Der Held

Buch drei der Schweizer Buchpreisliste, die ja nur aus fünf Büchern besteht, die ersten zwei Dorothee Emingers “Zuckerfabrik” und Charles Lewinskys “Halbbart” habe ich schon früher gelesen, weil sie ja auch auf der deutschen Longlist standen und von dem 1959 geborenen Karl Rühmann, der eigentlich Mladen Jandrlic heißt habe ich noch nie etwas gehört, trotzdem ist sein Roman, obwohl oder weil, wie in den “Amazon-Rezensionen” steht, leicht lesbar oder eigentlich des Thema wegen, obwohl ich mir am Anfang dachte “Der Held, was soll das sein?”

Der Held ist ein General eines ungenannten wahrscheinlich ehemaligen jugoslawischen Staates. Er war fünf Jahre in Den Haag inhaftiert und wurde freigesprochen. Jetzt kehrt er als Held in sein Heimatland zurück, wird am Flughafen von der Präsidentin empfangenu und will in sein Haus am Land. Dort bekommt er Polizeischutz, den er nicht will. Denn er will eigentlich nur seine Wildbienen beobachten, Tierbücher lesen und die Sportseiten der Zeitung. Er führt aber auch einen Briefwechsel mit einem Oberst eines feindlichen Staates mit dem er sich in Den Haag befreundet hat und mit ihm Schach spielte.

Der wurde verurteilt und sie haben am Anfang einen sehr freundschaftlichen Ton, was sich im Laufe des Buches ändert. Er bekommt noch einen anderen Brief, nämlich von einer Ana, deren Mann im Krieg umgekommen ist und die nun ihren zwölfjährigen Sohn allein aufzieht. Der General lädt sie ein und stellt sie als Haushälterin an.

Das Buch ist zum Teil als Briefroman geschrieben, zum anderen Teil besteht es aus Gesprächen Anas zu ihrem toten Mann und um den, Marko Tironi dreht es sich auch in den Briefen. Ana die das Geheimnis um den tod ihres Mannes herausbekommen will, liest die Briefe und wendet sich schließlich, da der General zwar freundlich und zuvorkommend aber schweigsam ist, an Oberst Bartok und bekommt die Antwort von seinen Rechtsanwalt, der sie nach Zürich, wo ihre Schwster lebt, bittet und dann zwingt gegen den General auszusagen. Der soll zur großen Siegesfeier eine Rede halten, erklärt sich nach langen Zögern auch bereit dazu, wird aber vorher verhaftet und Ana sucht schließĺich in der Schweiz um Asyl an.

Ein eher konventionell geschriebenes, interessantes Buch, das sich um Schuld und Sühne und um die philosophischen Fragen des Krieges auseinandersetzt.

Ilija Trojanow beschäftigt sich in einer eher dokumentarischen Weise mit ähnlichen Themen und über den Jugoslawienkrieg habe ich auch bei Damir Ovcina in “Zwei Jahre Nacht” gelesen und wenn ich dann zum Schweizer Siegerbuch komme wird es wahrscheinlich wieder sprachexperimenteller werden.

Debuts, Debuts und neue Shortlist

Debuts gibt es ja wahrscheinlich seit es die vielen Schreibschulen gibt, sehr viele. So stehen beispielsweise einundsechzig Titel auf der heurigen Bloggerdebutlonglist und auch die entsprechenden Debutpreise sind in den letzten Jahren, wie die berühmten Schwammerln aus dem Boden geschoßen. Der “Aspekte-Literaturpreis”, den heuer Deniz Ohde gewonnen hat, ist wohl der berühmteste, “Franz Tumler”, der der österreichischen Buchpreisliste und und, die manche Autoren bekannt gemacht haben und dann gibt es seit 2016, das Boggerdebut, von Bozena Anna Badura, Sarah Jäger, und Janine Hasse gegründet, die die jährlichee Debutflut sammeln, dann fünf Shortlistbücher aussuchen, die dann von den teilnehmenden Bloggern bewertet werden und da ist interessant, daß man zwar um daran teilzunehmen ein paar Kriterien erfüllen muß, wie in Leipzig akkreditiert zu werden.

Also ein Jahr Blog, regelmäßige fachspezifischeArtikel, aber dann konnte ich mich melden und juriere seit 2016 mit, was mich zwar, weil ich ja auch sonst viel Buchpreisblogge im Herbst in einen ziemlichen Lesestreß versetzt, mir aber und das finde ich besonders spannend, einen guten Einblick in das literarische Leben gibt und da ich ja viel anfrage oder angefragt werde, habe ich in den letzten Jahren auch sehr viele Debuts gelesen. Vor allem auch, weil sie ja besonders im letzten jahr auch sehr viel auf der deutschen Longlist standen, auf der österreichischen sowieso und so sieht man mit einem Blick auf meine Debutpreislonglist meiner gelesenen oder vorhandenen Bücher 2016 waren es sechzehn, 2017 neunzehn, 2018 schon dreiundzwanzig, 2019 einundzwanzig und heuer, obwohl ich ja sehr viel lese, erst zwölf, was vielleicht daran liegt, daß im Vorjahr, glaube ich, sechs oder sieben Bücher, die auf der deutschen Longlist standen.

Was sind diese zwölf werden meine Leser, die nicht auf meine Liste schauen wollen, vielleicht fragen, also

1. Dominik Barta “Vom Land” noch nicht gelesen, weil im Frühjahr im Schrank gefunden

2.Lucia Leidenfrost “Wir verlassenen Kinder”

3.Laura Lichtblau “Schwarzpulver”

4.Ilona Hartmann “Land in Sicht”

5.Deniz Ohde”Streulicht”, steht auf der Longlist des dBps

6.Olivia Wenzel “Tausend Serpentinen Angst”, steht auch darauf

7.Ulrike Almut Sanding “Monster wie wir”

8.Leander Fischer”Die Forelle” hat den Öst gewonnen und lese ich gerade

9.Stephan Roiss “Triceratops” stand auch am DBp

10.Mercedes Spannagel “Das Palais muß brennen” stand auf der öst Debutliste

11.Gunther Neumann “Über allem und nichts”, stand auch

12. Marina Frenck “Ewig herund gar nicht wahr”

Wenn man auf Bloggerdebutlonglist geht, stehen einige Titel darauf, auf die ich durch Blogs, das “Frankfurtspezial” etcetera neugierig wurde und die ich gerne lesen würde, wenn sie mal zu mir kämen, wie beispielsweise

jasimin Schreibers “Marianengraben”

