwächst, wuchsen wohl viele alternativ erzogene Kinder auf.

Astrid Rosenfeld beschreibt es sehr bizarr. Die Großmutter heißt Lara und ist sehr streng und die Mutter ist nachdem sie von einem Sören oder Gören geschwängert wurde, wieder zu ihren Eltern gezogen und der Großvater Moses fängt zu weinen an, als er Edward erblickt und beginnt ihm von einem Adam, seinem Bruder zu erzählen, der schuld am Tod seiner Mutter und Großmutter ist, auch etwas gestohlen habe, etcetera.

Die energische Großmutter verbannt ihn daraufhin aufs Dach und sucht für die Tochter Ehemänner aus, damit sie sie und den kleinen Edward endlich los wird.

Das sind bizaare Gestalten, wie ein dauerredender Gynäkologe, der die Mutter immer beharrlich “Fräulein Cohen!”, nennt und dann mit den Beiden am Sonntag in den Zoo geht, dort lernt Edward einen Elvis- Verschnitt kennen, der die Elefanten besingt, aber auch ungewöhnlich brutal sein kann.

In den verliebt sich die Mutter und zieht dann mit dem Söhnchen eine Weile durch Deutschland. Er geht in keine Schule und wird später Püppchenerzeuger und damit sehr erfolgreich, bis er wieder nach Berlin zurückkommt, wo jetzt auch die Großmutter gestorben ist und er an sein Erbe, nämlich an ein Buch von diesen Adam kommt, das er für eine Anna geschrieben hat und der erste Teil ist an ein Amy, an eine Liebe Edwards geschrieben.

Der zweite Teil ist, wie schon erwähnt, sehr packend, obwohl und das ist wohl auch eine Schwäche des Buches, vieles dem ähnelt, was wir schon gelesen haben.

Adam wächst nämlich mit seinem Bruder Moses, in genau dieser Berliner Dachwohnung auf. Er wurde 1919 geboren, da ist sein Vater Maximilian verwundet aus dem Krieg zurückgekommen und liegt schreiend in seinem Zimmer. Die Mutter heißt Greti und in dem Dachzimmer wohnt die Gromutter Edna, die eine ähnlich strenge Person, wie Edwars Großmußtter Lara ist. Adam gilt als etwas zurückgeblieben und wird, weil in der Schule sehr unruhig, von einem Privatlehrer unterrichtet. Edna läßt ihn auch Geige spielen lernen, das soll er bei einem Herrn Bussler machen, der ein Freund seines Vaters war und im Krieg neun Finger verloren hat. Deshalb kann er nicht mehr selber Geige spielen. Adam hat aber genausowenig Talent, wie sein Großneffe Edward, der sechzig Jahre später zu einer bizarren Klavierspielerin geschickt wird.

Der ehemalige Maistro schließt sich dem genialen Adolf an und wird sogar Sturmbannführer, legt aber seine Hände schützend über die Familie Cohen, da er in die strenge Edna unsterblich verliebt ist und Adam verliebt sich in eine Anna, die wird nach Polen abgeschoben, Moses, der wegen dem Adolf nicht Medizin studieren durfte, verliebt sich in die strenge Lara und plant die Ausreise der Familie nach England, Bussler verschafft aber Adam falsche <papiere verwandelt ihn in einen Anton Richter und schickt ihn, der der Gehilfe eines Rosenzüchters war, nach Krakau, um dort die Rosen des Generalgouverneurs Hans Frank zu züchten. Er sucht dazwischen auch Anna, rät aber immer zur Geduld und wird dann in den Osten geschickt, wo ihm das, was er dort sieht, so entsetzt, daß er an Nervenschwäche stirbt, wie es die nervenstärkeren Nazis nennen.