Elsa Koesters “Couscous mit Zimt”

Katharina Köller “Was ich im Wasser sah”

Verena Keßler”Die Gespenster von Demmin”

Kaska Bryla “Roter Affe”

So war ich auf die Auswahl der drei Debutfrauen sehr gespannt und hätte als meine Shortlist

Stephan Roiss und Leander Fischer

vorgeschlagen und voila, voila, sie ist da, die Auswahl des Debutblogs zwei Bücher habe ich davon schon gelesen und ich muß sagen, sie waren nicht meine Wahl. Jetzt bin ich natürlich auf die drei anderen sehr gespannt und wieder lesen, lesen, bevor dann das Resultat, ich glaube, im Jänner feststehen wird.

1. Deniz Ohde “Streulicht”

2.Amanda Laska-Berlin “Eljias Lied”

3.Cihan Acar “Hawai”, habe schon davon gehört

4.David Misch “Schatten über den Brettern”

5.Lucia Leidenfrost “Wir verlassenen Kinder”

Interessant ist auch, daß in diesen Corona-Zeiten, die Shortlist via “Zoom-Konferenz bekanntgegeben wurde, so daß ich mitschauen, wenn auch nicht mithören konnte, da der Ton auf meinem veralteten Browser nicht ging, ich Sarah Jäher und Bozena Anna Badura, die ich ja schon vor zwei Jahren in Essen, bei der damaligen Verleihung an Klaus Zährer und Christian Bangerl kennengelernt habe, aber mit den meisten anderen Jurykollegen auf den Bildschirm sehen konnte, die viel lachten und sich sichtlich freuten.

Die Forelle

Nun kommt das Siegerbuch der Debutschiene des “Österreichischen Buchpreises”. Leander Fischers “Die Forelle”, etwas, was ich mir nach der AK- Debutonline-Lesung fast erwartet habe und beim Lesen des achthundert Print-, sechzehnhundert E-Book Seiten dicken Buchs “Ein Kilo schwer!”, hat Johannes Tröndl bei der Präsentation in der “Alten Schmiede” gesagt, das Video kann man im Netz sehen, habe ich mir schwer getan. Achthundert Seiten geballte Sprachgewalt, Sprachräusche überdie österreichische Provinz, ich habe da an Thomas Bernhard gedacht,in den Besprechungen und auch in der “AS-Diskussion” wurden Faulkner und Joyce erwähnt. Von William Faulkner habe ich ein Buch gelesen, das Wort Joyce kommt in dem Buchpreisbuch einmal vor und besonders schwer macht das lesen, eine strigente Handlung gibt es ja nicht,sondern Sprachspiele, wie Leander Fischer auch in der Diskussion erklärte, daß er sich am Sound von Satz zu Satz voran geschrieben hat, daß die Kapiteln, glaube ich, in sich abgeschlossene Momentaufnahme sind, so daß sich die. die eine strigente Handlung braucht und das Ganze erfassen will, oft nichts verstand.

Wieder ein Buch zu dem man sich sowohl Zeit lassen, als auch in den Sprachsound hineinziehen lassen muß, um das totale Lese- und wohl noch mehr hörerlebnis zu haben. Leander Fischer hat sich, glaube ich, auch Zeit zum Schreiben gelassen. Zweitausendvierzehn ist, wie ich hörte, schon ein Text über eine Forelle erschienen. 2019 hat er beim “Bachmannpreis” eingeladen von Hubert Winkels, das erste Kapitel daraus gelesen.

Da geht es um das Fliegenbinden, denn bevor man zum Fliegenfischer wird, worum es in dem Buch geht, muß man erst das Binden lernen und das tut der abgefackelte Musikschullehrer Siegi aus der österreichischen Provinz, Leander Fischer wurde 1992 in Vöcklabruck geboren und ist, glaube ich, am Traunsee aufgewachsen, bei einem Ernstl.

Das Buch spielt in den Neunzehnhundertachtzigerjahren, die Besetzung der Hainburger Au kommt vor und Arik Brauer, der ziemlich zu Beginn im Radio ein Lied dazu singt. Der Siegi hat eine Frau, die Anästhesistin ist und zwei Kinder Lukas und Johannes, wird, wie kann es anders sein, von seinen Musikschulkollegen und dem Direktor gemobbt, gibt das an seine Schüler weiter und fährt sie an, wenn sie ihm etwas fragen. Er hat aber ohnehin nur eine einzige Geigenschülerin. Ein Fleischer kommt vor, ein Gasthaus und die Rivialitätskämpfer zwischen den Fliegenfischern und ihren Besuchern aus Wien. In einigen Kapiteln geht es in den zweiten Weltkrieg zurück.

In dem Kapitel, das Leander Fischer in der “AK-Bibliothek” gelesen hat, geht es um einen Grafen Kaun, ziemlich in der Mitte des Buchs, was mich verwirrte, denn was hat das mit dem Fliegenfischen zu tun? Und vor allem, eh klar, warum das Buch so hoch gelobt wurde und den Preis gewann, geht es um die Sprache, die hat es unzweifelhaft auf sich. Leander Fischer ist ein Sprachkünstler.

Mir ist das Lesen, ich gebe es zu, irgendwann zu langweilig geworden. Vielleicht weil ich mich nicht tief und lang genug einlassen wollte und habe manches nur überflogen, beziehungsweise mir das Gespräch beim “Schmiede-Video” angehört, um mich zu orientieren und mir natürlich wieder die Frage gestellt, ob mir beim Lesen die Sprache oder die Handlung wichtiger ist und da hat sich meine bisherige Einstellung auch nicht verändert.

Über allem und nichts

Jetzt kommt das erste Buch, das auf der Debut-Schiene des österreichischen Bchpreises steht.

Gunther Neumanns “Über allem und nichts”, von dem ich schon auf der Debutschiene der O-Töne hörte und zur Debutlesung in der Arbeiterkammer-Bibliothek habe ich mich ja auch schon gezoomt.

Gunther Neumann scheint ein älterer Debutant zu sein. Einer, der nach einer erfolgreichen Berufslaufaufsbahn in der Pension literarisch zu schreiben begonnen hat.

Geburtsdatum habe ich keines gefunden, konnte hier also nicht genauer recherchieren.

Es ist aber auch egal, denn es ist ein Buch das von der globalisierten Lebenswelt, die Gunther Neumann wohl in seiner Berufswelt gekannt hat, berichtet und die, und das ist auch sehr interessant, jetzt ein bißchen vorbei sein dürfte oder am Wendepunkt steht.

Günther Neumann deutet da einiges an, obwohl das Buch schon im Frühling erschienen ist und hat als Heldin eine etwas untypische Frau erwählt und schildert sie in allen ihren Schwierigkeiten und Problematiken, die man in dieser Welt nun einmal hat, um seinen Träumen irgendwie wenigstens im Ansatz näherzukommen.

Da ist also Clara, die schon als Kind sehr untypisch war, die Anführerin spielte, die schwächeren Kindern ihren Ritualen auslieferte, sie auf Ameisen legen ließ, etcetera.

Die Großmutter stammte aus der Vojvodina, sprach immer hochdeutsch und verleugnete immer ihr Serbisch undungarisch. Clara liebte das Wasser und wollte Pilotin werden. Das war für eine Frau in den Achtziger- und Neunzigerjahren und wohl auch jetzt nicht sehr einfach. Zuerst also Stewardesse oder Flubgebleiterin, wie das heute heißt. Einen Robert gab es auch und eine Schwester. Dann einen Privatpilotenschein, bevor sie es als Co-Pilotin auf einer Billigairline schaffte und ewig auf ihren Pilotenkurs warten mußte.

Es gibt zwei Männer, Gabriel, den Piloten, bei dem sie lange lebt und ihm was jetzt wieder ein bißchen untpisch oder doppelt umgedreht ist, die Hemden bügelte, bevor sie ihm anzeigte und seine Papiere verbrannte, um von ihm loszukommen und Matthias, den Juristen.

Zu Beginn des Buches, das immer wieder in Rückblenden geschrieben ist, fliegt Clara nach Sri Lanka, um dort einen Urlaub zu verbringen. Sie mietet sich ein Motorrad, um auf der insel herumzufahren, was auch ein wenig schwierig ist, bis ihr derVermieter herausrückt. Macht dort einige Begegnungen mit einer sizilianischen Krankenschwester, beispielsweise, die zwar im Op steht, aber traumaisierten Mädchen nach ihrer Vergewaltigung trotzdem seelisch helfen muß und einen Tamilien der sie zum Essen einlädt und dann eine Gegenleistung von ihr will.

Am Schluß kommt sie nach Madrid zurück, wo sie eine Wohnung hat, der Kapitänkurs ist genehmigt. Die Fluglinie aber pleite gegangen, so daß sie sich nach etwas anderem umsehen muß und hoffnungsvoll zu einem Vorstellungsgespräch reist.

Ein interessantes Buch in dem man in die weite Welt eintauchen und auch sehen kann, wie weit wir auch schon vor Corona überwacht wurden, zumindest bei den Piloten war das so, die dauernd Blut- und andere Tests machen mußten, aber auch mehr von der Welt, ihren Unruhen und Ungerechtigkeiten gesehen haben, als Eva Normalverbraucherin, die das alles nur aus Büchern kennt.

Und noch etwas ist interessat, hat doch Gunther Neumann seinem so modernen Buch, immer wieder Blaise Pascal-Zitate, dem französischen Mathematiker, der 1662 gestorben, ist, vor die einzelnen Kapitel gestellt.

Ousia

Buch neun des Öst, ich sage ja ich feiere derzeit, statt mich auf die “Buch-Wien” zu begeben, ein Wochenende der österreichischen Literatur und lese die österreichische Buchpreisliste fertig und am österreichischen Buchpreis ist ja besonders erfreulich, daß nicht nur, wie beim deutschen Romane zugelassen sind, obwohl, die ja, weil das ja jeder auf seine Bücher schreibt, inzwischen ein ohnehin sehr ausgeweiterer Begriff ist, also Lyrik und ein kleines ästhetisch schönes Bändchen aus der “Kook-Lyrikreihe”, der 1978 in Kirchdorf an der Krems geborenen Verena Stauffer, deren Debut “Orchis” ich gelesen habe, das, glaube ich, sogar auf der “Debutpreis-Shortlist” stand, mir aber vielleicht ein wenig zu lyrisch anbeghoben war, nun also Gedichte von der jungen Frau, die bei der “In Memoran-Lesung” Andreas Unterweger vertreten hat und dort berührende Worte über Alfred Kolleritsch sagte und das Büchlein das leider oder natürlich nich tauf die Shortlist gekommen ist und das ich ebenfalls leider, leider, denn es wäre ein Buch, wo ich mir viel anstreichen würde, nur als E- Book gelesen habe, ist auch sehr interessant, schon einmal optisch soweit man das in der E-book-Form erkennen kann, das wäre wahrscheinlich ein Bändchen das man riechen, schmecken oderauch bestaunen sollte.

Gelber Einband und zu dem mir unverständlichen Titel gibt es auch eine Erklärung, dann werden die einzelnen Kapitel auf schwarzer schrift graphisch schön drapiert und da ist auch viel asiatischer Einfluß zu merken. So beginnt gleich mit “Laterne der rauchenden Köpfe nach einem chinesischen Schattenspiel aus dem Quianlong Satz”und da beginnt es gleich mit dem

“Schattenspieler”

“Einst lebten Männer, die ihrer Frauen Köpfeschnitten, um sie zu tauschen”, also schön brutal.

Es bleibt dann nicht chinesisch, sondern geht weiter zu der Abteilung “Treibluft”, dann kommt “Para dies” ein Tryptichon” und “Hummingbird”

“Hass”

“Ich riß heraus die Augen/ aus einem braunen Hasen

Die Zunge nahm ich auch /zartfrosa war sie und fein”, also ganz schön poetisch brutal, heraus.