Anton Adam beginnt nun selbst zu suchen, erfährt, daß Anna im Ghetto ist, und läßt sich dort hineinbringen, damit sie hinaus kann. Er soll dort eine alte Dame aus Wien bewachen, einen kleinen jungen namens Herakles gibt es auch und es endet damit, daß Adam in den Osten deportiert wird, aber vorher noch sein Buch geschrieben hat, das Edward Jahrzehnte später in der Berliner Wohnung findet. Er findet auch Anna Neunzigjährig in einem New Yorker Altersheim und wir haben einen sehr eindrucksvollen Bericht über das Warschauer Ghetto und die Verfolgung der Juden gelesen, das fast an mir vorbeigegangen wäre, aber jetzt freue ich mich auf das Nachfolgerbuch und natürlich auch auf den “Pianisten”, der ja auch vom Warschauer Ghetto handelt und den ich schon als Film gesehen habe.

Das Wetter vor fünfzehn Jahren

Jetzt kommt ein Buch von meiner Buchpreisbacklist, denn ich habe ja im Vorhahr beschloßen mit dem Backlistbuchpreislesen, das heißt mit den Büchern, die früher auf der dBp standen und die ich zwar in den Regalen, aber noch nicht gelesen habe, zu beginnen.

Das erste ist ein Fund aus der Seedosen-Bücherzelle, Wolf Haas “Das Wetter vor fünzehn Jahren”, 2006 erschienen und da auch auf der Longlist gestanden und wenn ich mich richtig erinnere, habe ich es einmal während eines Osterspazierganges der LitGes gefunden.

Von den 1960 in Maria Alm Geborenen, der mit seinen Brenner-Krimis berühmt geworden ist, habe ich einige Krimis gelesen und er ist, wie Thomas Glavinic wohl einer, der sich in den verschiedensten Stilen ausprobiert, beziehungswweise immer etwas Neues ausprobiert und das ist ihm, wie, ich glaube, mit “Das Wetter vor fünfzehn Jahren” exellent gelungen.

Die Handlung steht im Klappentext. Vittorio Kowalski, ein Bergwerksohn aus Essen, der mit seinen Eltern jedes Jahr auf Sommerfrische in ein österreichisches Dorf in eine Frühstückpension gefahren ist, hat sich dort als er Fünfzehn war, in die gleichalte Wirtstochter Anni verliebt.

Jetzt ist er dreißig, war seither nie mehr dort, hat sich aber von der Nachbarin der alten Frau Bachl, jeden Tag über das Wetter dort informieren lassen und ist irgendwann einmal mit diesem Wissen in “Wetten, daß” aufgetreten und zum Wettkönig geworden.

Jetzt reist er, nachdem er von Anni eine Karte bekommt wieder in das Dorf, kommt gerade zu ihrer Hochzeit zurecht und eine Katastrophe gibt es auch.

Das ist die Handlung des Romans und das Buch ist eigentlich ein Fake, denn diesen Roman gibt es nicht.

Nicht in der geschriebenen Form nur in der Form eines in fünf Tagen geführten Interviews ziwschen Wolf Haas und einer namenlosen Reporterin einer “Literaturbeilage”. Da wird dann auf über zweihundertzwanzig Seiten über den Roman gesprochen. Wolf Haas ist manchmal witzig, manchmal ironisch, macht sich über die offensichtlich Bundesdeutsche lustig, erklärt ihr die österreichischen Ausdrücke also was beispielsweise “Marillenmarmelade” heißt, erklärt ihr aber auch, das Bregenz in der Schweiz liegt und einige Schreibratgeber hat er wohl auch gelesen, jedenfalls könnte man das Buch als eine Schreibanleitung betrachten, denn Wolf Haas erklärt der Reporterin sehr genau, wie und warum er manches geschrieben hat.