In der Abteilung “PAES” gibt es die “Großen Litschis

Es platzt wie große Litschis im Mund”, heißt es da und ebenfalls in der Abteilung “PAES” die “Heuharfe”, also sehr schöne Namen zu den poetisch schöne Zeilen.

Bei “TETSU-SEN” wird es wieder asiatisch. Das gibt es das “Himmelsfossil” und “Ling”

“So ein Fächer im Rücken, wie sich das anfühlt,erhaben”, sowie das Titelgedicht:

“Die Untätigen beobachten ihre Beobatung, skalieren den Kompaß

Die Schreiber schleichen, schweben um die Glut. Gesprochenes ist da.”

In der Abteilung “Flämmchen” gibt es den “Fuchskaviar”

“Bedacht zu sein

durch Himmel oder Schindel

geschützt vor fallenden Obst

und stürzenden Balkon”, was ich ich sehr schön poetisch empfinde.

Bei den “Jüngern im Schutz der Büsche blinkt, gluckert und klingt”es.

Da gibt es die” Herde der Häuser” und

“Im Himmel”

“Wie aber Liebster?

Ketten fädelten sie und kohlten das Ende des Fadens”

Dann gibt es noch den “Quargeltod”

“Rund gedreht und blutend?

Am Holunder ist mein Herz mir gestorben

entwurzelt wurde es den Göttern dargebracht

den Harlekinen in Monstranzen

und starben noch andere der Beeren, viele den roten Quargeltod

lotrecht groß”

Man sieht Verena Stauffer ist eine Sprachkünstlerin. Bin wieder sehr gespannt, was ich von ihr noch lesen oder hören werde und bedaure fast ein bißchen, daß die “Manuskripte” jetzt nicht mehr zu mirkommen. Denn vielleicht würde ich da Gedichte von ihr lesen, aber vielleicht gibts, wenn diese Pandemie vorbei ist, wieder eine Lesung und die graphische Aufmachung der “kookbook-Reihe”, wo schon viele Autoren erschienen sind, die man bei den Lyrikfestivals der “Alten Schmiede” oder anderswo hören kann, finde ich auch sehr schön.

Putzt euch, tanzt lacht

Buch acht des österreichischen Buchpreises und das letzte Shortlistbbuch, diese Woche ist, währhend unter normalen Umständen die “Buch-Wien” stattfinden würde, ja dem Öst und der österreichischen Literatur gewidmet mit dem ich jetzt bald fertig bin und das Buch der 1967 in Linz geborenen und Wirtstochter in Eferding, wie sie immer sagt, wäre ja mein dritter Buchpreis-Tip gewesen, im nachhinein würde ich es parallel mit Xaver Bayer reihen und dem wahrscheinlich doch den Vortritt geben, denn irgendwie ist Karin Peschka, deren Bücher ich von Anfang an verfolgte, nicht ganz so einfach zu verstehen.

Interessant ist, daß sie immer wieder Motive ihrer Bücher aufnimmt und miteinander vermischt, so kann man wahrscheinlich den “Watschenmann” ihr Debut mit den Erzählungen von “Autolyse Wien” vergleichen und die “FanniPold” treffen wir ja schon sehr deutlich in dem neuen Buch wieder, das im Frühling erschienen ist, in Leipzig präsentiert werden sollte, als das dann abgesagt wurde, hat Karin Peschka einen Videokanal gegründet, wo man die Bücher, die dort präsentiert werden sollten, vorstellen könnte und hat aus dem neuen Roman gelesen, bei der “Schreibart-Reihe” in der “Gesellschaft” ist sie auch gewesen, so habe ich relativ früh von dem Buch erfahren und finde es sehr spannend, wenn ich auch, liebe oder lieber A. Yanga tatsächlich nicht alles verstanden haben und die zeitlichen Sprünge mich auch verwirrten.

Dabei ist eigentlich alles klar, vielleicht sogar klarer, als bei “FanniPold”, das ich auch nicht so ganz verstanden habe. Die Fanni, die Supermarktkassiererin aus Ried, glaube ich, ist jetzt siebenundfünfzig, hat Panikattacken und will zu einer Therapestunde. Sie fährt aber weiter, ins Pinzgau, denn da gibt es eine Hütte auf einer Alm, die ihr und ihrer Jugendliebe Ernst gehört, zu der will sie hin. Trifft vorher den Ernst, die Hütte ist aber nicht so ganz bewohntbar, Fanni macht sich trotzdem auf, wird dann eingeschneit, kommt nach Wien zu einer praktischen Ärztin nammens Tippi, ja, liebe Kritiker, Karin Peschka ist auch eine, die es mit den sprechenden Namen hat und hier viel varieert und ein bißchen in der Zukunft scheint das Buch auch zu spielen. Jedenfalls gibt es schon Mikrochips mit denen man sich nur Zutritt oder nur bezahlen kann, aber vielleicht bin ich hinten nach, das heißt dann “Accursia”, weil so eine Frau in einem Rastaus hieß, die der Angestellte holen muß, wenn jemand doch mit Geld bezahlen muß, aber ich schweife ab.

Fanni, die sich auch manchmal Sina nennt, bleibt als eine Zeit in Wien, dann fährt sie in die Vogesen und arbeitet dort schwarz als Kellnerin, das Buch wird auch irgendwie als Roadmovie angepreist, nach Italien und Kroatien kommt sie auch. Sie trifft überall Menschen, die auch interessante namen haben. So heißt eine Frau Berlin, einen Marek, der irgendwie behindert ist, sich aber mit Rimbaud beschäftigt, so auch der Titel, der sich auf eine diesbezügliche Gedichtzeile bezieht, gibt es auch und einen Velten. Das hat mich am Anfang des Buches leicht verwirrt, denn Karin Peschka springt zeitlich hin und her und am Ende oder auch schon am Anfang treffen sich alle in der Hütte, um eine art Alters-WG zu gründen und Fanni hat sich endgültigvon ihrem Berhard getrennt, der ihr aber gar nicht böse ist, weil er schon eine neue Liebe gefunden hat.

Motive aus “Fannipold” tauchen immer wieder auf und werden in die Geschichte verwebt und nach oder neu erzählt, so zum Beispiel die Geschirrhändlerin in derja die frühere Fanni gearbeitet hat.

Interessant so in das Schreibleben der Karin Peschka einzudringen und wiederum sehr spannend die Frage, was und wann ich wieder von ihr hören oder lesen werden und, ob ich sie auch mal wieder, beispielsweise bei einer Lesung, treffen werde.

Mondbeben

Nun kommt Buch sechs der österreichischen Buchpreisliste “Mondbeben” des 1946 geborenen in Wien lebenden deutschen Schriftstellers Ludwig Fels von dem ich schon einiges gehört aber nochts gelesen habe, obwohl zwei seiner Bücher in meinen Regalen stehen.

In der Beschreibung des “Jung und Jung-Roman” steht etwas von Träumen und enttäuschten Erwartungen, die in einer wundervollen Sprache erzählt werden. Ich habe Ludwig Fels auch immer als sehr literarisch eingeschätzt und war jetzt etwas überrascht, denn ist man bösartig, könnte man sagen, “Hey, was ist das? “Jung und Jung” verlegt einen Räuberroman, den man in einer viel weniger artizifiellen Sprache natürlich, in jeder Fernsehserie findet!”

Aber natürlich steht eine Idee dahinter und wahrscheinlich auch eine große Portion Ironie und der Wunsch sich kunstvoll über dieses Leben lustig zu machen.

Da ist, das erfährt man eigentlich durch den Klappentext und viel später im Buch eigentlich so nebenbei, ein ehemaliger Schuldeneintreber namens Olav Ostrander, der im Gefängnis war, weil er einmal, als er vom Nebenhaus gesehen hat, daß eine Frau verprügelt wurde, hinüber ging und den Mann mit mehr Aufwand als nötig gewesen wäre, tötete. Im Gefängnis hat er dann Helen, das ist die Frau, geheiratet und jetzt hat sie geerbt und so setzen sich die Beiden ins Flugzeug und brechen auf eine Insel auf, um sich dort unter Palmen am Meer ein Haus zu kaufen und fortan ein schönes Leben zu beginnen.

So beginnt das Buch, im Flugzeug. Dann steigen sie in ein Hotel ab, um dort am nächsten Tag Mister Holmes, den Makler zu erwarten. Olav, weil ein Trinker geht aber noch vorher an die Bar, um sich ein Bier zu holen. Dort trifft er eine Nutte namens Assumpta, die auch verprügelt wird und kommt mit ihr in Kontakt.

Am nächsten Tag schauen sie sich die Villa an, der Verkauf ist irgendwie geheim, das Geld muß erst überwiesen werden, ein Teil wurde aber bereits ins Land geschmuggelt und am Abend kommt diese Assumpta aufs Zimmer und sticht Helen mit ihrem Stöckelschuh ein Auge aus. Sie fahren in die Klinik treffen dort den pakistanischen Arzt Dr. Chalie. Helen muß über Nacht in der Klinik bleiben. Am nächsten Morgen erzählt sie, der Arzt wäre ihr zu nahe getreten. Sie fahren in die Hauptstadtklinik, kommen dort aber nicht durch, weil plötzlich Unruhen und so weiter und so fort. Der Makler sagt, gegen eine Gebühr können sie schon in die Villa. Dort gibt es keine Möbel. Der Anwalt, der das vermitteln soll, verschwindet. Ein Polizeioffizier und immer wieder diese Assumpta tauchen auch noch auf. Helen fliegt nach Deutschland wahrscheinlich, um ihr Auge zu behandeln und er, um es kurz zusammenzufassen und nicht alles zu verspoilern, verkommt immer mehr oder wird von dem fast klasstischen Figurenquartett nach Strich und Faden ausgenommen, bis kein Geld mehr da ist und er schon stinkend zum Flughafen humpelt, um dort seine Helen zu treffen, die gerade wieder ankommt.

Es gibt noch einige Verhandlungen bis Dr. Charlie ihm zum Gate begleitet, ihm den Paß wieder gibt und “Grüßen Sie ihre Frau von mir!” zu ihm sagt und ich habe ein Buch von einem Autor dessen Stil mir bisher eher unbekannt war und wieder einmal erstaunt, was man in den sogenannten literarischen Büchern alles finden kann. Es ist aber natürlich auch ein Midlifekriseroman, wo Ludwig Fels, der das Buch, wie man noch lesen kann, mit Hilfe einiger Stipendien geschrieben hat, sich über das Leben lustig macht und vielleicht, das weiß ich nicht, ob er daran dachte, einen Kolportageroman daraus machen wollte.

Fremdes Licht

Buch fünf des österreichischen Buchpreises, der ja am Montag vergeben beziehungsweise, wie bei Leipzig bekanntgegeben wird, derFestakt, um den ich mich ja immer gerissen habe, entfällt aber wegen des Lockdowns, mit Maske wäre ich aber ohnehin nicht hingegangen,macht also nichts, aber auch kein Livestream und jetzt kann raten und spekulieren oder gleich bemerken Michael Stavaric bekommt ihn nicht, weil nichtauf der Shortlist.

Es war für mich aber ganz spannend, mich in den Stil des 1972 in Brünn geborenen, der seit 1977 in Österreich lebt und den ich schon öfter bei Lesungen erlebt habe, einzulesen.

Gelesen habe ich noch nichts von ihm, so war seit Stil für mich ein Erlebnis. Ich kann aber etwaigen Kritikern gleich verraten ich habe mich schwer damit getan, mit Sicherheit auch nicht alles verstanden, dazu hätte ich mir wahrscheinlich, die zwei drei Jahre Zeit nehmen müssen, die Stavaric wohl zu Schreiben gebraucht hat und ich glaube mich an eine “Alte Schmiede-Lesung” zu erinnern oder an einen Text, der mit Arno Schmidt zu tun hat. Der Stil würde aber fast an “Kaff mare crisium” erinnern.

Nein, so schlimm ist es nicht und ich hatte auch Schützenhilfe, denn vor einem Jahr in der “Gesellschaft” eine Stavaric-Portrait erlebt, wo das Buch auch erwähnt wurde. Im Frühling gab es dann die Corona-Lesungen. Da war Stavaric dabei und im Sommer war er noch einmal mit seinem Buch in der “Gesellschaft”, erklärte einiges dazu im Gespräch mit Manfred Müller und der Eindruck verdichtete sich, sehr kompliziert.