Sie stellt ihm kritische Fragen, zitiert seine Sätze und so kommen wir in den Roman hinein, ohne ihn in dieser form gelesen zu haben und die dargebotenen Handlung ist eigentlich recht kitschig und konventionell, denn da klettern die beiden Fünzehnjährigen während eines Gewitters in eine Schmugglerhütte hinein, in der sich eigentlich Marias Vaters mit Vittorios Mutter treffen wollte, aber sie machen ihm, weil sie nackt im Heu liegen nicht auf, so verunfallt der Vater und als Vittorio nach der Wettshow wieder in das Dörfchen reist und gerade zu Annis Hochzeit mit dem Nachbarsohn zurechtkommt, geht er auch in die Hütte, stürzt dort ab und kann sich nur durch eine Sprengung retten. Dazwischen erfährt er noch durch gefundene Briefe vom Gspusi zwischen seiner Mutter und Annis Vater und das Ganze endet oder beginnt vielmehr mit dem Kuß den ihm die Anni in der Intensivastation gibt und so kann man auch einen Roman schreiben, beziehungsweise etwas Neues schaffen.

Ein interessantes Detail ist vielleicht auch, daß es laut Wolf Haas dieses Vittorio Kowalski und diese Wettshow wirklich gegeben hat und er ihm sogar in das Dörfchen nachreist und gerade zur Hochzeit zurechtkommt und die Reporterin will immer über diese Frau Bachl reden, es kommt aber nicht dazu, weil das Mikrophon vorher ausgeschaltet wird, beziehungsweise das Buch zu Ende ist. Also wirklich sehr raffiniert und gekonnt erzählt.

Und die Luftmatratze, die die Familie immer in den Urlaub mitnahm und die im Auto unter Vittorios Füße lag, ist am Cover abgebildet.

Beliebig oft wird sich dieser Schreibstil wohl nicht wiederholen lassen, aber ich bin froh, daß ich das Buch während eines Osterspaziergangs gefunden und jetzt zu Beginn meiner Sommerfrischenwochenenden gelesen zu haben, denn es ist ein richtiges Sommerbuch, das zu dieser Jahreszeit und den Ferien passt, auch wenn es schon vor vierzehn Jahren geschrieben wurde und Wolf Haas wohl noch weitere literarische Experimente machte, die teilweise in meinen Regalen auf das Lesen warten.

Die rechtschaffenen Mörder

Das zweite Buch der Belletristik-Schiene, des diesmaligen “Preises der Leipziger-Buchmesse”, der nicht dort vergeben wurde. Nach der Lyrik und dem Mondgedicht, folgt nun der beinharte Wenderoman oder die drei Variationen darüber, denn so einfach läßt sich das wohl nicht erzählen, wie durch einen DDR-Dissidenten und Lesemenschen ein Rechtsradikaler wurde, wie das in Ostdeutland wohl öfter passierte oder gerade passiert.

Autor ist Ingo Schulze, 1962 in Dresden geboren, ich habe ihn nach der Wende, wie ich ja immer schreibe, bei einer Lesung in der “Alten Schmiede” kennengelernt und einiges von ihm gelesen, einiges habe ich wohl auch noch ungelesen in den Regalen und von dem Buch, das den “Buchpreis” nicht gewonnen hat, habe ich, bevor ich zum Lesen gekommen bin, schon einiges gehört, hat Ingo Schulze es ja, glaube ich, trotzdem in Leipzig und auf jeden Fall auf der Online-Buchmesse vorgestellt.

Drei Teile und ein wunderschöner Klappentext “Ich wollte eine Erzählung schreiben über das Lesen und die Leser und ich wollte fragen, ob man durch Lesen sein Leben verfehlen kann oder warum es Leser gibt, die plötzlich zu verraten scheinen, was ihnen ihr Leben lang wichtig war”, hat dort Ingo Schulze und dann geht es los mit dem ersten langen Teil und das ist wohl der Wenderoman, wie ihn der Leser sich vorstellt oder vielleicht auch das Lieschen Müller, weshalb sein Held der Dresdner Antiquar Norbert Paulini auch von einigen Amazon-Rezensenten, als naiv dargestellt wird.

Ich, die ich ja ebenfalls eine Vielleserin bin und mich jetzt auch durch die Corona-Krise lese, vielleicht um nicht verrückt zu werden und zu denken, ich wäre in einen dystopischen Roman, empfinde das nicht so und habe ja auch Bücherberge in meiner Wohnung und wahrscheinlich auch die fünftausend ungelesenen Bücher, von denen in dem Buch, glaube ich, irgendwo geschrieben wird.

Da ist also Norbert Paulini, 1950, glaube ich, in  die DDR geboren und seine Mutter Dorothea war Buchhändlerin, beziehungsweise Antiquarin. Sie ist, glaube ich, bei der Geburt gestorben und der Vater sammelte all ihre Bücher in die zwei Zimmer, die er in der Villa Kate bewohnte, so daß der kleine Norbert auf Bücherbergen aufgewachen ist.

Zuerst nach der Schule etwas “Anständiges” lernen sollte. Er war schon damals Vielleser, dann von Freunden vermittelt, eine Buchhändlerlehre machte und schließlich in der Villa sein Antiquariat aufzog, das, wie man vielleicht sagen könnte, die DDR zu etwas Besonderes machte, zu einem Hort des geistigen Widerstands, wo es Lesungen und Feiern in den Räumen gab und Paulini hier eine Menge Intellektuelle und Künstler kennenlernte. Doch dann kam die Wende und die schönen DDR- Bücher und vielleicht auch die etwas weniger schönen, wie die Honegger Biografien, ich schreibe das deshalb, weil ich vor circa vierzig Jahren eine solche, von einer Müllhalde gerette, geschenkt bekommen habe, wurden dorthin gekippt und niemand wollte mehr Paulinis schätze haben.

Die Bank gewährte keinen Kredit mehr, sondern zuckte nur die Achseln und die Frau, die Paulini geheiratet hat, eine Friseurin, entpuppte sich zuerst, als Stasi-Spitzel, später als Kapitalistin, die zwischen ihren drei Friseursalons hin- und herpendelte, weil alle nur von der Chefin frisiert werden wollte und Paulini versuchte sich zuerst als Kassier in einem Supermarkt. Dann flüchtete er mit seinen Restbeständen in die sächsische Schweiz und dort klopft eines Tages die Polizei bei ihm an. Denn es gab einen Anschlag an ein Asylheim und Paulini und sein Sohn wurden verdächtigt, die Täter zu sein.

So weit, so gut.

“Wie wird ein aufrechter Büchermensch zum Reaktionär- oder zum Revoluzzer. Eine aufwühlende Geschichte, die uns alle angeht”, steht am Buchrücken.

Wenn es Ingo Schulze dabei belassen hätte, hätten wohl alle geschrieen, nicht schon wieder ein DDR-Roman, das wollen wir nicht hören, kitschig, aus, etcetera.

Also endet es nicht da, sondern es gibt einen zweiten und einen dritten Teil. Im Zweiten taucht ein Ich-Erzähler auf, der sich imTeil drei, als der Autor Schultze entpuppt, der Paulini einmal in seiner Villa “Prinz Vogelfrei” wie er sich auch nannte, kennenlernte und dann einen Roman, beziehungsweise, die Novelle über ihn schrieb, die wir auf den ersten hundertsechsundneunzig Seiten gelesen haben und im Dritten sind dann Paulini und seine Weggefährtin Elisabeth Samten tot, bei einem Bergunfall vergunglückt und Schultzes Lektorin macht sich auf den Weg mit dem Nachfolger des Antiqarats zu sprechen und herauszufinden, was wirklich geschehen ist.

Also drei deutungen, drei verschiedene Versionen des Geschehehn oder Perspektiven. Drei Wahrheiten und, daß die ja sehr verschieden sein kann, habe ich  erst kürzlich bei Daniel Zipfel gelesen.

Ein Buch, das mit gefallen hat, füge ich hinzu und ich wäre wahrscheinlich auch mit dem ersten Teil schon zufrieden gewesen.

So habe ich, muß ich gestehen, den Titel nicht ganz versctanden. Denn wer hat oder, wie hat Paulini jetzt ermordet?  Der Autor Schultze, wie das die Autoren mit ihren Figuren gerne tun?