Denn Stavaric ist kein Plotautor, der mir ja irgendwie sehr wichtig ist. Nein, hat er erklärt. Er geht von einer Idee aus. Hier war es, glaube ich, das Licht oder der Schnee und die Kälte und dann hat er, wie Manfred Müller erklärte, zweihundert Seiten lang das Nichts beschrieben.

Das liest sich natürlich schwer und wenn man fragt, welches Genre ist es nun? Geht man und da würde Stavaric jetzt wahrscheinlich lächeln, auch in die Irre.

Ein Scicene Fiction oder dystopischer Roman, da ich ja glaube seit einem dreiviertel Jahr in einem solchen zu leben und ihn auch noch gern beschreiben möchte und nicht recht weiß, wie, da es sich ja doch, um die Wirklichkeit handelt, war es ja sehr spannend sich auf einmal im Weltall zu befinden oder in Grönland bei den Innuits und, um das geht es da eigentlich?

Im ersten Teil, um eine Genforscherin, die einen Großvater in Grönland hatte, aber in der Schweiz, in Winterthur forschte und wir befinden uns, glaube ich, um einige hundert Jahre in der Zukunft und Elaine, so heißt, die Forscherin in einem Raumfschiff. Denn die Welt ist untergangen. Sie ist die einzige Überlebende oder doch nicht so ganz, denn eine Schwester gibt es auch. Sie erwacht jedenfalls im Eis, beginnt sich an ihre Kndheit, ihren Vater und ihren Großvater zu erinnern. Die Mutter ist gestorben und einen Dallas gibt es auch. Der war der Kapitän jenes Raumschiffes, mit dem man dem Weltuntergang entfliehen wollte. Es gab darin aber auch Kapseln, wo man Menschen einfror, um sie später wieder zum Leben zu erwecken. Allerdings war das Schiff mit so vielen Flüchtenden erfüllt, daß das nich thinaute. Elaine hat auch eine Maschine mit dem sie neues Leben erschaffen kann. Manfred Müller sprach Stavaric diesbezüglich auf Kafka an und ich muß gestehen ich habe die diesbezügliche Assoziation nicht bemerkt. Sie irrt jedenfalls im Eis herum, befindet sich dann plötzlich in winthertur oder dort, wo das mal war, versucht neuesLeben zu kreieren und begegnet einem Eisbären, der sich schließlich, als ihr Freund Dallas entpuppt.

Der zweite Teil “Grönland und die weiße Stadt”, ist viel einfacher zu lesen, obwohl es auch hier Tabellen und Worte in der Innuit-Schrift gibt, die manfred <müller auch als Stavarics Spezialität erwähnte.

Da geht es zu Fridtjof Nansen der ja Ende des Neunzehntenjahrhundert nach Grönland kam und dort weil sie seiner Frau Elaine so ähnlich sah, mit dem Innuit-Mädchen Uki Bekanntschaft machte. Dann wird es etwas phantastischer oder auch naiver. Sie, die ihn Vogelmann nennt, weil er Spielautomaten in Vogelform an die Kinder verschenkt und ihr ein Vogelbuch, lernt für ihn bei den Schamanen Englisch und Französisch und begleitet ihn dann nach New York denn sie will zur Weltausstellung nach Chicago, um die weiße Stadt, offensichtlich so genannt, weil in viele Glühbirnen und Elektrizität getaucht, zu besuchen. Nansen schickt sie mit einem Begleiter, der auch ihre Sprach schickt, dorthin. Sie sind auch einen Tag auf der Weltausstellung und bestaunen alles, dann übernachten sie in dem berühmten Hotel von H.H. Holmes oder Jack the Ripper, Stavaric hat also auch reale Eregnisse in seinen Roman verwendet und kommen nicht zur vereinbarten Zeit nach New York zurück, um wieder die Fahrt nach Grönland anzutreten. Sind sie doch dem Serienmörder zum Opfer gefallen und Uki wäre beinahe in seinem Folterkeller erfroren. Sie wird aber gerettet, kommt nach Grönland zurück und wird dort Schamanin. Da gibt es dann auch die Verbindung zum ersten Teil. Denn der Großvater hat Elaine ja viel von Uki erzählt und so endet auch das Buch von dem am Rücken steht “Wenn die Reise in die Zukunft zu einem Blick in die Vergangenheit wird” und der “Stern” hat geschrieben “Michael Stavarics Bücher muß man kaufen”.

Man kann sie ja auch in den Bücherschränken finden. Ich habe meines vom Verlag bekommen und geht man zu “Amazon” findet man auch “Ein Stern- Rezensionen”.

So weit würde ich nicht gehen, kann aber schreiben, daß mich Stavarics Stil vielleicht nicht so sehr erwärmen konnte, aber trotzdem ein interessantes Buch gelesen habe.

Geschichten mit Marianne

Jetzt komme ich schon oder erst, ich habe ja vorher fast die ganze deutsche Buchpreisliste gelesen zu Buch vier des öst Bp und damit auch schon zum dritten Shortlistbuch, denn das der Helena Adler und der Cornelia Travnicek ist auch darauf und es ist ein Buch das ich, auf einer der wenigen Lesungen auf denen ich Corona bedingt in diesem Jahr war, präsentiert wurde und das ganz groß, diese zwanzig Horrorgeschichten, die immer vom Erzähler und seinen Erlebnissen mit besagter Marianne handeln, denn damals war ja Jochen Jung dabei, es gab ein tolles Käsebuffet durch das man sich zum Wein drängen mußte und das ist, glaube ich, an dem Tag passiert, wo Leipzig schon abgesagt wurde, Xaver Bayer hustete und schnupfte am Podium, griff sich in die Nase, grinste dabei und sagte”Das ist nicht Corona!”, war es wahrscheinlich auch nicht.