Wieso dann das Plural?

Vielleicht kann  mir das einer meiner Leser erklären? Mein Stammleser Uli wird das Buch aber wahrscheinlich nicht gelesen haben.

Oreo

Nun kommt das Gewinnerbuch der Sparte Übersetzung des “Leipziger Buchpreises”, das von Pieke Biermann übersetzte und ich glaube zum ersten Mal auf Deutsch erschienene 1974 herausgebrachte Roman der 1935 geborenen und 1985 an Krebs verstorbenen Frances Dolores Ross, die wie ihre Heldin Christine alisas Oreo einen jüdischen weißen Vater und eine schwarze Mutter hatte.

Fran Ross wuchs in Philadelphia auf, arbeite als Journalistin, “Oreo” ist, glaube ich, ihr einziger Roman, der bald wieder vergessen wurde, zweitausend wieder entdeckt wurde und dann zum Kultbuch der Frauenbewegung oder der afroamerikanischen Literatur  hochstilisierte, denn Oreo ist eine wahrlich ungewöhnliche Figur, vielleicht sogar mit dem Ullysses vergleichbar, vielleicht auch nur eine Idee, der Autorin, ihre sechzehnjährige Heldin mit dem  Theseus zu vergleichen und solcherart, die griechische Sage auf eine rotzig freche Art wiederauferstehen zu lassen, von einem Comic habe ich irgendwo etwas gelesen und ich bin, da keine  keine besondere Kennerin der griechischen Mythen ein bißchen unsicher in der Beurteilung, denke aber doch, ein außergewöhnliches Buch gelesen zu haben.

Da ist also die sechzehnjährige Christine, Tochter von Helen Clark und Samuel Schwartz und als Samuel Schwartz, die Afroamerikanerin heiratet, haben deren Eltern jeweils einen Herzinfarkt oder sonstige Zustände bekommen.

Der Vater hat die Mutter  bald verlassen und ist nach New York übersiedelt, nicht ohne der Tochter einen Zettel mit geheimnissvollen Hinweisen, wie sie ihn auffinden kann, zu hinterlassen und die Oreo genannt, nach dem berühmten amerikanischen Keks, dunkle Umhüllung mit weißer Fülle, eine rotzfreche Göre, die alles mit Karate und Witz zu lösen weiß, macht sich auf den Weg, vorher gibt es noch und das finde ich für ein Buch aus den Siebzigerjahren sehr ungewöhlich, eine Szene, wie sie sich gegen einen Vergewaltiger zu wehren weiß.

Auf der Reise in die Metropole macht sie auch noch einige außergewöhnliche Bekanntschaften, so trifft sie zum Beispiel einen Reisehenker, das heißt, einen, der in ein Büro beordert wird, um dort Kunden zu feuern, das finde ich auch sehr beeindruckend.

Sie übernachtet in einen Park, wird am Klo von einem frechen Jungen gespannt, den sie dann, als er Hunde quält es auch ordentlich heimzahlt, dieser Theseus hat also einen  starken Gerechtigkeitssinn.

Mit einem Bordellbesitzer legt sie es sich oder er mit ihr auch an, dann gibt es noch einen stummen Radiomacher und und, der Skurilitäten ist kein Einhalt geboten.

Sie kauft sich noch Schuhe in einem Laden, weil ihre Sandalen beim Kampf mit dem Bordellbesitzer zu Schaden kamen. Dann trifft sie ihren Vater, löst das Räsel und Fran Ross, die am Schluß noch Hinweise auf die Thesseussage gibt und vorher auch noch, die Familienverhältnisse genau erklärte, hat eine rotzfreche afroamerikanische Göre zur Heldin der griechischen Mythologie gemacht.

Ein interessantes Buch, einer interessanten Autorin, das ohne die Buchpreisnominierung wahrscheinlich an mir vorbei gegangen wäre.