Der Horrorzusammenhang wurde damit aber sicherlich erhöht und jetzt also auch das Buch und durch diese Geschichtensammlung, wo die erste wohl, um die Absurdität zu erhöhen, gleich mit dem Tod der Marianne beginnt. Die Geschichte haben keine Titel, nur römische Zahlen und da bereitet Marianne ihrem Liebsten in der Nobelwohnung ihrer Eltern, ein wunderbares Menu mit zig Gängen, Weinen, Zgarren, etecetera, während unten in der Fußgängerzone von Terroristen Menschen erschossen werden. Der Erzähler schaut eine Weile während Marinanne kocht zu, dann essen sie und schließlich holen sie die Jagdgewehre der Eltern aus dem Schrank und schießen hinunter, wobei Marianne erschoßen wird.

Das war es, könnte man nun denken. Es geht aber munter weiter, nämlich in der nächsten Geschiche zu einem Horrorzirkus. Da werden die Zuschauer auf die Bühne geholt und beschoßen oder sonstig gequält, die Letzte ist Marianne, die wird in einem Sessel durch die Mangege gehievt verschwindet dann und kommt nicht mehr zurück oder zumindestens eine Weile nicht, denn in Geschichte drei, die ich schon gehört habe, fährt der Erzähler tagelang mit dem Lift in dem Haus, das eigentlich nur elf Stockwerke hat, um nie anzukommen, während er in Geschichte vier mit Marianne zu einen Perchtenlauf geht, wo die Perchten alle wild angreifen. Um zu flüchten, verkleidet sich das Paar dann selbst als solche und muß munter mitspielen. Am Ende liegt der Erzähler benommen vor dem Supermarkt, während er in der nächsten Story, wie weiland Kafkas Käfer, in dem Floating-Institut, das er mit Marianne besucht, zusammenschrumpft.

Die Marianne, die äußerst wohlhabend scheint, hat sie doch die verschiedensten Wohnungen und Wochenendhäuser, liebt es auch ihren Liebsten herumzukommandieren und zu Spielen zu verleiten, bei denen er meistens verliert, was ja auch eine interessante Variante ist, so schickt sie ihn in ein verfallenes Schloß um nach Kafkas “Schloß” zusuchen, er darf dabei kein Licht aufdrehen. Sie gibt ihm telefonische Anweisungen und als vor dem Bücherregal steht, will sie auf einmal ein anderes Buch. Sie spielen auch das Zitatespiel, wo sie sich mit den verschiedensten Zitaten bekämpfen oder er muß in ein Fußballstadion gehen,wo es, wie in einem Gefängnis aussieht, um nach ihr zu suchen.

Ruhiger geht es in der Geschichte zu, wo er allein in ihrem Wochenendhäuschen sitzt und einem Falken,der tot vom Fenster hinuntergefallen in der Wiese liegt, zu begraben, dabei eine Schatzkiste findet in der mehrere Pistolen und das Emblem “Unsere Ehre ist Treue” findet, das gibt auch Anlaß zu verschiedenen Assoziationen und ähnlich gespenstig wie beim “Perchtenlauf”, geht es in der nächsten Geschichte zu. Er und Marianne wollen eine Maus im Wald aussetzen, da liegt zuerst knöchel- dann kniehoher Schnee, es findet auch eine Treibjagd statt. Geht das bei Schnee überhaupt? Die ist zwar angeblich schon fertig, das Schießen geht aber lustig weiter. Blut ist auf den Schnee zu sehen. Die Beiden flüchten sich in einen Hochstand und erkennen, sie sind die Gejagten.

Dann geht es auf eine Fahrt durch den Wald, wo die Rehe und die Kröten wechseln und etwas unlogisch, die Geschichte, wo die Beiden ins Weltmuseum gehen und weil es dort so fad ist, durch den Notausgang flüchten. Dort setzen sie sich auf Boden, Marianne erzählt ihm, wie sie einmal von einem Lover in Rom blau und grün geschlagen wurde. Dann kommt die Aufseherin und holt die Beiden, weil sie nicht durch den Notausgang durften und sie kommen nur, ,weil die glaubt, daß sie sich ein Schäferstündchen machen wollten.

Die Geschichte von den Drohnen, wo Marianne im Kambodscha sitzt und Getränke bestellt, während er ihr das erzählt, kannte ich schon. Auch hier kann man auf die Beziehungsproblematik schließen, weil er ja am Schluß ganz zufrieden mit den Drohnen ist.

Dann gehen sie in einen Swingerclub und denken sich dort mögliche Selbstmordarten aus und in Geschichte fünfzehn wird es gänzlich sadomasochistisch. Da wird er von Marianne gequält und mißhandelt bis zum Zusammenbruch und er wundert sich nur, daß er ersich das gefallen läßt, was vielleicht auch zu denken gibt.

Interessant fand ich die Geschichte, wo die Zwei auf den Flohmarkt gehen, um ahnungslosen Verkäufer rare Originalle, einen echten Beuys und kostbare Vasen, um ein paar Euro abzuluchsen. Dann gehen sie nach Hause, zerreißen und zerstören sie bei einem Gläschen guten Wein. Dazu passt die dystopische Geschichte, die Xaver Bayer auch im Literaturhaus gelesen hat und die in Zeiten der doppelten Ausgangssperre, erstens während des Virus, Zweites des Terrorüberfalls, um die Polizeiarbeit nicht zu behindern, wahrscheinlich noch mehr Bedeutung, als damals im März, hat, wo man sich das alles noch nicht vorstellen konnte. Xaver Bayer konnte aber oder sich was Bizarres ausdenken und dann ist die Marianne plötzlich achtzig und ist nach einem Schlaganfall in ein Heim für betreutes Wohnen umgegezogen. Eine Geschichte, wo sie ihn in den Keller schickt, um Einmachgläser fürdie Marmelade, die sie gerade kocht, zu besorgen, den er dann nicht findet gibt es auch und eine, wo er sich in der Wohnung verwirrt, dann aber noch rechtzeitig in der küche auftaucht, ist als das Omlette fertig ist.

Birzarr, bizarr, könnte man sagen und Xaver Bayer hat einen eigenartigen Humor, wie auch Clemensj. Setz, der ja im Vorjahr im Öst stand, den er excellent ausdrücken scheint, in Zeiten, wie diesen wahrscheinlich besonders spannend, ob er damit den Öst gewinnen wird, oder doch die Monika Helfer oder die Karin Peschka, mal sehen ich bin wieder gespannt!

Inniger Schiffbruch

Jetzt kommt Buch neunzehn des dBps “Inniger Schffbruch” des Buchpreisträgers von 2015, dem 1955 in Wiesbaden geborenen Frank Witzel, von dem ich schon in einem Kommentar geschrieben habe, daß man in ihm, glaube ich, sehr gut den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Schreiben feststellen kann und es ist auch ein Paradebeispiel für den Midlifekriseroman eines älteren berühmten Schriftstellers, weil ja 1955 geboren, sich mit der Geschichte Deutschland, der Geschichte seiner Familie und natürlich auch mit seiner Biografie auseinandersetzend und während die Ärztin Melitta Breznik, die letzten Tagen ihrer Mutter, die sie pflegte, mit ihren körperlichen Gebrechen schildert, geht es Franz Witztel sehr kompliziert und wie schon der Titel ausdrückt mit verschiedenen Metaphern an.

Seine Eltern sind gestorben, zuerst die Mutter, dann der Vater und es beginnt mit einem Traum von einem Rhinozeros oder Nilpferd, das man auch auf dem Cover sieht, dann geht er zu seiner Therapeutin und das ist vielleicht wieder etwas untypisch und erzählt ihm von der Trauerarbeit die er jetzt leisten will, die ist damit unzufireden und er wirft es ihr vor und dann geht es mit vielen Tiermethphern und noch mehr Träumen durch seine Lebensgeschichte und das Aufbruchsdeutschland der Neunzehnhundertsechzigerjahre, interessant, daß Eva Sichelschmidt und Stefanie Grengg etwas Ähnliches in ihren letzten Büchern versucht haben. Der Vater, ein Organist, Komponist und Geiger soll auf der Visitenkarte stehen, die ihm der Sohn viel später zu einem seiner Geburtstage schenkt, war ein Sammler und hat sein Leben akribisch in vier Tagebüchern aufgeschrieben, so daß der Sohn sehr viel zu ordnen und zu sichten hat.

Die Mutter aus dem heutigen Polen kommend, hat dagegen viel weniger hinterlassen und der Sohn macht sich nun daran, die Familiengehemnisse zu ergründen, was zwangsläufig zu der Frage führt, ob ein Schriftsteller das überhaupt kann und wieder interessant, die Art und Weise, wie Frank Witzel, das beschreibt und überlegt, ob man ein Buch über die Eltern mit einem Traum von einem Rhinozerus beginnen und mit einem erhängten Eichhörchen enden lassen kann und das hat sich auch nicht genau an dem Tag erhängt, wie es der Schriftsteller in seinem Buch beschreibt.

“Darf man das?”, fragt Frank Witzel und fügt hinzu, daß es der Leser ohnehin nicht merken würde und ich füge einige Rezensionen an, die sich darüber empörten, daß Witzel sie mit seinem Buch mit seiner Vergangheit belästigt, was sie nicht interessieren würde.

Es geht auch um die Frage oder die Selbstzweifel, ob Witzel jetzt ein guter Schriftsteller ist und für den Vater war es, wie schon geschrieben, daß seine große Karriere nicht klappte, später wurde er dement, kam mit der Mutter in ein Seniorenheit und Witzel geht Kapitel für Kapitel, die Stationen seines Lebens anhand der Aufzeichnungen und der Bücher, die er gelesen hat, durch.

Er hat einen jüngeren Bruder, als der geboren wurde, gab es eine Katze, die Mutter gab sie weg, weil es Geschichten gibt, daß sich Katzen auf Säuglinge legen und diese dadurch ersticken. Später fand Witzel eine tote Katze auf der Straße. Im mütterlichen Nachlaß gab es das berühmte Buch “Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind”, das ich auch im Nachlaß meiner Mutter oder schon früher fand. Meine Mutter hatte, da meine Schwester1942 geborene noch das Originale, später hieß es dann “Die Mutter” und das berüchtigte “deutsche” wurde weggelassen. Ein solches hatte Witzels Mutter für ihre in den Fünfzigerjahren geborenen Kinder, der Vater hatte ein Buch wo den Jungen damals die Sexualität schlecht erklärt wurde und Witzel, der intellektuelle hat gelesen und gelesen und zieht seine Lektüre nun in seinem dritten Roman über die Vergangenheitsbewältigung, der zweite ist mir entgangen, ein.

Da ist einmal das “Kind” von Thomas Bernhard, dann Ingeborg Bachmanns Kriegstagebücher, Adorno war schon früher dran, Imre Kertesz kommt vor und und alles was einem so in den letzten Jahrzehnten durch die Hände kam und in seine Erinnerungen einbeziehen kann.

Ist das Thema ja sehr interessant, so daß es nicht nur Witzel, sondern wie erwähnt auch andere Autoren beschäftigt, die darüber schreiben und die Vergangenheit erobern wollen, was natürlich wie Witzel es in seinem Titel benennt, ein Scheitern bleibt und die Innigkeit beschreibt die Gefühle, die, was ich interessant fand, auch durchaus ein Intellektueller haben kann, auch wenn er sich mit Philosophen statt, wie es Melitta Breznik tat, mit dem Bluthockdruck, den Stützstrümpfen und den Fieberkurven beschäftigt.

Mir hat das Buch trotz seiner manchmal etwas kompliziertheit und seiner Distanz mit der es wohl geschrieben ist, glaube ich, fast besser gefallen, als “Der manisch depressive Teenager im Sommer 1969”, obwohl das Thema und die Herangehensweise durchaus nichts so neu ist.

Witzel ist das, glaube ich, doch gelungen, obwohl das Buch, wie ebenfalls schon beschrieben in der Buchpreisliste, im Gegensatz zu 2015 ziemlich unbemerkt geblieben ist, jetzt bin ich trotzdem fast mit der Liste durch und bevor ich zum heurigen Siegerbuch und meinem letzten “Buchpreisbuch” komme, gehe ich zur österreichischen Liste, denn da habe ich ja noch sehr viel hinunterzulesen und bin gespannt, wie das jetzt mit der Preisverleihung am neunten November wird, da es da ja dann schon das Ausgangsverbot ab acht Uhr gibt, da wird es dann wahrscheinlich keinen Livestream geben, den Namen wird man aber wohl schon erfahren.